Rule #23: Never mess with a Marine's coffee if you want to live & Call me "Snake"
04.06.2010 Mojave National Preserve - Joshua Tree National Park
In der Nacht bin ich irgendwann einmal aufgewacht. Nein, nicht wegen dem Bier oder wegen dem Wind. Da war so ein Geheul. Klang wie ein Coyote. Aber ich bin nicht raus aus dem Zelt zum nachschauen. Keine Lust.
Der Sonnenaufgang war ganz nett. Zuerst leuchteten die Felsen rötlich. Aber nur ganz kurz.
Dann gingen die Farben ins gelblich-orange über.
Aber auch nicht lange. Die Sonne stieg schnell. Zeit, weiterzufahren. Aber zuerst das übliche Prozedere. Aufstehen, Frühstücken, Zelt abbauen und packen. Ach ja, und natürlich unbedingt den Müll entsorgen. Mann weiß ja nie. 
.
Und bevor wir weiterfahren, wollten wir uns zuerst noch ein wenig die Gegend ansehen. Wir sind also zuerst zum Visitor Center gefahren, das ist gleich beim Zeltplatz.
Da sieht man im Hintergrund andeutungsweise die lustigen Felsformationen, es lohnt sich bestimmt, die genauer anzusehen. Haben wir aber nicht gemacht.
Das Visitor Venter war natürlich geschlossen, aber die üblichen Broschüren lagen da aus. Immerhin. Aus denen haben wir dann erfahren, warum es um diese Zeit noch so viele Blümchen gibt: El Niño, das Christkind. Was da genau abläuft hab ich im Detail auch nicht kapiert, aber alle paar Jahre gibt es El Niño und dann ist das Wetter anders und es gibt Blümchen. Wir können also festhalten: In Amerika bringt das Christkind nicht die Geschenke, sondern die Blümchen. Auch schön.
Direkt neben dem Visitor Center gibt's einen Mini-Trail, eine Art Blümchen-Lehrpfad. Mit Blümchen und Schildern daneben. Den sind wir entlanggegangen. Sehr schön.
Dann aber los. Wir wollen ja was sehen. Also zurück auf die Black Canyon Road und dann Richtung Norden. Kurz nach dem Campground hört der Asphalt auf und die Straße geht in eine Dirt Road über. Yipiee, endlich wieder Dirt Road fahren. Die war in einem Superzustand. Nur ein paar kleine Schlaglöcher und natürlich ein wenig uneben. Aber ich liebe es über die dips und bumps zu brettern. Ich hab also gleich Gas gegeben und bin losgerast. Tolle Strecke. Und schöne Landschaft.
Nach ca. 10 Meilen kamen wir an die Mojave Road, da haben wir kurz angehalten. Seit einiger Zeit war nämlich links und recht der Straße eine Unmenge an Blümchen. Ein Riesenteppich voller blühender Desert Globe Mallows. Wahnsinn, die ganze Gegend sah rot aus.
Hier sieht man den Blütenteppich gut im Hintergrund, hinter dem blaugrünen shrub-Zeugs:
Nach dem Fotografieren sind wir recht auf die Mojave Road gefahren. Bis Rock Spring. Da ist ein kleiner Rundweg, ca. eine Meile, den sind wir gegangen. Damit wir auch mal aus dem Auto kommen heute.
Auch eine schöne Gegend hier.
Der Parkplatz ist gleich neben dem alten Steinhaus von Bert Smith, wer auch immer das war. Das Haus ist jetzt 'ne Ruine und man darf nicht rein, weil's gefährlich ist. Draussen waren jedenfalls lauter Schilder, dass da lauter Nagetiere ihre Viren verstreuen. Hanta war's glaub ich. Man solle daher aufpassen und sich den Bazillenschleudern nicht nähern und auch nicht in die Ruine, weil die da wohnen. Wir sind also nicht rein, sondern drumrum. Und wenn so eine Bazillenschleuder kommt, gibt's halt wieder Fußtritte. 
Rock Spring heißt so, weil es da Steine und eine Quelle gibt. Glaubt man vielleicht nicht, ist aber so. Und weil da eine Quelle ist, sind da früher alle möglichen Leute durchgekommen. Indianer, Cowboys, Siedler. Sogar einen Armeestützpunkt gab es hier. Die Mojave war früher sowieso ein riesiger großer Verkehrsknotenpunkt. Glaubt man gar nicht. Ist aber so.
Der kleine Trail ist sehr nett. Lauter Blüten.
Und Landschaft.
Dann sind wir weiter, wieder zurück nach Westen. Auf dem Weg zur Kelso Cima Road sah ich plötzlich so ein Ding auf der Straße liegen. Was das denn? Da rief meine Frau schon: "Vorsicht, Schlange".
Ich versuchte eine Vollbremsung. Aber ich merkte schnell, dass der Wagen nicht zum Stehen kommen würde, bevor wir die Schlange erreichten. Das Rasen hat halt auch Nachteile. Also bin ich kurz entschlossen nach rechts ein bißchen in die Sandhaufen gefahren. Gerade noch rechtzeitig zum Stehen gekommen. Sieht man hier:
Danach hab ich ein wenig zurückgesetzt und wir haben die Schlange untersucht. Könnte eine gopher snake sein.
Ich hab dann versucht, sie zu verjagen, ich wollte sie ja nicht überfahren, aber sie hat sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Jedenfalls nicht durch mich. Ich erzielte überhaupt keine Wirkung auf sie. Nicht mal meine Grand-Canyon-Stories versetzte sie in Raserei, im Gegensatz zu... aber lassen wir das... 
Sie blieb einfach nur regungslos liegen. Wir sind dann vorsichtig links an ihr vorbei, da war gerade genug Platz. Wahnsinn, gestern Katze gerettet, heute Schlange. Was waren wir Helden.
Kurz nach halb zehn waren wir dann am Kelso Depot.
Noch so ein Verkehrsknotenpunkt. Also früher, vor allem im Zweiten Weltkrieg. Hier gab es nämlich Wasser für die Dampflokomotiven, deswegen haben die alle hier gehalten. Jetzt ist da ein Visitor Center und eine Art Café drin. Sind wir aber nicht rein, man kann ja nicht überall einkehren.
Nächster Stop war an den Kelso Dunes. Große Sanddünen, die durch Wind entstanden sind. Auch nett.
Ich bin dann hingelaufen...
... aber zum Raufklettern hatte ich keine Lust. War schon zu warm und auf Sand wandere ich nicht so gerne. Ich habe mir ein wenig das berühmte Singen angehört und bin dann wieder zurück zum Auto. Hier bei und in den Dünen gibt's übrigens einige endemisch oder fast-endemische Arten. Unter anderem komische Fliegen und die fringe-toe lizard (keine Ahnung, wie die auf Deutsch heißt). Die haben wir auch alle gesehen, vor allem diese ganzen komischen Fliegen. Nervig wie alle anderen Fliegen auch. 
Weiß gar nicht, was an denen besonders sein soll. Schlangen haben wir keine gesehen, obwohl die angeblich hier überall herumwimmeln.
Noch kurz in der Gegend umgeschaut...
... schön, tolle Berge und lauter blühende Creosote-Büsche.
Dann haben wir das Preserve leider schon verlassen. War echt schön hier, da könnte man Tage verbringen.
Die Fahrt war dann erst einmal nicht so spektakulär, aber mir hat's trotzdem gefallen. Wüste halt. Die Berge sahen denen im Death Valley teilweise ziemlich ähnlich. Angehalten haben wir in Amboy. Das ist ja ziemlich berühmt, wegen dem Schild da.
Abgesehen davon gibbs hier eigentlich nur ein Post Office und eine Tankstelle. Und einen komischen Baum. Ich wollte hier aber unbedingt anhalten, und zwar nicht wegen dem Baum, sondern um Kaffee zu kaufen, da hatte ich nämlich heute noch keinen. Ich rechnete fest damit, dass es da Kaffee gab. Aber die Tankstelle hatte keinen richtigen Kaffee. 
Und nicht nur keinen richtigen, sondern nicht einmal den üblichen Tankstellenkaffee. Die haben keine Lizenz dafür, warme Getränke auszuschenken. 
Unverschämtheit. Wieso gibt es da eigentlich kein Gesetz dagegen?
Ich war ungefähr so drauf: 
Enttäuschend. Zum Glück lag das hier eh auf der Route. Ein Umweg hätte sich da wirklich nicht gelohnt. Kein bißchen. Dreckskaff.
Ich versteh das nicht. Da ist man gleich in der Nähe eines riesigen Übungsplatzes für Marines (die üben hier den Wüstenkrieg) und die haben hier keinen Kaffee. Was Gibbs da wohl sagen würde. Ein Wunder, dass die hier noch leben. Naja, wirklich viele Leute leben hier auch nicht - mehr.
Nach dieser Enttäuschung (ich fass es immer noch nicht, kein Kaffee 
) sind wir weiter durch die Wüste. Vorbei an irgendwelchen Salzfeldern oder so was.
Sehr wüstig. Klasse. 
Im Radio kam passenderweise "It never rains in southern California". Militärkonvois kamen uns auch entgegen. Wahrscheinlich auf der Suche nach Kaffee. Wenn die wüßten...
Schließlich kamen wir in 29 Palms an. Weiß nicht, warum das so heißt, da gab es mehr als 29 Palmen. 
(Und ich hab's gezählt, also nicht alle, bei 30 hab ich aufgehört )
Zuerst was gegessen (Pete's American & Greek Bar-B-Q, war sehr gut, so ein leicht schmuddeliger nicht so auf Hochglanz polierter Laden, wo außer uns nur Einheimische waren. Aber da ist es meistens am besten). Dann einen Supermarkt gesucht. Mit Supermärkten gesegnet war der Ort nicht gerade, aber schließlich haben wir einen gefunden. Von drinnen sah der total heruntergekommen und schäbig nicht so schön aus. Die Regale fast leergeräumt, als würden die morgen schließen. Naja, nach langer Suche haben wir ein bißchen was gefunden. Dann zur Tankstelle, Holz kaufen.
Ach ja, murals gibt es hier auch.
Wir haben als nächstes kurz am Oasis Visitor Center vom Joshua Tree gehalten. Das ist hier nämlich außerhalb vom Park. War ganz nett, erstens eine nette Ausstellung über Wüste als solche und die Wüsten hier in der Gegend im speziellen. Und zweitens - und viel wichtiger - kann man da seine inzwischen leeren Gallonenbehälter mit Wasser auffüllen. War auch nötig, auf den meisten campgrounds im Park gibbs nämlich nicht nur keine Kaffe sondern auch kein Wasser.
Dann in den Park, zuerst mal 'nen Zeltplatz suchen. Wir sind schnurstracks zum Jumbo Rock Campground. Der ist wohl der bekannteste und größte und außerdem sind da lauter große Steine. Daher auch der Name. Überraschend, was? Auf dem Weg dahin kamen wir am skull rock oder wie der heißt vorbei, aber den fand ich langweilig. Versteh nicht, was da für ein Aufheben drum gemacht wird.
Das ist die Einfahrt, da fängt's schon an mit den Steinen.
Hier war schon deutlich mehr los als in der Mojave, aber wir haben trotzdem einen netten Platz gefunden. Direkt neben großen Steinen.
Glück gehabt. Wobei, die sind hier alle neben großen Steinen. Als ich zahlen wollte, musste ich mit Schrecken feststellen, dass wir nicht mehr genug Kleingeld hatten. Und Zahlen mit Kreditkarte ging nicht. Von wegen, Kalifornien ist so fortschrittlich.
Wir haben dann alle möglichen Leute am Zeltplatz angequatscht, aber die konnten (oder wollten?) alle nicht wechseln. Wir sind dann noch einmal zurück zum Visitor Center. Meilenweise Fahrt zum Geldwechseln. Aber wir wollten ja eh noch irgendwo anständige T-Shirts kaufen.
Anständige T-Shirts gabs natürlich keine. Na toll. Dann kauf ich halt ein paar Postkarten.
Mit dem frisch gewechselten Geld zurück zum Zeltplatz. Die Eintrittsrangerin muss uns auch für 
halten. Aber was interessiert mich, was die Leute über mich denken. Sonst würde ich ja keine Reiseberichte schreiben.
Egal.
Da es so heiß war, haben wir erst ein wenig Zeit am Zeltplatz vertrödelt. Auf Wanderungen hatten wir gerade keine Lust. Dann sind wir noch ein wenig Auto gefahren. Wozu hat das schließlich eine Klimaanlage. Wir sind zu Keys View. da muss man nicht weit laufen, da kann man hinfahren und hat dann auch Aussicht.
Als wir am Parkplatz parkten, sahen wir schon einen kleinen Menschenauflauf. Aha, mal sehen, was es da gibt. Als wir ausstiegen stürmte schon einer der Auflaufmenschen auf uns zu, gestikulierte mit allen verfügbaren Gliedmaßen, deutete in Richtung Auflauf (hmm, lecker) und brabbelte irgendwas von "rattler". Rattler, was will ich mit Hunden? Ach so, ne, wir sind ja nicht in Prag. Also, nicht Hund. Nur 'ne Klapperschlange. Klapperschlange.
Wir gleich hin. Und da war sie. Leider unter lauter Gestrüpp.
Praktischerweise konnten wir ganz nah an die Schlange ran, ohne Angst haben zu müssen. Da war nämlich 'ne Mauer dazwischen.
Das ist der Rest vom Auflauf, nachdem die meisten schon weg waren. Wir haben dann ein wenig die Aussicht angesehen. Da sieht man das Coachella Valley. Alles voller Dunst. Das sollte eigentlich nicht so sein, ist aber so. Der Dunst liegt, wie der Name schon sagt, an der Verdunstung aber auch an der Luftverschmutzung. Man könnte von hier aus Palm Springs sehen, aber das liegt unter dem Dunst. Aber immerhin sieht man in der Mitte den San-Andreas-Graben.
Der macht die ganzen Erdbeben. Den sollten wir in den nächsten Tagen noch kennenlernen. Dann sind wir wieder zurück zum Parkplatz und haben geschaut, ob die Klapperschlange noch da ist. War sie.
Wir haben daher einen kleinen Menschenauflauf gebildet und sind auf die nächsten Neuankömmlinge wild gestikulierend und brabbelnd zugestürmt. Man muss sich ja an die Landessitten anpassen. Mich hätte jetzt nur noch interessiert, was für eine Klapperschlange das war. Aber Ranger oder so war keiner in der Nähe.
Als wir noch einmal genauer hinsahen, entdeckten wir unter dem selben (!) Busch eine king snake (!). King snakes fressen eigentlich andere Schlangen, auch Klapperschlangen. Aber hier waren beide einträchtig unter einem Busch. Was war das denn? Sollte die nicht über die Klapperschlange herfallen? So ein Schlangen-catchen war jetzt echt was gewesen. Nicht einmal auf king snakes ist mehr Verlass. Was ist bloß los mit dieser Welt.
Als ob sie wußte, dass sie was falsch gemacht hatte und sich nun schämte, kroch die king snake auch gleich davon und verzog sich in ein Erdloch.
Auf dem Rückweg haben wir ein paar Mal angehalten, um die Gegend zu fotografieren. Lauter Joshua Trees. Wer hätte das gedacht. Ausgerechnet hier.
Gerade zur rechten Zeit waren wir zurück am Zeltplatz. Die Sonne ging langsam unter. Schön. Wir sind noch ein wenig auf den Felsen hinter unserem Zelt herumgeklettert. Echt toll hier. Und diese Farben, wie die untergehende Sonne die Felsen erleuchtet. (Die hätte mich ruhig auch ein wenig erleuchten können. War aber nicht. Dann sterb ich halt unerleuchtet. Nix mit Buddah.) Aber da kann man echt toll klettern. Und ich habs nicht nur auf die Felsen hochgeschafft, ich bin auch ohne mich zum Gespött zu machen wieder runtergekommen.
Zuerst den Campground von oben. Viele große Felsen, die hatten sich das echt gut überlegt, mit dem Namen.
Meine Frau und noch mehr große Felsen.
Sonne geht unter.
Und so weiter...
Jetzt reicht's, wird ja langsam langweilig. Nur einen noch. Den fanden wir besonders lustig:
Der war gleich hinter unserer Site. Sieht so aus wie ein ruhender Mann mit vollem Magen. Diesen Zustand gedachte ich auch in den nächsten Minuten zu erreichen. 
Denn zum Abschluss des Tages haben wir unsere Beute aus dem Supermarkt über dem offenen Feuer gegrillt.
Ein schöner Tagesausklang. Die Sonne verschwand und wich einem klaren Sternenhimmel. Dafür ist der Park ja berühmt. Großartig. So viele Sterne. Wobei der Himmel in der Mojave mindestens genauso klar war. Einfach großartig. Beide. Mojave und Joshua Tree.
Und dann noch Zelten bei so vielen Biestern; na, ich weiss nicht, ob das was wäre für mich? 
mit Schlangen satt 
. Dann werde ich auch mal lobhudeln - Erzählwurm - Märchenwurm und was weiss ich noch alles. Das kann sich ja kein Mensch merken 
