02.Juni 2015 - Wroxeter - Moreton Corbet - Cannock Chase - Ashby de la Zouch - Bosworth
Letzte Amtshandlung gestern vor dem Schlafgehen: das Hotel für die nächste Nacht suchen. Die Wahl fiel dann auf das Haus mit den damals schlechtesten Bewertungen, auf der Skala von booking.com eine 4 von 10 Punkten. (inzwischen ist das nicht mehr so schlecht) Aus Prinzip und weil es mit £48 sehr preiswert war, wird genau das gebucht. Schauen wir mal, was uns dort erwarten wird.
Kommen wir zu heute, aber erstmal frühstücken, draußen ist es eh bewölkt. Es soll aber besser werden, lange wird es wohl nicht dauern, es bläst ganz schön.
Unser erstes Ziel Haughmont Abbey ist nicht weit weg, hätte man schön mit dem Rad hinfahren können, aber nicht noch einmal bei dem Wetter. Die Einfahrt zur Abbeyruine ist in einer Kurve, wie schön. Da hat man doch eine erstklassige 50% Chance, das das Auto sich als Wrack zur Ruine gesellen kann. Sagte ich es schon - heute ist Dienstag? Nein. Also heute ist Dienstag und genau, Dienstag ist zu. Also Kamera über die Mauer gehalten und weiter.
Die nächste Ruine ist auch nur 12km weiter - Moreton Corbet Castle, eine Mischung aus einer mittelalterlichen Castleruine und einem Herrenhaus aus elisabethanischer Zeit, nach italienischem Vorbild. Robert Corbet hatte sich von seinen diplomatischen Reisen u.a. von der Basilica Palladiana beeinflussen lassen. Wie viele Bauherren seiner Zeit, wird er die Fertigstellung nicht erleben, Robert starb 1583 an der Pest. Das Haus geht zurück auf zwei angelsächsische Thanen. 1166 gehörte es Peter Toret, da nannte man es noch Moreton Toret Castle. Nach dem Tod von Peter 1235 ging es an seinen Schwiegersohn Richard de Corbet. Der Name wurde in Moreton Corbet geändert und es blieb im Besitz der Familie bis zum heutigen Tage. Nur einmal noch taucht Moreton aus dem Dunkel der Geschichte ans Licht, während des englischen Bürgerkrieges, wann auch sonst. Mehrmals belagert und eingenommen, zwar in den Kämpfen beschädigt, aber nicht geschleift, überlebte es. Zur Ruine wurde Moreton erst, als die Familie nach Acton Reynald Hall umzog und das Haus seit dem 18. Jh. unbewohnt blieb.
So schaut es heute aus und einst.
Blöd ist hier nur, man kann auf dem Areal nicht weit genug weg gehen für die Gesamtansicht, da müsste man über den Zaun klettern und den Brennnesseln erst noch Guten Tag wünschen. Nun dafür wurden inzwischen auch die Wolken hinfort gepustet. Egal, dennoch ein paar trübe Bilder und ein paar Photoshop Spielereien, man muss sich ja die Wartezeit vertreiben.
mittelalterliches Torhaus
Wyvern an der Ostecke (heraldischer Drache)
Nach einer Stunde haben wir jeden Stein ins rechte Licht gerückt und fahren weiter. Die himmlische Ruhe wurde nur durch die Hubschrauber der RAF Basis gestört, ständig flog ein Hubi über uns hinweg, da fühlt man sich fast wie zu Hause. Dem Navi wird wie immer die kürzeste Strecke befohlen, in der Hoffnung, das dann die schmalen Straßen dabei herauskommen. Bis Stafford funktioniert das auch, dann kommt eine Baustelle samt Straßensperre. Die Umleitung über die M6 will ich nicht fahren, also kommt die A34 unter die Räder. Da biegt das Auto vor mir links ab und ich folge ihm einfach. Ein weiser Entschluss, kommen wir doch so durch die Cannock Chase A.O.N.B. Nun sieht es auch aus wie bei uns zu Hause in der Senne.
Als wir weiterfahren sehe ich auch einmal ein Schild, stutze, und hätte eine Vollbremsung gemacht, wenn keiner hinter mir gewesen wäre. So mach ich an der nächste Kreuzung ein Dreherle.
Das ist das Schild:
Durch Zufall haben wir den zentralen deutschen Soldatenfriedhof in UK gefunden. Hierhin wurden alle deutsche Verstorben auf englischen Boden in den beiden Weltkriegen umgebettet. Fein säuberlich durch ein Tal getrennt. Auf der einen Seite die aus dem 1. Weltkrieg, auf der anderen, die aus dem 2. Weltkrieg.
Direkt an der Straße befindet sich auch ein Friedhof für Briten und Polen und derjenigen Deutschen die im nahegelegen Brocton Internierungslager verstarben.
Fährt man jedoch die Stichstraße weiter landet man beim zentralen Friedhof. Auch die Besatzung der abgeschossenen Zeppeline haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Auf Grund dieser außerplanmäßigen Verzögerung nehmen wir nun die schnellste Strecke zum eigentlichen Ziel - Ashby de la Zouch Castle. Nachdem ich endlich den Miniparkplatz direkt neben dem Parkplatz des örtlichen Tennisclub gefunden habe, kommt uns die Erleuchtung. War da nicht was? Genau, heute ist Dienstag und Dienstag ist zu.
Bleibt uns nichts anderes übrig als über den Zaun zu spicken und ihr könnt auf atmen, bleibt Euch die Geschichte dieser normannischen Burg erspart, die einst von einem 12 km² großen Park umgeben war.
Fahren wir weiter zu unserem mit Spannung erwarteten Hotel Bosworth Hall im gleichnamigen Ort.
Ok, die Bewertungen haben recht, der vermutlich jahrhunderte alte Tresen ist verkratzt und der Teppichboden in der Lobby ist abgenutzt. Dieser Teppichboden liegt übrigens in allen Fluren und davon haben die etliche Kilometer und außerhalb der Lobby ist daran auch nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Wir bekommen das Zimmer ganz hinten am Ausgang zum Hallenbad mit olympischen Dimensionen. Das Zimmer ist ohne jeglichen Kratzer und Abnutzungserscheinungen, die Tür am Hallenbad auch Nachts offen. Gekauft, wir verlängern um eine weitere Nacht. Nur in einem Punkt haben die Bewertung recht, essen sollte man hier auf keinem Fall. Das angeblich unhöfliche Personal ist ausgesprochen hilfsbereit, das werden wir allerdings erst übermorgen feststellen.
Wir schlendern noch durch Dorf und Parkanlagen, dann lerne ich die Route für unsere morgige Radtour auswendig.
Bosworth Hall
The Park 135a | CV13 0LP Market Bosworth,Nuneaton | Warwickshire |£48 ohne Frühstück pro Nacht