Anhinga Trail und Nike Missile Base, Everglades NP, FL

  • Anhinga Trail und Nike Missile Base, Everglades NP


    Nur kurze Zeit später erreiche ich schließlich den Everglades National Park. Ich fahre zum Anhinga Trail und hoffe auf ähnlich viele Tiere wie vor drei Jahren.




    4-Everglades-NP.jpg


    Doch irgendwie ist heute nichts wie vor fast genau 3 Jahren. Es zeigt sich kaum ein Tier. Mit Mühe und Not sehe ich ein paar, aber kein Vergleich zum letzten Besuch. Dabei bin ich doch zur selben Jahreszeit hier? Ein Ranger meint zwar es läge am Wetter, aber das kann ich kaum glauben. Räumen die Anhingas dann etwa ihre Nester weg? Keine Ahnung, woran es wirklich lag, aber die Ausbeute war schon sehr mager.


    5-Everglades-NP.jpg


    6-Everglades-NP.jpg


    7-Everglades-NP.jpg


    8-Everglades-NP.jpg


    Auf dem Weg zum Anhinga Trail bin ich an einem Schild vorbeigekommen, dass zur Nike Missile Base führte. Das hatte ich hier noch nie gesehen und neugierig wie ich bin, schaue ich gleich mal auf dem Handy nach, was sich dahinter verbirgt. Ich staune nicht schlecht, als ich die Geschichte lese und beschließe, mir das einmal genauer anzusehen. Irgendwie erinnert mich das alles sehr an den Kinofilm 13 Days.


    So fahre ich also erst einmal diese einsame Straße mitten durch die Pampa in den Everglades. Nun war ich schon ein halbes Dutzend Mal im Park, aber hier war ich noch nie.


    9-Nike-Missle-Base.jpg


    Der Treffpunkt für die Tour zur Missile Base soll hier sein, an diesem pinken Gebäude, das heute von Wissenschaftlern genutzt wird. Als ich ankomme stehen bereits 2 RVs sowie ein Auto am Straßenrand. Ich stelle mich dazu und erfahre bald, dass auch diese Leute auf die Tour warten. Wenig später gesellen sich noch 2 Fahrzeuge dazu und dann erscheint John, ein Volunteer, der hier Touren durchführt. Er gibt uns eine kurze Einführung zum Gebiet.


    Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurden hier, mitten in den Everglades, Antiaircraft-Raketen stationiert, um einen Angriff mit Atombomben der Soviets von Kuba aus abzuwehren. Nur so viel, im Laufe der Tour bekommt man mit, wie unsinnig und unmöglich dieses Unterfangen eigentlich war. Eine Rettung hätte es im Fall eines Angriffs für den Süden nicht wirklich gegeben. Aber zurück zur Tour. Die startet hier vor eben jenem Gebäude, das einst die Kommandozentrale für die 100 stationierten Soldaten war. Warum es pink ist? Das weiß keiner mehr so genau, aber die zwei gängigsten Theorien sind einerseits, dass die Frau des Kommandanten die Farbe so mochte oder auch, dass diese Farbe damals, schnell, in großen Mengen und billig zu bekommen war.


    10-Nike-Missle-Base.jpg


    Dann schwingen wir uns wieder in unsere Fahrzeuge und folgen John im Konvoi, denn bis zur eigentlichen Base sind es noch ein paar Meilen Weg. Die Straße macht kurz davor plötzlich eine 90 Grad Biegung, die eigentlich gar keinen Sinn ergibt. John erklärt uns, dass das Methode war. Jeder muss vor so einer Kurve bremsen und so hätten potentielle Angreifer nicht einfach ungebremst auf das Tor zusteuern können.


    Dann erreichen wir die Base. Gleich hinter dem Tor stellen wir die Autos ab. John warnt uns erst einmal aufzupassen, wo wir hintreten. Im Gras gäbe es sehr viele Schlangen, auch giftige und man solle möglichst auf den asphaltierten Wegen bleiben. Ich mache das mal lieber auch.


    11-Nike-Missle-Base.jpg


    Zuerst laufen wir nur bis zu diesem Schild, wo John sehr viel zur Base erklärt. Allerdings geht er schon sehr in Detail und ich würde gerne erstmal weiter. Ja, ich gebe es zu, ich bin ungeduldig und würde lieber beim Laufen lauschen, als hier nur zu stehen. Zumal es auch ziemlich heiß und drückend ist heute, eigentlich untypisch für diese Jahreszeit.


    Die Base, deren offizieller Name Nike Missile Site HM-69 war, wurde durch einen doppelten Zaun und mit allerhand Technik geschützt. Wichtigster Schutz aber waren Soldaten und ihre speziell trainierten Hunde. Die Ausführungen dazu waren sehr interessant. So gehorcht jeder Hund nur seinem Handler. Stirbt dieser, muss meistens auch der Hund eingeschläfert werden, da er unkontrollierbar wird. Geht der Handler in Rente, geht auch der Hund in Rente. Meist mit seinem Herrchen. Diese Hunde sind übrigens Soldaten und ein Angriff auf sie wird auch als solcher gewertet.


    12-Nike-Missle-Base.jpg


    Wir laufen zu diesen zwei Gebäuden. Das Kleinere ist die Unterkunft der Hunde gewesen oder zumindest das, was davon übrig ist, denn bevor die Anlage unter Denkmalschutz gestellt wurde, wurde leider schon einiges abgerissen. Das zweite Gebäude war eine Art Lager, an dem noch heute ein Graffiti der Soldaten zu sehen ist.


    Der Job hier draußen war übrigens kein Zuckerschlecken. Es war heiß, es war feucht und es krabbelten viele, auch giftige, Tiere herum. Ein schönes Dienstumfeld sieht anders aus. Besonders wenn man bedenkt, dass viele Soldaten in einfachen Zelten untergebracht waren und nur einmal die Woche zum Duschen nach Florida City gefahren wurden. John beschreibt das alles sehr eindrücklich. Auch die Stimmung hier draußen weiß er zu vermitteln. Den jungen Männern war klar, sollten die Soviets angreifen, hätten sie hier nicht die geringste Chance.


    13-Nike-Missle-Base.jpg


    14-Nike-Missle-Base.jpg


    Wir erreichen einen der Hangars, in den die Raketen untergebracht waren. Die waren nötig, denn eine Stationierung unter der Erde war auf Grund des Wassers in den Everglades nicht möglich. Drei davon gibt es auf dem Gelände, doch die anderen zwei sind nicht restauriert. Schon von weitem kann man die Rakete sehen. Irgendwie unheimlich, wenn man bedenkt, warum das alles hier ist.


    15-Nike-Missle-Base.jpg


    Wir treten näher und werden von weiteren Volunteers begrüßt. Die älteren Herren haben hier vieles in liebevoller Kleinstarbeit restauriert, um dieses Stück Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. Viele von ihnen sind selber Veteranen und können sich noch genau an diese Zeit des Kalten Krieges erinnern.


    16-Nike-Missle-Base.jpg


    Im Hangar zu sehen ist ein breites Sammelsurium an Artefakten von der Base. Einige sind restauriert, andere zeigen, wie der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat. Und wenn man das alles so sieht, ist es fast unglaublich, wie es funktioniert hat, mit Computern und Gerätschaften, die nicht mal ein Zehntel von dem konnten, was heute ein Handy kann.


    17-Nike-Missle-Base.jpg


    18-Nike-Missle-Base.jpg


    Fotos geben einen besseren Eindruck von der Zeit damals. Die Base wurde auch "Hole in the Donut" genannt, denn sie war komplett vom Everglades NP umschlossen, damals aber nicht im Park. Das Gelände einer alten Farm wurde für den Bau genutzt.


    19-Nike-Missle-Base.jpg


    20-Nike-Missle-Base.jpg


    21-Nike-Missle-Base.jpg


    Geschlossen wurde die Nike Missile Site 1979, als sich die Lage im Kalten Krieg entspannte und ein Atomschlag nicht mehr so wahrscheinlich schien. Danach hat sie lange Jahre vor sich hingerottet. Erst 2004 wurde sie im National Register of Historic Places aufgenommen und zum einem Teil des Everglades NP erklärt.


    22-Nike-Missle-Base.jpg


    Wieder draußen ist es noch heißer uns schwüler geworden. John deutet auf einen Zaun hinter uns und erklärt, dass sich dort ein riesiges Wasserbecken befindet, das heute fast gänzlich zugewuchert ist. Und dies sei auch der Ort, wo die meisten Anakondas im Park entdeckt wurden, auch die längste jemals gefundene, die mehrere Meter lang war. Mich schüttelt es, wenn ich nur daran denke und ich bin froh über den Zaun.


    23-Nike-Missle-Base.jpg


    Bevor wir zurück zu den Autos gehen spurte ich zusammen mit ein paar anderen Besuchern noch schnell zu einem der anderen Hangars. Neugier halt, denn zu sehen gibt es nicht allzu viel.


    24-Nike-Missle-Base.jpg


    25-Nike-Missle-Base.jpg


    Dann geht es zurück zu den Autos, wo wir uns von John verabschieden. Er hat einen tollen Job gemacht, er und alle Volunteers, die diesen Teil der Weltgeschichte so eindrücklich erhalten.


  • Everglades National Park - Anhinga Trail und Nike Missile Base
    Aufenthalt nur Anhinga Trail ca. 1 1/2 Stunden, beides zusammen ca. 2 1/2 Stunden



    Besucht haben wir dieses schöne Fleckchen Erde Ende März und Ende Oktober. Der Besuch Ende Oktober stand lange auf Messers Schneide, denn Irma war 6 Wochen zuvor hier durchgefegt. Der Wasserstand war so hoch, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass überhaupt mit einem Besuch zu rechnen war. Aber es war möglich.
    Ich wollte meiner Mom die Tierwelt der Everglades zeigen, doch die hatte sich komplett (!) zurückgezogen.
    Ok, nicht zu 100%.
    Am Parkplatz wurden wir von Vultures erwartet, die sich auf Gummidichtungen von PKWs spezialisiert haben. Echt jetzt?!?
    Das Royal Palm Visitor Center stellt allerdings Planen zur Verfügung, die man an seinem Fahrzeug befestigen kann.




    Aber neben den Geiern am Anfang haben wir allen ernstes eine Libelle, eine Heuschrecke und einen winzigen Alligator gesehen.



    Ganz anders war es im März. Es war gerade Brutzeit und an jeder Ecke stand ein Anhinga herum.




    Sie haben kein Fett an den Flügeln und müssen sich nach dem Schwimmen/Tauchen/Fischen ständig in der Sonne trocknen, denn das Wasser perlt nicht ab.



    Sind die nicht traumhaft schön, irgendwie?



    Und gar nicht kamerascheu.



    Hier mal ein vor/nach Irma Wasserstand:



    Die Wege durch den Sumpf sind gut befestigt und damit auch für Leute, die nicht so gut zu Fuß sind (auch Rollifahrer), zu benutzen. Sehr schön finde ich die Boardwalks, die direkt über das Wasser/den Sumpf führen.







    Am Gator-Hole hatten wir Glück. Dort lagen so ca. 10 Alligatoren herum. Ein wenig unheimlich ist es allerdings schon den Tieren so nah zu sein, ohne Zaun…





    So unterschiedlich blicken ein entspannter und ein hungriger Alligator (auf dem unteren Bild: der weiße Rand ist der Augapfel).



    Erstaunt hat mich dieser kleine Kerl, der erst den Stamm hochgelaufen ist, sich oben umgedreht hat, anfing seine Farbe zu ändern und dann wieder hinabkletterte. Das Ganze dauerte nur 2 Minuten.
    Nature at it´s best.





    Nebenbei stehen hier auch jede Menge Waiding Birds herum. Oft in direkter Nähe zu den Alligatoren, scheinbar kennt man die Nachbarschaft.




    Und jede Menge Schildkröten sonnten sich auf Stock und Stein.



    Besonders drollig fand ich diese Softshellturtle. Sie hatte uns nicht bemerkt und blickte direkt in die Sonne. Als eine Familie mit Kind angelärmt kam, war sie allerdings sofort verschwunden.



    Hier mal ein wenig Flora und Fauna:




    So schlimm der hohe Wasserstand im Oktober war: viel schlimmer war der niedrige Wasserstand im März, und zwar für die Fische. Die haben nur gar nicht mehr so viel Platz und Sauerstoff (und teilweise war das ganz schön eng).



    Nun aber weiter zur Nike Missile Base. Zu Zeiten der Kuba-Krise wurde sie hier errichtet. Ich könnte euch verraten wo das liegt, aber dann müsste ich euch erschießen.
    Es ist nur eine 1/4 Stunde vom Anhinga Trail entfernt und ich hatte wie so oft keine Ahnung was mich erwarten sollte. Der Weg dorthin war allerdings schon mal spitzenmäßig.







    Und was ich am wenigsten erwartet hätte: einen Freiwilligen, der hier mitten im Nichts auf neugierige Besucher wartet, um eine kleine Führung zu geben.





    Netter Abstecher.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!