Desert, Rocks & Ghost Towns


  • Joe hat mir die Vorzüge eines netten Programmes gezeigt =)
    Alle meine Bilder von den Trona Pinnacles wirkten aufgrund des Lichts unscharf. Klar, man verwackelt mal ein Bild - aber nicht 50 hintereinander.
    Und die Bilder, die morgen dran sind, die hatten alle nen totalen Blaustich. Den hab ich auch entfernt.


    Warum labere ich so viel ?( Guck doch einfach hier :MG:

  • Dienstag, 2. Mai 2006


    Wie immer, wenn ich von alleine aufwache - und das tat ich gegen 5.45 Uhr - war ich gleich topfit. Badezimmer, kurz noch mal E-Mails checken, Auto einräumen und um 7 Uhr STß ich beim Frühstück – wieder bei Jeff. Diesmal nicht aus Bequemlichkeit nichts anderes zu suchen, sondern einfach weil es nix anderes im Ort gab.


    Genau daneben war eine kleine Kfz-Werkstatt. Die steuerte ich als nächstes an. Die beiden Herren dort meinten auch, dass ich mit dem Reifen auf jeden Fall noch weiterfahren kann. OK - dann verdienen se halt nix an mir.


    Noch fix in Big Pine ins Visitor Center gerannt, vielleicht gab´s ja zu den Ancient Bristlecone Pine Forest was Neues. Leider nicht: Noch immer vier Meilen vor Schulman Grove gesperrt. OK, dann verschieben wir das halt auf später.


    Um 8 Uhr fuhr ich in Big Pine los. Die 395 ist wirklich eine sehr reizvolle Strecke und das sage ausgerechnet ich, die graue Berge mit schneebedeckten Gipfeln eigentlich gar nicht leiden kann. In Colorado war ich deshalb vor 2 Jahren regelrecht auf der Flucht. Aber hier stört es mich komischerweise nicht.


    Ich kam durch Bishop und war ganz bezaubert von diesem netten kleinen Städtchen. Wenn ich mal wieder hier in der Gegend sein sollte, dann wird dort übernachtet. Die Fassaden der Häuser entlang der 395 sind einfach zu schön - so richtig nett im Wild West Design ohne aber übertrieben kitschig zu wirken. Vielleicht liegt das auch daran, dass eben alle dieses Aussehen haben und es so einfach einheitlich wirkt.


    Hinter Bishop knickt die 395 nach Nord-Osten weg und führt genau auf die Berge zu. Aber der Schnee war noch sehr weit weg und ich hoffte einfach, dass es mit Bodie klappen wird.


    Allerdings stieg die Straße ständig an und es wurde auch immer frischer.


    Kurz hinter Bishop hielt ich an und verschwand erst mal in meiner Umkleidekabine: Dem Rücksitz.
    Das ist äußerst praktisch, denn da ich den Fahrersitz sehr weit vorne habe (sonst komme ich ja nicht an die Pedale ran) ist hinten noch mehr Platz als normal, es ist ein richtiger begehbarer Kleiderschrank und so sah es dort mittlerweile auch aus... (kein Wunder, dass mein Gepäck jeden Tag leichter wurde)
    Das Sonnentop + dünnes Baumwollhemdchen wurde gehen T-Shirt + festes Jeanshemd getauscht.


    Kurz vor Mammoth Lakes ist die Hot Creek Geological Site, in welcher sich der Hot Creek Valley Arch befindet. Ich hatte mir daheim die Beschreibung von Volker ausgedruckt und fand den Arch auf Anhieb.


    Ich war vielleicht stolz! Ohne Umwege, ohne Drehen/Zurückfahren ...



    Der Arch ist wirklich sehr klein aber wenn man Arche eh mag, dann kann man ihn ruhig mitnehmen. Ich knipste also ein paar Bilder vom Arch und einige von der Umgebung und dann ging es zurück auf die 395.


    Nun kam der Schnee aber doch immer näher und bei Mammoth Lakes hatte er mich dann erreicht. Meine Hoffnung für Bodie sank.


    Plötzlich tauchte recht neben der Straße ein türkis-blauer See auf und ich konnte gerade noch rechtzeitig das Lenkrad nach rechts reißen, um abzubiegen: Das war nämlich schon der Mono Lake.


    Ohne überhaupt einen Blick auf die Karte werfen zu müssen, fand ich die South Tufa Preserve. Ich parkte Blazy, legte brav 3 $ in den Umschlag, beschriftete alles und deponierte meinen Teil davon auf dem Armaturenbrett. Dann steckte ich noch 1 $ in so eine große Spardose und nahm mir eine Broschüre.


    Die Tufas erkennt man schon vom Parkplatz und ich begab mich auf kurzen Loop. Die größten Tufa Ansammlungen sind leider nicht im Wasser aber auch auf dem Trockenen sehen sie toll aus.




    Allerdings nicht so toll, wie die, die im Wasser stehen. Eine wundervolle Kombination: das türkisblaue Wasser und die weißen Tufa-Säulen.




    Auf der Jagd nach weiteren Tufas fuhr ich ein paar Dirt Roads in dieser Ecke ab und landete bei den Sand Tufas. Ich war hellauf begeistert von diesen filigranen Skulpturen.



    Alles ist so unheimlich zerbrechlich, dass man fast Angst hat, sich ihnen zu nähern. Sie wirken, als ob sie beim kleinsten Windhauch zerbröseln würden.




    Es gibt zwei Gruppen von Sand Tufas, einen östlichen und einen westlichen. Ich strolchte gute 2 ½ Stunden durch dieses Gebiet und hätte mich dort sicher auch noch länger aufhalten können, aber man läuft ständig in ziemlich tiefem Sand und das wurde mit der Zeit anstrengend.


    Gegen 13.30 Uhr war ich dann in Lee Vinig: An einen Berghang geschmiegt, der Schnee quasi noch hinter dem Haus...
    Mich hätte nicht gewundert, wenn plötzlich das Heidi-Lied gespielt worden wäre. Ich fuhr einmal durch den Ort durch und schaute, wo Motels sind. Spontan entschloss ich mich, meinen ersten Versuch bei Murphy´s Lodging zu machen: 48 $ zzgl. Tax, den Preis fand ich ok und als ich mein Zimmer betrat fand ich ihn sehr ok. Das Zimmer war richtig nett eingerichtet, alles sehr neu, nettes Badezimmer - gefiel mir.


    Dann ging´s aber gleich weiter. Mir ließ Bodie einfach keine Ruhe!


    Ich wollte mich mal selber davon überzeugen: Und tatsächlich, am Anfang von der 270, der Bodie Road, stand ein dickes Closed-Schild mitten auf der Straße.



    Aber ich wollte noch immer nicht aufgeben und fuhr die 7 Meilen bis Bridgeport. Übrigens auch ein furchtbar netter Ort. Auch wieder überall diese schönen Wild-West-Fassaden. Ein Visitor Center fand ich nicht, dafür hatte ich vorm Ortseingang eine Ranger Station entdeckt, also dorthin. Ja und dort erhielt ich die Auskunft, dass ich Bodie natürlich besuchen kann, wenn ich die letzten beiden Meilen laufe.


    Die Bodie Road ist nämlich nicht komplett gesperrt sondern nur das obere Stück (da wo Bodie leider liegt). Und bis dahin darf man auf jeden Fall fahren. Ich machte nur große Augen und fragte, was denn mit dem Schild sei, was ganz unten steht. Oh, das wäre kein Problem, da darf ich ruhig dran vorbei fahren. Ich vergewisserte mich noch mal, dass mich dann aber nicht der Sheriff anhält (die mögen mich nämlich leider irgendwie) und zwitscherte davon.


    Jetzt wollte ich es genau wissen, deshalb fuhr ich bis zum Abzweig, umkurvte elegant das Schild und tuckerte los. Von der #395 sind es 13 Meilen bis Bodie. Lt. Dem Schild, sind die letzten 3 Meilen unpaved. Leider hat Blazy keine Komma-Meilen-Anzeige, so dass ich halt nie genau weiß, wie lang die angezeigte Meile schon ist.


    Kurz danach kam noch mal ein Closed-Schild, auch darum machte ich einen Bogen. Und dann führte die Strecke wie über eine Alm stetig bergauf.



    Der Ausblick auf die umliegenden Berggipfel war grandios. Neben der Straße plätscherte manchmal lustig das Schmelzwasser.



    Nach 10 Meilen wurde die Straße unpaved, war aber trocken und problemlos zu fahren. Ja und dann kam aber ein Closed-Schild über die komplette Breite des Weges. Das war jetzt wirklich Endstation.



    Wegen der Meilen-Anzeige konnte ich jetzt natürlich nicht feststellen, wie weit es noch bis Bodie ist.


    Mal schauen, wie das Wetter morgen aussieht und ob ich es packe. Probieren werde ich es auf jeden Fall.


    Gemütlich fuhr ich zurück nach Lee Vining, hielt natürlich auch pflichtschuldigst an dem Vista Point am Conway Summit, von dem einen schönen Blick über den See hat.


    In Lee Vining räumte ich endlich mal mein Tourbook bissl auf, sortierte ein paar Prospekte zu den einzelnen Stationen ... - halt der ganze Krimskrams, der sich so ansammelt. Dann ging ich gegen 17.30 Uhr ins Nicely's Restaurant zum Abendessen: eine Folienkartoffel und ein Salat. Das Ranch-Dressing war sehr gut.


    Dann machte ich noch einen kleinen Spaziergang auf dem Broadwalk im Mono Lake Country Park, etwas nördlich von Lee Vinig. Die Tufas dort sind aber irgendwie enttäuschend bzw. man kommt halt nicht richtig an sie ran. Interessant war eine Schautafel während des Broadwalks, da wurde nämlich angezeigt, dass das Wasser ursprünglich bis dort hin ging, bevor LA den Mono Lake angezapft hat. Unter diesem Gesichtspunkt waren die Tufas schon wieder sehr interessant, denn damals müssen sie einen traumhaften Anblick geboten haben, als sie noch komplett im Wasser standen. Nun aber standen die meisten zwischen braunen Gräsern und Sträuchern und kommen so gar nicht richtig zu Geltung.



    Um 7 Uhr war ich im Motel. Ab unter die Dusche, dann Bilder überspielen, Akkus laden, Reisebericht schreiben. Ich war total kaputt. Keine Ahnung, einige andere Tage waren um einiges länger. Lag vielleicht an der Bergluft, die machte mich wohl so schläfrig.


    Gegen 21 Uhr huschte ich noch mal vor die Türe (das Motel hatte nur Nichtraucher-Zimmer), in der Zwischenzeit brannte ich meine Sicherungs-CD und dann ging es mit dem Buch ab ins Bett. Ich mümmelte mich in meine Decke ein, denn ich hatte vorher die ganze Zeit das Fenster offen und es war empfindlich frisch. Ich mag die durch Aircondition runter gekühlte Luft nämlich überhaupt nicht, denn die riecht doch immer irgendwie abgestanden und nach diversen Putzmitteln oder Raumspray.


    Bereits um 22.15 Uhr schaltete ich das Licht aus.


    Ich konnte aber trotzdem nicht gleich einschlafen, denn meine Gedanken kreisten darum, ob ich es bis Bodie schaffen würde. Haben alle übertrieben? Ist vielleicht nur noch bissl Matsch da oder ist es wirklich so schlimm, dass die Sperrung erforderlich ist? Auf 30 cm hohen Schnee war ich ja nun wirklich nicht eingestellt. Wander- oder Turnschuhe helfen mir da auch nicht weiter. Zudem war noch immer nicht daran zu denken, ca. 4 Meilen mit einem Schuh zu laufen, der genau über die offene Stelle reibt, die leider noch immer vorhanden war. Wie würde mein morgiges Abenteuer enden?


    Gefahrene Meilen: 190

  • Mittwoch, 3. Mai 2006


    “Good bye God. I´m going to Bodie.”


    Ich musste schmunzeln, als ich beim Frühstück in der Broschüre über Bodie, die ich mir daheim ausgedruckt hatte, eben diesen Satz las, den ein Mädchen sagte, als es sich auf den Weg nach Bodie machte.


    Aber von Anfang an:


    Ich hatte mir das Handy auf 6.30 Uhr gestellt, wachte aber um 6.10 Uhr auf: Kaffee aufsetzen, Badezimmer, das Zeug für den heutigen Tag eingepackt, Zimmer noch um eine Nacht verlängert.


    Um 7.30 Uhr STß ich im Nicely's Restaurant ich beim Frühstück: Einem Bagel mit Cream Cheese.


    Gegen 8 Uhr fuhr ich in Lee Vinig los und erreichte gegen 8.30 Uhr den Ausgangspunkt, also die Stelle, ab der die Straße endgültig gesperrt war. Dieses Mal beobachtete ich den Meilenstand ganz genau, es waren wirklich noch exakt 2 Meilen bis Bodie.


    So weit man von hier aus sehen konnte, war die Dirt Road im gleichen trockenen Zustand wie das Stück, welches ich gerade gefahren war. Ich rieb mich ordentlich mit Sonnencreme ein, packte noch Getränke in den Rucksack und entschied mich erst mal für meine guten alten Cowboystiefel - die sind so eingelaufen, die tragen sich wie Hausschuhe. Meine Turnschuhe bandelte ich zur Vorsicht noch an den Rucksack an. So bepackt machte ich mich dann auf den Weg.


    Die erste dreiviertel Meile war absolut problemlos zu laufen: sanft ansteigend und trockener, fester Staubboden. Dann näherte ich mich der nächsten Kuppe und dort sah es dann schon anders aus und wurde matschig.


    Noch ein Stückchen weiter kamen dann die ersten Stellen, auf denen der Schnee noch auf dem Weg lag. Es wurde mühsamer, denn der Schnee wurde trotz der noch frühen Stunde schon sulzig. Versuchte man am Rand zu laufen, war man innerhalb von ein paar Schritten ein paar Zentimeter größer, weil sich der Matsch sofort an den Schuhen festsetzte. Ab und zu erwischte man aber auch ein paar Stellen, die schon trocken waren.



    Als ich oben auf der Kuppe ankam sah ich Bodie in der Ferne auf dem nächsten Hügel. Der Anblick war schön. Der Anblick des Weges weniger: Dieser führte ab nun bergab und war bis auf ganz wenige Stellen komplett mit Schnee zu. Das war eine deprimierende Aussicht! Dass das Laufen beschwerlich war, hatte ich ja während der letzten Meter gemerkt. Und nun fast nur Schnee.




    In dem Moment ging ich auch davon aus, dann diesen Hügel nach oben zu müssen, da die Bilder, die ich von Bodie gesehen hatte, auch immer die Häuschen zeigten, die irgendwie an den Berg geschmiegt sind.


    Würde ich es schaffen, bis dorthin zu kommen?


    Aber dann siegte mein Kampfgeist: Ich war nicht bis hierher gekommen, um dann aufzugeben. Neuen Mutes stiefelte ich los. Im Schnee waren Bahnen wie von einer Pistenraupe und auf denen ging es anfangs ganz gut. Dann wurde der Schnee aber so weich, dass man trotzdem tief einsank und ich wechselte auf den Rand. Dort war Matsch, aber auch langes Gras und kurze Sträucher, so dass man einen einigermaßen festen Untergrund hatte. So kämpfte ich mich vorwärts.


    Ich kam um die nächste Kurve und sah, dass der Hauptteil von Bodie im Tal lag, ich also nicht unbedingt darauf angewiesen war, den Hang, den ich anfangs gesehen hatte, zu erklimmen.


    Um 9.50 Uhr erreichte ich das Kassenhäuschen, welches natürlich nicht besetzt war. So ein Kasten, in den man das Geld (eigentlich 3 $ pro Person) einwirft, war auch nicht vorhanden. Ich setzte mich erst mal auf die Absperrung, machte eine Zigarettenpause (dort darf man noch rauchen, weiter drin dann nicht mehr - verständlich bei diesen ganzen Gebäuden aus Holz) und genoss den Anblick. Ich hatte es tatsächlich geschafft!



    Durch den doch beschwerlichen Marsch und die Einsamkeit kam ich mir vor, als hätte ich eine Zeitreise gemacht. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt, da endlich einmal nirgends Werbung oder sonstiger moderne Kram zu sehen war. Bodie lag ohne jeden modernen Schnickschnack vor mir.



    Mit neuen Kräften wollte ich mich dann auf Entdeckungs-Tour begeben, stand aber erst mal vor einem Problem: Wie sollte ich nun zu den Häusern kommen? Vor mir eine lange Schneefläche. Ich testete diese und sank bis zu den Knien im Schnee ein. Also wich ich nach rechts aus, da dort kein Schnee, dafür Matsch war. In diesem sank ich dann erst mal knöcheltief ein. Dann rettete ich mich wieder von Grasinsel zu Grasinsel.


    Aber das war eine Sackgasse: Rechts von mir war ein Bach, links von mir ein Bächlein (ich weiß nicht, ob es wirklich eins war oder ob es Schmelzwasser gewesen ist) und genau vor mir die Stelle, an der sich beide vereinen... Da war kein Weiterkommen.


    Also zurück und doch die Schneefläche in Angriff genommen. Ca. 30 Meter stapfte ich knietief durch den Schnee. Aber dann stand ich direkt von den ersten Gebäuden und war begeistert: Einfach eine wunderbare Kulisse! Die alten Gebäude, der Schnee, der strahlend blaue Himmel. Ich konnte es irgendwie gar nicht richtig fassen.




    Ich schaute mich um, wie ich mich am besten weiter vorarbeite und entdeckte zwei Männer, die in meine Richtung kamen. Beim Näherkommen entpuppten sie sich als Ranger. (Stimmt, ich hatte ja gelesen, dass sich in Bodie jeden Tag Ranger aufhalten.) Ich schlingerte und planschte auf sie zu und sie begrüßten mich grinsend, ob ich eine angenehme Wanderung nach Bodie gehabt habe. Ich grinste nur zurück und meinte, dass es auf jeden Fall interessant war. Der eine fragte mich dann, wo ich mein Auto geparkt habe und als ich erwiderte, dass es vor der letzten Absperrung steht, dann war das ok. Dann fiel mir ein, dass ich ja meine Eintrittsgebühr nicht entrichtet hatte und ich fragte, wo man das denn tun soll oder ob ich bei ihnen zahlen kann.


    Die Antwort war “wer den Weg auf sich nimmt, der braucht keinen Eintritt zu zahlen”. Wir unterhielten uns noch ein Weilchen über den Weg und dass es mindestens noch eine Woche dauern wird, bis die Straße wieder komplett offen sein wird. Dann wünschten sie mir viel Spaß und machten sich wieder an die Arbeit, sie kontrollieren die Gebäude und legen wohl auch des Öfteren Hand an, denn sehr viele Gebäude sind mit Balken gestützt.


    Ich knöpfte mir den Ortskern vor, dort wo die Kirche, die Sägemühle und die bekannten Wohnhäuser stehen. Leider kam ich mit meiner ausgedruckten Self-Guided-Tour nicht so richtig voran, da ich diese aufgrund von Schnee und Schlamm nicht einhalten konnte. Teilweise versank ich bis knapp vorm Ende des Stiefelschaftes im Schlamm. In Turn- oder Wanderschuhen wäre der Schlamm längst reingequaddelt. Aber ich besichtigte halt einfach alles so, wie es denn möglich war. Toll war es auf jeden Fall. Ein einmaliges Erlebnis, denn ich hatte die Ghost Town ganz für mich alleine.





    Nicht ganz, denn dann hörte ich hinter mir ein ganz hartnäckiges Miauen und drehte mich um. Eine wunderschöne, kugelrunde, schwarz-weiße Katze kam auf mich zu. Da wir uns gerade an einer trockenen Stelle trafen, legte sie sich hin und rollerte sich im Staub, wobei sie laut schnurrte. Natürlich musste ich sie streicheln uns dann hatte ich für eine Weile Begleitung bei meiner Besichtigung.



    Die Katze – sorry, es war ein Kater – schien sich gut auszukennen, denn er erzählte mir sehr viel, während er vor mir her lief. Nur leider habe ich seine Geschichten nicht verstanden. Ich wunderte mich, wie gepflegt und wohlgenährt er war und er trug auch ein Halsband. Bei der Kirche war ich dann uninteressant geworden, weil ihm ein vorwitziges Hörnchen über den Weg sprang.



    Ich erkundete diesen Teil weiter und machte mich dann auf den Weg zum Südteil von Bodie. Da traf ich einen der Ranger wieder und er meinte, mir würde es wohl sehr gut gefallen, weil ich noch immer da wäre (ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war). Ich bejahte und berichtete, dass ich gerade eine Katze getroffen hätte, die sehr zutraulich war. Daraufhin erzählte er mir, dass dies Willy ist, die Katze von Bodie, die von den Rangern gefüttert und verhätschelt wird. Niedlich!


    Beim Südteil musste ich dann ziemlich schnell aufgeben. Entweder Wasser oder mind. 50 cm hoher Schnee und das war mich dann doch zu anstrengend. Das Gefängnis und einige Häuser sind mir so leider entgangen. Aber wenigstens an die Mine und die entsprechenden Gebäude kam ich noch bissl näher ran.



    Also wieder zurück zur Main Street. Ich hatte zwar die ganze Zeit noch mit dem Friedhof geliebäugelt, verwarf den Plan aber wieder, da dort ringsherum eine geschlossene Schneedecke war.


    Ich setzte mich auf eine Bank vor einem der großen Gebäude und machte eine Pause (ohne Zigarette natürlich). Ich ließ meinen Blick über den Ort streifen und überlegte, wie sich die Menschen dort früher in den Wintermonaten durch den Schnee und Schlamm gekämpft haben müssen. Vor allem wie das wohl die Mädels in ihren langen Kleidern geschafft haben???


    Dann kramte ich mal nach meiner Uhr: wow - ich war schon seit 2 Stunden dort. Die Zeit verging wie im Fluge.


    Da der südliche Teil leider nicht zu erkunden war, machte ich mich langsam auf den Rückweg. Wieder am Kassenhäuschen rauchte ich noch eine Abschiedszigarette und stellte dabei fest, dass mittlerweile ziemliche viele Wolken aufgezogen waren und die Sonne immer wieder längere Zeit weg war. Aha, dann stimmte also der Wetterbericht, den als ich vor zwei Tagen im Internet nachgesehen hatte, da wurde nämlich für dieses Gegend Stürme und Niederschläge gemeldet.


    Dann marschierte ich zurück. Der Rückweg war noch beschwerlicher: der Schnee war noch sulziger, der Matsch durch das neue Tauwasser noch matschiger und die Motivation fehlte halt auch irgendwie. Vor allem der langgezogene Hügel, von dem aus ich vorher den ersten Blick auf Bodie werfen konnte, war ein Kraftakt. Hier allerdings war ich noch mal froh, meine Steifel zu haben, denn so konnte ich die Absätze schön in den Schnee stampfen, was das Gehen irgendwie etwas erleichterte.


    Ich war fast oben und der schlimmste Schnee und Matsch lagen hinter mit, als mir zwei Männer entgegen kamen. Einer davon natürlich in kurzen Hosen... Als wir uns trafen, starrten sie ungläubig auf meine verdreckten Stiefel und Jeans: Bis zu den Knien war ich voller Matsch.


    Ich sah ungläubig auf den mit den kurzen Hosen: Der trug weiße Söckchen und so ne Art Slipper aus Elastikstoff mit Gummisohle... Na dann viel Spaß!


    Sie meinten, wie denn der weitere Weg sei und ich deutete nur auf meine Füße. Als sie noch wissen wollte, ob es sich lohnen würde, konnte ich dies allerdings nur bejahen. Es war großartig.


    Mutig kämpften sie sich weiter und ich mich auch. So langsam wurden die Beine müde, denn es ist einfach viel anstrengender, als wenn man einen trockenen Weg unter den Füßen hat.


    Kurz danach traf ich noch ein Paar, die waren weitaus praktischer gekleidet als die zwei Männer vorher. Sie wollten wissen, ob die Strecke passierbar ist und machten sich dann genauso frohgemut wie ich vorher auf den Weg.


    Ich hatte dann endlich wieder trockenen und festen Boden unter den Füßen und war gegen 13.15 Uhr wieder am Auto. Einerseits fuchste es mich innerlich, dass ich nicht doch noch den Süd-Teil in Angriff genommen hatte, andererseits war ich froh, wieder am Auto zu sein, denn der Himmel hatte sich doch arg zugezogen. Und bei so einem beschwerlichen Weg dann auch noch von Mist-Wetter überrascht zu werden, nein, dass muss nun wirklich nicht sein. Und es war auch viel windiger und kälter geworden und mich fröstelte doch ein wenig.


    Meine Stiefel, die mittlerweile durchgeweicht aber innerlich wenigstens ohne Schlamm waren, und Hose zog ich schon vor meiner Umkleidekabine aus, es war eh niemand in der Nähe, der sich daran störend könnte, dass ich dort nur im Sweatshirt und Slip rumturnte. Und wenn jemand da gewesen wäre, was soll´s - die Schlammmassen waren einfach höhere Gewalt! Durch den Rucksack waren die Shirts auch durchgeschwitzt, also komplett neue Klamotten aus meinem Kleiderschrank auswählen - hach, das war einfach ein herrliches Gefühl, wieder so rundherum trocken zu sein.


    Ich fuhr zurück nach Lee Vining und ging dort erst mal ins Visitor Center, um Postkarten zu kaufen. Jetzt konnte ich auch Karten von Bodie kaufen - jetzt war ich ja dort gewesen.


    Dann steuerte ich das Motel an, denn ich hatte riesigen Appetit auf einen Kaffee und wollte meine Schlamm-Kluft gleich reinigen. Die Stiefel habe ich komplett in der Badewanne geflutet und dann zum Trocknen hingestellt. (Zum Glück weiß ich ja seit dem Death Valley, wie man immer ganz leicht an große Plastiktüten rankommt: Dort habe ich nämlich schwungvoll was in den Mülleimer geworfen und dabei rutschte die Tüte vom Rand. Ordentlich wie ich bin, wollte ich sie wieder drüber krempeln und entdeckte, dass unten im Mülleimer eine ganze Rolle leerer Mülltüten liegt. Ich kontrollierte alle anderen Mülleimer - immer das gleiche Spiel. Und so wie´s ausschaut, scheint dies so generell üblich zu sein.)


    Jedenfalls mopste ich mir eine leere Tüte und packte die Stiefel drauf. Dann kam die Jeans dran, die hingen dann über der Duschstange zum Trocken. (Ich habe mich später selber richtig erschrocken, denn wenn man bei mir ins Bad rein ging, konnte man im Dämmerlicht erst mal denken, dass sich da jemand aufgehängt hat...)


    Um 15 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg. Ich wollte mir noch den Pajun Crater anschauen. Über eine kurze Gravelroad fuhr ich zum Parkplatz. Aber von dort aus hätte ich noch ein ganzes Stück bergauf gehen müssen, natürlich wieder durch ziemlich tiefen, ganz feinkörnigen Splitt - und darauf hatte ich nun wirklich keine Lust! Ich war heute genug rumgestapft. Da musste ein Bild von unten genügen!



    Hm, was tun? Ich erinnerte mich, gerade an einem Schild mit dem Hinweis Lake June Loop vorbei gefahren zu sein, wo auch noch „open” dran stand. Und ich glaube, wenn hier in der Gegend an einer Straße „open“ dran steht, dann sollte man dies auch ausnutzen.


    Ich machte mich also auf den Weg. Es war ganz nett aber umwerfend nun auch nicht. Ich stehe halt nicht so auf Berge und genau in diese tauchte ich noch weiter ein. Vor mir Berge, hinter mir Berge - überall Berge. Dazwischen nette Feriensiedlungen und ab und zu einen Blick auf den Great Lake, Silver Lake oder June Lake.



    Vom nördlichen Abzweig von der 395 bis zum südlichen Abzweig sind es ca. 14 Meilen - also ein Klacks und weil ich keine Lust hatte, auf dem Rückweg über die 395 zu fahren, drehte ich wieder um und fuhr die gleiche Strecke zurück. Diesmal war ich auf der See-Seite, d.h. die Straße führt oft wieder direkt oberhalb vom See entlang, ohne Leitplanken natürlich. Diesmal ging es aber nicht so weit runter. Ich würde also nicht nach einem langen Freiflug auf Felsen zerschellen, sondern im Auto ersaufen.


    In Lee Vinig fütterte ich erst Blazy mit Bezin, dann mich mit einem Cheesburger, natürlich ohne den Deckel, das ist zu viel und außerdem kann ich diese Teile eh nicht mit der Hand essen, sondern brauche Messer und Gabel dazu.


    Um 18.15 Uhr war ich im Motel. Zuerst fragte ich die Chefin, ob sie mir ein paar alte Zeitungen geben kann, damit ich meine nassen Stiefel damit ausstopfen kann. Die Erklärung, dass sie auf dem Weg nach Bodie so abgesoffen sind, brachte mir gehörigen Respekt ein und selbstverständlich bekam ich auch welche. Dann den restlichen Krempel aus dem Auto holen und drinnen wieder ordentlich zusammenpacken. Zwischendurch eine Zigarette - huch war das frisch geworden. Unter die heiße Dusche, Bilder überspielen, Reisebericht schreiben und weitgehend alles abfahrbereit machen. Morgen würde nämlich der Wecker schon um 5 Uhr klingeln, denn ich wollte zum Sunrise noch mal zu den South Tufas und außerdem hatte ich etliche Meilen und ein straffes Programm vor mir.


    Das Licht machte ich dann um 23.15 Uhr aus.


    Gefahrene Meilen: 109

  • Hallo Silke!


    Mit wachsender Begeisterung verschlinge ich Deine Berichte. Einfach klasse!
    Bin mal gespannt ob uns im Sommer auch solche tollen Bilder in Bodie gelingen.


    Um noch Deine Frage zur Vorbeugung von Blasen zu beantworten, ich werde meine Wanderstiefel nieeeeeeeeee wieder in einen Seesack oder eine Reisetasche packen, sondern sie am Fuss tragen, egal wie's aussieht. Habe mir in der Apotheke Kampferspray gekauft und werde damit 14 Tage vorher die Füsse damit behandeln. Mal schaun, ob's was bringt.


    Liebe Grüsse
    nirschi

  • Silke, dein Bericht von Bodie war mal wieder absolut klasse. :!!
    Man konnte richtig mitfühlen, wie du dich dort hingekämpft hast. Aber die tollen Bilder haben ja diese ganze Anstrengung echt belohnt. Ich bin total begeistert!! So mit dem Schnee hat das ja echt was ganz Besonderes, gefällt mir sogar viel besser als die normalen Bilder ohne Schnee, die man sonst so sieht. :gg:



    Greetz,


    Yvonne

  • Hallo Christian!


    Hab keine Ahnung was alles im Kampferspray drin ist, habs bis jetzt nur bestellt und noch keine Lieferung bekommen. War im Outdoorheft eine Empfehlung.
    Hab ja schon geschrieben, dass tapen nix hilft, rutscht immer wieder an verkehrte Stellen. Eigentlich hab ich in meinen jetzigen Wanderstiefeln (hat lange gedauert, bis ich welche gefunden hab) keinerlei Probleme, war halt letztes Jahr Pech, dass sie im Seesack an den Fersen so deformiert waren. Hätte ich vorher nachgeschaut, hätte ich keine Blasen bekommen. Nächstes Mal ist man dann gescheiter. :MG:


    Gruss
    nirschi

  • Danke für das ganze Lob =)
    Ihr macht mich richtig verlegen :schaem: und ich weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll.


    nirschi
    Da bin ich auch gespannt, ob der Kampferspray was hilft. Bitte hier anschließend unbedingt berichten. Es ist wirklich total ärgerlich, wenn man durch wunde Füße dann so dermaßen beeinträchtigt ist.


    snake
    Hmmmm, der Preis für 365 Tage Berichterstattung ?(


    Laß mal überlegen: Aller 90 Tage muss ich zurückfliegen. Also brauche ich schon mal 4 Flüge. Dann pro Nacht ca. 50 $ Übernachtungskosten... Mietwagen (uiiiii, das dürfte die schlimmste Position werden...) Dann nochmal 50 $ Taschengeld pro Tag...
    Ich lasse das Ausrechnen mal lieber bleiben, sonst werde ich blass ums Näschen.


    @americanhero
    Bodie im Schnee war schon klasse. Allerdings sind unter diesem noch viele nette Details versteckt, die mir halt so leider entgingen. Daher: Ich muss noch mal nach Bodie.

  • Hallo Silke,


    kann mich nur anschließen, Dein "Bodie-Bericht" war wieder klasse.
    So als Berichterstatter fürs Forum würde ich mich auch anbieten, man müßt sich dann halt ein Auto kaufen, noch besser ein Motorhome mit einem SUV hinten dran.
    Träumen kann man ja.....
    Freue mich schon auf morgen!
    Liebe Grüße
    Gabymarie

  • Donnerstag, 4. Mai 2006


    Der Wecker vom Handy weckte mich um 5 Uhr. Nach Erledigung des morgendlichen Programms, warf ich Punkt 6 Uhr den Zimmerschlüssel in die dafür vorgesehene Box und fuhr zum Mono Lake. Es war verdammt frisch und ich zog mir noch meine Regenjacke über, die ich zur Vorsicht eh dabei hatte. Leider hatten sich die Wolken, die gestern im Laufe des Nachmittags aufgezogen waren, nicht verzogen, so dass genau dort, wo die Sonne eigentlich auftauchen sollte, ein dickes Wolkenband war.


    Tapfer harrte ich der Dinge, die da kommen würden. Das Schauspiel von Sonne und Wolken war sehr schön, leider hatte ich aber nur ein paar Mal wenige Minuten Zeit, um ein Bild von den im Morgenlicht leuchtenden Tufas zu machen. Aber auch wenn es nur weinige Momente waren, schön war es trotzdem und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.




    Dann fuhr ich nach Benton, welche heute meine erste Ghost Town werden sollte. Die Strecke über den Highway 120 ist sehr schön: Erst die Vulkanlandschaft, die durch die Mono Craters geschaffen wurde. Dann hat man eine Zeit lang das Gefühl, man befindet sich in der Nähe von Flagstaff: Viele Bäume und der Boden hat noch immer die graue Farbe der Vulkane. Danach könnte man glauben, dass nun der Chiricahua National Park anfängt und später wechselt man nach Utah, denn die Klippen eines Hochplateaus heben sich rot von der Umgebung ab. Wirklich eine sehr, sehr schöne Strecke und kaum befahren.




    Die Ghost Town Benton war mir nicht ghostig genug bzw. war noch zu neu, aber die Einwohner schienen gegen 9.30 Uhr noch in den Federn zu liegen. D.h. die Gebäude waren zwar relativ modern aber ausgestorben wirkte trotzdem alles. In Beton endete der Highway 120 und ich bog nach links auf den Highway 6 ab.


    Über den Montgomery Pass erreichte ich dann Nevada. Die Straße führte schnurgerade in ein Tal und da war sie wieder: meine so heißgeliebte endlose Weite. Am Horizont sah man ein paar interessante Felsen. Ich versuchte gar nicht erst, diesen Eindruck mit der Digi einzufangen, es würde sowieso nicht gelingen.


    Nachdem ich sehr lange geradeaus gefahren war, bog ich dann nach rechts auf die 265 ab und fuhr wieder sehr lange geradeaus. Irgendwie wirkte die Gegend so, als ob dort deutsche Ghost-Town-Jägerinnen auf Nimmerwiedersehen verschwinden könnten. Man hatte das Gefühl, dass – wenn überhaupt möglich - alles noch karger und einsamer wurde. Außer mir war dort gar niemand unterwegs. Es hätte mich überhaupt nicht gewundert, wenn plötzlich das “Titty Twister” aus “From Dusk Till Dawn” vor mir gestanden wäre.


    Eingelullt von der grellen Sonne, der schnurgeraden Straße und der Einöde fuhr ich mit den max. erlaubten 70 mph so vor mich hin. Die Hitze flimmerte über dem Asphalt. Dieser war an manchen Stellen ausgebessert. Nix besonderes.


    Und kurz bevor ich wieder an so ein ausgebessertes Stückchen kam, erkannte ich es als Schlange.
    Was soll ich sagen?
    Es war zu spät.
    Keine Zeit zum Bremsen oder Ausweichen.


    Mir tat das sehr leid, aber warum muss dieses dumme Tier auch ausgerechnet mitten auf der Straße liegen! Es hätte rechts und links davon locker 50 Meilen Platz gehabt, aber nein, ausgerechnet der glühend heiße Asphalt musste es sein...


    Irgendwann erreichte ich Silverpeak.
    Was war denn das?
    Überall Industrieanlagen!?!
    Nein - so hatte ich mir eine Ghost Town nicht vorgestellt. Ich hielt mal kurz an, aber nur weil plötzlich das ziemlich neue Post Office von Silver Peak vor mir stand und warf meine Postkarten ein. Pflichtschuldig machte ich auch ein paar Bilder von alten Häusern und dann aber nix wie weg!


    Nur wohin? Lt. Karte sollte jetzt eine Straße zum Highway 95 führen, es stand auch ein Wegweiser rum, allerdings hatte der keine „offiziellen“ Schilder, sondern so Holzteile, auf die halt was draufgepinselt war. Ich sah auch keine Straße, sondern nur eine total verdreckte Dirt Road. Ich fuhr einmal im Kringel und entschied mich dann für diese Dirt Road, denn die ganzen Meilen zurück zum Highway 6, darauf hatte ich keine Lust.


    Kaum auf der Dirt Road, kam ich an unzähligen Gruben in der Erde vorbei, in denen irgendwas Chemisches vor sich hinreifte. Ich war mir sicher, würde ich da versehentlich rein fahren (selbstverständlich gab es wieder keine Absperrungen und die Gruben waren genau auf der Höhe der Straße), sowohl Blazy als auch ich würden uns unauffindbar in unsere Bestandteile auflösen.


    Die Dirt Road war eine Dirt Road im wahrsten Sinne des Wortes, der Straßenbelag war nämlich so dermaßen verdreckt, dass man ihn nicht erkennen konnte - vorhanden war er aber.


    Ich näherte mich nun den Felsen, die ich vorher aus großer Entfernung gesehen hatte und stellte fest, dass diese in ganz netten Farben leuchteten.



    Außerdem wuchsen auf dem Boden ganz flache Sträucher oder Grasbüschel und dazwischen standen vereinzelt kleine Joshua Trees.


    Ich erreichte Goldfield, eigentlich mein nächstes Ziel. Nur wurde ich gerade von zwei Trucks so dermaßen gehetzt, dass ich im Strom mitschwamm.


    15 Meilen südlich von Goldfield bog ich dann auf die 266 und ein paar Meilen später auf die 774 ab. Ich erreichte Gold Point, welches auf einer kleinen Anhöhe liegt. Das war doch schon viel eher eine Ghost Town nach meinem Geschmack. Es waren ein paar Wolken aufgezogen und die Türme der Minen hoben sich fast schwarz von der Landschaft ab.



    Ich parkte Blazy und ging die Main Street entlang.



    Selbstverständlich verschwand da die Sonne gerade ganz hinter einer dicken Wolke. Also fuhr ich etwas aus dem Ortskern raus und konzentrierte mich auf einzeln stehenden Häuschen.


    Ich war ausgestiegen, um ein paar Bilder zu machen, und als ich dann Blazy wieder startete, blinkten mir zwei Lämpchen entgegen: eines mit einem Werkzeugschlüssel und eines mit einer Art Warndreieck und einem schlingernden Auto...


    Na klasse! Hier draußen in der Pampa musste so was passieren!


    Ich stellte den Gang auf Parken und stieg noch mal aus. Natürlich hatte ich sofort den Reifen in Verdacht. Der war aber in Ordnung und fahren ließ sich Blazy auch ganz normal. Das Lichterkonzert hat mich trotzdem genervt und beunruhigt. Also habe ich Blazy aus- und wieder angemacht: Alles wieder ok, nix hat mehr geblinkt.


    Trotzdem wollte ich nun doch vorsichtshalber wieder mehr in die Zivilisation und brach deshalb meine Erkundungstour in Gold Point vorzeitig ab. Mir tat´s leid, denn da gab es schon noch einige Ecken, die ich mir gerne angesehen hätte. Nur kurz vorm Ortsausgang hielt ich noch mal an, denn dort stand eine sehenswerte Ansammlung dieser alten Häuser. Ich schlenderte rum und knipste ein paar Bilder, als plötzlich aus dem alten Haus, zu dem ich mit dem Rücken stand, laute Radio- oder Fernsehgeräusche kamen. Ich hab vielleicht einen Satz gemacht!!! Ich wirbelte rum und stand einer großen Parabolantenne gegenüber.


    Hilfe - dort wohnt tatsächlich noch jemand!
    Ich glaub´s ja nicht!
    Konnte ich es mir in Darwin schon nicht vorstellen, dass dort noch jemand wohnt, hier schon gleich dreimal nicht.
    Ich machte mich aus dem Staub.


    Da ich morgens die Kühlbox nicht frisch mit Eis aufgefüllt hatte, waren meine ganzen Getränke nun alle lauwarm, wieso ich beschloss, in Goldfield was zu trinken. Schon auf der Durchfahrt war mir eine Art Saloon aufgefallen, übrigens der Einzige, an dem nicht ein Closed-Schild hing. Den Laden steuerte ich an. Als ich reinkam war ich über die Einrichtung sehr überrascht: alte dunkle Möbel, eine tolle alte Bar -richtig gemütlich. Ich war zufällig im Mozart Club gelandet, einem historischem Gebäude aus der Blütezeit von Goldfield.


    Ich bestellte mir einen Eistee und die nette Bedienung brachte mir dann noch einen Stadtplan, auf dem die historischen Gebäude eingezeichnet sind, eine Broschüre über die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten vom ganzen County und einer CD “Nevada - Come alive on U.S. 95”. Ich war perplex und neugierig und fragte sie nach dem Preis. Das kostet gar nix, wenn sich Touristen tatsächlich mal dorthin verirren, dann bekommen sie dies als Geschenk und als Dankeschön, dass sie sich die Zeit nehmen und sich auch ein wenig für die alten, glorreichen Tage dieser Gegend interessieren.


    Wow - eine tolle Geste. Ich habe mich wirklich gefreut.


    Auch ohne diese Geschenke wäre ich danach noch rumgebummelt, denn für Goldfield hatte ich mich ja schon von vornherein interessiert. Schließlich würde ich dort auf den Spuren “alter Bekannter” wandeln: So wie die Earps kam auch ich eines Tages über Umwege von Tombstone nach Goldfield.


    Also schlenderte ich noch ein wenig durch die recht junge Ghost Town, denn diesen Status hat sie erst seit 1996. Und man kann erkennen, dass die Menschen dort noch immer irgendwie darum kämpfen, die Ghost Town wieder zum Leben zu erwecken. Noch haben sie nicht ganz aufgegeben und man sieht - leider bisher erfolglose - Versuche, dem Verfall und der Abwanderung Einhalt zu gebieten. Ich würde mir wünschen, dass es ihnen gelingt, denn zu ihren Glanzzeiten muss die Stadt sehr schön und bedeutend gewesen sein, was man anhand einiger imposanter Gebäude erahnen kann. Sie unterscheidet sich zwar komplett von Ghost Towns wie Bodie oder Gold Point, ist ja aber auch später entstanden, was sich in der Bauart auswirkte.




    Gegen 15.30 Uhr erreichte ich Tonopah - einer Stadt, die meiner Meinung nach nur deshalb noch nicht den Status einer Ghost Town hat, weil hier zwei Highways aufeinander treffen und irgendwo im Umkreis von ca. 100 Meilen ja mal ein paar Tankstellen sein müssen. Ansonsten wirkt auch Tonopah wie eine Stadt, die langsam ausstirbt. Auch hier hängt an jedem zweiten Haus ein Schild “for sale” oder in den leeren Geschäften “closed”.


    Nachdem ich einmal durch den Ort gefahren war, entschied ich mich für das Best Western, alle anderen Unterkünfte waren “closed” oder wirkten so schäbig, das wollte ich mir einfach nicht antun. Ich checkte ein und brachte mein Gepäck auf´s Zimmer. Dieses hat zwar auch schon bessere Tage gesehen aber für eine Nacht war es ok.


    Da ich seit Tagen kein Handy-Netz hatte und mal fix meinen Eltern ein Lebenszeichen senden wollte, machte ich das Notebook an, schrieb ein E-Mail und schaute mal kurz in die Foren.


    Dann machte sich der Hunger bemerkbar, ich hatte ja heute noch gar nix gegessen. Also erkundigte ich mich an der Rezeption nach einem Lokal. Mir wurde ein mexikanisches Restaurant empfohlen – mit dem Hinweis, dies sei übrigens das einzige Restaurant im Ort, welches man auch wirklich empfehlen könne. Alle anderen solle man lieber meiden.


    Humpf - mexikanisch ist ja nun nicht gerade mein Favorit aber na ja. Ich bestellte mir irgend so eine Fladenrolle mit Hühnerfleisch. War ganz lecker, nur viel zu viel und nach der Hälfte hatte ich dann auch vom Geschmack genug. Dazu genehmigte ich mir eine Magarita, die wirklich sehr lecker war. So lecker, dass ich anschließend ausnutzen musste, wieder in Nevada zu sein und mich noch an die Bar setzte, um eine zweite Magarita zu trinken. Dort kam ich dann mit Pablo, dem Barkeeper ins Gespräch und wir quatschten über Gott und die Welt. Ich wollte eigentlich meine Magarita gerade bezahlen und mich auf den Weg ins Motel machen aber wir waren so nett am Tratschen, da ließ ich mich noch für eine weitere überreden. Eine Weile später gesellte sich dann noch Paul dazu und so unterhielten wir uns dann zu dritt noch eine lange Zeit. Gegen 7:30 Uhr verabschiedete ich mich, denn nun wollte ich mich auf den Heimweg machen. Pablo weigerte sich, als ich meine beiden Drinks bezahlen wollte: Ich soll es als Dankeschön für das nette Gespräch sehen. Das war mir irgendwie arg peinlich, denn ich sitze doch nicht da und tratsche mit den Leuten, nur damit ich meine Rechnung nicht begleichen brauche. Ich hab mich aber auch drüber gefreut.


    Im Motel dann das übliche Programm: Erst unter die Dusche, Bilder überspielen, Reisebericht tippen...


    Gegen 23.00 Uhr knipste ich das Licht aus.


    Gefahrene Meilen: 258

  • Super Silke, richtig herzerfrischend!


    Die Amis haben eine tolle Natur und tolle Parks, aber mit der Natur
    gehen sie trotzdem oft schäbig um. Vieles was sich da abspielt weiß man
    gar nicht.
    Inzwischen geht es ja auch vielen NP so, daß man sie zu Tode liebt.


    Es gibt da ein interessantes, witziges Buch wo ein USler einiges beschreibt,
    muß ich mal raussuchen.


    Joe

  • @ Silke bis jetzt hat mir Dein Reisebericht sehr gut gefallen,
    aber nun das: :wein: :wein: :wein:


    Zitat

    Original von Westernlady


    Und kurz bevor ich wieder an so ein ausgebessertes Stückchen kam, erkannte ich es als Schlange.
    Was soll ich sagen?
    Es war zu spät.
    Keine Zeit zum Bremsen oder Ausweichen.


    Normalerweise ist es nie zu spät


    :wein: :wein: :wein:


    Aber ich darf auch nicht schimpfen,


    es war am Sonara Pass, andauernd kreuzten diese A und B Hörnchen die
    Straße, oft starteten sie so, dass Sie gerade noch vor mir die Straße
    überqueren konnten, bzw. ich noch in die "Eisen" stieg ( Ja ich bremse
    für Tiere!).


    Langsam kam mir schon der Gedanke, dass dies vielleicht eine Art Mutprobe
    sein muss ?(


    Wie auch immer, eines dieser Gesellen startete so ungeschickt, dass keine
    Reaktion mehr erfolgen konnte, ein Blick in den Rückspiegel zeigte die Spur
    des Ergebnisses, bis auf den buschigen Schwanz, der noch im Wind wedelte, war
    alles platt wie ein Pfannkuchen. :wein:


    Gruss
    Christian

  • Zitat

    Original von Westernlady


    Und kurz bevor ich wieder an so ein ausgebessertes Stückchen kam, erkannte ich es als Schlange.
    Was soll ich sagen?
    Es war zu spät.
    Keine Zeit zum Bremsen oder Ausweichen.


    Mich erinnert es an folgendes:
    Ich - im WoMo (Joshua Tree): "Oh!!! Meine erste lebende Schlange!!" =) :SCHAU:
    WoMo: "Rumpel...rumpel" :evil:
    Ich:"Ooohh..." 8o

  • Zitat

    Original von snake
    ..war die Schlange so groß, dass das
    WoMo rumpelte..


    Sie war zwar nicht dick, aber wohl ziemlich fest, so dass auch noch die rechten Hinterräder Laut gaben.


    Das Bremsen lag außerhalb der Reaktionszeit, und wenn: Ich fahre lieber über ein Tier, als dass ich über einem Tier bremse. Aber eigentlich wollte ich nicht ins Detail gehen... :kotz:

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