Die Wiege der Nation - USA-Südost 2008

  • Sonntag 13.4.08


    Der fehlende Koffer war natürlich weder Freitag noch Samstag im Hotel angekommen. Also wieder Anruf bei BA. Angeblich soll er heute aus London kommen. Also die Hoteladresse in Willamsburg durchgegeben und gefragt wie es mit Kostenerstattung für notwendige neue Klamotten steht (Daddy hatte langsam nichts mehr anzuziehen). Kein Problem – einkaufen und Rechnungen nach Rückkehr einreichen.
    Da die seit gestern angekündigte Kaltfront inzwischen angekommen war mit bedecktem Himmel Nieselregen und Temperaturen deutlich unter 20°C hatten wir ja Zeit. Auf dem Weg nach Wilmington haben wir die Potomac Mills Mall angesteuert, eine riesigen Shopping Mall auf dem platten Land mit einigen 100 Geschäften. Bei Polo wurden wir schnell fündig. Ein Ladegerät für eine Sony-DSLR oder die kompakte Sony (mein Vater hatte beide säuberlich rausgelegt, nur leider nicht eingepackt) fand sich leider nicht.


    In Williamsburg haben wir im Woodlands Hotel & Suites direkt am Visitor Center von Colonial Williamsburg gewohnt, einem Hotel im Motelstil mit recht großen und komfortablen Zimmern.


    Im Bereich des „Historic Triangle“ von Georgetown, Williamsburg und Yorktown begann 1607 die britische Besiedlung der mittleren Atlantikküste. Es gibt den Colonial National Historic Park, bestehend aus Jamestown, Yorktown und dem Colonial Parkway, der die beiden Städte verbindet, sowie Colonial Williamsburg.


    Colonial Williamsburg ist eine Art Freiluftmuseum mit teils originalen, teils hier wieder aufgebauten oder nachgebauten Gebäuden aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges und diversen Vorführungen alter Handwerkskünste und historischer Ereignisse.
    Der Eintritt ist nicht ganz billig (ab 37$ aufwärts für ein Tagesticket), ist aber nur für die Shuttlebusse und die Besichtigung der Gebäude erforderlich. Den Park selber kann man kostenlos besichtigen, worauf im Visitor Center allerdings mit keiner Silbe hingewiesen wird. Da unser Hotel zu Colonial Williamsburg gehört, bekamen wir deutlich verbilligte Pässe für die Dauer unseres Aufenthaltes (29 $ für drei Tage bei zwei Übernachtungen). Noch im Visitor Center haben wir einen Tisch zum Abendessen im Kings Arms reserviert, einem historischen Restaurant mitten im Park.


    Vor dem Essen haben wir noch einen Rundgang durch den Park gemacht, den Governors Palace zumindest schon mal von außen bewundert, einer Vorführung zugeschaut, bei der General Washington zu Milizsoldaten am Vorabend der entscheidenden Schlacht gegen die Engländer bei Yorktown sprach und anschließend noch ein paar Kanonen abgefeuert wurden und uns ein paar alte Häuser angesehen. Auch für einen kuzen Abstecher in den eigentlichen Ort Williamsburg war noch Zeit.








    Das Abendessen im Kings Arms war nicht übel. Es gab Gerichte nach Rezepten aus dem 18. Jahrhundert. Besonders die Peanut Soup ist mir in guter Erinnerung geblieben. Unterbrochen wurde das Essen von Damen in historischen Kostümen die Anekdoten aus der Zeit erzählten und historische Lieder sangen. Die Kellner(innen) trugen natürlich auch alle historische Kostüme. War wirklich nett gemacht.


    Anschließend haben wir uns im Hotel noch ein Fläschchen Wein gegönnt. Trotz mäßigem Wetter insgesamt ein schöner Tag.

  • ach toll, da werden wieder schoene Erinnerungen wach, wenn ich die Bilder von Williamsburg sehe.Irgendwann werde ich auch noch einmal hinfahren. :!!
    Hoffe mal, das Wetter wird noch besser.



    Die Potomac Mills sind eigentlich ganz nett, war da auch zweimal gewesen. Aber irgendwie war ich nach gut 1,5 Stunden immer komplett durch und fertig mit allem.
    Hat BA wirklich alles bezahlt, was ihr neu kaufen musstet?



    Greetz,


    Yvonne

    • Offizieller Beitrag

    Die Gegend um Washington wird mir immer symphatischer. Ich glaube ich muss mich damit mal ernsthaft auseinandersetzen.


    Schade, dass das Wetter nicht ganz mitgespielt hat. Aber trotzdem schöne Bilder. :!!


    Ich bin schon auf die nächsten Ziele weiter südlich gespannt.

  • Montag 14.4.08


    Heute stand den ganzen Tag Colonial Williamsburg auf dem Programm. Wettertechnisch war es ein deutlich schönerer Tag mit wechselnd Sonne und Wolken bei weiterhin eher kühlen Temperaturen.
    Nach dem Continental Breakfast im Hotel (immerhin hart gekochte Eier, Toast, Bagles, Cereals, Obst, Joghurt) waren wir zuerst beim Governers Palace und haben dort die Führung mitgemacht. Schon recht eindrucksvoll, der alte Kasten. Besonders die Eingangshalle mit der „kleinen“ Waffensammlung (hätte locker für eine mittlere Armee gereicht) war nicht übel.





    Nett waren die vielen Anekdoten, die die Guides zu erzählen hatten. Ein Ball war damals z.B. eine anstrengende und für die gesellschaftliche Stellung durchaus nicht ungefährliche Sache. Es wurde zunächst getanzt (Menuett und ähnliches) und zwar jedes Paar alleine, so dass alle jeden Schritt und vor allem jeden Fehler genau beobachten konnten. Wer dabei keine gute Figur machte, blamierte nicht nur sich sondern auch den Gastgeber und wurde daher nicht wieder eingeladen und schnell ein gesellschaftlicher Paria. Als Bewgungslegastheniker und Tanzmuffel konnte man damals nichts werden. So gegen Mitternacht gab es dann etwas zu essen, bevor bis zum Morgengrauen weiter gefeiert/getanzt wurde. Die müssen echt Kondition gehabt haben damals.


    Anschließend haben wir den Garten mit den schönen Blumenbeeten, den Hügel, unter dem das Eis für die Lebensmittel-Kühlung gelagert wurde und die Küche bewundert.



    Danach sind wir kreuz und quer durch den Park gebummelt und haben uns die eine oder andere Vorführung angesehen/angehört.




    Gegen Mittag sind wir auch etwas in den eigentlichen Ort hinein gelaufen (zumindest in die Geschäftsstraßen, die unmittelbar an Colonial Williamsburg grenzen) und haben in einem sehr netten französischen Bistro eine Kleinigkeit gegessen.


    Als Verdauungsspaziergang liefn wir zum Gerichtsgebäude und weiter zum alten Capitol.




    Im Gericht erzählte eine Dame von den damaligen Rechtsgepflogenheiten. Sehr interessant!
    Damals wurden regelmäßig alle wegen Schwerverbrechen angeklagten Häftlinge aus den Counties hierher gebracht und vor Gericht gestellt. Ein Gefängnis brauchte man nicht. Entweder gab es die Todesstrafe, Freispruch oder man kam an den Pranger. Längere Haftstrafen gab es nicht. Der Pranger war besonders nett, weil man nicht nur dort angekettet und ausgestellt wurde, sondern auch noch ja nach Schwere des Vergehens ein oder beide Ohren an den Pranger genagelt wurden. Nach Vollzug der Strafe wurde dann der Teil des Ohres abgeschnitten, durch den der Nagel ging, so dass man dauerhaft gezeichnet war (ähnlich wie die eingebrannte Lilie in Frankreich – Siehe 3 Musketiere).


    Vor dem Capitol (Williamsburg war bis 1780 Hauptstadt von Virginia) hielt gerade Mrs. Washington eine flammende Rede an die Damen und forderte sie auf, die Armee mit allen Kräften zu unterstützen.
    Das Gefängnis, wo die Häftlinge auf den Prozess warteten, haben wir uns auch noch angesehen, genau wie diese hübsche Windmühle.



    Danach hatten wir dann langsam genug Geschichte gesehen und ein gewisser Hunger machte sich breit.


    Einen Tisch zum Abendessen hatten wir im Bistro des "Cheese Shop" erst für 20:30 bestellen können (Habe ich gestern ganz vergessen. Sehr netter Laden mit Wein- und Käse-Shop und einem hübschen Bistro, wo wir unseren Aperitiv getrunken haben.). Das war uns aber zu spät. Also haben wir umdisponiert, den Wein- und Käseladen kurzerhand leer gekauft, die Reservierung storniert und uns mit unserer Beute ins Hotel aufgemacht, wo wir auf dem Zimmer eine sehr feudales Picknick abgehalten haben.
    Vorher hatte mein Vater noch pflichtgemäß und ohne allzu große Hoffnung an der Rezeption nachgefragt, ob vielleicht der Koffer geliefert worden sei und siehe da: Er war tatsächlich da! :gg: :gg: Nicht ganz unversehrt aber immerhin mit vollständigem Imhalt. Damit hatten wir ehrlich gesagt gar nicht mehr gerechnet.
    Nach dem Essen habe ich meine Eltern noch beim Karten spielen vernichtend geschlagen, bevor es ins Bett ging, um ein wenig meine übliche Urlaubserkältung zu pflegen, mit der ich mich seit gestern herum schlug.
    Oder kam die rote Nase vielleicht doch vom Wein?

    • Offizieller Beitrag

    Der heutige Tag in Colonial Williamsburg war schon klasse, es hat mir sehr gut gefallen. :!! Colonial Williamsburg habe ich in meine erweitete To-Do-Liste aufgenommen.


    Bei Sonne macht es auch viel mehr Spaß durch so einen Ort zu laufen.

  • Schön, dass es Euch bis hierher zu gefallen scheint. Ist ja nicht unbedingt die klassische Route für dieses Forum.


    Danke für die guten Wünsche bezüglich de Koffers ;).


    Dienstag 15.4.08


    Heute gings Richtung Atlantikküste. Die Outer Banks, genauer Buxton auf Hatteras Island war unser Ziel. Auch heute war es sonnig, wenn auch recht windig und eher kühl (12-15° vielleicht).
    Frühstück gabe es wieder im Hotel, bevor wir zunächst mal noch ein Stück landeinwärts am James River entlang gefahren sind, um uns die Berkeley Plantation anzusehen.



    Berkeley ist eine der ältesten Plantagen der USA. Hier wurde von einer Gruppe frisch angekommener Siedler 1619 das erste Thanksgivingfest gefeiert. Aus der Familie der Harrisons, der Berkeley lange gehörte stammen ein Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und der 9. und der 23. Präsident der USA. William Henry Harrison, der 9. Präsident der USA hat gleich mehrere Rekorde aufgestellt: Er war bis zu Ronald Reagan der älteste Präsident bei seiner Amtsübernahme (68J.), er war der mit der kürzesten Amtszeit (31 Tage) und der erste, der im Amt starb (möglicherweise auch der erste, der umgebracht wurde, neuere Untersuchungen legen den Verdacht auf eine Vergiftung nahe). Es gibt sicher erstrebenswertere Rekorde aber na ja ;).


    Im Bürgerkrieg wurde die Plantage von den Unionstruppen erobert, die dort ein riesiges Feldlager unterhielten. Während dieser Zeit wurde hier „Taps“ komponiert, der Zapfenstreich, der noch heute fast überall auf der Welt von Militärkapellen gespielt wird.
    Interessanterweise wurde die Plantage Anfang des 20 Jhdts. von John Jamieson gekauft und restauriert, der als Junge Trommler in der Armee war, die in Berkeley lagerte.


    Wir hatten etwas Zeit bis die nächste Führung durch das Haupthaus (original vom Anfang des 18. Jhdts.) begann und haben zuerst einen kleinen Spaziergang durch den riesigen Garten hinunter zum James River gemacht.




    Wirklich ein idyllisches Fleckchen!




    Die Führung durchs Haupthaus war recht interessant, wenn auch ein wenig lang. Fotos durfte man drinnen leider keine machen – warum auch immer.



    Gegen Mittag haben wir uns langsam auf den Weg Richtung Outer Banks gemacht. Da es doch schon etwas später geworden war, haben wir uns Norfolk und Virginia Beach geschenkt und sind auf direktem Weg bis Kitty Hawk durchgefahren. Das Gebrüder Wright Memorial haben wir zunächst links (oder rechts?) liegen lassen. Ab Kitty Hawk folgten wir über Naggs Head, Pea Island und Hatteras Island der NC 12 bis nach Buxton.
    Kitty Hawk und Naggs Head sind schon sehr touristisch, voll und dicht bebaut. Südlich davon wird es etwas einsamer und schöner. Zum Teil sind die Inseln so schmal, dass man gleichzeitig auf den Pamlico Sound und den offenen Atlantik blicken kann.
    Obwohl es weiterhin sonnig war, wurde der Wind immer stärker und selbst im das Wasser des Sounds trug hübsche Schaumkrönchen, auf dem offenen Atlantik waren die Wellen noch deutlich beeindruckender. Damit sanken die Chancen, dass wir am übernächsten Tag die Fähre nehmen könnten deutlich (mein Vater wird schon beim Anblick von Wellen seekrank).


    Da wir noch genügend Leckereien von gestern übrig hatten, haben wir unterwegs nur die Vorräte ein wenig aufgefüllt und noch einmal auf dem Zimmer gegessen.


    Übernachtet haben wir in einem traumhaft gelegenen B&B direkt am Strand, dem Inn on Pamlico Sound. Wir hatten zwei sehr schöne Zimmer mit eigener Porch und Verbindungstür.



    Die Aussicht vom Balkon gab es kostenlos dazu.




    Den Sonnenuntergang auch.


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