Im Juni 2019 war ich zwei Wochen lang mit der Amsterdam auf Alaska-Kreuzfahrt. Hier geht’s zum Reisebericht.
Das Schiff möchte ich euch gerne noch etwas näher vorstellen.
Anmerkung: 2020 wurde die MS Amsterdam an Fred Olsen Cruise Lines verkauft und fährt seitdem als MS Bolette.
Zusammen mit anderen Schiffen mit niederländischem Namen, von denen manche ein bißchen nach Käse klingen (Volendam, Zaandam, Maasdam, Westerdam etc.), gehört die Amsterdam zur Holland America Line (HAL) und die wiederum zu Carnival Cruises.
Das Schiff ist 238 Meter lang und bietet maximal 1380 Passagieren in 690 Kabinen Platz. Einordnen würde ich HAL in der guten Mittelklasse; die Schiffe und Kabinen bieten einen gewissen Komfort, sind aber nicht so luxuriös wie z.B. bei Seabourn (wo man aber natürlich auch deutlich mehr hinblättern darf).
Meine Kabine war locker ausreichend groß, mit genug Stauraum. Insgesamt war alles eher zweckmäßig und nicht so wahnsinnig modern eingerichtet, aber man verbringt ohnehin nicht sooo viel Zeit in der Kabine, schon gar nicht, wenn man von einer so grandiosen Landschaft umgeben ist wie in Alaska.
Bei zwei Personen und viel Gepäck könnte es allerdings schon mal ein bißchen eng werden, da müßte man dann im Schrank Tetris spielen.
Auch das Bad war groß genug; angenehm fand ich vor allem die Kombi Badewanne/Dusche. Seife und Lotion gab es in der „Einzelpackung“ von Elemis, für Shampoo etc. waren in der Dusche Spender vorhanden.
Zur weiteren Ausstattung in der Kabine gehörten eine kleine Sitzgruppe, ein Schminktisch und ein kleiner Fernseher mit einigen wenigen Programmen sowie Livecam-Übertragungen von Bug und Heck und Informationen zum momentanen Standort, Wetter usw.
Ich hatte im Vorfeld eine Weile hin und her überlegt, ob ich eine Innen- oder Außenkabine nehmen soll; Balkon war wegen der deutlich höheren Preise ohnehin keine Option. Am Ende habe ich mich für eine verhältnismäßig günstige Außenkabine mit eingeschränkter Sicht entschieden und war mit der Wahl sehr zufrieden, denn mir kam es hauptsächlich darauf an, Tageslicht zu haben und sehen zu können, wie das Wetter ist und ob es draußen was zu sehen gibt.
Bei dem von mir gebuchten Tarif waren alle Mahlzeiten inklusive, aber an Getränken nur Kaffee/Tee, Eistee und Lemonade (wobei es die schon ein paar Rage vor dem Ende der Kreuzfahrt nicht mehr gab - angeblich waren die Zitronen alle ). Das hat mir auch vollkommen gereicht; man hätte auch Evian-Wasser und Dosen wie Sprite, Cola etc. im Zimmer haben können, aber da fand ich den Preis einfach überhöht.
Die Amsterdam verfügt über ein Hauptrestaurant, ein Büffetrestaurant namens Lido Market sowie zwei „gehobenere“ Restaurants mit Zuzahlung, die ich aber nie in Anspruch genommen habe, weil ich mit dem Dining Room und dem Lido Market eh vollauf zufrieden war. Meistens habe ich im Lido Market gegessen, weil man sich da so schön mit kleinen Portionen durchprobieren konnte (was vor allem bei den Desserts toll war ). Nicht so super fand ich, dass es nachmittags, wenn man vom Landgang kam, oft nur noch Reste an den warmen Theken gab, zum Beispiel schon leicht vertrocknete Pizzareste. Insgesamt war das Angebot dort aber sehr gut; toll fand ich, dass es auch „Themenbuffets“ gab, z.B. ein Gold Rush Dinner oder einen Schwerpunkt auf der asiatischen Küche.
Ein paarmal (vor allem zu den Gala-Abenden) war ich aber auch im Hauptrestaurant, wo das Essen auch immer sehr lecker war.
Surf & Surf
Gefrühstückt habe ich immer im Lido Market; die Auswahl war einfach super. Man konnte sich Eier und Omelettes nach Wunsch frisch zubereiten lassen, und es gab ein tolles Angebot an kalten und warmen Speisen, Obst, leckerem Brot (an Bord frisch gebacken), Säften und und und.
Halligalli sucht man bei HAL vergeblich, aber für Unterhaltung ist durchaus gesorgt. Es gibt ein großes Theater mit allabendlichen Shows und diversen Vorträgen tagsüber, zwei Pools, ein Fitneßcenter, ein Casino, ein paar Läden und für die, die‘s einfach mal gemütlich haben wollen, jede Menge bequeme Liegestühle.
Wenn in landschaftlich besonders schönen Gebieten (wie z.B. vor dem Hubbard Glacier oder im Tracy Arm Fjord) gekreuzt wurde, wurde auch immer der Bug für die Passagiere geöffnet.
Blickfang der Amsterdam ist sicher das Atrium mit dem beeindruckenden Astrolabium.
Die Gänge zu den Kabinen sind hingegen schlicht und manchmal relativ lang, deshalb habe ich die meisten Strecken draußen auf dem umlaufenden Deck 3 absolviert. Im Gegensatz zu manchen Mitpassagieren fand ich die Orientierung sehr einfach, aber für diejenigen, die sich auch nach 13 Tagen noch verliefen, gab es praktische „Wegweiser“ (und auch für die, die irgendwann nicht mehr wußten, was für ein Wochentag ist ).
Das Publikum war durchaus gemischt; die meisten Passagiere waren allerdings mindestens 60. Kinder habe ich fast gar keine gesehen. Der Dress Code an Bord ist eher locker, aber Hot Pants oder Bikinis sind in den Restaurants eher nicht erwünscht. Zu den Gala-Abenden sollte man sich gerne etwas schicker anziehen, aber mit Abendkleid oder Smoking wäre man deutlich overdressed. Eine einfache Stoffhose mit Bluse oder nettem Oberteil bzw. Hemd und vielleicht noch Jackett hat locker gereicht. Allerdings wurden auch Leute, die nicht wirklich schick angezogen waren (also z.B. mit Turnschuhen und Fleece-Oberteil), nicht weggeschickt.
Mein Fazit:
Wer einen guten Mittelweg zwischen Riesenpott mit Halligalli und luxuriöser Yacht mit Rundumverwöhnprogramm sucht, ist bei HAL gut aufgehoben. Ich fand die Amsterdam von der Größe her gerade recht; sehr viel größer hätte nicht sein müssen. Für meine allererste Kreuzfahrt war ich rundum zufrieden, auch wenn es natürlich ein paar Kleinigkeiten gab, die ich nicht so toll fand (z.B. daß ein paar Tage vor Ende schon die Zitronen für die Lemonade ausgingen oder daß die Öffnungszeiten des Lido Market teilweise nicht optimal waren, wenn man vom Landgang zurückkam), aber das ist ja vermutlich überall so. Für mich bot die Amsterdam ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, und ich würde jederzeit wieder mit HAL reisen.