1985 - Die Arktis und Manitoba

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    Na, dann geht's mal los.




    1. Tag - ST. 05.10.85


    Abflug von Frankfurt am Main ist um 11:45 Uhr MEZ mit Air Canada.
    Nach einer Zwischenlandung in Toronto kommen wir in Winnipeg/Manitoba, Kanada um 19:00 Uhr Local Time = 1:00 Uhr nächster Tag in BRD an.


    Übernachtet wird im "Holiday Inn Downtown", wohin wir mit dem Taxi fahren.
    Übrigens traf ich Peter im letzten Jahr im Senegal und er hat sich spontan entschlossen, mich hierhin zu begleiten.


    Wir essen etwas in einem nahen Restaurant, dann entspannen wir uns im Whirlpool des Hotels.
    Nach einem kurzen Besuch der hauseigenen Disco und Rambo II im TV gehen wir zu Bett.



    2. Tag - So. 06.10.85


    Nach spätem Aufstehen machen wir bei ca. 6 Grad C. zuerst einen kurzen Stadtbummel.
    Den Sonntag in Winnipeg kann man vergessen. Hier ist wirklich nichts Aufregendes zu sehen. Sonntags ist in ganz Manitoba "tote Hose", wie man uns erzählt.


    Am Abend gehen wir zum Bahnhof der CN-Eisenbahn-Gesellschaft.
    Wir fahren mit der Eisenbahn zum 1.500 km entfernten Churchill an der Hudson Bay. Unser Ziel ist die Arktis.



    Abfahrt ist um 18:30 Uhr. Die Fahrt dauert 36 Stunden.


    Wir machen uns mit dem Schlafabteil vertraut und richten es uns gemütlich ein. Gegessen wird im Zugrestaurant.
    Um 21:00 Uhr geht es ab in die Koje, denn wir haben die Zeitverschiebung noch in den Knochen.

  • Zitat

    Original von Yukon1


    Nach einem kurzen Besuch der hauseigenen Disco und Rambo II im TV gehen wir zu Bett.


    Sorry, aber bei der Erwähnung der Disco mußte ich nochmal auf das Jahr schauen :gg:


    Das ist ja cool, ihr habt Euch im Senegal kennengelernt und dann gleich einen ganzen Urlaub miteinander verbracht. Riskant :EEK:


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    Ja, wir hatten in der Hotelanlage jeder 1/2 Doppelzimmer gebucht
    und kamen so zusammen.


    Peter wohnte damals in Leuwen in Belgien und ich habe ihn danach
    noch einige Male besucht, sodass das Risiko begrenzt war.=)

  • Zitat

    Original von Yukon1
    Ja, wir hatten in der Hotelanlage jeder 1/2 Doppelzimmer gebucht
    und kamen so zusammen.


    Peter wohnte damals in Leuwen in Belgien und ich habe ihn danach
    noch einige Male besucht, sodass das Risiko begrenzt war.=)


    Habt Ihr noch Kontakt?


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    Klaro.


    Er wohnt jetzt seit Jahren in Berlin und wir besuchen uns ab und zu.


    Bis vor zwei Jahren hatte ich meine Aussendiensttouren auch im Osten
    und da habe ich alle zwei Monate in Berlin Station gemacht.


    Natürlich ist er auch 1 x im Jahr in Andernach, wenn es seine Zeit
    erlaubt und er in der Nähe ist.

  • Zitat

    Original von Yukon1
    Klaro.


    Er wohnt jetzt seit Jahren in Berlin und wir besuchen uns ab und zu.


    Bis vor zwei Jahren hatte ich meine Aussendiensttouren auch im Osten
    und da habe ich alle zwei Monate in Berlin Station gemacht.


    Das finde ich schön =)


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    3. Tag - Mo. 07.10.85


    Um 8:00 Uhr stehen wir auf.




    Ein gutes Frühstück im Zug, und der Tag kann beginnen.



    Wir haben Aufenthalte in The Pas und Thompson. Das sind typische nordische Städte mit Holzhäusern und Schotterstraßen.
    In The Pas haben wir den ersten Schnee.



    Ab Thompson gibt es Richtung Norden keine Wege und Strassen mehr.
    Ein Bummel durch diese Städte bringt aber keine große Euphorie.



    Wir treffen im Zug ein älteres Ehepaar aus Ohio und haben eine gute Unterhaltung mit den beiden. Sie haben eine Tochter in Deutschland, die wir bei unserer Rückkehr grüßen sollen (und haben).



    Vom Grasland kommen wir jetzt in die dichten Wälder des Nordens. Die Landschaft ist jedoch sehr eintönig: nur Wald und keine Aussicht.
    Daher sind wir froh, daß die Zeit einigermaßen schnell vorübergeht.



    Die zweite Nacht im Zug geht schnell um.

    • Offizieller Beitrag

    4. Tag - Di. 08.10.85 (Thanksgiving Day)


    Um 6:00 Uhr ist für uns die Nacht zu Ende, da wir um 7:30 Uhr in Churchill ankommen.
    Es ist sehr kalt, ca. -10 Grad C.
    Mir geht es noch ganz gut, aber Peter hat seinen Parker zuhause vergessen und er "friert sich einen ab".
    Churchill liegt im Nordosten von Kanada am Westufer der Hudson Bay und wirkt auf den ersten Blick wie jede andere nordkanadische Kleinstadt. Das "Kaff" ist auf jeder Weltkarte und jedem Globus zu finden, hat aber nur 1.100 Einwohner. Keine Straße führt hier hin.



    Wir quartieren uns im vorbestellten Zimmer des "Churchill Motel & Hotel" ein. Auf dem Weg dorthin pfeift uns ein kalter Wind um die Ohren, denn Taxis gibt es hier nicht. Und auch kein Shuttle Service.
    Nur kurz sehen wir uns in der Stadt um, die meist Eskimos und Indianer beheimatet. Die wenigen Weißen haben die Geschäfte und die Hotels.



    Bereits um 9:00 Uhr beginnt die Polar Bear Tour mit Al Chartier von "Churchill Wilderness Encounter". Aus diesem Anlaß sind wir schließlich hierhin gekommen, denn Churchill nennt sich die "Eisbären-Hauptstadt der Welt". Ab Oktober ist hier "der Bär los".


    Mit einer Art Ford Transit fahren wir in die Wildnis und holpern über den kargen Boden.
    Die Tundra ist landschaftlich sehr langweilig, denn das sehr flache Land bietet keine Abwechslung. Man verliert als Außenstehender sofort die Orientierung, weil hier alles gleich aussieht. Man käme nur mit dem Kompaß weiter.
    Die eisigen Nordstürme sind so stark, daß bei den Bäumen nur die Äste im Windschatten überleben. Auf der Windseite gibt es keine Äste mehr. Die gebliebenen Äste weisen den Weg nach Süden.
    Obwohl sie mehrere hundert Jahre alt sind, werden sie nur wenige Meter hoch und sind kaum größer als unsere Weihnachtsbäume.



    Churchill ist der letzte große Außenposten der Zivilisation an der Hudson Bay.
    Im Jahre 1717 gründeten englische Pelzjäger der Hudson's Bay Company mit einem Fort den Grundstein für die Ortschaft. Später entstand nach der Verlegung der Eisenbahntrasse aus dem fernen Winnipeg Kanada's nördlichster Getreidehafen. Dann kam das Militär und errichtete seinen Stützpunkt, einen großen Flugplatz und eine Radarstation.
    Damit waren die Eisbären endgültig nicht mehr allein.


    Wenn das Eis im Sommer schmilzt, gehen die Eisbären an Land und ziehen elegant durch das eisige Wasser Richtung Süden. Churchill ist auf dieser Wanderroute der Tiere erbaut worden.
    Seit dieser Zeit knurrt ihnen der Magen, doch sie müssen warten, warten auf das Eis in der Hudson Bay.
    Im Herbst sammeln sie sich rund um Churchill und warten auf das neue Eis. Bei der ersten Eisscholle springen sie ins Wasser und schwimmen mit den Schollen gen Norden.



    Mittags machen wir Picknick an einer verlassenen Hütte. Al geht zuerst hinein, um unliebsamem Besuch vorzubeugen. Er weist uns an, in der Nähe zu bleiben, aber auch ohne diese Anordnung wäre keiner von uns weiter weggegangen. Bereits nach 20 m Entfernung vom Auto bekommen wir ein mulmiges Gefühl, denn das Unterholz ist unübersichtlich.
    Darum hat Al auch immer eine Pistole und ein Jagdgewehr griffbereit.



    Nach etwa drei Stunden haben wir Erfolg: Wir treffen auf den ersten Eisbären!
    Die Eskimos nennen ihn respektvoll "Nannuk - Der große Weiße".
    Erst ist er nur in großer Entfernung zu sehen, aber die Neugierde treibt das unberechenbare Tier zu uns.



    GREAT! Die Tour hat sich also gelohnt.



    Ein ausgewachsener Polarbär ist schon ein riesiger Brocken. Er erreicht eine Höhe von ca. 3,50 m und wird bis zu 700 kg schwer.



    Auf glattem Untergrund kann er bis zu 50 km/h schnell laufen, denn die rauhen Sohlen der Tatzen geben einen guten Halt auf dem Eis und wirken wie Sandpapier.



    Der "Ursus Maritimus" richtet sich auf und legt seine Pranken auf das Dach des Wagens. Man könnte sagen: "Hier steppt der Bär!"



    Wir können aus kürzester Distanz ins Gesicht des "Königs der Arktis" sehen und den heißen Atem des weißen Tieres spüren.



    Es ist ein unvergessliches Erlebnis, denn hier ist kein Zoo, sondern die freie Wildbahn. Wir haben einen Riesenrespekt vor ihm.
    Dann hat er genug von uns und trollt sich wieder.



    Später sehen wir noch zwei dieser Tiere, aber in größerer Entfernung.
    Das Ende der Tour ist gegen 16:00 Uhr.


    In der Stadt kommt uns ein Eskimo auf einem Vierrad-Moped, einem Quad, im T-Shirt froh gelaunt entgegen. Kälte scheint ihm anscheinend erst ab ca. minus 20 Grad etwas auszumachen.



    Churchill hat ein sehr gutes Museum, wo Kunst und Handwerk der Inuit, der Menschen, wie sie selbst sich nennen, zu besichtigen sind. Der Name Eskimo bedeutet "Rohfleischfresser", und den hören sie verständlicherweise nicht so gerne. Man nennt sie besser Inuit.
    Dort sind ausgestopfte arktische Tiere, wie Seelöwen, Moschusochsen und natürlich Eisbären zu bestaunen.



    Außerdem sind eine vollständige Kollektion von Kajaks, Schnitzereien in Holz, Gehörn und Walroßbein, sowie Eskimokleidung ausgestellt.
    Gemälde zeigen den Alltag der Inuit.


    Abends essen wir guten Fisch rustikal im Restaurant "Trader's Table" am Kaminfeuer.


    Abschließend trinken wir in der Armee-Kantine "einen bis acht".
    Man kommt nur mit einem Offizier hinein, denn nur Club-Mitglieder haben Zutritt. Oder man wird von einem solchen mitgenommen, wie wir. Unentschlossen stehen wir vor der Tür. Und werden angesprochen: "Would you like to drink a beer?"
    Und ob wir wollen. Da zeigt er am Eingang seinen Ausweis und wir gehen mit ihm hinein.


    Gegen Mitternacht geht's ins Bett.

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    Hautnah war's Gottseidank nicht, Sandra.
    Man könnte sagen atemnah. Das reichte aber auch schon.:MG:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von rehsde
    Wow ein Eisbär am kalten Polar, oder wie heisst das im NDW-Hit?


    Auf jeden Fall ein tolles Erlebnis :!!


    Was Du alles so weisst, sogar was von der Neuen Deutschen Welle.
    Für alle Nichtwissenden (aus Guuuugel):


    "Holger und der Eisbär
    Schreibt doch mal was über den "Eisbären"-Song, der jetzt von Holger Klein zusammen mit Knorkator zu hören ist!


    Das Lied vom "Eisbär am kalten Polar" ist ein Oldie mit diversen neuen Anstrichen. Urheber des Titels ist die Formation Grauzone, die "Eisbär" 1981 als Single auf den Markt bringt. An diesen Erfolg kann die Schweizer Band nie wieder anschließen.
    1983 löst sich Grauzone auf, nur Mastermind Stephan Eicher bleibt als Musiker weiterhin erfolgreich.


    Erst 1998 wird der "Eisbär" von dem belgischen DJ Fred de Backer aus seinem Winterschlaf geweckt. Fred kleidet den NDW-Klassiker in ein zeitgemäßes Technogewand und landet einen Club-Hit.
    Fünf Jahre später wird der Grauzone-Song mit der durchdringenden Stimme von Holger Klein wieder zum Hit."

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von zzteq
    Klasse Bilder, super Erlebnis. Ich habe zwar auch schon mehrere Bären - auch von sehr nahe - gesehen, aber sowas wäre das Sahnehäubchen!!! :!!


    Gruss
    Uwe


    Ja, das war wirklich der Hammer, Uwe.
    Ich sehe ihn heute noch vor mir.:!!


    Kennst Du den Film Grizzly Man von Werner Herzog ??
    Er handelt vom Leben und Tod von Timothy Treadwell,
    der von einem Bären getötet wurde. Grosse Klasse.

  • Zitat

    Original von Yukon1
    Was Du alles so weisst, sogar was von der Neuen Deutschen Welle.


    Die NDW-Zeit Anfang der 80er war meine Partyzeit, wo ich bei Fachschaftsfeten teilweise sogar als DJ aufgetreten bin.


    Daher mag ich die Musik noch heute - und sind bei unseren Feten heute immer noch die großen Hits, wo alle mitsingen können.

  • Zitat

    Original von rehsde


    Die NDW-Zeit Anfang der 80er war meine Partyzeit, wo ich bei Fachschaftsfeten teilweise sogar als DJ aufgetreten bin.


    Daher mag ich die Musik noch heute - und sind bei unseren Feten heute immer noch die großen Hits, wo alle mitsingen können.


    NDW war voll meine Zeit, ich hör die Lieder heute noch gern


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    5. Tag - Mi. 09.10.85


    Morgens, nach einem guten Frühstück, bummeln wir nochmal durch die sogenannte "Stadt".
    Am brausenden Meer können sich zwischen den Felsbrocken Eisbären verstecken und unsichtbar herum liegen.



    Seit 1973 sind die Eisbären unter internationalem Schutz und dürfen nicht getötet werden.
    Über die Anwesenheit der Polarbären sind die Einwohner von Churchill zwar nicht glücklich, aber man hat sich an die Präsenz des großen Raubtieres gewöhnt. Wie bei uns schaut man nach links und rechts, wenn man aus dem Haus geht. Könnte ja ein Bär kommen!
    Eine Bärenpatrouille stellt Schilder zu ihrem und unserem Schutz auf. Und das ist auch gut so.


    In der "Arctic Trading Post", dem arktischen Souvenirladen, wird fast alles angeboten, von der Pelzmütze über Bücher bis zum Bärenfell. Aber alles ist sehr teuer, daher kaufen wir nichts.


    Nachmittags beenden wir unseren Arktis-Aufenthalt und fliegen zurück nach Winnipeg.
    In Gillem wird zwischengelandet und wir landen in Winnipeg um 18:00 Uhr.


    Eine Überraschung erwartet uns: nach einem Blizzard, einem Schneesturm, sind 10 cm Neuschnee in Süd-Manitoba gefallen.
    Wir übernehmen am Flughafen einen Camper, einen Van Convertion, und dann geht's los.


    Zuerst füllen wir im Supermarkt die Lebensmittel auf und gehen zu einem "delikaten" Abendessen zu McD., dem etwas anderen Restaurant.
    Dann fahren wir aus der Stadt hinaus und übernachten auf einem KOA-Campground, der sehr teuer ist.
    Wir fahren leider mit dem Camper im Schnee fest und haben bei minus 3 Grad mangels Steckdose in Reichweite keine Heizung.

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