Beiträge von Ellen & Udo

    13. Oktober 2019 - 300 Meilen bis Moriarty


    Good Morning Winslow Zeit, sich ums Frühstück zu kümmern. Im Motel geht das (noch) nicht, dazu ist der Betrieb einfach zu klein. Aber das ist kein Problem, um die Ecke findet sich ein Laden, wo alles zu haben ist.


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    Zurück im Motel geht’s ans Interview und Fotoshooting mit Angela und Blas. Die beiden machen das richtig gut. Das Ganze findet in ihrem Wohnzimmer statt. Das Foto von ihnen im Buch gehört zu unseren Favoriten. Arizona bildet einen richtigen Schwerpunkt, was die Zahl der Portraits angeht.


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    Wir werden herzlich verabschiedet und versprechen, wieder zu kommen. Beim nächsten Besuch in Winslow werden wir die Qual der Wahl haben: La Posada oder Earls Court. Unterschiedlicher kann’s kaum sein. Aber man kann ja auch gut zwei Tage dort verbringen. Es gibt einige „Side-Trip“- Möglichkeiten.


    Unser nächster Stopp ist der Jack Rabbit Trading Post in Joseph City, der leicht am „Here it is“ Schild zu erkennen ist. Eine Viertelstunde Small Talk muss reichen, wenn wir die Besitzer Cindy und Tony auch noch mit ins Buch nehmen, wird es zu Arizona-lastig. Wir hätten vorher nie damit gerechnet, dass alles so prima laufen würde. Aber umso besser.


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    Für den Rest des Tages können wir uns auf’s Fotografieren konzentrieren. Deshalb folgt jetzt eine ganze Reihe von Bildern aus Grants, San Fidel, Budville und vom Midway Trading Post. Wir haben wieder vieles „ausgelassen“ - auf den 300 Meilen bis nach Albuquerque gibt es jede Menge Route 66 zu sehen. Aber, wie schon öfter erwähnt - und hier noch mal für alle, die nicht von Anfang an gelesen haben - wir müssen ein paar Termine einhalten (es ist ja eher eine „Arbeitsreise) und zwischendurch an manchen Tagen „Meilen machen“. So wie auch an diesem Tag, wobei wir allerdings immer auf der alten 66 fahren, soweit es möglich ist.


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    Unser Tagesziel heute ist Moriarty in New Mexico. Dort haben wir ein Zimmer in einem weiteren echten Route-66-Motel bestellt. Das Sunset Motel erweist sich ebenfalls als absoluter Treffer. Großes sauberes Zimmer, nette Leute, gutes Wetter (und ein Quietscheentchen - wer genau hinschaut, erkennt es auf dem Foto) … was will man mehr.


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    Gleich nebenan ist Sal Luceros Whiting Brothers Tankstelle (die letzte ihrer Art - aber ohne Benzin). Leider ist Sal nicht anwesend, wir hätten ihn gern wieder gesehen. Zweimal waren wir schon bei ihm und haben uns prächtig mit ihm unterhalten. Aber er ist nicht mehr der Jüngste und wird wohl etwas "langsamer machen" mit seinem Reifenservice, der ja ein Knochenjob ist.


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    Doch halt …. Abendessen wäre nicht schlecht. Es ist schon dunkel, als wir uns auf den Weg machen, ein geeignetes Etablissement zu finden. Wir fahren rauf und runter - entweder geschlossen, oder nicht gefunden … wie blöd ist das denn? Aber irgendwas muss sein, also landen wir in Blake’s Lotaburger. Fast Food ok, aber relativ in Ordnung. Doch der ganze Laden ist leider nicht gut geführt. Reichlich „schmuddelig“, um es mal so auszudrücken. Die lokalen Sheriffs hat das nicht abgeschreckt, sie scheinen hier Stammgäste zu sein. Wir sehen zu, dass wir schnell wieder raus kommen. Aber egal, es hat nicht geschadet.


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    Ein paar Nachtaufnahmen entstehen noch. Der Mond guckt so schön.





    Ich werde auch noch ganz viel nachlesen und freue mich drauf. Der Bildband ist grandios!

    Super. Und vielen Dank für das Kompliment. Wir freuen uns, dass dir das Buch gefällt.


    Dem kann ich zustimmen. Eine einzige Liebeserklärung an die R66 :app: :thumbup:


    Danke Dir! Das freut uns sehr. Wir haben uns Mühe gegeben und es scheint sie wert gewesen zu sein. In diesem Zusammenhang geht unser Dank auch an unseren Designer, Björn Pollmeyer, der dem Buch sein Gesicht gegeben hat - innen wie außen.

    Ab euren Tagen vom 6.10. werden so wahnsinnig viele Erinnerungen wach, das macht mich schon ein bisschen wehmütig. Es sind so viele schöne Fotos dabei, vieles durften wir selbst schon sehen (nicht zuletzt dank eurem ausfühlichen Rt.66-Bericht). Die 66 ist einfach Magie pur ;dherz; ;dherz;

    Geht uns, was den Südwesten und die anderen NPs angeht, ähnlich... Die Zeiten haben sich geändert, leider. Wenn man liest, wie aufwändig (und oft erfolglos) es heutzutage ist, für bestimmte NPs oder Straßen, die hindurch führen, ein Permit zu bekommen, bzw. eine "Reservierung" zu machen. Es gab eine Zeit, die noch gar nicht lange zurück liegt, in der man sich frei bewegen und kurzfristig planen konnte. Einfach so. Na ja, ist ein anderes Thema. Aber .. entlang der Route 66 wird keine Reservierung, kein Permit benötigt. Man muss auch nicht um eine bestimmte Uhrzeit am Computer sitzen ... alles easy. Auch heute noch.

    Route 66 - Then and Now



    Die Route 66 hat eine fast hundertjährige, ereignisreiche Geschichte. Deshalb lohnt sich von Zeit zu Zeit ein Blick in ihre Vergangenheit. Wir haben das schon einige Male getan. Heute stellen wir Euch ein recht auffälliges Objekt vor, das man gar nicht übersehen kann, wenn man in das kleine Städtchen Shamrock in Texas gelangt. Sicher wird man hier anhalten und sich diese ehemalige Tankstelle samt angegliedertem Cafe genauer ansehen.


    Der 1. April 1936 war der Tag, an dem das „U-Drop Inn“ - unter diesem Namen ist es bis heute bekannt - eröffnet wurde. Erbaut wurde es von einem Herrn namens J.M. Tindall, der für den Entwurf den Architekten J.C. Berry aus Pampa/Texas (heißt wirklich so) beschäftigt hatte. Berry ließ das Gebäude im damals beliebten Art-Deco-Stil erbauen und verlieh ihm damit eine Einmaligkeit an der Route 66, die es bis heute hat.


    In der damaligen Zeit war das U-Drop Inn das einzige Cafe, der einzige Diner weit und breit. Das machte es zu einem beliebten und fast schon notwendigen Stop für alle, die auf der Route 66 unterwegs waren. Cafe und Tankstelle erwiesen sich als äußerst erfolgreich. Eine Greyhound Bus-Station wurde später noch eingerichtet, so dass in Shamrock von den 1930er bis in die 1950er Jahre allerhand Betrieb herrschte. Das Haus ging durch mehrere Hände, die Tankstelle verkaufte im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Benzinmarken - Sinclair, Fina, Conoco und wohl noch einige mehr, was zur Folge hatte, dass die äußere Erscheinung des Gebäudes sich im Laufe der Jahre mehrmals änderte.


    Mitte der 50er Jahre kamen die ersten Interstates. Der Verkehr spielte sich außerhalb der 66 und außerhalb Shamrocks ab. Es war überall dasselbe Spiel. Die einstmals florierende Route 66 wurde von den Interstates „platt gemacht“ - samt aller Geschäfte an ihrer Peripherie.


    In den 1980er Jahren kaufte James R. Tindall das Gebäude, das sein Vater einst erbaut hatte und verpasste ihm den originalen Anstrich von damals. Mitte der 1990er übernahm eine örtliche Bank, die es im Jahr 1997 komplett schließen ließ. Ein weiterer Betrieb wäre unrentabel gewesen.



    Dann kam die „Renaissance“ der Route 66 Anfang des neuen Jahrhunderts. Touristen entdeckten die alte Straße neu und so manches Geschäft wurde entweder wieder eröffnet oder neu gebaut. Shamrocks Stadtväter erkannten die Gelegenheit und ließen das U-Drop Inn restaurieren. Eine Tourist-Information und ein kleines Museum wurden eingerichtet. Die alte Neonbeleuchtung wurde nach einem Hagelsturm im Jahr 2014 durch moderne LED-Lichter ersetzt, was aber dem beindruckendem Bild, das das Gebäude nach Einbruch der Dunkelheit bietet, keinen Abbruch tut. Auch das Cafe hat seinen Betrieb wieder aufgenommen und bietet Lunch und kleine Snacks für die durchreisenden Route 66 Travelers an.


    Das linke Bild stammt aus den späten 1940er Jahren, die geparkten Autos verraten in etwa die Zeit. Das rechte Foto hat Ellen 2017 aufgenommen.


    Ein paar Oldtimer vor der Tankstelle wären nicht schlecht gewesen …



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    12. Oktober 2019 - ein relaxter Tag in Arizona


    Unser heutiges Tagesprogramm ist überschaubar. Nur rund 140 Meilen Route 66 liegen vor uns. Wir werden wieder in Winslow übernachten aber diesmal nicht im La Posada, sondern Route 66-old style-mäßig. Dazu später mehr. Bevor es los geht plaudern wir noch ein wenig mit unseren Gastgebern Reinhard und Mike bei ihrem morgendlichen „sitting in the sunshine“ vor dem Office der Canyon Lodge.


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    Über Ash Fork ...


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    ... geht es nach Williams, wo wir einen kleinen Stadtbummel unternehmen.


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    Danach steuern wir die fast schon berühmte Tankstelle und das Pine Breeze Inn in Bellemont an, wo die Anfangsszene von „Easy Rider“ gedreht worden ist. Sie steht unverändert da und ist immer einen Besuch wert. Aber Achtung, man muss den Weg kennen und über die alte Route 66 fahren. Viele bleiben auf der Interstate und rauschen ganz nah dran vorbei ohne sie zu bemerken. Wobei … wenn man an der richtigen Stelle rechts aus dem Fenster schaut, sieht man die Tankstelle sogar ganz kurz zwischen den Bäumen. Die Fahrt durch die Pines lassen wir diesmal weg - wir sind auf dem Hinweg schon über die Brannigan Road, wie die 66 hier heißt, gefahren. Also am Exit 185 runter von der Interstate, vorbei am „Grand Canyon Harley Davidson“ - sehr markant, wer ihn in Sicht hat, ist auf dem richtigen Weg - und weiter bis zum Pine Breeze Inn.


    Außer uns ist niemand da - eigentlich war das bisher immer so - , so dass wir in aller Ruhe fotografieren können.



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    Nächste Station ist dann Flagstaff, auch hier nehmen wir uns Zeit für einen Rundgang durch Downtown.


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    „Don’t forget Winona“ so heißt die berühmte Stelle in „Get your kicks on Route 66“. Okay, daran halten wir uns und vergessen Winona nicht. Das einzig Sehenswerte ist die alte Route 66 Brücke. Aber sie muss noch mal (zum wievielten Mal eigentlich?) auf den Sensor.


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    Wir überlegen, ob wir noch den Meteor Crater „mitnehmen“, fahren auch bis dorthin, verzichten aber auf die nähere Besichtigung. Irgendwie war es uns die 50 Dollar nicht wert. Unterwegs können wir aber noch einen Blick auf die Ruine des ehemaligen "Meteor Crater Observatorium" werfen. Wir haben es bei einer früheren Reise ausführlich erkunden können (mit ein bisschen "Schummeln"). Es hat eine eigene Geschichte, die im Route 66 Thread zu finden ist.


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    Also zurück auf die 66 und dann sind wir auch schon am Tagesziel in Winslow. Es ist noch recht früh, so dass wir noch ein Stück weiter fahren bis zum Jack Rabbit Trading Post (ein bisschen Small Talk mit den Besitzern) und nach Joseph City, wo auch noch ein paar Bilder zustande kommen, die wir bisher noch nicht hatten.


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    Wieder in Winslow checken wir im Earls Motor Court ein. Das Motel ist erst vor kurzem von den neuen Besitzern wieder eröffnet worden. Wir kannten sie aber nur von ihrer Website, haben aber schon die ganze Zeit im Sinn, dass die beiden doch wunderbar ins Buch passen würde. Also fragen wir Angela und ihren Mann Blas, ob das wohl machbar sei. Es war machbar, gar kein Problem. Fotoshooting und Interview werden am nächsten Morgen stattfinden. Als wir unser Zimmer beziehen, treffen wir die beiden Kanadier wieder, die uns auf dem Friedhof von Daggett begegnet sind. Auch sie werden über Nacht im Earls bleiben. Dass sie uns gleich auch noch ein Exemplar von „A Matter of Time“ abkaufen, hat uns natürlich auch gefreut.


    Da der Tag noch nicht vorbei ist, steuern wir für das hoffentlich schöne Abendlicht den „Little Painted Desert“ County Park an. Dort hat man einen wunderschönen Blick auf die Painted Desert, für die diese Gegend ja bekannt ist. Im Petrified Forest Nationalpark ein paar Meilen weiter, gibt’s ähnliche View Points. Wir bleiben aber im County Park, der aus ein paar Picknickbänken besteht, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Da wir genügend Verpflegung im Auto haben, ziehen wir das Abendessen etwas vor, um die Wartezeit auf den Sunset zu verkürzen. Und dann bekommen wir auch die gewünschten Bilder.


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    Am Earls Court haben sie inzwischen die Neonbeleuchtung angeschaltet, die natürlich ein weiteres tolle Fotomotiv ist. Wir können das Motel übrigens nur sehr empfehlen, sauber, günstig, ruhig. Passt alles.


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    Good Night Winslow.




    11. Oktober 2019 - Wir drehen um


    Heute steht der 15. Tag dieser ungewöhnlichen Reise auf dem Programm. Das Wetter meint es weiterhin gut mit uns, ein fast wolkenloser Himmel wird uns den ganzen Tag begleiten. Mit Barstow haben wir unseren Point of Return erreicht. Früh morgens geht’s schon los. Bevor wir uns wieder auf die Route 66 begeben, machen wir eine Abstecher nach Hinkley. Das gottverlassenen Nest ist eine „Movie Location“. Hier wurden Szenen aus „Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte“ gedreht. Es sind nur 15 Meilen bis dorthin. Um diese frühe Stunde ist noch kein Mensch unterwegs. Sonnenaufgang in Hinkley - das hat doch auch was. Das Morgenlicht beschert uns ein paar stimmungsvolle Aufnahmen.


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    Dann geht’s weiter über ein Stück der I-40 bis Yermo, wo wir einen erneuten Blick auf das „Jenny Rose“ Schild werfen. Der dazugehörige Diner steht seit Jahren leer, lediglich das imposante Schild hält immer noch die Stellung.


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    Von dort kann man direkt nach Süden über eine kleine Landstraße nach Daggett fahren, wo wir wieder die Route 66 erreichen. Das Städtchen wirkt wie ausgestorben an diesem Morgen, als wir durch die wenigen Straßen fahren.


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    Wir besuchen den örtlichen Friedhof, den wir bisher noch nicht kannten. Dort treffen wir auf ein kanadisches Ehepaar, das ebenfalls auf 66-Trip ist. Außer uns ist niemand da und so kommen wir leicht ins Gespräch. Treffen sich vier Touristen auf dem Friedhof von Daggett … Jedenfalls werden wir die beiden noch einmal wiedersehen. Gleich am nächsten Tag an einem anderen Ort.


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    Next Stop: Newberry Springs. Das gleiche Bild, weit und breit niemand zu sehen. Natürlich halten wir noch einmal kurz am Bagdad Cafe. Die Chefin Andrea ist noch nicht da. Aber Mike, der ihr beim Betrieb hilft, begrüßt uns freundlich. Ein bisschen Small Talk, ein paar Bilder und dann geht es weiter.


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    Zurück also durch die Mojave Wüste … da waren wir doch gestern erst … Ludlow - wir stehen ewig am Bahnübergang, der Güterzug ist gefühlte fünf Meilen lang. Mindestens. Über Amboy, das wir mal aus anderer Perspektive fotografieren, nach Needles - wieder über die Umleitung.


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    Die 66 durch die Black Mountains hatten wir auf der Herfahrt ausgelassen, diesmal nehmen wir diese landschaftlich schöne Strecke mit. Über den Sitgreave Pass geht’s nach Oatman, wo wir uns heute nicht länger aufhalten.


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    (Die drei Bilder sind kleiner als die anderen weil sie aufgrund der "krisseligen" Landschaft (viele Büsche etc) mehr Pixel haben, als die externe Galerie erlaubt. Also bleibt nur die Verkleinerung. Bei einigen anderen Fotos ist das auch. Bitte um Verständnis).


    Bei Cool Springs halten wir noch einmal kurz bevor es weiter geht nach Kingman.


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    Ein frühes Mittagessen bei Mr. D’z. Danach noch einige Schritte durch die Stadt. Es ist irgendwie seltsam, wenn man alle diese Orte schon so gut kennt. Trotzdem lohnen sich die Stops, vor allem, wenn man sie ganz relaxed unternehmen kann. Heute drängen keine Verabredungen, wir können uns wirklich Zeit lassen.


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    Dann folgt das bekannte Route-66-Stück zwischen Kingman und Seligman. Der Hackberry General Store liegt verlassen da. Auch hier erstaunliche Ruhe. Sind wir zu früh oder die anderen zu spät? Wie auch immer, wir haben die 66 für uns alleine.


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    Das ehemals so eindrucksvolle Neonschild des Frontier Motels in Truxton schaut inzwischen ziemlich mitgenommen aus. Die Natur erobert sich das seit etwa zwei Jahren verlassene Gelände Schritt für Schritt zurück. So schade, denn es gab ja den Versuch, das Motel wieder in Betrieb zu nehmen. Warum es am Ende gescheitert ist, kann man anderswo nachlesen, das würde jetzt hier zu weit führen. Bei unserem letzten Besuch 2017 haben Nick und wir mit den Besitzern noch auf der Veranda gesessen und kühles Bier getrunken. So schnell ändert sich alles.


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    Inzwischen ist es spät geworden, es ist Oktober, die Tage sind nicht mehr so lang. Im Abendlicht und bei Vollmond schaut die 66 richtig romantisch aus.


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    In Seligman haben wir ja schon unser Zimmer in der Canyon Lodge reserviert. Reinhard erwartet uns schon. Wir sind dieses Mal im „Las Vegas Zimmer“. Abendessen gibt’s heute im Roadkill Saloon, wo wenig Betrieb ist. Essen ist okay, Lilo wird’s verschmerzen, wir waren ja erst vor drei Tagen bei ihr im Westside Cafe.


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    Mehr gibt’s eigentlich nicht zu berichten von diesem Tag. Unser Rückweg scheint doch um einiges entspannter zu werden.




    10. Oktober 2019 - Durch die Wüste


    Die Mojave - die Meinungen mögen geteilt sein, aber für uns hat sie was. Wir lieben dieses Stück Route 66 zwischen Needles und Barstow. Und ganz besonders den „Ghost Town Stretch“ mit seinen verlassenen Siedlungen, den Friedhöfen im Wüstensand mit ihren oft anonymen Gräbern, die auf ihre Art eine, nein viele Geschichten erzählen. In der Blütezeit der Route 66 herrschte hier reges Leben. Es gab keine Interstate, alle mussten sie hier durch: die Okies auf ihrem Weg nach Kalifornien, um der „Dust Bowl“ zu entkommen, die Soldaten in den vierziger Jahren, die hier Ausbildungscamps hatten, die Urlauber aus dem Osten, die in den 50er und 60er Jahren mit ihren bollerigen Straßenkreuzern den Trip gen Westen wagten und mit Sack und Pack und Kind und Kegel frohen Mutes ins gelobte Land unterwegs waren. Motels und Autowerkstätten erlebten einen regelrechten Boom, denn so manches V8-Triebwerk und so mancher daran befestigter Kühler kapitulierte vor der sengenden Hitze. Es gibt unzählige Geschichten dazu. Im Route 66 Thread steht mehr darüber.


    Aber bevor es losgeht, sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Am wichtigsten das noch fehlende Interview mit unserer Gastgeberin. Dazu nehmen wir Rosie mit zum Frühstück ins Wagon Wheel in Needles. Das Essen ist gut und reichhaltig, man kann das Restaurant bedenkenlos empfehlen. Rosie erzählt uns ihre Geschichte rund um das Fender’s Resort. Und gibt uns noch einen wichtigen Tipp mit auf den Weg: Unbedingt kurz über die Grenze nach Arizona zum Tanken fahren (voll tanken ist angesichts der vor uns liegenden Strecke ein unbedingtes MUSS). Dort gibt es eine Amoco Tankstelle mit weitaus günstigeren Preisen. Sie liegt eben noch in Arizona und man kann sich die teuren Kalifornien-Sprit-Preise sparen. Und so kommt es, dass wir dieses Mal nicht in Kalifornien tanken müssen, denn wir nähern uns unserem Umkehrpunkt, den wir heute noch erreichen werden.


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    Es ist heiß an diesem Tag - na ja, wen wundert’s - und der ein oder andere kleinere Staubsturm begleitet uns schon auf den ersten Meilen. In Goffs, dem ersten Ort des Ghost Town Stretches, halten wir am Friedhof an. Es ist einer von mehreren. Die anderen finden sich in Danby, Amboy, Siberia, Bagdad und Ludlow. Es gibt sicher noch einige mehr, die wir aber noch nicht gefunden haben.


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    Und dann kommt, was wir erwartet haben: die Straßensperre. Sie existiert schon seit mittlerweile einigen Jahren, weil einige Brücken bei Flashfloods zerstört worden sind, bzw. in den Augen der Behörden nicht als befahrbar eingestuft wurden. Nun gibt es viele Berichte, dass man bei Trockenheit - und die soll in der Wüste recht häufig vorkommen -einfach „drumrum“ fahren kann, soweit man ein halbwegs passendes Fahrzeug hat. Wir hätten, aber wir werden kein Ticket oder sonstigen Trouble riskieren und folgen also brav der Umleitung über die Kelbaker Road und ein kurzes Stück der Interstate.


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    Auf diese Weise erreichen wir Essex (next Ghost).


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    Dann folgt Amboy und damit Roy’s Cafe und Tankstelle. Diese Location kennt fast jeder, aber nur wenige kennen seine Geschichte (wiederum nachzulesen im 66 Thread). Ein Stop muss also sein. Das berühmte Neon wird übrigens nur einen Monat später wieder zum Leuchten gebracht. Wir hoffen, dass es bei unserer nächsten Tour dann auch angeschaltet wird. Es ist ein tolles Nachtmotiv und mit leuchtendem Neon erst recht.


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    Inzwischen ist auch das Stück nach Ludlow gesperrt (dasselbe Problem) und man kann Amboy praktisch nur noch über die Kelbaker erreichen auf der man dann auch zurück zur I-40 fahren muss. Dann weiter bis zum Exit Ludlow. Von dort soll es inzwischen möglich sein, auf der originalen 66 nach Newberry Springs zu fahren (vorher war die Strecke extrem rough mit spitzen Steinen jeder Größe und ein wahrer Reifenkiller). Scheinbar haben sie was dran gemacht, aber genau wissen wir es mangels eigener Erfahrung noch nicht.


    Bevor wir uns nach Newberry Springs aufmachen, fahren wir ein Stück auf der Amboy Road nach Süden (wenn man weiter fährt, kommt man zum Joshua Tree NP) bis zum Bristol Lake, einem ausgetrockneten Salzsee, wo sich eine riesige Salzgewinnungs-Anlage befindet - die National Chloride Company hat sich hier breit gemacht. Nicht hübsch, aber interessant.


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    Wer das Road Movie „Out of Rosenheim“ kennt, kennt auch das Bagdad Cafe. Natürlich, denn es steht ja immer noch unverändert da. Wir waren schon mehrmals hier, haben aber noch nie die Inhaberin Andrea Pruett angetroffen. Wir hoffen, dass sie diesmal da ist, denn auch sie soll „ins Buch“. Kaum rollen wir auf den Parkplatz schwenken zwei riesige Tourbusse ein. Na prima. Eigentlich können wir die ja nun gar nicht brauchen. Aber wir haben ja Zeit. Der straffe Zeitplan solcher Busse erlaubt gerade mal ein paar Knipsfotos und den Erwerb von allerlei Memorabilia. Die Passagiere sprechen französisch, was uns nicht wundert, denn der Film ist in Frankreich sehr viel bekannter als bei uns. Der Hauptanteil der Besucher stammt aus Frankreich, was uns Andrea (sie ist anwesend!) gleich noch einmal bestätigen wird. Also setzen wir uns in eine Ecke und beobachten das kurzzeitige Gewusel. Für Andrea sind diese Busse extrem wichtig. Sie lebt vom Verkauf der Souvenirs.


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    Als sie dann alle wieder verschwunden sind auf ihrem Weg zur nächsten Attraktion, haben wir endlich Gelegenheit, mit Andrea zu sprechen und ihr unser Projekt vorzustellen. Auch sie ist sofort bereit mitzumachen. Ein paar Fotos vorweg, natürlich mit dem „Out of Rosenheim“ Filmplakat müssen auch sein. Außerdem mag sie Ellens amerikanisches Buch über die 66, denn das Bagdad Cafe ist dort zu finden (siehe Foto).


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    Das Fotoshooting absolviert sie schon fast professionell, kein Wunder, sie hat eine (kleine) Hollywood-Vergangenheit. All das erzählt sie uns und wie sie zu diesem Cafe kam und und und … es wird interessant sein, später mal all diese Audio-Dateien abzuhören.


    Leider gibt es inzwischen schlechte Nachrichten: Das Bagdad Cafe wurde von einer Gruppe Vandalen (man muss sie wohl so bezeichnen) heimgesucht. Beim folgenden Polizeieinsatz wurde einiges an Fenstern, Mobiliar und sonstige zerstört. Genaues wissen wir nicht. In der Folge musste Andrea erst einmal schließen. Es wurden „Go fund me“ Aktionen anderer Route 66 Roadies ins Leben gerufen, um ihr zu helfen, die nötigen Mittel für eine Wiedereröffnung aufzubringen. Das scheint zu gelingen. Es ist inzwischen wieder geöffnet, aber ohne Verkauf und Service. Man kann aber „Hello“ sagen. Andrea wohnt auch im Cafe, denn zu allem Unglück wurde ihr Haus in Newberry durch ein Feuer zerstört. Keine Versicherungen wahrscheinlich und deshalb die problematische Lage. Hoffentlich wird’s wieder.


    Wir fahren weiter nach Barstow, wo wir am Abend noch das Skyline Drive-In Theatre besuchen, das wir bisher noch nicht kannten. Vorstellungen gab es keine mehr, aber es reichte für ein paar schöne Bilder im Abendlicht.


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    Dinner bei Dennys, Übernachtung im Best Western (übrigens nicht mehr unbedingt zu empfehlen - Bed Bugs. Beim nächsten Mal bleiben wir nahe der Outlets, da gibt’s ordentliche Hotels.


    Trotzdem ein weiterer toller Tag mit dem wir mehr als zufrieden sein können.











    09. Oktober 2019 - Wieder so ein toller Tag


    An diesem Morgen gehen wir zu Fuß zu unserer Verabredung. Dazu müssen wir nur die Straße überqueren - die Route 66 natürlich. Aber vorher gibt’s noch ein kleines Frühstück in der Canyon Lodge. Ein bisschen Talk noch mit Reinhard, unserem Gastgeber und dann packen wir die Kamera ein. Und das Handy als Aufnahmegerät. Mehr brauchen wir nicht. Gepäck bleibt noch im Zimmer, das Auto steht davor. Es ist kurz vor acht in Seligman, Arizona und das Städtchen döst scheinbar noch vor sich hin. Noch sind keine Touristen in Sicht. Das Wetter ist prima, die Sonne scheint, Arizona meint es weiterhin gut mit uns.


    Gleich werden wir uns ausführlich mit Angel Delgadillo unterhalten können, dem „Vater der Historic Route 66“. Oder der „Guardian Angel“, wie er auch oft genannt wird. Natürlich freuen wir uns auf diese Begegnung ganz besonders. Es ist nicht unsere erste, aber in den Jahren vorher haben wir nur ein paar Worte wechseln könnte und das „Standard-Selfie“ produziert. Das soll heute anders werden, denn wir haben vor, Angel ausgiebig zu seiner Geschichte und zu „seiner“ Route 66 zu befragen. Dazu haben wir für acht Uhr einen Termin mit ihm ausgemacht. Genau gesagt mit seiner Tochter … , die über seinen Kalender wacht, den Angel ist bis heute ein gefragter Mann.


    Und da kommt er auch schon mit seinem Fahrrad angeradelt. Pünktlich auf die Minute. Jeanshemd, Baseball-Cap und ein freundliches Lächeln in Gesicht. So kennt man ihn. Wir nehmen Platz in seinem „Barber Shop“, er auf seinem Friseurstuhl, wie sich das gehört. Eine volle Stunde lang erzählt er uns seine Geschichte, wie das alles war damals an der Route 66. Von den dreißiger Jahren, von der „Dust Bowl“, von den „Okies“, die auf ihrem Weg nach Westen vorbei kamen, vom Betrieb und den guten Zeiten der 1950er und 1960er Jahre, vom plötzlichen „Tod“ der Route 66, als die Interstate eröffnet wurde. Von den Jahren der Entbehrungen, als seine kleine Stadt einfach vergessen wurde. Von seiner Idee, die „Historic Route 66“ zu schaffen und für den Tourismus interessant zu machen. Von den Schwierigkeiten mit den Behörden, die zuerst davon überhaupt nichts wissen wollten. Und von der jungen Frau aus Deutschland, die eines Tages in seinen Laden kam.



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    Dazu möchten wir ihn wörtlich zitieren, denn dieses Zitat hat auch Platz gefunden auf der ersten Seite des Buches:


    „Man vergisst so viel im Leben, aber es gibt Momente, die vergisst man nie. Vor einigen Jahren betrat eine junge Frau aus Deutschland unseren Laden. Sie kam auf mich zu, genau hier an dieser Stelle, und sagte: „Hi Angel, ich möchte dir die Hand geben und dir danken für alles, was du für die Route 66 getan hast.“ „Moment,“ sagte ich, „das habe ich nicht allein getan, das waren ‚we the people’, die das getan haben.“ Sie sagte: “Nein, das warst du, der diese Idee hatte und der nicht aufgegeben hat. Es kann so viel aus der Idee eines Einzelnen entstehen. Hey, verstehst du, du Dummkopf? Das hast DU geschafft!“


    So war das. Und ich denke, daran mitgewirkt zu haben, der Route 66 zu ihrer historischen Wiedergeburt zu verhelfen, ist alles, was ich tun konnte. Und dann kam das Leben zurück. Zurück an unsere Straße.


    Wir können daraus lernen, sich nicht auf andere zu verlassen, wenn man wirklich etwas erreichen will. Glaube an dich selbst. Dafür lebe ich heute.“


    Beeindruckend war das. Ihm zuzuhören, wie er seine Geschichte erzählt. Geduldig beantwortet er Fragen, er lässt sich viel Zeit dafür. Zwischendurch lugt der ein oder andere Tourist herein, aber alle ziehen sich zurück, als sie merken, dass hier ein Interview stattfindet.


    Jetzt fehlen nur noch die Fotos. Wir bitten Angel, mit uns auf „seine Straße“ zu kommen, wir wollen ihn natürlich dort fotografieren. Kein Problem, wir werden ein Stück auf der 66 raus aus Seligman fahren und dort die Bilder machen. Angel schwingt sich mit seinen damals 92 Jahren hinter das Steuer seines betagten Pick-Up Trucks, der mit Arizona-Fahnen und Route 66 Schildern geschmückt ist. Ellen darf neben ihm Platz nehmen und mitfahren.

    So etwas macht richtig Spaß, Angel ist super drauf und macht alles mit, auch die „Regieanweisungen“ für das Shooting. Am Ende wird es uns schwer fallen, das beste Bild auszusuchen. Allerdings haben wir Angel zweimal im Buch, denn eines der Fotos passt so wunderbar auf das Rückseiten-Cover.



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    Diese knapp zwei Stunden in Seligman gehörten ganz sicher zu den Highlights dieser Reise. Obwohl das eigentlich für alle Meetings gilt, denn alle Beteiligten haben so großartig mitgemacht.


    Dann heißt es für ganze drei Tage Abschied nehmen von Seligman. Drei Tage? Yep, denn in drei Tagen werden wir auf der Rückreise wieder hier Station machen. Reinhard in der Canyon Lodge hat das Zimmer schon gebucht und so können wir uns an diesem Vormittag auf den Weg nach Kalifornien machen. Natürlich nehmen wir die klassische Route über die 66 über Truxton, Valentine nach Antares, wo wir am „Giganticus Headicus“ anhalten und eine Lunch-Pause einlegen. Um was es sich dabei handelt, kann man im Route 66 Thread nachlesen. Im Cafe treffen wir auf Whitney, mit der wir uns ein wenig unterhalten. Wir sind die einzigen Gäste und sie hat nichts weiter zu tun. Sie interessiert sich für Ellen’s Buch, ein entsprechendes Foto gehört dann natürlich dazu.



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    Weiter geht’s nach Kingman, wo wir diesmal nicht die Strecke durch die Black Mountains nehmen (Oatman), sondern in Richtung Yucca abbiegen. Hier verlief eine frühere Streckenführung der Route 66. In Yucca finden sich einige fotogene Reste aus dieser Zeit. Über die I-40 erreichen wir die Grenze zu Kalifornien.


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    Unser Ziel heute ist das Fender’s River Resort, wo wir immer übernachten, wenn es sich mit Needles dafür ausgeht. Hier werden wir schon von Rosie Ramos erwartet, die uns schon zum zweiten Mal die Übernachtung in der „Suite“ direkt am Colorado River sondiert. Wir können das Fender’s nur jedem empfehlen, der in Needles übernachtet. Rosie ist eine großartige Gastgeberin. Das Motel gehört in die Reihe der originalen „old style“ Route 66 Motels. Plätze für RVs gibt es auch.


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    Im Licht des frühen Abends machen wir das nächste Foto-Shooting für’s Buch. Der Fluß als Background macht sich da ausgezeichnet.



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    Abendessen gibt’s beim örtlichen Chinesen, nix Dolles, aber durchaus in Ordnung. Das Wagon Wheel Restaurant sparen wir uns für das Frühstück am nächsten Morgen auf. Dort werden wir Rosie, die uns begleiten wird, auch in Sachen Route 66 interviewen.


    Die ersten 3000 Meilen dieses ungewöhnlichen Road Trips liegen jetzt hinter uns. Morgen werden wir unseren „turn-around point“ erreichen.


    Good Night California.



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    Hach, schön die Geschichten am Rande, die man als normal Reisender gar nicht mitbekommt.

    Ergänzen wunderbar das von und vor kurzem Erlebte.

    Ja, es gibt viele Geschichten. Und es gäbe noch mehr, wenn man die Zeit hätte, sie alle "einzusammeln". Eigentlich sind sie ja sogar das Salz in der Suppe. Wie lernt man eigentlich Menschen dort kennen? Bei uns lief das alles über Facebook und den verschiedenen Route 66 Gruppen, in denen fast alle "locals", die in irgendeiner Weise mit der 66 verbunden sind, vertreten sind. So haben wir auch Nick kennen gelernt... und viele mehr. So kommt eins zu anderen.

    08. Oktober 2019 - die nächsten „Kicks“ an der Route 66


    Auch auf diesen Tag freuen wir uns besonders. Wir sind noch im La Posada und haben nach dem fulminanten Frühstück eine Verabredung mit Tina Mion (Näheres steht im vorigen Kapitel). Nick muss uns leider aus dienstlichen Gründen heute verlassen. Er macht sich gleich nach dem Frühstück auf den weiten Weg zurück nach Amarillo. Aber wir werden ihn wieder sehen, denn auch wir müssen ja noch die ganze Strecke zurück. Doch soweit ist es noch lange nicht.


    Tina holt uns ab und begleitet uns in ihr Atelier. Hier entstehen all die tollen Bilder, die man im Hotel (und anderswo) bewundern kann. Es sieht hier so aus, wie man es sich im Atelier eines Künstlers vorstellt. Farbkleckse auf dem Boden, fertige oder halbfertige Bilder stehen herum, jede Menge Mal-Utensilien, Pinsel, Farbtöpfe, Stifte … you name it. Jetzt muss noch ein gescheites Foto her. Dazu platzieren wir Tina an ihren Arbeitsplatz. Natürlich entstehen es reichlich Bilder, bis genug im Kasten sind, so dass wir am Ende eines davon für das Buch aussuchen können. Tina ist sehr geduldig, nimmt sich viel Zeit und zwischendurch plaudern wir über Gott und die Welt. Ein Foto von der Malerin und der Fotografin muss natürlich auch sein. Die beiden verstehen sich gut, schade, dass Winslow soweit entfernt liegt.


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    Nachdem alles erledigt, verabschieden wir uns von Tina Mion und dem La Posada. Es war ein tolles Erlebnis und wir freuen uns auf’s Wiederkommen. Dass das bis heute noch nicht möglich war, liegt an den „unvorhergesehenen Umständen“, die auch uns an der nächsten Amerika-Reise gehindert haben.


    An diesem Morgen geht es Schlag auf Schlag. Das nächste Interview findet noch auf der Terrasse des La Posada statt, denn hier haben wir uns für heute Vormittag mit dem „Van-Man“ verabredet. Dennis haben wir über Instagram kennengelernt, wie das oft so ist. Begegnet sind wir ihm noch nie, aber er war sofort einverstanden, dass wir uns mit ihm treffen und ihn in unsere Porträtserie aufnehmen können. Dennis lebt in seinem Chevrolet-Van und er vagabundiert damit über die Route 66. In den Jahren vorher hat er die Straße schon zu Fuß abgeklappert, danach mit dem Fahrrad. Er ist auf der Mother Road zu Hause. Wir führen ein interessantes Gespräch über seine Zeit auf der Straße und seine Pläne. Dennis hat einen religiösen Hintergrund, den er aber gar nicht herauskehrt. Er könnte sicher noch viel mehr erzählen, aber nach einer Stunde wird es Zeit für die Fotos. Dazu fahren wir zu einem „Dead End“ der Route 66 hier in Winslow. Am Ende der Straße, die nicht mehr befahren wird, steht ein dickes „Road Closed“-Schild. Genau der richtige Hintergrund für uns. Dennis mit seinem Van wird davor arrangiert. War gar nicht so leicht, ihn zu fotografieren, er schaute immer sehr ernst drein. Also bekam er den Auftrag, „in die Ferne“ zu schauen, das geht auch mit ernstem Gesicht. Schließlich sind wir alle mit dem Ergebnis zufrieden.


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    Es war das zweite Shooting hier in Winslow, es wird ein drittes folgen, aber erst auf der Rückreise.


    Damit haben wir den „Arbeits-Teil“ des Tages geschafft. Jetzt können wir unser heutiges Ziel ins Auge fassen: Seligman. Über Meteor City, wo wir kurz am Trading Post anhalten (der riesige Dreamcatcher fängt auch keine Träume mehr ein) ...


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    ... fahren wir bis Two Guns, wo wir abbiegen und uns die Reste der ehemaligen Ferienanlage anschauen. Hier halten wir eigentlich immer an, auch wenn es ein wenig deprimierend ist, zu sehen, wie alles immer weiter verfällt. Das Hauptgebäude, das man früher von der Straße (und auch von der Interstate) gut erkennen konnte - auf dem Dach stand in großen Lettern „KAMP“ - ist inzwischen total kollabiert. Auf unserem Bild steht noch ein Teil, aber inzwischen ist auch das zusammengefallen. Two Guns ist schon ein etwas unheimlicher Ort, voll mit Graffiti, der Swimming Pool und die vorgelagerte Tankstellen-Ruine stechen da besonders hervor. Gleich in der Nähe befindet sich der ehemalige zum Resort gehörige Zoo - das „Montain Lions“ über dem Eingang kann man noch erkennen. Und nicht zu vergessen die „Apache Death Cave“, die aber eine eigene Geschichte hat, die jetzt den Rahmen hier sprengen würde.


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    Nächster Stopp ist Twin Arrows, ebenfalls ein völlig verfallenes Gemäuer. Der ehemalige Trading Post der hier lebenden Indianer ist schon lange verlassen. Schutt, Glasscherben, Abfall aller Art - niemand kümmert sich. Auch dieser Ort hat seine Geschichte. Die beiden in den Boden gerammten Pfeile sind die Namensgeber. Wer heute dort vorbei fährt, wird nur noch einen im Boden stecken sehen, der zweite ist vor einigen Wochen dem Zahn der Zeit erlegen. Nach und nach verschwinden einige „Landmarks“ an der Route 66.


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    „Don’t forget Winona“ heißt es in einer Liedzeile vom „Get your Kicks on Route 66“, nun ja, wir vergessen Winona heute, genauso wie Flagstaff. Unser Zeitplan lässt es leider nicht zu. Erst hinter Flagstaff halten wir kurz in Parks in the Pines. Ein kleines Picknick im Wald - „in the Pines“ - muss jetzt sein. Selbst den kurzen Abstecher nach Bellemont (Movie Location aus „Easy Rider“) verkneifen wir uns und auch Williams sieht uns heute nicht.



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    Wir müssen noch ein Stück Interstate fahren bis zur Abfahrt nach Ash Fork, von wo aus wir wieder der originale Straße folgen können, die ab hier „Crookton Road“ heißt und uns nach Seligman bringt. In Ash Fork halten wir für ein paar weitere Fotos.Bekannt ist ja der „De Soto auf dem Dach“ eines Friseurladens.


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    Apropos Friseur - wir haben am nächsten Tag eine Verabredung mit Angel Delgadillo (im Hauptberuf Friseur oder besser „Barber“, denn man kann sich von ihm heute noch rasieren lassen), dem „Vater der Historic Route 66“. Seine Geschichte haben wir im Route 66 Thread (if you ever plan to motor west) ausführlich geschildert. Auf diese Begegnung freuen wir uns natürlich besonders. Aber noch ist es nicht soweit. In Seligman steuern wir unser „Stamm-Motel“, die Canyon Lodge an. Reinhard und Mike betreiben sie weiterhin mit Erfolg. Reinhard begrüßt uns auf Mainzer Platt, wie immer. Wir bekommen unser „Marilyn Monroe“-Zimmer und buchen gleich für die Rückfahrt. Abends geht’s traditionsgemäß zu Lilo ins „Westside Cafe“ - auch das gehört inzwischen dazu.


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    Wieder so ein toller Tag mit interessanten Menschen. „Meet the people“ - darauf sollte man bei einem Route 66-Trip nicht verzichten, wann immer es möglich ist.