Was ist das denn?Bisher hat uns das Wetter so verwöhnt und heute soll unsere Inselfahrt buchstäblich ins Wasser fallen?
Wir lassen uns nicht einschüchtern und machen uns doch auf zur Fähre.
Inzwischen hat es auch aufgehört zu regnen und so besteigen wir das Oberdeck. Aber noch drohen dunkle Regenwolken am Himmel.
Mackinow Island ist eine knapp 9 Quadratkilometer große autofreie Zone. Eine absolute Besonderheit in den autoverliebten USA. Hier kann man sich nur zu Fuß, per Pferd, Fahrrad oder Kutsche fortbewegen.
Die Überfahrt dauert nur knapp 30 Minuten und wir sind mit einer der ersten Fähren angekommen. Die Stadt ist noch nicht überlaufen und Mietfahrräder sind noch zahlreich vorhanden.
Die Anziehung der Insel ergibt sich aus der schönen Landschaft, den Stränden und dem klaren Wasser des Lake Huron sowie den zahlreichen, mitunter verspielten, manchmal aber höchst repräsentativen Bauten aus dem 19. Jahrhundert, die hier erhalten geblieben sind.
Hauptsächlich kommen Tagesbesucher hierher, es gibt aber auch über 30 Hotels.
Die Insel liegt am Ostrand der Straße von Mackinow, jener schmalen Durchfahrt, die den Lake Huron mit dem Lake Michigan verbindet.
Ein weiterer Anziehungspunkt der Insel ist das Fort Mackinow. Auf dem Weg dorthin besichtigen wir die kleine, aus Baumrinden hergestellte, Missionskapelle.
In den Fortanlagen demonstrieren in historischen Uniformen gekleidete Soldaten die Handhabung von Musketen und Kanonen.
Im 18. Jahrhundert zunächst zwischen Frankreich und England und dann zwischen England und den abtrünnigen Provinzen umstritten, wurden die Insel und das von den Engländern erbaute Fort am 11. Juni 1796 von amerikanischen Truppen endgültig eingenommen.
Wichtig war die Insel wegen ihrer strategischen Lage. Wer Mackinow Island hatte, war Herrscher im Norden, denn von hier aus konnte man die Einfahrt in den Lake Michigan und damit den Handel, besonders den mit Pelzen, auf den Großen Seen kontrollieren.
In den Gebäuden können wir uns durch die Ausstellung originaler Einrichtungen und Gegenständen ein gutes Bild über die damalige Zeit machen.
Die Unterkünfte der einfachen Soldaten sind extrem bescheiden gehalten, nur eine kleine Kiste für persönliche Habseligkeiten stand ihnen zur Verfügung.
Ganz anders die Unterkunft des Oberkommandierenden. Sein großzügig bemessenes Heim ist im Vergleich luxuriös ausgestattet.
Im Bar- und Lunchroom konnte man Fassbier, leichte Weine und Sandwiches mit Schinken, Schweizer Käse und französischem Senf erhalten. Die Offiziere wollten dadurch die Soldaten von der Stadt fernhalten und Exzesse in den dortigen Saloons vermeiden.
Von unserem Standpunkt hier oben wird klar, warum die Engländer sich hier niederließen. Der Blick reicht über die Bucht, die Insel und weit über den Lake Huron.
Amerikaner brauch man nicht zweimal zu bitten an einer Übung teilzunehmen. Man stelle sich die gleiche Situation in Deutschland vor. Wie viele würden wohl dort mitmachen?
Bei unserer Rückkehr vom Fort stellen wir fest, dass die Stadt inzwischen voller Touristen ist. Nach einer kleinen Stärkung mieten auch wir uns Fahrräder um die Insel zu umrunden.
Einen Stopp legen wir ein um den Arch Rock zu besichtigen, eine natürliche Sandsteinbrücke, die wir über einen kurzen Naturwanderweg erreichen.
Bevor wir zurückfahren belohnen wir uns noch mit einem rieisigen Eis.
Dieser Aufenthalt auf Mackinow Island (wird manchmal auch" Mackinaw "geschrieben) war ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. Voller interessanter Eindrücke machen wir uns nun auf die Rückfahrt zu unserem Quartier und sind besonders froh darüber, dass uns das Wetter schließlich auch heute doch noch verwöhnt hat.