Arches - Bridges - Chaos (Bilder fehlen)

  • 4. Akt - 29.April


    Kurz nach 3 war ich schon wieder wach, was ja auch kein Wunder war, wenn man 20 Uhr schlafen geht..
    Da die Sonne, hoffentlich, erst gegen halb 7 aufgeht, nutzte ich die Zeit, und begann mit meinem Reisebericht. Um mir nicht selber zu schaden und mir den Tag zu versauen, fing ich bei „gestern“ an. Die ersten beiden Tage vergesse ich sowieso nicht so schnell, sie können also noch etwas warten.
    Leider hatte das Motel keine Kaffeemaschinen auf den Zimmern und so musste ich mir selber helfen.
    Das Steigenberger in Frankfurt hatte mir für den Notfall freundlicherweise all seine Instantkaffeetütchen vom Zimmer überlassen und so konnte ich mir hier was zusammenrühren.
    Lecker ist was anderes, aber wenn's hilft?


    Gegen 6 Uhr waren die ersten 4 Seiten Text geschrieben und langsam konnte ich bei dem Blick aus dem Fenster erkennen oder erahnen, was
    mich heute wettertechnisch erwarten wird.
    Ich befand mich mitten in Arizona und gestern war es schon arg warm gewesen, wieso sollte es dann heute anders werden?
    Ich tippte auf mindestens 20° im Schatten und wolkenlosen Himmel.


    Halb 7 packte ich meinen Kram zusammen, gab den Schlüssel ab, mixte mir an der Rezeption einen Kaffee nach meinem Geschmack zusammen, füllte noch schnell meine Kühlbox mit Eis und begab mich auf die Suche nach einer Tanke mit moderaten Preisen.
    Derzeit schwankte die Gallone, also nicht die Gallone, sondern eher der Preis für sie , zwischen 2,79$ und 3,09$.
    Ich entschied mich für eine Tankstelle, die an der Anzeigentafel 2,86$ stehen hatte und war gespannt darauf, ob ich das ganze beim ersten Mal hinbekommen würde.
    Tja, was soll ich sagen?
    Natürlich fuhr ich unverrichteter Dinge wieder davon, denn man hatte mir Steine mit Namen „Lift handle up“ in den Weg gelegt und ich schaffte sie einfach nicht aus dem Weg.
    Die Dame an der Kasse wollte wissen, wie viel ich tanken möchte, aber das war die falsche Frage…


    Die nächste Tanke wollte Vorkasse.


    Da ich nicht schon wieder unverrichteter Dinge weiterfahren wollte, deponierte ich meine KK an der Kasse und die Lady meinte, dass sie die Zapfsäule gleich frei gibt, denn da möchte einer nur schnell für 10$ tanken.
    Ich also raus und hab mir das kleine Scheißerchen mal genau angesehen, und meinte, damit jetzt zu Recht zu kommen.
    Als der Mann fertig war, liftete der das Handle down und… moooooooooment.


    Das war also die Wurzel allen Übels???
    Das hätten die mir aber erst gleich sagen können.
    Ich stellte mich mal eben dumm und fragte den Mann, wie genau das denn hier funktioniert.
    Er meinte: Tankhahn nehmen, Klappe, auf der der Hahn normal aufliegt, nach oben, tanken, Klappe wieder nach unten drücken und den Hahn zurück in die Säule setzen, fertig.
    Ich dankte es mit einem meiner bezaubernsten Lächeln, die ich morgens 7 Uhr hinbekomme und schaffte es innerhalb kürzester Zeit, meinen Wagen vollzutanken.
    Die Anzeige am Tacho meinte, dass der Tank halb voll war und die Zapfsäule klickte nach 7,5 Gallonen.
    Ich zahlte 22,50$ und während der Fahrt aus Cottonwood ratterte mein Gehirn, wie hoch der Gewinn für Alamo gewesen war.
    Halber Tank = 23$. Voller Tank = 46$. Ich hab für den vollen Tank 60$ hinblättern müssen.
    Hätte ich mal das Rechnen sein gelassen. Jetzt ärgerte ich mich wieder.
    200 Meilen kosten mich also 23$. Ich glaub, damit kann ich leben.
    Für heute hatte ich 2 Ziele: den Walnut Canyon bei Flagstaff und den Grand Canyon.
    Meine Route führte mich nordwärts durch Sedona und am Red Rock SP vorbei. Erstes ließ ich links liegen, denn so früh am morgen ist mir noch nicht nach OMMMMM und schweben und Kitsch auch nicht, aber als ich mich den roten Steinen näherte, ging mir buchstäblich das Herz auf.
    Kurzerhand bog ich einfach mal rechts ab und lies mich überraschen, was mich erwartete. Der eigentliche Park war noch geschlossen, also wollte ich nur schnell den Loop fahren, schöne „Guten-Morgen-Bilder“ machen und dann wieder verschwinden.
    So früh, wie ich war, war ich weit und breit der einzige Mensch und ich genoss die Stille jedes Mal, wenn ich aus dem Auto stieg.


    Die Stille und Einsamkeit waren zwar schön, was mir allerdings Sorgen bereitete, war das, was ich über mir sah. Von Norden her zog eine tief dunkle Gewitterfront näher und auch die Temperaturen waren jenseits von gut und böse.




    Die Temperaturanzeige im Auto zeigte mir 45°F an und das war nicht wirklich viel. Bevor es weiter ging, schnappte ich mir dicke Socken und nen dicken Pullover und hoffte, dass ich mich derer bald wieder entledigen konnte.




    Weiter ging es am Oak Creek entlang. Erst 1000m nach oben und dann die ganzen 1000-Höhenmeter wieder nach unten.
    Der Frühling war hier noch nicht lange eingezogen, denn überall lagen noch kleinere und größere Schneefelder und das Grün an den Bäumen sah man sicher auch erst seit ein paar Tagen.
    Es war eine schöne und gemütliche Fahrt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, endlich im Urlaub angekommen zu sein.
    Ich hatte ein vollgetanktes Auto, ich war genau im Zeitplan und das Wetter war auch einigermaßen.
    Nur mein Hunger plagte mich. Ich wollte heute endlich mal wieder frühstücken gehen und plante es für Flagstaff ein.
    Dort angekommen, überlegte ich, wie ich es anstellen sollte. Ich wollte in keine große Kette gehen, sondern in eins von diesen privaten Frühstücksdinern.
    Aber was sollte ich Margret für eine Anweisung geben? Restaurant? Bistro? Fastfood?
    So kurvte ich durch die Stadt und hielt einfach meine Augen offen. Doch irgendwie sah ich alles, nur keinen Hinweis auf Breakfast. Das ist im Grunde wie mit Briefkästen oder Poststellen im Allgemeinen. Braucht man welche, sind keine da. Erst am Ende vom Urlaub scheint das ganze Land nur noch so zugepflastert mit dem Zeug zu sein.
    Ich wollte schon aufgeben, als mir das Wort „Frühstück“ auf englisch quasi entgegenschlug.
    Ich stieg in die Eisen, machte einen Schlenker nach rechts und parkte ordnungsgemäß ZWISCHEN den Linien ein.
    Alles, was ich mitnahm, war der Autoschlüssel und meine Kreditkarte.
    Die Knipse lies ich im Auto, und wie sich nachher herausstellte, hab ich nicht viel verpasst.
    Das Diner war original. Genauso stellt man sich das immer vor. Am Tresen STßen die Einheimischen mit ihren Cowboyhüten und an den Fenstern die übrigen Gäste.
    Ich bestellte einen Kaffee, einen O-Saft und einmal gebratenen Schinken, 2 Eier, Toast und Hashbrowns.
    Es war ok. Aber ich hab schon besser gefrühstückt.
    Nach 20 min war ich 14$ ärmer und wieder im Auto.
    Spaßeshalber fragte ich Margret, wo ich denn gerade war und siehe da: das Rätsels Lösung war: Restaurant…amerikanisch.
    Das musste ich mir merken. Dann fand ich auch immer was Passendes zu Essen.


    Der Walnut Canyon lag nur ca. 10km weiter östlich und so stand dem eigentlichen Unternehmen „Grand Canyon“ nichts mehr im Wege, denn es war noch deutlich vor dem Mittagessen.




    Entweder, es lag an der veränderten Straßenführung oder mal wieder an Margret, denn so recht wollte sie nicht zur Walnuss. Ständig meinte sie, die Route neu berechnen zu müssen und schickte mich ins Industriegebiet und wieder raus und wieder rein und…irgendwann schaltete ich auf stur und fuhr einfach weiter geradeaus Richtung Osten.
    Ich habe in meinem Urlaub besseres zu tun, als mich ständig von einem hysterischen Weib in die Irre führen zu lassen.
    30 Minuten später war ich endlich am Ziel und konnte mir den 2. Stempel auf dieser Reise holen.
    Zwar näherten wir uns mit riesigen Schritten der 12 Uhr-Marke, aber von Mittagstemperaturen konnte gar nicht die Rede sein. Zum dicken Pullover gesellte sich jetzt auch meine Jacke und ich zog mir andere Schuhe an.





    Im Großen und Ganzen hätte ich mir das Monument auch schenken können, denn vom Hocker hauen ist was anderes. Auf den Rimtrail hatte ich dank der Temperaturen und der 365 Stufen keine Lust und so stiefelte ich zurück zu meinem Wagen und verabschiedete mich aus Flagstaff.
    Auf dem Weg nach Norden sah ich immer wieder in Richtung der San Francisco Mountains, die noch komplett schneebedeckt waren und so, wie es sich anfühlte, würde es auch noch eine ganze Weile so bleiben.
    Irgendwann bog ich dann auf die US 180 ab und je weiter ich in Richtung GC kam, umso schlimmer wurde das Wetter.
    Gab es erst noch ab und an blaue Stellen am Himmel, zog es jetzt komplett zu und ab km 20 fing es sogar an zu schneien. Die Temperatur ging immer weiter in den Keller und zeigte stellenweise nur noch 29°F an, was unter 0°C bedeutete.



    Auch waren es jetzt keine kleinen Schneeflöckchen mehr, sondern ein richtiger Schneesturm.
    Normal hätte es Sand und diese kleinen Wüstenpflanzen über die Straßen wehen sollen, oder meinetwegen Hirsche, aber Schnee?? Es sah richtig unwirklich aus.
    Spätestens ab da überlegte ich: was wirst du sehen, wenn du am Rim angekommen bist?



    Macht es Spaß, sich irgendwo an eine Kante zu stellen, wo man nichts sieht, nicht mal nen Loch, und macht es Spaß, das bei einem Schneesturm zu tun?Ich war hin und hergerissen. Soll ich? Soll ich nicht? Was mache ich, wenn ich umdrehe? Den Wupatki anschauen???
    Neeee, darauf hatte ich nun gar keine Lust.
    Also fuhr ich weiter und hoffte einfach auf das Beste.





    Als ich ankam, zeigte das Thermometer 33°F und es wehte ein eisiger Wind. Der Himmel war zwar an einigen Stellen aufgerissen, aber so richtig Spaß machte mir die Sache hier keinen.
    Ich holte mir meinen Stempel ab und schaute im Bookstore nach Ansichtskarten, aber was da angeboten wurde, war unter aller Kanone.
    Nicht ein Foto, das mich vom Hocker gerissen hat. Also lies ich meine sauer verdiente Kohle stecken und begab mich auf die Suche nach dem Shuttlebus.
    Hier hatte ich die Wahl zwischen blau und grün.




    Und natürlich setzte ich mich in den falschen Bus. Ich wollte den Rim Richtung Osten fahren und wurde stattdessen Richtung Westen gekarrt.
    Am Yavapai Point stieg ich aus, machte meine Nebel-Schnee-da-müßte-eigentlich-der-Canyon-sein-Bilder und als ich schon blaue Hände hatte, verdrückte ich mich in das Rimhäuschen, um mich aufzuwärmen.




    Hier kam es zu einer Begegnung der besonderen Art.
    Eine Rangerin fing gerade an zu erzählen und stellte einfach mal an alle Zuhörer die Frage, wo sie denn herkamen.



    „Where you come from?“


    „Idaho“
    „Oh, it’s nice. And you?“
    “I’m from Florida”
    “Wow, what a long way.”
    “I’m from California!”
    “That’s great. Nice Country”
    “I’m from germany” fiel ich den anderen ins Wort
    Ihre Reaktion: „Fine“
    „I come from Kentucky“
    “Wow, good. That’s far too”





    Ich grinste, dachte an Lal@’s Worte, dass Ranger nur ihre Arbeit und den Weg nach Hause kennen und verließ das ungastliche Gebäude wieder.


    Wieder im Shuttle und weiter Richtung Westen fahrend, bereute ich von km zu km mehr, in den Bus gestiegen zu sein, denn ich musste, ob ich wollte oder nicht, den gesamten Kurs fahren, um wieder zum Visitorcenter zu kommen. Und das dauerte…
    Irgendwann gegen 15 Uhr war ich endlich angekommen und ging auf dem kürzesten Wege zum Auto um den Grand Canyon Richtung Osten zu verlassen.
    Die Heizung stellte ich auf 30°C ein und hielt bis zum Ausgang des Parks nur noch 3x kurz an.




    Es war zwar immer noch schweinekalt, aber wenigstens hatten wir jetzt blauen Himmel. Endlich bekam ich die Fotos, wegen derer ich hier war.
    Der Canyon haut mich zwar nach wie vor nicht von den Socken, aber ich kann meinen Enkelkindern später mal erzählen: ich war 2x dort…



    Die restliche Fahrt Richtung Motel war ein ständiger Wechsel zwischen Sonne und Schneeschauer und Seitenwinden und ich überlegte mindestens 2x ob ich ab und an mal anhalten und die Gegend anschauen sollte.
    Aber immer dann, wenn es die Gelegenheit dazu gab, standen da jede Menge dieser Verkaufsstände der Natives in der Gegend rum und da hatte ich kein gutes Gefühl dabei.




    Also genoß ich die Landschaft mit einer Geschwindigkeit von 70 Meilen und war am Ende froh, endlich das Rodeway Inn erreicht zu haben.
    Ich hatte heute keine Lust mehr auf Auto fahren. Nur noch was essen, nach dem Wetter für morgen schauen und schlafen.



    Leider hatte man mir ein Zimmer zum Hof gegeben und ich durfte meine ganzen Habseligkeiten über hunderte Meter zum Zimmer tragen.
    Auf was man bei der Motelsuche alles achten muß, das ist schon beachtlich.
    Ansonsten hatte ich nen gutes Durchschnittszimmer mit 2 großen und endlich mal wieder bequemen Betten und sogar eine Terasse war da. Nur leider war es zum draußen sitzen immer noch arg schattig.


    Viel passierte heute nicht mehr. Ich hab mir meinen Bauch mit dem Rest des pappigen Brotes vollgeschlagen, hab die Bilder überspielt und die Heizung im Zimmer auf 75°F gestellt.


    19.30 Uhr knipste ich das Licht aus.



    Gefahrene Meilen: 265

    • Offizieller Beitrag

    Nee, das macht ja nun überhaupt keinen Spass, bei Schneeschauer am Grand Canyon X(


    Aber wenigstens hast Du für einige Minuten den Blick da runter geniessen können. :!!

  • Brrr, ich hätte zum Lesen besser eine Jacke angezogen, was für eine Kälte :EEK:


    Walnut lohnt sich nur, wenn man die Stufen auch wirklich runtergeht, sonst ist da nicht viel geboten.


    Und dann noch Schneesturm auf dem Weg zum GC, das braucht niemand. Wenigstens hast Du zum Schluß die Bilder für die Enkel noch bekommen :gg:


    Gruß


    Sandra

  • Schnee am Grand Canyon, in einem anderen Bericht "arschkalt in SF" ....upps, was erwartet uns, wenn wir in knapp 2 Wochen in dieser Ecke sind :EEK::rolleyes:


    Trotz der Kälte lese ich gern mit und stelle fest, das Du doch fast immer mit etwas unzufrieden bist, ob beim Frühstück oder im Shuttle Bus - doch ein wenig "Meckertante". :gg:;)
    Und dann nicht begeistert vom GC ... :neinnein::neinnein:;)

  • Tanken muss man beim 4. mal Amerika noch nicht können, immerhin kannst du ja schon Auto fahren - und weisst was Frühstück auf englisch heisst. Respekt.... :wink4:


    Gutes Stichwort, hatte ich vergessen zu fragen.


    Hast Du vorher noch nie getankt in USA, die Lift Handle sind doch an jeder zweiten Tankstelle


    Gruß


    Sandra

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