Channel Islands NP - Anacapa Island, CA

  • Ich wollte immer auch die vorgelagerten Inseln besuchen. Catalina Island habe ich dann endlich 2008 gesehen, doch um zum Channel Islands National Park zu kommen, sollte ich 22 Jahre brauchen. Nur das Visitor Center am Hafen von Ventura hatte ich schon einmal besucht. Auch heute werde ich nur einen kleinen Teil des Parks sehen, genauer gesagt eine der fünf Hauptinseln, doch es ist ein Anfang.


    Obwohl ich das Ticket im Voraus reservieren musste, war bis gestern Abend nicht klar, ob der Ausflug stattfindet. Der Pazifik und das Wetter sind unberechenbar, sodass man erst am Abend vorher telefonisch erfährt, ob die Tour durchgeführt wird. Ich habe aber Glück und heute sind nahezu perfekte Bedingungen. So fahre ich um kurz nach acht zum Anleger am Hafen von Oxnard.


    Im Büro von Island Packers lege ich meinen Ausdruck vor und bekomme Tickets für die Hin- und Rückfahrt ausgehändigt. Außerdem muss ich ein "Release Form" unterzeichnen. Dann warte ich am Anleger auf das Boarding und beobachte derweil die Seelöwen.



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    Pünktlich um 9 Uhr heißt es dann "Alle Mann an Bord" und los geht die Fahrt. Ich werfe noch einen letzten Blick auf den Anleger, bevor es durch den Hafen in Richtung Pazifik geht.


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    Bisher ist die Fahrt sehr ruhig. Ein bisschen Wind zieht auf, umso näher das Boot der Hafenausfahrt kommt. Die See sieht jedoch recht ruhig aus, sodass die 1-stündige Überfahrt zum National Park wohl nicht allzu schlimm werden wird. Es sind wirklich ziemlich perfekte Bedingungen heute Morgen, nur etwas frisch ist es noch, sodass ich froh bin, eine warme Jacke dabei zu haben.


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    Vom Meer aus bietet sich ein schöner Blick auf die Küste und die dahinter liegenden Berge.


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    Auch erste Anzeichen von Tieren zeigen sich. Während sich die Pelikane überall auf der Hafenausfahrt breit gemacht haben, sind Meeressäuger heute jedoch leider Mangelware. Lediglich eine Handvoll Delphine sehe ich in der Ferne.


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    Dafür ist aber bald mein Tagesziel in der Ferne zu sehen - Anacapa Island. Etwa 23 Kilometer vor der Küste liegt die langgestreckte Vulkaninsel. Die Insel setzt sich aus drei Teilen, East, Middle und West Anacapa zusammen. Mein heutiger Ausflug wird mich nach East Anacapa führen, einem 40 Hektar großen Plateau, das bis zu 70 Meter aus dem Meer aufragt.


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    Unterwegs begegnen uns immer wieder Frachter und auch an einigen Ölbohrplattformen kommen wir vorbei.


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    In der Ferne ist sogar Santa Cruz Island zu sehen, die die größte der Channel Islands ist. Auch dorthin gibt es Ausflüge, an denen ich gern einmal teilnehmen würde.


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    Heute aber geht es nach Anacapa. Ich habe lange überlegt, welche der Inseln ich zuerst besuchen will und mich dann für diese Tour entschieden, da sie wohl als Einsteigertour am besten geeignet ist.


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    Schön zu sehen sind nun auch West und Middle Anacapa. Auf West Anacapa gibt es einen weiteren Landeplatz, Frenchys Cove, ansonsten stehen große Teile der Inseln unter Naturschutz und dürfen nur mit Erlaubnis des National Park Service angelaufen werden.


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    Der raue Pazifik verändert die Küstenlinien andauernd und hat die Inseln über die Jahrtausende geformt. So entstanden auch bizarre Formen wie dieser Gesteinsbogen an der Spitze von East Anacapa.


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    Dann kann ich den Hauptort der Insel richtig erkennen, sofern man davon überhaupt sprechen kann. Bis zu 3 Ranger wohnen auf der Insel, ansonsten gibt es aber keine weitere Besiedlung mehr, was früher anders war. Erste menschliche Spuren sollen schon um die 12.000 Jahre alt sein. Was ich mich allerdings frage, wie man denn da hoch kommt. Vorher wurde ja schon gewarnt, dass man schon ein bisschen klettern müsse.


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    Als wir den Anleger erreichen, sehe ich dann auch wie. Jede Menge Stufen führen nach oben auf das Plateau der Insel. Doch erst einmal muss man aus dem Boot kommen und auch das ist nicht so einfach, denn der National Park Service erlaubt es nicht, dass Boote am Pier vertaut werden.


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    So wird der Ausstieg zu einer interessanten Erfahrung. Das Boot wird nur durch den Motor in Position gehalten und jeder Gast muss vom Bootsrand auf den Pier klettern. Dabei ist der Spalt mal etwas schmaler, mal etwas breiter. Die Crew steht allerdings helfend zur Seite, sodass alle Passagiere das Ufer heil erreichen.


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    Während wir also Einer nach dem Anderen den ersten Fuß auf die Insel setzen, werden wir gleich kritisch beäugt. Die Möwen scheinen sich über unsere Anstrengungen zu amüsieren, brauchen sie doch nur die Flügel spreizen und schon haben sie den Höhenunterschied überwunden.


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    Noch ehe ich die Treppe erreicht habe, dreht unser Boot dann auch wieder ab. Es fährt zurück nach Oxnard, um von dort Whale Watching und Inselrundfahrten anzubieten, bis es uns heute Nachmittag wieder abholen wird. Erst einmal aber sitzen wir hier fest.


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    Kaum bin ich am Kopf der Treppe angelangt, höre ich schon lautes Geschrei. Möwen zanken sich um einen Happen Futter. Andere beobachten mich neugierig.


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    Zuerst einmal laufe ich in Richtung Besucherzentrum. Schon unterwegs gefällt mir die Insel richtig gut. Am Besucherzentrum werden wir von einem Ranger begrüßt, der auch Rundgänge anbietet. Inzwischen ist es recht warm geworden, zu warm für meine dicke Jacke. Aber herumtragen muss ich sie genauso wenig wie meinen Proviantbeutel, der übrigens ganz wichtig ist, denn es gibt weder Essen noch Trinken im Park. Dafür gibt es dann Boxen, denn draußen liegen lassen kann man wegen der Möwen nichts.


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    In diesem Haus wohnen übrigens die Ranger, die immer abwechselnd an Land und auf den Inseln ihren Dienst verrichten.


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    Und vor der Tür gibt es dann auch noch ein richtiges National Park Schild, denn das am Anlieger konnte man nur kurz vom Boot sehen.


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    Die meisten Leute lassen sich sofort auf den Bänken am Besucherzentrum nieder, ich aber schließe mich mit ein paar Anderen einem Ranger zu einem kleinen Rundgang an. Schließlich bin ich nicht zum Picknicken hier, sondern will die Insel erkunden.


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    Wir beginnen unsere Besichtigung in Nordwestlicher Richtung. Überall gibt es Möwen. Sie sind die einzigen Seevögel, die ich heute zu Gesicht bekomme, obwohl die Inseln ein wichtiger Brutplatz für eine Vielzahl von ihnen sind. Das war eine Weile nicht so, denn nachdem um 1900 die Hausratte eingeschleppt wurde, fraß diese bis zu 70% der Nester leer. Erst 2003 wurde sie wieder ausgerottet, indem Giftköder ausgeworfen wurden. Seitdem hat sich die Population der Vögel wieder erholt und auch seltene Rassen finden hier einen Rückzugsort.


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    Der Ranger erzählt unterwegs mehr über den vulkanischen Ursprung der Insel und an der Küste bieten sich schöne Ausblicke über das schroffe Gestein.


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    Und dann erfahre ich, dass die Renaturierung der Insel noch lange nicht abgeschlossen ist. Hauptfeind ist momentan diese, eigentlich sehr schön anzusehende, Pflanze - das Eiskraut.


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    Eiskraut wurde in den 1940ziger und 50ziger Jahren von der Coast Guard auf die Insel gebracht, um der Erosion Einhalt zu gebieten. Doch die Pflanze vermehrte sich explosionsartig und drängte die einheimischen Pflanzen bald immer mehr zurück. Deshalb sind heute Freiwillige damit beschäftigt, die Pflanzen wieder auszugraben und zu vernichten - ein mühseliges Unterfangen.


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    Umso weiter wir laufen, desto mehr schöne Ausblicke habe ich auf die Inselkette. Es ist einfach herrlich hier. Man fühlt sich fast ganz allein, denn die meisten Besucher machen sich anscheinend nicht die Mühe, die Insel weiter zu erkunden. Dabei ist das gar nicht anstrengend, denn auf dem Plateau gibt es kaum Steigungen zu überwinden.


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    Immer näher kommen wir dem nordwestlichen Zipfel von East Anacapa. Von hier soll es schöne Ausblicke auf die anderen Inselteile geben und das, was ich sehe, ist doch schon mal vielversprechend.


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    Mit dem Erreichen des Inspiration Points ist dann die geführte Tour zu Ende. Der Ausblick von hier oben ist einfach fantastisch, atemberaubend, auf Bildern gar nicht wiederzugeben. Wie gemalt sieht die Landschaft aus. Allein für diesen Blick hat sich der Ausflug schon gelohnt.


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    Ein Blick zurück zeigt mir, dass wir doch mehr gelaufen sind als gedacht. 3 Kilometer soll der Rundweg sein, den man auf dem Inselplateau machen kann.


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    Momentan aber fesselt mich mehr die Aussicht gen Norden. Es ist einfach malerisch und ich setze mich einen Moment in das Gras, um den Augenblick zu genießen.


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    Tief unten rauscht derweil der Pazifik, über meinem Kopf kreischen die Möwen, sonst ist nichts zu hören, kein Auto, keine Maschine und auch kein Handyklingeln, denn Empfang gibt es hier nicht.


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    Unter strenger Beobachtung mache ich mich schließlich auf den Weg zurück zum Besucherzentrum. Jetzt nur noch in loser Zweisamkeit mit einer Amerikanerin, mit der ich mich schon auf dem Boot nett unterhalten hatte. Sie ist aus Wisconsin und war zu einem Kongress in San Diego. Vor ihrem Rückflug wollte sie noch ein wenig mehr von Kalifornien sehen sowie die Sonne und das Meer genießen.


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    Schließlich erreiche ich Cathedral Cove. Die Bucht ist besonders bei Tauchern beliebt, doch jetzt im Frühling ist noch nichts los. Außer den Tieren unter Wasser soll es hier auch eine Seelöwenkolonie geben. Einige Tiere höre ich auch, doch selbst mit dem Teleobjektiv kann ich nur ein einziges entdecken.


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    Es macht Spaß hier unterwegs zu sein und von den meisten Bootspassagieren ist weiterhin nichts zu sehen. Verstehe ich nicht, warum man den Ausflug bucht, um dann auf einer Bank am Besucherzentrum sitzenzubleiben. Aber mir soll es recht sein, umso weniger werde ich bei meinem Rundgang gestört.


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    Nach knapp zwei Stunden bin ich zurück an der Siedlung. Mit den vielen Stopps und der Pause am Inspiration Point hat der Rundgang doch länger gedauert als gedacht. Nun setze auch ich mich an einen der Picknicktische und packe mein Proviant aus. So eine kleine Stärkung zur Mittagszeit tut doch richtig gut und bei Vons habe ich leckere Sandwiches sowie Gemüsesticks gekauft, die ich mir nun schmecken lasse.


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    Gleich am Besucherzentrum gibt es einen winzigen Museumsraum, in dem die alte Fresnel Linse des Leuchtturms ausgestellt ist. Hier gibt es auch den Stempel für meinen National Park Pass.


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    Dann verstaue ich meine Provianttüte noch einmal in der Metallbox und mache mich wieder auf den Weg. Diesmal in die entgegengesetzte Richtung, wo der Leuchtturm zu finden ist. Anacapa Lighthouse ist der einzige Leuchtturm auf den Channel Islands und der letzte seiner Art, der an der Westküste gebaut wurde. Erst 1928 wurde er eingeweiht und bereits wenige Jahre später automatisiert. Auch heute noch ist das Leuchtfeuer in Betrieb und operiert seit 1989 mit Solarenergie.


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    Da der Turm auf der höchsten Erhebung des Plateaus steht, habe ich von hier einen schönen Blick über die Insel.


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    Leider komme ich nicht ganz bis an den Leuchtturm heran, denn er steht noch immer unter Verwaltung der Coast Guard. Da das Nebelhorn wohl sehr laut sein kann, ist es verboten näher zu treten. Das soll sich aber eines Tages ändern, denn man plant, den Leuchtturm in Zukunft auch für Besucher zu öffnen.


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    Die gelben Astern, die überall auf der Insel blühen, sind übrigens, im Gegenteil zum Eiskraut, heimische Gewächse. Auch sie können sich erst seit der Bekämpfung des Eiskrauts wieder besser entfalten, denn vorher war der Boden fast versiegelt gewesen, so dicht wird er vom Eiskraut bewachsen.


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    Als ich vom Leuchtturm zurück zum Besucherzentrum gehe, raschelt es plötzlich neben mir und ich entdecke einen Seitenfleckleguan. Die Rasse ist vor allem an der Westküste Nordamerikas beheimatet und auch auf einigen der Channel Islands zu finden.


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    Die Silbermöwen hingegen sind zwar an vielen Orten der Welt beheimatet, doch hier erscheinen sie mir weniger aggressiv, was wohl daran liegen mag, dass sie kaum mit menschlicher Nahrung in Berührung kommen. Dafür kann ich sie schön beobachten.


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    Wieder am Besucherzentrum angekommen, esse ich meinen letzten Proviant, bevor ich meine Sachen packe und zum Anleger zurücklaufe.


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    Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von Anacapa Island. Noch einen letzten Blick werfe ich über die schroffen Felsen, bevor ich die Treppen zum Boot hinuntersteige.


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    Vor dem Einsteigen werden dann die Rückfahrkarten eingesammelt.


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    Kurze Zeit später sind wir auf See und ich werfe einen letzten Blick zurück auf die Insel. Der Kapitän dreht noch eine kurze Runde um die Südspitze, bevor wir endgültig Richtung Oxnard abdrehen.


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    Etwa 1 Stunde dauert es wieder, die 23 Kilometer zurückzulegen. Dann erreicht das Boot die Hafeneinfahrt von Oxnard.


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    Hier werden wir schon freudig begrüßt, leider total im Gegenlicht, weswegen es nur dieses eine Foto gibt.


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    Bevor das Boot am Pier anlegt, bietet sich mir noch ein interessanter Blick auf das Casa Sirena Hotel. Wer weiß, wie lange es noch dauern wird, bis hier etwas Neues entstanden ist.


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    Gegen fünf Uhr legen wir wieder in Oxnard an und dieser fantastische Ausflug neigt sich seinem Ende zu. Ich fand es einfach großartig und eines steht für mich jetzt schon fest, dass ich einige der anderen Inseln des Parks auch noch besuchen möchte.


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