GTT - Gone to Texas

  • 21.2.2010 Cowgirls & Cattle


    Nach Frühstück, Koffer packen und Checkout habe ich mich auf den "weiten" Weg nach Ft. Worth gemacht (ca. 35 Meilen). Am Wetter hatte sich nichts geändert, grau in grau, relativ kühl (ca. 10°C) und unterwegs sogar etwas Regen. Auf dem Interstate habe ich verzweifelt den Hebel oder Schalter für die Cruise Control gesucht und siehe da, es gab keinen. Jeep scheint eine ähnliche Aufpreispolitik wie VW zu betreiben. Außer dem Lenkrad und dem Schalthebel ist nichts serienmäßig. War bei mehr als 10 Autoanmietungen in Kanada und den USA das erste mal, dass ich eine Auto ohne Tempomat bekommen habe. Na prima! :wut1:


    In Fort Worth bin ich als erstes zum Cultural District gefahren. Für das Modern Art Museum, das im Gegensatz zu dem in Dallas als eines der wichtigsten in den USA gilt, war ich etwas zu früh dran. Also habe ich mein Auto abgestellt und zu Fuß etwas die Umgebung erkundet. Der Regen hatte zum Glück wieder aufgehört.
    Gegenüber des "Modern" liegt das Will Rogers Memorial Center, wo offensichtlich Landwirtschaftsschauen, Rodeos und andere Veranstaltungen stattfinden.



    In einer der Viehhallen (außer Cattle gab es noch Sheep und Swine) fand an diesem Sonntag ein Flohmarkt statt.




    War wohl offiziell auch noch nicht offen, denn an den meisten Ständen wurde noch fleißig ausgepackt. Es hat mich aber auch niemand ruasgeworfen. Also habe ich mich ein wenig umgesehen und bin dann (ohne etwas zu kaufen) weiter.


    Schräg gegenüber liegt das Fort Worth Museum of Science & History, das mich an diesem Tag nicht locken konnte. Daneben weckte aber das "National Cowgirl Museum and Hall of Fame" meine Neugier.



    Ich hatte zwar keine Ahnung, was mich dort erwartete aber da es geöffnet hatte und das Wetter weiter recht usselig war, bin ich einfach mal rein. Ich war positiv überrascht. Die Ausstellung zeigt einiges über das Leben (und Leiden) der Pionierfrauen, die die Entwicklung des Landes wesentlich mitgeprägt haben. Außerdem gibt es in der Hall of Fame eine Menge Memorabilia von diversen Rodeoreiterinnen und eine kleine aber feine Ausstellung der Malerin Georgia O' Keeffe, die mir sehr gut gefallen hat. Wäre mal eine eigene Reise wert, die Schönheiten New Mexicos auf des Spuren dieser Malerin zu besuchen.


    Fotos waren drinnen leider mal wieder keine erlaubt (warum eigentlich?).


    Auf dem Weg zurück zum "Modern" fand ich noch diese nette Staue



    Sie ist wohlgemerkt dem Pferd gewidmet (Midnight) und nicht etwa dem Reiter, der da gerade etwas unkonventionell absteigt.


    Inzwischen besserte sich auch zusehends das Wetter und kurze Zeit später lachte die Sonne von einem mehr oder weniger blauen Himmel als wäre nichts gewesen.


    Das Modern Art Museum of Fort Worth hat mir sowohl architektonisch als auch von der ausgestellten Kunst her sehr gut gefallen.





    Die Sammlung zeigt einen sehenswerten Querschnitt durch die Kunst des 20. (und 21.) Jahrhunderts.




    Besonders gefallen hat mir diese Serie von Fotos



    Es handelt sich um Bilder von vier Schwestern, die der Fotograf über 30 Jahre jedes Jahr fotografiert hat, immer in derselben Gruppierung. Interessant zu sehen, wie sich die Gesichter im Laufe der Jahre verändern und wie sich in den Bildern auch die Veränderungen im Verhältnis der vier untereinander widerspiegeln. Leider habe ich vergessen, wie der Künstler heißt.


    Danach hatte ich erstmal genug von der Kultur und bin zu meinem Hotel gefahren. Übernachtet habe ich in einem netten B&B im Bereich des Sundance Square namens Ettas Place.
    Bei schönstem Wetter (Sonnenschein und in der Sonne sicher 20°C) habe ich mich von dort auf den Weg Richtung Stockyards gemacht. Ich hatte in Erinnerung, dass es vom Sundance Square etwa 4 km dorthin wären und auf dem Stadtplan gesehen, dass es eigentlich immer nur geradeaus ging. Also habe ich mich entschieden das schöne Wetter zu genießen und zu Fuß zu gehen.



    Eigentlich hätte mich misstrauisch machen sollen, dass nach diesem Blick zurück auf Downtown der Bürgersteig schon auf der Brücke über den Trinity River einfach aufhörte. Die Gegend hinter der Brücke war auch nicht wie angenommen ein Wohngebiet sondern ein überwiegend ziemlich herunter gekommener Business District mit verlassenen Lagerhallen, mit Brettern vernagelten Fenstern, etc.
    Zurück laufen hätte zu lange gedauert aber ein Taxi hätte ich jetzt schon gerne genommen. Es kam natürlich keins. Außerdem stellte sich heraus, dass ich mich mit den Einheiten etwas vertan hatte. Es waren nicht 4 km sondern etwas über 4 Meilen bis zu den Stockyards. Lange Rede - kurzer Sinn: Nicht nachmachen!


    Nach gut 11/2 Stunden war ich endlich da.



    Der "Stockyards National Historic District" besteht eigentlich nur aus einer Straße, der Exchange Avenue mit diversen mehr oder weniger historischen Gebäuden mit Saloons, Restaurants, Hotels und den üblichen Andenkenläden, sowie dem Livestock Exchange Building und der Stockyards Station, wo früher die Rinder auf die Züge verladen wurden.



    Longhorns sind eigentlich ziemlich beeindruckende Tiere aber so zum Reittier für Touris degradiert doch eher ein trauriger Anblick



    In der Stockyard Station werden heute keine Kühe mehr verladen sondern Touristen gefüttert, getränkt und in Andenkenshops um ihr Geld erleichtert.



    Trotz meines etwas beschwerlichen Anmarsches war ich noch pünktlich für den "Cattle Drive", bei dem eine "Herde" Longhorns einmal die Exchange Avenue herunter getrieben wird.



    Das Stockyards Museum und die Cowboy Hall of Fame habe ich ausgelassen und auch das Cowtown Coliseum, in dem an diesem Tag leider kein Rodeo stattfand. Nach Billy Bob's Texas, "the worlds largest honky-tonk" stand mit ebenfalls nicht der Sinn. Ich habe es mir lieber an der Theke des White Elephant Saloon gemütlich gemacht, ein oder zwei texanische Bierchen getrunken (lecker!), der Band gelauscht und mich ein wenig mit meinen Thekennachbarn unterhalten. War sehr nett.



    Als ich wieder raus kam war die Sonne weg und es pfiff ein kaltes Windchen durch die Straßen, so dass ich im T-Shirt und ohne Jacke doch ziemlich gefroren habe. Diesmal fand sich aber zum Glück ein Taxi, das mich sicher nach Downtown zurück gebracht hat.


    Nach einer kleinen Runde durchs abendliche Downtown war ich zum Abendessen im Reata. Sehr leckere southwestern Cuisine, dazu ein brauchbarer Rotwein und das ganze direkt neben dem Hotel, so dass der Verdauungsspaziergang nach dem Essen ausfallen konnte.


    Fazit: Fort Worth hat mir insgesamt deutlich besser gefallen als Dallas. Wenn ich noch mal in die Gegend komme, werde ich sicher eher dort übernachten. Es gehört aber auch nicht zu den Städten wie New York, Chicago, SF, L.A., San Diego oder Las Vegas, wo es mich immer wieder hinzieht.

  • Tja, man hört es immer wieder


    Arglose Touristen die mit teueren Kameras um den Hals zu Fuß durch unsichere Gegenden laufen und plötzlich verschwinden :EEK:


    Zum Glück bist Du nicht verschwunden, sondern warst wohl nur fußlahm, bis Du da warst ;)


    Die Cowboy-Museen hätten mich interessiert, die moderne Kunst dagegen gar nicht


    Aber Du hattest einen schönen Nachmittag, eine tolle Bar und dann auch noch ein Taxi, was will man mehr :wink4:


    Gruß


    Sandra

  • Wieder tolle Bilder dabei :clab:


    Das "National Cowgirl Museum and Hall of Fame" klingt interessant. Wie groß ist das dann?


    Zitat

    Original von DocHoliday
    Longhorns sind eigentlich ziemlich beeindruckende Tiere aber so zum Reittier für Touris degradiert doch eher ein trauriger Anblick


    Wer reitet dann auf einer Kuh? :EEK: Das sowas erlaubt ist. :nw:


    Und der Cattle Drive ist auch eher mickrig. Das kann man sich wohl echt sparen. :neinnein:

  • Mir gefallen die Fotos mit der Kunst! Du hast sie toll in Szene gesetzt! :clab: :clab: :clab:


    Schöner Tag! Hätte mir auch gut gefallen, aber 10°C sind nicht gerade das was man von Texas erwartet!


    Und dass es tatsächlich in USA noch Autos ohne Tempomat gibt hätte ich nicht erwartet. Da muss ich beim nächsten Mal extra drauf achten.

  • Zitat

    Original von DocHoliday
    Mein Auto hat auch keinen Tempomat aber hier vermisse ich ihn nicht so sehr. In der Regel kommt man ja nur selten dazu, längere Zeit mit konstanter Geschwindigkeit zu fahren. Aber stundenlange Highway-Fahrten mit konstant 65 oder 70 mph ohne Tempomat sind echt eine Strafe.


    Ich hab einen auch in meinem Auto hier. Ich fahre damit auch durch die Tempo 30 Zonen ganz entspannt. =)

  • Zitat

    Original von Westernlady
    Jetzt bin ich auf die Natur gespannt :gg: :!!


    Da wirst Du Dich noch etwas gedulden müssen (3 Tage).


    22.2.10 Capitol & Confederates


    Morgens gab es ein leckeres Frühstück bei Etta, bestehend aus Quesillada und frischem Obst. Gegen 10:00h habe ich dann die erste längere Fahretappe in Angriff genommen: Ca. 200 Meilen nach Austin.
    Petrus schien sich an diesem Tag etwas mehr Mühe mit dem Wetter gegeben zu haben. Zumindest lugte schon morgens hie und da die Sonne hervor.


    Die Fahrt über den Interstate verlief ereignislos um nicht zu sagen langweilig (außer dass ich mich wieder über den fehlenden Tempomat geärgert habe).
    Gegen 13:00h kam ich beim Hotel am nördlichen Rand der Innenstadt an. Ich hatte über Hotwire für etwas über 100$ die Mansion on Judges Hill "geschossen". Sehr hübsches Hotel, besonders das historische Haupthaus, das Goodall Wooten House oder eben die "Mansion" hat mir gut gefallen.



    Netterweise war mein Zimmer schon bezugsfertig, so dass ich mein Gepäck loswerden konnte und einigen "dringenden Verrichtungen" nachgehen. Nach einem kurzen Snack aus der Kühlbox habe ich mich zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht.
    Stadtplan brauchte ich nicht, da die Kuppel des Capitols schon vom Hotel aus sichtbar war.
    Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch konnte ich es dann aus der Nähe bewundern, wenn auch zunächst nur im Gegenlicht.



    Ich bin eine ganze Weile um das Capitol bzw. durch die direkte Nachbarschaft geschlendert und habe es von allen Seiten bewundert.




    In der Parklandschaft um das Capitol stehen wie nicht anders zu erwarten diverse heroische Stauten und Denkmäler.



    Die "Heroes of the Alamo" dürfen natürlich nicht fehen.


    Ansonsten gab es diverse Statuen, die an "Kämpfer für die Freiheit" und "Helden, die sich für die gute Sache geopfert haben" erinnerten. Allerdings waren damit nicht etwa Soldaten aus dem Befreiungskrieg gegen die Engländer gemeint (da war Texas ja noch ein Teil von Spanien) oder aus dem zweiten Weltkrieg sondern Kämpfer aus dem Bürgerkrieg.





    Wenn man die Inschriften so liest könnte man glatt auf die Idee kommen, dass Sklavenhaltung ein Grundrecht ist und Texas nicht etwa ein gleichberechtigter Staat der USA sondern ein von einer dunklen Macht besetztes Gebiet. Also so etwa wie Bayern ;)


    Passt von der Geisteshaltung zu der in Texas/den USA gerade aktuellen Schulbuchdebatte. Da hat Texas beschlossen, die Geschichte, die an den Schule gelehrt werden soll, nach eigenen Wünschen um zu schreiben.
    "The World according to Bush" oder so.


    Ansonsten hat Austin eigentlich einen sehr liberalen und für texanische Verhältnisse geradezu alternativen Ruf. Dazu passt auch das inoffizielle Motto der Stadt: "Keep Austin Weird!".


    Von den Stufen des Capitols schaut man die Congress Avenue hinunter, die schnurgerade bis zum Colorado River läuft. dabei handelt es sich natürlich nur um die texanische Variante, das Original mündet ja in Mexico in den Golf von Kalifornien bzw. versickert irgendwo auf dem Weg dahin.



    Den Rest des Nachmittags bin ich in diversen Schlenkern bis zum Fluss hinunter und wieder zurück zu Capitol gelaufen. Mir hat die Mischung zwischen historischen Häusern und moderner Architektur ganz gut gefallen.





    Besonders solche Spiegel-Spielereien mag ich ja immer wieder gerne:



    Zwischendrin gab es auch Überreste nicht ganz so historischer aber trotzdem interessanter Werbung zu bewundern.



    Ganz witzig fand ich diese Staue, die an Angelina Eberly erinnert. Sie wurde berühmt, weil sie einen Kanonenschuss abgefeuert hat als Sam Hostons Truppen versucht haben, das Staatsarchiv (bzw. die Unterlagen darin) zu stehlen, um sie nach Houston zu bringen, dass er zur Hauptstadt machen wollte. Aufgeschreckt durch den Kanonenschuss, der nebenbei ein ziemliches Loch in das Land Office Building gemacht hat, verhinderten die Bürger von Austin den Abtransport der Unterlagen und Austin blieb Hauptstadt.
    Die spinnen, die Texaner :pipa: :MG:



    Direkt am Fluss gibt es diverse Parks und Grünflächen, in denen aber außer den unvermeidlichen Joggern nichts interessantes zu sehen war.



    Von der Brücke über den Fluss habe ich noch einmal den Blick zurück zum Capitol geknipst.



    Auf dem Rückweg habe ich noch die eine oder andere Kneipe aufgesucht und eine Kaffe und ein oder zwei Bier getrunken. Die Kneipenszene in Austin ist durchaus nett. Vor allem gibt es viele Läden, in denen Live-Musik gespielt wird. Leider war ich ja für das South by Southwest Festival, einige Wochen zu früh dran, bei dem ganz Austin mehr oder weniger zu einer einzigen Bühne bzw. einer einzigen Kneipe wird.


    Vom Capitol habe ich ein Taxi zurück zum Hotel genommen. Eigentlich hatte ich vor gehabt,. abends noch mal in die Stadt zu fahren und dort zu essen aber die Faulheit hat gesiegt und ich habe es nur noch bis zum Restaurant des Hotels geschafft.
    War aber ganz ordentlich.


    Austin, oder der kleine Teil, den ich davon gesehen habe, hat mir recht gut gefallen.
    Morgen geht es dann ins Hill Country und nach San Antonio.


    Korrigiere, morgen geht es nach San Antonio. Der abendliche Wetterbericht sagte für den nächsten Tag Schneefälle voraus. Wenn man die Berichterstattung im Fernsehen sieht, könnte man auf die Idee kommen, dass der Region eine Schneekatastrophe mit 50 bis 100 cm Neuschnee, Sturm und Temperaturen von -40°C droht. "Stay home if you can", "expect chaos on the roads", etc., etc.


    Angesagt sind übrigens 3-5°C und 2-4 cm Schnee! :gg: :gg:


    Trotzdem wird das Hill Country dann wohl ausfallen. Bei Schnee, Schneeregen oder Regen reizt ich das nicht so besonders.

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