Auf "Wüsten"-Pisten im Südwesten

  • Mensch Heinz, was für ein Abenteuer :EEK: :EEK: :EEK:


    Ich habe das ganze jetzt in einem Rutsch durchgelesen, unfaßbar! Bin ich froh, daß das ganze gut ausgegangen ist. Geld und Material ist ersetzbar, die Gesundheit und das Leben nicht.


    Mach Dir ein paar wirklich schöne Tage in Page und laß es Dir richtig gut gehen.


    Einen ab jetzt erholsamen Urlaub wünscht Dir


    Sandra

  • Zitat

    Original von Yukon1
    Pass auf, Heinz, so geht's weiter.=)


    ich hätte nichts dagegen. =)


    Zitat

    Original von vanhouten
    Und tolle Bilder! :clab: :clab: :clab: :!!


    Mir passieren die manchmal. Ich mach das nicht extra. =) Wenn ich sehe, welche Energie da ein richtiger Fotograf, wie Escalante, reinlegt, dann bin ich wirklich nur ein armseliger Knipser. Aber damit kann ich gut leben. :)


    Zitat

    Original von Westernlady
    Bitte genauso weiter :!!


    Dein Wunsch ist mir Befehl! Jawoll, Westernlady!


    Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Mach Dir ein paar wirklich schöne Tage in Page und laß es Dir richtig gut gehen.


    Es juckt schon wieder. Ich glaube, ich muss wieder auf die Straße. "Der Weg ist mein Ziel." :P

  • Mo. 10.3.2008
    Beatty Titus Canyon Rd - Beatty


    Während Escalante seinen Fotokurs im Death Valley ableistet, hole ich nach, was wir beide an unserem ersten gemeinsamen Tag versäumt hatten: Ich fahre die Titus-Canyon Rd. Die Straße bin ich Anfang der 90er schon einmal mit einem Pkw gefahren, habe aber so gut wie gar keine Erinnerungen daran, wo sich sonst doch jede Bodenwelle bei mir einprägt. War das so langweilig damals? Wir werden sehen.


    Der schnurgerade Abschnitt, der rechts von der NV 374 abgeht, ist an Eintönigkeit wirklich
    kaum zu übertreffen. Am liebsten würde ich Gas geben, aber ich fahre langsam – gaaanz langsam. Wenn ich heute einen Platten kriege, dann, weil ich zu langsam gefahren bin.


    Husch! Was war das? Hat mich da etwa soeben eine Wüstenschildkröte überholt?


    Endlich kommt etwas Form und Farbe in die Landschaft und der Straßenverlauf lässt sich schön überblicken.



    Dort, wo es über einen Pass nach Leadville geht, hat man auch mal kurz einen Fernblick. Ansonsten ist man stets von Bergen umschlossen.



    Das Schattenreich von Leadville macht einen etwas verschlafenen Eindruck. Vielleicht liegt es ja daran, dass gestern Sonntag war.




    Unmittelbar hinter dem „Ort“ beginnt der Titus Canyon. Immer wieder beeindruckt bin ich von den schräg stehenden Gebirgsmassen, die von Kräften aus dem Erdinneren aus ihrer waagerechten Position geschoben wurden und nun auf ihr Ende durch die Erosion warten, um dann wieder erneut gepresst in der Tiefe der Erde zu neuem Fels zu erstarren und nach weiteren Millionen Jahren erneut zu einem Gebirge erwachsen.



    Petroglyphs zeugen auch hier von früheren Bewohnern der Gegend.



    Mehr und mehr verengt sich der Canyon.


    Doch, er beeindruckt mich gewaltig. Ich kann nun überhaupt nicht verstehen, warum ich mich kaum erinnern kann. Hatte ich damals noch keinen Blick für diese Art Natur? Aber doch! Eigentlich doch schon immer. Aber hier war ich schon. Soweit klappt die Erinnerung dann nun doch.


    Irgendwann entdecke ich Verfärbungen durch Sedimente an den Felswänden. Seltsam. Wie beschmiert.



    Dann komme ich um eine Ecke und mir wird schlagartig klar, was hier los war:



    Das sind noch die Verfärbungen der Jahrhundertflut – andere sagen Jahrtausendflut - von August 2004. Da haben die Canyonwände offenbar wie ein Staudamm gewirkt und das schlammige Wasser zig Meter hoch aufgestaut.


    Überall klebt der Dreck noch bis hoch an den Wänden.



    Dann ist er auf einmal zu Ende, der Canyon und ich stehe unvermittelt im Freien.



    Wer mal am Titus Canyon schnuppern möchte, soll ihn ruhig vom Death Valley aus anfahren. Der Schlussabschnitt ist der spektakulärste und lässt sich auch leicht zu Fuß erkunden.


    Die warme Abendsonne empfängt mich mit wohligen 84 Grad (ca. 28 Grad Celsius): Ich bin wieder versöhnt mit „meinem“ Death Valley und lasse mich gerne von Schildkröten oder anderen rasenden Tieren überholen.



    Im Restaurant des Stagecoach Hotel & Casino hatte ich dann noch ein Erlebnis der besonderen Art. Dass die Bedienungen dort alle mit ihrem Job nicht glücklich waren, stand ihnen ins Gesicht geschrieben, aber es störte mich nicht weiter. Aber mich beschäftigte schon die Frage, ob Klaus Kinski hier beim Einstellungsgespräch eine Chance gehabt hätte.


    An diesem Abend war auch ein leicht körperbehindertes Mädel zur Stelle, dass sich in ihrer Freundlichkeit und Eilfertigkeit wohltuend von den anderen unterschied. Ich STß noch nicht, da wollte das Mädel wissen, was ich trinken möchte. Ich bestellte ein Bud. „Water?“ „No.“ Nach drei oder vier Minuten kommt das Mädel und fragt, ob everything o.k. ist. Ich sage no und dass ich ja noch auf mein Bud warte.


    Ich bin jetzt den dritten Abend hier und weiß, dass das mit dem Bud länger dauert, weil die Bar dafür zuständig ist. Aber ich habe ja Zeit. Es stört mich nicht im Geringsten. Nach weiteren zwei/drei Minuten kommt das Mädel und fragt erneut, ob everything o.k. ist. „No, I am waiting for my Bud!“ klingt es jetzt schon etwas ungeduldiger.


    Ehrlich! Großes Ehrenwort! Nach zwei Minuten kommt und fragt sie schon wieder. Ich sage, was soll denn o.k. sein? "Ich sitze hier seit 10 Minuten an einem leeren Tisch! There is nothing o.k." und sie humpelt bedröppelt zum nächsten Tisch und fragt, ob everything o.k. ist.

  • Ja, ihr beiden, gut erkannt. :wink4:


    Di. 11.3.2008
    Beatty - Mesquite

    Escalante holt mich in Beatty ab. Wir erledigen einige Besorgungen in Las Vegas. Escalante fährt zum Fotografieren ins Valley of Fire. Auch wenn mich einige jetzt steinigen: Mir gefällt es dort nicht übermäßig. Ich liebe die großen Landschaften, die Weite. Schöne Kleinode haben wir auch in Europa. Außerdem ist es mir dort zu touristisch.


    Wir übernachten im Virgin Inn Hotel und Casino in Mesquite. Überall stehen große Schilder, dass die Übernachtung zwischen Sonntag und Dienstag nur 24,99 $ kostet. Denkste! Das bezieht sich nur auf ein kleines Kontingent, dass natürlich längst ausgebucht ist. So gewinnt man keine Kunden.


    Escalante geht ins Bett, ich ins Casino und kann mir am nächsten Tag im Walmart erst einmal neue Hemden kaufen. Das erste mitgenommene stinkt nach Qualm noch vom ersten Aufenthalt und das zweite seit gestern.


    Ein ruhiger Überführungstag ohne besondere Vorkommnisse. Das darf auch mal sein.

  • Hallo Heinz,


    ich bin froh, dass es sich jetzt doch noch nach einem ganz normalen Urlaub anhört.


    Die Petroglyphs im Titus Canyon sind uns gar nicht aufgefallen, die müssen Franks Adleraugen entgangen sein. :(

    Gruss Kate
    +++++++++
    On Tour:
    2000-09: 7xUSA West & Kanada
    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
    2013: Dalmatien & BiH im Mai/ Süd-Norwegen im Juli/August

  • Zitat

    Original von Heinz


    Mir auch nicht. Leute waren nur ganz am Schluss Die sind mit ihren Autos wahrscheinlich ein paar hundert Meter in die Einbahnstraße gefahren.


    Ist die Absperrung nicht mehr da?
    Letztes Jahr sah es dort so aus:


  • Mi. 12.3.2008
    Mesquite – Little Finland – Saint George


    Ihr könnt mich schon wieder erschlagen, aber ihr tut es ja Gott sei Dank doch nicht: Das, was ich bisher an Bildern von Little Finland gesehen habe, hat mich nicht berührt. Eigentlich fahre ich jetzt mit Escalante dahin, weil er dahin will und weil alle dahin wollen. Ich bin gespannt, was ich hinterher sagen werde.


    Escalante führt uns prima ab Mesquite zunächst entlang des Virgin Rivers. Vor einer Brücke über den Virgin River geht es links ab in die Einsamkeit der Wüste Nevadas. Die Straße ist weiterhin asphaltiert, wird aber von Meile zu Meile immer ein klein wenig schlechter.



    Irgendwann merke ich, dass mit dieser Wüste was nicht stimmt: Hier wachsen Okotillos, Chollas und „Schwiegermütter-Sessel“ neben Joshua Trees. Die ersten drei gehören in die Sonora-Wüste und die Joshuas und anderes Gestrüpp in die Colorado Wüste.





    Später lese ich, dass sich hier sogar drei verschiedene Lebensräume überlappen. Daher diese enorme Pflanzenvielfalt.


    Bis zu den Whitney Pockets, einer interessanten geologischen Verwerfung, geht es auf schlechtem Asphalt, dann weiter auf gutem Gravel. Irgendwann biegt Escalante in einen unscheinbaren „Feldweg“ rechts ab und wir erreichen vorsichtig fahrend das Gebiet um Little Finland.


    Nicht sofort stürzen wir uns drauf, sondern erkunden noch ein wenig die Gegend. Ein kleiner Slot-Canyon in Sedimenten hat es mir angetan, aber es fehlt an der richtigen Vorbereitung dafür.


    Little Finland ist die wind-erodierte Abbruchkante einer roten Gesteinsformation. Auf den ersten Blick für mich eine kennste-eine-kennste alle-Formation. Doch bei näherem Hinzutreten spüre auch ich die Mystik dieses Ortes und beginne die Begeisterung Vieler für diesen Ort zu verstehen, auch wenn ich ihn letztlich nicht teile.






    Es hält mich hier nicht über Stunden und erst recht nicht über Nacht. Während Escalante hier bleibt, um auch im Morgenlicht zu fotografieren, fahre ich in mein Motel nach Saint George.


    Wenn ich die Bilder jetzt so sehe, muss ich im Nachhinein sagen, dass es mir auf den Bildern besser gefällt, als in Wirklichkeit. Ich muss wohl noch an meinem selektiven Blick arbeiten.

  • Do. 13.3.2008
    Saint George – Alstrom Point - Page


    Zwischen 14:30 Uhr und 15:00 Uhr wollen Escalante und ich uns in Big Water, UT treffen, um dann gemeinsam zum Alstrom Point zu fahren, einem beliebten Aussichtspunkt auf den Lake Powell und seine Umgebung. Beide sind wir pünktlich, um 14:45 Uhr geht es bereits los.


    Die Straße bis zum Alstrom-Point-Abzweig ist mir bestens bekannt. Dann geht es auf die – wie zu hören ist - etwas abenteuerliche BLM-Road zum Aussichtspunkt. Anfangs ist die Straße schmal und harmlos. Später geht es über Felsplatten und –stufen und es ist größte Behutsamkeit erforderlich.


    Die Orientierung habe ich mir wesentlich schwieriger vorgestellt, aber vielleicht liegt es ja an Escalantes guter Führung.


    Schließlich erreichen wir bei heftigem Sturm den Aussichtspunkt Und wieder haut es mich nicht gerade vom Hocker. Vielleicht habe ich schon zu viel in der Gegend gesehen. Das Wasser ist weit weg, unter uns liegen trockene Flächen. Da muss man mit dem Fotoapparat schon etwas zaubern, um einen schönen Bildausschnitt zu bekommen.



    Bereits vor dem Alstrom Point hatte man einige schöne Ausblicke.



    Ich hatte mir etwas mehr von den Aussichten versprochen. Wahrscheinlich habe ich Fotos bei höherem Wasserstand gesehen. Jedenfalls hat mir die Aussicht auf den Lake Powell vom Ende der Hole in the Rock Road aus weit besser gefallen. Da kommt man allerdings nicht so leicht hin, wie zum Alstrom Point.


    Auf dem Rückweg versuche ich an einer Furt noch etwas Abendstimmung einzufangen und dann geht es heimwärts nach Page.


  • Fr. 14.3.2008
    Ruhetag in Page


    Escalante besucht heute die Wave. Während ich an den ersten Tagen geflucht habe, EasyAmerica nach dem Computercrash unmittelbar vor der Abreise wieder zum Laufen zu bringen, so mache ich heute die Büroarbeit ganz gerne. Es ist weiterhin sehr stürmisch und empfindlich kalt, obwohl die Sonne scheint.


    Am Nachmittag zieht es mich dann vor die Tür. Ich will mal sehen, was es so unmittelbar an den Straßen der Umgebung gibt. Ich fahre die US 89 nach Norden, am Horseshoe Bend vorbei, und stoße auf den Waterholes Canyon, über den die Straße führt.


    Links versperren ein Zaun und allerlei drohende Schilder den Weg.




    Auf der anderen Straßenseite versperrt nur ein Zaun den Weg, den ich am äußersten Ende etwas ausgesetzt umgehe. Der Canyon ist sehr eindrucksvoll und liegt geschätzte 40 bis 50 Meter unter mir. In der freien Natur sind solche Schätzungen immer etwas gewagt, aber es sind keine 100 Meter und auch keine 20 Meter.




    Ich spaziere etwas am Canyonrand entlang. Schön ist es hier--- wenn nicht diese furchtbaren Müllhalden wären und der Boden nicht über hunderte Quadratmeter mit Glassplittern übersät wäre. Ihr Indianer, was macht ihr nur mit eurem tollen Land???



    Da ist mir dann doch der Anblick einige Moose und Kakteen bedeutend lieber.




    Ich versuche dann noch an weiteren Stellen der US 89 ins Indianerland vorzudringen, aber überall versperren Gatter den Weg. Nicht anders sieht es an der SR 98 aus. So bleibt mir nur dieses „Verzweiflungsbild“ einer vermeintlich dampfenden Straße. In Wirklichkeit sind es Kühleinrichtungen des dortigen Kraftwerks.



    Wer abseits der Straße stöbern will, sollte nach Utah ausweichen. Dort gibt es nicht in dem Maße Absperrungen wie im Indianerland von Arizona.

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