Freitag, 18. September
Irgendwie kamen wir heute nicht aus „dem Bett“. Langsam hatten wir uns an den harten Untergrund gewöhnt und wirklich kalt war es auch nicht. Und wenn man einmal liegt, liegt man
Aber es nützte alles nichts, denn heute mußten wir wieder das Zelt abbauen, denn es ging in den Wompatuck State Park, der ca. 50km südlich von Boston liegt. Geplant war heute nichts besonderes, lediglich die Scenic Route mit dem Namen „Old Kings Hwy“ und die Mayflower ll in Plymouth lagen auf unserem Weg. Während wir unseren Krempel zusammenpackten, unterhielt ich mich kurz mit einer anderen Camperin und „klagte ihr mein Leid“, was deutsche Campingplätze anging und was wir denn noch so vorhaben. Ich wußte gar nicht, daß ich mich so zwanglos in Englisch unterhalten konnte.
Bevor es aber auf die Straße ging, hieß es das erste Mal in unserem Urlaub: Frühstücken gehen. Schon vor der Reise habe ich mich darauf mit am meisten gefreut. Weiß der Geier, wieso. Liegt wahrscheinlich am Ambiente, denn diese gemütliche Art, seinen Tag zu beginnen, gibt es in Deutschland nicht.
Kurz nach der Abfahrt kamen wir an einem eher kleinen Häuschen vorbei, daß mit Frühstück warb und weil es recht nette anzuschauen war, hielten wir.
Sowas nettes und uriges hab ich lange nicht mehr gesehen. Man kann diese kleinen Lokale gar nicht richtig beschreiben. Alt mit Stil paßt wunderbar. Die Bedienung war nett, das Essen wirklich lecker und teuer war es auch nicht.
Wieder auf der Piste, ärgerten wir uns zum x-ten Male über die Geräusche, die so ein vollgepacktes Auto macht. Nicht, daß die Styroporbox ständig quietscht, nein, da rascheln noch die Schlafsäcke, das Besteck klappert, die Wasserbehälter gluckern und…. die Schraube kullert. Schraube? Jaaa, es kann nur eine Schraube sein, denn wir haben jeden cm² mit all unseren Sinnesorganen abgegast, konnten aber nichts entdecken, was in jeder Kurve von A nach B rollt und wieder zurück.
Und eins kann ich sagen: es nervt unendlich. Immer wieder stecke ich während der Fahrt meinen Kopf und alle vorhandenen Finger in alle Ritzen und Klappen und Fächer, um vielleicht doch das Corpus Delicti zu finden, aber bisher erfolglos. Wieviele Mieter des Autos haben schon vor uns diesen Horror durchleben müssen? Man kann sich gar nicht auf die Landschaft und die weißen Kirchen hinter den weißen Zäunen konzentrieren, wenn es ständig irgendwo rollt.
So wa es auch heute, und eh wir uns versahen, lag der „Old Kings Hwy“ hinter uns und wir haben so gut wie nichts davon mitbekommen.
Laut Karte kreuzt die 6A die US3, auf die wir abbiegen mußten, aber eben nur laut Karte. In Wirklichkeit fuhren wir untendrunter durch und es gab keine Möglichkeit auf die US3 zu kommen. Margret mußte herhalten und nach 30 min waren wir auch schon in Plymouth.
Ich hatte überlegt, ob wir uns hier auch die Plimouth Plantage anschauen, hab den Gedanken dann aber verworfen, denn wir hatten schon ein Museum dieser Art auf unserem Weg und es war kein besonderer Brüller. Wir beließen es also nur bei der Strandpromenade samt des Schiffes Mayflower ll. Ein Parklplatz, der sogar gratis war, war schnell gefunden und das Schiff ebenfalls.
Hühnchen kaufte sich ein Ticket für 10$ zur Besichtigung und ich schaute mir in der Zeit die restliche Umgebung an und genoß die herrliche Stille
Dieses Schiff ist ein Nachbau der berühmten Mayflower, die im 17.Jh bei der Übersiedlung der Europäer beteiligt war. Ursprünglich sollte sie nach New York segeln, schaffte es aber wegen des einsetzenden Winters und mehrerer Todesfälle an Bord nur bis Plymouth, Massachusetts.
Halb 3 war die Geschichte „Plymouth“ abgehakt und so standen wir vor dem Auto und überlegten, was wir denn nun mit dem Rest des Tages anstellen sollten. Wir einigten uns darauf, zum Campground zu fahren und dann würde uns schon noch was einfallen.
Wir gaben also Margret den Befehl: bitte einmal Wompatuck und sie führte uns zielstrebig nach Norden. Irgendwann kam ein Abzweig, an dem zu Beginn ein Schild stand: „Dead End“. Margret aber meinte: Nö, fahrt ihr mal.
Also mindestens noch 1,5km, dann erhaltet ihr neue Anweisungen. Leider war aber nach 400m Schluß. Das tote Ende stand unausweichlich in Form einer Feuerwehrzufahrtsschranke vor uns und ließ sich nicht erweichen, uns vorbeizulassen. Nun war guter Rat teuer. Ich überredete Margret, sich was anderes einfallen zu lassen und schwupp die wupp, fand sie Ersatz.
Wir drehten also um, nur um nach 5km festzustellen, daß sie sich hier ebenfalls geirrt hatte und statt uns ihren Irrtum mit rotem Kopf zu beichten, rechnete sie still und heimlich eine neue Route aus, die uns zurück zum Ausgangspunkt brachte. Was nun? Lt. Karte gab es 3 Zufahrten in den Park und 2 davon waren gesperrt.
Hühnchen hatte schon Bedenken, daß der Park ganz geschlossen war, aber lt. Internet war er bis Anfang Oktober zum zelten geöffnet.
Unsere Straßenkarte auf Papier hatte leider die Größe einer mittelgroßen Briefmarke und so mußten wir uns auf Margret verlassen, die es Gott sei Dank im
3. Anlauf schaffte, uns bis zum Pförtner zu bringen.
Dort löhnten wir 24$ und auch diesmal war Hühnchen nicht mit dem Platz zufrieden. Am Ende war es P14 direkt zwischen der Toilette und dem Müllcontainer, aber was tut man nicht alles, um Mitreisende glücklich zu machen.
Wir beschlossen, den Rest des Tages ruhig ausklingen zu lassen. Hühnchen ging unter die Dusche und weil wir mit Schrecken festgestellt hatten, das wir nur noch 2 Scheite Holz hatten, setzte ich mich ins Auto, fuhr zum Pförtner und fragte ihn, ob er eine Möglichkeit wüßte, wo man auf die Schnelle Feuerholz herbekommen könnte. Er wollte wissen, ob es nur für heute ist und als ich bejate, verließ er sein Büro, kam raus und ging mit mir in einen Schuppen und gab mir 6 Scheite Holz für lau. Es gibt auch noch nette Menschen.
Als ich mit dem Holz am Zelt ankam, erzählte ich Hühnchen, auf die Frage, wieso ich schon wieder zurück bin, daß ich dem Pförtner für paar Scheite Holz einen Quickie angeboten hab, den er dankend annahm.
Was das Feuer angeht, hatten wir auf dieser Reise wirklich die A…Karte gezogen, denn das Holz war den Quickie nicht wert gewesen. Es war nass und wollte und wollte nicht brennen. Wir haben dann aus den letzten beiden Scheiten vom Vortag schnell soviel Feuer machen können, daß Hühnchen Essen machen konnte, aber die Lagerfeuerromantik gab es heute nicht.
Gegen 22 Uhr haben wir noch einmal unsere Notebooks geschnappt und haben an einem Supermarkt ein gut funktionierendes Netz gefunden. Schade nur, daß man immer so schnell vergessen wird, sobald man außer Landes ist, denn keiner von uns beiden hatte eine Meldung von zuhause.
Letzte Amtshandlung des Tages: schlafen gehen