Zufahrt in den Kootenay NP, British Columbia Bilderrätsel #359

  • ich tappe immer noch im Dunkeln bzw. im Nebel. Kanada ist ja eh nicht meine Stärke. :rolleyes:


    Yoho Valley Road vielleicht?


    Wenn das so weitergeht, muß ich ja direkt googeln, und das ist mir eigentlich zu anstrengend. :(



    Greetz,


    Yvonne

  • Hallo liebe ForianerInnen,
    hier ein Auszug aus meinem Reisebericht zu dem Bilderrätsel-Tag:


    29. Tag: Fr, 17.06.2005
    Kimberley - Calgary
    12:00 Uhr bis 19:00 Uhr
    423 km


    Es regnet, nein es „schauert“, jetzt schon ununterbrochen seit gestern Abend sehr heftig. Nicht so stark, wie auf dem Höhepunkt des Gewitters, aber immerhin so stark, wie kurz nach dem Höhepunkt eines Gewitters.


    Wir frühstücken in aller Ruhe. Ich mache den Trailer startklar. Da der Trailer abgekoppelt war, waren die Standbeine unten. Bis ich die wieder hoch habe, bin ich völlig durchnässt und muss mich erst einmal umziehen.



    Es geht auf dem PH 95 zurück bis Radium Hot Springs. Der schöne Aussichtspunkt, den wir vorgestern verpasst haben, liegt in diffuser Himmelsgischt. Die Landschaft wirkt, als würde man sie mit Brille unter einer Dusche stehend betrachten. Wir fahren „nur“ mit 70 bis 80 km/h, was vereinzelte Trucks zum genervten Überholen veranlasst.


    In den tiefen Spurrillen der Fahrbahn habe ich das Gefühl, als würde unser Trailer hin und wieder aufschwimmen und zum Überholen ansetzen. Ich nehme daher die Spurrillen zwischen die Beine und fahre im „Flachen“. Nur wenn Gegenverkehr kommt, gehe ich ins „Tiefe“. Deutlich besser wird es, wenn ein Trucker vor uns die endlos langen Pfützen vorübergehend leer fegt. Hans und Klaudia lassen verständlicherweise einen großen Abstand zu uns. Kommt ruhig näher: „Wir machen den Weg frei!“


    Bei Radium Hot Springs machen wir eine kurze Tank- und Mittagsrast. Dann fahren wir rechts ab durch den schluchtartigen Zugang zum Kootenay NP. Am Parkeingang werde ich gefragt, ob wir im Park bleiben oder nur durchfahren wollen. Da wir nur Durchfahren wollen, muss ich nicht bezahlen.



    Das, was wir von der Landschaft im Kootenay NP sehen können, macht einen tollen Eindruck. Schade, schade, schade... Je höher wir kommen, umso besser wird allerdings die Sicht. Nein, nein, der Regen hat trotzdem nicht nachgelassen. Es schüttet ununterbrochen mal aus Eimern, mal aus Kübeln. In dem wunderschönen Hochtal (oder ist es eine Hochebene?), dass mich nicht nur wegen seiner über zig Kilometer verbrannter Bäume ein wenig an Teile des Yellowstone NP erinnert, sind sogar manchmal Berge zu sehen.


    Wir kommen schnell voran, da Anhalten nun wirklich keinen Sinn hat. Wir erreichen Alberta und überschreiten die Passhöhe. Die Hoffnung auf Sonne auf der anderen Seite habe ich bis hierher noch nicht aufgegeben. Nur zu oft habe ich es erlebt, dass im Regenschatten der Berge die Sonne scheint.


    Über den autobahnähnlich ausgebauten PH 1 fahren wir gegen 17:00 Uhr an Banff vorbei und verlassen alsbald die Rocky Mts. Wir müssen um 20:00 Uhr in Calgary bei Go West sein. Dann wird das Tor geschlossen. Auf dem Hof ist dort als weitere Entschädigungsmaßnahme eine kleine Campsite für uns reserviert.


    Weit, weit vor Calgary nimmt der Verkehr zu. Es ist schon erstaunlich, wie die Kanadier durch das Sauwetter jagen, obwohl der Regen noch einmal kräftig zugelegt hat. Es dauert nicht lange, und die ersten Autos liegen im Graben oder auf den angrenzenden Feldern.


    Zu Hans und Klaudia halten wir kurzen SMS- und Handykontakt. Schön, dass das in Kanada im Gegensatz zur USA auch weit außerhalb der Städte funktioniert. Wir haben uns völlig aus den Augen verloren, nicht zuletzt, weil ich hin und wieder genutzt habe, dass Trucks vor mir das Wasser aus den Spuren verdrängt haben und ich denen dann ein kleines Stückchen hinterher geeilt bin, bis mir das Wasser wieder zu tief und zu gefährlich wurde. "Besser Nichtschwimmer als tot."


    Wir haben irgendwie das Gefühl, dass sich die Situation zuspitzt. Die sonst scheinbar nutzlos leeren Gräben neben der Autobahn sind zu reißenden Bächen geworden, die alsbald die Straße überfluten könnten. Auf den Feldern bilden sich erst Tümpel, dann Seen. Im Radio höre ich nur das Wort „Calgary-Westbound“. "Westbound"? Das sind wir! Ich will ganz schnell runter von der Autobahn. Wer weiß was da los ist.


    Wir verständigen uns mit Hans und Klaudia, dass wir über die PH 22/PH 8 südlich nach Calgary fahren werden. Im sicheren Kolonnenverkehr erreichen wir gegen 19:00 Uhr Go West. Hans und Klaudia müssen noch zu ihrem Mountain View Farm CG im Osten der Stadt.



    Eigentlich müssten Hans und Klaudia nun weitererzählen.


    Am nächsten Tag erfahren wir von den Beiden, dass in Süd-Calgary inzwischen Katastrophenalarm ausgerufen worden ist. Das Radio warnt und berichtet ununterbrochen. "Unser" PH 1 Richtung Calgary ist wegen Überflutung gesperrt worden und offenbar unmittelbar hinter uns auch die PHs 22 und 8. Campgrounds werden eilig evakuiert. In Calgary sind die Flüsse über die Ufer getreten und haben die Innenstadt überschwemmt. Hans und Klaudia erreichen trotzdem noch glücklich ihren höher gelegenen CG.


    Auch wir hatten auf unserem "Hof-CG" die Sirenen gehört, uns aber nichts dabei gedacht. Dabei sind wir hier in Calgary-Süd mitten im Katastrophengebiet. Es regnet weiterhin heftig; jetzt schon ununterbrochen 24 Stunden lang... Was wird Morgen?

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