Montag, 21. April 2014 - von Kanab über die Skutumpah Road nach Escalante
Die Negativ-Erfahrung mit dem Days Inn setzte sich nach einer sehr unruhigen Nacht beim Frühstück fort: Der gar nicht mal so kleine Frühstücksraum war völlig überfüllt, es war kaum ein Durchkommen zwischen all den Menschen, so dass wir das Frühstück auf später verschieben wollten. Beim nächsten Anlauf, als 2 der Busse abgefahren waren, war es dann leer – aber leider genauso leer das Angebot vom Frühstück. Es gab nicht mal mehr ein Stück Toast, nur ein kläglicher Rest von einem Omelette (das, wie sich später gezeigt hat, unsere Verdauungstrakte etwas strapaziert hat).
Das Personal war durchweg unfreundlich ; der Pool war geschlossen wegen Einbau eines Behindertenlifts – das kann ja sein, aber es wurde beim check-in nicht mal erwähnt, geschweige denn sich dafür entschuldigt. Und der Höhepunkt war, als wir kurz nach 9 Uhr ein bisschen verpasste Nachtruhe nachholen und etwas dösen wollten (check-out wäre um 11 gewesen), platzte die Putzfrau ins Zimmer trotz „do-not-disturb-sign“.
Zwischen „Frühstück“ und Putzfrauen-Debakel sind wir noch zum Visitor Center gefahren und wollten bei der Wave-Lotterie unser Glück versuchen - wenn wir schon in Kanab
waren. Wir hatten 2012 das große Glück, ein Wave Permit bei der Online Lotterie zu bekommen und durften also schon einmal an diesem wunderbaren Ort sein. So war es diesmal nicht mehr sooo wichtig, und wir hätten unsere Reisepläne auch etwas ändern müssen, wenn es geklappt hätte. Nun, es sollte nicht sein – und ich war zugegebenermaßen etwas erleichtert, da die sehr nette Rangerin betont hat, der morgige Tag sei nicht grade günstig für die Wave wegen sehr viel Wind und zu erwartenden Sandstürmen. Aber es war interessant, mal die Lotterie mitzuerleben, von der man schon so viel gehört hatte.
Als wir das ungastliche Hotel verlassen hatten, haben wir uns auf den Weg nach Escalante gemacht, durch das Grand Staircase-Escalante National Monument.
Östlich von Kanab zweigt von der 89 Richtung Norden die Johnson Canyon Road ab. Diese ist noch ein ganzes Stück asphaltiert und entsprechend gut zu fahren und ist landschaftlich sehr schön – lohnt sich eigentlich auch schon als Abstecher von Kanab aus.
Nach ca. 17 Meilen zweigt als BLM 500 die Skutumpah Road ab, die bis Cannonville, also fast bis zum Bryce Canyon, geht. Die ca. 38 Meilen der Skutumpah Road sind nicht asphaltiert, waren jedoch gut zu fahren. Man kann an der Strecke den Bryce Canyon von der Rückseite aus sehen, und an ihrem Weg liegen Lick Wash, Bull Valley Gorge und Willis Creek Canyon.
Nach ca. 29 Meilen auf der Skutumpah Road erreicht man den Trailhead zum Bull Valley Gorge. Das Auto konnten wir an der Brücke oberhalb der Schlucht abstellen, sind hier in beide Richtungen ein paar Meter gelaufen und haben uns erstmal oben orientiert. Von oben sieht man auch den alten Truck unterhalb der Brücke, der dort vor vielen Jahren mal abgestürzt war, als die Brücke noch sehr provisorisch war. Dieser ist jetzt quasi in die Brücke mit eingebaut.
Wer mehr abenteuerlich und kletterlustig veranlagt ist, kann nach ein paar hundert Metern in westlicher Richtung auch in die Schlucht absteigen und unten in östlicher Richtung die Schlucht entlang gehen. Auch wenn man noch recht einfach nach unten kommt: wieder zurück wird es dann doch schwieriger. Uwe hat sich für den Weg unten entschieden, ich bin lieber gleich wieder hochgeklettert und ein Stück parallel mitgelaufen. Anfangs habe ich ihn immer mal noch gehört, oder auch mal kurz gesehen, aber einige Zeit nach der Brücke dann nichts mehr, es geht immerhin bis zu 40 Meter tief… Wir hatten gelesen, dass es eine Meile weiter einen einfachen Aufstieg geben soll. Das hieß für mich Warten und Hoffen und ich war schon sehr erleichtert, als er nach ca. ½ - ¾ Stunde fröhlich fotografierend den oberen Weg entlang kam.
Das kleine Pünktchen in der Mitte ist Uwe
Vom Weg durch die Schlucht kann Uwe selbst noch etwas erzählen:
Nach dem Abstieg habe ich mich im Slot dann Richtung Brücke auf den Weg gemacht, während Andrea oben am Rim entlang ging. Trotz Frühjahr war es trocken, so war es auch kein allzu großes Problem über die herumliegenden Felsen zu klettern und die Absätze hinunter zu kommen. Es ist nicht weit bis zur Brücke aber ungeheuer faszinierend; abgerissene Baumstämme, Schleifspuren an Felsen und Wänden zeugen von der Kraft der Flash Floods. Da wo sich der Slot aufweitet konnten wir uns gegenseitig sehen und hören – Andrea oben am Rim und ich unten im Slot, bis zu 40 m Höhenunterschied.
An der Brücke selbst gibt es noch ein skurriles Bild zu sehen: Ein Truck, der in den 1950ern von der Brücke gestürzt ist, hängt so auf halbem Weg zwischen oben und unten in den Wänden, direkt unterhalb der Brücke liegen auch noch die Überreste eines alten Motorrades.
Nach der Brücke weitet sich dann der Slot Canyon auf, das macht es dann leichter unten zu laufen. Den ersten Ausstieg kurz nach der Bücke muss ich wohl übersehen haben, ich bin dann einfach weitergelaufen bis ich an eine Stelle kam, an der ich zum Canyonrand hochklettern konnte. Der Ausstieg war dann auch der schwierigste Teil, es war recht steil und das Geröll rutschte andauernd nach. Aber mit Geduld, Vorsicht und der Hilfe einiger Baumwurzeln war das auch bald geschafft, und oben bin ich dann zum Parkplatz zurückgelaufen.
Fazit: ein wirklich spektakulärer Hike. Der Ausstieg aus dem Canyon war zwar etwas herausfordernd aber nötigenfalls läuft man im Canyon einfach weiter - dadurch dass er sich aufweitet, ergeben sich sichere und einfachere Möglichkeiten zum Aussteigen.
Und nun erzählt Andrea wieder weiter :)
Einfacher zu erkunden ist der Willis Creek Canyon, den wir auch schon vom vorherigen Urlaub kannten. Nach weiteren 2-3 Meilen ist hierzu der Trailhead – und man kann ohne Kletterei von hier aus einfach in die Slots hineinlaufen. Es fließt etwas Wasser vom Willis Creek, aber mit Wanderschuhen bleiben in der Regel die Füße trocken. Die Slots sind nicht sehr eng, aber schön anzusehen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Stellen, an denen sich der Canyon weitet. Eine abwechslungsreiche Wanderung, die wir nun schon zum zweiten Mal gemacht haben - nicht ganz so weit wie 2 Jahre vorher.
Nach weiteren 9 Meilen stößt die Skutumpah Road bei Cannonville auf den Highway 12.
Eigentlich hatten wir dieses Jahr nicht vor, den Bryce Canyon zu besuchen – aber jetzt waren wir schon so in der Nähe und hatten noch Zeit. Und wir finden ihn immer wieder bezaubernd. Also haben wir von Cannonville aus doch noch den kurzen Abstecher gemacht – nur mal Schauen. Für die Wanderung nach unten hat es nicht mehr gereicht, aber auch die Blicke von Sunrise oder Sunset Point aus sind ja schon SO schön!
Auf dem Highway 12 sind es von Cannonville aus noch 34 Meilen bis „Escalante City“. Wir haben zum zweiten Mal im Circle D Motel übernachtet. Robert, der Manager, hat uns sehr freundlich empfangen und betont immer wieder gerne, dass nach Utahern die größte Zahl der Gäste aus Deutschland käme. Es gibt ja auch einen 10 % Rabatt für das Motel - wir hatten den Code von Synnatschkes - !
Die Atmosphäre wirkt gemütlich, ländlich und familiär - man kann abends noch auf der Terrasse vor den Zimmern sitzen, und wir hatten sehr nette und ausführliche Gespräche mit unseren Nachbarn Pam und Dan aus Seattle. Die beiden und ihre wunderbare Greyhound-Hündin Ariel waren schon oft im GSENM zum Wandern, und wir haben auch außer dem Reisen so manche Gemeinsamkeit entdeckt. Da hat einfach gleich die Chemie gestimmt, und wir haben heute noch Kontakt über Facebook.
Im dem Motel angeschlossen Restaurant haben wir sehr gut gegessen; sie verwenden nur Rindfleisch aus der Umgebung, und Uwe sagte auch nach dem Urlaub noch, dass er im Circle D das allerbeste T-Bone-Steak bekommen hat.
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gefahrene Meilen: 134
Unterkunft: Circle D Motel, Escalante
Abendessen: Circle D Eatery
Antischnatterlink