Die Bilder sind gesichtet, das Jetlag ist überwunden, also wird es Zeit, mal einen kleinen Rückblick auf meine zweiwöchige Tour durch Colorado und New Mexico zu tippen.
Die Reise ging vom 28.08. bis zum 11.09. mit Zielflughafen Denver.
Ein kurzer Kommentar zum Flug - ich war mit Air Canada unterwegs und die bieten auf meiner Strecke so genannte Comfort Plus Sitze an. Also Economy mit etwas mehr Platz. Für mich lohnt sich das, weil bei meinen knapp 1.90 der Abstand zum Vordermann eigentlich immer unangenehm nah ist. Die Sitze selber sind sehr gut und ausreichend geräumig. Da Air Canada für diese Sitzaufteilung aber einige eher alte Maschinen umgebaut hat - ich war da mit einer Boeing 767 Baujahr 1988 unterwegs - war der Rest eher mittelmässig. Und die Verpflegung wird auch keinen Preis gewinnen. Auf dem Rückflug gabs zum Frühstück genau einen Muffin. Doll.
Wie an anderer Stelle schon angerissen hatte ich bei der US-Einreise in Toronto eine kleine Episode mit den Freunden und Helfern vom Immigration Service - um ein Haar wäre mein Anschlussflug verpasst gewesen. Meine ESTA-Application war in deren Computer nicht zu finden und anstatt das sofort zu lösen, durfte ich erstmal eine Stunde amerikanische Gastfreundschaft unter Polizeibewachung miterleben. Muss ich nicht nochmal haben.
Der Mietwagen in Denver kam von National und war ein Jeep Wrangler Unlimited (mit Zulassung aus New York) - cooles Gerät, sowas will ich jetzt auch zuhause.
Meine Hotels hatte ich für alle Tage vorgebucht und mit einer Ausnahme war ich mit meiner Auswahl auch sehr zufrieden. Das Burnsley in Denver hat zwar eine nette Webseite, wohl aber auch einen guten Fotografen. In echt sieht das nicht ganz so schön aus. Was mich noch nicht so gestört hat, mein Zimmer war eigentlich eine komplette Wohnung inklusive Küche und war riesig und sauber, das Bett war bequem und einen Balkon hatte es auch. Es geht aber gar nicht, dass die am Wochenende kein Frühstück in ihrem Restaurant anbieten. Die einzige Option ist dann eine Art Breakfast to go aufs Zimmer, das liefern die aber frühestens ab 8 Uhr. Vor dem Rückflug wollte ich da auch übernachten, da musste ich um 8 schon unterwegs zum Flughafen sein - und ungefüttert gehe ich nicht aus dem Haus. Und schon mal gar nicht vor einem langen Flug. Also habe ich das auf eines der Hampton Inns in Denver umgebucht. Die machen Frühstück schon ab 6 Uhr morgens.
Bei den anderen Hotels gab es drei besonders Erwähnenswerte:
- das Best Western Movie Manor in Monte Vista. Die Nummer mit Film gucken aus dem Fenster, während man auf dem Bett liegt, ist einfach grandios. Auch wenn der Film, der an dem Abend gezeigt wurde, grosser Mist war.
- Casa de Suenos in Albuquerque. Liebevoll gestaltet mit Wandmalerei in jedem Zimmer und Kamin und einfach alles hübsch gemacht. Und lecker Frühstück a la carte.
- El Rey Inn Santa Fe. Ebenso liebevoll gemacht und mit vielen kleinen Details, wo man einfach sieht, dass da jemand mit Herz bei der Sache ist.
Zu den Orten, die ich besucht haben, will ich nur ein paar herauspicken, die mir besonders gut gefallen haben.
Als erstes muss an dieser Stelle der Ophir Pass stehen. Ursprünglich hatte ich das relativ weit hinten auf der Liste, weil ich erstens nicht wusste, was der Mietwagen werden würde und zweitens mir nicht klar war, ob sich das zeitlich einrichten lässt. Mit einem Jeep unterm Hintern habe ich mir dann die Zeit geschaffen, um über den Pass zu fahren. Und das war ganz grosses Kino für mich - ich bin ja noch eher Anfänger bei solchen Touren und die Fahrt war aufregend, anstrengend, spannend und am Ende unglaublich toll. So richtig wusste ich ja nicht, worauf ich mich da eingelassen hatte und als das da schon so steil durch den Wald losging, dachte ich mir ja schon, dass das was geben wird. Als ich dann über die Baumgrenze hinaus war und der grosse Abhang kam, da war das Herz tief in die Hose gerutscht. Am Ende ist aber alles gut gegangen und ich bin so froh, dass ich mir das zugetraut und zugemutet habe.
Ein netter Moment war in Embudo, NM im Classical Gas Museum. Vielleicht hats der ein oder andere schon gesehen - online findet man ja nicht so viel darüber - das ist eine Art Privatsammlung von allerlei Trödel rund ums Auto. Alte Benzinpumpen, Tankstellenschilder, ein paar alte Autos - oder Teile davon, Spielzeug, Ölkannen und was weiss ich nicht noch alles. Das ganze Grundstück war voll mit Zeugs, das noch sortiert oder repariert oder aufbereitet werden soll. Oder einfach nur da rumliegt. Als ich da angehalten habe, kam ein paar Augenblicke später gleich der Eigentümer um die Ecke und hat mich stolz wie Oskar durch sein Reich geführt, das war nett. Mit dem konnte man ein gutes Schwätzchen halten, der hatte allerlei Geschichten auf Lager und schien einfach so ein freundliches Wesen zu sein.
Das Chaco Culture Monument wird mir auch in Erinnerung bleiben - zum einen weil mir die Puebloruinen gut gefallen haben, ich habe dort einen schönen halben Tag damit verbracht, durch die Anlage zu wandern und rumzugucken. Da der Park etwas abseits liegt, war auch kaum was los. Bis auf einen seltsamen Chinesen, der da in einer gelben Regenjacke wie ein aufgescheuchtes Huhn rumgerannt ist.
Die zweite Erinnerung ist, dass es mir auf der Ausfahrt aus dem Park Richtung Süden mitten im Nirgendwo einen Reifen zerlegt hat und ich den dann bei 30 Grad im Schatten erstmal wechseln durfte. Falls jemandem mal ähnliches widerfährt, PepBoys Autoservice in Gallup ist ziemlich gut, bei denen hatte ich nach etwas mehr als einer halben Stunde einen frischen Reifen ausgewuchtet und aufgepumpt am Auto.
Bei den anderen Parks ist mir das White Sand Monument besonders aufgefallen, weil ich so gar nicht darauf vorbereitet war, wie weiss die Dünen tatsächlich sind. Ok, steht im Namen - white - aber trotzdem, das hatte ich mir so nicht vorgestellt. Dazu dann die Mischung aus in der Wüste sein, sich wie am Strand fühlen, ohne dass ein Meer in der Nähe ist (die Leute haben da Beachvolleyball gespielt und Sandburgen gebaut) und einer Optik wie nach einem Schneesturm, das war schon sehr speziell.
An den letzten zwei Tagen habe ich zweimal versucht, meinen bisherigen Höhenrekord im Auto einzustellen. Hat nicht geklappt. Der erste Versuch war mit Pikes Peak, leider war an dem Tag so starker Wind, dass aus Sicherheitsgründen das letzte Drittel der Strecke gesperrt war. Der zweite Versuch war auf Mount Evans, hier wäre alles gut gegangen, wenn nicht die letzten paar Meilen jedes Jahr nach Labour Day geschlossen werden. Da war ich dann wohl ein paar Tage zu spät.
An Städten habe ich nicht viel gesehen und ich glaube auch nicht, dass ich da viel verpasst habe. Santa Fe und Albuquerque mit dem jeweiligen historischen Innenstadtbereich sind da die Ausnahme. In beiden Fällen fand ich es eine angenehme Abwechslung, dass man die Innenstadt zu Fuss erkunden kann.
Denver habe ich am letzten Tag ein wenig auf die amerikanische Art besucht - im Auto. Interesse an den Museen oder irgendwelchen historisch wertvollen Gebäuden hatte ich eh nicht und dann reichts auch, wenn man da mal durchfährt.
Kleinere Orte wie Ouray oder Silverton nehme mal aus der Städtewertung, weil das eine eher ein Dorf und das andere eigentlich nur noch Touristenkulisse ist. Beides hat aber seinen Charme und man kann dort gut Station machen. Silverton hat mir ausserdem noch ein Souvenir beschert, auf das man gerne verzichten kann. Ein Knöllchen wegen falsch Parken. 25$ durfte ich dann bei der Stadtkasse abliefern - ich musste dann erstmal nur rauskriegen, wo die Stadtkasse überhaupt ist.
Alles in allem habe ich aus dieser Tour erheblich mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte. Wenn ich jetzt eine USA-Reise in eines der Gebiete, in denen ich schon gewesen bin, zu planen hätte, dann wäre ganz ohne Frage Colorado das Ziel. Ich würde wahnsinnig gerne mehr Zeit auf den Backroads in der Gegend Telluride, Silverton usw. verbringen und mal gucken, was für nette Pässe es da noch so alles gibt.
Danke fürs Lesen
littlenick