Beiträge von usaletsgo

    Abreise: 11.04.2023


    Wir frühstücken dasselbe wie gestern, allerdings gönne ich mir noch ein Croissant zum Mitnehmen. Kostet extra, immerhin zwanzig Schekel. Die finde ich noch in irgendeiner Ritze. Das ist aber definitiv das letzte Bargeld, abgesehen von den paar Knöppen, die irgendwo im Auto in der Mittelkonsole liegen dürften.


    Apropos Auto: Nach dem Auschecken gehen wir dorthin und finden es so vor:


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    Der Wagen ist komplett eingesaut, sieht man auf den Bildern gar nicht so richtig. Das Gewitter von gestern Abend lässt grüßen. So können wir die Kiste unmöglich abliefern, da ist Stress programmiert.


    Also machen wir auf dem Weg zum Flughafen nicht nur einen Tankstopp, sondern auch einen bei einer Autowaschanlage. Kostet nur 35 Schekel, das ist ja ok. Dass wir dem Mann an der Kasse unsere wirklich allerletzten Münzen anbieten und hoffen, dass das reichen würde, lässt ihn lachen: "This is only 2 Schekels." Ah, dann sind das also quasi die Untereinheit von Schekel, die wir da stolz anbieten. Also so gut wie nix. Ralf zahlt mit Karte, das geht immer.


    Heute ist übrigens das perfekte Abreisewetter. Das Gewitter von gestern hat einen Wetterumschwung eingeleitet. Es ist relativ kühl, bedeckt, kein Fitzel Sonne. Hin und wieder stippelt es ein wenig aus dem düstergrauen Himmel.


    Bei Budget geht alles ganz schnell. Wagenkontrolle eine Minute. Shuttle steht bereit, zehn Minuten später sind wir schon am Terminal, nachdem wir durch eine Sicherheitskontrolle gewunken werden.


    Auch die Ausreiseprozedur, von der man manchmal Kompliziertes liest, gestaltet sich denkbar einfach. Ein paar Standardfragen, schon sind wir durch. Los ist hier so gut wie gar nichts, auch nicht bei Security, wo man sich für mein Underwater-Iphone-Case gar nicht zu interessieren scheint.

    Planmäßig landen wir in Amsterdam und fahren nach Hause, wobei wir noch einen Stopp bei Mc Donald´s in der Nähe von Rheine machen. City - Bayern läuft und Bayern kriegt ne Rasur ohne Schaum ...

    7. Tag: 10.04.2023


    Frühstück gibt es à la carte in dem kleinen Café, das zum Hostel gehört. Ich bestelle einen Cappuccino und ein großes Mandel-Croissant. Ralf ein Panini.

    Nur eine Glasscheibe trennt uns von der großen Shlomo Lahat Street, hinter der der Strand liegt, auf den strahlender Sonnenschein niedergeht. Also beeilen wir uns mit dem Frühstück, denn eigentlich ist der Wetterbericht gar nicht sooo prall.


    Wenig später stehen wir gut eingeschmiert mit Sonnenmilch vor dem Hostel und können los. Wir gehen direkt am Wasser entlang, der Sand ist herrlich fest und bequem zu laufen.


    Ein Blick nach Norden.


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    Das ist allerdings die falsche Richtung. Wir möchten zur Altstadt, nach Jaffa, das ca. zweieinhalb Kilometer weiter südlich liegt.


    Wir sind schon ein Stück weiter - unser Hostel befindet sich zwischen den Hochhäusern. Eingekeilt zwischen sehr teuren Hotels, die wir uns allesamt nicht leisten können.


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    Von Süden nahen Wolken - es war zu befürchten. Dort ragt der Clock Tower aus der sandsteinfarbenen Altstadt hervor. Genau dahin gehen wir.


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    Zum GLück ziehen die bedrohlich aussehenden Wolken vorüber. Noch bevor wir Jaffa erreichen, strahlt die Sonne wieder beinahe ungestört. Wir sehen eine Weile den Surfern zu und genießen den perfekten View.


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    Wir nähern uns der Al-Bahr Moschee.


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    Von hier, etwas erhöht, hat man ebenfalls einen sehr schönen Blick.


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    Die St. Peter´s Church ist ein weiteres Wahrzeichen des viertausend Jahre alten Stadtbezirks.


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    Die mit Ateliers gespickte Altstadt ist von engen Gassen durchzogen.


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    Es gibt jede Menge zu entdecken.


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    Natürlich darf ein Besuch beim Hafen nicht fehlen. Von hier wurden die berühmten Jaffa-Orangen in alle Welt verschifft. Heute liegen hier vor allem kleinere Segel- und Fischerboote.


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    Nirgendwo sonst in Tel Aviv treffen Altertum und Moderne auf engerem Raum aufeinander als in Jaffa.


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    Ganz in der Nähe ist ein Souk, dorthin gehen wir und finden die üblichen Krimskramsläden. Manche sind aber auch sehr interessant und einen zweiten oder dritten Blick wert. Uns kommt der Gedanke, dass dieser Souk der ideale Ort wäre, um eine Kneipe einzurichten.


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    Wir gehen am Strand zurück Richtung Stadtzentrum.


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    Während Ralf loszieht, um ein Sabich, ein arabisches Sandwich, aufzutreiben, verkrümele ich mich aufs Zimmer und mache eine kleine Siesta. Ist ziemlich schwül draußen, heiß sowieso. Ich bin ein wenig ermattet.


    Nach einem Stündchen - Ralf ist noch nicht wieder zurück - werfe ich einen Blick aus dem Fenster.


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    Noch ist es schön sonnig, was also spricht gegen einen Spaziergang am Strand in die andere Richtung, nach Norden? Ich finde: nichts.


    Ich creme mich noch einmal ordentlich ein und marschiere los. Barfuß durchs flache Wasser - herrlich!


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    Ich gehe bis zum Gordon Pool ...


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    ... und noch ein Stück weiter zur Hilton Bay.


    Die Jungs sind nicht schlecht am Ball - überhaupt: In Tel Aviv wird unheimlich viel Fußball am Strand gespielt.

    Fußball oder Beach Ball - überall hört man das satte Klack-Klack der harten Gummibälle auf den großen Speckbrettern. Habe ich früher auch immer gespielt. Volleyballfelder existieren übrigens nicht, Beach Volleyball scheint noch im Dornröschenschlaf befindlich zu sein. Dabei müsste das doch eigentlich brummen in einer Stadt wie Tel Aviv, die kilometerlange Top-Strände hat.


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    Mittlerweile hat sich die Sonne weitgehend verzogen, ich bekomme sogar ein paar schüchterne Tröpfchen ab. Ich gehe zurück.

    Im Süden sieht der Himmel nach Gewitter aus.


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    Wieder staune ich, wie unbeschwert die Leute hier das Strandleben genießen. Aber tue ich das nicht auch? Und was wäre die Alternative? - Nichts Gutes.


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    Ungefähr eineinhalb Stunden später treffe ich beim Hostel Ralf wieder. Wir halten uns gar nicht lange auf, sondern zischen gleich ab zum Strand. Die Sonne scheint wieder stärker, nichts wie rein ins kühle Nass!


    Irgendwie scheint das Wasser heute wärmer zu sein als gestern, kommt uns jedenfalls so vor. Oder es liegt daran, dass das Thermometer mindestens 32° C zeigt und es ziemlich schwül ist. Wir halten uns zwei Stunden unter einem der vielen Sonnendächer auf, die eine ziemlich gute Idee der Stadtväter von Tel Aviv sind.


    Es wird immer drückender - da liegt noch was in der Luft.


    Oh ja, tut es! - Zum Abendessen rennen wir! Durch wolkenbruchartigen Regen. Der Himmel öffnet seine Schleusen gerade als wir ein paar Hundert Meter unterwegs sind. Schön durchfeuchtet kommen wir bei einem kleinen Bistro an, das geöffnet hat. Ist gar nicht selbstverständlich, denn noch immer ist Pessach, und da hat längst nicht jeder Laden geöffnet. Nicht einmal Restaurants. Wir sitzen unter einem dunkelgrünen Sonnendach, das gerade allerdings als Regendach fungiert. Es regnet ohne Ende, ab und zu mogelt sich ein Spritzer durch die Plane und es prickelt im Gesicht. Alles halb so wild - sind noch immer 30°C. Als Vorspeise gibt es heute Aubergine mit Salat - nicht ganz so der Brüller. Das asiatisch angehauchte Gemüsegericht auf Reis als Hauptgang ist aber richtig gut.


    Wir warten das Ende des Gewitters ab und gehen zurück zum Hostel, wobei wir vorher noch im Kiosk gegenüber die letzten Bargeld-Schekel für sinnlose Dinge wie Süßigkeiten auf den Kopf hauen.


    Und dann ist das große Packen angesagt, denn morgen geht es nach Hause. Wobei das große Packen eigentlich ein kleines ist, denn wir haben ja eh nur Handgepäck.

    Sehr schade, habt Ihr wenigstens Abbildungen, was überhaupt dort war?

    Wenn man direkt davor steht, sieht man ein bisschen mehr. Auf den Fotos eher

    :EEK: Und was wäre wenn Ihr zum Flieger hättet müssen???

    Tja. Eine berechtigte und spannende Frage, auf die wir zum Glück keine Antwort finden mussten.

    Trotz der Feiertage, na wer bäckt denn da :gg: ?

    Vermutlich arabische Israelis. Bei denen gab es zu jeder Zeit alles.

    6. Tag: 09.04.2023


    Frühstück gibt es wieder beim Aroma Café - und natürlich wieder mit Apfelstäben und Cappuccino.


    Wenig später lacht uns das hübsche Hostel-Schild an, das hinter dem Schreibtisch der Dame hängt, bei der wir auschecken. Nett irgendwie und ein Abschiedsfoto wert, finde ich. Wir haben uns wohl gefühlt, trotz der Einfachheit der Unterkunft.


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    Leider gibt es ein Problem: Wir sind eingeparkt. Und zwar so, dass gar nichts geht.


    Die Suche nach dem Übeltäter führt dazu, dass man selbigen sucht - immerhin haben sie ihre Telefonnummer hinterlassen. Blöd nur, dass niemand rangeht. Das Mädel am Schreibtisch klopft an ihre Zimmertür: nada, ausgeflogen, die Vögel. Hmm, und nun? Wir wollen nach Tel Aviv. Ich habe die Idee, dass wir auf der anderen Seite vom Hof fahren, dann müsste allerdings der eher baufällig aussehende Bulli weg, der dort den Weg versperrt. Was aber nicht geht, denn, so ein männlicher Mitarbeiter des Hostels: "It is a wall!". Kann also nicht removed werden. Steht da wahrscheinlich bis zum Sanknimmerleinstag.

    Bleibt wohl nichts anderes als warten.


    Ich werfe mal einen Blick aus dem Fenster und siehe da: Die Vöglein sind diesmal in die richtige Richtung ausgeflogen, unser Auto kann bewegt werden. Da fackeln wir nicht lange, sondern nutzen die Chance.


    Noch ein Abschiedsfoto - man beachte den Spruch über der Tür: "Eine feste Burg ist unser Gott"


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    Wir fahren in südlicher Richtung aus Haifa heraus und machen einen frühen Fotostopp an einem der vielen Strände, die sich südlich von Haifa aufreihen.


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    Ein Blick zurück:


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    Dann erreichen wir unser Ziel, den Caesarea Nationalpark. Die antike, von Herodes zwischen Haifa und Tel Aviv errichtete Römerstadt gehört zu den bedeutendsten kulturellen Ausgrabungsstätten in Israel. Sie begrüßt uns mit stechender Hitze - hier ist es gefühlt zehn Grad heißer als in Haifa. Dabei liegt Caesarea direkt am Meer.


    Wir parken auf einem großen, staubigen Parkplatz gegenüber des Eingangs und entrichten unsere Obolus: 39 Schekel/Person. Ein Restaurant gibt es hier auch.

    Alles klar?


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    Aber wir sind ja nicht zum Speisen hier, sondern zum Besichtigen. Und da gibt es einiges, z.B. den Caesarea Harbor, dessen klares Wasser bei direktem Sonnenlicht noch schöner aussähe. Nun aber ist es so halb sonnig, halb wolkig - Überbleibsel des nicht so prallen Wetters gestern.


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    Allerdings wird es immer sonniger - und damit auch heißer. Als wir zum Hippodrome, der alten, römischen Rennbahn marschieren, knallt uns die Sonne heftig auf die Pläte.


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    Wir beschließen, an dieser Stelle umzukehren ...


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    ... nur, um wenig später zu beschließen, dass der Beschluss von eben Unsinn war. Es gibt doch noch das große Amphitheater, die Hauptsehenswürdigkeit des Parks, wie wir beim Eingang mitbekommen haben, als sich der Amerikaner vor uns haarklein erklären ließ, was es denn alles zu besichtigen gäbe.


    Also vorwärts, es geht zurück!


    Und schon sind wir an Ort und Stelle. Wer die Stufen in Angriff nimmt, hat von oben einen hübschen Blick.


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    Die Hitze aber ist kaum auszuhalten. Irgendwie steht die Luft, dabei sind wir am Meer. Wir gehen zurück Richtung Auto, nicht ohne diverse kleinere Fotostopps einzulegen.


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    Bunte Blömchen - immer hübsch:


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    Der Weg am Wasser ist besser auszuhalten, als die "Inlandsroute", die wir über das Geläuf der Rennbahn genommen haben. Der Ausblick aufs Meer ist auch nicht zu verachten. Jetzt steht die Sonne ziemlich unverschleiert am Himmel und färbt das Wasser verlockend.


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    Wir verlassen den Park, gehen aber noch nicht zum Auto, sondern zu einer kleinen Bucht.


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    Nun verlassen wir die Gegend. Wir halten kurz an einem Supermarkt und kaufen Getränke, Eis, Schokolade und Joghurt, dann fahren wir nach Tel Aviv. In dichtem Verkehr landen wir in der Stadt, deren Außenbezirke auch alles andere als hübsch aussehen. Teilweise sind die Gebäude komplett heruntergekommen, nicht wenige wirken zumindest abrissreif.


    Schöner wird es erst, als wir uns der Promenade nähern. Dort liegt auch unser 180°-Hostel, in perfekter Lage, zwischen Savoy und Kempinski. Wir finden ganz in der Nähe keinen Parkplatz und kurven ein wenig herum. Doch nicht weit entfernt gibt es einen großen öffentlichen Parkplatz, der allerdings 120 Schekel für 24 Stunden kostet. Dort stellen wir den Wagen und einen schattenspendenden Baum und schlüren mit Sack und Pack los.


    Unser Zimmer ist noch nicht bezugsfertig, es ist kurz nach 14:00 Uhr. Das Hostel macht einen guten Eindruck, natürlich überwiegend junge Leute unterwegs, die Lobby aber ist ganz nett, und es gibt ein Café, wo morgens das Frühstück serviert wird. Wusste ich gar nicht, dass wir mit Frühstück gebucht haben, stand bei Booking nicht dabei. Umso besser, ein Problem weniger.


    Pünktlich um 15:00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte und möchten aufs Zimmer. Ist fertig, perfekt. Doch oben angekommen stellt sich heraus, dass gar nichts fertig ist. Das Zimmer hat noch kein Housekeeping gesehen. Betten ungemacht, Handtücher dreckig. Wir gehen auf den Flur, wo eine Menge Personal herumwuselt, aber in anderen Zimmern beschäftigt ist. Wir bitten darum, dass unser Zimmer vorgezogen wird, was auch passiert.


    Dauert zwanzig Minuten, dann ist alles fertig - bloß: Es fehlen Handtücher. Wir wieder raus, Handtücher bestellt. Die Chefin des Housekeepings nimmt sich der Sache persönlich an und kehrt mit einem Stapel Handtücher zurück, die angeblich frisch aus der Wäsche kommen. Genau so sehen sie nicht aus. Vielmehr bewegen sie sich irgendwo zwischen dreckig und ganz dreckig. Das monieren wir natürlich und endlich, endlich bekommen wir Handtücher, die zwar m.E. in Kürze in den Müll gehören, aber immerhin sauber sind. Alle Leute, mit denen wir zu tun haben, sind übrigens sehr freundlich. Man entschuldigt sich tausend Mal, es wird viel gelächelt. Alles gut.


    Das Zimmer #303 übrigens ist sehr schön - alles tip-top. Bad auch. Verglichen mit der Einfachheit des Haifa Hostels geradezu hotelähnliche Zustände hier.

    Die Sonne versteckt sich hinter einem bedeckten Himmel, aber es ist knackig heiß mit 31° C. Also hält es uns nicht lange auf dem Zimmer. Einmal Treppen runter, raus aus dem Hostel, über die Straße, und schon hat man die Füße im Sand. Wir organisieren einen der vielen quietsch-orangen Plastikstühle, die scheinbar kostenlos sind, und hocken uns nahe ans Wasser, wo es hitzetechnisch besser auszuhalten ist und nicht so gerammelt voll wie sonst überall. Dass es hier vor zwei Tagen zu einem fürchterlichem Anschlag gekommen ist, kann man sich gar nicht vorstellen. Die Leute jedenfalls lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern leben ihr Leben. Familien noch und nöcher - man möchte sich nicht ausmalen, was hier passieren könnte ...


    Und dann stürzen wir uns in die Fluten! Das Mittelmeer ist erfrischend - nicht kalt, aber es hat auch nicht gerade Badewannentemperatur.

    Ungefähr eine Stunde bleiben wir, dann ist die Sonne endgültig verschwunden.


    Zum Abendessen gehen wir in einen Laden, den Ralf im Internet gefunden hat. Knackevoll der Laden, er liegt mitten im Kneipenviertel von Tel Aviv. Hier sind jede Menge Leute unterwegs, die Restaurants sind proppevoll. Das ganze Leben spielt sich draußen ab, es ist angenehm warm.


    Leider ist kein Tisch frei, obwohl es erst kurz nach 18:00 Uhr ist und der Laden gerade geöffnet hat. Offenbar ist er schwer angesagt, Neuankömmlinge stehen Schlange. Man bietet uns an, uns an einen großen Tisch zu anderen Leuten zu setzen. Kein Problem, machen wir. Flugs schafft der Kellner ein wenig Platz für uns und wir sind von einem hebräischen und englischen Sprachgewirr umfangen.


    Ich bestelle Fish & Chips, Ralf ein Fischfilet, vorher gibt es super-leckeres frisches Brot mit nicht minder leckerer Mandelcreme. Dazu jeder einen Cocktail: 14 EUR, nicht gerade ein Schnäppchen, aber Israel ist restauranttechnisch sowieso nicht billig.


    Bicicletta heißt das Restaurant, dessen Tische sich in einen mit viel Grün geschmückten Hinterhof zwängen:


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    Es ist stockdunkel, als wir zum Hostel zurückkehren. Der Carmel Market, auf dem eben noch reges Treiben herrschte, ist fast gänzlich verwaist. Geöffnet ist aber der Kiosk neben unserem Hostel. Dort decken wir uns noch mit ein paar Getränken ein.

    5. Tag: 08.04.2023


    Die Nach ist anfänglich laut. Viele Auto-Poser, die die Straße durchs German Quarter in ihren aufgemotzten Kisten rauf und runter brettern. Laute Musik inklusive. Irgendwann gegen Mitternacht ist der Spuk vorbei.


    Morgens checke ich Whatsapp und die Familiengruppe quillt über vor Nachrichten. Was ist los? Der jüngste Anschlag in Tel Aviv, wo jemand in eine Menschengruppe an der Promenade gefahren ist, halten meine Damen in Atem. Ich versichere zum x-ten Mal, dass wir vorsichtig sein werden - wohl wissend, dass das eine Floskel ist und in der Praxis nicht umzusetzen ist.


    Frühstück gibt es im Hostel nicht - es sei denn, man hat eigene Utensilien dabei oder möchte mit Pancakepulver in Wasser gerührt (oder wie immer das funktioniert) Vorlieb nehmen. Ist uns zu kompliziert, wir brauchen morgens einfache Lösungen.


    Diese finden wir in Gestalt des Aroma-Cafés schräg gegenüber, das nicht nur einen schönen Namen trägt, sondern auch sehr leckere Apfeltaschen in Stabform und erstklassigen Cappuccino für 29 Schekel serviert. Wir essen draußen, ist gar nicht so kühl, wie wir dachten.


    Dann fahren wir los, zum Glück haben wir auf dem Parkplatz gegenüber vom Hostel kein Knöllchen kassiert. So genau weiß man das nie, es sei denn, man ist des Hebräischen mächtig, das einem eröffnet, wann man denn wie lange kostenlos parken darf.


    Wir fahren zum See Genezareth, straight nach Osten.


    Leider ist das Wetter alles andere als optimal. Es regnet zwar nicht, aber der milchige Himmel verspricht keine guten Fotos. Nach einem Tankstopp bei Yellow kommen wir nach Tiberias - hat man auch schon mal irgendwann gehört, den Namen, ohne richtig etwas damit anfangen zu können. Keine besonders hübsche Stadt auf den ersten Blick, dafür direkt am Ufer gelegen.


    Wir finden einen Parkplatz beim Bora Bora Beach Club, der nicht nur einen klangvollen Namen trägt, sondern auch üppig Eintritt verlangt für das Betreten einer zugegeben schönen, gepflegten Anlage mit Rasenflächen, Pool und Liegen hinter einem kleinen Strand. Doch Badewetter ist heute so gar nicht, also verzichten wir und begnügen uns mit einem Spaziergang. Gar nicht so einfach, eine Zugang zum Seeufer zu finden, der nicht in Privatbesitz ist.


    Hier ist eine entsprechende Stelle:


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    Joah, ganz nett, aber auch nicht umwerfend bei dem mäßigen Licht.

    Wir streunen noch eine Weile umher und klettern über ein paar Felsen, um plötzlich auf dem Grundstück eines Hotels zu stehen. Wenigstens ein paar Fotos dürfen wir doch machen ...


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    Dann setzt sich die Erkenntnis durch, dass hier besichtigungs- und fototechnisch nicht mehr viel zu holen ist, und wir fahren ein Stück weiter das Ufer hoch. Bei der Palm Beach Promenade bitte ich Ralf, mal anzuhalten für ein paar Bilder.


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    Wir fahren weiter, nicht viel zu sehen hier.

    Vor uns liegt der Berg der Seligpreisungen mit der gleichnamigen Kirche darauf - ein römisch-katholischer Pilgerort. Dorthin fahren wir.


    Der Ausblick auf den See ist bei guter Sicht bestimmt fantastisch, heute jedoch kaum einen zweiten Blick wert. Wir machen einen Spaziergang durch den hübschen Park.


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    Natürlich darf ein Besuch der Kirche selbst nicht fehlen.


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    Für die Innenansicht schließen wir uns einer größeren Reisegruppe an - auf dem Parkplatz stehen diverse Reisebusse. Viele der Menschen, mit denen wir einmal im Kreis um die erhöhte Plattform mit dem Altar gehen, sind offenkundig tief religiös.


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    Der Garten ist ebenfalls sehr schön. Überall blüht es.


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    Eine tolle Vegetation.


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    Wir erklären die Stippvisite zum See Genezareth für beendet und fahren durch eine blassgrüne, toskanaähnliche Hügellandschaft mit Zypressen und Bananenbäumen (die gibt es in der Toskana nicht :-)) nach Akko. Die Stadt hat einen mittelalterlichen Kern, der sehr interessant sein soll. Wir parken ganz in der Nähe der Gemäuer und tauchen bereits nach wenigen Schritten in eine fast vollständig arabisch geprägte Welt ein. Wieder staunen wir, wie nahe doch unterschiedliche Religionen, Kulturen und Lebensweisen in Israel beieinander liegen - leider nicht immer friedlich.


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    Wir landen gleich auf dem Souk, der sich nicht wesentlich von dem in Jerusalem unterscheidet. Exotische Speisen und allerlei Krimskrams erwarten einen.


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    Wir gehen durch kleine Gassen, deren morbiden Charme ich interessant finde. Ralf ist weniger begeistert - ist sehr individuell, logisch.


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    Wir bewegen uns zur Südspitze der Landzunge, auf der die Altstadt von Akko liegt.

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    Das sieht nach einem christlichen Gotteshaus aus:


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    Und das ist eindeutig ein Minarett:


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    Der Hafen ist auch interessant. Hier liegen zahllose Ausflugsboote und Fischerkähne.


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    Ich würde gerne noch ein wenig weiterstreunen, aber Ralf ist wenig begeistert und möchte lieber abzischen. Okay, machen wir.

    Wir fahren zurück nach Haifa.


    Erfreulicherweise finden wir einen Lücke auf dem winzigen Hostel-Parkplatz, so müssen wir nicht hoffen, kein Ticket zu bekommen. Vor unserer Abreise wird die Kiste sowieso nicht mehr bewegt.


    Eine kleine Nachmittagspause schließt sich an. Ich fülle sie mit Fußballgucken an dem schönen Gemeinschaftstisch in unserem Hostel. Ralf mir gegenüber mit dem Werder-Sieg in Mainz.


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    Später gesellt sich noch ein junger Englisch sprechender ManU-Fan dazu, der die Highlights des Sieges gegen Everton schaut. Die Internationalität hier ist irgendwie cool.


    Nach dem Fußball gehen wir wieder die Straße hoch, die zu den Bahai Gardens führt. Diesmal gehen wir sie bis zu ihrem Ende und besuchen natürlich auch die Gärten. Eine kurze Sicherheitsüberprüfung, dann dürfen wir eintreten.


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    Leider darf man nur bis zu einer gewissen Höhe gehen. Trotzdem ist der Blick herunter zum Industriehafen schon gut.


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    Abendessen gibt es bei Havana plus.


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    4. Tag: 07.04.2023


    Nachdem wir gestern üppig mit Kaffee und einem Joghurt gefrühstückt haben, ist heute Magerkost angesagt: Es gibt nur Kaffee, für den erfreulicherweise alle Zutaten in unserer kleinen Küche vorhanden sind.


    Nach diesem Genuss fahren wir zum größten Supermarkt, den wir bei Google Maps finden - nur um festzustellen, dass es heute keine Backwaren gibt. Und zwar gar keine, jedenfalls keine frischen. Abgepackte Sachen wie Kekse usw. sind vorhanden. Wegen des Pessach-Festes sind die meisten Regale zugehängt, wir vermuten, dass nur koschere Sachen verkauft werden dürfen.


    So sieht das dann in der Praxis aus:


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    Immerhin können wir Getränke und Äpfel erstehen. Und Eis, welches wir im Beutel lassen und der Plastiktüte drumherum. Dann bleiben die Cola und Schokolade wenigstens kühl, schließlich haben wir heute eine lange Autofahrt vor der Brust.


    Was das Frühstück angeht, unternehmen wir noch einen Versuch: In der Nähe ist ein kleinerer "Super"-Markt, der angeblich auch Backwaren vertickt. Täte er auch, wenn es denn nicht heute verboten wäre. Pessach bedeutet: kein Brot, keine frischen Teilchen, das eine geschlagene Woche lang. Wir kaufen zwei Schokoschnecken, die zwar eklig sind, aber den Magen effektiv verkleistern und entsprechend satt machen.


    Unser Ziel ist der Timna-Nationalpark, den wir ja gestern zugunsten des Red Canyons verpasst haben. Er liegt nördlich von Eilat, und genau in diese Richtung müssen wir heute. Bis Haifa genauer gesagt. Nach einem Tankstopp - wieder für 100 Schekel Bargeld bei Yellow - fahren wir die #90 hoch.


    Als wir ein Schild "Timna irgendwas" sehen, das nach links zeigt, biegen wir ab. Ist aber falsch, wir landen bei der Timna Copper Mine, was wir merken, als wir quasi schon auf dem Minengelände sind. Also zurück zum Highway und die Nächste links ab. Dort begrüßt uns ein großes Visitor Center nach dem Vorbild amerikanischer Nationalparks. Wir zahlen umgerechnet 25 EUR Eintritt zusammen und verschaffen uns zunächst einen Überblick über die Gegebenheiten.


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    Dann begeben wir uns auf die asphaltierte Loop Road, die durch den Park führt.


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    Erste Station ist der Spiral Hill, ein markanter Fels, dessen Spiralförmigkeit nur auffällt, wenn man sich von der richtigen Seite nähert und ein wenig Fantasie walten lässt.


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    Wir folgen den weißen Schildern (s. Bild oben), die ein Betreten des Felsens verhindern und stehen vor der weiten Ebene des Timna Valleys.


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    Es ist schon jetzt, so gegen zehn Uhr morgens, mächtig warm. Was hier im Hochsommer nachmittags los ist, möchte man sich am liebsten nicht vorstellen. Oder doch, ist eigentlich ganz einfach: Dürfte verdammt leer sein, der Park.


    Wir fahren zum Mushroom Rock - schon die Bezeichnung der Sehenswürdigkeit kommt sehr amerikanisch daher. Da standen bestimmt die U.S.-Nationalparks Pate bei der Konzipierung des Parks, was ja auch nicht weiter schlimm ist. Ist ja ein bewährtes System.


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    Wir begeben uns auf eine nicht-asphaltierte Nebenstrecke, die zu The Chariots führt - Felsritzungen.


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    Leider ist das Licht nicht optimal - man sieht eher wenig.


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    The Arches heißt der nächste Punkt der Besichtigungstour, ein kurzer Trail führt dorthin.


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    Der Arch ist hübsch, könnte glatt im Arches Nationalpark stehen. Dort wäre er allerdings nur einer von sehr vielen, hier ist er DIE Attraktion. Immerhin kann man hindurch gehen, es gibt sogar eine Treppe, die die Besucher ermutigt, genau das zu tun.


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    Auf der anderen Seite wartet eine kurze Slot-Passage.


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    Wir fahren zu den Solomon Pillars. Sehr beeindruckend, vor allem, wenn man zu ihren Füßen steht.


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    Das alles gefällt uns richtig gut, ein toller Park, in dem wir hier sind.

    Gar nicht gut gefällt uns die letzte Station, die wohl eigentlich als Highlight gedacht ist: der künstliche Timna Lake. Hier gibt es Infos zu dem See, dessen Daseinsberechtigung sicherlich gegeben ist. Ihn touristisch aufzumotzen mit einem Geschenk für alle Besucher, die sich in die Kantine verirren, usw. - naja, nicht so unser Ding ...


    Wir verlassen den Park und fahren Auto.


    Immer nach Norden.


    Immer durch die Negev-Wüste.


    Bis wir nach Mitzpe Ramon kommen. Dort gibt es touristisch alles, was das Herz begehrt: Motels, Fast Food-Ketten usw. Und einen Besuchermagneten, der erst dafür sorgt, dass hier, in der absoluten Einöde, überhaupt irgendwas los ist: der Ramon-Crater. Dieser Erosionskrater misst nicht weniger al vierzig Kilometer im Durchmesser.


    Wir betrachten ihn von dem Trail, der entlang der Abbruchkante verläuft. Tief unter uns liegen urzeitliche Vulkankegel, versteinerte Baumstämme, gelb-brauner Sandstein und andere Sedimentschichten.


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    Sehr windig hier oben, aber was da bläst, ist ein Fön auf volle Stärke gestellt und nahe an den Kopf gehalten. Marke: Negev-Wüstenwindturbo.


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    Den nächsten Stopp machen wir erst wieder im Großraum Tel Aviv, als wir ein Mc Donalds-Schild erblicken.


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    Leider gibt es hier keinen Kaffee, die Maschine ist ausgefallen. Dafür nebenan, in dem Mini-Supermarkt, der auch sehr leckere Frischkäseblätterteigteilchen und 1a-Cappuccino verkauft. Vermutlich in arabischer Hand, der Laden, ansonsten: s. Pessachfest. Wir machen zwanzig Minuten Pause, was nach der langen Fahrt gut tut. Mein T-Shirt ist klitschnass geschwitzt, aber nach nicht einmal fünf Minuten an der frischen Luft ist es wieder knochentrocken.

    Ist immer noch sehr warm, allerdings ziehe erste Schleierwolken auf, die zu dem Wetterbericht passen. Es soll bewölkt werden, 100% blauer Himmel dürfte sich erst einmal erledigt haben. Wir werden sehen ...


    Wir fahren weitere eineinhalb Stunden und erreichen die Vororte von Haifa. Unsere Unterkunft zu finden, ist nicht so leicht, weil bei beiden Iphones das GPS-Signal nicht funktioniert - keine Ahnung, ob das eine lokale Spezialität ist. Jedenfalls müssen wir ein bisschen suchen und stellen dabei fest, dass Haifa gar nicht mal so hübsch ist.


    Viel schöner ist allerdings das German Quarter, in dem das Haifa Hostel liegt. Dort werden wir sehr freundlich in Empfang genommen und beziehen eine Stube, die einfacher nicht sein könnte.


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    Gemeinschaftsbad gleich nebenan. Das Hostel ist so ein richtig typisches Backpacker-Hostel, junges Personal, junge Gäste. Wir sind mit Abstand die Ältesten. Im Erdgeschoss gibt es einen großen Tisch, an dem gemeinsam isst, wer das möchte. Man kocht sich seine Sachen selbst, Gemeinschaftskühlschränke und -küche stehen zur allgemeinen Verfügung.


    Abends gehen wir die Sderot Ben Gurion Straße hoch, die durch das German Quarter führt. Unverkennbar Deutsch sind die Segenssprüche auf Deutsch an manchen Häusern - eine Erinnerung an die deutsch-christliche Glaubensgruppe der Templer, die in Haifa 1860 an Land ging. Die Straße ist wohl die Prunkstraße Haifas, zumindest liegen hier viele gute Restaurants. Außerdem führt sie hoch zu den Bahai Gardens, die abends schön beleuchtet sind.


    Wir essen bei Fattoush, einem Laden mit israelisch-arabischer Kost. Besonders der Hummus mit Champignons als Vorspeise ist eine Wucht, aber auch der Hauptgang (Aubergine-Tomate auf Mandeln und Reis) mundet sehr. Ganz billig ist der Laden nicht, wie die meisten Restaurants in Israel.


    Als wir zum Hostel zurückgehen, hat es deutlich abgekühlt, und es ist immer noch sehr windig. Keine guten Wettervorboten.

    Da muss man doch zum Sonnenaufgang hin... (und nicht an Feiertagen :D)

    Mitten in der Nacht aus Jerusalem raus? Nee, lass mal, ich bin ja nicht mehr 25. :D

    Oh, der war bei uns umsonst... Dafür haben Schafe oder sowas mit Steinen von oben in den Canyon gezielt die Touristen beschossen... kein Witz.

    Beschossen? Schafe?

    ich finde Jerusalem hochinteressant, aber die ständigen Kontrollen würden mich wirklich

    Jerusalem ist toll, ehrlich. Die Kontrollen - tja, sind eben da. Die Leute scheinen sich damit arrangiert zu habne.

    Das Tote Meer reizt mich schon

    Ist ganz interessant, aber da reicht eine Stunde, dann hast du das gesehen. Länger bleiben niemals, jedenfalls nicht für mich...

    3. Tag: 06.04.2023 (Teil 2)


    Am Ende der Slot-Passagen, gibt es die Option, zum Parkplatz zurückzukehren - was alle Leute machen, die hier unterwegs sind, Ralf und ich ausgenommen. Stattdessen folgen wir weiter dem jetzt wieder breiten Wash, der durch die Slots quasi nur unterbrochen wurde.


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    Eigentlich haben wir so gar keine Lust, zurück zum Auto zu gehen. Viel zu schön ist dieser Canyon, viel zu gut das Licht. Was wollen wir jetzt schon wieder in Eilat? Also werfe ich einen genaueren Blick in die Navi-App und stelle fest, dass wir den Trail zu einer längeren Loop ausweiten könnten. Das wären dann aber locker zehn Kilometer, mindestens. Egal, wir machen das.


    Also geht es weiter geradeaus.


    Beeindruckend, wie widerstandsfähig die Vegetation in dieser Wüstenumgebung doch ist.


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    Dazu die sattgelben Felswände ringsum:


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    Die Canyonwanderung entpuppt sich zum bisherigen Highlights der ganzen Reise.


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    Hier sind wir falsch - merken wir erst, als große Felsbrocken den Weg versperren. Ein Blick ins Navi zeigt, dass wir eine Abzweigung verpasst haben. Also geht es ein Stück zurück.


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    Der Wash wird wieder enger und verläuft schließlich buchstäblich im Sande. Wir müssen hoch hinaus auf die Klippen. Ein extrem steiler Anstieg wartet. Gut, dass es an manchen Stellen Stahlkrampen gibt, an denen man sich hochziehen und festhalten kann. Nichts für Leute mit Höhenangst!


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    Und dann sind wir oben und genießen einen absolut fantastischen Ausblick:


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    Die letzten Kilometer verlaufen flach, durch eine karge Wüstenlandschaft, die ich liebe. Ist wirklich wie im Südwesten der USA.


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    Nach ungefähr zweieinhalb Stunden sind wir zurück beim Auto. Die Sonne steht jetzt schon sehr tief. Wieder fahren wir an der Grenze zu Ägypten entlang, nun liegt sie linker Hand. Einen Stopp machen wir bei einem Viewpoint, der zugleich ein (inoffizieller) Campingplatz ist. Vor uns liegen die zerklüfteten Eilat Mountains, dahinter schimmert das Rote Meer - in zartem Blau.


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    Verschwitzt und staubig, wie wir sind, fahren wir nicht erst zum Umziehen zu unserem Apartment, sondern gleich zur Eilat Marina.


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    Dort kehren wir bei Agadir Burger ein, nachdem wir feststellen durften, dass noch immer fast alles geschlossen ist. Eine Handvoll Restaurants an der ganzen Promenade hat auf - das war´s. Der vegetarische Sensational Burger ist ziemlich gut, ansonsten ist das Menü ganz auf amerikanische Touristen abgestimmt: Cole Slaw, Onion Rings, Burgervariationen ohne Ende, Caesar´s Salad etc.

    3. Tag: 06.04.2023 (Teil 1)


    We´ll stay in Eilat!


    Ein Tag Rotes Meer muss sein - wann kommt man mal wieder in diese Ecke des Planeten? Außerdem soll man hier gut schnorcheln können, das müssen wir testen. Wozu habe ich sonst mein Super-Duper-Iphone-Schnorchel-Unterwassergehäuse dabei? Ein Geburtstagsgeschenk meiner lieben Anja übrigens.

    Bei herrlich angenehmer Wärme gehe ich los, um etwas vom Bäcker zu holen. In Google Maps stehen diverse kleine Läden, wo auch Backwaren verkauft werden. Doch leider ist der Laden, den ich ansteuere, geschlossen: das einwöchige Pessach-Fest hat begonnen, eigentlich ja schon gestern. Sogar versiegelt ist der Mini-Markt, vor den Flügeln der Glastür klebt ein Aufkleber. Auch der Ofir-Markt gegenüber von unserem Apartment ist geschlossen. Ein anderer Supermarkt ebenfalls.


    Mit nur einem Joghurt und selbstgekochtem Kaffee als Frühstück und nach einem 100-Schekel-Bargeld-Tankstopp bei Yellow (Karten werden nicht akzeptiert) fahren wir zum Royal Beach - das ist da, wo die großen Eilat-Hotels stehen. Sieht ein bisschen wie Las Vegas mit Meer aus. Die Promenade, in deren Nähe wir parken, jedenfalls hat alle möglichen Geschäfte, auch teure, Restaurants und Hotels. Durchaus hübsch.


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    Das gilt auch für den Strand, wenngleich die Nähe zum Hafen immer noch keine Assoziationen mit einem exotischen Traumstrand zulässt.


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    Wir suchen ein Bistro, Café oder Ähnliches. Finden wir aber nicht, selbst Mc Donalds hat geschlossen. Nur ganz vereinzelt beginnen so gegen zehn Uhr ein paar Restaurants draußen alles herzurichten - wir vermuten, es sind Palästinenser, für die die jüdischen Feiertage nicht gelten.


    Wir gehen über die Brücke, die die Lagune überspannt, bis zum Moriya Beach. Dort stoßen wir auf ein Bistro, das knackevoll ist. Wahrscheinlich lungern hier alle Touristen herum, die in ihren Hotels kein Frühstück bekommen. Während sich Ralf über ein israelisches Frühstück mit Rührei, Salat und Hummus hermacht, begnüge ich mich mit einem Cappuccino und einem Käseteilchen - noch ist ein wenig Obacht angesagt verdauungstechnisch.


    Zurück beim Auto haben wir zum Glück kein Ticket bekommen - mit den wenigen Münzen, die wir besitzen, dürfen wir hier eigentlich nicht länger als eine Stunde stehen. Die haben wir natürlich gnadenlos überzogen.


    Nun heißt es: Auf nach Ägypten!


    Also nicht ganz, unmittelbar vor der Grenze liegt das verlassene, dem Verfall preisgegebene ehemalige Hotel Princess, das dem davor liegenden Strand seinen Namen gegeben hat. Hier ist schon am späten Vormittag die Hölle los - kein Wunder, es ist ja Feiertag, die Leute haben frei und gehen an den Strand. Viele zum Schnorcheln, so wie wir. Der Strand erschöpft sich in einem schmalen Streifen Sand/Kies, davor liegt ein kleines Riff.


    Ach, Zelten am Strand ist übrigens verboten, wie auch das Schild mahnt auf dem Bild.


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    Wir gehen abwechselnd ins Wasser und teilen uns die Taucherbrille und den Schnorchel, die wir für schlappe zehn Euro eben an der Promenade erworben haben. Hier einige Videolinks:


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    Ungefähr eine Stunde bleiben wir, dann möchten wir den Coral Beach testen - mal sehen, wie es da aussieht.

    Von Land schon mal recht vielversprechend, nachdem wir beim Coral Beach Nature Reserve unseren Obolus in Höhe von 60 Schekel entrichtet haben:


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    Allerdings stellt sich heraus, dass man sich nur außerhalb der gelben Schwimmbojen aufhalten darf. Einerseits gut zum Schutz der Korallen, andererseits nicht so schön, weil man eben nicht mitten im Geschehen ist. Insgesamt trotzdem ein Kompromiss, den wir gerne akzeptieren.


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    Im Eintrittspreis enthalten sind Sitzgelegenheiten im Schatten - das ist ein echter Pluspunkt! Und der lange Steg ist auch ziemlich cool.


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    Natürlich testen wir auch hier die Sicht unter Wasser:


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    Schließlich sind wir der Meinung, dass es auch noch ein Urlaubsleben an Land gibt und nehmen Abschied vom Roten Meer. Unser nächstes Ziel ist der Timna Nationalpark, der nördlich von Eilat liegt - ein klassischer Wüstenpark. Doch leider verwechsele ich Timna mit dem Red Canyon, der ebenfalls nördlich liegt, aber nicht an der #90, sondern an der #12, die nahezu parallel verläuft, aber leicht nach Westen abdriftet. Als wir das Missgeschick bemerken, ist es schon zu spät zum Umdrehen, außerdem ist das auch alles halb so wild, weil wir den Red Canyon ebenfalls auf der Liste stehen haben. Dann machen wir den eben heute und Timna morgen - what shall´s?


    Der Highway führt unmittelbar rechts der israelisch-ägyptischen Grenze entlang, die quasi nur aus einem Zaun besteht. Dann geht es rechts ab auf eine unasphaltierte, mit jedem PKW, sogar unserem Kia, zu befahrene Straße. Wir kommen zu einem großen Parkplatz, auf dem nur wenige Autos stehen. Schnell eincremen, einen Blick auf die Karte, Gaia GPS starten zur Sicherheit, dann kann es losgehen.


    Wir folgen einem Trail, der leicht bergab in einen breiten Wash führt.


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    Eine Landschaft, die locker in den amerikanischen Südwesten passen würde. Arizona, Süd-Utah, Nord-New Mexico.


    Es folgt der eigentliche Canyon, der auf einer relativ kurzen Distanz schöne Slot-Passagen aufweist.


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    Spätestens jetzt sind wir überzeugt, dass an nichts zu erkennen ist, dass wir hier im Nahen Osten sind und nicht in den USA. Die Landschaft hat was von Little Wild Horse Canyon, um nur ein Beispiel zu nennen.


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    Da bin ich mal neugierig, was da noch mit dem Essen kommt.

    Also das mit dem Essen war teilweise wirklich problematisch. Frisches Brot ist in jüdisch geführten Läden schon mal gar nicht zu bekommen. In den Supermärkten sind sehr viele Regale zugehängt.

    In arabisch geführten Läden und Restaurants hingegen ist alles vorhanden.

    2. Tag: 05.04.2023


    Heute verlassen wir Jerusalem - die Frage ist nur, über welche Route. Wir müssen nach Süden, in den äußersten Süden, nach Eilat, um genau zu sein. Nun könnte man die interessante Strecke wählen am Toten Meer vorbei oder aber einen Umweg fahren weiter westlich. Die Erstere führt durch die West Bank und die gilt als problematisch. Zumindest warnt das Auswärtige Amt vor Durchfahrten.


    Wir fragen im Hostel. Der ältere Herr, der so gut Deutsch spricht, versichert uns, dass die Strecke, die wir fahren möchten, völlig unproblematisch sei. Im Norden wäre es gefährlich. Hebron, Nablus, Ramallah usw. sollten wir tunlichst meiden mit israelischem Kennzeichen. (Gerade erst sind zwei Touristen mit Mietwagen im Westjordanland nur mit knapper Not heile davongekommen.)


    Beim Frühstück halte ich mich logischerweise noch zurück. Nix scharfer Tomaten-Eier-Auflauf. Brot mit Honig ist angesagt. Dazu ein Stippen des quasi ungenießbaren Nutella-Verrisses. Bisschen mager, aber was will man machen? Und leider hat der Bäcker neben der Parkgarage noch zu - da wollte ich mich eigentlich für den Tag mit Backwaren eindecken.


    Also geht es ohne Proviant los. Bis wir aus der Tiefgarage raus sind, dauert es. Diese verdammte Code-Sperre des Autos bringt uns wieder mal zur Verzweiflung. Es dauert ca. zwanzig Minuten, bis der Wagen anspringt, was auch immer wir zum Schluss richtig gemacht haben. Die Parkschranke jedenfalls hat kein Mitleid mit uns, wir müssen ein paar Schekel nachzahlen.


    Wir fahren durch die unansehnlichen Vororte von Ostjerusalem raus und folgen bald den Wegweisern zur Dead Sea. Am Straßenrand steht ein Schild: "Sea Level." Und es geht weiter bergab. Vor uns ist der Himmel milchig - mächtig viel Dunst oder Salz oder beides liegt über dem Gewässer. Smog eher nicht, es gibt nicht einmal kleinere Ansiedlungen.


    Kurz vor dem Kibbuz En Gedi ein Checkpoint - hier verläuft die Grenze zwischen der von Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 annektierten West Bank und dem eigentlichen Israel. Wir fahren rechts ran, unsere Reisepässe werden kontrolliert. Nach wenigen Minuten dürfen wir weiter, alles kein Problem. Nun liegt das Westjordanland hinter uns.


    Wenig später geht es rechts ab zum En Gedi Nature Reserve. Wir zahlen 30 Schekel pro Person Eintritt und finden uns auf einem asphaltierten Trail wieder, der durch zwei Wadis führt: Wadi David und Wadi Arugot.


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    Das kleine Nature Preserve ist keine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit, aber auf jeden Fall einen Abstecher wert. Wir folgen dem Trail bis zum Ende, wo uns ein hübscher Wasserfall erwartet. Gespeist wird er von Regenfällen, die in irgendwann mal in den Judäischen Bergen niedergegangen sind.


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    Wir halten uns nicht lange auf, hier sind ziemlich viele Menschen unterwegs, man hört viel amerikanisches Englisch. Vermutlich Amis, die in einem der Hotels am Toten Meer Urlaub und einen Tagesausflug machen.


    Apropos Totes Meer: Während des Rückwegs liegt es vor uns: eine blassblaue, milchige Fläche, über der Dunst liegt.


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    Natürlich möchten wir jetzt dorthin. Zuvor aber kämpfen wir wieder mit unserem Auto bzw. der vermaledeiten PIN-Code-Eingabe. Bis uns ein freundlicher junger Mann behilflich ist und aufklärt, dass man erst den Code eingeben muss, dann erst den Zündschlüssel reinsteckt, dann erst anlässt. Nichts machen vor PIN-Eingabe, bis es Pingeling macht. Aha - hätten wir auch selbst drauf kommen können. Sind wir aber nicht ...


    Das Auto möchte uns weiter nerven und schickt die Reifendruckanzeige vor. Ignorieren wir, die Puschen sehen gut aus.


    Ein Tankstopp zwischendurch fällt aus. Alles auf Hebräisch an der Zapfsäule. Der Tankwart hat keine Lust, uns zu helfen, sondern verlegt sich auf die Behauptung, dass er kein Wort Englisch spräche. Müsste er ja auch nicht, helfen ginge auch so. Tut er aber nicht. Also fahren wir weiter, der Sprit wird schon reichen bis Eilat.


    Wir fahren weiter nach Süden und möchten zum Masada Nationalpark. Von der Festung hoch oben auf dem Berg müsste man einen grandiosen Ausblick über das Tote Meer haben - trotz Dunst, Sand und Salz in der Luft. Doch leider werden wir ziemlich missmutig abgewiesen. Keine Individualtouristen wegen Feiertag erlaubt - basta -, erklärt uns der Griesgram, den das unglückliche Schicksal ereilt hat, hier Wache stehen zu müssen. Heute ist der Vor-"Abend" vom Pessach-Fest, eines der höchsten jüdischen Feste überhaupt. Wir starten noch einen Versuch, wollen direkt zum Parkplatz fahren, wo nämlich einige Autos stehen, aber der Parkplatz ist abgesperrt. Wie die anderen dorthin gekommen sind, ist uns ein Rätsel.


    Wir fahren zum Ein Bokek Beach, einer der populärsten Strände am Toten Meer. Bei einer Mall finden wir einen Parkplatz, den wir für kostenlos erachten. Ich kaufe in einer Boutique ein kleines Handtuch für umgerechnet 6,40 EUR, und damit steht dem Planschen in der warmen Suppe nichts mehr im Wege.


    Apropos warm - was ist hier erst im Sommer temperaturtechnisch los?


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    Schwimmen tut man hier übrigens nicht. Man legt sich auf den Rücken. So zum Beispiel:


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    Zehn Minuten ist das ganz lustig, dann treibt mich die Furcht vor einem Sonnenbrand wieder aus dem Wasser. Ist ganz nett, das mal erlebt zu haben, noch mal brauche ich es nicht. Richtig Schwimmen ist sowieso nicht. Ein Schluck aus der Pulle ... äh, dem Toten Meer ... und das könnte der Letzte gewesen sein. Der Salzgehalt ist so hoch, dass die Atemwege verätzt werden könnten. Geplatzte Lungenbläschen, Multi-Organ-Versagen - alles schon passiert ... Ein Lifeguard nach amerikanischem Vorbild wacht darüber, dass niemand auf dumme Gedanken kommt.


    Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel, gehen kurz in die Mall, wo am Eingang eine Sicherheitskontrolle stattfindet, kaufen zwei völlig überteuerte Teilchen für zusammen mehr als zehn Euro (ich bin so blöd) und verziehen uns. Glücklicherweise ohne Ticket, was wir kassiert hätten, wenn nicht Ralf schon im Auto gesessen hätte, als der Kontrolleur erschien und Gnade vor Recht ergehen ließ.


    Neve Zohar ist kein richtiger Ort, eher eine Ansammlung von Hotels, die zu unserer Überraschung gut besucht zu sein scheinen. Wer, zum Teufel, hält sich hier länger als einen Tag auf? Überwiegend Amerikaner, wie gesagt.


    Wir fahren ein Stück zurück in nördliche Richtung. Dort habe ich ein paar interessante Salzverkrustungen entdeckt.


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    Den nächsten Stopp machen wir weiter südlich, nach Neve Zohar. Ebenfalls populär, auch hier viele Amerikaner.


    Die Landschaft ist noch spektakulärer.


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    Nun schließt sich eine längere Fahrt stramm nach Süden an. Wir fahren nach Eilat, der südlichsten Spitze Israel, die ans Rote Meer stößt. Quasi ein Dreiländereck gebildet aus Jordanien, Israel und Ägypten.


    Unsere Unterkunft ist diesmal kein Hostel, sondern ein Apartment mit zwei Schlafzimmern - welch Luxus. Bis wir es aber gefunden haben, vergeht mehr als eine Stunde. "Black rear entrance" heißt es in der Mail, die ich bekommen habe. Toll, gibt es nicht. Wir fragen uns durch: Eine Omi, die kein Wort Englisch spricht, aber einen netten Untermieter hat, der ebenfalls kein Wort Englisch spricht, aber ein Handy hat mit Google Übersetzer. Dann eine Dame im Supermarkt, die immerhin ein paar Brocken Englisch beherrscht. Eine Frau auf der Straße, die gut Englisch spricht, aber nicht weiß, wie sie uns helfen soll, jedoch eine andere Frau kennt, die nebenan wohnt, dafür aber kein Englisch kann. Usw. usf. Nach einigen "Hausbesuchen" stehen wir in dem Apartment eines russischen Urlauberpaars, deren Apartment den gleichen Pin-Code hat wie das von uns vermisste. Die beiden staunen nicht schlecht, als wir plötzlich bei ihnen eindringen. Sind aber die Coolness in Person und bieten uns freundlich ein Plätzchen auf dem Sofa an, während sie mit dem Vermieter telefonieren. Dieser bestätigt, dass wir im Prinzip richtig sind, wir müssten nur hinters Haus und den Hintereingang benutzen. Aber da waren wir doch schon - keine schwarze Tür in Sicht. Der Vermieter verweist auf die Fotos, die er mir über Whatsapp geschickt hat - tja, blöd nur, dass ich meine SIM-Karte aus dem Handy genommen habe, wofür der Vermieter natürlich nichts kann. Überhaupt sind alle Menschen, mit denen wir es zu tun bekommen, außerordentlich freundlich. Herzlich geradezu, ich bin begeistert, wie uns - zwei Deutschen - hier in Israel von Menschen begegnet wird, die ihren Wohnungen nach zu urteilen ein bescheidenes Leben führen.


    Schlussendlich stellt sich heraus, dass der schwarze Hintereingang in den Genuss eines Anstrichs gekommen und nun hellgrau ist. Ebenfalls stellt sich mit der Hilfe der russischen Zeitgenossen heraus, dass der PIN-Code dazu dient, einen winzigen Schlüsseltresor zu öffnen, in dem sich der Schlüssel zu unserem Apartment versteckt. Dieses ist übrigens ungleich schöner als das der beiden Russen, was den Mann zu der verschmitzten Bemerkung veranlasst, wir könnten gerne tauschen. Nee, lass mal ...


    Wir sind endlich angekommen! Und bleiben doch nur kurz - das späte Abendlicht müsste doch am Strand besonders schön sein. Also nichts wie hin!


    Doch leider sind wir zu spät. Coral Beach liegt schon weitgehend im Schatten. Einzig die gegenüberliegende Seite - das ist Jordanien - wird angestrahlt.


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    Wir sind übrigens leicht enttäuscht - so schön sieht das jetzt hier nicht aus. Die Nähe zu dem Industriehafen von Eilat - eine Freihandelszone übrigens - nagt doch etwas am Strandfeeling. Ok, schlecht ist es nicht, aber auch kein Traumstrand. Auch der Dolphin Reef Beach, an dem wir vorbeigekommen sind, nicht wirklich. Mal sehen, wie das morgen aussieht, wenn die Sonne im Osten steht (über Jordanien) und Israel und Ägypten bescheint.


    Nun schließt sich eine weitere kleine Odyssee an: Wir suchen ein Restaurant. Es ist bloß fast alles geschlossen - das Pessachfest wirft seine Schatten voraus. Nach mehreren vergeblichen Anläufen - wir fahren Empfehlungen bei Tripadvisor ab - sinken die Ansprüche. Wir landen in einer Schnellimbiss-Pizzeria, und selbige ist gar nicht mal so gut. Die Pizza mit Zucchini und Gorgonzola hat so ziemlich den schlechtesten Pizzateig ever, dafür ist sie sehr klein und keinesfalls billig. Hmmpff.


    Als wäre der Tag nicht schon chaotisch genug mit dem ewigen Suchen unserer Unterkunft, passiert eine weitere lustige Episode. Wir sind auf dem Rückweg zum Apartment, als eine Frau auf dem Bürgersteig winkt. Ralf fährt und denkt, dass sie ein Problem hat. Er hält an. Die Frau begrüßt uns mit einem sonnigen "Shalom" und steuert auf die hintere Autotür zu. Ohne mit der Wimper zu zucken hat sie schon den Türgriff in der Hand und möchte einsteigen, da gibt Ralf ziemlich perplex Gas. Ob uns die Gute mit einem Taxi verwechselt hat, weil unser Auto einen unübersehbaren "Budget"-Schriftzug auf der Seite trägt?


    Den Rest des Abends verbringen wir mit Surfen im Internet.

    1. Tag: 04.04.2023


    Der Morgen beginnt mit einem typisch israelischen Frühstück, welches im Hostel frisch zubereitet wird. Der Kaffee ist allerdings Instant Coffee, schmeckt aber ganz ok. Das Eier-Tomatengericht hat es in sich. Ist ganz lecker, allerdings sehr scharf. Sowas wie Marmelade gibt es übrigens nicht, für die Leute, die gerne Süßes frühstücken wie ich, nur Honig oder eine quietschsüße Version von Nutella. Und das Brot sieht besser aus als es schmeckt, aber wir wollen nicht meckern. Besser als das "Frühstück" in amerikanischen Standardmotels ist es allemal.


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    Nach diesem Mahl gehen wir los - natürlich wieder Richtung Altstadt. Dort gibt es noch so viel zu entdecken!


    Am Eingang zum Souk nimmt uns ein Mann in Empfang, der sagt, dass wegen eines Feiertags der Souk geschlossen wäre. Er fragt, wohin wir möchten: Lion´s Gate. Ok, sagt er, wir sollten den Souk umgehen, er würde uns den Weg zeigen. Ich werde gleich misstrauisch. Nach wenigen Schritten artet die "Abkürzung" aus in "This is the Armenian Quarter. Take a picture of this. Do you know why ...?" Usw. usf. Ralf findet das völlig normal, mir schwant Ungutes. Irgendwann reicht es mir und ich frage den penetranten Kerl "Are you trying to sell us a tour?" Er weicht erst aus, schwurbelt rum und kapiert irgendwann, dass er von uns keinen müden Schekel zu erwarten hat. Jedenfalls nicht auf diese Tour - Achtung: Wortspiel! Schon ist er weg.


    Wo wir schon mal hier, an der östlichen Stadtmauer, sind, können wir auch gleich zum Tempelberg gehen. Leider merke ich allmählich, dass etwas nicht stimmt - im Magen-Darm-Trakt. Das scharfe Tomatenzeugs vom Frühstück killt mich. Ist aber nicht Alarmstufe Rot, umkehren muss ich zum Glück nicht.


    Und schon sind wir da, im Allerheiligsten von Ost-Jerusalem quasi. Die komplizierten politischen und religiösen Verstrickungen möchte ich hier nicht aufdröseln, nur so viel: Alles ist friedlich, aber dafür gibt es speziell hier keine Garantie.


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    Etwas kurios wird es, als ich nicht kapiere, dass es einen Männer- und einen Fraueneingang zur Klagemauer gibt. Steht da aber nur in hebräischen Lettern. Erst, als mich eine Dame, zurückpfeift und sie mir nach zwei Anläufen verklickern kann, was hier Sache ist, orientiere ich mich in die richtige Richtung. Dort ist alles ganz ungezwungen. Dass zwei Touristen inmitten der Gläubigen stehen und fotografieren, juckt keinen. Die Gesichter, in die wir blicken, sind durchweg freundlich. Allerdings halten wir uns auch von der Mauer selbst fern, wir finden, dass wir dort nichts verloren haben und die Bilder, mit denen sich Politiker gerne schmücken, brauchen wir nicht.


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    Nun möchten wir zum Felsendom, der muss ja ganz in der Nähe sein. Wir suchen den Eingang und finden ihn erst, nachdem wir bei einem anderen Checkpoint freundlich abgewiesen werden: Hier haben nur Moslems Zutritt. Wir müssen zurück zum Westeingang. Wieder dieselbe Sicherheitskontrolle wie am Flughafen, wieder mit mäßigem Elan vorgetragen. Es geht über eine Brücke, von der aus wir noch ein paar Aufnahmen von der Klagemauer machen.


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    Und wieder wartet ein Checkpoint. Diesmal aber nicht mit Taschenkontrolle, sondern Beinkleiderkontrolle. Shorts sind nicht gestattet, aber wir haben nichts anderes. Also werden wir mit kostenlosen Beinkleidern bestückt, die zum Schreien aussehen und uns alte Männer nicht gerade edler aussehen lassen. Aber immerhin dürfen wir so das Gelände mit der Al-Aqsa Moschee betreten.


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    Dass genau hier, nur einen Tag später, Ausschreitungen stattfinden werden, können wir nicht ahnen. Wir haben großes Glück ...


    Der Felsendom ist ein Hingucker, keine Frage.


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    Es ist ziemlich warm übrigens, die Sonne knallt mit voller Wucht auf den Tempelberg. Für den Sommer sind Zeltüberdachungen aufgebaut, die dann wohl auch dringend benötigt werden.


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    Hinter dem Felsendom liegt ein Hain mit Olivenbäumen. Ein schöner, friedlicher Ort.


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    Dahinter das Löwentor, wo wir unseren Beinschmuck abgeben und den Tempelberg verlassen.


    Wir gehen durch malerische Gassen.


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    Das Ziel ist der Ölberg, der - wie bei einem Berg üblich - einen ziemlichen Anstieg erfordert. Hier trennen sich Ralfs und meine Wege, wir haben uns beim Fotografieren aus den Augen verloren. Ist nicht weiter schlimm, wir werden uns beim Viewpoint wiedertreffen.


    Ich begebe mich auf den schweißtreibenden Anstieg und komme am Garten Gethsemane und dem riesigen jüdischen Friedhof vorbei.


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    Der Blick vom Lookout ist fantastisch, aber natürlich ist man hier oben nicht alleine. So ziemlich jede Tour, die es in Jerusalem gibt - und das sind viiiiiiiiiele - stoppt hier. Wer will es ihnen verdenken?


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    Natürlich treffe ich Ralf wenig später wieder.


    Auf dem Rückweg finden wir uns auf der Via Dolorosa wieder. Die "Straße der Schmerzen" ist die, die Jesus von der Verurteilung bis zur Kreuzigung laufen musste.


    Im Bild rechts der Ecce-Homo-Bogen, der zu dem gleichnamigen Kloster gehört.


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    Vor dem Kloster haben sich christliche Gläubige versammelt, manche tragen Holzkreuze.


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    Wir gehen zurück zu unserem Hotel, wo ich erst einmal zwei Perenterol einwerfe.


    Wir verziehen uns für eine Stunde auf die Dachterasse des Hostels, aber dann geht es wieder los. Ein Besuch von Jerusalem, ohne die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geht eigentlich nicht. Die Anlage liegt allerdings ganz im Westen der Stadt, wir brauchen das Auto.


    Zunächst mal buche ich einen time slot für 13:50 Uhr - man muss sich anmelden und online reservieren. Klappt problemlos. Eine Dreiviertelstunde vorher starten wir. Nicht ohne Kampf mit dem verfluchten PIN-System des verfluchten Autos. Und nicht ohne umgerechnet 20 EUR zu latzen für eine Nacht parken. Die üblichen Großstadtpreise mittlerweile.


    Endlich quälen wir uns durch den dichten Innenstadtverkehr und stellen bald fest, dass man hier ohne Navi komplett aufgeschmissen ist. Wir kommen an der Knesset vorbei, dem Parlament, und schließlich erreichen wir das Ziel.


    Eintritt müssen wir nicht bezahlen, meine kleine Umhängetasche wird auch akzeptiert. Größere Rucksäcke müssten aber abgegeben werden.


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    Wir folgen dem vorgegebenen Weg, der links und rechts des Hauptgangs durch Ausstellungsräume führt. Im Prinzip bewegt man sich in Schlangenlinien vorwärts, und obwohl man weiß, was einen erwartet, ist es unbegreiflich mitanzusehen, was unter dem Hakenkreuz einst für Verbrechen verübt wurden.


    Wir sind schwer beeindruckt, aber die Materie ist nichts für schwache Nerven.


    Wenige Bilder sollen genügen.


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    Besonders eindringlich ist das fast komplett dunkle, vergläserte Children´s Memorial, wo die Namen ermordeter Kinder nebst Alter geflüstert werden. Dazu Lichtpunkte, wie Sterne im Universum. Mit sehr wenig Aufwand wird hier maximale Wirkung erzielt, aber nicht reißerisch, sondern mahnend. Genau richtig, finden wir.


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    Auch die Außenanlagen sind hübsch.


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    Als wir Yad Vashem verlassen wollen, spielt unser Auto nicht mit. Springt einfach nicht, Scheiß-Pincode. Wer hat sich das ausgedacht? Es dauert wieder mindestens zwanzig Versuche, bis es - oh Wunder! - plötzlich geht. Wir haben schon Szenarien entworfen, wo wir abgeschleppt und zurück nach Tel Aviv müssen.


    Wir stellen das Auto wieder in der Safra Garage ab und machen einen Spaziergang zum Zion Square und zur Ben Yehuda Street - ein schönes, modernes Viertel, ganz in der Nähe von unserem Hostel, allerdings in westlicher Richtung. Hier erreicht mich die freudige Nachricht, dass Lisa-Marie ihre beiden Klausuren bestanden hat. Sie ist happy, ich auch ... Ich nutze das WLAN vom nahegelegenen IBIS-Hotel für ein Telefongespräch.


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    Für Fußballfans wie Ralf und mich immer einen Blick wert - der Fanshop von Barfuß Jerusalem, äh, dem FC natürlich ...


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    Abendessen fällt für mich aus - ich möchte mein Glück nicht überstrapazieren. Zum Glück wirken die Perenterol ... Während ich mich mit Brot und Cheese- und Apple-Teilchen vom Bäcker begnüge, die ich auf der Dachterasse vom Hostel verputze, zieht Ralf später noch mal alleine los zum Mexikaner. Das wäre heute nix für mich :-)