Raketenwurm II - to boldly go where no graboid has crawled before


  • Liest du vor Ort solche Sachen - oder wie kommen wir zu dieser Ehre?

    Teilweise vor Ort, aber hauptsächlich dann später zuhause. Ich kauf mir da jedes Mal ein paar Bücher.


    Das meiste der Hyde-Story hab ich aus "Death in Grand Canyon", eine fast unerschöpfliche Quelle für spannende, erschreckende und unglaubliche Geschichten. Den Rest hab ich mir aus anderen Bücher und dem Internet (obwohl ich da erstaunlich wenig darüber gefunden habe, manchmal hat man immer noch mehr von den guten alten Büchern) zusammengeklaubt. Und aus meinen Erinnerungen an den Ranger-Vortrag.



    Ach ja, noch ein paar Bilder.


    Das letzte Bild von Glen und Bessie Hyde, aufgenommen am Hermit Camp am 18. November 1928.


    Und hier ein Bild von Georgie White, "Woman of the River", wie sie genannt wurde, vom Juni 1954.

  • :clab::clab::clab::clab::clab::clab::clab::clab::clab::clab:


    Wow, war das interessant, ich liebe solche mysteriösen Geschichten, ich hab sie richtiggehend verschlungen :!!


    Klasse, vielen Dank Ranger Wurm ;)


    Das war ja eine riesige Arbeit, das alles zu tippen, aber es hat sich gelohnt, Hut ab :jaMa:


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    Ich komme mir vor wie am Lagerfeuer der Phanthom Ranch und Ranger Phil erzählt...


    Scharuig schön Ranger Phill.

    Aber was für eine skurrile Geschichte!


    Das macht es um so besser. :!!

  • Ich bin jetzt ein wenig hinterhergehechelt.


    Mir ist aufgefallen, dass die Kommentare überwiegend respektvoll werden, nur weil du ins große Loch runter bist. Willi ist da eine löbliche Ausnahme und ich nehme an, du rechnest auch nicht damit, dass ich mich wegen einer kleinen Wanderung ändere. :gg:


    Zwei lange Berichte über einen Tag. Ich finde, wenn du da ein wenig gestrafft hättest, dann wär das auch in einem Posting gegangen und mich hätte das nich so viel Zeit gekostet.


    Leider musste ich alles durchlesen, weil ich ja Mitte September auch runter will. Ich mach allerdings keine Weicheitour, sondern geh am gleichen Tag wieder rauf.


    Na gut, ein wenig Ernsthaftigkeit:
    Ich finde die Berichte ganz toll. Und für mich natürlich gerade jetzt super interessant. Die Lagerfeuergeschichte hab ich schon rauskopiert, die werd ich denen unten erzählen.


    Woher hast du eigentlich die Details, die du so einstreust? Kannst du mir da weiterhelfen? Da könnt ich meinen Ruf als Superreiseleiter weiter festigen.


    Und wie ist das dann ganz unten, da hab ich noch zu wenig recherchiert, wenn man den Bright Angel Trail wieder raufgeht. Ist das leicht zu finden? Muss man da durch den Tunnel über den Colorado und über eine andere Brücke wieder hoch oder gehts da vorher schon links hinüber zum Bright Angel Trail?

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist aufgefallen, dass die Kommentare überwiegend respektvoll werden


    Willi ist da eine löbliche Ausnahme


    Moment mal, so geht das nicht. :neinnein:


    genau, wir wollen ihn leiden sehen. :SCHAU:


    :tongue:

  • Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich am 26. August in aller Herrgottsfrüh gen Amerika fliege. Es wäre mir ein Anliegen, dass das nächste Tag bis dahin in diesem .. äh .. dings .. Reisebericht erschienen ist. Es wäre für mich wirklich eine Freude selbst dann, wenn du, lieber Verfasser, nicht besonders gelitten hast.

  • Und für mich natürlich gerade jetzt super interessant. Die Lagerfeuergeschichte hab ich schon rauskopiert, die werd ich denen unten erzählen.


    Woher hast du eigentlich die Details, die du so einstreust? Kannst du mir da weiterhelfen? Da könnt ich meinen Ruf als Superreiseleiter weiter festigen.

    Abstauber! :gg:
    Ranger Phil, spätestens jetzt würde ich die folgenden Tage nur noch gegen Bezahlung hier veröffentlichen! Inztischen sind hier nur noch Junkies, die jeden Preis bezahlen! :D :D :D

  • Ranger Phil, spätestens jetzt würde ich die folgenden Tage nur noch gegen Bezahlung hier veröffentlichen! Inztischen sind hier nur noch Junkies, die jeden Preis bezahlen!


    Bist du des Wahnsinns?????? :EEK: :EEK: :EEK:

  • Woher hast du eigentlich die Details, die du so einstreust? Kannst du mir da weiterhelfen?


    Verschiedene Bücher, die Trail Guide-Heftchen, Internet, Ranger-Vorträge, die Hinweisschilder, die da überall rumstehen. Bei den Büchern natürlich das so oft schon erwähnte "Death in Grand Canyon", aus dem man sehr viele Lagerfeuergeschichten ziehen kann. Aber auch andere. Bei Gelegenheit kann ich Dir ein paar Sachen raussuchen. Jetzt muss ich aber erst den nächsten Bericht fertig machen. Oder Du fragst einfach konkret. Ich beantworte gerne alles, worauf ich eine Antwort weiss.





    Da könnt ich meinen Ruf als Superreiseleiter weiter festigen.


    Ich schick Dir dann die Rechnung. :MG:


    Und wie ist das dann ganz unten, da hab ich noch zu wenig recherchiert, wenn man den Bright Angel Trail wieder raufgeht. Ist das leicht zu finden? Muss man da durch den Tunnel über den Colorado und über eine andere Brücke wieder hoch oder gehts da vorher schon links hinüber zum Bright Angel Trail?


    Ein kleines Stück vor dem Tunnel kreuzt der South Kaibab den River Trail , da kann man dann gleich nach Westen direkt auf den River Trail, der nach einigen Meilen auf den Bright Angel Trail stößt. Der kürzere Weg, aber dann kommt man an keiner Wasserquelle vorbei. Außer dem Colorado. Das Wasser aus dem sollte man aber aufbereiten. Oder man geht durch den Tunnel, über die Black Bridge und dann Richtung Campground. Da kann man sich im Bright Angel Creek abkühlen...






    ... und findet kurz vor dem Campground die erste Stelle zum Trinkwasser zapfen. Dann über die Silver Bridge und dann den River Trail entlang bis zum Bright Angel Trail.



    Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich am 26. August in aller Herrgottsfrüh gen Amerika fliege. Es wäre mir ein Anliegen, dass das nächste Tag bis dahin in diesem .. äh .. dings .. Reisebericht erschienen ist. Es wäre für mich wirklich eine Freude selbst dann, wenn du, lieber Verfasser, nicht besonders gelitten hast.


    Jetzt drängelt der auch noch. :rolleyes: Habt Ihr ein Glück, dass meine Frau auch drängelt, die will unbedingt im Forum lesen, was wir an diesem Tag gemacht haben.





    Ranger Phil, spätestens jetzt würde ich die folgenden Tage nur noch gegen Bezahlung hier veröffentlichen! Inztischen sind hier nur noch Junkies, die jeden Preis bezahlen! :D :D :D




    Tolle Idee! :!! Ich lass dann mal den Hut rumgehen. :gg:


  • Three Days of the Condor - Part III



    Bright Angel Campground - River Trail - Bright Angel Trail - Bright Angel Lodge



    Um vier Uhr früh ging der Wecker. Grrr. X( Ich versuchte noch ein wenig die harte Realität zu verdrängen. Aber es half ja nichts. Wer runter geht, muss auch wieder hoch. Um 4.20 Uhr sind wir also aufgestanden. Es wurde schon hell, naja fast. Zuerst viel essen und viel trinken. Zelt abbauen. Rucksäcke packen. Campsite sauber machen. Wasser auffüllen. Wir hatten jeder knapp 1 Gallone dabei. Mal sehen, ob's reicht. Um 5.20 Uhr sind wir aufgebrochen. Fast die Hälfte der anderen Camper war schon weg.


    Kurz vor der Brücke trafen wir ein Rehlein. Wie das wohl hier runtergekommen war? ;)





    Wir überquerten die Silver Bridge. Ein letzter Blick zurück.




    Unglaublich, aber wahr: Früher spülte der Colorado hier pro Tag 380.000 tons (345.000 metric tons) an Sedimenten durch. Daher kommt auch der Name des Flusses, von der Farbe, die er von dem Sediment hatte. "Too thin to plow, too thick to drink" (zu dünn zum Pflügen, zu dick zum Trinken), sagte man damals über den Colorado. Aber jetzt wird das fast alles vom Glen Canyon Dam zurückgehalten und füllt langsam aber sicher den Lake Powell. Inzwischen sind es nur noch 40.000 tons pro Tag. Daher verschwinden auch allmählich die ganzen Sandbänke am Flussufer. Auch die zwei Flutungen des Glen Canyon Dams haben da nur kurzfristig was gebracht.


    Tja, der Colorado ist echt nicht mehr das was er mal war. Aber wenigstens wurden die Pläne, Riesenstaudämme im Grand Canyon zu bauen, nicht verwirklicht. Wäre fast so weit gekommen. Das gab damals in den 60ern eine riesige öffentliche Auseinandersetzung zwischen dem Bureau of Reclamations (eine Riesenbehörde, die für die Wasserressourcen und insbesondere die Staudämme zuständig ist) und dem Sierra Club (eine Art Greenpeace für Hasenfüßige, statt sich an Wale zu ketten, schreiben die Briefe an Abgeordnete und schalten Zeitungsannoncen). Das war vor allem der Kampf zwischen dem Chef des Bureau of Reclamations, Floyd Dominy und Davic Brower, dem Vorsitzenden des Sierra Club. Die beiden konnten sich nicht leiden. Brower hatte damals erlebt, wie durch den Lake Powell der schöne Glen Canyon geflutet wurde und hatte über den Lake Powell gesagt: "Putting water in the Cathedral in the Desert was like urinating on the crypt of St. Peter's." (Wasser in diese Kathedrale in der Wüste zu füllen ist, als ob man in die Gruft des Petersdoms uriniert.) Er hatte sich geschworen, nicht zuzulassen, dass den Grand Canyon das gleiche Schicksal ereilt. Aber Dominy wollte unbedingt seine zwei Dämme im Grand Canyon. Damit wäre Marble Canyon und der gesamte untere Teil des Grand Canyon, einschließlich Havasu Creek, unter den Stauseen verschwunden. Dominy versuchte die Öffentlichkeit zu überzeugen: Das wäre doch viel besser für die Touristen, dann könnten sie alle ohne Anstrengungen mit Motorbooten den Canyon entdecken. Brower schlug mit ganzseitigen Anzeigen in allen großen Zeitungen zurück: "Should we also flood the Sistine Chapel, so tourists can get nearer to the ceiling? (Sollten wir dann auch die Sixtinische Kapelle fluten, damit die Touristen die Decke aus der Nähe betrachten können?) Damit war die Sache gelaufen. Lastwagen voller empörter Briefe erreichten die Abgeordneten. Die Dammgeschichte im Canyon war gestorben.


    Egal, wir stampften weiter. Durch Sand. :EEK:




    Blöder Sand. Jetzt könnte man schon einen Stausee und ein Motorboot brauchen ;). Das ist wirklich einer der beiden unangenehmsten Abschnitte des Trails. Wir kämpften uns durch den Sand, aber bald waren wir durch. Der Weg ging langsam aber stetig aufwärts.


    Schon seit heute morgen war es völlig bewölkt. Blöd, weil es nicht schön zum Fotografieren war. Sehr finstere und düstere Stimmung.






    Aber toll, weil es dadurch deutlich kühler war. Knapp unter 80 Grad.


    Blöd war auch, dass es nach einiger Zeit plötzlich wieder bergab ging. Was soll das denn? Da schleppt man sich nach oben und dann geht es wieder runter und man muss die Höhenmeter doppelt laufen. :rolleyes: Naja, da kann man jetzt auch nichts machen.


    Nach ca. 1,5 Meilen war es Schluss mit am Fluss entlanglaufen. Hier geht der River Trail in den Bright Angel Trail über. Ab jetzt geht es bergauf. Steil bergauf. Wenigstens kostet der Trail keine Maut mehr.


    Wir liefen eine kurze Strecke am Garden Creek entlang, das wir immer wieder überqueren mussten.





    Und das war nicht überall so schmal wie hier. Aber ins Wasser gefallen sind wir trotzdem nicht. Nach kurzer Zeit konnte man schon den Rim sehen. Na, dann haben wir es ja gleich geschafft. ;)




    Aber zuerst muss man durch Devils Corkscrew. Enge und steile Serpentinen durch die dunkle Vishnu Schist.




    Zum Glück war's immer noch bewölkt, da war es nicht so heiß. Glück muss man haben. Und das Ende der Inner Gorge war schon in Sicht. Die Tapeat Sandstones.




    :laola:


    Auf dem Weg kamen wir an irgendwelchen vertrockneten Sinterterassen vorbei.




    Sowas gibt es hier also auch. Wahn-Sinn!


    Ungefähr an dieser Stelle kam uns übrigens zum ersten Mal "Gegenverkehr" entgegen. Ein Hiker auf dem Weg nach unten. Wo der wohl herkommt? Wahrscheinlich aus Indian Garden, weil der Rim ist ja doch noch ein ganz schönes Stückchen weg und es war gerade mal kurz nach sieben. Aber warum spekulieren, ich fragte einfach nach. "From the rim" war die Antwort. Wahnsinn. :EEK: Er sei Triathlet und trainiere hier gelegentlich. Wahnsinn. Auf dem Weg nach oben hat er uns dann überholt. Zwischen Indian Garden und dem Three Mile Resthouse. Wahnsinn.


    Wir trafen hier aber auch immer mehr andere, normale Hiker, die mit uns unterwegs nach oben waren. Manche überholten wir und sahen sie nie wieder. Andere überholten uns und sahen uns nie wieder. Aber einige trafen wir immer. Mal überholten wir die, mal überholten die uns. Mit der Zeit erkannte man sich und kam immer wieder ins Gespräch. Nach dem soundsovielten Mal wurde das dann auch etwas mehr als der übliche Smalltalk.



    Die beiden in der Mitte sind ein Ehepaar aus Washington D.C. Die beiden rechts sind ein Vater mit Tochter. Die hatten längere Zeit in Deutschland gelebt.


    Zwischendurch bin ich dann mal hingefallen, über einen Stein gestolpert und auf dem Hinterteil gelandet. Passiert ist nichts, ich erzählt das bloß, weil Ihr mich ja leiden sehen wolltet. Die Hikerin neben mit war total entsetzt und hatte ein schlechtes Gewissen, weil mir das passiert war, als ich mich gerade mit ihr unterhielt. Könnte sogar sein, ich war ja tatsächlich durch das Quatschen abgelenkt. Aber höflich wie ich war, schon ich die Schuld auf die "stupid stones" hier am Weg.


    Viel mehr ist bis Indian Garden nicht passiert. Wir stapften halt bergauf. Schließlich wurde die Gegend immer grüner.




    Um 7.50 Uhr kamen wir an diesem Schild an.




    Beim ersten Hinschauen bekam ich erst mal einen kleinen Schock. :EEK: Können die den blöden Punkt nicht ein bißchen größer und deutlicher machen! :wut2:


    Aber halb so schlimm, acht Minuten später waren wir da. In Indian Garden. Ca. zweieinhalb Stunden waren wir jetzt unterwegs. Zeit für ein zweites Frühstück. Aber vor der Pause nach den Temperaturen geschaut.




    Pfft, das ist ja richtig kühl hier. So ein Kindergeburtstag die Wanderung. Das Schild unter dem Thermometer "This is your brain on sun" war neu, den gab es vor einem Jahr noch nicht. Die lassen sich doch hier immer wieder war Neues einfallen.


    Am Platz um die Wasserstelle war schon ein bißchen was los. Schubweise trafen immer mehr Hiker von oben ein.




    4,5 Meilen zum Rim. Sehr schön, gut die Hälfte hatten wir hinter uns. Bevor es weitergeht, erst mal die übliche Prozedur. Trinken, Essen, mit den anderen Hikern quatschen. Mit dem Ehepaar aus Washington z.B. Die waren mit einer Raftingtour bis zur Phantom Ranch gekommen. Oder mit der Mutter aus Vermont, die mit ihren beiden Jungs und ihrer Tochter unterwegs war. Die waren gestern auch den Bright Angel Trail runtergewandert, während der Vater mit dem dritten Sohn oben wartete. Sie hatten sich aufgeteilt, Mutter geht mit den Kindern in den Canyon, Vater sollte in ein paar Tagen mit den Kindern auf den Half Dome.


    In Indian Garden war früher ein Fotostudio der Brüder Kolb. Damals gab es am Rim noch kein gescheites Wasser und die mussten deshalb hier die Bilder entwickeln. Die haben dann oben die Touris auf den Mulis geknipst, sind schnell runtergerannt, haben die Bilder entwickelt und sind dann wieder hochgerannt, um gleichzeitig mit den Touris auf den Mulis wieder da zu sein und denen dann die Bilder für $1 pro Stück zu verkaufen.


    Übrigens, wir waren auf den Tag genau vor genau einem Jahr schon einmal hier unterwegs gewesen, allerdings vom Rim zum Plateau Point. Aber da gehen wir heute nicht hin. Letztes Jahr war es wärmer hier. Da waren keine Wolken. Apropos Wolken, so langsam brachen die auf und die Sonne kam raus. Jetzt aber nichts wie weg, bevor die Hitze kommt.


    Also noch schnell die Kleidung in Wasser getränkt und dann los. Es war jetzt kurz nach halb neun. Aber bevor es richtig los geht, schnell noch die Mulis vorbeilassen. Damit die unsere Postkarten hochtragen können.





    Gleich nach Indian Garden kommt eine der schönsten Stellen des Bright Angel Trails. Jedenfalls im Frühjahr. Lauter Blüten.




    Dieses Mal weniger Kakteen, aber dafür lauter andere Pflanzen, die letztes Jahr um diese Zeit schon nicht mehr geblüht hatten. Toll.


    Dann war der Akku meiner Kamera leer. Der von meiner Frau ging noch, aber sie hatte die Kamera im Rucksack verstaut. Weil die sich so angeblich besser tragen lies. Sie weigerte sich beharrlich, die Kamera auszupacken und um den Hals zu hängen. Die sei zu unhandlich. Pfft. Die soll sich mal nicht so haben. Aber ich könnte sie ja tragen, wenn ich wollte, schlug sie vor. Ne, wollte ich nicht, die war zu unhandlich.


    Daher keine weiteren Bilder vom Aufstieg. Ist aber nicht so schlimm, wir haben ja noch welche vom letzten Jahr. Allerdings sah das alles schon etwas anders aus als letztes Jahr. Obwohl der gleiche Tag, die Natur war letztes Jahr weiter. Dieses Jahr blühte noch viel mehr. Muss am langen Winter und den Wetterkapriolen liegen.


    Der weitere Aufstieg war unspektakulär. An jedem Resthouse wir trafen die die Typen aus Washington und Vermont und quatschten und alberten herum. Am One and a Half Mile Resthouse waren wir kurz nach 11 Uhr und haben dann doch schnell die Kamera noch ein einziges Mal ausgepackt. Da STß so eine Bazillenschleuder auf dem Ast wie ein Papagei auf der Stange.




    Die nächste Evolutionsstufe? Entwickeln sich squirrel zu Flugsquirreln? Oder gar zu menschenfressenden Flugmonstern? :EEK:


    Im Übrigen ist das der zweite unangenehme Teil des Trails. Ab dem One and a Half Mile Resthouse ist die Hölle los. Da sind lauter Verrückte unterwegs. Der eine Amerikaner ging ja noch. Der deutete Richtung Plateau Point und meinte, er würde da gerne jetzt hin, wie weit das sei. Gut 4,5 Meilen, sagten wir. Ach, echt? So weit? Das sieht doch so nah aus. Fünf Minuten später kehrte er um, zurück zum Rim und machte sich über uns lustig, weil wir so verstaubt aussahen und etwas langsamer liefen als er.


    Nein, der ging noch. Was mich richtig aufregt, sind die Typen, die einem von oben entgegenkommen und nicht ausweichen, sondern fast in einen reinrennen, wenn man nicht unter Aufbietung der letzten Kräfte auf die Seite springt. Durch das ganze Ausweichen kommt man manchmal ganz schon aus dem Rhythmus. Abgesehen davon, dass hier oben kaum noch einer grüßt. Am schlimmsten sind da die Franzosen, gefolgt von den Japanern, die grüßen nicht mal zurück. Ich frag mich immer, woher dieses Gerücht mit der fernöstlichen Höflichkeit kommt. Naja, egal, ab dem Second Tunnel hab ich dann aufgehört, die entgegenkommenden Bekloppten zu grüßen. Versteh ich eh nicht, wer fängt denn Mittags eine Wanderung nach unten an. Die müssen alle durchgeknallt sein.


    Denn heiß war es inzwischen auch wieder. Die Wolken waren weg. Zum Glück waren wir schon so weit oben.


    Abgesehen davon gibt es auch richtig Durchgeknallte. Die deutschen Eltern, die hier lautstark ihre Kinder beschimpften und ihnen in aller Öffentlichkeit die größte Tracht Prügel ihres Lebens androhten. Oder eine Amerikanerin in leichten Turnschuhen und mit einer Plastiktüte ausgerüstet, die uns fragte, wo wir herkämen. Und als wir sagten, vom Fluss, eröffnete sie uns stolz, da gehe sie jetzt auch hin und heute auch wieder zurück. Ich war so sprachlos, bevor ich sagen konnte, dass das vielleicht nicht die beste Idee wäre, war sie schon weiter.


    Auch wenn es viele nicht verstehen, für mich ist auch der Bright Angel Trail ein schöner Weg. Wegen der Oase Indian Garden. Wegen Devils Corkscrew. Wegen der steil abfallenden Canyonwände, zwischen denen man hindurchgeht. Aber zwischen dem Rim und dem One and a Half Mile Resthouse macht das zur Mittagszeit keinen Spaß. Lauter Bekloppte. Ich litt richtiggehend (zufrieden, Willi und Ulrich?).


    Na egal, gleich haben wir es geschafft. Wird auch Zeit, es wurde immer heißer. Aber auf das "How are you" der hier patroullierenden Ranger antwortete ich immer noch mit "fine". Meine Frau war langsam zum "OK" übergegangen. Die letzte halbe Meile zieht sich dann ein wenig. Ich wollte eigentlich vor eins oben sein, warum, keine Ahnung, einfach so halt. Aber jetzt musste ich mein Tempo auch ein wenig drosseln. Wenn ich zu schnell war, dann spürte ich irgendein nicht lokalisierbares Stechen im Oberkörper. Das Herz war's definitiv nicht. Aber was dann? Leber? Lunge? Milz? Keine Ahnung. Das hörte auch jedes Mal auf, wenn ich langsamer wurde oder gar stehen blieb. Und wenn ich dann wieder flott lief, fing es wieder an. Ich konnte das ein- und ausschalten, wie auf Knopfdruck. Seltsam. Naja, egal. Kurz vor ein Uhr waren wir dann oben. Geschafft. Yipiee! 4380 Füße Höhenunterschied, 9,6 Meilen und ca. 7,5 Stunden nach dem Aufbruch. Ich war so im Trott, ich hätte weiterlaufen können. Also hab ich erst einmal ein Eis besorgt.





    Wir haben uns dann einfach in den Schatten vor der Bright Angel Lodge gelegt. Fürs Einchecken waren wir bestimmt zu früh dran. Wir haben uns dann einfach eine Zeit die Touristen angeschaut.


    Plötzlich entdeckten wir etwas interessanteres als Touristen. Condore. Die segelten direkt über uns.




    Super. So nah hatte ich die noch nie gesehen. Leider konnte man die Nummern nicht erkennen. Den meisten Touristen waren die aber wurscht. Banausen. :rolleyes:




    Dann hab ich einfach mal versucht, ob man schon einchecken konnte. Ich bin in die Lobby und hab gefragt, ob das denn schon geht. Käme aufs Zimmer an. Wie ich denn hieße. Ich sagte es ihm und er meinte, da läge keine Reservierung vor. Ja, wie??? Es täte ihm leid, aber er könne keine Reservierung auf meinen Namen finden. Ich buchstabierte den Namen. Kein Erfolg. Ob ich vielleicht in einer anderen Lodge reserviert hätte? Ja was, haltet Ihr mich für so blöd, dass ich mir den Namen der Lodge nicht merken kann? (Das hab ich natürlich nur gedacht, nicht gesagt.) Es täte ihm leid, aber er könne nichts tun. Ich sagte, ich würde die Reservierungsnummer suchen und dann wiederkommen und bin dann raus. Na klasse. Die Ausdrucke mit der Reservierungsbestätigung lagen im Auto. Beim Mather Point. Ich hatte eine Befürchtung, woran das Problem liegen könnte. Ich hatte damals im Januar vorsichtshalber für zwei Nächte gebucht und dann später die erste per E-Mail storniert, weil wir ja das Permit für unten im Canyon gekriegt hatten. Nicht, dass die beide Nächte storniert hatten?


    Na toll, muss ich jetzt erst zum Auto? Da fiel mir ein, dass ich ja mein Telefon (als Wecker) mitschleppte. Vielleicht war da je die Bestätigungs-E-Mail noch drauf? War sie. Yipiie! Damit schnell reingewetzt und dem Typen triumphierend unter die Nase gehalten. Der hat die Reservierungsnummer abgetippt und fand dann unsere Reservierung. Die hatten die Reservierung unter meinem Vornamen gespeichert. :rolleyes: Dabei klingt mein Vorname wirklich nicht wie ein Nachname. :rolleyes:


    Der Ärger mit der Reservierung war subjektiv übrigens viel schlimmer als der ganze Aufstieg aus dem Canyon. ;)


    Am Rest des Tages ist nicht viel passiert. Ich erzähl jetzt auch keine Stories mehr, das war sowieso schon wieder viel zu viel. Wir haben (lange, also sehr lange, also so richtig lange) geduscht. Meine Frau hat dann im Zimmer gefaulenzt und ich bin mit dem Shuttle los, das Auto holen. Das Eis in der Kühlbox war geschmolzen, natürlich, aber das Schmelzwasser noch so kühl, dass das Bier und der Saft noch gut waren. Danach bin ich wieder zurück zum Rim. Ins Kolb Studio (da gibt's tolle Bücher!)...




    ... hab Touristen und Hiker, die sich gerade den Trail hochgeschleppt hatten beobachtet...




    ... bißchen den Canyon angeschaut...




    ... neue Warnschilder entdeckt (das gab's letztes Jahr noch nicht)...



    ... die Touristen beobachtet, wie sie sich um die Plätze im Shuttle nach Hermits Rest kloppen...





    ... bin am El Tovar vorbeigelaufen...




    ... dort roch es nach Essen. Hmm, Essen. Also zurück zur Lodge, meine Frau aus den Federn geschmissen und ins Restaurant gezerrt. Meine Frau nahm die Forelle, ich das Steak. Lecker. Aber nach der Wanderung hätte uns glaub ich alles geschmeckt.


    Meine Frau ist dann gleich wieder ins Zimmer, zum Ausruhen. Ich hab mir noch den Sonnenuntergang angeschaut.




    Der war aber heute nichts. Absolut unspektakulär und langweilig. Aber egal, wir hatten ja genug schöne in den letzten Tagen. Mir taten nur die Touristen leid, die nur diese Nacht da waren.


    Als die Sonne weg war, bin ich ins Zimmer, das restliche Bier geleert und dann gleich eingeschlafen.

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