Nachdem Stephan jetzt heute beim Fußball gucken ist, gibts den nächsten Tagesbericht mal wieder von mir:
Montag, 15.09.2008
Heute morgen sind wir wieder gegen 8 Uhr wach, zum Frühstück gibt es wie üblich erst mal den Guten-Morgen-Kaffee. Als wir dann startklar sind, gehen wir zuerst zum Pine Lake hinunter und schlendern dort den Interpretive Trail entlang. Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke auf den See.
Zusätzlich sieht man, wie die von der Permafrost-Antauung betroffenen Bäume langsam aber sicher in den See abkippen.
Dass hier die Entwässerung zusätzlich in den See geleitet wird, um das Ablassen der Boote zu vereinfachen, trägt da natürlich auch noch seinen Teil dazu bei. Als wir fast am Ende des Trails sind, sehen wir aus den Augenwinkeln, wie etwa 10 Meter seitlich von uns ein junger Weißkopfseeadler (max. 1 Jahr alt) auf einem Baum sitzt.
Total begeistert machen wir Photos und beobachten den Vogel eine Weile. Dieser lässt sich von uns gar nicht stören, sondern sitzt seelenruhig auf seinem Ast sitzt und beobachtet uns weiter.
Auf dem Rückweg zum Wohnmobil haben wir dann noch einen wunderschönen Blick auf die Kluane Range mit den schnee- und gletscherbedeckten Berggipfeln.
In Haines Junction füllen wir noch ein letztes Mal in Kanada den Tank, das sollte nun bis nach USA reichen. Da im Ortsinnern eine Baustelle ist, braucht es etwas Zeit, bis wir das Visitor Center des Kluane National Parks finden. Es soll zwar später auf dem Weg auch noch das Sheep Mountain Visitor Center kommen, aber wir wollen uns auf jeden Fall hier schon mal umschauen und uns über Wetterdaten, Erdbeben und Bärenaktivitäten informieren. Der Kluane National Park bildet zusammen mit dem Wrangell/St. Elias National Park und dem Tetlin Wildlife Refuge eine Unesco World Heritage Site und besitzt weltweit die größte zusammenhängende Gletscherfläche ausserhalb arktischer Regionen. Der Alaska Highway führt zwar hier nur am Rand vorbei, aber immer wieder kann man doch einen Blick auf die Gletscherausläufer erhaschen. Wer hier einen Überblick auf die Gletschwelt haben möchte, kommt allerdings um einen Rundflug (die hier auch angeboten werden) wohl nicht herum.
Wie man im 17-minütigen Video im Visitor Center sehen kann, sind dies allerdings wirklich nur die Ausläufer und die in den Bergmassiven enthaltenen Eismassen fast unvorstellbar dick und mächtig. Auch der höchste Berg Canadas, der Mt. Logan befindet sich in diesem Gebirgskomplex. Wir haben heute wettermäßig totales Glück, der Himmel ist tiefblau mit lediglich ein paar kleinen weißen Wölkchen.
Gegen 11.30 Uhr sind wir dann vollgepackt mit Informationen und brechen vom Visitor Center in Haines Junction (in dem übrigens hauptsächlich Deutsche anzutreffen waren) gen Norden auf dem Alaska Highway auf.
Aber schon an den ersten Viewpoints halten wir wieder an und fotografieren die Ausläufer der Kluane Range, was aber leider aufgrund des Gegenlichts nicht sonderlich gelingt. Nach weiterer kurzer Fahrt kommt auch schon der Trailhead zum Spruce Beetle Interpretive Trail. Hier erhält man auf etwa einer Meile Fußweg viele Informationen zu den Spruce Beetles, die die Nadelwälder hier in den 90er Jahren ziemlich in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Ursachen hierfür sind noch nicht endgültig erforscht, die in Alaska besonders starke Erderwärmung in diesem Zeitraum dürfte aber sicherlich eine Rolle gespielt haben. Am Ende des Trails erreicht man schließlich einen Viewpoint, von dem aus man die schneebedeckten Berge wieder toll sieht.
Auf der Weiterfahrt erreichen wir am Bear Creek Summit den höchsten Punkt des Alaska Highways zwischen Whitehorse & Fairbanks. Wir stellen heute fest, dass die Hinweisschilder umso sparsamer auftauchen, je weiter wir nach Norden vordringen. Da ist uns der Milepost dann schon eine gute Hilfe. Wir halten dank Milepost auch kurz am Sulphur Lake. Hier gibt es aber nichts Spektakuläres zu sehen, von den 2 erwähnten Bald Eagles Nestern ist weit und breit nichts zu sehen. Aber das mag vielleicht auch daran liegen, dass wir die Milepost von 2006 verwenden?
Auch auf dem weiteren Weg halten wir immer wieder an Viewpoints an. Anhand der Milemarker biegen wir dann auch ab zur Ghost town „Silver City“, die auf einer – auch mit dem RV gut befahrbaren – ca. 5 km langen dirt road erreichbar ist.
Wir sind positiv überrascht, Silver City ist eine wirklich hübsche Ghosttown und mit den schneebedeckten Bergen, dem bunten Herbstlaub sowie dem hier erstmals sichtbaren Kluane Lake ein schönes Photomotiv.
Wir schlendern ungefähr eine halbe Stunde durch die verschiedenen Hausgruppierungen, bevor es weitergeht. Nun führt die Straße am wunderbar tiefblauen Kluane Lake entlang – auch hier werden wieder viele Photos gemacht.
Schon nach kurzer Fahrt müssen wir allerdings an einer Baustelle anhalten und ca. 15-20 Minuten auf das nächste „Pilot car“ warten. So machen wir eben den Motor aus und genießen etwas die Aussicht. Als es dann endlich weitergeht, müssen wir dem Pilot Car einige Kilometer folgen.
Die Fahrerin des Pickuptrucks legt dabei ein beträchtliches Tempo vor, das mit dem RV auf der Holperstrecke kaum zu erreichen ist. Im Milepost lese ich, dass nach der Brücke über den Slim River das Sheep Mountain Visitor Center des Kluane Nationalparks linkerhand an der Straße liegt. Wir sehen es auch schon von weitem, allerdings ist die Zufahrt weiträumig abgesperrt: Das Center ist leider geschlossen und momentan eine riesige Baustelle.
Also machen wir uns nach einer kurzen Pause am Ende der Baustelle gleich auf die Weiterfahrt.
Da wir nun aufgrund des geschlossenen Visitorcenters etwas mehr Zeit als geplant haben, wollen wir heute bis zum Lake Creek Campground kommen – das sind noch ca. 110 km. Da es erst kurz vor 15 Uhr ist, sollte dies ja gut zu schaffen sein. Zuerst fahren wir aber interessehalber doch am Congdon Creek Campground vorbei. Hier scheint es in letzter Zeit wohl einige Bärenaktivitäten gegeben zu haben.
Auf der Weiterfahrt durchqueren wir nun die kleinen Ortschaften Destruction Bay und Burwash Landing, die allerdings reine Versorgungsstationen sind und keinen weiteren Stop rechtfertigen. Auf der Weiterfahrt bremst Stephan jedoch ganz unvermittelt und hält abrupt an – rechts am Straßenrand sehen wir einen Bären! Leider hat er uns wohl bemerkt und verschwindet deshalb schon nach den ersten Schnappschüssen im nahen Gestrüpp.
Unser nächster Stop bringt uns zum Kluane River Overlook, der östlich des Alaska Highways entlang fließt. Die dortigen Infotafeln informieren über den Salmon, der vom Pazifik über den Yukon River bis hierher zurückkommt. Wir sehen zwar weder Salmon (wie auch auf die Entfernung?) noch Grizzlys noch Bald Eagles, aber der Ausblick ist trotzdem nett.
Ab jetzt endet der gut ausgebaute Abschnitt des Alaska-Highways und die jahrelangen Permafrost-Schäden machen sich deutlich bemerkbar. Viele Schlaglöcher, Bodenwellen, und Straßenverengungen machen das Fahren nicht unbedingt zum reinen Vergnügen. An ein paralleles Schauen in den Milepost ist hier nicht mehr zu denken. Daher genieße nun zumindest ich als Beifahrer lediglich die Aussicht, bis wir bei Kilometer 1853 schließlich den Lake Creek Campground erreichen. Wir sind heute die ersten Gäste dort, obwohl wir auch erst kurz vor 18 Uhr dort eintreffen. Aber auch mal nett, gemütlich zu grillen und das Feuer anzumachen, bevor es dunkel wird. Wir genießen noch die Ausblicke am Fluß.
Den abgefressenen Baumstämmen nach zu urteilen scheint es hier recht viele Biber zu geben und gegenüber vom Campground ist auch ein kleiner Damm zu sehen. Echt hübsch hier. Daher sitze ich noch vor dem Grillen erst mal eine ganze Weile einfach in die Sonne, die hier angenehm wärmt.
Nach dem Abendessen setze ich mich dann mit dem Laptop ans Lagerfeuer, tippe den Reisebericht und plane unsere Route für morgen. Beim Schreiben sitze ich mit dem Laptop zugewandt zum Lagerfeuer bis Stephan mich darauf aufmerksam macht, dass die Folie aussen daran bereits zu schmelzen beginnt - ooops. Aber da ich eh fertig bin, wird das Laptop zur Seite gelegt und wir sitzen noch etwas draußen am Lagerfeuer, bevor es nach Einbruch der Dunkelheit frisch wird.
Gefahrene Meilen: 145
Übernachtung: Lake Creek Campground, YT