Ich hab’ hier noch was für Ruinen-Fans – eine Location, die man wunderbar „mitnehmen” kann, wenn man auf dem I-40 zwischen Holbrook und Flagstaff unterwegs ist: den Homolovi State Park.
Dieser State Park war einige Jahre lang aus Kostengründen geschlossen. Wie sich manche von euch vielleicht erinnern, war das bei mehreren State Parks in Arizona der Fall, aber glücklicherweise konnten mittlerweile die meisten wieder geöffnet werden. Homolovi kann man seit März 2011 wieder besuchen. Mit der Wiedereröffnung kam auch eine kleine Namensänderung. Vorher hieß der State Park „Homolovi Ruins“, doch man entschied sich, das „Ruins“ fallenzulassen, weil für die Hopi, die Nachfahren der hier lebenden Ancestral Puebloans, die Gegend noch immer auf spirituelle Weise lebt.
Wie kommt man hin?
Man biegt östlich von Winslow auf die (geteerte) 87 nach Norden ab. Der Parkeingang befindet sich dann – gut beschildert – nach 1,3 Meilen auf der linken Seite. Hier findet ihr eine Broschüre mit Karte, auf der auch die vier verschiedenen Pueblos eingezeichnet sind. Wichtig dabei ist, daß (derzeit) nur Homolovi I und II öffentlich zugänglich sind; es gibt aber auch von Zeit zu Zeit geführte Touren zu Homolovi IV.
Die Eintrittsgebühr beträgt derzeit 7$ pro Fahrzeug (1-4 Personen). Geöffnet ist der Park jeden Tag außer am 25.12. von 8 bis 17 Uhr. Es gibt ein Visitor Center mit Museum und Gift Shop, mehrere Trails, Picknickplätze und sogar einen Campground.
Was erwartet euch?
Wie schon erwähnt, ist Homolovi eher was für echte Ruinen-Fans, denn so beeindruckend gut erhaltene Gebäude wie im Chaco Canyon oder Mesa Verde bekommt man hier nicht zu sehen, weil der Großteil unausgegraben ist. Die Landschaft rundherum ist auch nicht sooo umwerfend, aber ich fand es schon sehr interessant, sich vorzustellen, wie die Menschen damals in dieser kargen Gegend gelebt und überlebt haben.
Es gibt Hinweise, daß Jäger (nein, nicht Gerd ) und Sammler schon vor 6000 Jahren hier temporäre Lagerplätze hatten. Vor knapp 2000 Jahren begannen dann die ersten Siedler, Mais, Bohnen, Kürbis und Baumwolle auf ebenfalls eher temporären Feldern anzubauen. Seßhaft wurden sie erst ca. ab dem Jahr 500, und die ersten Pueblos aus Stein entstanden hier ab dem Jahr 700. Die Blütezeit von Homolovi lag zwischen 1250 und 1500.
Ich habe mir bei meinem Besuch nur Homolovi II angeschaut; für einen ersten Eindruck genügt das meines Erachtens auch. Weil, wie gesagt, das meiste noch unausgegraben ist, sieht man nicht sehr viel mehr als große Haufen (leider wurden dort früher viele dilettantische Raubgrabungen durchgeführt )...
...und einige wenige ausgegrabene Räume.
Trotzdem ist allein das Ausmaß der Siedlung beeindruckend, auch wenn es schwer fällt, sich vorzustellen, wie sie früher einmal ausgesehen hat. Auf jeden Fall bestand Homolovi II aus 1200 Räumen, etwa 40 Kivas und 3 Plazas. Vermutlich lebten 750 bis 1000 Menschen hier. Auf dem Trail durch das Pueblo sieht man auch nur einen Teil davon.
Es gibt entlang des Trails einige Infotafeln mit näheren Erläuterungen.
Faszinierend fand ich die Unmengen von Tonscherben, die hier herumliegen. Leider gibt’s natürlich auch hier Vollpfosten, die die nicht liegenlassen, sondern in bester Oberlehrermanier auf Felsen drapieren. Von denen, die welche als Souvenir mit nach Hause nehmen, rede ich erst gar nicht. Ich will jetzt nicht auch oberlehrerhaft 'rüberkommen, aber es ist fast genauso schlimm, wenn man solche Scherben aufhebt und anderswo ablegt, denn damit sind sie aus dem Kontext gerissen und für Archäologen bzw. eventuelle spätere Forschungen unbrauchbar. Aufheben, anschauen und wieder hinlegen ist okay, aber bitte nicht mehr.
Mein Fazit:
Wie bereits erwähnt, ist Homolovi eher etwas für eingefleischte Ruinen-Fans. Wer schon den Chaco Canyon oder Mesa Verde besucht hat und Ähnliches erwartet, wird eher enttäuscht sein. Aber für diejenigen, die sich für diese faszinierende alte Kultur interessieren, ist Homolovi durchaus einen Besuch wert, zumal es bei vielen der klassischen Routen durch den Südwesten mehr oder weniger direkt auf dem Weg liegt.