Es muss nicht immer der Südwesten sein: Hardcore Foto-Action auf Sizilien

  • Ja, Sizilien ist definitiv eine Reise wert :wink4: Und es ist günstig =)



    Tag 6 – Die Türkische Treppe
    Donnerstag, 12. September 2013


    Unser Ziel heute Morgen: die Scala dei Turchi, die Türkische Treppe. In der Dunkelheit suchen wir eine Ewigkeit nach einem Weg nach unten. Als wir ihn finden, ist er noch verschlossen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als am Strand entlangzulaufen. Wir haben Glück, dass es nicht regnet. Am Himmel türmen sich nämlich schon riesige Wolken in die Höhe.





    Um so spektakulärer wird der Sonnenaufgang, der die imposante Kalksteinformation in kühles Licht taucht. Wir sitzen noch eine ganze Weile weit oben über dem Meer und lauschen der Brandung. Inzwischen tummeln sich hier auch immer mehr Menschen. Höchste Zeit, die Wanderschuhe gegen Badesachen zu tauschen und ins kühle Nass zu springen. Der Himmel zieht immer stärker zu und wir entschließen, weiter in Richtung Westen zu fahren. Viel besser sieht es hier aber auch nicht aus. Trotzdem wandern wir eine Weile barfuß am Strand entlang - bis und plötzlich ein richtiges Unwetter überrascht. Blitze zucken am Himmel, der Wind peitscht uns den Regen ins Gesicht. Wir suchen Schutz unter dem Vordach einer kleinen Strandhütte, aber lange halten wir es nicht aus - inzwischen ist es merklich kälter geworden. Wir erreichen unser Auto unversehrt und nutzen das schlechte Wetter für einen Abstecher zu den rund 15 Kilometer von Agrigento entfernten Vulcanelli: blubbernde "Schlammvulkane", die besonders nach Regenfällen aktiv sind. Nach einem kurzen Fußmarsch durch schlammiges Gelände erreichen wir das etwa ein Hektar große Gebiet. Überall blubbert es, die Vulcanelli arbeiten offenbar auf Hochtouren und ziehen uns schnell in ihren Bann.



    Auf unserer To-Do-Liste steht heute Abend das auf fast 1.000 Metern Höhe gelegene Bergdorf Caltabellotta. Nach unserer Odyssee auf dem Weg zum Monte Scuderi parken wir das Auto weit unten in dem Örtchen neben dem Fußballplatz und machen uns zu Fuß durch enge Gassen auf den Weg zum Kastell mit Blick über das Dorf. Doch leider sind die Tore der Burg schon verschlossen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Stadort zu wechseln - auch von hier haben wir einen tollen Ausblick.




  • eben, stellt euch nicht so an :aetsch2:


    Tag 7 – Die Salinen von Marsala
    Freitag, 13. September 2013


    Am Morgen legen wir einen kruzen Stopp an der Türkischen Treppe ein. Aus fotografischer Sicht wirklich ein Highlight, mit den zahlreichen Felsen im Wasser.




    Doch viel Zeit haben wir nicht, uns zieht es weiter nach Valderice fast ganz im Westen Siziliens. Auf dem Weg dorthin halten wir im Fischerörtchen Marinella. Vor dem Toren des Städtchens liegt die antike griechische Siedlung Selinunte. Ein Großteil der Tempel liegt in Trümmern, aber ein Abstecher lohnt sich alle male. Zur Hochzeit im 6. und 5. Jh. v. Chr. lebten mehr als 100.000 Menschen in der Stadt. Kriege mit Segesta und Syrakus machten der Stadt aber schließlich den Gar aus. Die letzten Überbleibsel fielen im 6. Jh. einem Erdbeben zum Opfer. Erst im 19. Jhd. wurde mit den Ausgrabungen begonnen.





    Am Nachmittag nähern wir uns Trapani. Was sofort auffällt, sind die vielen Schwarzafrikaner auf den Straßen. Sofort wird uns ins Gedächtnis gerufen, dass jedes Jahr tausende Afrikaner auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung in ihrer Heimat ihr Glück im "reichen" Europa suchen. Leider erwartet die meisten Flüchtlinge auch hier keine goldene Zukunft. Wer nicht auf der Meerespassage ums Leben gekommen ist, wird meist in Auffanglager unter unmenschlichen Bedingugen gesteckt.


    Den Sonnenuntergang verbringen wir in den Salinen von Marsala. Die acht Euro für den Eintritt (p. P.) in die Salinen und das kleine Museum sind aus fotografischer Sicht bestens investiert. Allen anderen rate ich, sich einen Überblick von außen zu verschaffen und das Geld lieber in einen Drink in der Strandbar zu investieren - das reicht vollkommen aus.



  • Tag 8 – Die Küste gehört uns
    Samstag, 14. September 2013


    Schon in der Dunkelheit stehen wir an der Küste von Tonnara Bonagia. Von hier haben wir einen atemberaubenden Blick auf das Meer und den alles überthronenden Monte Cofano (659 Meter). Neben uns bevölkern nur ein paar Straßenhunden den Strand. Als die Sonne hinter dem Berg emporsteigt, blicken wir wie versteinert auf die Szenerie. Das sanfte Licht und die fantastische Landschaft ziehen uns in ihren Bann.





    Wenig später parken wir unser Auto im Bergdörfchen Erice. Zu so früher Stunde haben wir das Örtchen fast für uns alleine. Wir schlendern durch gepflasterte Gäßchen, durch Torbögen, spüren den italienischen Flair und genießen den Ausblick. Den Eintritt für das Kastell - immerhin zehn Euro - sparen wir uns allerdings. Leider ist derzeit die kleine Kapelle unterhalb des Kastells von einem Baugerüst verdeckt. Es dauert nicht lange, bis die Ruhe durch tausende Touristen, die sich durch die Straßen drängen, jäh beendet wird. Im Hochsommer drängen sich die Autos auf der Serpentinenstraße hoch auf den 751 Meter hohen Monte Erice - Mitte September ist der Besucherandrang zum Glück nicht mehr ganz so groß.






    Wir fliehen vor dem Gedränge und steuern Castelluzzo auf der nördlichen Seite des Monte Cofano an. Von hier aus führt ein Wanderweg direkt am Meer rund um den Berg. Auf der Wanderung kommen wir an kleinen Buchten vorbei, die dazu einladen, die Klamotten vom Leib zu reißen und in das kühle Nass zu tauchen. Ganz schaffen wir die Umrundung des Monte Cofano nicht mehr - wir haben zu viel Zeit im kristallklaren Wasser verbracht. Am 1595 errichteten Tower of Saint John ist Schluss, wir kehren um - auf der kurzen Wanderung haben wir einige wirklich beeindruckende Eindrücke gesammelt.




    Am Abend positionieren wir uns direkt am Strand mit Blick auf den Monte Cofano. Die letzten Badenden haben längst gepackt, die Küste gehört uns ganz alleine.




  • So geht weiter hier ;ws108;


    Tag 9 – Die beste Pizza der Welt
    Sonntag, 15. September 2013


    Am Morgen wagen wir uns erneut auf den Serpentinen nach Erice. Aber: Draußen ist es extrem ungemütlich, der ganze Ort hängt in einer dicken Wolkenschicht. Wir brechen ab und düsen zur Küste. Hier fangen wir immerhin ein paar Bilder vom Sonnenaufgang mit Blick auf den Monte Cofano ein.



    Unser nächster Halt: der Naturpark Zingaro. Hier verläuft ein wunderschöner von Zwergpalmen gesäumter Wanderweg entlang der Küste vorbei an paradiesischen Badebuchten. Natürlich kommen wir nicht daran vorbei, das eine oder andere Mal ins Wasser zu springen. Der Trail führt uns weiter nach oben - der Ausblick von hier ist atemberaubend und wir könnten wohl auch mitten auf Hawaii stehen. Wir entschließen uns für den Rückweg für eine Variante weiter oben im Gebirge. Das Wetter schlägt allerdings in minutenschnelle um, dunkle Wolken ziehen über die Gipfel, der erste Regen fällt. Angesichts dieser Umstände wählen wir doch die sicherere Variante nahe am Meer und steigen wieder ab.




    Am Abend erreichen wir die Tonnara-Bucht bei Scopello. Der direkt Zugang kostet wieder einmal Eintritt, den wir uns sparen. Stattdessen klettern wir auf einen Felsen, von dem aus wir einen tollen Blick auf die Szenerie haben. Den einen oder anderen Besucher am Fuße des Berges sind wir in der windigen Höhe sogar ein Foto wert.



    Auf der Rückfahrt geraten wir in ein extremes Gewitter. Am Himmel zucken Blitze von immenser Größe, Donner grollt über das Land. Auf gut Glück legen wir einen Stopp in der Macelleria Todaro in der Nähe von Passo Casale ein. Große Aufregung, zu so später Stunde noch Gäste. Sofort wird der Tisch gedeckt, man ist sichtlich bemüht um uns. Die bestellte Pizza sprengt dann alle Dimensionen: Ich wage zu behaupten, hier die beste Pizza auf diesem Planeten gefunden zu haben - ein Geschmackserlebnis ohne gleichen!


  • Macelleria Todaro in der Nähe von Passo Casale ein. Große Aufregung, zu so später Stunde noch Gäste. Sofort wird der Tisch gedeckt, man ist sichtlich bemüht um uns. Die bestellte Pizza sprengt dann alle Dimensionen: Ich wage zu behaupten, hier die beste Pizza auf diesem Planeten gefunden zu haben - ein Geschmackserlebnis ohne gleichen!


    Pizza aus der Metzgerei ist speziell, aber um so besser, wenn sie dann noch soooo lecker war :!!

  • Tag 10 – In einer längst vergessenen Zeit
    Montag, 16. September 2013


    Am Morgen regnet es immer noch - endlich können wir einmal ausschlafen. Auf dem Weg nach Palermo sehen wir schließlich das Hinweisschild zu den Ruinen von Segesta. Klar, dass wir nicht einfach daran vorbeifahren und so stehen wir kurz später vor einem beeindruckenden dorischen Tempel - der allerdings nie fertiggestellt wurde. Wie alle antiken Siedlungen auf Sizilien hat auch Segasta eine bewegende Vergangenheit. Im Jahr 413 v. Chr. verlor Segesta im Bündnis mit Athen eine bedeutende Schlacht gegen Syrakus und verbündeten sich schließlich mit Karthago. Gut hundert Jahre später fiel die Stadt in die Hände Syrakus - mit schrecklichen Folgen für die Bewohner. Wer nicht ermordet wurde, wurde versklavt. Eine Hochzeit erlebte Segesta noch einmal mit der römischen Herrschaft auf Sizilien. Letztendlich fiel die Stadt aber den Vandalen und den Arabern zum Opfer. In den folgenden Jahrhunderten siedelten hier zwar immer wieder Menschen, Segestas Blütezweit war aber endgültig vorbei.



    Neben dem griechischen Tempel ist das Amphitheater aus dem 3. bis 2. Jh. v. Chr. mit fantastischem Blick auf die Landschaft zu bewundern. Besonders spannend wird es beim Abstieg vom 431 Meter hohen Monte Barbaro - hier bekommt man eine hervorragende Sicht auf den Tempel.




    Palermo lassen wir erst einmal links liegen, vielmehr steuern wir das Naturreservat Capo Gallo an - und zwar von Mondello aus, also der Nordseite. Hier pulsiert das Leben - am Tag liegt hier halb Palermo am Strand, später stürzen sich die Menschen ins Nachtleben. Der Zugang zum Naturreservat bleibt uns von dieser Seite aus allerdings verschlossen - eine kostenpflichtige Privatstraße hält uns davon ab, die Wanderschuhe auszupacken. Stattdessen umrunden wir den Monte Gallo auf der Südseite mit dem Auto und erreichen nach 20 Minuten den kostenfreien Westzugang zum Naturreservat. Die Landschaft zieht uns wieder einmal in ihren Bann. In völliger Abgeschiedenheit folgen wir einem Trail, der sich allerdings immer mehr im Gelände verläuft. Wie ich erst später feststelle, ist eine Umrundung des Monte Gallo wegen der steilen Klippen garnicht möglich - aber das ist auch garnicht nötig, die hier gewonnenen Eindrücke sind auch so unvergesslich.




    Nach einem Picknick in absoluter Abgeschiedenheit mit Blick aufs Meer machen wir uns auf den Rückweg. Von einer kleinen Landzunge aus haben wir einen tantastischen Blick auf den Monte Gallo, der vom Licht der untergehenden Sonne angestrahlt wird.




  • Oweh eine Metzgerei ;te: Aber es gab auch Pizza ohne Fleisch :aetsch2:


    Tag 11 – Palermo
    Dienstag, 17. September 2013


    Der letzte Tag unserer Reise führt uns hinein ins Getümmel der Großstadt. Palermo ist mit rund 650.000 Einwohnern - im Großraum sind es sogar über eine Million - die fünftgrößte Stadt Italiens. Das Auto lassen wir am Morgen am Hotel stehen, stattdessen entscheiden wir uns für den Bus.


    Der Verkehr in Palermos Straßen ist von Chaos geprägt, funktioniert aber ohne Tadel. Wir brauchen vom Hotel gut eine Stunde bis in die Innenstadt. Eins steht fest: Palermo liebt man - oder man hasst es. Wir entscheiden uns für ersteres. Enge Gassen prägen das Bild, in vielen Viertel sind die Häuser heruntergekommen. Auf der anderen Seite finden sich unzählige Paläste und alte Kirchen in dem Häusermeer. Tierfreunden dürfte allerdings das Herz bluten. Unzählige Straßenhunde und Katzen zählen zum Stadtbild ebenso dazu wie dubiose Händler, die die Tiere feil bieten. Wir ziehen einige Stunden durch die Innenstadt, dann reicht es aber auch wieder.







    Den Abend lassen wir im Hotel Bel 3 mit Blick auf die Bucht von Palermo ausklingen.


  • Tag 12 – The End
    Mittwoch, 18. September 2013


    Abreisetag. Unsere Maschine startet pünktlich um halb vom Flughafen Catania aus. Die zweieinhalbstündige Fahrt ab Palermo verläuft ohne Probleme. Wie sagen auf Wiedersehen. Sizilien hat uns wirklich beeindruckt und unsere erwartungen weit übertroffen. Der über 3.000 Meter hohe Ätna, das Gebirge, die einsamen Buchten, die antiken Tempel, die beeindruckende Landschaft und die Gastfreundschaft haben uns gefallen - und auch an den Verkehr haben wir uns inzwischen gewöhnt. Sizilien ist auf jeden Fall eine Reise wert!


    Vielen Dank, dass ihr mitgefahren seid :clab::!! Bis zum nächsten Trip :MG:

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