25. - 26. Oktober 2019 - Time to say Good Bye
Die beiden letzten Tage der Reise stehen bevor und wir fassen sie einfach mal in einem Beitrag zusammen. Wir verlassen Pontiac diesmal ohne Frühstück Richtung Osten mit dem Ziel Joliet. Die Stadt ist meist die erste oder letzte Station einer 66-Reise. Hier haben wir unser erstes Shooting und unser erstes Interview dieser langen Serie produziert. Mit einer der Beteiligten, Debyjoe Ericksen, sind wir zum Frühstück in Joliets Route 55 Diner verabredet. Das klappt auch und da wir einiges von dieser Reise zu erzählen haben, dauert es etwas länger.
Anschließend nehmen wir uns noch die Zeit für einen herbstlichen Stadtbummel durch Joliet. Das Rialto, die Ziehbrücken, der Des Plaines River, Dick’s Garage und das Rich & Creamy. Die Blues Brothers tanzen zwar unverändert auf dem Dach, aber der Hertbst-Blues ist spürbar. Kalt, windig, usselig, nur vereinzelt erhellt ein scheuer Sonnenstrahl das Grau.
Chicago ist nicht mehr weit, also machen wir uns auf den Weg. Wir bleiben auf der 66, passieren die Vorstädte und erreichen schließlich das „Begin“-Schild in der Adams Street.
Der Kreis hat sich geschlossen, was die 66 angeht. Unter Beethovens wachen Augen halten wir den vorletzten Eindruck von der Route 66 fest. Der letzte ist ein etwas wehmütiger Blick auf „Lou Mitchell’s“, wo so mancher Route 66-Trip seinen standesgemäßen Anfang nimmt. Die Terrasse ist verwaist, zu kalt in „Windy City“.
Also weiter Richtung Osten. Mittagessen gibt’s vorher im Longhorn Steakhouse und danach geht’s auf die I-90 um den südlichen Michigan See herum. Der Verkehr auf dieser Interstate ist mörderisch, aber das kennen wir schon von der Hinfahrt. Unterwegs beschließen wir in New Buffalo noch einen Abstecher zum See zu machen, der sich aber als Flop herausstellt (der Abstecher, nicht der See). Es gibt nicht wirklich was zu sehen. Dazu kommt eine gewisse Reisemüdigkeit, also fahren wir noch ein Stück weiter bis Battle Creek. Das liegt recht günstig für unsere morgige Abflugszeit ex Detroit und deshalb bleiben wir kurzentschlossen über Nacht im dortigen Best Western.
Jetzt gilt es, Koffer zu packen, damit wir morgen früh stressfrei Richtung Detroit International aufbrechen können. Das klappt auch alles problemlos. Wir haben noch Zeit für ein ausgedehntes Frühstück in einem zufällig am Wege liegenden „Bob Evans“. Frühstück können sie dort sehr gut, pappsatt erreichen wir den Airport.
Was gibt es noch zu erzählen? Nicht viel, denn Auto abgeben (Alamo) geht ruck-zuck. Fahrt zum Terminal auch. Einchecken auch. LH 443 bringt uns pünktlich (wie seit über 30 USA-Flügen) nach Frankfurt. Alles bestens, nette Crew, ruhiges Flugwetter. In Frankfurt finden wir unser Auto in einwandfreiem Zustand und zwei Stunden später sind wir zu Hause. End of the Trail.
Und eigentlich beginnt jetzt die Arbeit an diesem Projekt, für das wir volle vier Wochen in den USA verbracht haben.
Das Buch soll entweder im Frühjahr oder im Herbst zur Buchmesse 2020 erscheinen. So der mit dem Verlag abgesprochene Plan. Aber: Denkste! Corona überzieht das Land, ach was, den Planeten. Es kommt alles anders. Hat es Sinn unter diesen Umständen (Reisen so gut wie unmöglich, Amerika schon gar nicht und alles, was sonst noch die Lage kritisch macht) ein Buch rauszubringen? Wir sind uns da alle einig: Nein. Die Leute haben anderes auf dem Schirm. Wer eine 66-Tour auf dem Zettel hat, wird warten, bis der ganze Schlamassel vorbei ist. Und ein Ende war damals noch nicht abzusehen.
Bedeutet: Geduld haben. In der Zwischenzeit arbeiten wir aber an der Fertigstellung. Jede Menge Fotos raussuchen und bearbeiten (Ellens Job), Nicks Text übersetzen und ergänzen (mein Job). Gefühlte tausendmal durchlesen. Man findet IMMER was zu verbessern, zu ändern, der Tippfehler-Teufel lauert auch hinter jedem Wort. Wer so etwas mal gemacht hat, weiß wovon wir reden.
Im Sommer 2021 fällt die Entscheidung: wir machen das Buch, die Lage hat sich verbessert, Reisen wird wieder möglich sein, die Airlines sind nicht pleite. Und es gibt vielleicht doch Nachholbedarf, was die Reiserei angeht. Das stellt sich als richtig heraus. Bei einem Meeting im „Kleinen Landcafe“ in der Eifel (wir sitzen mit dem Verleger coronabedingt bei strömendem Regen draußen auf der überdachten Terrasse, mit Pullover und Jacke und heißem Kaffee) und besprechen das weitere Vorgehen.
Am Ende einigen wir uns auf Frühjahr 2022 als Erscheinungstermin, genauer Mai 2022. Zwar haben die Papierpreise extrem angezogen, was die Sache nicht gerade verbilligt, aber wenn wir noch länger warten, wird’s eher noch teurer. Also bleibt es dabei. Das Manuskript hat jetzt einige Zeit in der Schublade gelegen. Es kann also wieder rausgeholt werden. Und wieder gelesen und noch mal und noch mal. Das geht die nächsten Wochen so. Dann die Bildauswahl. Der Designer des Buches will so viele Fotos wie möglich … zum „Spielen“. Aber dann kommt der „Kill your Darling“ - Moment. Es müssen jede Menge richtig schöne Fotografien weichen. Aus Platzgründen. 208 Seiten haben wir für alles. Jede Bild-Doppelseite kostet ein bis zwei anderen Fotos das Dabeisein. Und und und … Am schnellsten geht das Lektorat. Wir werden uns schnell einig, denn wir haben offensichtlich gut vorgearbeitet.
Am 21. Mai ist es dann soweit. Buchpräsentation und Ausstellung im Kleinen Landcafe in Kerpen/Eifel. Den Ort haben wir bewusst gewählt, da wir dort schon seit längerer Zeit ein-und-ausgehen. Ist einfach nett und gemütlich. Mehr sollte es auch nicht sein. Nick Gerlich, unser Co-Autor wird live aus Texas zugeschaltet. Heute per Zoom kein Problem mehr. Früh aufstehen musste er allerdings. Zehn Uhr Eifelzeit = drei Uhr Texas-Zeit. Aber er wirkt recht ausgeschlafen.
Das also war sie, die Entstehungsgeschichte von „Route 66 - Westwärts auf Amerikas legendärem Highway“.
Falls noch jemand Interesse an dem Buch hat: es ist weiterhin bei uns direkt erhältlich, als signiertes/persönliches Exemplar oder „einfach so“. PN genügt (bitte gebt eure e-mail Adresse an). „A Matter of Time“, in den USA erschienen, ist dort ausverkauft, aber wir haben noch einige wenige Exemplare hier.
Schließlich steht Weihnachten vor der Tür.
THE END