1985 - Die Arktis und Manitoba

    • Offizieller Beitrag

    Machen wir direkt weiter. Zuerst die Karte unserer Rundtour ab Winnipeg.



    6. Tag - Do. 10.10.85


    Wir haben eine sehr kalte Nacht. Erste Aufgabe morgens ist das Freimachen des Campers. Sodann wird ausgiebig geduscht und gefrühstückt.


    In Winnipeg erwerben wir den deutschsprachigen "Kanada-Kurier" und "Die Zeit" im News Shop in der Portage Ave.


    Nach der Erkundigung über die Wetterverhältnisse fahren wir Richtung Norden.



    Unterwegs sehen wir eine eindrucksvolle Schneelandschaft und fahren an Gimli vorbei. Nicht umsonst ist Gimli die größte isländische Ortschaft außerhalb Islands.
    Die Siedler haben nach einem Ausbruch des Vulkans Hecla auf Island Haus und Hof verloren und sich hier am Lake Winnipeg angesiedelt.
    Das Gebiet von Gimli bis zum Lake Winnipeg nannten sie "Republik Neu Island" und es war lange Jahre eine Enklave in Kanada.



    Wir kommen zum


    Hecla Provincial Park,


    einer bewaldeten Inselgruppe im gewaltigen Lake Winnipeg, einem riesigen Binnenmeer, und bestaunen die sehr waldreiche und großartige Landschaft.
    Darauf sind wir im Prärie- und Weizenstaat Manitoba nicht gefasst.


    Der Park ist nach der größten Insel, Hecla, benannt.
    Seltene Nashorn-Pelikane sind hier zuhause, aber auch abertausende andere Vögel, außerdem Rotwild, Elche, Biber und Wölfe.
    Der auf einem Kalksteingrund liegende "See" ist 450 km lang und 110 km breit. Der Bodensee paßt 30 Mal hinein.



    Hier gibt es wunderschöne Sandstrände, aber leider keine Möglichkeit der Stromversorgung.
    Darum fahren wir weiter nach Riverton, denn wir wollen nicht schon wieder kalt schlafen.
    Nach einem guten Essen genehmigen wir uns im Pub der Stadt noch ein bis fünf Bier.


    In der Nähe von Riverton wird gecampt.

    • Offizieller Beitrag


    Danke, Jörg.
    Und das ist wirklich unvergesslich gewesen.
    Selbst heute denke ich immer wieder an diesen Ausflug in nördliche Gefilde
    und bin froh, das ich das damals gemacht habe.

  • Zitat

    Original von Yukon1


    Danke, Jörg.
    Und das ist wirklich unvergesslich gewesen.
    Selbst heute denke ich immer wieder an diesen Ausflug in nördliche Gefilde
    und bin froh, das ich das damals gemacht habe.


    Das kann ich mir gut vorstellen!


    Eine Nord-Tour steht bei mir 2010 auf dem Programm. Mit der MS Bremen durch die Eisberge.



    Joe

    • Offizieller Beitrag

    7. Tag - Fr. 11.10.85


    Heute geht die Fahrt durch trostlose Landschaft und über den Lake Manitoba nach Dauphin.



    Ukrainische Einwanderer besiedelten um 1890 das landwirtschaftliche Gebiet um Dauphin.


    Wir erkunden die Stadt und machen einen Bankbesuch, damit wir wieder Bargeld haben.
    Angenehm überrascht sind wir über das positive Stadtbild. Es macht auf uns einen guten Eindruck.


    Auf einem Campingplatz treffen wir einen Kambodschaner, der hier arbeitet und nur spazieren geht. Er verhilft uns zu einer heiß ersehnten warmen Dusche in seinem Haus. Hier auf dem CG ist die Dusche wg. der Temperaturen abgestellt.
    Bei dieser Gelegenheit stellt er uns seine Familie vor und wir trinken mit Ihnen Kaffee.
    Wir wollen uns später erkenntlich zeigen und den Kindern die Spardose auffüllen, aber das wäre einer Beleidigung gleichgekommen, wie er uns zu verstehen gibt.


    Abends besuchen wir eine für hiesige Verhältnisse gute Disco, in der allerdings auch Stühle fliegen.


    Durch elektrischen Anschluß wird die Nacht gut überstanden.

    • Offizieller Beitrag

    Fahren wir doch direkt weiter.



    8. Tag - ST. 12.10.85


    Die Fahrt führt uns von Dauphin zum 1929 gegründeten


    Riding Mountain National Park.


    Er liegt 250 km westlich von Winnipeg und ist 3.000 qkm groß, hat also die Größe des Saarlands. Er ist umgeben von landwirtschaftlicher Nutzfläche, ist aber selbst eine Wildnis.




    Der Wildpark liegt an der Übergangszone zwischen Kanadischem Schild und Prärie, den Great Plaints, und ist ein nicht sonderlich aufregendes, hügeliges Plateau mit dichtem Waldbestand. Ein dichter Bestand an Laub- und Nadelbäumen bietet vielen Tieren den perfekten Lebensraum.



    Der "Berg" hebt sich unvermittelt 436 m über das ihn umgebende Ackerland ab.


    Bald darauf sichten wir einen Kojoten, der keinerlei Scheu zeigt.
    Der Kojote, der kleine Bruder des Wolfes, überquert unsere Straße und will selbst näherkommen. Da dies für Kojoten sehr ungewöhnlich ist, ziehen wir uns zurück.



    Nur wenn’s um Beute geht, dulden Kojoten niemanden in ihrer Nähe und werden aggressiv. Vielleicht ist dieser Einzelgänger hier auf Beutezug.


    Abends schauen wir beim "Oktoberfest" in Elkhorn rein, es ist aber nichts für uns. Wir treffen hier bayerische Jungs von der Bundeswehr aus Shilo, die einen Wochenend-Trip machen.


    Wir sind wieder früh auf dem Campground von Wasagaming.
    Hier ist der Mittelpunkt des Parks und im Sommer verwandelt sich das Städtchen in ein Touristenzentrum.


    Die Temperatur tagsüber ist bei ca. 8 Grad, nachts bei 0 Grad.

  • Brrr, irgendwie fröstelt mich beim Lesen


    Das ist so ganz anders, die Landschaft, das Wetter, ist wirklich interessant zu lesen.


    Wir waren mal mit dem Wohnmobil am Nordkap bei 6°C ohne Heizung, das hat mir gereicht


    Gruß


    Sandra

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    6 Grad ohne Heizung - das kann ich nachempfinden und wäre mir auch zu kalt.


    Aber mit Heizung ist es ok.=)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von schneeweiss
    Toni, habe gerade Deinen Bericht gelesen. Wirklich tolle Bilder. Aber auch mir fröstelt es bei den Bildern. Ich fühle mich doch bei 40° wesentlich wohler :MG:


    Klar ist es kalt, aber 40 Grad ist auch etwas zu heiss.:MG:

    • Offizieller Beitrag

    9. Tag - So. 13.10.85


    Ein ungewöhnliches "Abseifen" eröffnet den heutigen Tag.
    Im Herren-WC werden Töpfe voll warmem Wasser über den Kopf und den Körper gekippt, denn die Dusche ist wegen der Kälte abgestellt worden.
    Es gibt nur ein Becken mit getrennten Hähnen für heißes und kaltes Wasser.
    Die Haare werden unter dem Handtrockner an der Wand gefönt.


    Dann geht's zum Moon Lake, den wir in einer 4-stündigen Wanderung durch Schnee und Morast umrunden.
    Leider werden am heutigen Tag keine Tiere gesichtet. Wir bekommen aber nasse Füße, trotz Moonboots, und schwache Kniekehlen. Durch den tiefen Schnee ist das Gehen sehr anstrengend.


    Es soll hier auch die größten Schwarzbären von ganz Amerika geben, und es gibt viele davon.
    Außer den Fußabdrücken eines großen Bären ist aber nichts Spannendes zu sehen.
    Die Fußstapfen des riesigen Bären begleiten uns eine Zeit lang (da ist's wirklich spannend).
    Wir können unsere beiden Moonboot-Füße in seinen Abdruck im Schnee stellen, ohne den Rand zu berühren.
    Wir sehen uns laufend um, aber das "Tierchen" ist nicht zu sehen. Puh !


    Übrigens war früher im Park ein Kriegsgefangenenlager, wo deutsche Soldaten untergebracht waren. Heute ist nichts mehr davon zu sehen.


    Am Abend gehen wir früh zu Bett.



    10. Tag - Mo. 14.10.85


    Überraschung am nächsten Morgen: Neuschnee.
    Nichts desto trotz haben wir ein ausgiebiges Frühstück.
    Uns bringt kaum noch etwas aus der Ruhe.


    Und dann haben wir wie tags zuvor unsere improvisierte Dusche. Wir haben langsam Übung und es macht auch Spaß.


    Nachdem wir wieder alles verstaut haben, brechen wir zum Lake Audy auf, an dem ein Bison-Wildreservat, das Buffalo Paddock, liegt.



    Es ist ein voller Erfolg: schon bei der Einfahrt in das große Gehege sichten wir eine Bisonherde, etwa 25 "Mann" stark.




    Die majestätischen Urtiere hinterlassen bei uns einen nachhaltigen Eindruck.



    Sodann durchqueren wir den Park in Richtung Süden und fahren durch nichtssagendes Waldgebiet.


    Unser Ziel ist Brandon und wir fahren einen Campground in der Nähe der Stadt an, den Kiche Manitou Campground.


    Für heute Abend ist eine Erkundung der City vorgesehen, aber es ist leider nichts los.
    Den Abend verbringen wir also im Camper und nehmen uns Zeit, um Grüsse
    an unsere Freunde und Angehörigen zu schreiben.


    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von schneeweiss
    Alleine durch die Wildnis mit Spuren von Schwarzbären als Begleitung :EEK: War euch da nicht auch ein bisschen mulmig?


    Das kannst Du singen.:MG:
    Und nicht nur ein bisschen.


    Wir hatten kaum noch Augen für die Landschaft, sondern haben nur noch
    auf Geräuche gehört und die ferne Gegend beäugt.

    • Offizieller Beitrag

    11. Tag - Di. 15.10.85


    Die Fahrt geht weiter durch den


    Spruce Wood Provincial Park.


    Der Park umfaßt ein großes Waldareal mit einem Badesee. Hier gibt es feinsandige hohe Wanderdünen, die Bald Headed Hills.


    Wir spazieren etwas durch das Areal und fahren dann nach Shilo, wo die deutsche Bundeswehr ihre Schießübungen abhält.
    Auch Willi N., ein Andernacher Freund, war hier eine Weile stationiert.
    Wir können die Panzer bei der Übung beobachten und sogar filmen, was sicher nicht erlaubt ist.


    Dann geht's wieder zurück nach Brandon.
    Nach einem "feudalen" Essen im Pizza-Hut gehen wir abends in einen 3.klassigen Striptease-Pub, wo zwei 4.klassige, "gut" gebaute Stripperinnen ihre sogenannte Show abziehen.
    Ein Besuch in der örtlichen Disco rundet das ganze ab.


    Die Temperatur ist noch immer um die 0 Grad.
    Wir übernachten wieder auf dem Kiche Manitou Campground.



    12. Tag - Mi. 16.10.85


    In dieser Jahreszeit ist hier leider keine interessante Gegend.
    Also wollen wir einige Tage die Umgebung von Winnipeg erkunden und, wenn möglich, früher nach Toronto fliegen.


    Über die "Bundeswehrstadt" Shilo fahren wir nach Winnipeg zurück und der Tag ist mit der Fahrt Brandon - Winnipeg "erledigt".



    Abends entspannen wir uns in Winnipeg in "Elboe's Bar" im Holiday Inn.


    Gecampt wird am Rande der Stadt auf dem "Big Bend Campground".




    13. Tag - Do. 17.10.85


    Wir besuchen heute die "deutsche" Mennoniten-Stadt Steinbach, östlich von Winnipeg. Die Stadt mit 8.000 Einwohnern macht auf uns keinen besonders guten Ausdruck. Sie wirkt irgendwie komisch.



    Zurück in Winnipeg wird ein kleiner Bummel durch die Stadt unternommen. Langsam fühlen wir uns hier wohl.
    Winnipeg ist die Hauptstadt von Manitoba und hat 560.000 Einwohner. Das ist die Hälfte der gesamten Bevölkerung der Provinz.
    Der indianische Name bedeutet "Stinkendes Wasser", denn die Stadt liegt am Zusammenfluß des Assiniboine und des Red River und anscheinend roch es früher hier überhaupt nicht so gut.
    Sie liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Ost- und Westküste, inmitten der Kornkammer, dem Brotkorb Kanadas.


    Ein Besuch bei Air Canada ergibt: Ein vorgezogener Flug nach Toronto wird fallen gelassen, da die Umbuchung Can. $ 100,-- pro Person kostet plus Hotel, denn den Camper hätten wir ja in Toronto nicht mehr gehabt.


    Mit der Heimat wird ein kurzer Kontakt aufgenommen - dort ist alles o.k.


    Der Abend wird auf dem Campingplatz verbracht.


    Auf einem nahen Feld sind tausende von Schneegänsen niedergegangen, um auf ihrer Reise in den warmen Süden auszuruhen. Es ist ein großartiges Schauspiel.
    Wir klatschen in die Hände und sie erheben sich kurz. Es ist ein spektakulärer Anblick.

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