Old England - Sunny Roads to the Past

Das Dreherle machen wir dann in Pevensey. Ich folge nämlich dem Beach Piktogramm, nicht dem zur Burg. Ok, so haben wir den Beach auch gesehen. In Pevensey parken wir auf dem Parkplatz direkt bei der Burg am Osttor und machen erst mal Lunch bevor wir uns die Burg ansehen. Im Glauben das das ein Heritage Parkplatz ist, füttern wir nicht den Parkautomaten. Da haben wir Glück gehabt, gehört der Parkplatz doch nicht zur Burg, denn der ist am Westtor.

Pevensey Castle ist ein altes römisches Kastell aus dem 3. Jhd. , das Kastell Anderitum und eines der größten noch existierenden römischen Kastelle in England. Es war Teil einer Kette vom römischen Flottenstützpunkten um die Insel vor Piratenüberfällen zu schützen. 491 wurde es durch die Angelsachsen belagert und erstürmt, eine der seltenen Überlieferung, dass die Einwanderer erfolgreich eine starke römische Festung eingenommen haben. Als die Einwanderer sich anschickten die fruchtbaren Lowlands zu übernehmen, flüchteten die römischen Briten in die Kastelle an der Südküste, was sie aber nur kurzzeitig schützte. Vermutlich weil es zu wenige waren um die Wälle ausreichend zu besetzen. Hier in Pevensey hatten sie zudem den Fehler gemacht über den schwer passierbaren Wehrgraben einen Damm zu bauen, den sie nicht mehr rechtzeitig einreisen konnten. Diesen Fehler bezahlten sie mit dem Leben.
1042 ließ Godwinson in der Südostecke des Kastells wieder eine Festung errichten, gebaut aus Erdwällen, Gräben und Holzpalisaden. Nach dem Einfall der Norweger 1066 wurde die Besetzung mit der Truppe Godwinsons nach Norden in Marsch gesetzt, so dass sie William kampflos, da verlassen, übernehmen konnte. Er schlug innerhalb der römischen Mauern sein Lager auf. Nach dem Sieg ging die Burg als Lehen an seinen Halbbruder. Später wurden dann die Erdwälle durch Mauern ersetzt und ein Wohnturm errichtet.

Das Betreten des römischen Kastells und das Umwandern der normannischen Burg ist kostenlos, wer das Innere der Burg betreten möchte, die zur English Heritage gehört, zahlt £4,90 Eintritt.

Der „Letzte Schrei“, Eingangstor und früher mal mit Wohnräumen über dem Tor.

Das römische Osttor und der innere Graben um die normannische Burg.

Der Nordturm,

die Reste des ehemaligen Wohnturms an der Ostmauer und die Grundmauern der Burgkirche, die später in den Ort Pevensey verlegt wurde.

1940 begann man die englische Küste als Schutz vor einer Invasion mit kleinen Maschinengewehrbunkern zu überziehen. So einen, im Volkmund Pill Boxgenannten kleinen Bunker, hatten wir schon in Bodiam Castle gesehen. Hier in Pevensey Castle wurde u.a. einer in den Südwestturm eingebaut. Weitere befinden sich im Fundament der Südmauer.

Es hat nie Bestrebungen gegeben diese Bunker zu schützen, mit Ausnahme von Pevensey Castle wo sie ein Teil der Gebäudegeschichte sind.

Kanonenkugeln, keine Bowlingkugeln.

Nun genug der Geschichte. Moment, war da was? Hat mich da nicht was angehaucht? Oder war’s nur der Wind? Oder doch ein Geist? In Pevensey, im Haus der alten Münze, soll es Spuken. Der heutige Antik Shop. Ist aber keine Werbemaßnahme von ihnen, sondern eine Geschichte der ortsansässigen Schmuggler um komische Geräusche und Lichter in der Nacht zu erklären.

Zur Entspannung und Abwechslung begeben wir uns in die Arme der Sieben Schwestern. Die Seven Sisters genannte Kette von Kreidefelsen liegen westlich von Eastbourne und somit auch westlich von Hastings. Es sind acht Kuppen und 7 Senken, somit ist es strittig, ob sich der Name auf die Kuppen oder auf die Senken bezieht. Ich bin für die Kuppen.

Die Gegend gehört dem English Trust, somit können wir kostenlos Parken. Man kann bei Ebbe unten an den Klippen entlang wandern, dafür benötigt man so um die 3 Stunden - Oneway. Oder oben über die Kuppen wandern. Es gibt dort oben keinen Wegezwang, es ist ein Open Range Walk, von denen es einige an der englischen Südküste gibt.
Wir wählen Variante 3 und nehmen die Räder für die ca. 10km lange Strecke. Über eine Gravelroad geht es nach oben und durch ein Gate. Diese sind Fahrradtauglich und somit dürfen wir auch mit dem Rad fahren. Wir folgen dem ausgetretenen Trampelpfad, aber auch abseits davon ist die Wiese erstaunlich eben. Wer bremst verliert, also geht es im Sturmwind die Kuppen nach unten und somit mit Leichtigkeit auf der anderen Seite wieder hinauf. Das Gefälle ist weitaus größer, als es auf den Bildern scheint. Blöd das am steilsten Hang unten am Fuß ein Gate ist, dem man sich langsam und Dauerbremsend nähern muss.

Wieder zurück am Auto haben wir noch ein gewaltiges Stück Weges vor uns. Dennoch folge ich der Küstenstraße an Arundel Castle vorbei. Dessen Besuch behalten wir uns für den Rückweg vor. Lt. Webseite ist das Knipsen und Filmen within the Castle verboten, dann kann’s dann meinetwegen auch regnen.
Wir kommen mitten durch Brighton und fahren einmal um den Royal Pavillon (Bitte Klicken für Bilder) herum. Die letzten 2km bis zur Autobahn sind Stopp und Go besonders die letzten 500 Meter ziehen sich wie Kaugummi.
Irgendwann ist auch das geschafft und wir umfahren den Großraum Portsmouth und Southhampton auf der Autobahn. Wir kommen noch im Hellen in Bournemouth an und ich bin megagespannt auf unser Hotel, konnte ich doch auf Google Street View keins finden. Und tatsächlich, bei "Sie haben das Ziel erreicht" stehen wir vor einem geschlossenen Bauzaun. Kann nicht sein, sage ich mir, jedes Ding hat zwei Enden also weiter in die Parallelstraße und dort ist auch tatsächlich der Eingang zum Ibis Styles, einst Ashcroft House. Einst eine Villa die z.Z. einen Anbau im gleichen Stil bekommt.
2012 newly renovated, sieht man, sind ja noch dabei. Ich hab’s verpennt die Zimmer zu knipsen. Relativ klein, aber keine Sardinendose, Bad mit Dusche, Flachbild TV, Kaffeemaschine und knallbunt in blau, rot und grün. WiFi funktioniert im oberen Stockwerk kaum, dafür haben wir teilweise Meerblick. Umziehen nach unten ist nicht möglich, ausgebucht. Das ganze inklusive Frühstück für £39 in einem englischen Seebad fast direkt am Strand, spottbillig. Sehr empfehlenswert.
Bin gespannt, wie das Frühstück ausfällt.

ibis Styles Bournemouth * * £39
49 Gervis Road | BH1 3DE BOURNEMOUTH | Großbritannien

Zitat von Susanne

Da habt ihr wohl wirklich sehr viel Glück gehabt!

und davon reichlich.

Zitat von bikejoe

Wie war das Radeln auf den Katzenköpfen?

Super unbequem.

Zitat von bikejoe

Eine Wiese halt.

So ist es und eine Schule (in der Abbey). Lernen die dort dann Hauen und Stechen?

Zitat von sarahbonita

Mir gefällt sowas unglaublich gut....und jetzt warte ich auf die Fortsetzung.

Done.

30 Meilen / 48km

Wie ich ja schon gestern sagte, ich habe keine Bilder von unserem Zimmer. Aber um den Stil des Hotels wiederzugeben folgen nun ein paar Bilder vom Aufenthaltsraum.

Ausnahme sind Treppenhaus, Bar und Frühstücksraum, die sind einfach schlicht weiß. Die Absacker in der Bar sind sehr preiswert, passend zur Zimmerrate. Ein Abenteuer - der Fahrstuhl, der ist nicht nur aus dem letzten Jahrtausend, der ist obendrein aus dem letzten Jahrhundert, also von vor der Krönung von Elsbeth Nr.2. Noch einer mit Schiebegitter wo man sich die Finger einklemmen kann.

OK, zum heutigen Tag. Ich war ja gespannt aufs Frühstück. Das teilt sich auf in Full Hot Breakfast gegen Aufpreis und Kontinentales, welches inklusive ist. Und das war genau richtig, denn es gab - Brötchen!
Dazu Aufschnitt, Käse, Brühwurst und meine Salami. Dazu Cereals und Obst in ganzen Früchten. Das ganze steht in Kühltheken, die Wurst ringelt sich also nicht. Für uns das Zweitbeste Frühstück des gesamten Urlaubs.

Ach so, das Wetter ist natürlich unverschämt sonnig und wolkenlos.
Im Infoständer hatte ich eine Cycle Vermietung in Burley entdeckt. Nicht das wir neue Räder brauchten, aber dort standen auch Touren drauf. Wie sich rausstellen wird, findet man die Strecken aber nur mit Radkarten. Die verkaufen die auch, aber ich mag nicht nach Karten fahren, ich fahr lieber der Nase lang. Egal, so wussten wir wenigstens wo man radeln kann - im New Forest.
Der war mir gestern schon aufgefallen, als wir nach Bournemouth fuhren. Ich zog kurz in Erwägung die ganze Strecke mit dem Rad zu fahren, da wir aber um 16 Uhr ein Date hatten, war mir das zu knapp, wir trödeln immer so rum. So fuhren wir nach Burley

mit dem Auto über die Autobahn und fanden auch tatsächlich den Trailhead der Easystrecke, eine ehemalige Bahnstrecke.

Der New Forest Nationalpark ist das größte unerschlossene gebliebene Gebiet mit Weideland, Heide und Wald im Süden Englands. Was man hier halt unerschlossen nennt. Schließlich liegt die Ortschaft Burley dort und mittendrin z.B. Lyndhurst und weitere Ortschaften. Und Neu ist der auch nicht, der ist alt, sehr alt. Uns William der Eroberer hatte ihn 1079 zum königlichen Wald für die Hirschjagd erklärt. Da ein königlicher Wald für den König ist, wurden alle anderen daraus vertrieben, das betraf 66 Ortschaften. Wer das "Zweite Königreich" gelesen hat, wird wissen, dass Williams Nachfolger Rufus in einem Wald einen "Jagdunfall" hatte. Dies geschah im New Forest am 02. August im Jahre des Herrn 1100. Den vermeidlichen Ort markiert heute ein Stein, der Rufus Stone. Waren wir aber nicht. Noch heute gehören 90% des Forest der Krone, rund 50% davon gehören zum National Park. Und der ist jung, den gibt es erst mit vollen Rechten seit 2006. Die Royal Navy bezog aus diesem Wald übrigens das Holz für ihre Schiffe, man begann die abgeholzten Flächen wieder aufzuforsten.

Gutes Stichwort: abholzen. Wie der größte Teil Britanniens war der New Forest ursprünglich bewaldet. Bereits in der Stein- und Bronzezeit wurde er aber bereits teilweise gerodet um das Land landwirtschaftlich zu nutzen. Die schlechte Qualität des Bodens führt aber dazu, dass sich das Land in eine Heidelandschaft verwandelte.

Nach 7 Kilometer mündete der Radweg auf einer Durchgangsstraße. So etwas mag ich nicht, daher wendeten wir und bogen auf einen Trampelpfad ab. Auf verschlungenen Wegen landeten wir wieder in Burley. Als ein Reitweg abzweigte folgten wir diesen. Die Landschaft änderte sich, von Heide zu Wiese, dazwischen kleinere Baumgruppen.

Gold gab’s hier leider nicht.
Nach dem Queren des Baches wurde das Gelände etwas sumpfiger und morastiger, war ja klar, wir landen immer im Matsch.

Das macht Anfangs zwar riesigen Spaß, aber nach der 39. Matschkuhle wird’s lästig und so schlugen wir uns seitwärts in die Büsche Wald. Durch diesen gelangten wir wieder nach Burley.
Dort bogen wir diesmal nach Norden ab, erst wieder eine Wiese mit Matschkuhlen , dann in den Wald, und schließlich wieder durch die Heide bis wir kurz vor der A31 waren.

Der Weg bog dann nach Westen ab und wir näherten uns wieder Burley, diesmal von Westen. Aber erst mal wieder Matsch auf dem Weg. Ziemlich viel Matsch. Also fuhren wir durch den Wald um den Matsch rum. Dabei drückte auf einmal das Vorderrad einen am Boden liegenden Ast nieder. Der hing noch an einem (umgefallenen) Bäumchen, welches sich drehte und dadurch einen anderen Ast nach oben schnellen lies, der wie eine Lanze auf meinen Bauch zielte - so wie man im Mittelalter die Reiterei aufspießte. Ich schmiss mich zur Seite - in den Matsch und vollführte eine nette Drehung. Ich hatte mich mit der Hand abgestützt und konnte so den Matsch überfliegen, nur meine Fingerchen waren nun etwas matschig. Schwein gehabt.
Schwierig war es nur halbwegs sauber wieder an das Rad zu kommen.

Ohne weitere Vorkommnisse landeten wir wieder in Burley.

Ja diese halbwilden New Forest Ponys, schlafen mitten auf dem Radweg. Es leben noch mehrere Tausend dieser Pony in Herden im New Forest. Am Parkplatz angekommen, futterten inzwischen auch ein paar herum. Die Ponys sind recht lieb und zutraulich, lassen sich aber beim Futtern nicht stören.

Wie gesagt, sie lassen sich beim Futtern nicht stören, und wenn Laird nicht durch Matsch laufen will, muss er warten bis Brownie sich durchgefuttert hat.

Zurück fuhren wir nicht über die Autobahn, sondern Nebenwege Richtung Christchurch zur Küste. In Christchurch gibt es auch eine kleine Normanfestung, fahren wir aber nicht hin, keine Zeit mehr, wir müssen uns hübsch machen für unser Tea Time date. Dort fahren wir auch mit dem Rad hin, ist nämlich nur 1 Meile weit weg. Somit ist auch geklärt, warum wir dieses Hotel gewählt haben.

Der Rest des Tages ist privat, und als wir wieder im Hotel eintrudeln nehmen wir noch einen Absacker an der Bar.

ibis Styles Bournemouth * * £39
49 Gervis Road | BH1 3DE BOURNEMOUTH

Zitat von sarahbonita

ist das per zufall zum Verkauf ausgeschrieben

Denke nein.

Zitat von Katja

Klasse, dass ihr so schönes Wetter hattet!

Zitat von Katja

Und das muss bei mir Freustbeule was heißen!

Hui, dann war es wirklich warm.
Aber auch im New Forest konnte man sehen, das es durchaus trockenes Wetter gubt, wir konnte Rest von verbrannten Bäumen sehen. Und die Küste nennt sich dort auch Sunshine Coast, obwohl es dort 4 Wochen vor unserem Urlaub nur einmal Regen gab, Dauerregen.

Zitat von Katja

ich nie im Hotel sondern in B&Bs übernachtet.

Hotels 24 Stunden vorher online zu buchen ist einfacher, das geht bei vielen B&B's nicht. Zudem hatte ich immer die Befürchtung, das die keine eigenen Bäder haben. Inzwischen weiß ich, das man auf en suite achten muß, dann haben die das.

Zitat von wundernase

Die Städtchen in England sind sich wirklich sehr ähnlich,

Zitat von wundernase

Die Kreidefelsen sind klasse, so was gefällt mir unheimlich gut

Da gibt es auch eine Insel voll, Isle of Wight.

Zitat von bikejoe

Da würde ich auch gerne mal radeln!

Ja sehr hübsch dort, besonders das Ende der Strecke. Wir haben ja abgebrochen, wir mußten ja weiter. Das Ende haben wir dann am Ende des Urlaubs nachgeholt.

Zitat von bikejoe

Aber ich hab mal gehört, dass von dort die Geschichte von Robin Hood herkommen soll und der legendäre Sherwood Forest ein Teil des New Forest sein soll. Keine Ahnung ob's stimmt, hört sich aber gut an.

Aber Sherwood ist doch in Nottinghamshire.

Zitat von Saguaro

Das ist aber echt ein Schnäppchen . Da könnte man sich einige Zeit einquartieren.

Ein wahres Wort.

Zitat von PhilippJFry

Kommt auch noch das wo in dem Film die Franzosen drauf waren?