Wer El Tatio besuchen möchte, muss schon früh aufstehen um den Höhepunkt nicht zu versäumen. Wir sind kurz nach 4:00 Uhr in der Nacht losgefahren und haben mit unserem Expeditions-LKW fast 2 Std. gebraucht, um die 80 km von San Pedro de Atacama nach El Tatio zu fahren.
Der Vulkan El Tatio (5314 m hoch) befindet sich in Chile in der Región de Antofagasta an der Grenze zu Bolivien und ist Teil der Anden östlich der Atacama-Wüste.
Beeindruckend ist die Szenerie schon bei Dunkelheit, zunehmend aber auch durch die aufsteigende Sonne, die phantastische Farben auf die Gegend wirft, wenn sie über den Bergen aufgeht. Soweit das Auge reicht dampft und qualmt es aus unzähligen Spalten der Erde, es brodelt, gurgelt, zischt, die Atmosphäre ist unwirklich. Wasserdampf steigt aus etlichen Stellen der kargen Landschaft hervor und hüllt das Gebiet in einen durchsichtigen Schleier aus feuchter Luft. Auf dem Boden zeichnen sich wunderschöne Kalkablagerungen ab, bunt schimmernde Wasserstellen lassen in das Innere der Erde blicken. Hier und da zischt es neben mir, man muss aufpassen, wohin man tritt. Wir sind noch vor dem Sonnenaufgang in El Tatio angekommen, es ist noch dunkel und furchtbar kalt (-8 C) - nur gut, warme Kleidung dabei zu haben. Gleichzeitig um uns herum überall heißes Wasser, aber wir wurden gewarnt: Nicht zu nah ran gehen, man könnte einbrechen oder sich verbrühen. Hier und da spritzen meterhohe Fontänen nur alle paar Minuten in die Höhe. Als die Sonne langsam aufsteigt und die Szenerie der brodelnden Geysire hell erstrahlen lässt, kommt Farbe ins Spiel, es wird wärmer,... Eine tolle Atmosphäre!
El Tatio ist ein herausragendes Naturschauspiel und sollte von Besuchern der Atacamaregion nicht versäumt werden. Wenn die Sonne da ist, strahlt der Himmel in schönstem Blau, die hügelige Landschaft hüllt sich in leuchtendes Gelb und die Wasserdampfsäulen wirken wie schneeweiße Wolken. Zum Schluss erreichen wir den Abschnitt, an dem sich nun alle einfinden: Man muss sich kurz überwinden, die Klamotten in der kalten Luft auszuziehen und rein in den kleinen dampfenden Naturpool, in dem sich schon ein paar Touristen aufwärmen. Er wird gespeist aus einem der Geysire, aufgrund der Außentemperatur hat sich die Wassertemperatur auf etwa 35 Grade abgekühlt, es fühlt sich an, wie in der Badewanne... Ahhh, tut das gut!
Geothermalgebiet
Am Fuß des Vulkankraters befindet sich ein Geothermalgebiet mit Geysiren und heißen Quellen. In einer Höhe von 4300 m erstreckt sich El Tatio, das höchstgelegene Geysirfeld der Erde. Das geothermische Feld erstreckt sich über 30 Quadratkilometer und ist durch Fumarolen, heiße Quellen, Dampfschlote und dampfenden Boden gekennzeichnet.
El Tatio liegt am westlichen Fuß einer Reihe von Stratovulkanen, die entlang der Grenze zwischen Chile und Bolivien verlaufen. Es liegt im Norden Chiles, ca. 80 km nördlich von San Pedro de Atacama. Die Fahrt von San Pedro zu den Geysiren dauert zwischen eineinhalb und zwei Stunden. El Tatio gehört zur chilenischen Región de Antofagasta als Teil der Anden, östlich der Acatamawüste und hat ihren Höhepunkt zwischen 05:30 und 07:00 Uhr morgens, wenn die Höhe der Dampfstrahlen 10 Meter erreicht.
Unter den 110 eruptierenden Quellen befinden sich 80 echte Geysire. Mehr als 30 davon sind ständig aktiv. Nur wenige Geysire erzeugen bis zu 10 m hohe Wasserfontänen, bei den anderen reicht der Druck gerade einmal dazu aus das Wasser bis zu 1 m hoch zu speien.
Es handelt sich um das größte Geysirfeld der Südhalbkugel und ist nach dem Geysirfeld im Yellowstone-Nationalpark und dem von Dolina Geiserow auf der Kamtschatka-Halbinsel in Russland das drittgrößte der Welt. Hier befinden sich schätzungsweise 8 % der Geysire der Welt.
Aufgrund der Höhenlage, und des dadurch reduzierten Luftdrucks, siedet das Wasser hier bei ca. 86 Grad Celsius. Bei frostigen Temperaturen von bis zu -20 °C ist die aufsteigende feuchtwarme Luft der Geysire am deutlichsten zu sehen - man sieht es heftig dampfen. Wegen der am Morgen besonders niedrigen Lufttemperatur und der Sichtverhältnisse ist ein Besuch ab Beginn der Morgendämmerung besonders eindrucksvoll. Die geothermale Aktivität nehmen ab 8 Uhr mit zunehmender Temperatur allmählich ab. Die aufgehende Sonne taucht dann langsam hinter den Gipfeln der umliegenden Vulkan-Kette auf und lässt die aufsteigenden Dampfschwaden in einem faszinierenden Licht erstrahlen. Sobald die Sonne sich hinter der bergigen Landschaft hervorschiebt, nimmt die Aktivität der Geysire langsam ab und die Rauchwolken werden stetig kleiner. Ohne die dampfenden Wolken wird der Blick auf ein anderes Naturspektakel frei. Die zahlreichen Erdlöcher glitzern in grüner, roter und weißer Farbe und erstrecken sich in den verschiedensten Formen über das Feld.
Neben den Geysiren gehört mindestens ein verrostetes kleines Wärmekraftwerk zu El Tatio. Versuche geothermische Energieanlagen zu installieren scheiterten an der Abgelegenheit des Gebietes und an mangelnder Infrastruktur. So blieben die Geysire bisher weitestgehend intakt und bilden eine touristische Attraktion.
Nicht zu vergessen ist das einsame Thermalschwimmbecken am Rande der Geysirlandschaft.
Höhenkrankheit oder „krank werden“
Es stimmt, dass viele Touristen beim Aufstieg auf Tatio unter Höhenkrankheit leiden oder „Angst bekommen“, wenn man bedenkt, dass San Pedro 2.500 Meter hoch ist und man in weniger als 2 Stunden auf 4.300 Meter Höhe aufsteigt. Zur Linderung und Vorbeugung der „Puna“ empfiehlt es sich, eine Flasche Kokawasser mitzunehmen, das auf den Handwerksmärkten in San Pedro verkauft wird. Es kann heiß oder kalt eingenommen werden oder auch als Kaubonbons. Es wird außerdem empfohlen, am Abend vor der Tour jegliche Art von Alkohol zu meiden und natürlich vor und während des Besuchs der Geysire nicht zu rauchen.
Hier ein paar Bilder.
Vor Sonnenaufgang ca. 6:00 Uhr:
Etwa eine halbe Stunde später:
Ein Teil ist schon in der Sonne
Ca. 7:00 Uhr, das meiste liegt in der Sonne:
im Gegenlicht
Schöne Kalkablagerungen:
Bunt schimmernde Wasserstellen:
Auf der Rückfahrt nach San Pedro de Atacama:
80 km Wellblechstrecke, hier ein gutes Stück
Der Ausflug von San Pedro de Atacama hat ca. 10 Stunden gedauert.