Zurück in der Wirklichkeit erreichen wir Grand Haven an der Mündung des Grand River am Ostufer des Lake Michigan.
Seit 1839 ragt im Hafen diese schmale Pier in den Lake Michigan. Sie ist mit zwei Signalanlagen der Küstenwache ausgestattet. Während die äußere Station nur ein rot getünchtes Haus mit Satteldach ist, handelt es sich bei der inneren Station um einen respektablen, kleinen Leuchtturm.
Grand Haven ist der Heimathafen der größten Sportangelflotte am Lake Michigan.
Heute wird hier das American Coast Guard Festival gefeiert, zu dem sich viele Bürger des 5000 Seelenortes am Hafen eingefunden haben.
Den Abschluss unserer Reise rund um die Großen Seen bildet ein Besuch im Amish County.
Im Bonneyville Mill Park steht die älteste noch in Betrieb befindliche Mühle Indianas. Die wassergetriebene, mit steinernen Mühlrädern ausgestattete Mühle existiert seit 1832.
Da mein Großvater zwei Mühlen besaß, in denen wir als Kinder spielen durften, kommen beim Anblick der aus der damaligen Zeit vertrauten Technik, wehmütige Gefühle auf.
Unweit des Bonneyville Parks, in Goshen, erreichen wir das Dutchman Essenhaus, ein weit bekanntes Restaurant mit Amish Style Cooking.
Hier nehmen wir unseren Lunch ein, das Essen schmeckt vorzüglich.
Während Touristen die Gegend mit dieser komfortablen Kutsche erkunden können, begnügen sich die Amishen mit sehr einfachen Pferdekutschen, deren Räder Stahlmäntel haben und keine Gummireifen.
Den Flohmarkt in Shipshewana erreichen wir leider erst, als das Marktgeschehen sich bereits dem Ende zuneigt. Dennoch gewinnen wir einen Eindruck vom riesigen Umfang des Marktes. Die meisten Amsihen sind schon im Aufbruch oder schon fort und sie mögen es auch nicht, fotografiert oder gefilmt zu werden.
Die meisten Stände gehören normalen Amerikanern aber einige, wie diese Bretzelbäckerei, werden auch von den Amishen betrieben.
Das Theater in der roten Scheune gehört zu einer im 19. Jahrhundert gegründeten Amish-Farm, die heute als Freilichtmuseum zugänglich ist. Hier kann man miterleben, wie der Alltag einer tiefreligiösen Bauernfamilie vor über 100 Jahren ausgesehen hat. Wir schließen uns einer Führung an und erhalten viele interessante Informationen.
Wenn die Eltern einer Farmerfamilie sich zur Ruhe setzen, bauen die Kinder ihnen ein kleines Haus auf dem Gelände und ziehen selbst in das Haupthaus.
Dies ist ein Trockenhaus für Obst und Gemüse.
Normalerweise baute man die Steinöfen draußen um die Wärme aus dem Haus herauszuhalten.
Sie mussten das Fleisch aus der Räucherkammer innerhalb von 9 Monaten verwerten weil es sonst verderben würde.
Amishe Kleidung ist einfach aber von hoher Qualität. Es ist nicht gestattet, Knöpfe an Mänteln anzubringen, Kleidernadeln oder Haken mit Ösen müssen verwendet werden.
Es werden jedoch auch synthetische Stoffe vernäht um zeitraubendes Bügeln zu reduzieren.
Die Frauen tragen täglich die weiße und zum Gottesdienst die schwarze Kappe.
Wird ein Familienmitglied krank, liegt es auf diesem Bett im Wohnzimmer und erhält so Zuspruch und Betreuung.
Amishe Haushalte haben keinen Anschluss an das Elektrizitätsnetz sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigenen Strom.
Da sie als zu modern eingestuft wurde, ersetzte diese Windmühle mit dem Tiefbrunnen erst ab 1920 eine offene Wasserstelle.
Die Amishe sind eine christliche Religionsgemeinschaft und haben ihre Wurzeln in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts. Heute leben sie in ca. 1.200 Siedlungen in 26 Staaten der USA. Sie führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie den technischen Fortschritt in vielen Fällen ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Überlegung akzeptieren.
Die Amishen legen großen Wert auf Familie, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Sie stammen überwiegend von Südwestdeutschen und Deutschschweizern ab und sprechen untereinander meist Pennsylvaniadeutsch.
Für uns ist nun die Reise fast zu Ende. Wir fahren zurück nach Chicago, werden dort wieder mit Christa und Jürgen zusammentreffen und morgen geht es dann wieder in die Heimat, nach Deutschland.
Am Abschiedsabend essen wir alle gemeinsam noch einmal den heißgeliebten "Cesar Salad with chickenbreast". Allein wegen dieses Salates lohnt sich für uns ein Besuch in den USA. Hier in Deutschland haben wir noch keinen Cesar Salad mit vergleichbarem Geschmack bekommen. (Nun hagelt es wohl Adressen)?
Es war schön, dass Einige aus dem Forum uns auf dieser Reise mit Kommentaren begleitet haben. Es ist doch bemerkenswert wie vielfältig diese Landschaft rund um die Großen Seen doch ist und wie unterschiedlich auch die Geschichte und der Ursprung der Bewohner dieser Region ist. Für uns hat sich die Reise gelohnt und vielleicht hat ja auch der Eine oder Andere von euch Anregungen für eine eigene Reise in dieses Gebiet gewonnen.
Ende der Woche werde ich wohl meinen dritten Bericht hier im Forum starten. Je nach Ausgang der Abstimmung (Siehe Thread "Was wollt ihr?) handelt dieser von einer Reise in die Südstaaten im Jahre 2010 oder von unserer diesjährigen Tour im Januar durch Florida. Noch könnt ihr euch an dieser Abstimmung beteiligen.
Freundliche Grüße
Heiko