Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Hab wieder ein wenig aufgeholt, Portland und Umland habe ich ja im August und ganz kurz noch mal im Oktober gesehen :gg:


    Die Falls habe ich auch für irgendwann auf dem Plan, aber der Donnerstag hats ja richtig in sich - Respekt :jaMa: Der Giraffen- oder Pferde-Arch sieht sehr schön aus, irgendwie filigran.


    Ein schlechtes Hotel hat wohl jeder auf seiner Reise...ich glaube, davon bleibt kaum einer verschont. Hoffentlich wars nicht allzu schlimm :!!

  • Samstag
    Der Plan war etwas sehr optimistisch und bot auch viele Ziele an, die als Ersatz für einen gegebenenfalls nicht zu erreichenden Rainbow Arch Rock dienen könnten. Klar, dass darum nun einiges auf der Strecke bleiben muss und Wege auf der erneuten Kontinentalquerung bewältigt werden müssen. Wir fahren auf das Geratewohl Richtung Atlantik, - nichts wie weg von dieser stinkenden und lauten Bude.


    Das Lächeln kommt erst zurück, als wir im Auto sitzen und durch den wunderschönen East Fork Camp Creek fahren. Es geht zurück in die Berge, die Straße nimmt Anlauf zum Lost Trail Pass. Hier, an der Grenze zu Idaho, in das wir erneut kurz eintauchen, führt die gut ausgebaute 43er in ein Hochtal. Wisdom, ein kleiner Ort umrahmt von Bergen und inmitten einer tollen Landschaft. Bei Divide kommen wir endlich auf eine Interstate. Die I-15 führt zur I-90 und als wir mehrmals den Yellowstone River queren, werden langsam die Berglandschaften durch Hügel und rote Felsen abgelöst. Selbst die Fahrbahn ist jetzt rot und schneidet die saftig grünen Kuppeln Montanas entzwei. Wir erreichen in South Dakota den Ort Sheridan. Das Best Western dort ist nicht so eine Absteige, ganz im Gegenteil. Wir haben ein riesiges, sauberes und nettes Zimmer und außerdem gibt es eine Sportsbar und ein Restaurant, in dem wir ganz anständig essen.


    Sonntag
    Das ausgezeichnete Frühstück hat gut getan und als um kurz vor 9 Uhr die Sonne bereits ihre Kraft bündelt und 91 Grad erzeugt, stürmen wir los.


    Es geht die Interstate ein Stück zurück und am Exit 9 erneut ins Hinterland. Der Tongue River hat einen tiefen Canyon ausgefräst, in dem links und rechts tolle Felsen in die Höhe ragen und das Tal einkesseln. Das bräunlich-gelbe Gestein ist brüchig und furchig und es sind drei Steinbögen, die auf den Felsen thronen. Der schönste ist das Nadelöhr, Needles Eye bildet den Abschluß eines Zapfens. Es sieht aus wie ein Eingangstor zu einer nicht zu stürmenden Burg aus dem Herr der Ringe Epos. Die beiden anderen Felsentore, der Tongue Arch und die Tongue Brücke tun es ihm gleich. Der Canyon ist wirklich eine Reise wert.



    Wir kämpfen uns weiter in den Süden von Wyoming vor. Die Strecke von Buffalo auf der WY 16 ist der Wahnsinn. Tolle Felsformationen begleiten uns ins Powder Country. Es geht stetig bergauf, im Hintergrund die schneebedeckten Big Horn Mountains. Gelb, rot, braun und grüner Wald bis zum Powder River Pass. Im Tensloop Creek ein riesiger Steinbogen, den (selbst) wir nicht kennen. Dann wird die Berglandschaft zur Prärie. Und mitten drin steht der Castle Gardens. Ja, wie eine Burg in der Ebene, Türme und Türmchen aus Hoodoos. Wenn man von hier in die Weite schaut, sieht es aus wie in Escalante.






    Wir umrunden den Schlossgarten mit seinen zauberhaften Felsennadeln. Über eine Stunde sind wir unterwegs und immer wieder versuchen wir, die Burg zu stürmen. Leider ist aber immer irgendwann Schluß; man würde Seil und Haken brauchen. Einen Zugang zum Minarett, einem aussergewöhnlichen Arch, haben wir nicht gefunden. Aber auch so ist diese Gegend faszinierend. Hoodoos, Steine wie Tellerminen mit roten Flechten, gelb-rot-braune Felsformationtionen. Alles schöne Motive, die wir nach gut einer Stunde im Kasten haben. Wir erreichen die three digits, es hat 100 Grad!


    Zurück auf der Autobahn, auf der es bis Gillette praktisch keine Ausfahrt gibt. Nicht einmal Dirtroads zweigen von dem Teerband ab, das uns durch das restliche Wyoming führt. Wir fahren über grüne Prärie und rote Erde. Die Klimaanlage läuft auf Volldampf, denn es hat inzwischen 105 Grad. Den Tankstopp bei einer Flying J begleitet ein herrlich altes Wohnmobil, das mir ein Foto wert war.



    Nach 382 Meilen erreichen wir South Dakota und es sind dann doch 450 Meilen geworden, bis wir in Rapid City in ein niegelnagelneues Hampton Inn einziehen. Ein schönes Hotel, eine schöne Hotelbar, an der Sergio - vor zwei Generationen waren es noch Italiener- hervorragend kocht. Der Tuna war vom Feinsten.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Montag
    Wir haben das Hilton mit Frühstück gebucht und es gab alles, was das Herz begehrt. Ich mache ja nicht schnell Werbung für etwas, aber die Hamptons sind in der Regel wirklich die besten Hotels, wenn man über Land fährt. Aber es ist gut, dass die Zeit der nicht vorgebuchten Hotels vorbei ist. Nun wissen wir wieder, wo wir hingehören und was uns erwartet. Und heute gilt es, die nördlichen Great Plains zu überwinden. Wir wollen meinen Geburtstag in Minneapolis feiern.


    Und so verbringen wir die meiste Zeit auf der Interstate 90 und fahren durch das flache Land. Felder, Scheunen, Silos! Leider verlieren wir zudem noch eine Stunde, es ist Central Time. Bei Chamberlain ändert sich das Landschaftsbild, der Missouri River gießt Bäume und Sträucher und malt alles in grün. Und als wir nach Minnesota einreisen, werden nicht nur die Scheunen größer als die Wohnhäuser, es reduziert sich auch das Speedlimit auf 70. Und der Grund wird schnell klar. Die Straßen sind saumäßig und es rumpelt nur so dahin. 70 Meilen vor Minneapolis beginnt wieder der Wald und er signalisiert uns, dass wir mitten im Mittleren Westen angekommen sind. Der Name, respektive die Beschreibung, entstand im 19. Jahrhundert aus dem Bedürfnis, sich von der Ostküste abzugrenzen, daher "Westen" – aber eben nicht so weit im Westen wie die damalige Frontier (Wilder Westen). Lange Rede kurzer Sinn: Wir sind wieder im Osten! Alles klar?



    Als wir endlich die Skyline von Minneapolis und deren Schwesterstadt St. Paul zu sehen bekommen, sind wir erstaunt, wie schön die Wolkenkratzer sind. Das Best Western Plus begrüßt uns nach 9 Stunden und 572 Meilen. Etwas Wasser und Seife an die Körper und wir ziehen los. In der Dämmerung spiegeln sich die Wolkenkratzer auf den Glasfassaden der Brüder und Schwestern. Es ist eine wunderbare Stimmung und es hat noch 80 Grad. Die Stadt würde uns gut gefallen. Der Konjunktiv muss leider sein, da es sehr viele dunkle Gestalten gibt, die uns permanent nach Change fragen. Frag' doch den Obama, der ist für den Wechsel zuständig, und Zigarette gebe ich auch keine her, basta!



    McCormick & Schmick's, ein nettes Restaurant mit bestem Essen und ausgezeichneter Weinkarte. An der Hotelbar lassen wir den Tag ausklingen und morgen geht es wieder in die Natur.


    Dienstag
    Unser erster Stopp gilt dem Mississippi zur Stone Arch Bridge und den Cascades. Das ist alles ganz nett, aber das eigentlich Interessante ist etwas anderes: Das historische Mühlenviertel im Mills Ruins Park! Neben ein paar Mauern aus ewiger Vergangenheit sind etliche Mühlenhäuser restauriert. Eine herrliche Verbindung von Moderne und Geschichte ist entstanden. Eine Nebenbeigeschichte ist, dass der Parkwächter vom BW weder wusste, wo das ist, noch war er in der Lage zu beurteilen, ob es dort "vernünftige" Parkplätze gibt. Gibt es und zwar zum Schweine füttern.



    Bei St. Paul kommen wir nach Wisconsin. Dort, wo bei Tomah die Autobahnen 90 und 94 zusammentreffen, nehmen wir Abschied von der Zivilisation und fahren in das Hinterland des Dachs-Staates. Ländliches Ambiente, wunderschön bemalte Bauernhöfe, weite Ebenen, um Ackerbau und Viehzucht zum Wohle des eigenen Geldbeutels zu betreiben. Und plötzlich, wie aus dem Nichts durchziehen Felswände die Ebenen. Diese Rücken prägen nun immer wieder das Land. Wir haben erfahren, dass es sich um Gesteinsformationen handelt, die auch an den Niagarafällen ihr Unwesen treiben. Und genau an so einer Ridge liegt der Ort Rockbridge. Schon klar, was jetzt kommt. Die Rockbridge im Dorf Rockbridge wurde vom Pine River erbaut. Ein ausgespülter Crack, den man von hinten durch einen kleinen Tunnel erreicht. Ausser uns interessiert das niemanden.



    Die County Roads haben hier Buchstaben und keine Zahlen. Steffi führt uns sozusagen von A - Z. Nur sie behält die Orientierung. Aber irgendwann sind wir da. Der Elephant Trunk Rock steht neben der Straße, die kaum befahren ist und ein Parkplatz direkt neben dem Arch ist gähnend leer. So ist's recht! Tock, Tock, Tock, was ist das denn? Auf einem kleinen Minitraktor kommt ein alter Mann daher geschlichen. Mr. Faber, servus! Thank you for stopping! Das erste Mal im Leben sehen wir einen Arch-Keeper. Er erzählt uns, dass er wohl mit den Fränkischen Bleistiftherstellern irgendwie verwandt ist und, was wirklich interessiert, die Geschichte des Steinbogens. Eine indianische Kultstätte war er und die Verbindung zur Gegenwart wird dadurch hergestellt, dass dieser Kult von einem schnöden Verkehrsunfall heimgesucht wurde. Das ist auch der Grund, warum er sich sein Bein brach, das nun mit Beton und Steinen geschient ist. Nette Begegnung!



    Wir ziehen weiter zum Natural Bridge State Park. Die Box für das Eintrittsgeld ist aufgebrochen, sie war aber sowieso aus Holz, das schon ziemlich durchgefault ist. Auch alle anderen Einrichtungen erwecken nicht den Eindruck, als ob sich hier jemand wirklich kümmert. Wir wandern los, einen Rundweg, der eingerahmt von zerfallenen Holzzäunen durch den Wald führt. Very unspannend. Wir haben am Ausgangspunkt des Rundweges leider die falsche Richtung eingeschlagen, so dass der mächtige Leland Arch erst zum Schluß des rund 0,5 Meilen langen Weges auftaucht. Mitten im Wald, den auch hier eine Ridge durchzieht, steht er oben mit seiner gewaltigen Öffnung.



    Das waren drei wirklich schöne Arche und jetzt geht es in die Millionenmetropole Chicago. Das sind schöne Gegensätze, die wir an so manchen Reisetagen erleben. Wir kommen über die County Road PF, interessante Bezeichnung, zur US 12 East, vorbei an sehr schönen und sauberen Farmen, so, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Die Friedhöfe haben Grabsteine und es ist ja bekannt, dass in und um Chicago sehr viele deutsche Gemeinden ihre Heimat gefunden haben.


    Über den Wisconsin River, den roten Sandstein am Ufer haben wir nicht wahrgenommen, weiter zur Hauptstad Madison und dann auf der Interstate 39 nach Illinois. Geld raus, es beginnt wieder mit der Maut. Sage und schreibe 5 Toll-Stationen und als wir in den Großraum Chicago eintauchen Stillstand. Der Stau scheint so mächtig, dass sich Steffi zu Wort meldet und eine Ausweichroute vorschlägt. Im Zeitalter der Navigationsgeräte könnte es ja passieren, dass alle Navis diese Route vorschlagen. Na ja, alle waren es offensichtlich nicht, aber wir quälen uns mit vielen Mitleidenden von Ampel zu Ampel.


    Irgendwann mit 30 Minuten Verspätung erreichen wir ein Hotel. Steffi sagt das ist unseres, aber ich bin da skeptisch, denn ich habe ein Wyndham gebucht und an der Vorfahrt steht dick und fett Hyatt. Nach wenigen Blicken kommt mir dieses Hotel aber sehr bekannt vor, da wir dort vor einigen Jahren bereits nächtigten. Und damals war es ein Wyndham. Der Valet-Parker gibt Entwarnung. Vor einem Monat hat die Herberge umfirmiert. Auch gut, dann halt Hyatt. Das Ambiente war aber schon noch sehr von Wyndham geprägt. In der Hotelbar haben sie noch die Gläser ausgepackt und es war alles andere als gemütlich. Aber das Essen im Hotelrestaurant war gut.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Wahnsinn, was Ihr so erlebt habt in der langen Zeit. Ich kann das beim Lesen ja teilweise gar nicht fassen.


    Als wir endlich die Skyline von Minneapolis und deren Schwesterstadt St. Paul zu sehen bekommen, sind wir erstaunt, wie schön die Wolkenkratzer sind. Das Best Western Plus begrüßt uns nach 9 Stunden und 572 Meilen. Etwas Wasser und Seife an die Körper und wir ziehen los. In der Dämmerung spiegeln sich die Wolkenkratzer auf den Glasfassaden der Brüder und Schwestern. Es ist eine wunderbare Stimmung und es hat noch 80 Grad. Die Stadt würde uns gut gefallen.


    Das klingt irgendwie schön (trotz der Gestalten). Ich hätte nicht gedacht, dass diese Stadt solch eine Atmosphäre bieten kann.


    In den letzten Tagen wird richtig klar, was für eine Wahnsinns-Reise Ihr da gemacht habt.

  • Mittwoch
    Eher gemächlich machen wir uns auf den Weg, was zwei Gründe haben könnte. Zum einen waren wir schon oft in der Windy City. Zum anderen ist sie heute alles andere als windig. Die Morgensonne entwickelt eine unheimliche Kraft und die Stauräume zwischen den Wolkenkratzern sind bereits mit Wärme geflutet. Der Saunagang kann beginnen.


    Für 16 Dollar pro Person bringt uns der pfeilige Lift auf die Aussichtsplatzform des John Hancock Center in zirka 300 Meter Höhe. Die Aussicht ist immer wieder der Wahnsinn. Die Suburbs sehen aus wie Legokisten und die Autobahnen fressen sich in die Vororte und durch Illinois wie Bandwürmer. Strände in warmen Gelbtönen trennen die dunkle Stadt vom blauen Michigan See, der als kleines Meer bei uns durchgeht. Wir genießen den grandiosen Blick in aller Ruhe und jetzt mit ein paar Schmankerl zum Kaffee. Je nach Gedankenlage blicken wir in die Vergangenheit, in die Gegenwart oder in die Zukunft.



    Als kleiner Zwischenstopp dient das Shoppingcenter an der Watertower Plaza. Und als wir das HardRock Hotel entdeckt und besichtigt haben - so ein Pech, die Shotgläser waren aus - müssen wir unsere Einkaufstüten auf unser Zimmer bringen, bevor wir zum Esel mutieren. Ich dachte wir haben in den Koffern keinen Platz mehr? Aber wo Frau einen Willen hat, da ist auch ein Weg.
    Als man Chicago vor ein paar Jahren von oben betrachtete und sich der Blick nach Süden richtete, endete die Skyline abrupt, dann kam eine freie Wiese, im Hintergrund bzw. mittendrin der Buckingham Brunnen, das Shredd Aquarium und das Soldier Field Stadion. Das ist jetzt ein bißchen anders, denn die freie Wiese, auf der auch schon ein Bahnhof stand, ist seit der Jahrtausendwende der Millenium Park. Wir waren noch nie da.


    Schön ist er geworden, der Park. Moderne Architektur, monumentale Skulpturen und fantastisch angelegte Gärten. Selbst ein künstlicher Wasserfall fehlt nicht. Die Hauptattraktion, wenn man das an der Anzahl der Menschen festmachen will, die sich hier tummelt, ist das Cloud Gate, das im Volksmund die Bohne genannt wird. Ein Eldorado für die Fotographen, die sich endlich mal selbst ablichten können, im Hintergrund die Skyline von Chicago. Aber auch gut für die Psyche, denn das Wolkentor verzerrt die Perspektive so, dass man schnell aus einem Volldampf-Ami eine grazile Gestalt machen kann. Sozusagen ein gefälschtes Beweismittel für die letzte gescheiterte Diät. Verdammt, schau ich gut aus! Natürlich darf die Michigan Avenue nicht fehlen. Wrigley-Building am Fluß und zum Schluß noch der Navy Pier, den wir am Wasser entlang erreichen. Die Beine brennen, Schluß für heute.



    Der Concierge empfiehlt uns das Benny's Prime Chop House. Das Essen war sehr gut. Meine Short-Ribs ein Traum. Der Wein war überteuert.


    Donnerstag
    Heute wird es noch heißer als gestern. Als wir das Hotel verlassen, rennen wir gegen eine Wand. Die Luftfeuchtigkeit steht der Wärme in nichts nach und bereits nach wenigen Minuten klebt die Kleidung am Körper. Gemessenen Schrittes wandern wir zum Navy Pier und kaufen Karten für das Wassertaxi zum Sears Tower, der ja jetzt Willis Tower heißt.



    Auf dem Wasser ist es etwas erträglicher. Wir schippern den Chicago River flußaufwärts. Immer höher werden die Wolkenkratzer, die Loop donnert hoch oben durch die Straßen. Vor einigen Jahren haben wir exakt auf diesem Weg eine sogenannte Architekten-Tour gemacht, die war nur viel, viel teurer. Dafür wurde einiges erklärt, was ich nicht mehr weiß. Rund um den Willis Tower ist Baustelle. Aber nicht so eine, die ein kleines Verkehrshindernis darstellt und umfahren bzw. umgangen werden könnte. Nein, genau aus der Richtung, aus der wir kommen, ist das Monstrum abgesprerrt. Rundummadum und dann endlich in der Schlange zum Skydeck. Für 17 Dollar geht es hinauf in den 103. Stock. Und eine für uns neue Attraktion steht bereit. In einigen Nischen kann man auf einen Glasboden steigen - wer kennt den CN Tower in Toronto? - und in die gähnende Tiefe blicken. Das geht aber nur, wenn man sich in der Schlange anstellt. Also geschenkt!


    Wir marschieren weiter zum Palmer House Hilton, in dem wir vor 17 Jahren gewohnt haben. Es ist immer noch ein schönes, altes Hotel und einen Besuch wert. An das Voucher-Zimmer vor all diesen Jahren will ich nicht mehr denken. Als wir die Vorhänge zur Seite geschoben haben, hat man sich fast die Birne an der gegenüber liegenden Hauswand angeschlagen. Wir brauchen noch eine coole Location, also nicht zum Vergnügen, sondern zum abkühlen. Das HardRock Café, das seit unserem letzten Besuch umgebaut wurde, ist jetzt schöner. I take a Sprite. Is Seven up ok? Natürlich, meine Liebe.


    Wenn die Sonne scheint, braucht so mancher Mensch, ähm, inzwischen fast jeder, eine Sonnenbrille. Monika auch und deshalb ist es ziemlich verwunderlich, dass sie erst kurz vor dem Hotel merkt, dass ihr das gute Teil abgeht. Ja wo ist es denn? Ruhig bleiben und zurück zum HardRock. Und im Store, dort wo sie die Teile verkaufen, die jeder früher sammelte und trug, haben sie sie herzlich begrüßt, die Monika. Und sie hatten natürlich auch die Brille. Ein paar Scherzchen müssen sein, Deppen, aber dann haben sie sie rausgerückt. Nette Menschen!


    Heute spielt Deutschland gegen Italien, es geht inzwischen um viel und nachdem wir hörten, dass unsere Buben eine gute Vorrunde gespielt haben, haben wir es angeschaut. Der gebildete Fußballer weiß, was jetzt kommt. Dann halt nicht! Wir machen uns nochmal auf den Weg ans Binnenmeer, kühlen unsere Füße im Wasser und beochten das Treiben am Strand. Das Wetter ist kaum mehr auszuhalten und so beschließen wir, das Hotel heute nicht mehr zu verlassen. Also zurück, sauber machen, Bar und gleich dort essen. Ein kurzes Gewitter war nicht der Rede wert, es ist nicht kühler geworden.



    Freitag
    Nach eineinhalb Stunden erreichen wir Indiana. Hier, entlang der 41er, ist alles flach. Die Fahrbahn bis Boswell ist es aber nicht. Holperdipolter, es ist zum verrückt werden. Vor Attica überqueren wir den Wabash River und über die CR 650 kommen wir zum Portland Arch National Reserve.


    Eigentlich ist im Osten kein Paradies für Pfadfinder, denn es ist alles gut ausgeschildert und markiert. So auch hier, nur - und das haben wir erst im nachhinein festgestellt - ein Schild fehlt. Und das stand direkt dort, wo wir hin müssten. Also gut, wir fahren weiter und das Navi kennt einige Straßen einfach nicht. Wir umkreisen das Schutzgebiet und finden keinen Trailhead. Mir reicht's und ich parke im Wald, Luftlinie ist der Steinbogen nicht weit weg. Und da kommt er, unser Retter. Der ältere Herr macht das Fenster auf, fragt ob er helfen kann, ich suche den Trailhead zum Portland Arch und er sagt, dass er dort vorne umdreht und dann soll ich ihm hinterher fahren. Gesagt getan. Mit seinem PKW donnert er über die Dirtroads, dass es nur so raucht und staubt. Ich muss Abstand halten, damit nicht zu viele Lackschäden die Sache bei Hertz komplizieren. Er fährt dorthin, wo wir schon waren und nur die Einfahrt zum Parkplatz und Trailhead, dank des fehlenden Schildes verpasst haben. Herzlichen Dank mein Freund. Ich werde nie mehr behaupten, dass man die Amerikaner nichts fragen darf, weil sie eh nichts wissen und mit einer überzeugenden Inbrunst nur Schmarrn verzapfen.


    Die Stiefel geschnürrt und los. Ein gut sichtbarer Trail führt durch den Wald zum Bear Creek hinunter, an einer Ridge entlang, die geologisch sehr interessant aussieht. Die verschiedensten Farben wechseln sich ab. Bereits nach 11 Minuten stehen wir im Sumpf vor dem Portland Arch. Das Wasser hat die Ridge durchbohrt und nur fast trockenen Fußes wandern wir durch den Arch, der ja dank des Wassers eigentlich eine Brücke wäre. Der Roundtrip geht über 0,8 Meilen durch den Wald, worüber wir bei der Hitze sehr froh sind. Es hat inzwischen 98 schwüle Grad.



    Über Crawfordeville erreichen wir Spencer und das Thermometer knackt die 100 und steht bei 104. Im McCormick's Creek State Park sind alle Höhlen geschlossen. Die Weiße-Nase-Krankheit-der-Fledermäuse ist der Grund. Wir parken am Wolf Cave Parkplatz und laufen den Trail No. 5. Auch hier Gott sei Dank Wald, Wald, Wald. Es geht ohne Steigung dahin und eigentlich ist nichts spannendes zu sehen, bis wir nach knapp einer Meile die Wolf Natural Bridges erreichen. Durch die erste Brücke hindurch, dann rechts die zweite Brücke. Sehr schön. Nicht hinein gehen - Road Closed! Es soll sich derjenige an die eigene weiße Nase fassen, der immer alles tut, was Vorschrift ist. Oder wie ging das Sprichwort? Ja, wir waren alleine, weit und breit niemand zu sehen. Und auch der Wärter ist nicht aus dem Busch gesprungen.



    Der Park hat einiges zu bieten. Wanderwege ohne Ende, Campgrounds und sogar ein Hotel, mit Pool versteht sich. Wir machen uns wieder auf den Weg und erreichen bei Terre Haute erneut Illinois, in dem auch East St. Louis liegt. Der größere, bekanntere und schönere Teil der Stadt liegt aber in Missouri. Es war ein tolles Bild, als wir den Gateway Arch zum ersten Mal sahen und die Skyline dahinter. Leider konnten wir nirgends anhalten, um diesen Blick festzuhalten.


    Das Hilton Saint Louis ist schon etwas betagt, aber das ist momentan nicht das Problem. Ich würde gerne mein Auto so einem Typen geben, der es weg fährt. Valet Parking full. Aha, auch noch nie gehabt. Also lade ich verärgert gleich selbst alle Koffer aus und fahre ins Parkhaus. Dafür bekommen wir zwei Gutscheine á 8 Dollar für die Bar. Auch gut, die Gutscheine werden nicht verfaulen, wetten.


    Und da geht es schon los: Bier und ein kleines Essen an der Hotelbar. Es ist nun doch spät geworden und wir sind ziemlich fertig von der Hitze.


    Samstag
    Bevor die Massen auftauchen, wollen wir auf dem Gateway Arch sein. Und es war auch noch nicht viel los. Hört, hört, mit unserem Nationalpark Pass bekommen wir die Tickets in das Jefferson National Expansion Memorial um 3 Dollar ermäßigt für 7 USD. Die G.u.V. dieses Passes ist so grün, es ist nur noch schön. Wie Kleinigkeiten einen Menschen freuen können.


    Die Fahrt hinauf auf den gigantischen Blechbogen ist abenteuerlich und interessant. Zu fünft (5 plus Übergewicht = 6) sitzen wir in einer Art Kapsel, wehe dem, der Platzangst hat, und es geht los. Immer wieder klickt es, wenn sich der Aufzug, der ja in einem runden Bogen nach oben muss, wieder gerade stellt. Eine Treppe ist auch in Sicht, nur für den Fall, dass das Teil ausfällt. 4 Minuten hat es gedauert, dann standen wir an der Spitze. Durch kleine Luken blicken wir auf die Stadt, das Capitol-ähnliche Rathaus, das Baseball Stadion. Super! Und der Arch ist sowieso unglaublich. Ästhetisch spannt er sich am westlichen Ufer des Mississippi vor der Stadt auf. Das Wasser des großen Flußes fließt gemächlich an ihm vorbei. Cooles Teil!




    Wir laufen vom Gateway Arch flußaufwärts am Ufer entlang bis zur Eads Bridge. Die nehmen wir, wir haben Fußgänger gesehen, nach Illinois, um den Blick, den wir gestern bei der Einfahrt hatten, nochmal in Ruhe zu genießen. Auf der anderen Seite überblicken wir den Mississippi und die Skyline von Saint Louis. Der Bogen steht majestätisch davor. Just dort ist auch ein Spielcasino und nachdem die Hitzewelle latent ist, kühlen wir uns dort ab. Der Drink ist umsonst, obwohl wir nicht spielen, sondern nur an der Bar hocken. Und vor dem Casino steht ein Bus. Ja, wo geht der denn hin? Er fährt die Casinogäste zum Baseballspiel, das in Bälde auf der anderen Flußseite stattfindet. Ja wunderbar und schon hocken wir drin.



    Mit den rot verkleideten Fans steigen wir direkt vor dem Stadion aus. Es dauert keine Minute, da werden uns Tickets angeboten. Junge, alles haben wir, nur keine Zeit für eine so lange Sportveranstaltung. No thank's! Vor dem Stadion spielt eine Band und so begleiten uns zumindest laute Töne lange auf unserem Sightseeing-Pfad durch die Stadt. Bei gefühlten 45 Grad Celsius geht es die Market Street entlang, durch den wunderschönen City Garden. Neidisch sehen wir zu, wie sich die Kinder in verschiedenen Brunnen und Wasserspielen abkühlen. Durch das Schloß-ähnliche Marriott kommen wir in die Union Station. Ein schön restaurierter Bahnhof mit netten Läden und kleinen Restaurants. Der Food Court gehört jetzt aber uns, Hunger! Die angelegten Teiche beherbergen Koi Fische. Sie sehen aus wie überdimensionale Goldfische, sind aber Karpfen. Fett sind sie, denn am Rande des Wassers stehen Futterautomaten. Schon klar, dass es hier permanent Essen gibt. Gleich gegenüber ist das HardRock Café, Shot Glas her, und Landrys Seafood. Sieht gut aus, also Speisekarte kurz gesichtet und für den Abend reserviert.




    Zurück über die Pine und Olive Street, die Stadt ist inzwischen wie ausgestorben, da sich bei der Hitze nur noch wir rumtreiben. Zum Ende unseres Stadtspazierganges gehen wir noch das Macy's ab. Wir mussten jedoch wieder einmal feststellen, dass es ausser der bekannten Kosmetik nichts Gescheites mehr gibt in diesem Laden. Alles in allem ist zu konstatieren, dass St. Louis eine Reise wert ist. Insbesondere der Arch hat es uns angetan, wie könnte es bei Arch Huntern auch anders sein.
    Das Abendessen war gut, nur die Portionen viel zu groß. Dann haben wir noch ein paar Schritte in die Nacht getan (und wieder geschwitzt).



    ... Fortsetzung folgt!
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  • Aber wo Frau einen Willen hat, da ist auch ein Weg.


    So sind sie halt, die Frauen :gg: .


    Cloud Gate




    Gateway Arch


    Das sind ja beides wirklich tolle Dinger. Da kann man sich fototechnisch ganz schön austoben. Das mit der schwülen Hitze klingt ja spannend. Das kennt man im Südwesten ja eher nicht so.

  • Sonntag
    Wir verlassen St. Louis über die Eads Bridge wieder nach Illinois, wo unsere Steinbögen heute zu finden sind. Einsam und verlassen, jenseits von Autobahnen tuckern wir durch den Bundesstaat und genießen eine gesunde Portion Landleben. Als wir bei Pinckneyville auf die 127 einbiegen ist der Gottesdienst vorbei und die Landwirtinnen und Landwirte kehren zurück ins Leben. Wir trauen unseren Augen nicht, als ein sehr betagter Herr von der Kirche auf die Straße einbiegen will. Vor uns wäre endlos viel Platz und in der verbleibenden Zeit wäre ich 10 Mal auf die Straße gefahren. Das eigentliche Mysterium ist aber, dass der alte Mann mit einem Fernglas die Straße beoachtet. Autofahren mit Fernglas haben wir auch noch nicht gesehen und ich möchte nicht wissen, wie gut der Mensch überhaupt noch sieht. Aber hier am Land ist das Leben vorbei, wenn man nicht mehr mit dem Auto fahren kann.


    Wir folgen der braunen Beschilderung zur Ponoma Natural Bridge, die letzten zwei Meilen sind ungeteert, aber wunderbar gepflegt. Der Fußweg führt uns hinunter in ein kleines Tal und bald stehen wir auf der großen Brücke. Wege führen weiter nach unten, so dass der Steinbogen von allen Seiten und Perspekiven Eingang in die Annalen findet. Es ist eine schöne und große Brücke, braun und gelblicher Fels und tiefgrünes Moos. Eine viertel Stunde Fußweg, leichter kann man sein Ziel nicht erreichen.



    Zurück auf die 127 und durch schöne Obstplantagen und weinbebaute Hügel über den Alto Pass. Hier sieht es wieder einmal wie in der Toskana aus. Quer durch das Land erreichen wir die Pine Hill Recreation Area. Ein Bahnübergang, der möglicherweise Auslöser des sich abzeichnenden Dramas sein könnte, führt uns auf eine Dirt Road. Die ist ziemlich unspektakulär, führt brettleben dahin und nur ab und zu liegen ein paar überfahrbare Äste im Weg. Die Luft bleibt uns weg, als der Bordcomputer meldet, dass hinten links dem Reifen der Sauerstoff ausgeht. So ein Mist und natürlich mitten in der Prärie. Das Preachers Eye finden wir auch nicht sofort und als wir dort sind, überfallen uns Millionen von Mücken. Man sollte kurz, aber ziemlich steil hoch zum Arch gehen, aber das ist unter den Umständen nicht angeraten. Jetzt hoffen wir mal, dass unser Auto unbeschadet den Teer erreicht und dann beobachten wir, wie sich der Luftverlust verhält.


    Langsam, aber leider stetig geht es mit dem Reifen bergab. Wir brauchen jetzt schnell eine Reifenwerkstatt oder eine Tanke, mit neuem O2. Die Zivilisation lässt auf sich warten und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Luft nachfüllen und mal eruieren, was überhaupt der Auslöser ist. Wie könnte es anders sein, ein wunderschöner Nagel ziert den Pneu. Ich drücke ihn weiter rein, damit das Loch vielleicht dicht wird. Aber weit gefehlt. Im nächsten Dorf sind zwei Reifenservices, die haben aber heute am Sonntag zu. Hilft nichts, wir müssen vorerst alle Ziele des Tages streichen und Paducah erreichen. Dort ist am lokalen Airport sogar eine Hertz Vertretung.


    Über die Interstate 24 gelangen wir am Ohio River nach Kentucky und eine weitere 10 Meilen Landfahrt bringt uns zum Flughafen. Die gute Frau bei Hertz kann uns nicht helfen, bietet uns an, dass wir für über 5.000 Dollar einen neuen SUV anmieten können. Mechaniker gibt es keinen und tauschen kann sie auch nicht, da es sich hier nur um eine Station handelt, die nur lokal vermietet. Aber wir sollen mal auf den Chef warten. Der kommt dann auch 20 Minuten später. Gleiches Bild, aber ein guter Rat. Der Walmart in Paducah hat einen Reifenservice und der hat auch heute am Sonntag auf. Also zurück, der Reifen geht in die Breite, da ihm mangels Luft die Höhe fehlt. Mit letzter Kraft erreichen wir den Walmart und kommen auch gleich dran. Nach 30 Minuten war alles erledigt und es hat - festhalten - nur 10 Dollar mit wuchten gekostet. Was werden die armen Mechaniker wohl für ihre Sonntagsarbeit bekommen. Ich fürchte, dass sie in Deutschland mit Hartz IV besser wegkommen würden. Na ja, vielleicht ist der Reifenservice ja quersubventioniert.


    Es ist zwar schon später Nachmittag, aber wir beschließen, den Cedar Wonders Arch zu suchen, auf den wir uns lange ziemlich gefreut haben. Also zurück, es hat mittlerweile 107 Grad. Es wird immer dunkler und ohne Sonne fällt das Thermometer auf 89 Grad. Am Ende einer Dirtroad, direkt neben einem größeren Anwesen, stellen wir unser Auto ab. Türe auf und mal peilen, ob Hundegebell an mein Ohr dringt. Unheimliche Situation, weit ab von jeglicher Zivilisation, vermutlich auf einem Privatgrundstück. Wenn der Besitzer auf uns zielt, hat er hoffentlich ein besseres Augenlicht als der Kirchgänger heute früh und braucht kein Fernrohr, um zu erkennen, dass wir harmlose Touristen und Wanderer sind.


    Als wir über eine alte Dirtroad in den Wald wandern, der Trail ist mit einem blauen "i" gekennzeichnet, kommt zu der inzwischen sehr eigenartigen Stimmung, eine kleine Überraschung, die in das Bild passt. Zwei Grabsteine stehen mitten im Wald. Zunehmende Dunkelheit und absolute Stille wird vereinzelt durch Donnergrollen eines herannahenden Gewitters unterbrochen. Wir werden schneller, der unheimlichen Gesamtsituation entkommen wir jedoch nicht. Nach Überquerung eines trockenen Flußbettes geht es an einer Feuerstelle vorbei nach oben. Hie und da raschelt ein Tier und bekommt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht mehr weit und nach knapp 1,2 Meilen stehen wir vor dem kleinen Steinbogen, dem Cedar Wonders Arch. Er ist etwas sehr aussergewöhliches, eine ehemalige Kultstätte und alles passt nun zusammen. Man darf es ja fast nicht sagen, aber irgendwie waren wir erleichtert, als wir ohne Probleme wieder am Auto gelandet sind und der Chevy unversehrt auf uns wartete.



    Das Hampton Inn in Paducah ist ok und das Abendessen im gegenüber liegenden Friday's war gut. Der amerikanische Holzbock hat wieder zugeschlagen. Erst abends entdecken wir zwei Exemplare an meiner Hikerhose. Die Körperinspektion war aber erfolglos.


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  • Montag
    Das Hotel in Paducah liegt in einem typisch amerikanischen Ortsteil. Breit, weit, Tankstellen, Fast- und weniger fast Food und eben Hotels. Häßlich halt. Aber diese Stadt hat auch einen historischen Distrikt am Ohio River. Als wir dort ankommen genießen wir die leeren Straßen, die tollen Häuserfassaden und als uns der Stadt-, respektive Dorfspaziergang hinunter zum Wasser führt, staunen wir über die Gemälde an der Eingangsmauer zum Hafen. Ja, das war ganz nett, um den Tag zu beginnen.



    Das südöstliche Amerika ist fruchtbar, aber die weißen Siedler hatten jedoch wie so oft das Problem, dass das Land von den Indianern besetzt war. Deportation nach Oklahoma, das war die Antwort der Bleichgesichter. Und dass es auf diesen Trecks nicht sehr harmonisch zuging, ist klar. Und so wurde die Deportationsroute zum "Trail of Tears". Eine Station war der Mantle Rock. Durch das Ohio Valley kommen wir am Parkplatz und Trailhead an und wandern auf dem Weg der Tränen zum Arch, der eine der Übernachtungsstationen war. Es ist nur knapp eine halbe Meile bis zu dem gewaltigen Steinbogen, der wie eine Höhle wirkt. Der längste Arch östlich des Mississippi ist wirklich gigantisch, findet aber wie so viele Steinbögen im Osten kaum Beachtung und schon gar keinen Respekt der Bevölkerung. Ausdruck dieses Missstands sind vollgeschmierte Wände. Dreckbären, das müsste nicht sein.


    Ein beschaulicher Ort, dieses Apex. Wir sind dreimal durchgefahren, da sich die Suche nach einem Zugang zum nächsten Trail sehr schwierig gestaltete. Die Dirtroad, die ich daheim auf der TopoMap ausgemacht hatte, endet mitten in einem Feld. Wenn es aber um Arches geht, sind wir gnadenlos und der Bauer hat sicherlich die ein oder andere Einbuße bei der Ernte. Egal, wir waren falsch, denn es gab keinen Zugang in den Canyon, obwohl der Arch nicht weit entfernt ist. Also zurück und die Straßenseite abgesucht, wo die richtige Richtung eingeschlagen wurde. Alles vergebens, zurück zum Dorfkern. Ganz ruhig und nochmal die Beschreibung lesen. Das war gut, denn wirklich mitten im Ort geht die alte Dirtroad weg, die dann als Trail in den Canyon führt. Der Apex Arch, den wir nach kurzer Wanderung erreichen, ist ein toller Steinbogen. Aber was die hier mit einer Naturschönheit anstellen, ist eine Schande. Total vollgeschmiert und unter dem Felsentor eine Müllkippe. Das Tagebuch kommt zu der Erkenntnis: Mit einer Zahnbürste sollten sie die Schweinereien entfernen müssen, das wäre unser Vorschlag.



    Über die Interstate 24 erreichen wir Tennessee und das Thermometer fällt von 104 auf 73 Grad. Auslöser war ein kleines Gewitter, dessen Regen nicht auf der Erde ankam. Eine tolle Stimmung begleitet uns und als wir über den Cumberland River Nashville erreichen, regnet es nur ganz leicht. Ein angenehmens Gefühl, aber leider kommen wir nicht lange in diesen Genuss. Als wir das Auto am Sheraton Hotel verlassen, bricht der Schweiß schon wieder aus und erst im klimatisierten Zimmer im 19. Stock erholt sich der Körper.


    Das Bier an der Hotelbar schmeckt wunderbar und das Essen war so mittelprächtig. Eine Verdauungsrunde um das Hotel bei angenehmen Temperaturen, selbst mit langer Hose, bringt uns den ersten Eindruck der Musikstadt nahe.


    Dienstag
    Wir marschieren zum Capitol, das nicht nur anders aussieht wie die anderen, sondern häßlich ist. Eine kleine Bergabwanderung bringt uns zu den Markthallen am Bicentennial Park. Obst, Gemüse und ein paar andere Dinge bringen Farbe ins Spiel. Der Park selbst, errichtet 1996 zum 200-jährigen Bestehen von Tennesse, ist großzügig angelegt und beherbergt viele geschichtliche Monumente des Sezessionskrieges.



    Genug Geschichte, die 2nd Street und die 5th Avenue führen uns ins Kneipenviertel am Broadway. Typische Szenerie, im Mittelpunkt Musik und Kneipen, die bei Tageslicht betrachtet eher als Spelunken durchgehen. Einen schönen Blick auf die Skyline, den Ohioriver und das LP Field, einem Football Stadion, bringt uns der Weg an der Riverfront hinauf zur Shelby Street Bridge. Die Aufbauarbeiten für den 4. Juli sind in vollem Gange. Wir laufen den Broadway bis zum schönen Union Station Hotel. Wie ein Schloß, sehr gediegen sieht es aus. Unser Stadtspaziergang endet bei sengender Hitze wieder im Auto. Opry Mills, eine selbst für amerikanische Verhältnisse große Mall ist unser nächstes Ziel. Wir werden fündig und nur ich denke jetzt an die Heimreise und an das Übergepäck.



    Die Stadt hat uns nicht so gut gefallen, sie ist nicht sauber und rund um den Broadway ist alles nur Touristennepp. Der Abend jedoch war dann wunderbar. Zuerst ein Bier bei toller Livemusik, dann ein intergalaktisches Essen im 2. Stock im Merchants am Broadway. Der 2. Stock muss betont werden, denn im Erdgeschoss ist es eine Burgerbude und oben wirklich ein feines Restaurant. Zum Abschluß nochmal Livemusik, die echt super war, und so nimmt es mit Nashville doch ein versöhnliches Ende.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Mittwoch
    Wir sind um 8 Uhr startklar und donnern die I-40 nach Osten. Ein paar Umwege waren nötig, denn ein Lauf zum Independence Day erforderte ein paar gesperrte Straßen. Mitten in Tennessee wird es gebirgig, ansonsten nur Wald, der uns nun vermutlich bis zum bitteren Ende begleiten wird. Nach knapp 3 Stunden sind wir am Sawmill Trailhead.


    Die Viecher nerven, anstatt dass sie wie wir froh wären, der brütenden Hitze von Tennessee hier beschützt von Bäumen auszukommen. Unsere Wandererung führt über eine Meile in den Wald. Dann geht es hinunter in den Mill Creek, an dessen Kante der erste Steinbogen sein Quartier aufgeschlagen hat. Der Needle Arch überspannt einen kleinen Einschnitt und läßt sich auch von den rund herum bedrohlich eng wachsenden Bäumen nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl der breite und ausgetretene Weg viele Wanderer annehmen läßt, sind wir alleine mit der Natur, die hier auch von den Hikern respektiert wird. Weder Müll, noch Schmierereien verunstalten das schöne Felsentor.



    Wir gehen weiter die Ridge entlang, vorbei an farbigen Felsmustern und kommen zum Slave Cave Arch. Ein erstaunlicher Überhang, mit einer Öffnung nach oben, die von grün und rosa schimmerden Felsen eingerahmt ist. Auf der Seite der kleinen Höhle hat das Wasser Löcher geformt, die wie ein Augenpaar darauf achten, dass die Natur intakt bleibt. Der Rundweg führt uns weiter in den schönen Canyon hinab und es dauert weitere 30 Minuten, bis wir die Slave Falls erreichen. Die haben im Frühjahr sicherlich schon bessere Zeiten gesehen. Jetzt, im Hochsommer, tröpfelt ein kleines, kaum sichtbares Rinnsal in die Schlucht. Es geht wieder hinauf und nach knapp zwei Stunden und 3,63 Meilen sind wir wieder am Auto.



    Auf der Divided Road, die zwar ungeteert, aber trotzdem eine Autobahn ist, stoppen wir am Twin Arches Trailhead. Hier ist schon mehr los und immer wieder treffen wir auf Wanderer. Von Norden führt der gut ausgeschilderte Rundweg erneut in den Mill Creek hinunter. Treppen erleichtern den Abstieg. Japaner, Koreaner oder was auch immer: Mit strahlenden Gesichtern quält sich ein Ehepaar bergauf uns entgegen. Aber was ist das? Natürlich hat die Mittagshitze inzwischen das Land erreicht, aber einen Wanderer, der einen batteriebetriebenen Ventilator vor sein Gesicht hält, war noch nie da. Unsere asiatischen Kameraden lieben die Technik und bieten uns profanen Hikern nette Beobachtungen und Geschichten.


    Ein Riesenteil, unglaublich! Der nördliche Arch der Zwillinge ist gewaltig. Wegen der Bäume sind die Perspektiven sehr begrenzt, aber dieses Felsentor überspannt den hier sandigen Waldboden fast wie ein Zeltdach. Zauberer müsste man sein, um die Bäume zu pulverisieren, dann würde der Steinbogen wie die gewaltigen Dinger in Utah wirken. Der Twin Arch South schwächelt ein wenig, ist zwar ebenfalls stattlich, aber etwas kleiner als der Nordarch. Zwei so tolle Exemplare mitten im Wald von Tennessee, sehr schön! Wir fahren auf der Divided Road zurück in die Zivilisation. Vorher jedoch müsste es links ein paar sehr schöne Arche, die Hanging Rocks, geben. Es sieht jedoch danach aus, als ob es eine Querfeldeinwanderung würde. Wir finden auf alle Fälle keinen Trail und nachdem weitere Highlights warten, beschließen wir, dieses Ziel auszulassen.


    Der geteerte Pickett Park Highway bringt uns zum Visitor Center des gleichnamigen State Parks. Rund um den See, der durch eine Staustufe des Pickett Creeks entstanden ist, stehen wunderschöne Cabins und als bei der Hütte Nummer 6 das GPS sagt, dass nun hier unsere kleine Wanderung beginnt, parken wir an der Straße. Der Nature Trail führt uns hinunter zum Creek, den die Pickett Natural Bridge überspannt. Boote fahren auf dem Wasser und man könnte durch das Felsentor paddeln. Das Foto von der Brücke, das wir dabei haben, zeigt aber eine andere, viel schönere Stelle, von der man durch die Brücke auf das Wasser schauen kann. Wir wissen zwar nicht wo und wie, aber da müssen wir hin. Also kraxeln wir mal auf die Brücke und suchen einen anderen Abstieg. Der ist relativ schnell gefunden, hat aber ein kleines Problemchen. Der Absatz ist rund 1,50 Meter hoch. Runter klettern geht immer, gegebenenfalls mit Schmerzen. Aber kommen wir von dort unten auch wieder hoch oder müssen wir den Daumen in den Wind halten, um von einem Touristenkanu ans rettende Ufer gebracht zu werden? Bleib Du oben, ich versuche es mal. Also auf den Hosenboden gesetzt, ein erfahrener Bergsteiger würde nur mit dem Kopf schütteln, und mehr rutschend als steigend erreiche ich wieder flaches Terrain. Ja, das ist die Stelle. Monika steht oben und jetzt lacht sie auch noch. Von unten begutachtet, festigt sich die Erkenntnis, dass es irgendwie auch wieder rauf geht. Auf geht's liebe Monika. Und jetzt kann ich auch etwas schmunzeln, denn sie kommt kaum eleganter als ich unten an.



    Das ist schon ein besonderes Exemplar, denn es ist eher selten, dass eine Naturbrücke voll im Wasser steht. Im Hintergrund spitzen ein paar Leute im Boot durch das Tor. Hey, ich will fotografieren und so schön seid ihr auch wieder nicht. Ich glaube ich kann ohne Worte einen gewissen Gesichtsausdruck erzeugen, das den Freizeitkapitänen ein schlechtes Gewissen suggeriert. Sie haben auf alle Fälle die Paddelrichtung sofort geändert und sind aus dem Blickfeld verschwunden. Brav!


    "Schnucki, ach Schnucki, fahr ma nach Kentucky! In der Bar Ould Schetterhend, da spuit a Indianerbend! Dann in die Pampas auf a Flaschen Schampas. Um halber achte geht der Zug! Ich hab gesprochen! Hough!" Als wir den Bundesstaat über die Highway 154 erreichen, müssen wir die Uhren um eine Stunde vor stellen, es ist Eastern Time Zone. In der Big Southfork National River Recreation Area biegen wir von der Hauptstraße rechts ab in die besungene Pampa. Leider ist die Dirtroad nach 50 Meter nicht nur gesperrt, sondern ziemlich zugewachsen. Der Buffalo Arch muss ohne uns auskommen, denn es reicht für heute. Und es macht nichts, denn wir haben so viele tolle Arche gesehen, wir sind zufrieden!


    Somerset, KY, welcomes us und das Best Western auch. Alles wunderbar und in der Nähe leuchtet inzwischen die Reklame des Ruby Tuesday. Da würde mir schon wieder ein Lied einfallen (She would never say where she came from), aber die Beschwingtheit endet an der Bar des Restaurants. Auf einen Tisch hätten wir warten müssen, es ist der 4. Juli wohlgemerkt. Die Bar sieht eher aus wie ein Materiallager aus alten Ikea-Regalen, aber in den Regalen steht nichts. Dry Somerset, is Seven up ok? Das Essen auch ... paßt schon! Nur vereinzelt begleiten uns explodierende Feuerwerkskörper in die Nacht.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Donnerstag
    Kentucky liegt uns eingepackt zu Füßen. Die grüne Decke wird nur vereinzelt durch Felsen unterbrochen, die sich ihren Weg in die Freiheit gebahnt haben. Ein ganzes Parkplatzsystem erwartet uns, als wir am Trailhead zum Natural Arch of Kentucky stehen. Apropos, - als wir das erste Mal das Auto verlassen, sind wir nicht dort, wo uns das GPS hin haben will. Sind wir doch tatsächlich an einem fast Fußballfeld-großen Slot vorbei gefahren, an dem der kürzeste Hike zum Arch beginnt.


    Die ersten Meter sind behindertengerecht und führen zu einem Viewpoint. Nur knapp eine halbe Meile trennt uns von diesem mächtigen Felsentor. Es überragt die endlosen Wälder und sticht mit seinem hellen Felsen durch die grüne Suppe. Ein paar Sträucher und Bäume hat es in eine exponierte Stellung gebracht, noch näher der Sonne entgegen, und einige Pflanzen haben bereits einen Sonnenbrand. Rot leuchten sie auf dem Dach des Steinbogens. Das Licht des Morgens zeigt rote und gelbe Stellen im Fels.



    Es geht auf geteertem Untergrund dem Arch entgegen. Stufen erleichtern den Abstieg in den Creek und nach einer kurzen Wanderung stehen wir unter dem Monstrum. Trotz der touristisch ausgebauten Infrastruktur sind wir alleine. Offensichtlich hat zu dieser Zeit noch niemand das Bedürfnis, die Natur von Kentucky zu erkunden. Der Fotostopp bringt weitere Felsformationen zum Vorschein. An seiner linken Flanke schaut ein kleiner Steinbogen auf uns herab: The Child of the Natural Arch of Kentucky.



    Nach 35 Minuten sind wir wieder am Parkplatz, der immer noch leer ist. Unser Weg führt nach Süden und es ist nur ein Katzensprung bis zum nächsten Trail. Die letzten 1,5 Meilen sind ungeteert, aber auch hier wird erneut der große Vorteil des Ostens sichtbar. Die Offroad-Pisten sind Straßen, die sowohl PKWs, als auch Wohnmobile vertragen. Die Internetfirma Yahoo spielt bei der Namesgebung der nächsten Ziele keine Rolle, auch wenn einem dieses Suchportal, dessen Name eine Abkürzung für "Yet Another Hierarchical Officious Oracle" ist, als erstes in den Sinn kommt. Was soll das jetzt? Ja, jetzt wandern wir zu den Yahoo Falls und zu einem Steinbogen, der Yahoo Arch heißt. Niemand weiß vermutlich, dass der Begriff auch für "rude, unsophisticated, uncouth", rüde, ungekünstelt oder ungehobelt steht. Und das ist es vermutlich, was für die einzigartige Bezeichnung dieser Naturschauspiele steht.


    Wir laufen nur 10 Minuten zu den Fällen, die tief unten im Canyon sein sollen. Ob es der Erderwärmung geschuldet ist, oder ob die Sommer in Kentucky jährlich dazu führen, ist uns nicht bekannt. Auf alle Fälle gibt es keine Fälle, denn der geringe Wasserstand des Yahoo Creeks sorgt dafür, dass das Wasser nur tröpfchenweise in die Schlucht pinkelt, um sich anschließend in die South Fork des Cumberland Rivers zu ergießen.


    Als wir eine Meile unterwegs sind, beginnt der wahre Aufstieg. In Serpentinen sind einige Höhenmeter zu überwinden. Und als wir dann nach knapp 40 Minuten in einem riesigen Alkoven und vor dem Arch stehen, könnte Yahoo auch ein Schrei der Begeisterung, wie das Yappadappadu der Flintstones, sein. Yahoo! Wie das riesige Raumschiff aus Independence Day überspannt der Yahoo Arch die Erde. Licht im Innern ist Mangelware, obwohl die Türen in dieses Raumschiff nicht klein sind. Mystische Stimmung macht sich breit und die Stille ist beängstigend. Ein tolles Erlebnis, eine wunderbare Natur, abseits jeglicher Zivilisation. Ein Gefühl, das man im Südwesten auch immer hat, wenn man bereit ist, "ein paar Meter" zu gehen.



    Nach eineinviertel Stunden ist das Abenteuer vorbei und wir nehmen die Dirtroad zurück zu Teer. Es ist kein ausgeschriebener Trailhead, aber eine kleine Bucht am Straßenrand hat exakt für ein Auto Platz, nämlich für unseres. Hier könnte man von der anderen Seite in den Yahoo Creek wandern, aber wir haben ein anderes Ziel. Leider ist der Trail 602 offensichtlich weder benutzt, noch gepflegt. Und so gilt es, ein paar umgefallene Bäume und bodenbedeckende Sträucher zu übersteigen. Aber es ist nur knapp eine halbe Meile und noch bevor sich der Weg in den Canyon stürzt, steht das Eingangstor in Form des Markers Arch. Die Vegetation hat den Steinbogen fest im Griff und wenn es nicht mehr Enthusiasten wie uns gibt, wird er von der Natur aufgefressen. Die Bäume wachsen schon auf seinem Rücken und drohen ihn zu ersticken.



    Whitley City klingt nach Großstadt, aber die 1.170 Einwohner liegen, ähm, wohnen im Wald verstreut. Nach knapp 1,5 Meilen ungeteerter Straße stehen wir am Waldesrand und prüfen, ob wir richtig sind. Eine kleine Terrasse gibt den Blick auf den Split Bow Arch frei. Aber von hier geht es soweit senkrecht in die Tiefe, dass man sich abseilen müsste, um direkt zum Steinbogen zu kommen. Wir suchen nach einem Weg in die Schlucht und landen am Bear Creek Trail, der 0,2 Meilen weiter südlich liegt. Es geht hinab in Richtung Cumberland Fluß und dann wieder rauf zum Arch, durch den wacklige Holztreppen führen. Der zersplitterte Bogen hat sich von der Wand abgetrennt und steht nun ziemlich zerbrechlich und einsam in der Gegend rum. In den Ritzen, in denen noch etwas Erde lagert, haben sich Bäume angesiedelt, wie wenn sie geplant hätten, diesen Felsen abzureißen. Ein kräftiger Wind könnte dieses Vorhaben unterstützen. Um den Split oben auf dem Arch, der ihn zum Doppelbogen macht, zu sehen, muss man ein wenig klettern. Aber auch ich stehe jetzt auf wackligen Beinen und an ein dokumentierendes Foto ist nicht zu denken. Dafür raschelt es und eigenartige Laute gelangen an unser Ohr. Klingt harmlos wie Enten, was jedoch angesichts des fehlenden Wassers eher unwahrscheinlich ist. Egal, wir ergreifen zwar nicht die Flucht, aber wandern zügig zurück.



    Als wir nicht einmal eine halbe Stunde unterwegs waren, sind wir wieder am Auto. Nicht nur wir, sondern auch unsere Wanderklamotten sind am Ende. Genug gewandert, wir fahren in Richtung Williamsburg. Und als wir bei strahlendem Sonnenschein unserem heutigen Domizil näher kommen, beschließen wir noch einen Besuch der Cumberland Falls. Mal schau'n, ob es hier noch genügend Wasser gibt. Der Parkplatz ist voll und es bedarf ein bißchen der Suche, um noch einen Stellplatz zu ergattern. Jetzt sind wir aber mitten im Trubel. Menschenmassen kommen oder gehen zu den Wasserfällen, die der Cumberland River auch zu dieser Jahreszeit mit viel H2O versorgt. 21 Meter ergießt sich das Nass auf 40 Meter Breite hinunter. Echt nett und verschiedene Aussichtspunkte führen zu guten Perspektiven.



    Neben der Interstate 75 zieht ein Sturm auf und die kleineren Äste schaffen es schon auf die Autobahn. Alles halb so schlimm, wir erreichen sicher unser Hotel. Das Cumberland Inn in Williamsburg sieht wie ein Capitol aus. Eine schmucke, kleine Herberge auf dem Gelände der Cumberland Universität, die gegebenenfalls dazu beitragen kann, dass die horrenden Studiengebühren in den USA etwas reduziert werden können. Soweit die Theorie! Das Essen im angeschlossenen Patriot Restaurant war schon ok und Sprite kann man trinken, bis man überläuft. Soll aber gut für die Nieren sein. Der Regen hat die Luft endlich abgekühlt und die Nacht bei offenem Fenster war auch ohne Feierabendbier eine Wohltat.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Freitag
    Das mit dem offenen Fenster war doch keine so gute Idee. Zuerst kam ein Zug nach dem anderen, der natürlich jedesmal Signal gab, wenn er an einem Bahnübergang war und ausserdem donnerte dann doch irgendwo ein Feuerwerk in den Nachthimmel. Das Frühstück war auch nicht gut. Es roch und schmeckte eigenartig, der Kaffee war aus, beim Toaster funktionierten nur zwei Heizfäden und Eier waren auch Fehlanzeige. Studentenbude!


    Nach dreimaliger Passage haben wir einen Pullout kurz nach dem Milemarker 4 auf der KY 90 gefunden. Der Blick in die Tiefe, die unmittelbar an der Straße beginnt, läßt nichts Gutes erahnen. Aber nach dem Frühstücksreinfall wird das Glück erzwungen. Wir wandern am Cliff entlang, von einem Trail kann keine Rede sein. Immer wieder durch kleine Alkoven, über Bäume und wie gesagt, rechts runter möchte ich jetzt nicht fliegen. Aber der Weg ist kurz, denn bald erbarmt sich die Natur und eine Nase führt gut beherrschbar in den Canyon hinab. Nicht nur der Name ist schön, auch der Steinbogen ist es. Willkommen am Moonshiners Arch. Die Raupe hat einen Buckel gemacht und wir wandern hinein. Eine Öffnung in der Decke läßt den Mond, respektive jetzt die Sonne, in das Dunkel des mitten im Wald stehenden Arch scheinen. Wie gestern am und im Yahoo Arch, ist es im Innern des Steinbogens wie in einem Raumschiff. Alarmstart! War das nicht die zentrale Anweisung von Cliff Allister McLane, falls sich das Raumschiff Orion in einer bedrohlichen Lage befand? Doch wir fliegen nicht, sondern wandern gemütlich wieder zurück zum Auto.



    Es geht nur ein kleines Stück weiter, nämlich bis zum Milemarker 7, denn dort verlassen wir den Teer erneut für knapp 3 Meilen. Ein paar Schlaglöcher erforderten bei dem ansonsten angeschlagenen Tempo flinke Korrekturmanöver. Irgendwie also doch Raumpatrouille. Als wir aussteigen um die Wanderung zu beginnen, kriecht eine Schildkröte über unseren Weg. Kein Einzelfall, wir haben nicht nur hier welche gesehen. Die gemeine Kentucky-Schildkröte sozusagen. Eine alte, zugewachsene Dirtroad bringt uns in ein paar Minuten zum Phalanx Arch. Er ist kleiner als der Moonshiners, hat aber auch einen offenen Spalt in der Mitte der Decke. Ein Rhododendron steht auf seinem Spann und sieht aus, wie ein Büschel Haare, dass dem alten Steinbogen geblieben ist.



    Steffi führt uns zum nächsten Trailhead. Nein, sie führt uns gleich direkt zu einem Doppelarch, der neben der Straße steht. Wie zwei Eingangstore in den Wald ruhen die Daylight Arches am Wegesrand. Leichter geht's nicht.



    Ein Steinbogen steht noch auf dem Programm, aber dort, wo das GPS den Trailhead anzeigt, ist weit und breit nichts von einem Weg zu sehen. Sollen wir uns durch das Unterholz schlagen? Monika bleib mal sitzen, ich schau mir das mal an. Die Erkundung wird zur Flucht, denn die Viecher überfallen mich. Der nächtliche Regen hat ihnen wohl Auftrieb gegeben. Uns so reicht es nicht einmal für eine Zigarette in der Sonne. Schluß für heute.


    Es ist zwar noch früh, aber es gibt auch in der Nähe nichts mehr Interessantes. Also suchen wir mal in Williamsburg nach einer Autowaschanlage. Der weiße Chevy ist nicht mehr weiß und der Innenraum bräuchte es auch sehr, sehr dringend. Aber Fehlanzeige, genau so, wie ein vernünftiges Restaurant, das uns für das Abendessen gut getan hätte. Also wieder Patriot und das Essen war heute bäh. Der Frühstückskoch hatte wohl auch noch Spätdienst.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Samstag
    Unsere Kentucky-Reise nähert sich dem Höhepunkt, wir setzen in das Gebiet der Red River Gorge über. Zügig und zweispurig geht es auf der Interstate 75 nach Norden und auch die KY 306 verspricht Geschwindigkeitsrekorde. Aber halt, langsam, aus der breiten Piste wird plötzlich eine Bergstrecke. In Schlangenlinien fahren wir durch hüglige Landschaften, der Vergleich mit Passstraßen in den Hochalpen ist ab und zu wirklich treffend. Erst als wir bei Beattyville die South Fork des Kentucky Rivers queren, wird aus der Achterbahnfahrt ein ruhigeres Dahingleiten. Das Gebiet des Red Rivers beginnt und bald stehen wir am ersten Trail, der keiner ist.


    Mann und Frau spechten nach oben und konstatieren, dass die Stein-, Gestrüpp- und Waldwand, die vor uns steht, schwierig zu überwinden sein würde. Die Dark Hollow Arches sind nicht weit, aber Gestrüpp an den wenigen möglichen Aufstiegsrouten ist vermutlich nicht schadlos zu überstehen. Es braucht einen Weg und so kreisen wir immer an der Wand lang und zurück, um diesen Einstieg zu finden. Es blieb die Erkenntnis, dass unter Kosten-/Nutzengesichtspunkten die Steinbögen ohne uns auskommen müssen.


    Der Natural Bridge State Resort Park ist aber nicht weit und bald schnüren wir unsere Wanderschuhe auf einem Parkplatz, der schon ziemlich frequentiert einen Touristenauflauf und -auslauf wahrscheinlich werden läßt. Und der Trail geht auch gleich mal an einem kleinen Stausee los, der zum Schwimmbad umgebaut ist. Das Wandern ist des Müllers Lust, also kostenfrei, und so machen wir uns auf dem Original Trail auf in die Höhe. Ein schattiger Waldweg führt uns gemeinsam mit anderen Hikern im Wald nach oben. Keine lästigen Insekten heute, das ist sehr angenehm! Der geneigte Wanderer im Voralpenland ist oft einer deprimierenden Situation ausgesetzt. Mit letzter Kraft kommst du oben am Gipfel an und dann stehen sie in Stöckelschuhen da, die Mädels, die eine Gondel oder ein Lift nach oben gebracht hat. Déjà-vu: Alles ist hier oben, was Rang und Namen hat. Herzlich willkommen an der Natural Bridge of Kentucky, die man auch über einen Lift erreichen kann. Die Brücke ist gigantisch und ein toller Felsbogen. Fotos ohne Menschen sind eher dem Glück, mindestens aber viel Geduld zu verdanken. Wir durchschreiten das Felsentor und umgehen es nach links. Dort führt ein sehr schmaler Spalt nach oben. Wie eine Autobahn, na sagen wir fast, so breit zeigt sich der Rücken des Ungetüms. Als wir am anderen Ende eine schattige Sitzgelegenheit finden, zünde ich mir, wie es bei uns Touristen üblich ist, eine Zigarette an und wir starren in die Ferne. Kentucky soweit das Auge reicht.



    Wir wollen dem Trubel etwas entfliehen und machen uns auf einen anderen Rückweg. Ohne Kenntnis wohin der Trail führt, wandern wir auf dem Weg zum Battleshiprock. Auch ein Phänomen; etwas abseits und schon bist du alleine. Es geht an einer tollen Felsenwand entlang, aber da, stopp, ein Schild und was steht drauf: Needles Eye! Die Neugier des Menschen ist unantastbar, Artikel I des Hikergesetzes. Also rauf, denn der Name läßt vermuten, dass sich hier ein Arch versteckt. Was bisher eher einem Spaziergang entsprach, mutiert jetzt zur Klettertour. Ziemlich senkrecht geht es hinauf, ab uns zu braucht man sogar die Hände. Und dort wo man ein Seil bräuchte, sind Treppen. Der Schweiß wäscht die Wanderklamotten und die Oberschenkel fangen an zu brennen. Egal, eine kleine Trainingseinheit können wir sowieso gebrauchen. Immer schmäler und steiler wird der Pfad, aber es ist bald geschafft. Endlich sind wir oben. Juhu! Und wo ist jetzt der Steinbogen? Needles Eye, also das Nadelöhr, ist eine gängige Bezeichnung für Arches, die exponiert und filigran auf einem Bergrücken stehen. Etwas entsprechendes ist aber nicht zu sehen. Der schmale Pfad, der auf die Needle führte, war das Auge, respektive das Öhr. Mein Gott!


    Slade, nicht die Rockband aus vergangenen Tagen, sondern ein Elendsort am Bert T Combs Mountain Parkway, einer Interstate-ähnlichen Highway, ist das südwestliche Einfallstor zur Red River Gorge. Just hier ist eine Raststation, von deren Parkplatz aus unser nächster Hike beginnt. Weil wir ganz schlau sind, fahren wir noch in den Campground, da sich der Weg, betrachtet man die GPS-Route, dadurch verkürzt. Ich glaube ich habe die Campgroundwächterin vom Mittagsschlaf aufgeschreckt, denn sie sah nicht besonders frisch aus, als ich sie fragte, ob ich hier parken kann. Bleib stehen, kein Problem. Das Problem ist aber andersartig, denn es gibt dorthin, wo wir hin sollten, nur Querungen der Boling Branch über privates Land. Also doch zurück auf den Rastplatz. Aber auch hier der gleiche Mist. Eine Touristeninformation kommt da gerade recht. Ein junger, einsamer Mann sitzt in einem abseits stehenden Mobilhome. Drinnen hat es gefühlte Minusgrade, ein echter Energiesparer. Nett und zuvorkommend ist er und als er ein Buch aufschlägt, um selbst zu erkunden, wie die Slade Twin Arches zu erreichen sind, wußte ich, dass es vorbei ist.


    Wir fahren weiter durch Slade in die Red River Gorge. Tolle Felsformationen weisen den Weg in den Nada Tunnel, er könnte in Italien in den Hochalpen stehen, unbeleuchtet und einsprig, und dann hinauf in den Himmel. Wir erreichen den Trailhead zur Sky Bridge. Gemächlich wandern wir bergab und es es fast nicht zu erkennen, als wir auf dem Rücken der Brücke stehen. Die Aussicht ist wunderbar, zwischen den schier nicht enden wollenden Wäldern immer wieder Felsformationen, die wir die nächsten Tage erkunden werden. Auf der anderen Seite der Sky Bridge geht es hinunter. Wie ein geschliffener Zahnstocher ragt die Brücke in die Wälder und in die Schlucht hinaus. Und damit dieser nicht abbricht, hat er - wie von einem Architekten geplant - einen Stützpfeiler eingebaut. Die nun schon tiefer stehende Sonne bringt die Innenseite der Sky Bridge in einem gelblich-organgen Ton zum Leuchten. Der Roundtrip endet nach gut 0,7 Meilen.



    Auf unserem Weg die KY 715 weiter, um wieder zur Autobahn zu kommen, folgt ein Trailhead nach dem anderen. Viele stehen für die nächsten Tage auf dem Programm, aber auch einen nicht eingeplanten Weg zu einem Arch entdecken wir. Copy and Past, ab in den Arbeitsspeicher!


    Der Parkway endet an der Interstate 64, die uns direkt nach Winchester bringt. Nach den bösen Erfahrungen mit dem BW in Hamilton habe ich für die nächsten vier Nächte umgebucht. Ein schönes Hampton Inn hat den Zuschlag und wir ein tolles Zimmer bekommen. Das Hotel bietet ein kostenfreies Barbeque an, aber wir fahren lieber zu einem Applebee's und sitzen nun gemütlich an der Bar, trinken Bier und Radler und lassen es uns gut gehen. Eine schöne Natur liegt vor und hinter uns. Wenn nur die vielen Bäume nicht wären und vielleicht wäre es gut, wenn man im Frühjahr oder im Herbst den Blättern auskommen könnte. Es ist nur ein Luxusproblem, dass die Rauchpausen vor dem Applebee's selbst jetzt nach 19 Uhr bei schnuckeligen 104 Grad stattfinden.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Sonntag
    Das gute und reichliche Frühstück gibt Kraft und Ausdauer, die die Wandertage in und oberhalb der Red River Gorge brauchen. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein begleiten uns auf dem Mountain Parkway bis zum Exit 33. Als die Dirtroad beginnt, sind es noch 0,9 Meilen bis zum Start der Gray-Arch-Wanderung.


    Trail Nummer 205, alles scheint easy. Langsam, aber stetig geht es hinunter in den King Branch. Doch dann ist es aus mit Wegweisern und der Weg entfernt sich auch vom Ziel. Unsicherheit macht sich breit und nachdem ich oben einen Trampelpfad entdeckt habe, der in die Richtung des Gray Arch führt, gehen wir zurück. Wir sind direkt am letzten GPS-Waypoint, also eigentlich am Ziel. Stimmt auch, aber wir stehen auf dem Arch und nachdem sich der mächtig in die Höhe schraubt und die Abstiegsmöglichkeiten eher was für Kamikaze sind, machen wir uns wieder auf zum Touristenweg. In einer langen Schleife nach rechts erreichen wir den Canyonboden. Ein rauer Weg geht in die Gabelung und dann rollen wir das Feld von hinten auf. Pech ist, dass das erreichte Niveau rund 50 Höhenmeter unter dem Steinbogen ist. Und nachdem wir vielleicht nur 50 Meter von der Position des Steinbogens entfernt sind, muss man kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass es hier steil bergauf geht. Der Kreislauf, der sich in der Nacht Ruhe gönnte, läuft jetzt auf Hochtouren. Erst auf dem Rückweg erkennen wir, dass es eine sehr einfache Variante von vorne gegeben hätte. Auch gut, wir stehen unter dem gigantischen Exemplar. Seine dicke Felssäule lehnt sich an die Wand.



    Knapp 2,5 Meilen bei optimaler Wegführung, dieses Mal plus X wegen Dummheit!


    Als wir auf der ungeteerten Tunnel Ridge Road unserem nächsten Ziel entgegen steuern, ist die Straße plötzlich gesperrt. Die heimatlichen Planungen gingen davon aus, dass man noch ein schönes Stück weiter fahren kann. So müssen die Füße herhalten. Als wir vom Parkplatz auf der benachbarten Auxier Ridge in die abgesperrte Tunnel Ridge Road hiken, kommt uns ein Mann und eine Frau entgegen. Die Frau wandert noch frohen Mutes, auch in der Erkenntnis, dass sie gleich am Auto ist. Der männliche Vertreter unserer Spezies ist kurz vor dem Zusammenbrechen. Die Kühlbox, die er geschultert hat, entspricht ungefähr einem Kühlschrank für einen verfressenen Zweipersonenhaushalt. Die Gleichberechtigung ist inzwischen für uns Männer zum wahren Problem geworden. Monika ergänzt: Die hatte aber auch viel in den Händen.


    Wir passieren die Schranke, die noch einwandfreie Gravelroad ist jetzt der Trail No. 201, auf einem Schild am Trailhead steht Star Gap Arch. Wunderbar, das scheint im ersten Teil eine problemfreie Wanderung zu werden. Nach knapp einer halben Meile sagt das GPS, dass wir nach links müssen. Eine alte Dirt Road, beschildert mit No. 2071, geht hier weg und sie leitet uns nach Westen. Hinaus auf der Felsnase und dann auf einem Seitenast der Ridge nach Norden zum Star Gap Branch. Und wieder stehen wir mitten auf einem Steinbogen, dem Star Gap Arch. Wir überqueren ihn, um irgendwo einen Abstieg zu finden. Immer weiter hinaus, bis der Abgrund gähnt, dann haben wir das Vorhaben schon fast aufgegeben. Die Schmerzgrenzen für Abstiege erhöhen sich mit dem zunehmenden Wunsch, nicht grundlos gewandert zu sein. Und so finde ich neben dem Dach des Steinbogens einen rund zwei Meter hohen Absatz. Wir kalkulieren das Risiko, - runter kommt man immer irgendwie, aber rauf? Jetzt auch egal. Mehr oder weniger auf dem Hosenboden rutschen wir in die Hölle. Nein, so schlimm war es dann auch wieder nicht. An der Felswand entlang geht es zum Arch. Und es ist toll hier. Wir sitzen mitten in der Öffnung und blicken in die Ferne. Der Aufstieg war nicht einfach, aber etwas anschieben und gegenseitige Hilfe hat uns wieder auf den Trail gebracht. Unsere Hosen sehen zwar wegen der Rutschpartie abwärts aus wie die Sau, aber in nur 15 Minuten sind wir wieder zurück auf der Tunnel Ridge Road.



    Die gehen wir nun weiter bis zum bitteren Ende. Dort ist auch der alte Parkplatz und der ursprüngliche Trailhead zum Double Arch. Frohen Mutes folgen wir dem Double Arch Trail zuerst über abenteuerliche Treppen hinunter in den Auxier Branch. Es geht nun flach dahin, der Pfad ist gut sichtbar und unmißverständlich. An das GPS habe ich wegen der suggerierten Klarheit nicht mehr gedacht. Und so wandern wir bis es wieder nach oben geht. Die Steigung nimmt zu und irgendwann habe ich mal wieder auf mein GPS geschaut. Mist, wir sind rund 400 Meter rechts von dem geplanten Weg. 6 Satelliten können nicht irren oder vielleicht doch? Wir nehmen die Karte zur Hand und versuchen anhand der Höhenlinien zu beurteilen, ob wir falsch sind. Wir sind rechts vom Bach, unser Weg links davon. Nach einem "wird schon wieder auf die andere Seite gehen" und wenig später begleitet mit einem durch die Wälder Kentuckys dröhnenden Fluch, haben wir die Hoffnung, dass wir richtig sind, aufgegeben und kehren um. Hilfe kommt uns entgegen: Ein junges Pärchen, etwas tätowiert, na gut, aber trotzdem friedlich aussehend. Als ich jedoch die Schußwaffe sehe, die der Mann offen am Halfter trägt, wird mir anders. Das Gespräch beruhigt jedoch und wir bekommen anhand seiner Topomaps erklärt, dass wir uns richtigerweise auf dem Rückweg befinden und dann dem Trail nach rechts folgen müssen. Also wieder hinauf bis knapp vor die Treppen. Und siehe da, da steht in Kniehöhe ein Schild. Auch das GPS zeigt eine Punktlandung. Was sagt uns das? Augen auf und nie zu sicher sein. Ich habe mit unserem kleinen Taschenmesser das Wort "ARCH" und einen Pfeil eingeritzt, damit, wenn die Unkonzentrierten erneut hier aufschlagen, sie den Weg nicht verfehlen.


    Wir setzen unsere Wanderung nun noch knapp eine Meile fort. Es geht immer an der Ridge entlang und mitten im Dschungel erscheint hoch oben der Steinbogen. Das Licht leuchtet an seine Zimmerdecke und strahlt in die endlosen Wälder. Jetzt heißt es nur noch Höhe gewinnen. Der Schweiß perlt, aber Stufen erleichtern auf dem letzten Stück den Aufstieg. Dieser Steinbogen ist toll, er ist ausgesetzt und wie durch einen Fernseher können die Blicke fast 360 Grad schweifen. Die zweite, sehr schmale vertikale Öffnung ist schwierig zu sehen, aber eine erhabene Position bringt auch diese zum Vorschein. Wir sind alleine, mein völlig durchnäßtes T-Shirt hängt nun zum Trocknen im Arch. Nettes Bild.



    Nach gut 7 Meilen sind wir zurück am Auto und fix und foxi. Der Umweg hat nicht nur Nerven, sondern auch Kraft gekostet. Zudem hat es schon wieder 103 Grad. Es ist also genug für heute. Ein abendliches Gewitter kühlt Kentucky drastisch ab. Im Zimmer hängt eine Empfehlungsliste für Essenslokale. Der einzig reizvolle Italiener hat aber heute am Sonntag zu, so dass erneut das Applebee's herhalten muss. Kalt war's inside - nicht das Essen, sondern das Lokal.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

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