Hallo Heinz,
erst vor kurzer Zeit habe ich mich hier im Forum angemeldet, um Tipps und Anregungen für unseren anstehenden Urlaub im Redrock-Country (wir waren allerdings schon ein Dutzend mal da) zu bekommen; aber davon kann man ja nie genug kriegen - vielen Dank an alle Spender!
Ich habe jedoch nicht damit gerechnet, meinen ersten eigenen Beitrag bzw. meine Erfahrungen ausgerechnet über Namibia weiter zu geben, aber - warum nicht ...
Vorab: wenn Du NICHT nach Namibia fährst, wirst Du es über kurz oder lang sehr bereuen!
Meine Familie (also ich mit Frau und Sohn Yannick(16)) waren vom 20.06. bis zum 22.07.07 erst in Südafrika und Namibia mit einem Wohnmobil und danach noch 'ne Woche mit einem 4x4-Pickup mit zwei Dachzelten nur in Namibia unterwegs.
Zur Reisezeit kann ich vielen Vorrednern nur zustimmen: unser Sommer, also der südafrikanische Winter, ist für mich der optimale Zeitpunkt! Es ist tagsüber i.d.R. angenehm warm (wir hatten bis 32° im Etosha-NP) und dabei angenehm trocken, überhaupt keine Schwüle! Nachts gings deutlich runter, teilweise bis Nahe 0°, aber prima zum Schlafen, wenn man 'nen eigenen warmen Schlafsack mitnimmt - die geliehenen taugen da eher nur für hartgesottene Naturen. Wir hatten nur im südöstlichen Südafrika an etwa zwei Tagen Regen, ansonsten immer angenehm niedrige Luftfeuchtigkeit. In der gesamten Zeit habe ich höchsten fünf(!) Mücken gesehen, auch sonst keine anderen unangenehmen Quälgeister. Wenn man nicht gerade in den Caprivi-Zipfel fährt, ist meiner Meinung nach auch keine Malaria-Prophylaxe nötig.
Zur Wahl des Fahrzeugs:
Nach unseren Erfahrungen ist ein Wohnmobil für Namibia absolut UNGEEIGNET!
Wir haben unser Womo in Johannesburg übernommen und waren zu 95% in ST auf guten Straßen unterwegs. Auf den Schotter- oder Sandpisten, die wir da z.B. zum Erreichen von Campgrounds fahren mussten, kam das Womo sehr rasch an unsere Schmerzgrenze. Unser Fahrzeug war erst zwei Monate alt, aber im Wohnbereich auf einem Qualitäts- und Verarbeitungsniveau, dass in Deutschland den Womos vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren entspricht! Sprich: viele Türen oder Klappen sprangen permanent auf, teilweise fielen die Schrauben raus, die Scharniere waren locker und durchdrehende Schrauben verhinderten ein erneutes Festziehen. Die Duschtür hing nach wenigen Tagen schief in der Halterung und lies sich kaum noch öffnen oder schließen. Die Dichtungen hatten den Namen nicht verdient, dicker Staub bedeckte alles, was sich im Fahrzeug bzw. den Staufächern befand. Die beim Befahren unbefestigter Straßen entstehenden Quietsch- und Knarzgeräusche waren da noch am besten auszuhalten. Alles in Allem war das eine Belastung, die wir weder uns noch unserem Gepäck noch dem Fahrzeug an sich zumuten wollten!!!
All diese negativen Erfahrungen auf nicht befestigten Straßen haben uns bewogen, unsere geplante Reiseroute für den namibianischen Teil komplett zu ändern. Namibias Straßen sind zu gut 90% unbefestigt; vieles, was man sich anschauen möchte, ist nur darauf zu erreichen und es sind immer riesige Entfernungen darauf zurück zu legen. Zum Fish River Canyon und zum Wüstengebiet um Sossusvlei sinds
je nach Strecke immer mehrere hundert Kilometer auf solchen Pisten. Also haben wir die einzige durchgängig asphaltierte Straße quer durch Namibia (heißt sinnigerweise B1!) unter die Womo-Räder genommen und sind bis zum Etosha-NP im Norden durchgefahren, was an sich erst für einen späteren Urlaub geplant war. Die nicht asphaltierten Straßen in den NPs fährt man eh' im Schleichtempo, man will ja Tiere entdecken! Auch das ist übrigens ein Vorteil des südafrikanischen Winters, der Bewuchs ist noch relativ niedrig, man sieht viel! Außerdem sind hier alle Tiere aufgrund der Trockenheit in dieser Jahreszeit gezwungen, die zahlreichen künstlichen oder natürlichen Wasserlöcher aufzusuchen. Und wir haben ALLES gesehen, was Südafrika anzubieten hat!!!
Interessant ist im Übrigen, das wir in Namibia trotz der für uns unerträglichen Bedingungen mit Womos auf Schotterpisten mehr solche Fahrzeuge gesehen haben als in Südafrika;ich muss sagen, die Leute haben ein dickes Fell! Und offensichtlich viel Mut, denn ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen: die Pisten morden Reifen! Ich möchte nicht mit einem schweren Womo in der Wildnis liegen bleiben, mit einem kleineren Pickup hilft man sich da leichter.
Mit unserem zweiten Fahrzeug (Nissan Pickup mit Doppelkabine und zwei Dachzelten sowie kompletter Campingausrüstung, Allrad zuschaltbar mit Untersetzung) haben wir uns da WESENTLICH wohler gefühlt. Aber wem sag ich das: hier im Forum kennt sicher jeder die unbestreitbaren Vorzüge von Allradfahrzeugen! Im Übrigen würde ich, auch wenn man nur zu weit unterwegs ist, bei Wahl eines solchen Fahrzeugtyps immer zum Doppelkabiner raten. Man kann auf der Rückbank einfach viel bequemer Gepäck, Kühltasche oder ähnliches unterbringen, was zudem auch staubdicht untergebracht ist. Naturgemäß ist es im hinteren Aufbau nicht ganz dicht, es empfiehlt sich alles zusätzlich zu verpacken. Aber es war immer noch deutlich dichter als in unseren Womo-Stauräumen!
Zum Wichtigsten - FLEISCH!!!
Alle männlichen Mitglieder unserer kleinen Familie konnten sich einen Urlaub ohne Rind- oder Schweinefleisch für unseren Grill, der immer dabei ist, nicht vorstellen! Zur Not geht noch Geflügel, aber Freund von Wild, wie es in unseren Breiten zu bekommen ist, waren wir beide sicher nicht! So haben wir uns erst mal vorsichtig an Straußenfleisch herangewagt, was auch meist leicht zu bekommen war. Irgendwann stand dann aber doch mal Kudu oder Oryx oder Warzenschwein oder Springbock oder Zebra oder .... auf der Speisekarte, wenn wir essen gingen - sehr oft wird ein Buffet angeboten, wo man ja mal vorsichtig probieren kann ... und siehe da, es schmeckt (uns) viel besser, als wir erwartet hatten. Keine Spur von bekanntem Wildgeschmack, im Gegenteil geht der Geschmack eher in die Richtung feiner Rindersteaks. Wir haben schließlich bei einem Menue im Namib Naukluft Park mindestens zehn verschiedene Arten "Wild" probiert, alles "vom Feinsten" und zudem zu Preisen, von denen man hier, aber auch in den USA nur träumen kann. Sogar unser Sohn Yannick, der anerkanntermaßen extrem pingelig mit Essen ist, schwärmt heute noch von Oryxsteaks, die sein absolutes Lieblingsgericht waren!
Im Übrigen kann ich eine weiter oben gemachte Aussage, Namibia sei in jedem Fall ein teures Urlaubsziel, auf keinen Fall teilen. Der Namibia-Dollar bzw. der auch akzeptierte südafrikanische Rand (Verhältnis 1:1) haben zurzeit einen zum Euro sehr günsigen Wechselkurs und die Lebenshaltungskosten sowie der Treibstoffpreis sind vergleichsweise gering. Auch war unser Flugpreis (FRA - JHB, WDH (Windhoek) - JHB - FRA mit South African) mit etwa 675,- € p.P., gebucht schon im Oktober 2006, für unser Empfinden sehr günstig.
Zur Sicherheit:
Wir waren genau drei Tage nach dem Mord an dem Frankfurter Geschäftsmann ca. 50 km westlich von Windhoek in der namibianischen Hauptstadt. Dementsprechend aufgeregt wurde in der Stadt darüber berichtet und diskutiert. Nach Aussage eines unserer Gastgeber, einem Deutschen, war das das erste Gewaltverbrechen an einem Touristen seit etwa zwei Jahren. Da ist es in den Städten der Vereinigten Staaten oder auch in unseren Großstädten meines Erachtens riskanter, sich in bestimmten Gebieten aufzuhalten. Es gelten natürlich hier wie überall auf der Welt die auch oben schon genannten Vorsichts- bzw. Verhaltensmaßnahmen, dennoch haben wir uns in Namibia in keiner Sekunde unsicher gefühlt.
Wir haben allerdings auch meist in Gästelodgen bzw. auf Gästefarmen übernachtet (alles von hier vorgebucht - bei nur einer Woche aber auch machbar), lediglich in der Namibwüste haben wir auf einem Campingplatz unsere Dachzelte genutzt, der mit einem guten amerikanischen NP-Cpgrd meines Erachtens vergleichbar ist. Das Schlafen war übrigens darin für uns in "fortgeschrittenem Alter" (>50) wider Erwarten durchaus angenehm, da haben wir in manchem US-Motel schon erheblich unbequemer genächtigt.
Zu Informationsquellen über Namibiaurlaub kann ich mich nur wiederholen; dennoch möchte ich insbesondere das erwähnte Forum hervorheben, in dem ähnlich diesem zahlreiche tolle Informationen, Tipps, Links etc. zu finden sind. Ich versuche noch zwei Fotos unsere beiden Fahrzeuge anzuhängen, im Augenblick sprengen sie noch die Forumsvorgaben. Für jede Art weiterer Informationen oder Fragen stehe ich sehr gerne noch bis zum 21. Mai 08 zur Verfügung, dann geht's am Donnerstag gen Westen bis zum Rückflug am 08./09.06.08.
So, nun ist es fast ein kleiner Reisebericht geworden; ich hoffe mit meinen persönlichen Eindrücken/Meinungen das Forum nicht gelangweilt zu haben. Ich bin aber sicher, dass mir zu dem Thema bei Bedarf noch vieles einfällt!
Ein Rheinländer würde zum geplanten Namibia-Urlaub vielleicht sagen:
MACH ET, HEINZ!
ICH AUCH!!!
Liebe Grüße aus Dortmund
Klaus