The Road less traveled - unterwegs in England & Wales

  • Aber genau dort macht man doch Autoshüpfburgen und Grillkohlenanzünder auf Autoreifenspielchen. :nw:


    :gg: Aber nicht wo ich bin. Auf keinen Fall. :neinnein:

  • Hallo Betty :wink4: :wink4:
    Wann gehts denn hier weiter ;;PiPpIla;;


    Hallo Betty, :wink4:


    ich arbeite daran. Ich war 2 Tage an der Ostsee und heute hatte ich schon wieder einen vollen Terminkalender. Vielleicht schaffe ich es heute noch, morgen aber ganz bestimmt.

  • TAG 8: Dienstag, 18. Juni 2013


    Inselträume – Isle of Wight

    Heute ist es endlich so weit, mein langersehnter Ausflug auf die Isle of Wight beginnt und laut Wetterbericht soll heute schönstes Wetter herrschen. Doch als ich am Morgen aus dem Fenster schaue, schlägt mir eine dicke Nebelsuppe entgegen. Das erinnert mich doch ganz stark an San Franciso im Juli. Na toll, ich kann nur hoffen, dass sich das noch bessert, denn laut Fernsehbildern scheint ein paar Kilometer weiter im Inland tatsächlich die Sonne.


    Ich mache mich also auch zum Hafen, denn für meine Abfahrt um 9 Uhr soll ich mindestens eine halbe Stunde vorher eingecheckt haben. Ich bin natürlich viel zu früh dort. Schon um kurz nach acht stehe ich am Check-in, aber da ich die Strecke zum Hafen nicht kenne, will ich lieber nicht auf den letzten Drücker dort sein. Der Vorteil am früher Einchecken, ich bin das erste Auto in der Schlange.


    Da ich nun noch etwas Zeit habe, gehe ich in das Terminalgebäude, um mir eine Kleinigkeit zu Essen zu kaufen. Dabei entdecke ich ein Donutregal von Krispy Kreme, die es ja in den USA an jeder Ecke gibt, wo ich aber noch nie war. Kurzentschlossen schaue ich mir die Donuts näher an und entscheide mich schließlich für einen Strawberry&Creme Donut sowie eine heiße Schokolade. Und was soll ich sagen, der war so lecker, dass ich mir den gleichen Donut von nun an jeden Morgen gekauft habe.



    Pünktlich um 8:50Uhr werde ich schließlich auf die Fähre gewunken und da ich die Erste in der Schlange bin, fahre ich auch als Erste auf das Schiff. Erst drehe ich eine Runde im Schiffsbauch, bevor man mich eine Schräge hochwinkt. Dann fahre ich noch einmal die gesamte Länge des Schiffs auf dem Oberdeck entlang, bevor ich meine Parkposition vor einer weiteren Schräge erreiche. Ich bin also auch das erste Auto, das die Fähre wieder verlässt.



    Danach muss ich das Autodeck verlassen, denn seit Oktober 2012 ist der Aufenthalt im Fahrzeug während der Überfahrt nicht mehr gestattet. Ich gehe erst einmal nach draußen, denn die Abfahrt möchte ich trotz Nebel nicht verpassen. Es ist auch gar nicht kalt, denn die Wärme hat uns auch hier in Portsmouth erreicht, nur die Sonne schafft es nicht durch den Nebel.




    Noch ein letzter Blick zurück zum Gunwharf und dann beginnt die 40-minütige Überfahrt für die ich pro Strecke stolze £23 bezahle und das ist ein Schnäppchen, denn am Tag zuvor sollte es sogar £40 kosten.



    Pünktlich kommt die Fähre nach einer knappen dreiviertel Stunde in Fishborne an, von wo ich mich sogleich auf den Weg zum Osborne House mache. Dieses Schloss war der eigentliche Ausschlag für meinen Besuch auf der Insel, denn das Ferienhaus von Königin Victoria wollte ich schon immer mal besuchen.



    Osborne House wurde 1845 von Königin Victoria und Prinz Albert als Landsitz und Rückzugsstätte für ihre Familie gekauft. Die Beiden ließen das Schloss im italienischen Stil umbauen und erweitern. Am 22. Januar 1901 verstarb Königin Victoria hier auch im Kreise ihrer Familie. Ihr Sohn und Thronfolger König Edward VII. hatte nach dem Tod seiner Mutter keine Verwendung mehr für das Anwesen und schenkte es 1903 der britischen Nation. Seither ist es als Museum zugänglich und befindet sich weitgehend im Originalzustand.



    Leider ist es im Haus wieder einmal nicht gestattet zu fotografieren. Warum will mir hier allerdings niemand sagen. Ein Besuch lohnt sich aber auf jeden Fall und ich genieße jede Minute in diesem faszinierenden Anwesen.



    Nach etwa einer Stunde verlasse ich das Haus dann ich Richtung Garten. Und der ist riesig. Etwa 2 Kilometer muss ich laufen, um bis zum privaten Strand zu gelangen. Der Weg führt vorbei an Feldern und Wiesen sowie einen wunderschönen Baumbestand. Hier entspannten auch die Königin und Prinz Albert zu Fuß oder hoch zu Ross.




    Am Strand entdecke ich dann diesen Alcoven. Wohlhabende Herrschaften ließen sich solche kleine Unterstände in viktorianischer Zeit häufig bauen, um während einer Pause vor der Sonne geschützt zu sein. So auch die Königin, die gern im Park unterwegs war.




    Dann finde ich noch dieses seltsame Gefährt vor. Zuerst kann ich mir keinen Reim darauf machen, doch dann finde ich eine kleine Tafel, die mir dieses Konstrukt genauer erklärt. Hierbei handelt es sich um eine Bademaschine. In viktorianischer Zeit war es verpönt, sich nur in Badekleidung zu zeigen. So wurden Wagen wie dieser von Pferden ins Wasser gezogen, um dem Badenden Privatsphäre zu bieten. Diese Bademaschine gehörte Königin Victoria, die hier gern mal ein Bad im Meer nahm.



    Nach weiteren 1,5 Kilometern erreiche ich schließlich das Swiss Cottage. Dieses ließ Prinz Albert eigens für seine Kinder errichten, denn er wollte seine Kinder möglichst normal erziehen und ihnen auch Tätigkeiten im Haushalt sowie eine breite Allgemeinbildung näher bringen. Interessantes Detail sind die Giebel am Haus, in die deutsche Inschriften geschnitzt wurden.



    Noch einmal fast 2 Kilometer lege ich nach diesem Besuch zurück, bis ich wieder am Ausgang bin. Mehr als 2 Stunden war ich auf dem Gelände unterwegs und als ich wieder am Parkpkatz bin, bin ich froh so früh gekommen zu sein, denn inzwischen ist es brechend voll geworden.



    Während nun also die Menschenmassen nach Osborne House strömen, verlasse ich das Gelände schon wieder und fahre zu meinem nächsten Ziel, der Bembridge Windmill.




    Die Mühle wurde um 1700 erbaut und war bis 1915 in Betrieb. Bereits 1795 wurde sie vom berühmten britischen Lanschaftsmaler Turner gemalt. 1962 schließlich, übernahm der National Trust die Mühle und restaurierte diese aufwendig. Seitdem ist sie für Besucher geöffnet.




    Bei meinen Recherchen im Vorfeld der Reise bin ich auch auf Nunwell House gestoßen, ein Herrenhaus, das nur wenige Monate im Jahr geöffnet ist, da es noch heute bewohnt ist. Der Juni ist aber einer von 3 Monaten, in denen man das Haus montags, dienstags und mittwochs besuchen kann. Mit £5 Eintritt ist es auch nicht übermäßig teuer und so entscheide ich mich, an einer Führung teilzunehmen.


    Nunwell hat übrigens auch eine ganz besondere historische Bedeutung, denn hier übernachtete König Charles I. (Bonnie Prince Charlie) das letzte Mal in Freiheit, bevor er verhaftet und später zum Schaffott im Whitehall Palace in London gebracht wurde. Leider ist auch hier Fotoverbot, denn das Zimmer ist heute genauso ein privater Wohnraum der Familie, wie alle anderen Räume, die ich zu sehen bekomme.



    Nach der Tour sehe ich mich noch ein wenig im schönen Garten um, wo ich viele bunte Blüten entdecke.



    Als ich Nunwell wieder verlasse, ist es bereits später als gedacht, doch ich will unbedingt noch zu den Needles. Also mache ich mich auf den Weg, einmal um die halbe Insel. Unterwegs will ich eigentlich auch das St. Catherines Lighthouse besuchen, doch das ist momentan wegen Renovierung geschlossen.


    Als ich The Needles erreiche, ist es bereits kurz nach 16 Uhr und zuerst wird mir erklärt, dass ich die berühmte Felsformation heute nicht mehr sehen könnte, da der Busshuttle nicht mehr fährt. Ich erkundige mich aber, ob ich nicht laufen könne und das geht auch, wenn man die 2,5 Kilometer One-way auf sich nehmen will. Will ich natürlich, denn so kurz vor dem Ziel drehe ich doch nicht um.


    Unterwegs bieten sich mir immer wieder schöne Ausblicke auf die Küste, sodass mir der Weg gar nicht so weit vorkommt.




    Zuerst erreiche ich die alte Battery, von wo der Blick sehr gut sein soll. Doch die ist leider auch schon zu. Links von mir sehe ich jedoch ein Hinweisschild: Viewpoint. Immer bergauf und über unzählige Treppen erklimme ich den Weg zur New Battery, wo sich der Viewpoint befinden soll. Und tatsächlich, von hier habe ich einen schönen Blick auf die berühmten Needles. Und das sogar völlig kostenlos, denn ab 16 Uhr fährt ja kein Bus mehr, den ich hätte bezahlen müssen und aus dem selben Grund ist ab dem Zeitpunkt auch das Parken umsonst.



    Nach dieser schöner Wanderung wird es Zeit, so langsam wieder in Richtung Hafen aufzubrechen. Doch natürlich nicht auf direktem Weg, ein kleiner Umweg muss schon noch drin sein. Und der führt mich zuerst nach Newtown, wo die alte Townhall steht. Heute kümmert sich der National Trust um das Gebäude, das einst viele turbulente Wahlen sah und von wo aus 2 Politiker ins Parlament entsendet wurden.



    Im kleinen Örtchen Newtown entdecke ich auch viele typische englische Häuser...



    ... sowie gleich an der Ortsgrenze den Beginn eines Sumpfgebietes, das heute ein Naturschutzgebiet ist.



    Mein letzter Stopp auf der Insel ist dann am Carisbrooke Castle. Der Keep stammt bereits aus dem späten 11. Jahrhundert und wurde auf Anweisung von Richard de Redvers errichtet. Richtig bekannt wurde die Burg aber erst als 1647-48 Charles I. hier inhaftiert war. Von hier aus wurde er schließlich, nach missglückter Flucht, nach London zu seiner Hinrichtung gebracht.



    Pünklich um 19 Uhr bin ich wieder in Fishborne, wo ich für die Rückfahrt einchecke. Und dann schafft es doch tatsächlich die Sonne durch den Nebel, ganz super sowas, ich fühle mich jetzt doch ganz und gar an meinen ersten Beusch in Kalifornien erinnert. Als ich so in der Schlange für die 20 Uhr Fähre stehe, fragt mich ein freundlicher Mitarbeiter, ob ich denn nicht schon um 19:30 Uhr mitfahren wolle. Na klar will ich das, denn noch eine halbe Stunde am Hafen rumstehen bringt ja nun auch nichts mehr.







    Nach einem letzten Blick zurück auf das nun im schönsten Sonnenschein liegende Fishborne, erblicke ich recht bald wieder Portsmouth am Horizont. Und davor das kleine Hoovercraft, das ebenfalls zwischen der Insel und dem Festland pendelt, sowie sie großen Fähren, die zum Kontinent unterwegs sind.



    Nach der Ankunft muss ich noch eine halbe Stunde bis zu meinem Hotel fahren, denn das habe ich heute noch einmal in Southampton reserviert, damit ich morgen gleich weiterfahren kann. Das Days Inn liegt direkt an der Autobahn, von Krach ist im Zimmer aber nichts zu hören.



    Abendessen ist heute mal wieder eine Nebensache, denn nach diesem langen Tag habe ich keine Lust mehr in ein Restaurant zu gehen. So gibt es einen leckeren Salat von Tesco und einen fast noch besseren Hähnchenschenkel.


    Meilen: 121
    Wetter: Küstennebel/ 15-20 Grad
    HOTEL: Days Inn Rownhams, £45

  • Was für ein schöner Tag, Betty :clab: Und Du hast ihn voll und ganz ausgenützt.


    Die Insel war ja wirklich einen Besuch wert :!! Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viel zu sehen gibt.


    Etwas mehr Sonne wäre ja schön gewesen, aber zum Schluss hat sie sich wenigstens noch ein bisschen gezeigt!

  • Dabei entdecke ich ein Donutregal von Krispy Kreme, die es ja in den USA an jeder Ecke gibt, wo ich aber noch nie war.

    Was, in UK gibt's Krispy Kreme? Das darf ich Martin nicht sagen, dann will der heute Abend noch dorthin fliegen. :gg:

    So wurden Wagen wie dieser von Pferden ins Wasser gezogen, um dem Badenden Privatsphäre zu bieten.

    Das finde ich cool! Macht sich gut dort die Kutsche.

    • Offizieller Beitrag

    Das mit dem Wetter ist ja blöd gelaufen. Aber Du must einen forschen Schritt draufhaben, mal eben hier 4 km und dann mal dort 5 km. ;;NiCKi;:

  • Was für ein schöner Tag, Betty


    ;danke: Ich hatte auch viel Spaß.


    Die Insel war ja wirklich einen Besuch wert


    ;;NiCKi;: Das war so schön dort, trotz Nebel. Mit Sonne muss das unglaublich sein.


    Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viel zu sehen gibt.


    ;;NiCKi;: Noch viel mehr. Ich habe nicht mal die Hälfte geschafft an einem Tag. Ich will dort unbedingt nochmal hin.


    Was, in UK gibt's Krispy Kreme? Das darf ich Martin nicht sagen, dann will der heute Abend noch dorthin fliegen. :gg:


    ;;NiCKi;: Ganz viel. Sogar an den Autobahnraststätten. ;) :MG:


    Das mit dem Wetter ist ja blöd gelaufen.


    ;;NiCKi;: Da kommt endlich Sonne und Wärme und dann kommt hartnäckiger Küstennebel. X( Ich sag ja, wie CA im Sommer.


    Aber Du must einen forschen Schritt draufhaben, mal eben hier 4 km und dann mal dort 5 km. ;;NiCKi;:


    Habe ich von meiner Mutter. Die ist noch schlimmer und rennt wie ein Weltmeister. :MG: Aber sonst bin ich schon zügig unterwegs. Das bekommt meinem Knie besser als das langsame Laufen. Da habe ich so gut wie nie Beschwerden. Und wenn der Weg gerade ist und kaum Steigung, dann geht das auch super.


    Bin gerade auf dem Darß mehr als 10 km unterwegs gewesen. Mit Leuchtturm ansehen und kurzem Strandgang war ich da auch knapp 3 Stunden unterwegs.


    Someone had done. ;;NiCKi;:


    ;danke:

  • Sind die Leute da drinnen hocken geblieben, als sie im Wasser waren?


    Innen drin war die Umkleide und eine Toilette. Um die Veranda gab es vorhänge und so wurde gebadet. Ich habe unten mal ein Foto angehängt.


    Irgendwie kann ich mir das gar nicht vorstellen, wie das funktioniert hat :nw:


    Schon komisch das Ganze. Vielleicht hilft dir ja das Bild, um sich das vorzustellen.

  • Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass das noch gar nicht soooo lange her ist... ;;NiCKi;:


    ;;NiCKi;: Nicht mal 150 Jahre.


    ... wäre doch hervorragend für ein Rätselbild geeignet gewesen ;) . Da wäre keiner drauf gekommen.


    Habe ich auch dran gedacht, aber ich wollte dann doch endlich den Tag reinstellen.


    Aber auf das jetzige kommt ja irgendwie auch keiner und ich kann nicht weitermachen, bevor das gelöst ist. :gg: Also haltet euch ran.

  • TAG 9: Mittwoch, 19. Juni 2013


    Skandale, Kino und ein berühmtes Auto – von Southampton nach Warwick

    Mein vorletzter Tag in England & Wales begrüßt mich heute endlich mit dem langersehnten Sonnenschein und so mache ich mich schon recht früh auf zu Krispy Kreme, um einen weiteren leckeren Strawberry&Creme Donut zu kaufen. Danach fahre ich auf der M3 in Richtung Norden, wo ich nach etwa 30 Minuten Winchester erreiche. Die Stadt ist unter anderem wegen ihrer beeindruckenden Kathedrale berühmt.



    Die Kathedrale ist eine der größten in Großbritannien und wurde von 1079 bis 1093 errichtet. Ein Grund für die Größe mag auch gewesen sein, dass Winchester die Hauptstadt des Königreiches war, bevor es im 12. Jahrhundert London wurde.



    1817 starb die berühmte Autorin Jane Austen in Winchester und wurde hier in der Kathedrale beigesetzt.



    Auch rund um die Kathedrale finde ich viele alte Häuser.



    Am Fluss Itchen entlang setze ich meinen Stadtrundgang fort.



    So erreiche ich auch die zum National Trust gehörende Winchester City Mill. Die erste Mühle an dieser Stelle wurde bereits im Jahr 1086 errichtet, das heutige Bauwerk datiert von 1744. An den Wochenenden finden hier oft Vorführungen statt, am Tag meines Besuches ist die Mühle aber leider geschlossen.



    Auf dem Rückweg zu meinem Auto komme ich auch am Abbey House vorbei. Das Haus wurde 1750 auf den Grundmauern der alten St. Marys Abtei errichtet und beherbergte viele Jahre Nonnen, die ursprünglich vor der französischen Revolution 1790 geflohen waren. Heute wohnt hier der Bürgermeister von Winchester.



    Nur wenige Schritte weiter liegt auch das Rathaus der Stadt, das 1871 errichtet wurde.



    Bei strahlendem Sonnenschein fahre ich weiter nach Nuffield. Dort empfängt mich dieses kleine Cabrio, das bei meinem nächsten Besuch aber eine ganz große Rolle spielt.



    Nuffield Place war das Zuhause eines der wohl außergewöhnlichsten Männer des 20. Jahunderts, William Morris Lord Nuffield, dem Gründer von Morris Motor Cars (später MG) und einem der reichsten Männer der Welt.



    Als William Morris am 10. Oktober 1877 geboren wurde, ahnte noch niemand, dass der kleine Junge aus ärmlichen Verhältnissen einmal zu einem der größten britischen Autobauer aufsteigen und Multimilliardär werden würde. Doch genauso kam es. Der 15-jährige William warf die Schule hin und begann ein Praktikum in einer Fahrradwerkstatt. Nur 9 Monate später eröffnete er sein erstes eigenes Geschäft, indem er Fahrrader von zu Hause aus reparierte. Das war so erfolgreich, dass er kurze Zeit später ein eigenes Geschäft eröffnete, in dem er auch neue Fahrräder entwarf und baute. Nur wenig später stieg er jedoch auf Autos um, da er in ihnen eine große Zukunft sah. Auch begann er bald, eigene Modelle zu entwerfen. In 1929 wurde schließlich der erste MG Midget gebaut und die Marke MG war geboren.




    Im Jahr 1903 heiratete William Morris Elizabeth Anstey. die beiden hatten keine Kinder und so spendeten sie ihr Leben lang Millionen für gute Zwecke. Später schufen sie eigene Orgnisationen, die auch heute noch in vielen Bereichen unter dem Namen Nuffield tätig sind. Dazu zählen diverse Gesundheits- und Forschungseinrichtungen, Colleges und auch soziale Einrichtungen. Insgesamt spendeten Lord und Lady Nuffield mehr als £11Milliarden.



    Auf meiner Tour durch das Haus des Ehepaar Morris, habe ich jedoch nicht den Eindruck, dass hier ein Milliardär gewohnt hat. Die Beiden haben ihr Leben lang eher einfach gelebt und sich keinen unnötigen Prunk und Luxus gegönnt.



    Dann komme ich in das Schlafzimmer von William Morris. Auf den ersten Blick ist das Zimmer nicht ungewöhnlich, doch dann zeigt mir ein Guide den Kleiderschrank.



    Und der hat es in sich, denn er enthält keine Kleider, sondern ist der Traum eines Mannes, der schon immer gern handwerklich gearbeitet hat und oft unter Schlaflosigkeit litt. Dann bastelte er gern an neuen Erfindungen, wozu er Werkzeug und Materialien beötigte.



    Und noch etwas entdecke ich hier, den Blinddarm von William Morris, dem 1. Viscout Nuffield. Den musste er sich herausnehmen lassen. Auf Grund einer ungewöhnlich heftigen Reation auf die Anästhesie verlor William Morris bei der OP fast sein Leben. Als Erinnerung an diesen Tag, bewahrte er seinen Blinddarm auf.



    Erst seit Kurzem ist Nuffield Place überhaupt regelmäßig geöffnet, denn nach seinem Tod vermachte Morris sein Anwesen dem Nuffield College in Oxford, das die Türen des Hauses aber nur selten öffnete. Der Vorteil daran ist, dass das Haus im wahrtsten Sinne des Wortes lange Zeit eines Zeitkapsel war. So ist fast alles noch genauso erhalten, wie es zu Lebzeiten der Morris war. Erst in 2012 schenkte das College Nuffield Place dem National Trust, der es nun regelmäßig für Besucher öffnet.



    Nur etwas 20 Minuten Fahrzeit sind es bis zu meinem nächsten Stopp, Basildon Park. Heute wird das Haus ebenfalls vom National Trust verwaltet wird. Das palladianische Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert wurde von Francis Sykes erbaut, der sein Vermögen in der britischen Ostindien-Kompanie machte.



    Seit Anfang des 20. Jahrhunderts stand Basildon Park jedoch immer wieder leer oder wurde während der Kriege zweckentfremdet und seine Einrichtungsgegenstände wurden zerstört, gingen verloren oder wurden verkauft. Anfang der 1950er Jahre stand es kurz vor dem Abriss, ehe es Lord und Lady Iliffe davor bewahrten. Sie restaurierten Basildon Park und richteten das Haus wieder mit Möbeln und Gemälden ein.



    Besonders bekannt ist das Gebäude für sein elegantes Treppenhaus sowie die vielen aufwendigen Stuckarbeiten, die auch noch heute im Original erhalten sind.




    Auch Basildon Park dürfte dem ein oder anderen Kinogänger bekannt vorkommen, denn es tauchte in den letzten Jahren immer wieder in Filmen auf. So unter anderem in der Verfilmung von Janes Austens Pride & Prejudice oder Sophie Coppolas Marie Antoinette.




    Zum Schluß entdecke ich noch diese beiden besonderen Stühle. Ich habe über die Jahre schon einige von ihnen gesehen und doch erzählen sie immer wieder eine besondere Geschichte. Diese Stühle, wie man schon am Logo oben links ind der Lehne erkennen kann, wurden eigens zur Krönung eines Monarchen hergestellt. Auf ihnen STßen die geladenen Gäste, die zur Krönung anwesend waren. nach der Veranstaltung bestand die Möglichkeit, den Stuhl zu kaufen, was viele Gäste taten, denn das ist ein einmaliges Souvenir, welches es so nie wieder geben wird. Ganz besonders in Basildon ist, dass es je einen Stuhl von der Krönung George V. und von Elizabeth II. gibt.



    Und weiter geht die Fahrt durch typische britische Dörfer und über eine winzig kleine Mautbrücke, die Nahe Whitchurch die Themse überquert. Selbst das Mauthäuschen scheint hier antik zu sein und die 40 Pence entrichte ich zur Erhaltung eines solchen Kleinod doppelt gerne. Dann führt die Fahrt wieder einmal über die typischen einspurigen Straßen und durch die Wälder Mittelenglands.



    So erreiche ich nach etwa 45 Minuten Greys Court. Der Besuch hier wurde mir empfohlen, als ich mit einem netten Ehepaar aus Kent während meines Rundgangs in Basildon Park ins Gespräch kam. Und da das Haus nicht weit weg von Basildon Park ist, bin ich nun kurzerhand auch noch hierher gefahren.


    Greys Court ist ein Landsitz, der im 16. Jahrhundert im Tudor Stil errichtet wurde. Einer der interessantesten Bewohner jener Zeit war sicherlich Sir Francis Knolly. Er war Schatzmeister unter Elizabeth I. und Kerkermeister über Mary of the Scots.


    1937 wurde das Haus von Sir Felix Brunner und seiner Frau Elizabeth gekauft. Die beiden vermachten das Anwesen 1969 dem National Trust, wohnten aber weiterhin hier, sodass viele der stücke auch heute noch in Familienbesitz sind. Deshalb herrscht auch hier leider wieder einmal Fotoverbot.



    Interessant ist auch dieses Haus im Garten. Dort stehen die Ruinen einer alten Burg, die hier 1347 errichtet wurde. An Teile des Burgturms wurde dieses Haus angebaut.



    Eigentlich hatte ich nach diesem Halt geplant, weiter nach Oxford zu fahren, doch das Wetter ist so schön und eines meiner absoluten Lieblingshäuser ganz in der Nähe. So entschließe ich mich, noch nach West Wycombe zu fahren.



    In West Wycombe Park war ich 2009 schon einmal. Ursprünglich kam ich hierher, weil ich das Haus aus verschiedenen Kinofilmen kenne und einmal selbst besuchen wollte. Damals regnete es aber in Strönem, sodass ich von außen leider nicht viel sah un im Inneren darf mal wieder nicht fotografiert werden, denn das Haus ist noch heute das Heim von Lord Dashwood und seiner Familie. Aus diesem Grund ist es auch nur 3 Monate im Jahr für Besucher geöffnet.



    Das heutige Herrenhaus in West Wycombe Park wurde 1740 bis 1800 errichtet. Sir John Dashwood, der 10. Baron Dashwood schenkte das Haus 1943 dem National Trust, die Einrichtung verblieb aber in der Familie. Auch hat die Familie ein Anrecht im Haus zu wohnen.


    Die Dashwoods waren übrigens über Generationen hinweg eine ziemlich illustere Familie und so ist es nicht verwunderlich, dass ich während meiner Tour so manch unglaubliche Geschichte zu hören bekomme.



    Sir Francis Dashwood, der 15. Baron le Despencer war zum Beispiel Mitbegründer zweier sehr elitärer Clubs seiner Zeit. Ersterer war der Divan Club. Ihm konnten nur Personen beitreten, die schon das Osmanische Reich bereist hatten. Sein Name war vom türkischen Divan abgeleitet. Die Mitglieder trafen sich, um während opulenter Essen über ihre Erlebnisse zu sprechen. Den Club gab es allerdings nur zwei Jahre. Schon 1746 wurde er aufgelöst, denn Sir Francis Dashwood gründete einen weiteren Club, den Hellfire Club.



    Der Hellfire Club war eine exklusive englische Vereinigung, die sich Knights of St. Francis nannte und deren Mitglieder sich zwischen 1746 und 1763 trafen. Ihren Mitgliedern wurde nachgesagt, dass sie unter dem Denkmantel ihres Clubs Orgien und Schwarze Messen feierten. Einer der bekanntesten Teilnehmer war übrigens Benjamin Franklin, der mit Sir Francis Dashwood befreundet und mehrmals zu Gast an West Wycombe war.



    Wem West Wycombe Park bekannt vorkommt, der hat es bestimmt schon einmal in zahlreichen Filmen und TV-Serien gesehen, die hier gedreht wurden. Immer wieder wird der Park für Produktionen genutzt. Einige der bekanntesten sind wohl die Verfilmung von Oscar Wildes "The Importance of Being Earnest" mit Rupert Everett, Colin Firth, Reese Witherspoon und Judi Dench oder "What a girl wants" mit Colin Firth, Kelly Preston und Amanda Bynes.



    Umgeben ist das Haus von einem riesigen Park, der, im Gegensatz zum Haus selbst, ganzjährig besucht werden kann.




    Auf dem Weg nach Norden entschließe ich mich doch noch durch Oxford zu fahren. Doch irgendwie gefällt mir die Stadt gar nicht. Ich halte nicht einmal an. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich nach einem so schönen und ruhigen Tag plötzlich in das Gewusel dieser Unistadt geworfen werde oder ob es die Stadt selbst ist, aber anzuhalten und auszusteigen reizt mich überhaupt nicht. Und so fahre ich nach einem kurzen Schlenker einfach weiter.


    Einen zweiten Stopp lege ich noch im Bicester Outlet Center ein. Doch im Gegensatz zu anderen Centern finde ich dieses total enttäuschend und kaufe nicht einen einzigen Artikel. Das Center selbst ist riesig, doch die Auswahl an Läden gefällt mir gar nicht. Die ist irgendwie auf wohlhabende Londontouristen und besonders Asiaten zugeschnitten. Da hierher jeden Tag Busshuttle von London angeboten werden, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Ich hingegen habe mich in Centern wie Swindon oder Liverpool viel wohler gefühlt.


    Meine letzte Nacht in England verbringe ich heute nochmals in einem Days Inn in einer Road Service Area. Diesmal liegt das Hotel nahe Warwick und ist neu renoviert. Auch sonst macht die Anlage einen sehr guten Eindruck. Von Lärm ist auch diesmal nichts zu hören.



    Meilen: 183
    Wetter: heiter/ 21-27 Grad
    HOTEL: Days Inn Warwick South, £35.96

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