Out of the Desert - 3,5 Wochen Mountains, Deserts & Canyons mit Zelt und SUV im Sept. '07 (Bilder fehlen)

    • Offizieller Beitrag

    Wieder ein toller Tag und fantastische Bilder. :clabhands: :clabhands: :clabhands:


    Vielleicht schaffe ich es doch noch einmal dorthin.


    Schade, dass wir auf den nächste Tag sooooooooooo lange warten müssen. ;)


    Aber trotzdem wünsche ich Euch eine schöne Zeit in Korsika. :wink4:

  • Tag 7 – Freitag, 14.09.2007:


    Yosemite NP – Yosemite NP


    Ausgeschlafen und gut gelaunt rollen wir uns um 07.00 Uhr aus unseren Schlafsäcken. Gestern Abend wurde eine weitere Planänderung besprochen. Jeder darf mal das angedachte Programm über den Haufen werfen und seine Wünsche äussern. ;) Diesmal war ich an der Reihe. Der Panorama Trail erschien mir nicht mehr so erstrebenswert, da wir sowohl John Muir Trail als auch Mist Trail zwischen Nevada Fall und Happy Isle von unserer Half Dome Wanderung kennen. Ein Blick in den Yosemite Wanderführer von Suzanne Swedo und der Alternativ-Hike stand: Wapama Falls. Der Wapama Fall stürzt im Hetch Hetchy-Gebiet des Yosemite NP in den Tuolumne River, der heute von einem Damm zum Hetch Hetchy Reservoir aufgestaut wird. Nach einem gemütlichen Frühstück packen wir die Rucksäcke und fahren den North Side Drive und die Strasse #140 in Richtung Merced zum Tanken. Im Gegensatz zum von den Gletschern der Eiszeit geformten Yosemite Valley war der westlich des Parks gelegene Bereich des Merced Canyon nicht vergletschert und wurde nicht zu rundlichen Kuppen poliert. Der Merced River fliesst hier durch einen V-förmig eingeschnittenen Canyon. Etwa 1 Meile nach der Siedlung El Portal gönnen wir unserem Trailblazer an der altmodischen Shell-Station eine Füllung Regular Unleaded und machen uns anschliessend auf den Weg zurück in den Park. An der Archrock Entrance Station werden die Autos zügig abgefertigt und schon bald sind wir erneut auf Parkgebiet entlang des Merced Rivers auf der Strasse 140 unterwegs. Anstatt ins Valley fahren wir in Richtung Tioga Road und Big Oak Flat und sortieren uns an der Kreuzung in Richtung 120 West ein. Erneut verlassen wir den Park, diesmal durch den Big Oak Flat Entrance und nehmen in der Nähe der Hogdon Meadow Ranger Station die Forest Road 12 Richtung Camp Mather/ Hetch Hetchy. Wir sind jetzt auf der Evergreen Road unterwegs und die Strasse gereicht ihrem Namen zur Ehre. Wir fahren durch alten Mischwaldbestand vorbei an einigen malerisch gelegenen National Forest Campgrounds und drehen auf zwei der Plätze eine kleine Besichtigungsrunde. Ruhig und abgeschieden und mit ähnlicher Sanitärausstattung wie die Plätze im Park.



    Erneut passieren wir eine Entrance Station des Yosemite und müssen am Hetch Hetchy Entrance zusätzlich zum National Park Pass unsere Ausweise vorzeigen. Im Gegenzug erhalten wir einen Besucherpass, den wir bei Ausfahrt wieder abgeben müssen. Aus dem Hetch Hetchy Reservoir bezieht die Großstadt San Francisco ihr Trinkwasser und seit den Ereignissen des 11. Septembers gelten, wie an anderen Staudämmen, auch hier erhöhte Sicherheitsmassnahmen. Der Campingplatz im Hetch Hetchy Bereich ist nur für Backpacker mit Permit. Hetch Hetchy Valley gilt als friedliches Pendant zum überlaufenen Yosemite Valley und bezauberte vor der Flutung mit einer ähnlich imposanten Szenerie wie das bekanntere Tal des Merced Rivers.



    Durch die niedrigere Lage ist Hetch Hetchy auch im Winter zugänglich und ein beliebtes Schneeschuhrevier und Wandergebiet von Frühling bis Spätherbst. Der Grand Canyon of the Tuolumne River gilt als eine der schönsten Schluchten Kaliforniens und verwöhnt den Backpacker mit einer ganzen Reihe von Wasserfällen, bevor er schliesslich von der 100 m-Staumauer des O’ Shaughnessy Dammes gezähmt wird.


    Seit Baubeginn des Staudamms im Jahr 1913 liegen Naturschützer und Befürworter des Projektes im Streit. In den letzten Jahren verstärken sich die Bemühungen und ein Abriss des Staudamms und Rekultivierung des Hetch Hetchy Valleys ist nicht mehr ausgeschlossen. Für Tagesbesucher bietet sich die 5 Meilen Wanderung zum Wapama Fall an.



    Der 335 m Wasserfall soll das ganze Jahr über Wasser führen und wird vom ein paar Meilen entfernt gelegenen Lake Vernon gespeist und ergiesst sich über 3 Kaskaden ins Tal. Entlang des Trails passiert man einen weiteren Wasserfall: Tueeulala, der mit einer eindrucksvollen Fallhöhe von 268 m aufwarten kann. An der Picnic Area in Hetch Hetchy gönnen wir uns eine Chef Boyarde-Nudel-Mahlzeit aus der Konserve und erkunden anschliessend das Gebiet. Ein Private Property-Schild beendet unseren Entdeckerdrang und wir fahren bis zum Ende der Strasse und folgen dem gut ausgebauten Trail über den Staudamm.



    Unterhalb der Staumauer fliesst der Tuolumne River smaragdgrün durch die felsige Schlucht und bildet einen reizvollen Kontrast zur anderen Seite der Staumauer. Hier dominiert ein riesiger tiefblauer Stausee, begrenzt von den gletschergeschliffenen Granitwänden des Grand Canyon of the Tuolumne Rivers.



    Wie fürs Foto platziert, schwimmt ein weisses Boot an einer roten Boje mitten auf dem See.



    Der Kolana Rock erhebt sich rechterseits gegenüber der Felswand des Hetch Hetchy Domes.



    Bereits von der Staumauer sehen wir, das Tueeulala Fall ausgetrocknet ist. Ein Blick durchs Fernglas – die schwarze Färbung ist kein Wasserfilm sondern eine Ablagerung. Jetzt hoffen wir auf Wapama Fall, dessen ganzjähriger Wasserstrom auch in heissen Sommern nicht gänzlich versiegen soll.



    Im Tunnel hallen unsere Schritte und die Stimmen anderer Besucher wieder. Es herrscht Gelächter, da man kaum die Hand vor Augen sieht und der Trail hier uneben aus dem Fels gehauen wurde und man immer wieder vorsichtig mit den Füssen vorantasten muss, besonders wenn man mit Sonnenbrille unterwegs ist und die Fernbrille im Auto liegt.



    Nach etwa 200 m treten wir aus dem Tunnel hinaus in gleissendes Sonnenlicht und nach wenigen Metern kehren die anderen Besucher um. Nach einer Meile erreichen wir Tueeulala Fall und entdecken nur noch einen kleinen Rest Feuchtigkeit an der Basis. Bei der Wanderung sollten die Augen nicht nur nach grösseren Tieren wie Schwarzbären Ausschau halten, sondern ein Blick auf den Boden und unter Büsche ist angebracht.



    Der Tuolumne River Canyon ist aufgrund seiner Trockenheit ein Verbreitungsgebiet für Klapperschlangen. Nach einer weiteren Meile sehen wir durchs Fernglas bereits, dass die oberen Kaskaden des Wapama Falls ausgetrocknet sind bzw. die Kerbe in der Felswand nur noch von einem kleinen Wasserfilm benetzt wird und hoffen auf die kleine Kaskade an der Basis. An der Brücke wird auch diese Hoffnung zerstört. Ausser ein paar feuchten Felsen Steinen und bizarren Granitfelsen gibt es nichts zu sehen. Der Trail wird jetzt steiniger und schmaler und verläuft mit An- und Abstiegen weitere 4,5 Meilen bis zu den Rancheria Falls (so jedenfalls steht es in unserem Wanderführer). Doch wir haben genug von ausgetrockneten Wasserfällen und machen uns nach einer kurzen Pause ein klein wenig enttäuscht auf den Rückweg. Hier gibt es doch noch ein kleines Highlight: ein Falke kreist schreiend bei den Klippen in der Nähe des Tunnels. Leider bin ich zu langsam mit der Kamera und erwische den schön gezeichneten Vogel nicht im Flug. Nach einer Weile sind wir zurück am Auto und überlegen den Lookout Point.



    Dieser 2 Meilen Trail startet an der Fahrstrasse und man soll das Hetch Hetchy Reservoir überblicken können. Am Trailhead angelangt hat sich eine gewisse Faulheit ausgebreitet und wir sparen uns den steilen Aufstieg in der Hitze.




    Dafür möchte Frank gerne in den Tuolumne Grove of Giant Sequoias. Diese 2 Meilen-Wanderung startet in der Nähe der Kreuzung Tigoa Road/Big Oak Flat Road und wir verlassen Hetch Hetchy und passieren zwei weitere Male eine Parkeinfahrt/-ausfahrt. Bis zum Trailhead ändern wir wieder unseren Plan, schliesslich werden wir im Sequoia National Park noch viele Mammutbäume sehen. Stattdessen möchten wir jetzt unsere verpatzten Fotos des Vernal Falls nachholen. Bei unserer 1. Reise wollten wir besonders schöne Fotos des lieblichen Wasserfalls im Yosemite Valley machen und haben gnadenlos überbelichtet und kein einziges verwertbares Foto gemacht. Der Mist Trail zum Vernal Fall startet am Happy Isle Nature Centre und ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir es gerade noch schaffen können, wenn wir uns beeilen. Zurück im Valley fahren wir auf dem Southside Drive zum Curry Village und parken unser Auto auf dem Großparkplatz und steigen in den kostenlosen Shuttlebus. Die Busfahrerin unterhält die Fahrgäste mit Hinweisen auf die Sehenswürdigkeiten, die man aus dem fahrenden Bus heraus sehen kann. Eine Sehenswürdigkeit hat sich vor etwa 30 min. davon gemacht. Auf einer grossen Wiese hätte den ganzen Tag eine Schwarzbärin mit zwei Jungtieren herumgetollt. Die kleinen wären abwechselnd im Gras und auf einem Baum gesessen, während Mama Bär sie nicht aus den Augen gelassen hat. Jetzt ist Familie Bär verschwunden und ein wenig Enttäuschung macht sich breit im Bus. Wir verlassen den Bus und laufen vor der Fussgängerbrücke nach rechts. Durch die Gärten des Nature Centres laufen wir am Merced River entlang und suchen die Brücke die den Fluss zum Mist Trail hin quert. Wir suchen und suchen und mit uns suchen noch weitere Hiker den Übergang. Wir sehen auch noch die Betonverankerungen, aber keine Brücke mehr. Zurück an der Informationstafel des Happy Isle lesen wir auch den Grund dafür: die Brücke wurde von den Wassermassen mitgerissen und seitdem nicht mehr erneuert. Da es nach diesem Spaziergang durch die Gärten des Happy Isle jetzt bereits zu spät ist um zum Vernal Fall aufzusteigen steigen wir wieder in den Shuttle Bus. Die Wanderung zum Mirror Lake sparen wir uns, denn vom Glacier Point haben wir gesehen, dass anstelle des Mirror Lakes nur noch sumpfige Wiesen zu sehen wären. Da wir mit den Resultaten unseres Fotoshootings am Gates of the Valley-Viewpoint noch nicht so zufrieden sind, fahren mir mit dem Auto nochmal zu diesem unscheinbaren Parkplatz am Northside Drive. Hier hat gerade die Bimmelbahn eine Ladung Besucher ausgespuckt und die Felsen sind belagert von einer ganzen Reihe schwadronierender Reisender die sich gegenseitig im Bild herumlaufen. Da wir uns mit eigenem Fahrzeug klar im Vorteil sehen, warten wir einfach ab, bis 10 Minuten später einer nach dem anderen wieder in die gelbe Minibahn klettert und wir das Gebiet für uns alleine haben. Leider ist es bereits zu spät.



    Schatten verdunkeln den Talgrund. Dafür sorgen zwei überhaupt nicht scheue Raben für Unterhaltung.



    Sie posen und schmusen so schön auf einem Baumstamm, dass man meint, sie würden eigens hier sitzen und auf Publikum warten. Am Four Mile Trailhead halten wir noch mal an und schauen durchs Fernglas den Seilschaften in der Felswand des El Capitan zu



    bevor wir zurück zum Village fahren und den Abend beim Bummel im Village Shop, Curry Village und anschliessend auf dem Campground ausklingen lassen.



    (Leider bei sehr schwachem Licht mit lichtdämpfendem Polfilter ohne Stativ fotographiert und ziemlich unscharf und verwackelt, aber das einzige Bild was ich auf dem Campground im Valley gemacht habe. :( )


    Übernachtung: Upper Pines CG 20 $
    Gefahrene Meilen: 110

    Gruss Kate
    +++++++++
    On Tour:
    2000-09: 7xUSA West & Kanada
    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
    2013: Dalmatien & BiH im Mai/ Süd-Norwegen im Juli/August

    3 Mal editiert, zuletzt von Canyoncrawler ()

    • Offizieller Beitrag

    Das war wieder ein schöner Tag in einem mir unbekannten Teil des Yosemite. Schade das die Fälle kein Wasser hatten.


    Das Yosemite Valley ist immer wieder atemberaubend mit den steilen Felswänden.


    Ich freue mich schon auf den nächsten Tag. :SCHAU:

  • Tag 8 – Samstag, 15.09.2007:


    Yosemite NP – Kings Canyon NP


    Um 4.00 Uhr ist es mit der Nachruhe vorbei. Auf einer benachbarten Campsite werden lautstarke Vorbereitungen für die Half Dome Wanderung getroffen. Geschirr klappert, Autotüren schlagen, Stimmengewirr. Da wir wach sind, nutzen wir die Gelegenheit für einen Toilettengang und finden auf dem Rückweg nicht direkt zurück zum dicht belegten Zeltplatz. Im Schein der Stirnlampen nehmen wir den Fahrweg über den Loop um zu unserer Tentsite zu kommen. Die Nachbarn sind inzwischen beim Frühstück und fordern uns auf mit auf den Berg zu steigen. Frank ist angesichts des Lärms und der frühen Stunde noch etwas unwirsch und erwidert nur, dass wir den Trail vor 8 Jahren um 5.30 Uhr in der Frühe gestartet sind und das ohne den ganzen Campingplatz aufzuwecken. Irgendwie verstehen sie den Wink und fortan wird die Unterhaltung etwas leiser geführt. Wir rollen uns noch mal für zwei Stunden in die Schlafsäcke, finden aber keine richtige Ruhe mehr, da der Lautstärkepegel auf der Campsite neben uns alsbald wieder zu nimmt. Frank verkündet unterdessen, dass dies für alle Zeiten seine letzte Zeltnacht im Valley wäre. Künftig würde er freiwillig einen Zeltplatz abseits des Tales wählen. Ganz so heftig sehe ich es nicht, sehne mich aber auch nach der Ruhe und Idylle auf dem Tuolumne Meadows Campground.


    Wir schlafen dann doch noch mal ein und werden von rumpelnden Fahrgeräuschen geweckt. In aller Frühe ist die Müllabfuhr des Parks unterwegs und lehrt geräuschvoll die Müllcontainer, die am Ende jeden Loops stehen. Inzwischen ist es ohnehin Zeit für das Frühstück und wir zaubern uns aus den geschrumpften Vorräten ein Frühstück, bauen anschliessend das Zelt ab und parken erneut auf dem Parkplatz des Curry Village. Der nächste Shuttle Bus bringt uns zum Happy Isle Nature Centre und die Busfahrerin schockt die Fahrgäste mit der Nachricht, dass der Mist Trail closed ist. Zunächst sind wir ziemlich entgeistert, aber nach kurzer Zeit durchschauen wir die Ankündigung als Scherz und nach offlizieller Verkündung, das alle Trails im Valley open sind, macht sich Erleichterung breit im Bus.


    Vergnügt steigen wir an der Haltestelle #16 aus dem Bus und überqueren diesmal den Merced River auf der Fahrbrücke und biegen dann direkt nach rechts auf den Mist Trail ein. Das verschafft uns einen kleinen Vorsprung vor der Meute aus dem Bus, die noch mit der Orientierung und dem Schultern des Rucksacks beschäftigt sind. In gut ausgebauten aber etwas steilen Kehren führt der Trail in 1,5 Meilen one-way zum Vernal Fall. Wir haben es eilig, da wir laut Planung eigentlich den Park bereits in Richtung Kings Canyon verlassen haben sollten und hasten unter den etwas verwunderten Blicken der anderen Besucher den Trail nach oben. Bis zur Fussgängerbrücke ist der Weg noch breit und gut ausgebaut. Danach wird er etwas schmaler und vor allem steiniger, führt aber teilweise über gut ausgebaute Treppenstufen nach oben.



    Aus der Nähe betrachtet ist der Anblick der kümmerlichen Restmenge Wasser die über den Granitrand in die Tiefe stürzt, so gänzlich anders als der breite, tosende Wasserfall den wir bei unserer 1. Yosemite-Reise Juni 2000 kennen und schätzen gelernt haben.



    Wie erwartet müssen wir auch noch gegen das Licht fotographieren. Aber Frank lässt sich nicht beirren und schraubt sich in atemraubender Geschwindigkeit auf dem Trail immer weiter nach oben. Er meint, er wäre so gut in Form und wir wären in der kurzen Zeit schon so hoch gestiegen, wir könnten doch bis zum Nevada Fall weiter gehen. Dafür habe ich aber überhaupt keine Lust. Meinen Einwand dass wir nicht genügend Getränke dabei haben, lässt Frank nicht gelten. Da oben gibt es eine Quelle und wir haben doch die chemische Keule dabei und ausserdem einige Cliff Bars (Anm.: Micropur forte Tabletten in der Rucksackapotheke zur Wasserdesinfektion). Ich frage Frank ernsthaft, ob er wirklich diese Mühen auf sich nehmen will, um dann festzustellen, dass Nevada Fall auch nur noch ein Schatten seines imposanten Anblicks ist, den wir vor Jahren gewinnen konnten. Das überzeugt ihn und nach einem ausführlichen Fotostopp beim Vernal Fall wo aber leider keine gescheiten Bilder bei herumkommen, steigen wir zurück ins Tal.



    An der Fussbrücke des Vernal Fall findet eine offizielle Zählung und Erhebung zur Nutzung der Trails und des Shuttles statt. Ein freiwilliger Helfer drückt uns einen Zettel in die Hand worauf er zuvor die genaue Uhrzeit geschrieben hat. Diesen Zettel sollten wir unten dem nächsten Freiwilligen an der Shuttle-Station des Happy Isle in die Hand drücken. Mit noch schnellerem Tempo steigt Frank den Trail wieder ab und ich frage mich, womit ich an diesem Morgen dieses Trailrunning-Workout verdient habe. Doch für solcherlei Überlegungen bleibt auch nicht viel Zeit, da ich meine liebe Not habe, Frank in dem vorgegebenen Tempo durch den nicht endenden Strom von Wanderern zu folgen. Unten angekommen sehen wir den Freiwilligen und übergeben ihm den Laufzettel. Er blickt zunächst einmal irritiert auf die Uhr, hat seine Zweifel, dass die Einstiegsuhrzeit korrekt ist. Frank meint nur lachend, es wäre alles korrekt, wir hätten den Abstieg für eilige Wanderer genommen. Das Gesicht zeigt jetzt auch noch Staunen und Verwirrung und ich erkläre ihm daher, dass wir den Trail schon mehrmals gegangen sind und uns daher heute nicht mit der Bewunderung der Natur aufgehalten hätten, sondern schnell bis zum Top of Vernal Fall gesprintet sind und wieder zurück, da wir eigentlich bereits unterwegs aus dem Park sein sollten. Mit einem undefinierbaren Brummen schreibt er die Uhrzeit auf den Zettel und wirft ihn in die Umhängedose für die Erhebung. Die afroamerikanische Busfahrerin ist noch immer zu Scherzen aufgelegt und unterhält die Fahrgäste mit einigen Anekdoten über Wildtiere neben der Fahrbahn und gibt Informationen zu den Sehenswürdigkeiten im Park wieder.


    Auf dem Parkplatz des Curry Vilages ordne ich gedanklich unseren Reiseplan neu: Bear Canister im Wilderness Centre abgeben und raus aus dem Park. Frank ist aber noch nicht bereit dafür, Yosemite zu verlassen. Er hat sich inzwischen überlegt, dass er auch gerne die Combo aus Baseballcap und T-Shirt mit Yosemite-Schriftzug hätte und ausserdem die Ansel Adams Gallerie besuchen möchte. Stöhnend erweitere ich die Aktivitätenliste um den Besuch des Village Stores und der Gallerie. Wenn wir schon im Village sind, würde ich gerne noch mal ins Visitor Centre. Mit dem Auto fahren wir bis zum Day Use Parkplatz des Villages, klemmen uns den Bear Canister unter den Arm und steigen in den nächsten Shuttle, den wir an Haltestelle 4 oder 5 verlassen und der Beschilderung in Richtung Visitor Centre folgen.



    Vorbei an der Poststelle gilt unser nächster Besuch dem Wilderness Centre, wo wir die Bearbox in den Container werfen.



    Damit haben wir uns auch offiziell aus der Wildnis zurück gemeldet und unser Auftauchen in der Zivilisation wird im Backcountry Office über die Registrierungsnummer der Bear Box aktenkundig.



    Auf dem Platz vor dem Visitor Centre erhält eine deutschsprachige Busreisegruppe gerade die letzten Instruktionen von ihrer Reiseleitung: „Rechts finden sie die Ansel Adams Gallerie“. (Das lustige daran: ausgesprochen nicht in englischen Lauten: Änsel Ädäms, sondern wirklich in Deutsch: Ansel Adams). Frank und ich schütteln uns vor Lachen und die Verballhornung - Amsel Adams - wird zum Running Gag, wann immer wir im Verlauf auf eine deutschsprachige Busreisegruppe treffen. Ich muss schon wieder grinsen bei dem Gedanken an das Gehörte, man mag es nur verstehen, wenn man es mit eignen Ohren gehört hat.



    In der Gallerie sind wir noch so albern, dass an einen ernsthaften Besuch der Ausstellung nicht zu denken ist und wir verlassen daher die Ausstellung mit den noch immer eindrucksvollen Schwarz-Weiss-Werken des Landschaftsfotographen Ansel Adams – äh Änsel Ädäms ohne diese richtig gewürdigt zu haben. Das ein zufällig aufgeschnappter Satz Auswirkungen auf unsere Urlaubsaktivitäten haben kann, hätten wir nicht gedacht. Etwas ernsthafter sind wir dann im Visitor Centre. Als wir in die Verkaufsecke kommen und ich ein Buch von Ansel Adams äh Änsel Ädäms entdecke, ist es jedoch auch hier vorbei. Wir verlassen ungehemmt vor uns hin glucksend das Visitor Centre. Besucher die uns auf dem Vorplatz entgegen kommen, schauen uns etwas irritiert an, was uns noch mehr zum Lachen bringt und wir beissen uns in die Wangen als wir den Village Store betreten.


    Die Bücherecke lassen wir wohlweisslich aus und erstehen in der Textilecke die Cap-T-Shirt-Combo für Frank und ein paar Souvenirs, wie Porzellan-Schwarzbärchen die das Yosemite-Banner halten und ausserdem einen Kalender. In der Lebensmittelabteilung gönnen wir uns gebratene Chicken Wings und mit der Aussicht auf derlei Mahlzeit legen wir auch allmählich die unfreiwillige Ansel-Adams-Albernheit ab. Auf dem Parkplatz verzehren wir die würzigen Hähnchenteile und sagen dann entgültig Lebewohl.



    Zuvor steht aber – ich ahne es bereits – ein weiterer Stopp ein. Frank ist mit den Resultaten unseres Shootings am Gates of the Valley-Viewpoint noch immer nicht zufrieden. Jetzt am späten Vormittag annähernd Mittagszeit, haben wir endlich optimales Licht, obwohl es schon beinahe ein wenig zu hell ist.



    Eine Stunde früher, so etwa 10.30 – 11.00 Uhr wäre um diese Jahreszeit wohl der ideale Zeitpunkt. Bis zum Halt der Bimmelbahn haben wir den Viewpoint für uns alleine, genügend Zeit für ein paar Bilder.



    Nach diesem Stopp ist jetzt auch Frank bereit für den Abschied aus einem unserer Lieblingsparks und wir schrauben uns kurze Zeit später die kurvige Strasse #41 in Richtung Wawona nach oben. Auf halbem Weg schliessen wir auf eine Stretch-Limousine auf, die in sehr gemächlichem Tempo um die zahlreichen Kurven zirkelt und so geniessen wir bei ausgesprochen langsamer Auffahrt die Schönheiten und die Ausblicke im Yosemite NP. Am Parkausgang ein Stopp fürs obligatorische Nationalpark-Schild-Foto und weiter geht’s.



    Wir verlassen den ältesten National Park Kaliforniens in Richtung Fish Camp und Oakhurst. Diese Strecke kennen wir noch nicht und sind gespannt auf die Ausblicke. Bis Oakhurst verläuft die Strasse #41 sehr idyllisch und kurvenreich durch Kiefernwälder und wir merken, dass dies keine Zufahrt für Eilige ist. Geduldig folgen wir den zahlreichen Windungen und in Oakhurst stoppen wir im Safeway (oder war es ein Vons?) um unsere arg geschrumpften Vorräte aufzustocken. In Oakhurst finden an diesem Wochenende die Frontier Days statt und das Städtchen hat sich für die Feierlichkeiten mit Wimpeln und Fahnen herausgeputzt und allerlei Reisemobile mit Nummernschildern der westlichen Bundesstaaten bevölkern eine eigens ausgewiesene RV-Parkfläche für die Festivitäten. Im Supermarkt ist man auch auf das Ereignis eingestellt und die Angestellten freuen sich mit Anstecknadeln und Strohhüten auf die Festivitäten. Die Kassiererin möchte wissen, ob wir auch zum Fest gekommen sind und ist leicht enttäuscht, als wir antworten, wir wären nur auf der Durchreise. In dieser Kleinstadt ist es wahrscheinlich das Fest des Jahres. Mit einer stattlichen Rechnung verlassen wir den Supermarkt und anschliessend haben wir unsere liebe Mühe, unsere Einkäufe im Kofferraum zu verstauen. Hier im Markt haben wir unseren Lieblingswein gefunden. Den Moscato California, ein lieblicher Weisswein, haben wir bisher nur in den Vons und Safeway-Märkten gesehen, während die anderen Supermarktketten nur die trockenen, von uns überhaupt nicht geschätzten, Chardonnays, Sauvignans und Pinot Grigios führen. Und da wir später in Utah überhaupt keinen Wein im Supermarkt mehr nachkaufen können, haben wir uns entsprechend eingedeckt.


    Weiter geht die Fahrt. Je näher wir Fresno kommen, desto weniger idyllisch ist die Landschaft. Längst fahren wir durch landschaftlich genutzte Flächen, flankiert von Obst- und Gemüseplantagen. Es herrscht ausgesprochen heisses und trockenes Klima und der Anbau ist nur unter Einsatz immenser Bewässerungstechnik möglich. Wir haben uns unsere Meinung schnell gebildet: bloss weg hier. Das ist nicht das Kalifornien mit den herausragenden Naturlandschaften dass wir weiter im Norden lieben gelernt haben und das wir uns in der Fortsetzung der Gebirgskette der High Sierra eigentlich auch weiter südlich erhofft haben.


    In Fresno passiert es, wir verfehlen die Auffahrt zur State Road 180 die uns zu unserem nächsten Etappenziel führen soll. Wir nehmen eine der nächsten Abfahrten und fahren durch ein heruntergekommenes Wohngebiet, wo Unrat und Autowracks im Vorgarten die sozialen Verwerfungen im modernen Amerika aufzeigen. Bloss nicht anhalten und schleunigst zurück auf den Freeway. Wir warten nicht bis die Strassen in Downtown wieder auf die 41 treffen, sondern nehmen direkt die Strasse #99, eine der Hauptverkehrsadern von Fresno. Nichts wie weg hier aus diesem Stadtviertel, das uns selbst im Hellen nicht ganz geheuer vorkommt.


    Diesmal erwischen wir die State Road #180 die als Kings Canyon Road aus der Stadt in Richtung National Park führt. Bei unserer Irrfahrt haben wir ganz vergessen, dass wir noch tanken wollten. Aber zurück in dieses unschöne Fresno wollen wir auch nicht und wir beschliessen die nächste Tanke zu nehmen. Wir fahren vorbei an Farmland und die Besiedelung wird spärlicher, die Häuser sehr einfach, zeitweise ärmlich. An einer etwas heruntergekommenen Tankstelle verfluchen wir nicht zum letzen Mal die Zip-Code-Funktion und zahlen anstatt draussen an der Pumpe im Kassenhäuschen. Der Besitzer der Tankstelle macht einen ganz präsentablen Eindruck, jedenfalls besser als die etwas abgewirtschafteten Gebäude und Gerätschaften vermuten liessen. Daher habe ich auch kein Problem damit, dem Herren meine Kreditkarte anzuvertrauen und damit der Vorauszahlungspflicht nach zu kommen.


    Insgesamt ist dieses Zip-Code-Gebahren in Kalifornien ziemlich lästig. Manchmal geht es mit der Postleitzahl der heimischen Bank, manchmal mit der Postleitzahl von Visa, manchmal überhaupt nicht und so ist man in Kalifornien darauf angewiesen, die Tankstellen während der Kassenzeiten anzufahren oder darauf zu vertrauen, dass die Shell-Tankstellen überall ohne Zip Code funktionieren (was bei uns fast immer der Fall war). Mit derlei Gedanken an blöde Zip-Tankstellen und öde Farmlandschaften sind wir zunächst nicht vorbereitet für das was uns noch erwarten wird.


    Je weiter wir uns von Fresno entfernen, desto spektakulärer wird die Landschaft. Der Kings River hat eine gewaltige Schlucht in die Sierra Nevada gegraben, jenes gewaltige kalifornische Hochgebirge, das sich als scheinbar unüberwindliche Barriere zwischen den Wüsten in der Ebene und der Pazifikküste erhebt. Wir fahren am frühen Abend über den Kings Canyon Scenic Byway in Kehren hinab in die imposante Schlucht des Kings Rivers, verzaubert von einem überwältigenden Licht- und Schattenspiel über den bewaldeten Hügeln und den weitläufigen Abgründen.


    Eine Szenerie die sich nicht angemessen auf ein Foto bannen lässt. Dafür laufen einige Minuten Mini-DV-Band durch den Camcorder bevor wir uns von diesem friedlichen Anblick losreissen können, die Big Stump-Eingangsstation passieren und den Azalea Campground ansteuern. Auf dem ganzjährig geöffneten Platz suchen wir uns eine schöne Campsite und erledigen die Self Registration. Bevor es Dunkel wird steht unser Zelt in gebührendem Abstand zu den Nachbarsites unter mächtigen Bäumen und wir geniessen bei einer Flasche kalifornischen Wein ein gepflegtes Abendessen vom Gaskocher und anschliessend die Stille und den Zauber einer Campingnacht in den Weiten eines kalifornischen Nationalparks.



    Übernachtung: Azalea CG 18 $
    Gefahrene Meilen: 165

    Gruss Kate
    +++++++++
    On Tour:
    2000-09: 7xUSA West & Kanada
    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
    2013: Dalmatien & BiH im Mai/ Süd-Norwegen im Juli/August

    • Offizieller Beitrag

    Tolle Bilder vom Yosemite Valley. :!!


    Bei meinem ersten Besuch waren noch nicht so viele Menschen im Tal unterwegs. Bei meinem letzten Besuch war es ein Stop and Go auf der Road, fast schlimmer als zur Rush-Hour in LA. Da vergeht einem die Lust noch einmal hinzufahren.

  • Kate, toll, dass es weitergeht! Deine Schilderungen aus dem Yosemite NP vergrößern unsere Vorfreude auf diesen Park. Den Vernal Fall mit seinem dünnen Rinnsal habe ich genauso von einem September-Besuch in Erinnerung. Da hoffe ich sehr, dass wir jetzt Anfang Juli doch ein wenig mehr Wasser erleben werden.


    Deine Fotos sind klasse :!!! Wo befindet sich denn der Gates of the Valley-Viewpoint? Auf der offiziellen Parkkarte habe ich nichts gefunden. Dort entdecke ich nur Valley-View.


    Der CG im Kings Canyon sieht ja richtig leer aus.


    Gruß
    Gundi

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