Herbert Hoover National Historic Site
Es gibt nun noch ein weiteres Ziel, das ich 2013 nicht besuchen konnte, das aber heute auf dem Plan steht. Damals hatte mir der Shut Down einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn die Herbert Hoover National Historic Site gehört zum National Park Service und war somit geschlossen.
Herbert Hoover kam in West Branch Iowa auf die Welt. Seine Familie war seit sechs Generationen Quäker und hatte britische sowie Schweizer Wurzeln. Ursprünglich hieß die Familie seines Vaters Huber. Hoover hatte zwei Geschwister. Als er sechs Jahre alt war, verstarb sein Vater an Typhus, seine Mutter nur vier Jahre später an einer Lungenentzündung. Daraufhin wuchsen die Kinder bei verschiedenen Verwandten auf.
Im Visitor Center der National Historic Site befindet sich ein kleines Museum, das ich mir zuerst anschaue. Hier ist auch die Wiege ausgestellt, in der Herbert Hoover als Baby geschlafen hat.
Dann geht es nach draußen, denn der größte Schatz dieses Ortes ist die fantastisch erhaltene Freifläche, die ich nun erkunden möchte. Die Herbert Hoover National Historic Site umfasst nämlich nicht nur das Geburtshaus des Präsidenten, sondern ganze Straßenzüge aus der damaligen Zeit.
Ich laufe also los durch eine Nachbarschaft, wie sie auch schon zu Zeiten von Herbert Hoover ausgesehen hat. So komme ich als erstes am Hannah Varney House vorbei, einem der "Neubauten" der Siedlung, das erst 1899 errichtet wurde.
Das nächste Haus ist das Dr. Leech House, in dem der Mediziner ab 1882 für 55 Jahre praktizierte. Als er 1937 verstarb, lobte ihn der ehemalige Präsident Hoover in einer Trauerkarte für seine wichtige Arbeit in der Gemeinde.
Als ich weiter laufe, komme ich am Laban Miles House vorbei, der ein Ziehonkel von Herbert Hoover war. Der kleine Herbert besuchte die Familie sehr oft in diesem Haus.
Sogar die Ausstiegshilfen für Pferdekutschen sind noch immer an der Straße vorhanden. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Welt damals verändert hat. Als Herbert Hoover auf die Welt kam, bewegten sich die Leute noch mit Pferd und Wagen fort, als er starb, konnte man im Flugzeug um die Welt fliegen.
Das Amanda Garvin House ist ein sehr schönes Beispiel des Gothic Revival Stils, der in Ost Iowa erfunden wurde. Herbert Hoover musste jeden Tag auf dem Weg zur Schule an diesem Haus vorbei, das 1872 hier errichtet wurde.
Erhalten ist auch die 1853 erbaute Schule, die aber schon zu Zeiten von Herbert Hoover viel zu klein war. Als Klassenzimmer wurde sie aber weiterhin genutzt.
Und schließlich bin ich da, am Geburtshaus von Herbert Hoover. Damals arbeitete sein Vater zuerst als Schmied und eröffnete später ein Geschäft. Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen in diesem kleinen Haus, das nur zwei Zimmer und eine Küche hatte.
Im Garten befindet sich die kleine Außentoilette, wie sie damals üblich war. Dahinter ist die alte Schmiede zu sehen.
Ich laufe noch ein Stück weiter die Straße entlang und erreiche das Meeting House, den wohl wichtigsten Bau einer Quäker Gemeinde. Das Gebäude wurde 1857 errichtet und war seitdem der religiöse Mittelpunkt der Gemeinde. Religion war sehr wichtig im Alltag des jungen Herbert Hoover, denn seine Mutter war eine Pastorin der Gemeinde.
Interessant ist auch der Blick ins Innere, denn Frauen und Männer STßen hier getrennt. Die Wände konnten jedoch durch Luken geöffnet werden. Außerdem war man sehr fortschrittlich und hatte bereits ein separates Zimmer für die Kinderbetreuung.
Neben der National Historic Site, die vom National Park Service betrieben wird und kostenlos zu besichtigen ist, gibt es auch noch die Presidential Library, die allerdings Eintritt kostet. Hier erfahre ich dann mehr über den 31. Präsidenten der USA.
Herbert Hoover studierte unter anderem in Stanford und kam zunächst als Bergbauingenieur und Unternehmer zu Wohlstand, sodass er mit Ende dreißig bereits mehrfacher Millionär war. Eine seiner berühmtesten Aussagen war: “If a man has not made a million dollars by the time he is forty, he is not worth much.”
Nachdem er im Ersten Weltkrieg das Belgische Hilfswerk gründete, das belgische Zivilisten unterstützte, wurde er von Präsident Woodrow Wilson zum Leiter der United Food Administration berufen. Nach dem Krieg unterstützte er schließlich den Wiederaufbau der Lebensmittelversorgung in Europa. Danach machte er ziemlich schnell Karriere. So wurde er 1921 unter Warren G. Harding und später auch unter Calvin Coolidge Handelsminister.
Die Präsidentschaftswahl 1928 gewann er Haushoch gegen den demokratischen Kandidaten Smith und wurde so zum 31. Präsidenten der USA. Zuerst lief es sehr gut für den Präsidenten, doch dann kam die Weltwirtschaftskrise, die in den USA als Great Depression bekannt ist. Sie führte zu einer massenhaften Verarmung der Bevölkerung und der Präsident wurde beschuldigt, tatenlos zusehen. Das schadete ihm sosehr, dass er seine Wiederwahl Erdrutschartig gegen Franklin D. Roosevelt verlor. Hoover schied als einer der unbeliebtesten Präsidenten aus dem Amt.
Nach seiner Abwahl setzte er sich wieder verstärkt für wohltätige Zwecke bei der Lebensmittelhilfe ein. So war er Gründer der Hoover-Speisung, die maßgeblich für die Versorgung von Kindern im Nachkriegsdeutschland von 1946-49 verantwortlich war. Ebenso war Herbert Hoover an der Gründung von UNICEF beteiligt.
Der berühmte Hoover Damm in Nevada, der 1931 eröffnet wurde, ist übrigens nach Herbert Hoover benannt. Das war jedoch nicht immer so, denn zuerst wurde es als sehr befremdlich angesehen, den Damm nach dem amtierenden Präsidenten zu benennen. So hieß er ab 1933 erst einmal Boulder Damm und bekam den Namen Hoover Damm erst wieder im Jahr 1947.
Seinen Lebensabend verbrachte Herbert Hoover, nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1944, in New York, genauer gesagt im Waldorf Astoria Hotel, wo er, wie viele andere Prominente, eine Suite besaß, in der er lebte.
Nach seinem Tod am 20. Oktober 1964 in New York ist Herbert Hoover aber wieder dorthin zurückgekehrt, wo er geboren wurde, nach West Branch in Iowa. Ein kleiner Pfad führt zur Grabstätte in der Nähe seines Geburtshauses.
Rund um die Grabstätte ist ein Stück ursprüngliche Prärie erhalten worden. Sie soll zeigen, wie Iowa in Kindertagen von Herbert Hoover größtenteils ausgesehen hat.