Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Mittwoch
    Als ich heute morgen vor die Tür gehe, trifft mich fast der Schlag. Es ist kalt geworden. Gestern hatten wir ja noch über 100 erlebt, jetzt müssen wir 68 überleben. Aber es gelingt. Genau so extrem verhält sich der erste Teil unser Autofahrt gen Nordwesten. 30 Meilen Wüste und dann die Oase, gespickt mit Grün, - Bäumen, Wiesen, das Hondo Valley ist schön. Wir kurven durch das Tal und landen im Valley of Fire. Nein, das allseits bekannte VoF wäre zu weit weg, aber kurz nach Carizozo, ja das schreibt man wirklich so, kommt die Valley of Fires Recreation Area. Über 127 Quadratmeilen Lavaflow, nicht von einem Vulkan, sondern so mir nichts, dir nichts aus der Erde getreten. Ein paar Brotzeitbänke stehen rum und man könnte ein paar Trails durch die Lavamassen starten. Wir beobachten das inzwischen erstarrte Schauspiel lieber von oben.


    Nachdem wir über die I-25 in Richtung Denver die US 60 erreichen, wird es wieder einsamste Wüstengegend, ein paar Orte, einer mit dem biblischen Namen Magdalena, und plötzlich tauchen sie auf. Der Horchposten liegt uns zu Füßen. Hören die was? Außerirdische mit großen Glubschaugen, viel zu dünnen Beinen und ohne sonstige sichtbare Ausbuchtungen. Nein, das Very Large Array ist ein Teil für astronomische Beobachtung. Die 27 einzelnen Radioteleskope können gebündelt und auf einer Y-Achse bedarfsgerecht angeordnet werden. So abgelegen fasziniert so ein Teil ganz besonders. Wir schauen uns die Anlage aus verschiedenen Perspektiven an und gehen auch ins Besucherzentrum. Ja, man sollte es vielleicht mal gesehen haben. Wie gesagt, beeindruckt hat es uns schon. Sieht cool aus, wie in einem Science Fiction Film.



    Kurz vor Albuquerque steht ein nigelnagelneues HardRock Hotel und Casino. Natürlich haben wir kurz gestoppt, reingeschaut und ein Shotglas gekauft. Sammlertrieb! Übrigens, die AAA Karte, mit der man im Hard Rock 10% Ermäßigung kassiert, haben sie dankend abgelehnt.


    Das Hyatt in Albuquerque hat ein schönes und großes Zimmer für uns im 15. Stock. Albuquerque Downtown ist übersichtlich und von hier oben allemal. Bei nun schon fast wieder 100 Grad machen wir uns per pedes auf in die historische Old Town. Der dreißig Minuten Fußmarsch dort hin war anstrengender als der gestrige Hike. Und es ist ganz nett hier. Ein paar schöne Fotomotive, viel Krimskrams für die Touris. Wir wandern durch und wollen mit dem Taxi zurück. Nix, aber auch gar nichts zu machen. Kein Taxi kreuzt unsere Bahn. Ich habe mir auf dem Rückweg fast den Hals verrenkt, aber es kam keines. Nun gut, dann hängen wir gleich mal Sightseeing in der Downtown dran. Wir gesagt, die ist überschaubar, ein riesiges Kongresszentrum, ein paar Hochhäuser, aber es gibt hier auch einen wunderbaren Fleck: Das Hilton Anderluz. Geht rein, die Lobby ist sensationell. Mexikanischer Stiel, gediegen, einladend. Ein Restaurant ist angeschlossen und für morgen vorgemerkt.







    Wir Essen im Hotelrestaurant des Hyatts. Das kennen wir und unser damaliger Reisebericht sagt, dass das Futter gut war. Vorher an die schöne Bar - endlich wieder ein Heiniken aus der Flasche -, dann das Restaurant getestet: Ergebnis = ****.



    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Donnerstag
    Der Kaffee, den wir uns unten in der Hotelhalle bei Starbucks holen, wird vom Hotel bezahlt. Kein besonders gemütliches Frühstück, keine Frage, aber wenn wir braune Brühe am Morgen haben, genügt uns das. Schließlich wartet die Natur und für ausgiebige Badeurlaubfrühstückszeiten haben wir keine Zeit.


    Als wir über Santa Fé das über dem Pueblo Canyon gelegene Los Alamos erreichen, stehen wir an der gleichen Stelle, wie letztes Jahr. Mitten in einer Wohnsiedlung signalisiert Steffi, dass wir bald da sind. Die Straßen dazu kennt sie nicht. Dumme Steffi, jetzt werfe ich mein Wander-GPS an und fahre auf Sicht. Der Kreisel dreht sich unaufhörlich und dann sehe ich mich gezwungen etwas zu machen, was ich in der Regel lieber vermeide: Ich frage einen Amerikaner nach dem Trailhead. Mille Grazie, unglaublich, der kennt sich aus. Und nachdem wir bergauf und bergab und bergauf und bergab und bergauf und bergab mit dem Auto rumgeirrt sind, stehen wir nun endlich am Trailhead des Mitchell Trails. Zwei Parkplätze davor, beide frei!


    Der Natural Arch Trail führt in Richtung Berge. Keine nennenswerte Steigung, ringsherum verbrannte Bäume. Der raue Fels rechts oben ist Arch-frei. Ja, das GPS-Datum stimmt keinesfalls. Aber nachdem der Trailname Erfolg verspricht, wandern wir weiter. Und dann ist er sichtbar, der Phoenix Arch. Ein wunderschönes Teil, aber er steht hoch oben am Berg. Der Trail führt nach rechts und dann gewaltig in die Höhe. Schnauf! Gemessenen Schrittes kommen wir immer höher und es verwundert mich immer wieder, welche Höhenunterschiede man in kürzester Zeit selbst bei langsamen Tritt überwindet. Unten liegen die verkohlten Bäume, die dem großen Feuer im Jahr 2000 zum Opfer gefallen sind. Der Blick auf Los Alamos ist fantastisch. Schön sind so stadtnahe Ziele schon. Man ist in der Natur, übrigens sind wir ganz alleine, und trotzdem ist die Zivilisation nur "einen Steinwurf" entfernt. 40 Minuten für knapp eine Meile, tja, bei der Steigung kein Wunder. Wir sind am Arch. Nein, kein "s" vergessen!




    Der raue und dunkelbraune Felsen windet sich um die Öffnung, - 15 Fuß breit und 12 Fuß hoch. Etwas Moos unterbricht das Braun. Das zirka 5 Millionen Jahre alte Lavagestein ist rau wie Schmirgelpapier. Wir haben es beim Aufstieg an den Händen bereits zu spüren bekommen. Wir rasten, genießen den Steinbogen und die Blicke hinunter in den Randija Canyon und auf die Stadt. Es ist herrlich hier, zumal die Sonne das angenehme Ambiente unterstützt.


    Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Auto und steuern unserem nächsten Ziel, dem Bandelier National Momument entgegen. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist ausgeglichen, nachdem wir uns mit unserem Pass die 12 USD sparen. Hier ist leider eine Menge los, die Ruhe vom Phoenix Arch konnte nicht hierher gerettet werden. Wir gehen den Main Loop, den man leider nicht verlassen darf, aber der Park ist einzigartig und sehr interessant. Tausende von Löchern und Steinbögen, Indianerwohnungen die selbständig über Leitern zu erklimmen sind. Um ins Wohnzimmer zu kommen, muss man leider warten und manchmal habe ich Angst, dass so ausgewachsene Amerikanerinnen im Eingang stecken bleiben. Als wir nach 1,5 Meilen die Wanderung durch den Canon de Los Frijoles beendet haben sind wir uns einig, dass der Park, wenn man schon hier ist, ein lohnendes Ziel ist.



    Kurz nach dem Parkeingang stehen noch zwei sehr interessante Steinbögen praktisch direkt neben der Straße. Der Bandelier Arch spannt sich an einer Ridge und der Los Alamo Arch bildet die Krone eines alleinstehenden Felsens, der wie von Würmern durchfressen aussieht. Ein wunderbarer Abschluß des heutigen Wandertages.




    Die Heimfahrt wird grauenhaft, da die Interstate 25 wegen eines Unfalles gesperrt ist. Ja Steffi, jetzt kannst Du mal zeigen, was du kannst. Meine Einschätzung des Problems ist, dass inzwischen jeder ein Navi hat und jedes Navi wohl gleich reagiert. Auf alle Fälle sind wir auf den angebotenen Nebenstraßen alles andere als zügig unterwegs. Irgendwann haben wir unsere Dusche erreicht und die tat gut.


    Die Sonne strahlt immer noch auf uns herab, als wir im Freien der Maloney's Bar ein Bier trinken. Das Corona von Monika ist doppelt so groß wie mein Heineken. Unglaublich und ungerecht! Lucia wartet, denn so heißt das Restaurant im Hilton Andaluz. Das Essen war wunderbar und der gleiche Wein, halb so teuer wie gestern im Hyatt. Nur der Espresso war bäh!



    Der letzte Eintrag im Tagebuch konstatiert: Jetzt sind wir wirklich im Westen angekommen, es gibt endlich Arrowhead Wasser! Mit was man uns Touris zufriedenstellen kann, gell.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Freitag
    Wir verlassen Albuquerque auf der Interstate 40 und fahren durch tolle Landschaften mit den von uns so geliebten roten Felsen. Die Indianer haben wieder einige neue Casinos in die Wüste gesetzt und wir wundern uns immer wieder, wie viele Autos selbst zu dieser Tageszeit davor stehen. Bei Gallup geht es Richtung Window Rock, wir kommen nach Arizona und irgendwann signalisiert Steffi ein scharf gesprochenes Abbiegekommando nach links. Dirtroad!


    Wir landen mitten im Vorgarten einer Indianerfamilie. Die Damen des Hauses sitzen unter dem Baum, die Wäsche liegt im Sand und alte Schrottautos stehen rum. Die nur teilweise sichtbare Wiese ist mit Sand substituiert und in jeder "Ecke" liegt irgendwo Müll rum. Die Fenster des Hauses sind aus Pressspan, von Glas keine Spur mehr. Ich beoachte die Szenerie und halte Ausschau nach einem Hund oder sonstigen gefährlichen Gegnern. Und nachdem subjetiv betrachtet von dieser Seite keine Gefahr droht, steige ich aus. Die Damen bewegen sich nicht, sondern schicken einen halbwüchsigen Jungen in meine Richtung. Bin ich hier richtig, ich möchte zur Black Rock Natural Bridge. Yes, but you have to walk. Soweit kein Problem. Kann ich mein Auto hier abstellen? Klar, parke es neben dem Roten. Unter dem sitzen übrigens ein paar Katzen. Also: Gesagt, getan! Ich parke neben dem Roten und wir riskieren es und lassen unser Auto samt Koffer und Steffi bei unseren neuen Freunden zurück. Ein mulmiges Gefühl bleibt. Vielleicht war das der Grund, warum wir schneller als sonst die Schritte auf das rote Land setzten. Querfeldein, einen Abhang hinunter, treffen wir auf einen Trail und nach 0,88 Meilen sind wir an der Brücke. Sie ist ganz ansehnlich, läßt sich besteigen und sieht fast aus, wie wenn eine Platte quer über den Creek gelegt worden wäre. Fotostopp, keine Zigarettenpause und marsch zurück. Ich sah das Auto schon ohne Räder, ohne Koffer und Steffi war ebenfalls für immer von uns gegangen. Der Rückweg geht noch schneller, was aber auch daran lag, dass sich unsere Orientierung sortierte und wir einen direkteren Weg fanden. Geputzt haben sie es nicht, aber das Auto steht unversehrt da, die Mädels hocken weiterhin unter dem Baum und unser Abschiedsgruß und Dank wurde wortlos zur Kenntnis genommen. Wollten sie sagen, sei froh, dass du noch einen Skalp trägst. Nein, Spaß beiseite, es war doch nett, dass sie uns auf deren Grundstück parken ließen, oder?



    Das große Auge wartet. Wir passieren Chinle und ein paar Kilometer weiter geht eine Dirtroad in die Black Mountain Wash, die uns zum nächsten Ziel führen sollte. Leider endet die Straße an ein paar Indianerherbergen. Laut meinen topographischen Informationen sollte die Road die Wash kreuzen und zum Ziel führen. Tut sie aber nicht. Wir suchen eine Stelle und finden sie auch. Nur leider hat das Wasser, das hier irgendwann mal war, die Kante geschliffen, einen zwei Meter Absatz geschaffen und es hätte schon das Fahrzeug von Knight Rider sein müssen, um diese Stelle zu passieren. Also zurück zur US 191, etwas zurück Richtung Chinle und die nächste Möglichkeit geprüft. Aber auch hier war gleich Ende in einer Siedlung. Wir brechen ab und fahren nach Many Farms.


    Als wir am Beginn der ungeteerten Straße stehen, versperrt ein Gatter den Weg. Ein Unglück kommt selten allein. Wir fahren zurück und finden dann doch eine offene Einfahrt auf die Ebene. Das probieren wir jetzt. Vorbei an einer Wasserstelle für die Pferde, gräbt sich unser Traverse immer weiter Richtung Bergrücken. Der Teardrop Arch sigalisiert uns die Richtung, die Dirtroad verläuft in diese und wir kommen auf 0,7 Meilen heran. Die Träne hat den Fels gesprengt und von hinten leuchtet die Sonne auf den roten Stein. Unten im Tal liegen rote, mit weißen Streifen durchdrungene Felsen.



    Nachdem wir das Schauspiel ausreichend genossen haben, kurven wir mit unserem Auto zurück zur Wasserstelle und biegen in eine andere Himmelsrichtung ab. Irgendwann werden die Sandverwehungen so hoch, dass wir das Auto abstellen und laufen. Es sind nur 0,6 Meilen zum Window Rock. Ein prächtiger Arch! Durch die Öffnung bläst der Wind und hat über die Jahre hinweg eine mächtige Sanddüne sozusagen als Aufstiegshilfe hinterlassen. Der Blick von oben wird durch den Aufstieg möglich. Drei Schritte vor, zwei zurück. Wir kämpfen uns am Rand durch den tiefen Sand. Das Window gehört schon zu den exklusiven Steinbögen und die riesige dunkle Sanddüne davor hat durchaus auch etwas. Wir genießen die Stille hier oben, die nur durch ein leises und monotones Pfeifen des Windes durchbrochen wird. Der Blick hinunter signalisiert, dass hier Saubären unterwegs sind. Mal hier eine Plastikflasche, mal dort eine Patronenhülse; es ist schade, wie manche mit der Natur Schindluder treiben.



    Auf der Hinfahrt zum Window Rock hat Monika trotz der Schaukelfahrt einen weiteren Arch entdeckt. Er ist nur zwei Einschnitte weiter und natürlich wollen wir dort auch noch hin. Der Strawberry Arch, die Form war auch hier namensgebend, ist ganz nett, läßt sich jedoch leider aufgrund des Sonnenstandes jetzt nicht mehr so toll fotografieren. Macht nix, in unserer Erinnerung bleibt er ja auch erhalten.



    Best Western Canyon de Chelly, was sonst in Chinle? Und gleiches Zimmer wie letztes Jahr, so ein Zufall. Auf dem Parkplatz steht ein Jeep nach dem anderen, die Offroader sind unterwegs. Jetzt sitzen sie vor ihren Hotelzimmern und tauschen die Heldentaten des Tages aus. Gut gemacht Jungs! Wir gehen lieber etwas essen. Das "Junction" gehört zum Hotel und wird von Indianern geführt. Das ist gut, denn es ist gut organisiert, das ist schlecht, denn es gibt kein Bier. Das Essen war ätzend, aber die Alternativen im renommierten Chinle sind nicht sehr vielfältig.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Samstag
    Die Essenserfahrungen von gestern zwingen uns dazu, dass Frühstück ausfallen zu lassen. Ein Kleinigkeit im Supermarkt bringt Energie für die kommenden Touren. Als wir gestern von Many Farm ins Hotel gefahren sind, sind zwei Dinge ins Auge gefallen. Erstens, in Chinle gibt es kein einziges Schild für ein Speedlimit. Ich schätze, die hängen irgendwo als Bilderersatz über der Couch und zweitens, eine sehr verdächtige Dirtroad, die zum Big Eye führen könnte. Der Los Gigantes stünde auch noch auf dem Programm, aber den haben wir gleich mal wegpriorisiert.


    Ohne Speedlimit düsen wir die 191er nach Norden und beim Milemarker 459, respektive rund eine halbe Meile danach, setzen wir den Blinker und fahren in die County Road 8083 ein. Daumen halten. Es geht gut und auf der richtigen Seite der Black Mountain Wash voran. Ja, es funktioniert! Wir parken auf einer Anhöhe und von dort aus steht schon mal ein sehr schönes Doppel-Window direkt vor unserer Nase. Die frühe Morgensonne strahlt den ziemlich vereinsamten Felsen an, der seine beiden Fenster weit geöffnet hat. Rund herum eine Sandebene und auch hier hat der Wind ein paar Dünen aufgehäuft, die dem Betrachter das Auge zum Arch führen. Der Felsen selbst hat die für diese Gegend typischen weißen Streifen, nicht sehr intensiv, jedoch gut sichtbar. Wir spazieren zum Objekt der Begierde. Sehr schön!



    Es macht keinen Sinn das Auto woanders zu parken, denn die Anhöhe hier liegt nicht ungünstig für unseren Hike zum Big Eye. Den Hügel runter, die Dirt-Road überquert und dann querfeldein zur Wash. Es geht in der Ebene dahin, ganz easy, natürlich Sand, und die Temperaturen sind sehr angenehm. Wir stehen am Graben und tasten mit dem Auge das "Ufer" ab, um einen Abstieg zu finden. Nur 50 Meter weiter verläuft eine kleine Sandrutsche hinunter. Ein Sprung muss trotzdem sein, da das gelbe stachliche Gestrüpp den Weg versperrt. Und hopp, die Landung verläuft weich im tiefen Sand. Der Aufstieg auf der anderen Seite hat noch eine kleine Problemzone. Direkt an der Kante verläuft ein Zaun. Rauf, am Pfosten festgehalten, hoffen, dass er hält und dann elegant umkurvt. Wir stehen wieder oben und der Weg zum großen Auge ist frei. Man erkennt es schon von hier. Ein riesiger Steinbogen. Je näher wir dem Big Eye kommen, umso mehr erscheint im Hintergrund der Himmel in der Öffnung. Endlich können wir den Sand verlassen und über den schön gezeichneten Felsen aufsteigen. Wir genießen den Augenblick! Das Big Eye hat den Zusatz "The" absolut verdient.



    Auf dem Weg zurück versuchen wir den imposanten Arch noch von der Rückseite zu sehen und umkurven einige Einschnitt; leider ohne Erfolg. Nach eineinviertel Stunden sind wir wieder am Auto und machen uns mit der nicht ganz neuen Erkenntnis auf den Weg in die Canyonlands, dass die Steinbögen rund um Chinle und Many Farms einfach nur fantastisch sind.


    Wir sehen uns die roten Felsen vom Auto aus an. Durch die getönten Scheiben wirkt es noch besser, das Rot, und es hat was, das Auto-Sightseeing. Dort, wo die 191 und die 160 zusammenlaufen, schlug der Wind gnadenlos zu und verwandelt die geteerte Straße zu einer Offroadpiste. Bald sind wir in Utah: Bluff, übrigens gibt es hier ein paar nette Inns, Blanding, - das "Old Tymer" heißt jetzt "Fatboy 2", wie modern. Und als wir uns auf der 191er Moab nähern und ins Spanish Valley einfahren, gibt es inzwischen einen kleinen Wettbewerb, wer den Tukuhnikivats Arch links oben als erster erkennt. Es ist fast wie nach Hause kommen. Allerdings ist heute Samstag und nachdem Moab inzwischen immer voll ist, gibt es meist am am Wochenende noch die Steigerung dazu. Nach 207 Meilen kommen wir am Best Western Canyonlands an. Ein neues Feature wird gleich sichtbar. Oberhalb des überdachten Eingangs haben sie eine Terrasse gebaut, auf der man frühstücken oder relaxen kann. Gute Idee!


    Wie ein Anfänger bin ich mit neuen Bergschuhen in die USA gereist. Die alten liegen seit dem letzten Jahr im Parkhaus in Las Vegas am Charleston Boulevard (Premium Outlet, das kennt wohl jede Frau), dritter Stock, Abfalleimer rechts vor dem Lift. Die Hikes im Osten haben zu Tage gefördert, dass mir die Schuhe nicht gut passen, was Blasenbildung zur Folge hatte. Nachdem die Hikes ab da nicht mehr so gigantisch waren, war ich mit Turnschuhen unterwegs. Spätestens jetzt ist es aber an der Zeit, meine Füße neu einzukleiden. Die neuen Treter waren und sind fantastisch, bequem wie ein Turnschuh, fest wie ein Bergschuh - ja, so soll, nein, so muss es sein.


    Skurillität ist die Bezeichnung für eine auffallend unkonventionelle oder seltsame Idee, Situation, Sache oder Verhaltensweise. Skurril war sie, die Situtation. Wir sitzen an unserer geliebten Bar im ZAX, trinken in aller Ruhe ein Radler und ein Bier, entspannen, beobachten die Szenerie und praktisch Tür an Tür läuft die Waschmaschine und der Trockner. Es sind nur 10 Schritte, um zu prüfen, ob die Wäsche schon fertig ist. Als sie es war, macht Monika eine Trinkpause, bringt die fertige Wäsche rüber ins Hotel und kommt wieder zurück. Wir finden das irgendwie cool und nachdem ich mit dem Waschen nichts zu tun habe, finde ich es noch cooler ;-). Das Essen war in Ordnung.


    Auf dem Heimweg mit Ehrenrunde bemerken wir, dass Moab Gott sei Dank nicht so voll ist, wie befürchtet. Auch die Lokale sind nicht überbesetzt; für einen Samstagabend schon erstaunlich.


    Sonntag
    Es gibt nicht mehr viele Lokationen rund um Moab, die wir nicht erwandert und gesehen haben. Die Konsequenz ist eine aufwändigere Fahrerei. Und so vergehen 80 Meilen, bis wir an der 24er in Richtung Hanksville vor einem Gatter stehen, das uns den Weg in den Ernie Canyon verwehrt. Aber es ist zu öffnen und der Autotrail 923 ist frei. Die Dirtroad ist anfangs gut, windet sich jedoch nach einiger Zeit runter in eine Wash. Spätestens hier wird es ein bisschen kniffelig, aber mit Ruhe und Geduld schafft selbst unser Chevy ein paar verzwickte Stellen. Die letzte Meile in den Canyon hinein wird der Untergrund sehr sandig und weich. Der feine Kies knirrscht unter den Rädern. Nun ist's gut, wir stellen uns an den Rand neben die Felsenwand und wandern los.


    Nach gut einer halben Meile haben wir den rot leuchtenden Ernie Canyon erreicht. Die Felsenwände türmen sich vor uns auf. Es geht nach links, wir verlassen den Canyon und steigen auf. Gleich am Einstieg ist die Ernie Bridge. Eine netter kleiner Steinbogen, der uns auf dem Rückweg noch gute Dienste erweisen wird.



    In Serpentine überwinden wir den ersten Anstieg des San Rafael Reefs. Die Hitze des Tages macht sich breit und erleichtert den Aufstieg nicht unbedingt. Die erste Stufe ist geschafft und wir orientieren uns. Der tiefe Einschnitt des Canyon liegt rechts und das GPS zeigt, dass wir ziemlich am Rand entlang gehen müssen. Ein weißes Band läßt zumindest von weitem vermuten, dass es hier weiter gehen könnte. Dort steigen wir auf. An der linken Felsenwand klebt der Ute Arch. Die Blicke rechts runter lasse ich mal bleiben, da wird mir schlecht ;-).



    Die zweite Stufe endet vor einem Dryfall und ein weiterer, durchaus ansehnlicher Steinbogen kommt in Sicht. So denken wir zumindest und natürlich müssen wir da hin, auch wenn es ein wenig abseits unserer Route liegt. Das werden wir bereuen, denn zum einen entpuppt sich der Arch als Fake, denn nur die Perspektive von der wir angehen suggeriert einen Steinbogen. Dort angekommen stellt sich raus, dass es nur ein Einschnitt zwischen zwei Felsen ist. Nun gut, Pech gehabt. Die weitaus schlimmere Konsequenz ist, dass wir zu weit nach links kommen. Als wir es merken ist es zu spät und wir befinden uns in einem Seitental, aus dem es trotz mehrerer Versuchen keinen Ausstieg gibt. Also, alles wieder zurück und erneut Anlauf genommen.


    Nach knapp zweieinhalb Stunden stehen wir endlich unter der Hurst Bridge, die ziemlich versteckt in einem Box Canyon thront. Sie wird deshalb auch Shadow Box Bridge genannt. Schön ist es hier. Wunderbare Felsformationen, Hoodoos, Löcher und Grotten in den verschiedensten Farben. Also alles, was das Hikerherz zu begehrt. Wie in einem Wohnzimmer sitzt man im kleinen Canyon, die Decke bildet die Brücke. Und die spendet Schatten, was wir bei den inzwischen 38 Grad Celsius gut gebrauchen können. Das Wasser fließt in Strömen aus dem Körper und in die Speiseröhre. Leider ist auch das Nass inzwischen etwas warum und es bedarf irgendwann der Überwindung, dass man die Brühe dem Magen zuführt.




    Den Rückweg zur Ernie Bridge schaffen wir in einer Stunde. Man sieht, es hat Vorteile, wenn man keine Umwege geht. Wir steigen in die fast höhlenartige Brücke hinunter und pflanzen uns in den kleinen Alkoven. Gut sehen wir nicht mehr aus. Verschwitzt und ziemlich fertig mit der Welt. Pause, wie angenehm! Es dauert dann doch noch eine weitere halbe Stunde, bis wir das Auto erreichen. Es gibt auf den letzten Metern durch den weichen Kies keine Gespräche mehr. Statisch nach vorwärts und ein innerer Dank, als das Auto nebst Kühlbox in Sicht kommt. Insgesamt waren wir für 6 Meilen 4,5 Stunden unterwegs. Harte Stunden, aber eine lohnende Wanderung in einer einzigartigen Landschaft und ein fantastisches Ziel.
    Das Abendessen im Mexikaner in Moab war gut, vor allem mal etwas anderes. Die Flasche Wein ist jedoch 5 USD teuerer als im letzten Jahr.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Montag
    Das Frühstück auf der Terrasse ist herrlich. Wärmende Sonnenstrahlen, keine Hektik und ringsum die roten Berge. Einfach nur wunderbar und ein weiterer Hikertag liegt vor uns.


    Die Nationalparks nördlich und südlich von Moab sind wunderschön. Das hat sich leider ja massiv rumgesprochen, so dass es inzwischen ein schier unmögliches Unterfangen ist, insbesondere im Arches Nationalpark alleine zu wandern. Gleichwohl ist die Einsamkeit oft nicht weit von den Epizentren entfernt. Man muss sich nur ein bisschen Mühe geben und die Ziele mit Bedacht auswählen. Wir sind jetzt auf dem Weg in die Einsamkeit, aber zuerst muss der Eingang und die Parkroad geschafft werden. Kurz nach dem Sanddune, just auf der Höhe des Broken Arch, muss fast ein U-Turn her, um die Dirtroad runter ins Salt Valley zu erwischen. Wir folgen den Schildern zu den Klondike Bluffs. Die ansonsten gepflegte Straße, na ja, manchmal ist es schon eine arge Rüttelpiste, die ein Grading vertragen könnte, führt mehr als 8 Meilen zum Trailhead der Tower Arch Wanderung.



    Der Weg ist gut gekennzeichnet, da waren mal wieder die Cairn-Künstler am Werk, und geht gleich mal steil nach oben über die erste Ridge. Es folgt eine moderate Abwärtswanderung, vorbei an den Marching Men, hinunter in die Ebene. Wir steuern einen Bergrücken an, der von angeblasenem Sand eingerahmt wird. Hinauf über eine Sanddüne und auf der Rückseite zum Tower Arch. Der riesige Steinbogen hat seinen Namen von einem dahinter stehenden Hoodoo-Giganten. Ein paar Absätze nach oben und man sitzt in der Stille. Der Arch kann durchschritten werden und erst hinten wird seine namensgebende Steinsäule, rot mit weißem Kopf, im Norden sichtbar. Weder am Trail, noch am Arch irgendwelche Menschen, nur wir und die Natur. Schön! Wir genießen die Landschaft und sind fasziniert von der Wanderung, die zudem durch die tollen Ausblicke auf die Weite und die roten Felsen sehr abwechslungsreich ist. Nach knapp zwei Stunden sind wir zurück und treffen nun doch auf etwas Zivilisation. Ein Parkranger reinigt die Toiletten. Wieso fällt mir jetzt die Serie auf Discovery Channel "Dirty Jobs" ein?


    Wir rappeln uns zurück zur Park Road und halten kurz am Skyline Arch. Nur ein paar Meter weg von der Straße und ein kleiner Fotostopp, das war's, denn unsere nächste Wanderung wartet. Eine Senation ist, wenn man den Arch kurz nach der Straße ohne Menschen fotografieren kann.



    1994 waren wir zuletzt am Broken Arch und der Plan soll heuer wieder in die Tat umgesetzt werden. Über die Prärie erreichen wir bereits nach 0,3 Meilen den Steinbogen. Der rote Felsen wird nach oben weiß. Wie ein Bulle steht das Gestein in der Landschaft und doch hatte es eine Schwachstelle, die Wind und Wetter nutzten, um den Broken Arch zu formen. Oben auf seiner Biegung hat der Steinbogen einen kleinen Crack. Ob das der Grund für den Namen war, wir wissen es nicht und wichtig ist es ja auch nicht. Auf alle Fälle ist auch hier kein Publikumsverkehr. Viele Besucher wollen einfach nur das sehen, was von den Viewpoints aus möglich ist. Wandern, nein, um Gottes Willen, was soll das denn?



    Als wir genug Fotos im Kasten haben, fällt ein Schild auf, der den oder einen Trail anzeigt, der in die diametral andere Richtung führt. Durch den Broken Arch hindurch und dann hinaus. Aber wohin? Neugierig wie wir sind, und Zeit haben wir auch noch, folgen wir dem Weg. Und urplötzlich sehen wir weitere 0,4 Meilen später rechts einen gewaltigen Arch. Die Lösung läßt nicht lange auf sich warten: Ein Schild "Tapestry Arch" prangt am Trail. Nichts wie hin. Zwei einsame Menschen scheinen bereits unter dem Steinbogen zu sitzen und als sie uns bemerken, nehmen sie Fahrt auf. Machen wir in der Regel auch so, also danke und nichts für ungut! Das Mädl ist mit Flip-Flop unterwegs und es ist schon erstaunlich, welche Steigungen bzw. welches Gefälle sich mit solchen Schuhen bewältigen lassen. Die Tapete hängt hinter dem Arch in Form des Gesteins. Einen himmlischen Hintergrund haben wir erst, als wir unter dem großen Steinbogen sitzen und angetan in die Landschaft blicken. Wolken nehmen das Licht, sind aber bald wieder verschwunden.



    Wir gehen zurück zum Trail und folgen ihm weiter. Ein Campground kommt in Sicht. Die Wohnmobile und Zelte sind verlassen, das Klientel ist in der Natur. Follow Trail from Campsite 51. Wer bei dieser Nummer an Verschwörungstheorien denkt, der liegt falsch. Aber ein bisschen haben wir schon nach diesem Stellplatz gesucht. Der Weg führt weiter durch die Finnen des Arches Nationalparks. Aus diesen Steinfinnen bilden sich die Arches und wenn es so weiter geht, dann wird es an der ein oder anderen Stelle Geburten geben. Jedoch ist am Wall Arch auszumachen, dass auch Steinbögen das Zeitliche segnen können.


    Als wir wieder auf der Prärie sind und uns Richtung Parkplatz bewegen, biegen wir noch schnell nach links in einen Canyon ein. Der führt zum Sand Dune Arch. Umgeben von Felswänden und geflutet von Sand steht er jetzt am Nachmittag in der prallen Sonne. Der Bogen sieht oben aus, wie wenn sich zwei Nacktschnecken einen Kuss geben. Leuchtende Bilder prägen sich uns ein. 1994 sind unsere Kinder noch von den Sanddünen gesprungen. Das war damals die Hauptattraktion, nicht der Arch. Dass es 18 Jahre später genau anders herum ist, zeigt, dass auch wir uns weiterentwickeln. Fast zwei Stunden waren wir wieder unterwegs. Es waren unerwartete Ziele, die wir gefunden haben. Man soll also nie aufhören neugierig zu sein.



    Das Wetter hat inzwischen eine mystische Dimension erreicht. Sonnenstrahlen und dunkle Wolken überdecken die Moab-Area. Und so beschließen wir noch den Viewpoint zum Delicate Arch zu besuchen. Leider liegt inzwischen alles im Schatten und für einen vernünftigen Blick auf einen der schönsten Steinbögen der Welt braucht man von hier aus nicht nur einen guten Optiker. Bevor wir jedoch den Park verlassen, parken wir noch am Straßenrand mit Blick auf die Windows Section. Wie Fatali warten wir auf gutes Licht. Nur der hat 3 Wochen Zeit und ich habe Hunger!


    Ja, holt Euch auch die Kundenkarte vom City Market. Die Tanke dort ist eh die billigste im Ort und dann gibt es noch 3 Cent pro Gallone Nachlass. Im Markt bekommen wir 10 % Ermäßigung und dieser Markt ist inzwischen sowas von gut sortiert, dass einem nichts abgeht. Als wir um 17 Uhr im Hotel sind, hat es immer noch 95 Grad. Die Dusche ruft!


    Wir sitzen im ZAX an der Bar und besprechen die heutigen Erlebnisse bei einem Bier. Und das Essen gibt es im Cassano's, einem Utah-Italiener. Die Nudeln waren in Sahnesoße ertränkt und schrien um Hilfe. Wobei insgesamt schon festzustellen ist, dass inzwischen viele amerikanischen Köche Nudeln kochen können, - und zwar al dente. Unser Abendspaziergang führt uns bei Kim und Dave vorbei. Viele schöne Erlebnisse verbinden wir mit dem ehemaligen Dreamkeeper Inn. Aber das ist leider Vergangenheit.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de


  • Genau. Ich leide. Mein missratener Sohn.

    Mir wurden in der Erziehung immer Anstand und gute Manieren vermittelt...welche ich im Großen und Ganzen auch einigermaßen versuche einzuhalten...folglich kann ich sagen: ich würde NIE im Süd-Westen mit einem Bayern München T-Shirt oder Trikot wandern gehen...auch wenn ich hier von Österreich aus die Bayern unterstütze ;) und ich kann guten Gewissens sagen dass ich kein Erfolgsfan bin...trotz dem harten letzten Jahr stehe ich nach wie vor zu meinem Verein...auch wenn ich gewisse Personen im Hause nicht gerade glücklich mache damit ;)


    Schöne Grüße auch von der Sektion "anstandslose Jugend" aus Österreich
    "Der missratene Sohn"
    Thomas :)


    Ach ja und vor ichs vergesse...toller Reisebericht...da kommt Sehnsucht auf :)

    07/2003 - 3 Wochen Florida-Rundreise
    09/2008 - 2 Wochen Phoenix - LA (Grand Canyon-Page-Moab-Bryce Canyon-Zion-Vegas-LA)
    05/2009 - 2 Wochen Denver - SF (Rockies-Moab-Page-Vegas-Death Valley-Bodie-Yosamite-SF)


    more to follow...hopefully =)

  • Mir wurden in der Erziehung immer Anstand und gute Manieren vermittelt...welche ich im Großen und Ganzen auch einigermaßen versuche einzuhalten...folglich kann ich sagen: ich würde NIE im Süd-Westen mit einem Bayern München T-Shirt oder Trikot wandern gehen...auch wenn ich hier von Österreich aus die Bayern unterstütze ;) und ich kann guten Gewissens sagen dass ich kein Erfolgsfan bin...trotz dem harten letzten Jahr stehe ich nach wie vor zu meinem Verein...auch wenn ich gewisse Personen im Hause nicht gerade glücklich mache damit ;)


    Schöne Grüße auch von der Sektion "anstandslose Jugend" aus Österreich
    "Der missratene Sohn"
    Thomas :)


    Ach ja und vor ichs vergesse...toller Reisebericht...da kommt Sehnsucht auf :)



    Hallo Thomas W ;ws108;


    Willkommen im Forum. Schön, dass es bekennende Bayern Fans in deiner Familie gibt ;)



    Fritz, kann man dich eigentlich einen "Arch-Hunter" ( positiv gemeint) nennen? :clab:

  • Mir wurden in der Erziehung immer Anstand und gute Manieren vermittelt...welche ich im Großen und Ganzen auch einigermaßen versuche einzuhalten...folglich kann ich sagen: ich würde NIE im Süd-Westen mit einem Bayern München T-Shirt oder Trikot wandern gehen...auch wenn ich hier von Österreich aus die Bayern unterstütze ;) und ich kann guten Gewissens sagen dass ich kein Erfolgsfan bin...trotz dem harten letzten Jahr stehe ich nach wie vor zu meinem Verein...auch wenn ich gewisse Personen im Hause nicht gerade glücklich mache damit ;)


    Schöne Grüße auch von der Sektion "anstandslose Jugend" aus Österreich
    "Der missratene Sohn"
    Thomas :)


    Ach ja und vor ichs vergesse...toller Reisebericht...da kommt Sehnsucht auf :)


    Hallo Thomas, servus missratener Sohn,
    Du kannst ja nix dafür, bist nur in der falschen Zeit aufgewachsen :gg: Wenn Du Fan der großen Liebe Münchens wärst, dann wüßtest Du, was wirklich harte Jahr sind :traen: Willkommen!


  • Klar kannst Du das, andere nennen mich Arche-Fritz ;)

  • Dienstag
    Heute Nacht pfiff der Wind mächtig durch das Spanish Valley und auch am Morgen weht es noch heftig. An Frühstück auf der Terrasse ist leider nicht zu denken.



    Als wir mitten in den Canyons auf der 313 West unsere Dirt Road suchen, hat sich das Wetter nicht nur beruhigt, es ist wunderschön geworden. Ein paar wirklich kleine Absätze und Sand, daher nicht PKW-geeignet, aber auch nicht besonders herausfordernd. Wir stehen mitten in der Bartlett Flat am Trailhead zum Jewel Tibbetts Arch. Der Weg ist gut gekennzeichnet und gepflegt. Dank Wegweiser und liebevoll gestapelter Cairns kann man sich nicht verlaufen. Wir wandern durch kleinere Senken, immer wieder hoch und runter, aber problemlos. Sand und Vegetation wechseln sich ab. Die Hitze hat das Plateau noch nicht erreicht, es ist angenehm. Nur noch ein leichtes Lüftchen weht uns entgegen oder treibt uns an. Unspektakulär geht es voran. Aber das ändert sich schlagartig, als wir nach rund 20 Minuten die Kante des Hell Roaring Canyons erreichen. Gähnende Tiefe, die Hölle brüllt atemraubend. Der Jewel Tibbetts Arch steht mitten im Canyon als Durchbruch einer Finne, die sich vom Süden her in den Canyon zieht. Das Motiv ist nicht so faszinierend wie der Canyon selbst, denn durch den Arch sieht man nur die andere, gleichfarbige Canyonwand. Es gibt Bilder im Netz mit Himmel im Hintergrund, aber mir wird auf den ersten Blick auf die topographischen Karten nicht klar, wie und wo man in den Canyon absteigen könnte. Vermutlich geht es über die 4WD-Strecke durch den Mineral Canyon am Green River entlang. Der Hell Roaring Canyon, ich finde den Namen schon so toll, beginnt bzw. endet hier und ein mächtiger Dryfall markiert diesen Beginn oder das Ende. Wir wagen uns an die Kante, eigentlich nur Monika, aber wohl ist mir nicht dabei. Nach 1,82 Meilen endet unser Roundtrip und unsere tollen Wandertage in Moab.



    Ein kleine gedankliche Zeitreise bringt uns auf die Interstate 15 in Richtung Las Vegas. Das Speedlimit schraubt sich auf 80, in Worten achtzig, Meilen pro Stunde. So geht, respektive ginge es zügig voran. Nur die Amis erreichen diese Endgeschwindigkeit nicht. Feiglinge oder sagen wir mal ein sehr vorsichtiger Menschenschlag, besonders die Männer! Nach 360 Meilen erreichen wir St. George und unser Best Western.


    Oil Change, ein unmögliches Lichtsignal, das sich seit Tagen im Auto breit macht und ich immer wieder wegdrücke. Ich frage nach Werkstätten in der Nähe und lasse einen Ölwechsel machen (74 USD, das war die Premium-Version, aber es muss ja noch einige tausend Meilen halten, gell). Das Geld habe ich von Hertz immer noch nicht, aber das ist eine andere Geschichte und so wie es momentan aussieht, wird es vermutlich zu einer Never Ending Story.


    Ein kleines Abenteuer steht uns leider noch bevor. Das BW steht westlich der Interstate und die einigermaßen akzeptablen Lokale stehen im Osten davon. Es sind nur eineinhalb Meilen und wir haben keinen Bock, mit dem Auto zu fahren. Also losgegangen, an die Interstate gekommen und natürlich weder Fußweg noch Unterführung in Sicht. Frage an den jungen Mann, der da Reifen in seinen Pickup lädt. Ja ich weiß es auch nicht genau, aber ich fahre euch hin. Sehr nett, aber danke (ich will doch nicht hier 30 Minuten warten, bist du fertig bist). Also ungefähr 300 Meter weiter wäre eine Unterführung gewesen, die haben wir auf dem Rückweg erfragt und benutzt. Jetzt spazieren wir mit den Flip-Flops im Gänsemarsch über die Autobahn. Blöd, zumal überall Glasscherben liegen und obwohl die Amerikaner ja übervorsichtige Autofahrer sind. Aber die meisten können es halt nicht. Sorry für das pauschale und vermutlich ungerechte Urteil.


    Das Essen im Outback war schon ok, das Bier allemal. Wir sitzen an der Bar und leider will mir ein Amerikaner immer wieder erklären, dass sich Deutschland mit den Starken verbünden soll und nicht in der EU. Danke, ich will jetzt in Ruhe essen. Bemerkenswert ist es trotzdem, denn normalerweise endet amerikanische Argumentation an den Landesgrenzen bzw. in Kriegsgebieten. Jetzt ist aber Schluß!


    Die wahnsinnige Vorfreude auf den morgigen Tag überlagert die Bedenken, ob wir mental in der Lage sind, es zu schaffen!


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Mittwoch
    Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Tage auf unserer Kontinentalreise soll heute stattfinden. Wir haben ihn "OliH" aus dem Forum Discover America sowie unseren lieben Freunden Tina und Stefan und L@la zu verdanken.


    Um 7 Uhr verlassen wir St. George bei zapfigen 60 Grad und fahren nach Hurricane. Die gleichnamigen Cliffs bauen sich am Rande der Stadt wie eine undurchdringliche Wand auf. Und doch hat der Mensch auch hier den Durchbruch geschafft. Vorbei an der Smithonian Butte, die zu den Vermilion Cliffs gehört, geht es durch die Big Plain in das wunderschöne Apple Valley. Eine herrliche Bergkulisse erwartet uns bei Colorado City und Hildale. Und hier in diesem Mormonendorf stechen wir über den Short Creek in den Water Canyon ein. Tiefe Furchen in der Dirtroad machen keine großen Probleme. Es ist alles trocken und mit etwas Vorsicht erreichen wir sicher den Trailhead.


    Die Felsen ragen steil nach oben. Die ersten Sonnenstrahlen haben sich bereits auf der westlichen Wand festgesetzt und bringen die im Schatten liegende Ostflanke zum glühen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit, die zu dieser Tageszeit noch herrscht, wird nur durch das Plätschern des Wassers unterbrochen, das stetig aus dem Water Canyon seinen Weg nach Süden sucht. Die Blicke schweifen bereits hier unruhig umher und die Aufrüstung der Hikerutensilien dauert entsprechend länger. Das Eye of Heaven ist schon zu erkennen.




    Sehr sandig beginnt der Weg am Creek entlang und die Hoffnung, dass der Anlauf zur Bergtour gemächlich erfolgt, verfliegt schon bald. Hoch und runter. Teilweise steiles Terrain und der tiefe Sand sorgen bereits zu Beginn für ein paar extra Diastolen und Systolen des vor Freude bumpernden Zentralorgans. Der erste Fotostopp läßt nicht lange auf sich warten. Das Auge des Himmels klebt an der Ostwand und nur ein paar Meter lassen eine Perspektive zu, von der man durch ein Tor auf den strahlend blauen Kosmos blicken kann. Das südwest-geübte Hikerauge erkennt schon nach wenigen Metern, dass diese Gegend hier ein Traum ist.




    Nach einer Meile verengt sich der Canyon und subway-ähnlich hat sich der Bach durch die Felsen gefressen. Im Hintergrund spitzen die roten Butten und bringen ein wenig Licht in den noch dunklen und dadurch etwas mystisch wirkenden Canyon. Der Blick zurück zu den Feuerbergen, die Kontraste und die Tiefe der Formen entschädigen für das frühe Aufstehen. Aber ab hier wird es ernst, denn wenn sich das Auge gen Westen wendet, baut sich eine fast senkrechte Wand unmittelbar vor einem auf. Und dort muss man hinauf. Von hier unten ist das kaum vorstellbar. Nur Mut!


    Wir hieven unsere Körper über einen Absatz auf den hier zirka 30 bis 50 cm breiten Trail. Es geht nach oben und der Boden verliert sich. Ich zwinge mich objektiv zu bleiben, denn auf diesem Band könnte man problemlos auf einem Bein hüpfen. Subjektiv geht das aber nur in der Ebene. Aber so obsiegt die Objektivität und der stetig an die Wand gerichtete Blick meine Höhenangst. Es ist wirklich entgegen aller Befürchtungen nicht so schlimm und so kommen wir Schritt für Schritt nach oben. Die Stellen, die ausgesetzt sind, sind wenige. Meistens hat die Natur mit Sträuchern dafür gesorgt, dass man sich trotz allem Gefälle sehr sicher fühlt. Nach knapp 0,5 Meilen sind wir oben und erblicken die Wave und die White Pocket komprimiert. Rechts gegenüber Butten, Hoodoos und Felsstrukturen in leuchtendem Orange, nur unterbrochen durch weiße Streifen. Etwas weiter links blitzen die schneeweißen Hügel der White Domes. Der hier wie aufgestellt wirkende Brotzeitfelsen bietet die Bequemlichkeit, die der nicht unanstrengende Aufstieg bisher vermissen ließ. Man könnte hier Stunden verweilen, aber wir wollen zumindest ein Hightlight auch aus der Nähe betrachten. Also weiter!




    Gemächlich geht es jetzt wieder hinunter in den Water Canyon. Hier wird erneut deutlich, was Wasser mit hartem Felsen alles anrichten kann. Ausgeschabte Gumpen, die teilweise noch mit Wasser gefüllt sind, vertiefen unvermittelt die Landschaft. Dort, wo der Wind den Stein vom Sand befreit hat, leuchtet der Fels. Oben der Canaan Mountain, der nun querfeldein - der Trail hat sich inzwischen im Nichts aufgelöst - zu erklimmen ist. Angenehmer Untergrund, denn nun verliert sich auch der Sand. Allerdings geht es auch wieder steil nach oben. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug kommen wir den White Domes näher. Unter das Orange mischt sich nun zeitweise auch gelbes Gestein. Links und rechts stehen die Butten und sind Zeitzeugen für zwei verschwitzte, einsame Wanderer, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.







    Der Fels wandelt sich relativ abrupt von farbig in weiß. Hügel markieren den Peak, die White Domes blenden und wären so ein guter Werbeträger für Waschmittel. Eine weiße Wave die sich nach oben zu den Hügeln formt, ja, so könnte man es beschreiben. Nach Norden geblickt, wuchten sich die gewaltigen Massive des Zion Nationalparks in die Luft. Nach Süden die rot-weiße Landschaft, die zumindest aus der Ferne den Coyote Buttes und der White Pocket in nichts nachsteht. Was für ein Ziel, was für eine Wanderung - atemberaubend! Das hier oben ist das Schönste, was wir seit langem gesehen haben. Die gut zwei Stunden Aufstieg haben sich für diese Kulisse wahrlich gelohnt. Die Motive sind einzigartig und bereits jetzt wird klar, dass wir wiederkommen und hier oben das Gebiet weiter erkunden.






    Nach insgesamt fünf Stunden sind wir wieder zurück am Auto. Inzwischen begegneten uns immer wieder hiesige Wanderer, deren Weg meist unten im Canyon endete. Die Mormonen-Kinder tun mir leid. Mit langen Hosen und Hemden, teilweise noch mit Jacken, quälen sie sich freudestrahlend nach oben. Tja, - uns wird diese fantastische Wanderung noch lange in den Köpfen bleiben. Aber nun: Viva Las Vegas!


    Dank einer neuen Zeitzone, wir schreiben Pacific Time, haben wir eine weitere Stunde gewonnen und treffen kurz vor 16 Uhr im Disneyland für Erwachsene ein. Der Check-in verläuft bei uns immer gleich. Monika bewegt sich motiviert zur Rezeption, ich drücke den Autoschlüssel und die Koffer dem Bellman in die Hand und mache Zigarettenpause. Normalerweise komme ich "just in time" und wir fahren gemeinsam hoch ins Zimmer. Aber: Schlangen im Aria! Nein, nicht die Tierchen. Monika ist kaum zu sehen, denn sie steht am Ende einer zirka 100 Meter langen Check-in-Reihe. Was ist denn hier los? Die Technik ist der Segen der Menschheit, aber nur wenn sie funktioniert und das tut sie nicht. Computer-Total-Ausfall! Hotelangestellte verteilen schon mal Wasser an die nicht sehr glücklich wirkenden Menschenmassen. Eine geschlagene Stunde hat es dann gedauert, bis wir die manuellen Arbeitsprozesse überwunden und unseren Zimmerschlüssel in Händen haben. Zeit, um uns telefonisch mit Tina und Stefan an der View Bar zu verabreden. Um kurz vor 18 Uhr STßen wir dann endlich gemeinsam und gemütlich an der Bar und feierten das Wiedersehen. Nicht nur, dass wir uns viel zu erzählen hatten. Nein, irgendwann kam auch der Hunger. Im Spago haben wir wunderbar gegessen und natürlich eine Flasche Wein genossen.



    Der Absacker an der Bar brachte zu später Stunde noch ein Highlight. Relativ relaxed, ja fast gleichgültig spaziert ein virtueller Freund nun physisch und unverwechselbar in die Bills Gambling Hall. Servus Volker! Ein schöner Abend endet am nächsten Tag. Selig träumen wir nun vom Water Canyon und Las Vegas und da wir von unserem Zimmer aus einen fantastischen Blick auf Las Vegas haben, lassen wir die Vorhänge offen. Nun funktioniert die Aria-Technik leider: Rauschend und automatisch schließen sich die Gardinen zum Sonnenaufgang. Der ist uns jetzt aber sowas von egal - bitte wenden!


    Übrigens, - heute war Bergfest nicht nur im Water Canyon. Auch wir haben nun Halbzeit unserer Reise!


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

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