Hiking Southwest - 230 km zu Fuß durch den Südwesten

  • Donnerstag
    Nach achteinhalb Stunden seeligen Schlafs sitzen wir um 20 vor 6 im Auto: Heading East! Ontario, eine der vielen Vorstädte von Los Angeles beherbergt neben der Interstate 10 einen Denny's. Ei, Ei, - scrambled! Der Kaffee ist so schlecht, wie wir ihn kennen, also keine Aufregung.


    Als die noch schneebedeckten San Bernadino Mountains an uns vorüber ziehen und die Wahnsinns-Stadt endlich sein Ende nimmt, steuern wir die durch die St. Andreas Falte gebildeten Hügel an. Dank der vielen Niederschläge in den vergangenen Monaten hat die Sonne es noch nicht geschafft, das Grün ganz durch Gelb oder Braun zu ersetzen. Vorbei an den Windrädern im Tal und auf den Anhöhen der Desert Cities geht es nach White Water nördlich, bis wir nach 165 Meilen den Joshua Tree Nationalpark bei Twentynine-Palms erreichen. 15 Dollar knöpfen sie uns ab. Das hat man doch irgendwann für den Grand Canyon bezahlt, oder?


    Die unverwechselbare Wüstenlandschaft mit ihren kugel- und kegelförmigen Steinbrocken wird nur durch die gut geteerte Straße durch den Nationalpark unterbrochen. Mit den Flip-Flops machen wir uns auf den Weg zum Skull Rock Arch, - ist ja ganz nett. Und nachdem wir sehr gut in der Zeit liegen, entscheiden wir, einen kleineren Hike in Angriff zu nehmen. Die Geisterstädte- und Minensucher Sandra und Klaus waren unser Leitmotiv, als der Trail zur "Lost Horse Mine" in Angriff genommen wird.


    Immer begleitet von Joshuas und blühenden Parry's Nolina Kakteen, führt der breite Weg sanft bergauf. Keine sportliche Herausforderung, eher ein Spaziergang. Nach knapp einer Stunde erreichen wir die Mine. Na ja, - sie ist eingezäunt, so dass man nicht mal viel sehen bzw. erkunden kann. Es ist die Landschaft, die fasziniert. Wir waren dann doch fast zwei Stunden unterwegs.



    Als nächstes wartet der Arch Rock auf uns, nichts neues, aber ein durchaus impossanter Arch, vom dem ich bislang nur Papierfotos hatte. Ganze Horden von Menschen sind leider schon vor Ort, da es ja sehr leicht und ohne große Schweißausbrüche erreicht werden kann. Als wir noch ein bißchen rumkraxeln, entdecken wir den Matterhorn-Arch, der in seiner ungewöhlichen Form durchaus eine Miniatur des schweizer Originals sein kann. Schön! Und nun ist's auch gut mit dem Touri-Feeling. Wir machen uns auf den Weg.


    Wir verlassen den Park über die Box Canyon Road, vorbei an interessanten Felsen, bis zum Salton Sea. Hier entsteht die größte Tiefe der westlichen Hemisphäre. Voraussetzung, der See ist bis auf den Grund ausgetrocknet. Aber das wird dauern, so dass wir in unserem Leben sicher mit Badwater zufrieden sein müssen. Auch gut! Es wir plötzlich grün, wo vorher nur Stein- und Sandwüste war. Man glaubt sich in einem anderen Land, - aber das ist der Westen. Meilenweit bepflanzte Äcker, woher nehmen die nur das Wasser? Vielleicht gibt es irgendwo Entsalzungsanlagen und wir treffen uns doch wieder hier, um Fotos der tiefsten Stelle zu machen. Wer montiert nur das Schild in Badwater ab?


    Als wir in den Anza Borrego State Park einfahren, wird aus der Auto- eine Achterbahnfahrt. Die Verwerfungen hier in der Gegend heben und senken die Straße wie es gerade kommt. Ist ja auch mal ganz nett. Um 16 Uhr erreichen wir die Megacity Borrego Springs. Gut, Escalante ist vermutlich größer, aber man hängt hier nicht so über den Zaun. Schuld sind die Golfplätze, die insbesondere im Winter gut frequentiert sind. Und dann tummeln sich hier die Offroader in den endlosen Gräben und Hügeln. Check-in im Borrego Springs Hotel. Die Rezeption im Haupthaus mutet an wie ein Saloon,- sieht echt cool aus. Aber das Restaurant hat bereits eine Sommerpause eingelegt. Bei über 40 Grad rentiert es sich wohl nicht, ein warmes Essen zuzubereiten. So sieht auch das Hotel aus, als wir unser Zimmer ansteuern. Wir sind zwar nicht die einzigen Gäste, aber mehr als 3 Autos habe ich nicht gesehen. Also doch eine Geisterstadt?


    Pumkin Patch, ähm ja, noch nie gehört? Ich vorher auch nicht. Die Steinkürbise liegen mitten in der Wüste. Also erste Offroad-Fahrt - auf geht's! Wir fahren den Palm Canyon Drive zurück, im Ort haben sie sogar einen Kreisverkehr, bis zum Milemarker 34. Und danach geht es in den Sand. Diese Sandpiste ist eigentlich eine Wash, aber der letzte Niederschlag, der zu einem fliesenden Gewässer führte, ist wohl schon einige Zeit her. Es geht gut voran und nach 7,5 Meilen verwirrt uns unser GPS. Das Ziel ist rechts, die Wash führt nach links. Ok, wird schon irgendwann eine Biegung machen. Denkste! Also zurück, Auto parken und die Stiefel geschnürt. Die letzte Meile wird aber dank der noch immer brennenden Sonne und ob des Sandes durchaus herausfordernd. 18 Uhr: Es hat eine Brutshitze!



    Ja wo sind sie denn, die Kürbisse? Am Ausgang einer weiteren Wash liegen sie. Bowlingkugelgroße Steinbälle! Nichts für Fußballer. Interessant sehen sie aus, aber irgendwie haben wir uns mehr davon versprochen. Monika läßt sich zu dem Ausdruck "ganz nett" hinreißen. Ich finde sie, wie gesagt, interessant. Nett hin, interessant her, wir durchstreifen das überschaubare Gebiet bis die Sonne kurz vor dem Horizont steht. Nachts will ich nicht zurück fahren. So schaffen wir es gerade noch, den Teer bei einigermaßen Lichtverhältnissen zu erreichen.


    Nächstes Problem,- wo gibt es in dem Kuhdorf noch was vernünftiges zu Kauen? Carlees ist nicht der richtige Name für dieses Lokal. Borrego Bar oder so wäre treffender Die Hiesigen sind alle da, wir mitten drin, und die Rippen sind hervorragend. Und so findet ein anstrengender Tag ein verdientes Ende.


    Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird sich die Bearbeitung verzögern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

  • An der Wallstreet Mill wäre im Joshua Tree mehr zu sehen gewesen


    Und da Du nicht der Kaktus-Fritz bist, frag ich gar nicht erst nach einem Bild der Kakteen :gg::gg::gg:


    Sind wirklich ganz nett die Kugerl


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    An der Wallstreet Mill wäre im Joshua Tree mehr zu sehen gewesen


    Dort und am Barker Dam.
    War auch mein Gedanke beim lesen. ;)

  • Freitag
    5.40 Uhr ist wohl jetzt unsere Zeit; los geht's Richtung Julien. Ein herrlicher Sonnenaufgang begleitet unseren Weg gen Osten. Meilenweit fahren wir alleine durch die Wüste, hier ist einfach nichts, ausser die außergewöhliche Natur. In Brawley gehört uns der Brownies Diner, leider war das Frühstück nicht so toll.


    Die Imperial Sand Dunes werden von der Interstate 8 und dem Colorado jäh durchbrochen und rechts der Fahrbahn lugt der überdimensionale Grenzzaun zu Mexiko hervor. Aber wir Deutschen kennen das ja. Als wir die Ausfahrt nach Winterhaven nehmen, knallt die Sonne bereits erbarmungslos auf den Planeten. Die angenehme Kühle der Klimaanlage wird bald nur noch in den Gedanken und Wünschen latent sein und als ich auf der ungeteerten Straße nach dem Cocopah Canal die Fühler in die Luft strecke, ist mir klar, was uns erwartet. Ungeteert geht es zur Piacho State Recreation Area. Die Straße ist ganz ok und die letzten Meilen durchaus interessant, als sie durch eine Wash führt und die dunkelroten, felsigen Seitenwände immer näher an den Lack rücken. Keine Angst, es ist genug Platz, auch für den fettesten Amischlitten.


    Fünf Dollar Eintritt, rechts am Trafohaus vorbei und die jetzt wirklich enge Straße entlang, bis das GPS eindeutig darauf hinweist, dass nun die Zeit für die Wanderschuhe gekommen ist. Querfeldein geht es weiter. Hoch oben stehen doch tatsächlich zwei Maultiere und beobachten uns. Bizarr sieht es aus, denn von hier unten ist kein Weg zu erkennen, der auf die durchaus beachtenswerte Anhöhe führt. Wer aber als Bayrischer Gebirgsjäger ausgebildet ist, der weiß, dass die Viecher besser klettern können, als so macher Mensch. Aber nun los.


    Bereits nach 15 Minuten entdecken wir rechts oben in einer Wand den Candle Arch und als ein paar Fotos von diesem Teil her müssen, finden wir einen kleinen Pfad, der wohl von den Tieren benutzt wird. Auf alle Fälle ist es die richtig Richtung. Es geht hinunter in eine Wash, die kurz zum Slot mutiert, und wir folgen diesem, dann wieder breiter werdenden Canyon eine gute halbe Stunde. Als eine Schleife kurz vor dem Ziel sehr eng wird, vermute ich eine Abkürzung, steige kurz auf, um am anderen Ende wieder in die Wash abzusteigen. Der Wunsch war der Vater des Gedankens, denn auf der anderen Seite war nur ein 3-Meter-Absatz. Just in dem Moment, an dem wir am "Gipfel" der "Abkürzung" stehen, braust ein Hubschrauber heran. Nachdem die Border-Control nur naß geschwitzte T-Shirts und Rucksäcke entdeckt hat, und wir in keinster Weise aussehen wie Mexikaner, haben sie uns zweimal überflogen und sind dann, nachdem ich das auch getan habe, mit einem fröhlichen Winken abgezogen. This land is your land, this land is my land, from California to the Whitley Bridge ...



    Nach einer Stunde erreichen wir die Whitley Brücke, die durchaus als gewaltig bezeichnet werden darf. Wir sind ganz alleine, das ist schön, und wir können uns auch nicht vorstellen, dass es noch andere Verrückte gibt, die bei über 40 Grad hier wandern. Wir steigen auf die Brücke und natürlich wird sie von allen Seiten auf die Speicherkarte des Fotos gebannt. Das Gebiet ist interessant und sehr schön. Die Felsen sind bunt und rauh, das sieht man selbst, wenn die Sonne senkrecht am Himmel steht. Vier schwitzige Meilen insgesamt und schon zischt der Eistee, respektive zischen die Snapples. Einen Arch hätten wir noch in petto, aber ... gut Ding will Weile haben und bis Scottsdale ist es noch ein Stück.


    Zurück auf der Interstate: Bei Yuma verlassen wir Kalifornien und erreichen Arizona. Nichts Bemerkenswertes, ausser, dass das Benzin gleich um mehr als 25 Cent die Gallone billiger wird. 3,75 USD pro Gallone, in CA 4 + x. Ja, Kalifornien braucht Geld. Der Arny war das aber nicht alleine, gell!


    Unser Hotel in Scottsdale wartet auf uns und es ist überraschend schön. Eine nette Hotelbar, in der wir bald sitzen, aber leider nur ein Restaurant, das wir fast gezwungenermaßen probieren. Gut war der Wein und der Salat, das andere war nur teuer. Der Clou war, dass der Ober 23 % Service-Charge auf die Rechnung gesetzt hat. Alleine der Umstand ist ja eine Frechheit, aber die Höhe ist nur noch unverschämt. Und dann war da noch eine Leerzeile für den Tip, also das Trinkgeld. Strich, Strich, manueller Gesamtbetrag inkl. 18 Prozent, - mehr gibt es nicht. Übermorgen werden wir aber dahingehend noch eine Überraschung erleben. Auf in den Kampf!


    Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird sich die Bearbeitung verzögern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

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