• Die letzte Etappe kommt mir einigermaßen bekannt vor. Allerdings konnte ich mich gar nicht mehr an einen Stuhl vor dem Straßenkreuzer in Seligman erinnern. Also habe ich schnell mal bei meinen Fotos nachgeschaut. Der Stuhl war auch im Herbst 2008 tatsächlich dort – sogar angebunden. Aber die Puppen haben sich verändert ;):



    Zitat

    Original von Emmentaler


    Gruß
    Gundi

  • Tag 21
    Donnerstag, 23. September 2004


    Kingman (AZ) – Barstow (CA)


    Der heutige Tag stand vorwiegend im Zeichen der Fahrt auf der Route 66 durch die Wüsten Arizonas und Kaliforniens. Rückblickend gesagt war dies für uns einer der schönsten Tage wo wir den Geist der alten Route 66 so richtig fühlten.



    Nach dem Frühstück im Motel machten wir zuerst eine Fahrt durch Kingman, das ist eine Stadt mit ähnlicher Einwohnerzahl wie Burgdorf, doch von der Ausdehnung her ein Vielfaches grösser. Und die Durchfahrt am Stadtrand auf der vierspurigen Strasse war um einiges einfacher als die Durchfahrt durch Burgdorf, dass sich so gerne "Tor zum Emmental" nennt für uns aber eher der "Zapfen zum Emmental" ist. Natürlich musste vor dem Start noch einmal der Museumsshop 66 aufgesucht werden. ;)





    Um einiges Gepäck schwerer machten wir uns auf in Richtung Westen.Immer der historischen Route folgend überquerten wir auf einer schmalen Strasse den Sitgraves Pass. Dieser Pass und die anschliessende Mojave-Wüste waren seinerzeit bei den Emigranten, die sich in klapprigen Lastwagen in das gelobte Land aufmachten, die gefürchtetsten Hindernisse. Mit ein wenig Fantasie konnte man sich so richtig vorstellen wie damals die Autos mit kochendem Kühler den Pass hinauf schnauften.





    In Oatman machten wir den ersten Zwischenhalt um uns den etwas verlassenen Ort ein wenig anzuschauen. Die grösste Attraktion ist dort, dass eine grosse Anzahl Esel (vierbeinig) auf der Main-Street frei herumlaufen und natürlich von den Touristen eifrig gefüttert und fotografiert werden. Während bei uns eine Poststelle nach der andern geschlossen werden gab es fort selbstverständlich noch ein funktionierendes Mini Post-Office.


    .





    Von Oatman an ging es immer der historischen Route folgend über Golden Shores, wo wir die Grenze zu Kalifornien passierten weiter nach Needles. Diese Stadt soll zu den heissesten der USA zählen und es war tatsächlich wesentlich angenehmer im klimatisierten Auto zu sitzen als draussen in der flimmernden Hitze.Auch die Mojave Desert ist von den Temperaturen nicht zu verachten.



    Die historische Route, die auf dieser Strecke einmal links, das andere mal rechts des Freeways verläuft weist dort praktisch keinen Verkehr auf. Innerhalb einer halben Stunde begegneten wir allerhöchstens einem halben Dutzend Autos. Die grosse Weite ist wirklich beeindruckend und für mich bedeutete diese Wüstendurchquerung eine der schönsten Fahrten. Schliesslich hat man trotz der grossen Distanzen genügend Musse um auch als Fahrer die Gegend zu betrachten.



    Unterwegs sahen wir verschiedene Geisterdörfer, die von ihren Bewohnern nach dem Ende der Route 66 wegen Fehlens einer Existenzgrundlage verlassen wurden. Auch hier zeugten verlassene Tankstellen, Motels und Restaurants vom regen Leben in früheren Zeiten.



    Erst kurz vor Barstow mussten wieder auf die Interstate 40 wechseln. Wegen einem militärischen Gelände war dies in diesem Bereich die einzige benutzbare Strassenverbindung.


    Unterkunft fanden wir ohne Vorbuchung im Ramada Inn. Das Zimmer war ausgezeichnet und der nahe Rangierbahnhof störte eigentlich nicht so stark.



    Zum Nachtessen begaben wir uns ins gleich daneben liegenden Sizzler (all what you can eat) wo wir so richtig zuschlugen. Statt dem obligaten Wein gab es für einmal ein (oder sogar zwei) Bier.


    Gefahren 247 Meilen

  • Zitat

    Original von Emmentaler
    Auf dem Parkplatz vor den Caverns trafen wir noch einen Russen an, der mit Velo und Anhänger die USA von New York bis Los Angeles durchquert. Seine ganzen Habseligkeiten inkl. Zelt hatte er auf dem Anhänger verstaut. Verrückt? Ich weiss nicht, denn auch unsere beiden Söhne fuhren vor Jahren aus dem Emmental bis zum Nordkap. Gestartet war der Russe in New York am 3. August 2004, er war also schon einige Zeit unterwegs.


    :wow: :rad:


    Das wäre auch mal mein Traum! Aber da muss ich warten bis zur Rente, was noch ein paar Jahrzehnte bedeutet, denn so einen langen Urlaub werd ich nicht bekommen. X(


    Von den caverns hab ich auch noch nie gehört. aber es ist schon interessant, wie die Amis alles durcheinanderschmeissen, was mit Geschichte zu tun hat. Was sollen denn sonst die Dinos vor der Höhle? :gg:

    • Offizieller Beitrag

    So geht's mir auch.


    Ich meine, dass ich von den Caverns noch nichts gehört habe.:MG:


    Diese alte PKW-Strecke zu befahren, ist sicher ein Abenteuer für sich.
    Schöne Bilder zeigst Du uns, Ernst, und ein kurzweiliger Bericht ist es.:!!

  • Oh Ernst, bei dem Tag schlägt mein Herz richtig hoch =)
    Ein ganz toller Tag!
    Die Strecke von Kingman - Oatman - Needles ist einfach unheimlich schön und durch die Einsamkeit und Weite beeindruckend.


    Und die Esel in Oatman find ich immer wieder richtig herzig =)

  • So, ich sollte ein wenig Gas geben, denn die Planung für den Sommer wartet. Schliesslich wollen wir am 26. Mai 2009 nach LA fliegen und nach fünf Wochen von Chicagor retour.


    22. Tag
    Freitag, 24. September 2004


    Barstow (CA) – Perris (CA)


    Einmal mehr gab es für uns Langschläfer ein eher spätes Frühstück, dieses mal in Molly's Country Kitchen.



    Anschliessend hatten wir vom Motel aus noch einige Telefongespräche zu erledigen. Die Verbindung über das Mobile wollte dort nicht so recht klappen, also nutzten wir die späte Checkout-Time von zwölf Uhr Mittags um noch einiges zu erledigen.



    Anschliessend machten wir uns auf zum Mojave River Valley Museum bei dessen Gründung seinerzeit auch unsere kalifornischen Freunde Jackie und Lee Russel mitgewirkt hatten. Nach einigem suchen fanden wir sowohl das Museum wie auch Ihre Namen auf der dortigen Ehrentafel. Ein Gespräch mit dem dort anwesenden Personal zog sich ziemlich in die Länge, besonders als wir ihnen von unseren Bekannten erzählten. Da hatten wir zwei natürlich noch eine Spezialführung mit detaillierten Erklärungen. Das Museum ist sehr interessant gestaltet und zeigt viel interessantes aus dem dortigen Gebiet. Vielfältige geologische Ausstellungsstück und Funde von den Urbewohnern wie Werkzeuge und Waffen.



    Wegen der drückenden Hitze verzichteten wir auf eine grössere Stadtbesichtigung zu Fuss, sondern setzten uns wieder ins Auto. Unser einziger Besuch galt einem Bankomaten um noch einige Dollars in Cash zu ziehen.



    Das letzte Teilstück der originale Route 66 vom Barstow durch die Wüste bis Victorville stand auf dem Programm. Noch einmal das Route 66 Gefühl, doch bei Victorville war endgültig Schluss.



    Das Schlussstück bis zum Pazifik führt zuerst über die I 15 bis San Bernardino und von da auf oder neben der I 210 und I 110 bevor es um viele Hausecken in Los Angeles bis zum Pazifik geht. All dies fanden wir nach den vielen schönen Strecken nicht mehr so erstrebenswert weshalb wir darauf verzichteten. :(


    In Victorville nahmen wir deshalb Abschied von der Route 66, die uns in den letzten zweieinhalb Wochen über 4'000 Meilen oder 6'400 Kilometer von Chicago aus quer durch die USA bis hierher geführt hatte. :traen:


    Über den HWY 18 fuhren wir über Apple Valley und Lucerne Valley nach Bear City. Das ist eine grössere Siedlung am Big Bear Lake auf über 2'000 Meter über Meer. Eine meistens recht breit ausgebaute Passstrasse führte zum Ort hinauf. Bear City ist so ein richtiger Touristenort vielleicht am besten vergleichbar mit Interlaken.




    Abwärts nahmen wir den HWY 230 Richtung San Bernardino der in grosszügig ausgebauten Kurven den Berg hinunter führt. Vor allem bergauf herrschte ein sehr starken Verkehr. Anscheinend wollten viele Leute aus Los Angeles ihr Wochenende in den Bergen verbringen.Nach dieser eher ruhigen Fahrt ging es gleich in den Feierabendverkehr im Grossraum Los Angeles / San Bernardino. Über die US 30 und 91, meistens in einer Richtung drei bis vierspurig ausgebaut erreichten wir im stockenden Verkehr die I 215.


    Einmal mehr konnte man sich trotz dem starken Verkehrsaufkommen über die im allgemeinen sehr disziplinierte Fahrweise wundern. Natürlich geht hier alles ein bisschen rassiger als im eher beschaulichen Chicago. Da fährt man von der Auffahrtsrampe auf eine vierspurige Strasse und sieht, dass der Wegweiser für die gewünschte Richtung auf der vierten Spur links ist. Sofort wird Platz gemacht für die Fahrzeuge, die über drei Spuren wechseln müssen. Kein Vergleich mit der sturen und rechthaberischen Fahrweise in der Schweiz.


    Über die I 215 Sud fuhren wir noch bis Perris, waren also schon ganz nahe an unserem Ziel. Das Days Inn gleich neben der Autobahnausfahrt hatte noch ein Zimmer frei für die beiden Alten aus dem Emmental.


    Das Nachtessen - ohne ein Gläschen Wein - nahmen wir im gleich nebenan liegenden Denny's ein. Natürlich erst nach gebührendem Studium der Speisekarte, obschon wir diese nun schon fast auswendig kannten.


    Nach dem Nachtessen galt es noch ein wenig aufzuräumen, denn morgen wollten wir zu unseren Freunden nach Oceanside fahren.


    Gefahren 164 Meilen

  • Das war ja dann wohl der große Abschied von der tollen Strasse.


    Es ist echt schön diese Strecke mal virtuell mitgefahren zu sein. Hatten wir dieses Jahr auch erst vor, aber nun kommt es doch anders.


    Vielen herzlichen Dank Ernst, dass ich mitfahren durfte.


    Bin gespannt, was es von Euren Bekannten noch zu berichten gibt.


    Viele Grüsse
    Carmen

    • Offizieller Beitrag

    Schade, dass Ihr die schöne, aber rumpelige Strasse bald verlassen
    müsst. Aber alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.:MG:

  • 23. Tag
    Samstag, 25. September 2004


    Perris – Oceanside (CA)


    Weil uns das zur Verfügung stehende Motelfrühstück nicht so recht behagte, verschoben wir uns zur morgendlichen Essensaufnahme kurzerhand in das danebenliegende Denny's um dort das Breakfast for people over 55 einzunehmen.


    Anschliessend fuhren wir über den HWY 74 East und den HWY 79 Sud zum Diamond Valley Lake. Das ist ein riesiges Wasserreservoir - bei uns würde man dies einen Riesensee nennen - der den Grossraum Los Angeles – San Diego mit Wasser und Energie versorgt. Bevor man jedoch zum Damm fahren konnte hatten wir noch eine Sicherheitskontrolle zu passieren.




    Im ca. 15 Kilometer entfernten Visitor-Center bestaunten wir einige interessante Dokumentationen über den Bau und den Zweck dieses Riesenwerkes bestaunen. Der Vater unseres Freundes Lee von Oceanside besass in diesem Gebiet eine Ranch die jetzt überflutet ist und wo Lee aufwuchs.



    Anschliessend machten wir uns über die kurvenreiche California R3 und den HWY 79 weiter Richtung Oceanside. Die Gegend wurde besonders mir immer bekannter, näherte ich mich doch meiner zweiten Heimat Südkalifornien.


    Von Temecula aus fuhren wir auf der I 15, die dort in jeder Richtung durchgehend auf vier Spuren ausgebaut ist, nach Escondido um schliesslich über die US 74 nach Oceanside zu gelangen.


    Am Malta Way wurden wir von unseren Freunden Jackie und Lee Russel in ihrem Haus herzlich empfangen. Wie üblich bei unserer Ankunft hing natürlich die Schweizer Flagge draussen.




    Endlich konnte die traditionelle Dose voll Kambly-Biscuits übergeben werden, die wir in den vergangenen drei Wochen versuchten vor der oft sehr grossen Hitze zu schützen. Und welches Wunder: Das Emmentaler Qualitätsprodukt hatte die grosse Reise und oft grosse Hitze praktisch unbeschadet überstanden. Einzig bei den Schokoladefüllungen konnte man einige Hitzespuren feststellen, die aber auf den Geschmack keine so grossen Auswirkungen hatten. Auch Tochter Lisa schienen die Biscuits zu schmecken.



    Am Abend gab es noch ein ausgezeichnetes Barbecue zu dem ebenfalls die zweite Tochter Laura, ihr Ehemann Michel und die beiden Söhne Sean und Ryan erschienen. Bei einem grossen Stück Fleisch oder Fisch verging die Zeit nur allzu schnell.


    Gefahren: 111 Meilen

  • 24. Tag
    Sonntag, 26. September 2004


    Oceanside (CA)


    Wie immer, wenn wir in Oceanside sind, besuchen wir gemeinsam am Sonn-tagmorgen die Kirche. Nur so nebenbei: Wenn ich meine Kirchenbesuche zu-sammenzähle war ich wahrscheinlich die letzten zehn Jahre in Oceanside mehr in der Kirche denn in der gleichen Zeit in der Schweiz.


    Unsere Freunde sind Mitglied der "First Prespyterian Church of Oceanside" wo sie auch aktiv mitmachen. Normalerweise werden an den Sonntagmorgen drei Gottesdienste durchgeführt. Wir besuchten den Hauptgottesdienst um 09.30 Uhr. Die recht grosse Kirche war praktisch gefüllt und Lee erzählte mir, dass auch die Morgen und die Spätgottesdienste recht gut besucht würden. Viele der gesungenen Lieder haben übrigens die uns bekannten Melodien, nur der Text Ist natürlich Englisch. Die Taufe erfolgte in ähnlichem Rahmen wie bei uns, nur weit weniger steif.


    Ein aus dem Irak gesund heimkehrendes Kirchenmitglied wurde mit Applaus wieder zuhause begrüsst. Nach dem Gottesdienst gab es den traditionellen "Kaffeklatschi" in dem zum Kirchenkomplex gehören-den Calvin's Coffehouse" wo wir ebenfalls einige Bekannte aus früheren Besu-chen begrüssen konnten. Das Kaffeehaus wird übrigens von Laura, der Tochter von Jackie und Lee geführt.



    So gegen Mittag kehrten wir wieder an den Malta Way zurück um einen Tag der Ruhe zu geniessen. Mit Plaudern und dösen ging die Zeit recht schnell vorbei.



    Normalerweise steht an den Sonntagabenden bei Jackie und Lee ein Abendes-sen in einem Restaurant mit Bernice, einer 91-jährigen Dame auf dem Programm. Und wenn ich an Bernice denke muss ich immer an die pfiffige Miss Marple denken, denn so sah sie aus. Da Bernice jedoch an diesem Sonntag keine Lust zeigte auszugehen servierten uns stattdessen Jackie und Lee ein ausgezeichnetes Abendessen zuhause.


    Gefahren: 0 Meilen

  • Ich mag Deine Einblicke ins amerikanische Leben


    Und die "Kekse" bringst Du immer mit oder, die werden wahrscheinlich schon immer sehnsüchtig erwartet =)


    Das Haus der beiden kann sich schon sehen lassen :!!


    Gruß


    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    Der Diamond Valley Lake sieht gut aus, Ernst.
    Das Relaxen bei Euren Freunden habt Ihr Euch nach dieser
    langen Reise redlich verdient.:!!

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