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Ich besuchte Dawson City im Yukon Anno 1982.
Dawson City liegt am Zusammenfluß von Yukon River, mit 2.849 km der 5.längsten Fluß der Erde, und dem Klondike River und von hier ertönte 1896 der Ruf: "Goldrausch am Yukon".
Hier am Ende des Top of the World Highways ist der Yukon River Government Campground, wo auch alte Schiffswracks liegen. Sehr schön, aber ich möchte in die Stadt.
Ich werde die kostenlose Fähre über den Fluß benutzen. Das ist schon ein Erlebnis für sich.
Man hupt oder macht sich anderweitig bemerkbar und dann kommt die Fähre und bringt mich sicher über den Fluß.
Am Ufer des Yukon sehe ich ein zusammengezimmertes Floß junger Leute, die die Strecke der Goldsucher und Abenteurer nachfahren wollen. Der Yukon schlägt die Menschen heute von Neuem in seinen Bann.
Ich erreiche Dawson City, die "Königin des Nordens", am späten Nachmittag. Aber Dawson City präsentiert sich bei meiner Ankunft nicht als "Queen" sondern als Schlamm-Stadt.
Die Straßen sind nicht asphaltiert und die hölzernen Bürgersteige sind nicht umsonst da.
Übernachtet habe ich auf dem Campground "Klondike Gold Camp", der mitten in der Stadt liegt.
Zwei Huskies wollen mit mir spielen und es macht Spaß.
Der Husky ist keine eigene Hunderasse, sondern hat das Blut vieler Rassen in sich, z.B. den Siberean Husky, den Setter, Schäferhund und sogar den Wolf. Einer der Hunde hat ein blaues und ein braunes Auge, was für Huskies aber nicht unnormal ist.
Den Schlittenhundeführern ist es ziemlich egal, wie die Hunde aussehen. Der Siberean Husky sieht zwar nett aus, wie im Disneyfilm, aber die meisten Hunde des Gespanns sind Promenadenmischungen.
Die Hunde sind auf Leistung gezüchtet und Nachkommen aus der Goldgräberzeit. Die Goldgräber haben die verschiedensten Hunderassen mitgebracht. Die haben sich vermischt und daraus sind sehr tüchtige Tiere entstanden, mit einer sehr robusten Gesundheit.
Da es bei einem Rennen ausschließlich um Leistung geht, müssen sie immer topfit sein, ohne die kleinste Krankheit, egal wie sie aussehen.
In der Goldgräberzeit fingen die Leute mit dem Hundeschlitten an, als Freizeitbeschäftigung und weil die Glücksspieler etwas brauchten, worauf sie wetten konnten. Pferde gab es ja nicht. Somit hat man Hunderennen organisiert.
Dabei bekamen die Leute schnell mit, welche Art Hunde sehr stark war. Die haben sie dann gezüchtet. Und so machen sie es heute noch.
Um 1900 war Dawson City mit 30.000 Einwohnern die größte Stadt nördlich von San Francisco und westlich von Winnipeg.
1982 leben hier nur noch 1.000 Einwohner, meist Indianer und Goldgräber, und die "Stadt" präsentiert sich wie ein Museum. Alles, oder vieles, wurde so gelassen, wie es um 1900 war.
Sie lebt heute überwiegend von den Touristen und nicht von den Goldgräbern in den Minen.
Nur eine Kneipe hat auch im Winter bei minus 30, 40 Grad C. geöffnet: sie heisst PIT, die Grube.
Im Downtown Hotel ist der "Sourtoe Saloon", der "Salon des sauren Zehs", wo man beweisen kann, daß man kein Weichei ist.
Hier gibt es den unappetitlichsten Drink der Welt - mit "echten" Zehen. Ein Zeh kommt in einen Drink und er muß beim Leeren die Lippen berühren.
Ich besuchte das Musical "Gas Light Follies" im altehrwürdigen "Palace Grant Theatre". Es wird viel Wert auf die Kostüme, die Musik und den Flair der Goldrauschzeit gelegt.
Obwohl ich nicht alles verstehe, macht es Spaß, zu sehen, wie die Revue Girls ihre Beine mit Netzstrümpfen, aber keinen Stützstrümpfen, schwingen. Wirklich alles erinnert an die goldenen Zeiten.
"Diamond Tooth Gertie's Gambling Hall", Gertie mit dem Diamand im Zahn ihr Spielsalon, ist das einzige legale Spielcasino in ganz Kanada.
Früher war es eine Institution und die erste Adresse der Goldgräber mit Taschen voller Gold und heute ist es die erste Adresse der Geldsucher.
Die Atmosphäre mit Can-Can-Girls und Baccara, Roulette, Poker und Black Jack will ich abends wahrnehmen.
Gottseidank werden heute kanadische Dollar gesetzt und keine Nuggets, und bleihaltig ist die Luft auch nicht mehr.
Aber ich verspiele jeden Abend satte Can. $ 30,-- im einstigen Sündenbabel des Nordens.
Aber die kommen der Restauration des Städtchens am Yukon zu Gute, denn man will sich alle Mühe geben, daß es so aussieht, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Dawson wirkt jetzt schon wie ein Museumsdorf. Die Stadt ist seit Jahren pleite.
Die Spielhöllen und Restaurants haben nur noch im Sommer auf, wenn die Touristen kommen.
Alle Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden mit der Zeit renoviert.
Windschiefe Häuser von der Jahrhundertwende stehen noch praktisch unverändert da und kein Mensch reißt sie ab. Der Permafrostboden hat ihnen zu schaffen gemacht.
Manche müssen sogar liebevoll abgestützt werden, andere wurden ein Raub der Flammen.
Neue Häuser, wie das "Palace Grand Theatre", wurde im alten Stil neu errichtet. Heute schürft man nach Touristen.
Und auch verschiedene Kirchen von 1900 bis 1904 sind renoviert worden, ...
... wogegen das Yukon Hotel verfällt.
Auch Jack London's Blockhütte besuche ich. Dort hält ein Student eine Vorlesung aus London's Büchern, wie Alaska Kid, Der Seewolf und Wolfsblut.
London war 20 Jahre alt und schrieb hier die Geschichte der Goldgräber nieder, denen er selbst angehörte. Er war fasziniert von der Natur und dem Gold. Aber er fand kein Gold und kam nach einem Jahr arm nach San Francisco zurück. Reich wurde er erst mit seinen Büchern.
Man hatte das Blockhaus vom ursprünglichen Standort am Henderson Creek hier hin in eine Art Freilichtmuseum verlegt. Eine Hälfte der Hütte ist hier zu besichtigen, die andere ist Hälfte der "Original Jack London Cabin" ist in Oakland, Kalifornien, wo er starb.
Auch ein anderer Dichter des Yukon lebte in Whitehorse und hier in Dawson, Robert Service. Er schrieb sehr viel über den Yukon.
Sein berühmtestes Gedicht heißt "Der Zauber des Yukon". Darin schreibt er, daß nicht Gold die Hauptsache des Yukon ist, sondern die Schönheit und die Stille des Landes.
Im Postgebäude von 1901 kann man Urlaubskarten verschicken.
Vor dem Dawson City Museum kann man Dampflokomotiven besichtigen, die aus der Zeit um 1900 stammen.
Am "Bonanza Creek Claim 33", der ehemals goldreichsten Stelle am Bonanza Creek, kann ich die Vergangenheit noch einmal für $ 10,-- aufleben lassen.
Es ist ein mühsames Geschäft, wie ich feststelle, aber einmal angefangen, kann ich nicht mehr aufhören. Mit viel Wasser und viel kreisendem Schütteln wird's gemacht.
So spült man den Kies weg und das schwerere Gold bleibt unten in der Pfanne. Zum Schluß, wenn nur noch wenig Sand drin ist, läßt man das Wasser langsam kreisen.
Der Rücken tut weh, aber die Mühe lohnt sich. Das Gold Panning bringt mir einen guten Erfolg und ich wasche einige Goldkörnchen heraus.
Kleinvieh macht auch Mist, denke ich.
Jetzt bin ich ein reicher Mann!
Aber im Ernst: Wenn auch der Fund nicht ausreicht, die Reisekosten wieder hereinzubringen, bleibt doch ein Hauch von Abenteuer hängen.
Zu Hause lasse ich mir davon einen goldenen Anhänger mit den Umrissen von Alaska anfertigen.
Ich verlasse Dawson City schweren Herzens.
Noch etwas Geschichte:
Am 17. August 1896 fanden George W. Carmack und der Indianer Skookum Jim im Rabbit Creek "Shiney Rocks", glitzernde Steine, und somit die ersten Riesennuggets.
Der Rabbit Creek wurde bald umbenannt in Bonanza Creek.
Der 17. August wird in Dawson City seitdem als Discovery Day, Tag der Entdeckung, gefeiert. Und das war zufällig gestern.
Am 16. Juli 1897 kam der Raddampfer "Portland" in Seattle an und die ganze Welt konnte die Goldbrocken bestaunen. Mit diesem Tag begann der Klondike Gold Rush.
Über 100.000 Glücksritter machten sich auf den Weg, um am Yukon und Klondike River, am El Dorado und Bonanza Creek nach dem gelben Metall zu schürfen, aber nur 40.000 kamen hier an. Es wurde der größte Goldrausch der Geschichte.
Und nur wenige, wie der Österreicher Anton Stander, fanden dort oben Gold in Unmengen. Er war einer der ersten am Ort. Er kam mit $ 1,75 nach Amerika und er wurde am Bonanza Creek reich. Ohne es zu wissen, war er an den goldhaltigsten Bach der Welt gekommen.
Zehn Jahre später war er verarmt und endete in einem öffentlichen Armenhaus in Seattle.
Nach nur 11 Monaten, 1898, war der große Goldrausch im Yukon Vergangenheit. Noch immer drängten zwar Tausende in den Norden Kanadas und wollten nicht wahr haben, das kein Gold mehr da ist. Aber reich wurde keiner mehr.
Selbst heute wird noch in großem Stil Gold aus der Erde gewaschen, allerdings jetzt mit großen Baggern, den so genannten Dredges, und mit Caterpillern. Der größte Gigant ist der Dredge # 4 hier am Bach.
Aber nur drei bis vier Monate lang kann gegraben werden, dann ist der Boden gefroren und steinhart.