Es muss nicht immer der Südwesten sein: Hardcore Foto-Action auf Sizilien

  • Hi Leute,


    nach unserem US-Trip im Juni haben wir noch einmal unsere Koffer gepackt und Sizilien unsicher gemacht. Eines vorweg: Wir sind begeistert! Sizilien ist ein traumhaftes Fleckchen Erde und extrem abwechslungsreich


    Einen dicken SUV haben wir diesmal nicht, vielmehr müsst ihr mit einem kleinen Lancia Ypsilon Vorlieb nehmen. Wen das nicht stört, einsteigen, es lohnt sich :D


    Tag 1 – Italienische Gelassenheit
    Samstag, 07. September 2013


    Pünktlich zum Wetterumschwung kehren wir Deutschland den Rücken. Unser Ziel: die italienische Trauminsel Sizilien. Viel haben wir vor unserer Reiseplanung nicht gewusst über dieses Paradies im Mittelmeer. Während der Planung ist uns aber schnell klar geworden, dass elf Tage kaum ausreichen werden, um Sizilien wirklich kennenzulernen. Zu groß und zu abwechslungsreich ist die Insel. Uns bleibt also wieder einmal nichts anderes übrig, als die Nacht zum Tag zu machen, wollen wir halbwegs etwas sehen.


    Unser Alitalia-Flug landet am Nachmittag pünktlich auf dem Flughafen Catania. Obwohl es bereits Anfang September ist, misst das Termometer über 30 Grad. Mit unseren Koffern bewaffnet machen wir uns aufden Weg zum Mietwagenschalter. Hier treffen wir nicht zum ersten Mal auf die italienische Gelassenheit. Wir warten eine geschlagene Stunde, bis wir endlich mit unserem kleinen Lancia Ypsilon davonbrausen können. Der Autoverkehr in Catania - mit knapp 300.000 Einwohnern nach Palermo die zweitgrößte Stadt Siziliens - übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen. Verkehrsregeln haben keine Bedeutung, aber zumindest rote Ampeln werden teilweise beachtet. Trotzdem geht es ganz ohne Blechschäden voran.


    Wenige Minuten vor Sonnenuntergang erreichen wir Aci Trezza. Im Meer vor dem kleinen Städtchen liegen einige wirklich beeindruckende Felsen. An der Strandpromenade pulsiert das Leben. Ein frisch verheiratetes Ehepaar lässt sich vor der atemberaubenden Kulisse ablichten, andere sitzen einfach herum und genießen die Stimmung, das Rauschen des Meeres und die sanfte Brise.





    In unserer Unterkunft, dem Agriturismo Biologico dell' Etna, kommen wir erst spät in der Nacht an. Michele, der Besitzer des Anwesens, wartet schon ungeduldig und heißt uns schließlich herzlich willkommen. Michele zerrt uns sofort in die kleine Küche und versorgt uns mit jeder Menge Tipps über die Region. Anfangs verstehen wir kein Wort - Michele spricht nur italienisch. Aber mit Händen und Füßen klappt es schließlich ganz gut. Wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet.

  • Also Leute noch ist Platz in unserem Lancia :clab:


    Das Wetter war klasse, hatten meistens über 30 Grad... Und viele Wolken, was mir natürlich sehr zugute gekommen ist =)


    Tag 2 – Sonnenaufgang über Taormina
    Sonntag, 08. September 2013


    Schon lange vor Sonnenaufgang stehen wir hoch über dem Meer und blicken auf die Bucht von Taormina. Einige Fischerboote ziehen bereits ihre Kreise, als die Sonne am Horizont aufgeht.





    Wir genießen die Szenerie eine Weile und machen uns dann auf zum Teatro Greco in Taormina. Bevor wir ankommen, schickt uns das Navi allerdings noch auf eine abenteuerliche Irrfahrt durch das kleine Bergstädtchen. Natürlich sind wir viel zu früh dran, das antike Theater mit Blick auf den Ätna hat zu so früher Stunde noch geschlossen. Immerhin: So haben wir die Straßen fast für uns alleine.



    Das Teatro Greco enttäuscht uns etwas. Schön anzusehen ist es, den Eintrittspreis von zehn Euro ist es aber nur sehr bedingt wert. Allzulange halten wir uns hier auch nicht auf.



    Mit dem Bus geht es weiter in das Bergdorf Castelmola. Von hier oben genießen wir einen fantastischen Blick über die Landschaft und über Taormina. Die engen Gassen verleiten zum flanieren. Urplötzlich wird die Ruhe von lauten Motorengeräuschen gestört. Ein Biker-Club hat das kleine Bergdorf offenbar als Ausflugsziel auserkoren. Für uns höchste Zeit weiterzuziehen.




    Am Nachmittag wollen wir den Monte Scuderi bezwingen - mit 1.253 Metern der höchste Gipfel in den Peloritani Bergen. Auf dem Weg zum Parkplatz verfahren wir uns fürchterlich. Unser Navi leitet uns nach Ali. Die Straßen sind hier extrem steil und extrem eng. Irgendwenn geht es nicht mehr weiter. Nur mit größter Mühe gelingt es uns, wieder auf die Hauptstraße zu stoßen. Mit etwas Verspätung erreichen wir schließlich den Trail.



    Anfangs folgen wir einem schattigen Schotterweg steil nach oben. Nach einer halben Stunde lassen wir die Bäume hinter uns und genießen einen großartigen Ausblick auf die Landschaft. Wir folgen dem Weg und passieren ein Stacheldrahtgatter. Von hier an führt uns der Weg - der kaum noch zu erkennen ist - wieder nach unten. Bald merken wir, dass wir auf dieser Route nicht zum Gipfel kommen werden. Also kehren wir um und suchen eine Alternative. Bald stoßen wir wieder auf den richtigen Trail. Der Weg führt uns steil nach oben, ein paar Kletterpartien sind auch zu meistern. Stellenweise ist der Weg nicht mehr zu erkennen, wir kämpfen uns durch das Gestrüpp. Leider kommen wir so nur langsam voran. Inzwischen ist es schon später Nachmittag. Das Ziel vor Augen brechen wir schließlich ab. In der Dunkelheit wollen wir die Kletterpassage nicht zurücklegen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir wieder den Parkplatz. Auf dem Weg in unsere Unterkunft halten wir für ein paar Aufnahmen am Castello di Sant'Alessio Siculo - leider sind wir ein paar Minuten zu spät für wirklich spekakuläre Aufnahmen.


  • okay ist es auch Südwesten :MG:


    Tag 3 – Bezwingung des Ätna
    Montag, 09. September 2013


    Den Sonnenaufgang verbringen wir an der Küste von Santa Tecla - ein idyllisches Fischerdürfchen nördlich von Catania. Dunkles Lavagestein prägt die Steilküste - mitten im Meer ragt ein alter Wachturm in die Höhe. Der Sonnenaufgang ist wieder einmal atemberaubend und taucht die Landschaft in ein magisches Licht.



    Im Anschluss machen wir uns auf den Weg in die Alcantara Schlucht. Die Fahrt dorthin führt uns über enge Landstraßen durch kleine Ortschaften. An der Schlucht angekommen stellen wir unseren Wagen auf dem Hauptparkplatz ab und laufen etwa 200 Meter nach Nordenwesten. Hier führt eine Treppe in die Schlucht - die acht Euro für den Fahrstuhl (!) sparen wir uns so. Schon nach wenigen Minuten erreichen wir den Fluss Alcantara, der sich über Jahrmillionen bis zu 20 Meter tief in die erstarrte Lava des Ätna gefressen hat. Die Wände bestehen aus prismischen, fünf- und sechseckigen Säulen und stechen sofort ins Auge. Leider ist die Schlucht flußaufwärts aus Sicherheitsgründen gesperrt - ohne Neoprenanzug ist es im Wasser aber ohnehin nicht auzuhalten. Wir überqueren den Fluss an einer seichten Stelle und wandern flussabwärts. Immer wieder treffen wir auf beeindruckende Basalt-Formationen und Wasserfälle. Zu so früher Stunde sind wir noch ganz alleine. Das ändert sich erst am frühen Vormittag, wenn die Busse hunderte Tagesausflügler herankarren.




    Die weitere Route führt uns auf den Ätna - mit 3.323 Metern der höchste und aktivste Vulkan Europas. Mit dem Auto geht es bis zur Station Rifugio Sapienza auf 1.910 Metern. Die kurvenreiche Straße mit dem herrlichen Weitblick ist ein Hochgenuss für Auto- und Motorradfahrer. Die meisten Touristen wählen ab der Station Rifugio Sapienza die einfache Variante und lassen sich mit der Seilbahn bis auf etwa 2.500 Meter bringen. Wir wählen den schweißtreibenden Aufstieg zu Fuß. Dabei folgen wir einen teils sehr steilen Trail über Lavageröll. Auffällig sind die unzählichen Marienkäfer, die sich in dieser Höhe offenbar keine Gedanken über Fressfeinde machen müssen. Völlig verschwitzt erreichen wir nach rund eineinhalb Stunden die Bergstation der Seilbahn. Von hier aus besteht die Möglichkeit, sich mit einem geländegängigen Bus bis auf rund 2.920 Meter in das Gebiet des Torre del Filosofo chauffieren zu lassen. Wir setzen unsere Wanderung aber unbeirrt zu Fuß fort und stehen nach einem Abstecher auf einen Nebenkrater und nach insgesamt etwa dreieinhalb Stunden Fußmarsch auf einem rauchenden Krater 2.940 Meter über dem Meeresspiegel. Der Ausblick ist atemberaubend, schwarzes Lavagestein wohin das Auge reicht und in der Ferne ist das Meer zu erkennen. In dieser Höhe bläst der Wind unerlässlich. Die Böen sind so stark, dass sie uns beinahe umreißen. Viele Besucher, die mit der Bahn nach oben gefahren und nur mit einem T-Shirt bekleidet sind, kämpfen mit den eisigen Temperaturen auf dieser Höhe. Schon zu dieser Jahreszeit fallen die Tagestiefstwerte unter den Gefrierpunkt. Wer sich den Fußmarsch sparen will, kann die gesamte Route bis auf 2.940 Meter mit der Seilbahn und dem Bus zurücklegen - die Tour schlägt dann allerdings mit rund 60 Euro zu Buche. Um zum Cratere Centrale - dem Gipfel des Ätna - auf über 3.300 Metern zu gelangen, ist ein ortskundiger Bergführer obligatorisch. Wir suchen uns ein windgeschützes Eckchen und genießen die Szenerie. Bald sind wir hier oben ganz alleine, die Seilbahn bringt die letzten Besucher um 17 Uhr nach unten.






    Gespannt warten wir auf den Sonnenuntergang. Doch inzwischen kämpfe ich trotz hervorragender Ausrüstung mit Taubheitsgefühlen in Fingern und Beinen. So entschließen wir uns eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang, den beschwerlichen Rückweg anzutreten.



    Es dauert nicht lange, bis die Dunkelheit über uns hereinbricht. Es hat fast etwas gespenstisches, uns nur im Licht der Taschenlampe durch die schier unendlichen Lavafelder zu kämpfen. Am Ende der Wanderung zeigt das GPS eine Wegstrecke von rund 14 Kilometern und knapp 1.400 Höhenmeter an.

  • Ich finde auf so nem aktiven Vulkan zu stehen hat immer etwas prickelndes/spannendes.Ist einfach ne ganz besondere Atmosphäre.
    Wusste gar nicht,dass da ne Seilbahn raufgeht.Ich wäre aber auf jedenfall auch gelaufen ;;NiCKi;:
    Btw.ich habe auf dem ersten Bild des Tages nen Sensorfleck entdeckt - dass sogar Dir sowas passiert beruhigt mich ungemein ;) :gg:

  • Tag 4 – Goldschatz und Grabkammern Dienstag
    10. September 2013


    Heute müssen wir Michele leider Lebewohl sagen. Aber nicht ohne ein leckeres Frückstück im Garten unter riesigen Kiwi-Bäumen. Mit Stolz präsentiert uns Michele noch seinen alten Maserati. Der Wagen hat offenbar ein kleines Problem, schnurrt aber wohl trotz seiner mehr als 300.000 Kilometern immnoch wie ein Kätzchen. "Der ist für die Ewigkeit gebaut", sagt Michele.


    Auf unserem Weg in die Anapo-Schlucht machen wir Halt an einer Tankstelle, an der wird gestern Abend 25 Euro in den Tankautomaten gesteckt haben - nur leider die falsche Benzinpumpe . "Das Geld seht ihr wohl nie wieder", hatte uns noch jemand mit auf den Weg gegeben. Aber nach einem Anruf Micheles bei der Tankstelle bietet sich uns ein anderes Bild. Ohne ein Wort drückt uns der Tankwart die 25 Euro in die Hand, fragt fröhlich woher wir kommen, wünscht eine angenehme Weiterfahrt und verabschiedet uns mit Handschlag.


    Am Vormittag erreichen wir die Anapo-Schlucht. Das Thermometer zeigt bereits mehr als 30 Grad an - wohl auch deswegen ist nicht allzuviel los. Wir parken das Auto direkt vor dem Eingang - der Zutritt ist kostenlos - und folgen einem steinigen Trail. Der mehrere hundert Meter tiefe Canyon zieht uns sofort in seinen Bann. Kaum zu glauben, dass wir uns nur gut zwei Flugstunden von Deutschland entfernt befinden. Die Landschaft ist atemberaubend, von weit unten ist das Rauschen des Flusses Anapo zu hören. Das Besondere sind die über 5.000 Grabhölen, die einst in die Felswände geschlagen wurden. Die ersten Ansiedlungen in der Gegend lassen sich auf das 13. Jh. v. Chr. datieren. 1903 wurde in einer der Höhlen sogar ein immenser Gold- und Silberschatz gefunden. Christen hatten diesen hier vor den Arabern versteckt. Heute findet man in der Gegend aber wohl keinen Goldschatz mehr.





    Nach einem Abstecher in eine tiefe Grotte, in der offenbar auch Fledermäuse zu Hause sind, folgen wir dem Trail noch einige Zeit und erreichen schließlich den Grund der Schlucht. Kurz darauf stoßen wir auf einen wahrhaft himmlischen Ort - eine Oase des Glücks, wie es scheint. Das kristallklare Wasser plätschert mehrere kleine Wasserfälle hinab, bunte Libellen ziehen ihre Kreise. Dank der dichten Vegatation ist die Temperatur angenehm zum Verweilen. Trotz der Schönheit dieses Platzes sind wir weit und breit die einzigen Menschen. Nach einer Abkühlung ziehen wir weiter und stoßen auf eine riesige Alcove, in der vor Jahrtausenden Menschen gelebt haben müssen. Leider haben wir keine Zeit, uns weiter umzusehen - eine Wanderung durch den gesamten Canyon ist mit Sicherheit ein Abenteuer.




    Am Nachmittag erreichen wir das Tal Cava Grande. Der Fluss Cassibile hat sich im Laufe der Zeit 250 Meter tief in den Fels gegraben und ein natürliches Badeparadies mit mehreren wassergefüllten Becken geschaffen. Vom Parkplatz aus geht es etwa 40 Minuten steil nach unten, bis wir das kühle Nass erreichen. Ganz alleine sind wir hier nicht, aber es ist ausreichend Platz. Das kristallklare Wasser strömt über Kaskaden durch mehrere Becken und verleitet geradezu zum Baden. Um fünf Uhr setzt der "Bademeister" leider einen Schlussstrich - es folgt der schweißtreibende Aufstieg, den wir in gut 30 Minuten meistern. Schließlich wartet am Capo Murro Di Porco noch ein Leuchtturm auf uns.





    Wir kämpfen uns über ein trockengelegtes Korallenriff durch das Gelände. Ein falscher Schritt kann hier fatale Folgen haben. Tiefe Löcher in den scharfkantigen Felsen schlitzen einem das Bein mühelos auf. Schon nach wenigen Minunten sind wir ein gefundenes Fressen für hunderte Moskitos. Ohne Mückenschutz ergreifen wir so schnell es geht die Flucht. Am Ende des Tages zählen wir fast 80 Mückenstiche.


  • Na, da steige ich doch mal dazu. Wir waren genau eine Woche nach Euch dort (vom 15. bis zum 22. und zwar am Fuße vom Castello di Sant' Alessio. Mit unserem Mietwagenverleiher (Hertz) haben wir in Catania das gleiche Chaos erlebt. Wir mussten fast zwei Stunden warten, obwohl nur wenige vor uns waren!


    Die ersten drei Wanderung von Dir habe wir auch gemacht, allerdings hatte ich dank GPS-Tracks keine Schwierigkeiten Ausgangs- und Endpunkt zu finden.Ätna haben wir die gleiche Tour wir ihr gemacht, unter der Seilbahn hoch, allerdings nur bis auf 2700m und wieder runter zum Parkplatz. Ganz so kalt und windig war es nicht.Das griechische Theater gefällt mir allerdings sehr gut. Liegt vielleicht daran, dass ich auf einem humoristischen Gymnasium war :MG: . Allerdings hatte sich bei uns der Ätna in Wolken gehüllt :wut1: . Außerdem kostet es für Leutchen über 65 keinen Eintritt mehr :MG: .


    Fantastische Ausblicke bieten sich, wenn man über Castelmola auf den knapp 900 m hohen Veneretta steigt. Dort muss man sich auch die letzten 100 Höhenmeter den Weg zum Gipfel suchen. Musste ich alleine machen, da meine Mitstreiter dazu keine Lust mehr hatten.Mal sehen, wo ihr noch überall wart, wir haben uns praktisch nur im Nord und Südosten aufgehalten, war aber auch schon öfters dort.

  • Hi schneeweiss,


    da habt ihr ja coole Touren auch gemacht, Respekt! Wir hatten auch den GPS-Track, allerdings hab ich die Route vorher selber bei Google Earth pi mal Daumen rausgesucht. Das war wohl das Problem ;haha_


    So nach einer kleinen Pause geht's mal weiter hier endlich :D


    Tag 5 – Tal der Tempel Mittwoch
    11. September 2013


    Der Morgen beginnt mit einer bösen Überraschung. Unser Zimmer liegt im ersten Stock eines Agriturismo - ein Bauernhof mit Zimmervermietung. Wie üblich auf einem Bauernhof gibt es einen Hofhund - hier sind es gleich drei. Den Dobermann, den ich von oben aus vor dem Eingangstor entdecke, hatte ich am Vorabend aber nicht gesehen. Mit Stativ und taktischer Taschenlampe bewaffnet öffne ich vorsichtig das Tor. Der Dobermann beachtet mich zum Glück nicht weiter. Trotzdem meide ich hektische Bewegungen wie der Teufel das Weihwasser - am Ende geht alles gut. Die GPS-Daten führen uns in die tiefste Pampa direkt zu einem Militärgelände. Einen Weg zum Strand entdecken wir in der Dunkelheit nicht und so fahren wir an die Steilküste von Siracusa. Vor uns im Meer erhebet sich ein imposanter Fels, während die Sonne langsam über den Horizont steigt. Um diese Uhrzeit sind hier schon erstaunlich viele Jogger unterwegs. Bei dem Ausblick kein Wunder!




    Nach einem kleinen Frühstück zieht es uns zu den Ruinen von Syrakus. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. In der Antike war Syrakus - der Geburtsort des berühmten Mathematikers Archimedes - mit bis zu 1,5 Millionen Einwohnern eine der größten und reichsten Städte des Mitelmeers. Nach zahlreichen Kriegen und Auseinandersetzungen eroberten 214 v. Chr. letztendlich die Römer die Stadt. Es folgten Plünderungen, Seuchen, Erdbeben und schließlich Bombardements im zweiten Weltkrieg. Heute zählt die Stadt Siracusa rund 120.000 Einwohner und wird insbesondere wegen der antiken Stätten angesteuert. Vor dem Eingang finden sich zahlreiche Souvenirgeschäfte und Händler, unzählige Touristen tummeln sich auf dem Gelände. Die Hauptattraktion ist das Teatro Greco - mit 15.000 Plätzen und einem Durchmesser von rund 140 Metern war es das größte Theter der Antike. Beeindruckend ist auch das "Ohr des Dionysios". Beim Bau der 60 Meter langen künstlichen Grotte, in der jedes Geräusch um ein vielfaches verstärkt wird, haben wohl hunderte, wenn nicht gar tausende Skalven ihr Leben verloren.




    Dass die Antike alles andere als romantisch war, wird sofort im römischen Amphitheter klar. In der Arena haben Gladiatoren um ihr Leben gekämpft. Der Nutzen des Beckens in der Mitte ist bis heute umstritten. Gut möglich ist, dass hier das Blut der Verletzten und Getöteten aus der Arena geschwemmt wurde.



    Wir verlassen diesen blutrünstigen Ort der Antike und erreichen nach knapp vier Stunden Autofahrt Agrigento. Riesige Autobahnbrücken und Mietshäuser prägen das Bild. Aber es gibt auch das antike Agrigento - das Valle dei Templi, das Tal der Tempel. Weit über 200.000 Menschen sollen in der antiken Stadt Akragas einmel im Wohlstand gelebt haben. Heute erzählen nur noch die prunkvollen Tempel von der bewegten Geschichte des Ortes. Den Höhepunkt ihrer Macht erlebte die Stadt etwa 480 v. Chr. unter dem Tyrannen Theron. Etwa 70 Jahre später nahmen die Karthager die Stadt ein. Es folgten die Römer, die Vandalen, die Araber, die Normannen und schließlich die Bedeutungslosigkeit. Erst im 20. Jahrhundert hat Agrigento wieder an Wohlstand gewonnen. Über dem Tal der Tempel thront der etwa 450 v. Chr. erbaute Tempio di Giunone - von hier oben haben wir einen fantastischen Überblick über das Tal.



    Nach kurzer Zeit erreichen wir den Concordiatempel (gegen 425 v. Chr. erbaut). Die Säulen des Tempels überstanden in den vergangenen Jahrhunderten die zahlreichen Erdbeben, die Sizilien immer wieder erschüttern. Nur das Dach und die prunkvolle Außerverzierung fehlen heute.



    Glück hat, wer nicht mit einer Reisegruppe ins Tal der Tempel angereist ist und nun noch etwas Zeit für den Tempio di Erocle und den westlichen Tempelbezirk - der sich auf der anderen Seite der Straße befindet - hat. Vom Pollux-Tempel aus dem 5. Jh. v. Chr. ist nicht mehr zu sehen als ein paar Säulen - aber eben die haben es zum Wahrzeichen Agrigentos geschafft.



    Besonders reizvoll ist das Tal am Abend, wenn die Tempel angestrahlt werden und die Sonne untergeht. So suchen wir uns in der Nähe des Concordiatempels ein schattiges Plätzchen unter warten darauf, dass die Sonne als rotglühender Feuerball hinter dem Horizont verschwindet. Inzwischen sind auch die großen Reisegruppen verschwunden und wir bekommen ein wenig das Gefühl dafür, wie es sich hier vor 2.500 Jahren zur Zeit des Herrschers Theron angefühlt haben.




  • In Syrakus waren wir auch, allerdings "nur" in der Stadt. Nach dem griechischen Theater in Taormina konnte ich sie nicht mehr zu dem in Syrakus überreden und zu den Tempeln von Agrigento schon gar nicht (kannte ich aber schon). Werde denen mal Deine schönen Bilder von der Abendstimmung zeigen, dann werden sie das bestimmt im Nachherein noch bereuen.

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