28. Dezember - Auckland bis Kerikeri
erst sonnig, später leicht bewölkt - ca. 23°C
4.45 Uhr – wir sind wach. Eigentlich viel zu früh zum Aufstehen, aber schlafen können wir auch nicht mehr. Also raus aus den Federn und ab unter die Dusche. Jürgen geht es etwas besser und er verschwindet erneut im heißen Schaumbad.
Gegen 6:00 Uhr sind wir so weit fertig und auch alle Koffer und Taschen sind gepackt. Zum Wagen abholen ist es aber noch zu früh, denn Hertz öffnet erst um 7:30 Uhr. Also genügend Zeit, um auf der Terrasse zu sitzen, Kaffee zu trinken und zu lesen. Das Wetter ist bestens trotz anders lautender Vorhersage.
Eine Stunde später machen wir uns auf den kurzen Weg zu Hertz. Es ist Sonntag und die Stadt ist noch wie ausgestorben. Dank der guten Karte finden wir den Weg auf Anhieb. Mehrere Wagen stehen auf dem Hof vor der Tür. Den kleinen roten wollen wir nicht, aber der silberne Toyota Camry würde uns gefallen. Ziemlich lange dauert der Papierkram denn irgendetwas funktioniert mit dem Drucker nicht. Endlich erhalten wir den Schlüssen mit der Bitte, auf dem Weg nach Coromandel in drei Tagen noch einmal vorbei zu kommen. Erwartungsvoll drückt Jürgen auf den Knopf und der Camry blinkt uns einladend entgegen. Super! Der Kofferraum ist riesig. Genügend Platz für unsere beiden Koffer, das Handgepäck und für viele viele Einkäufe. Also auf zum Supermarkt. Bereits gestern hatten wir die Filiale einer großen Kette gesehen. Wir finden den Laden auf Anhieb und auch die Fahrt auf der „falschen Seite“ ist nach zwei Südafrikareisen ein Kinderspiel. Das Angebot ist riesig und da es auch einen Coffee Shop gibt, gönnen wir uns als erstes einen großen Caramel Macciato. Dann wechseln Wasser, Cola, Bier und Wein den Besitzer.
Zurück am Hilton entdecken wir, dass die Rhapsody of the Seas, ein großes Kreuzfahrtschiff, angelandet hat. So viel Zeit muss sein und so fotografieren wir den Kahn von allen Seiten.
Dann wird es aber Zeit, denn schließlich müssen auch noch die Plätzchen an ihren Bestimmungsort. Da die geplante telefonische Abstimmung gestern erfolglos war, wollen wir jetzt auf gut Glück bei Thomas vorbei fahren. Hoffentlich klappt das.
Die Auffahrt zum Motorway 15 findet sich sofort und auch die weiteren Beschreibungen sind leicht nachvollziehbar. Nach 15 Minuten sind wir am Ziel. Ein hübsches Haus in schöner Wohngegend direkt am Wasser. So kann man es aushalten. Eine Klingel gibt es nicht und es ist Sonntag und noch relativ früh. Darüber brauchen wir uns aber keine weiteren Gedanken machen, denn Thomas und seine Tochter Keyla sitzen im Garten. Auch nach über 20 Jahren erkennen wir uns wieder. Herzlich werden wir empfangen und unterhalten uns angeregt. Dann lernen wir auch noch seine Frau kennen und dürfen einen Blick ins Wohnzimmer werfen. Gemütlich sieht es hier aus mit Tannenbaum und üppiger Weihnachtsdeko. Nach einem gemeinsamen Foto wird es Zeit zum Aufbruch. Schließlich steht uns noch eine lange Fahrt bis zur Bay of Islands bevor.
Innerhalb weniger Minuten sind wir auf dem State Highway und dann liegt Auckland bereits hinter uns. Schön ist es hier. Sooo viele grüne Hügel und noch viel mehr Kühe. Aber wieso Kühe? Hier soll doch das Land der Millionen Schafe sein. Vielleicht kommen die ja noch…
Kurz vor Orewa geraten wir in den ersten Stau. Offenbar wird hier an einem neuen Stück Highway gebaut und während der Bauzeit quält sich der gesamte Verkehr durch die Ortschaften. Selbst heute, am Sonntag, kein großer Spaß.
In Brynderwyn verlassen wir den State Highway und fahren über den Motorway 12 Richtung Westküste bis Dargaville. Der angeblich nette Ort reißt uns nicht wirklich vom Hocker. Wenigstens einen Blick auf den Strand wollen wir werfen. Deshalb verlassen wir die Hauptstraße und fahren die 12 km bis zum Sandy Beach. Der breite, lange Strand ist ganz schön und darf auch mit dem Auto befahren werden.
Dann setzen wir unsere Fahrt nach Norden fort. Die „Plätzchen-Übergabe“ hat doch mehr Zeit erfordert als geplant. Und diese Zeit fehlt jetzt etwas. Deshalb canceln wir den Besuch des Trounson Kauri Parks und fahren direkt zum Waipoua Forest. Eine 28 km lange Straße schlängelt sich durch einen der letzten ursprünglichen Wälder Neuseelands. Hier findet man einen Großteil der noch verbliebenen Kauri-Bäume.
Nach einigen Kilometern wird ein Lookout angekündigt. Laut „Lonely Planet“ ein „spektakulärer 360° Panoramablick“. Dafür nehmen wir die 2km Rüttelpiste gerne in Kauf. Am Ende findet sich ein Turm, den man hoch klettern und geschützt hinter einer Scheibe den Blick schweifen lassen kann. Aber wozu? Vorne Bäume, hinten Bäume, rechts und links auch Bäume… Spektakulär? Naja. Nach wenigen Minuten treten wir den geordneten Rückzug an.
Kurze Zeit später erreichen wir den Trailhead zu den Four Sisters und Tane Mahuta. Da die hier parkenden Wagen beliebte Opfer von Autoknackern waren, wird der Parkplatz seit einiger Zeit bewacht. Dieser Service ist uns die geforderten 2NZ$ gerne wert.
Über einen Holzbohlensteg führt der Weg tiefer in den Wald. Dieser Steg ist zum Schutz der empfindlichen flachwurzelnden Kauribäume leicht erhöht angelegt und zum Schutz der Besucher mit einer Gummierung versehen. Ausrutschen fast unmöglich!
Als erstes erreichen wir die Four Sisters, vier imposante 50 Meter hohe Kauri-Bäume mit gemeinsamem Wurzelstamm. Durchaus beeindruckend!
Nur ein kleines Stück weiter treffen wir dann auf Tane Mahuta. Der „Waldgott“, wie sein Name übersetzt bedeutet, hat einen Umfang von fast 14 Metern. Baumkrone, Äste oder Blätter sind kaum vorhanden und der massive hellgraue Stamm erinnert mehr an eine Felswand als an einen Baum. Ein sehr altes Lebewesen (über 1250 Jahre), das bestimmt dem „Baumgart“ im „Herr der Ringe“ als Vorbild gedient hat.
In vielen Serpentinen schlängelt sich die Straße weiter durch den Wald. Dann geht es erneut an der Küste entlang bis Omapere. Hier bietet sich uns ein eindrucksvoller Blick auf die gegenüberliegenden Riesendünen am Hokianga Harbour. Leider hat sich die Sonne inzwischen hinter den Wolken versteckt, sonst wäre es sicherlich noch schöner. Trotzdem halten wir am ausgewiesenen Parkplatz und laufen den kurzen Trail an den Klippen entlang.
Dann müssen wir „Strecke machen“, denn es ist schon recht spät und wir möchten noch vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel sein. Viel gibt es allerdings auch nicht zu sehen, nur Hügel, Wiesen, unzählige Kühe und diesen schönen Baum.
In der Dämmerung erreichen wir Kerikeri. Jetzt müssen wir nur noch die richtige Straße finden. Plötzlich sehen wir rot-blaue Lichter hinter uns. Polizei! Was haben wir falsch gemacht? Eigentlich gar nichts, aber wir sind „inconsistent“ gefahren. Klar, schließlich versuchen wir im Halbdunkeln die winzigen Straßenschilder zu lesen. So ganz überzeugt unsere Erklärung wohl nicht, denn der Officer hält Jürgen ein kleines Kästchen vor den Mund. Jürgen will gerade hinein pusten, da zieht der Officer das Kästchen entsetzt zurück mit den Worten „Don´t blow, speak your name and address“! Wie jetzt? In der Aufregung verwechselt Jürgen die Postleitzahl, aber das fällt natürlich nicht auf. Was auch immer mit dieser Aktion erreicht werden soll. Jedenfalls dürfen wir weiter fahren und eine Wegbeschreibung gibt es dazu.
Gegen 20.00 Uhr erreichen wir die 88 Lodge. Chris und Geoff erwarten uns bereits. Unser Zimmer ist klasse, das Bad exklusiv und der Terrassenplatz mit Blick auf den wunderschönen Garten gefällt uns besonders gut. Geoff weist uns noch auf den „gefährlichen“ Bettpfosten hin, an dem sich schon so viele verletzt haben. Wir nehmen es zur Kenntnis. Es hindert uns aber nicht daran, in den kommenden Tagen mehrfach davor zu baseln. Bis zur Rückkehr in Deutschland werden die dicken blauen Flecken aber abgeklungen sein.
Eigentlich sind wir total müde. Schließlich war die Fahrt lang und auch den Jetlag haben wir noch nicht so ganz überwunden. Aber keine Chance. Schlafen vor 22.00 Uhr ist laut Chris verboten, damit die Zeitumstellung gelingt. Und die beiden geben sich alle Mühe, uns wach zu halten. Irgendwann ist die 22.00 Uhr-Hürde überwunden und wir fallen nach einem ersten Zusammenstoß mit dem Bettpfosten todmüde in die Federn.
gefahrene Kilometer: 397
Unterkunft: 88 Lodge Kerikeri