Mittwoch, 16.9.15: Unterwegs in den Coyote Buttes North
Es ist noch stockdunkel, als ich erwache. Ums Haus herrscht grosse Stille. Schon mal besser als gestern mit dem Regen, denke ich erfreut. Kurze Morgentoilette. Dann wird der gut gefüllte Rucksack in den Patriot verstaut. Bald darauf bin ich bereits auf der US 89 Richtung Page unterwegs. Nach vierzig Meilen biege ich auf die ungeteerte House Rock Valley Road ab. Knappe vier Meilen später wartet ein tiefer Wash mit viel feuchter Erde und einigem Wasser drin. Aber der Patriot zeigt seine Qualitäten und kurze Zeit später befinde ich mich bereits am jenseitigen Ufer.
Eine Viertelstunde später erreiche ich den Parkplatz beim Wirepass. Zwei andere Autos stehen schon hier. Aber die sind nicht heute gekommen, wie ich schnell feststelle. Ein Blick zum Himmel straft die schlechten Prognosen von gestern Lügen. Es kann heute sogar ein heiterer Tag werden. Wir werden sehen. Nach dem Schuhe schnüren trage ich mich im Visitor Register ein.
Mit genügend Kartenmaterial und meinem bewährten GPSmap 62s wandere ich los. Das Outdoor Navi wird mir heute gute Dienste leisten, denn trotz der abgegebenen (guten) Karte mit Fotos vom Gelände sowie einer Beschreibung ist der Weg durch die weite und unwegsame Felslandschaft nicht immer leicht zu finden. Steinmännchen werden von den Rangern immer wieder entfernt.
Nach dem Überqueren der HRVR laufe ich auf dem schmalen Pfad am rechten Rand des Washes. Bald führt ein sandiger Pfad rechts ab, dann folgt ein Felssattel. Dahinter muss die Richtung über ein weites Felsplateau selbst gefunden werden. Bereits auf dem Sattel lässt sich die Wave in der Ferne ungefähr lokalisieren.
Wer bekäme hier nicht Lust zu wandern?
Mittlerweile ist es sogar ein ganz prächtiger Tag geworden. Ohne Hast durchwandere ich die abwechlungsreiche Felslandschaft. Immer wieder schalte ich Fotostopps ein.
Hier möchte ich gerne hochsteigen. Aber ich habe ja ein anderes Ziel im Kopf. So muss ich es bleiben lassen.
Dass ich mich in den Coyote Buttes befinde, ist mit einem Blick bergwärts schnell zu sehen.
Aber auch der Blick auf den Boden lohnt sich.
Unterdessen ist mein Tagesziel ins Blickfeld geraten.
Weitere interessante Buttes säumen den Weg.
Von hier aus habe ich noch in den Sand Cove Wash hinunterzusteigen. Zuletzt wartet dann noch eine steile Sanddüne, die sich als veritable Pièce de résistance erweisen wird. Auf dem Bild lässt sich auch schon der Eingang zur Wave erkennen.
Puh! Der Sandhügel ist geschafft. Während einer Verschnaufpause wende ich den Blick zurück zur Landschaft, die ich eben durchwandert habe.
Und dann – nach 1 Std. 40 Min. – stehe ich vor dem Osteingang. Ein Blick hinein zeigt schnell: Hier durch gelange ich heute nicht in die Wave. Die intensiven Regenfälle der letzten Tage haben in der Mulde einen tiefen See entstehen lassen. Nasse Füsse brauche ich jetzt nicht unbedingt. Aber es gibt noch einen Westeingang. So laufe ich um die Buttes herum. Hier ergeben sich reizvolle Spiegelungen.
Der Westeingang bietet schon mal einen hübschen Vorgeschmack auf das Innere der Welle.
Einige Augenblicke später stehe ich im Innern der Wave. Noch niemand hier! Ein grosses Glücksgefühl durchströmt mich. Für kurze Zeit gehört die Wave nur mir. Und es ist fantastisch, wieder hier zu sein.
Unglaublich, was sich hier auf engstem Raum an Formen, Farben und Strukturen bietet! Es ist wirklich kein Wunder, dass die fragile Natur der Wave vor den Menschenmassen geschützt werden muss.
Der klassische Anblick. Eher selten ist allerdings das viele Wasser, das sich nach den Regenfällen am Grund der Welle angesammelt hat. Verschiedene Wave-Kenner haben dies nachträglich bestätigt.
Morgens zwischen zehn und elf Uhr lässt sich die Wave am besten fotografieren. Dann sind die störenden Schatten weg und das Licht stimmt. Diese Zeit gilt es zu nutzen. Während ich nun ohne Ende den Auslöser betätige, treffen einige weitere Besucher ein. Keinesfalls aber sind es die erlaubten zwanzig. Mir soll`s nur recht sein.
Hinter der Wave steigt das Gelände an. Langsam steige ich in der breiten Mulde hoch.
Oben bieten sich weitere interessante Ausblicke, z.B. auf die Wave hinunter, wo gerade zwei kanadische Girls ihre Anwesenheit geniessen.
Ein Blick lohnt sich auch durch den östlichen Ausgang an den Felsen vorbei in die Ferne.
Dann wende ich mich westwärts und entdecke so ungewöhnliche Objekte wie den täuschend echten Hamburger aus Sandstein. Allerdings darf man ihn nur aus einer Richtung anschauen und fotografieren.
Inzwischen ist es Mittag geworden. Ich setze mich erstmal hin und esse meinen Reiseproviant. Nach der kurzen Pause erkundige ich den westlichen Teil des Geländes.
Immer wieder finde ich ungewöhnliche, fantasieanregende Steingebilde.
Gegen vier Uhr wende ich mich wieder ostwärts und entdecke noch eine attraktive Seenlandschaft, die aber wohl nicht allzu lange Bestand haben dürfte.
Endlich steige ich in die Mulde hinunter und stelle dort fest, dass ich die Wave bereits wieder für mich alleine habe. Die anderen Besucher sind bereits wieder auf den Rückweg oder sogar schon auf der Rückfahrt.
Auch für mich wird es nun langsam Zeit, den einmaligen Ort zu verlassen. Durch tiefen Sand steige, oder besser gesagt, rutsche ich die Sanddüne hinunter, überquere den Sand Cove Wash und wandere über die weglose, ausgedehnte Felsplattenlandschaft. Auch auf dem Rückweg bieten sich schöne Motive an.
Bald überquere ich den Sattel und strebe entlang des Washes dem Parkplatz zu. Dort angelangt, vergesse ich diesmal nicht, mich aus dem Trail-Register wieder auszutragen. Nach einer wohltuenden Pause lasse ich mich vom Patriot zuerst zurück zur 89 und dann bei hereinbrechender Dämmerung gemütlich nach Kanab heimchauffieren.
Dort gönne ich mir im Mexikaner nahe beim Ortseingang erneut ein schmackhaftes Nachtessen. Danach melde ich mich telefonisch bei Paria Outpost & Outfitters und frage, wie es mit der White-Pocket-Tour für morgen Donnerstag stehe. Susan sagt, aufgrund der guten Wetteraussichten für die Region der Vermilion Cliffs könne die Tour stattfinden. Na, wenn das nicht grossartig ist: Der Besuch von zwei der schönsten Naturgebiete des Südwestens an zwei Tagen hintereinander! Es wird allerdings etwas hart werden, denn für morgen wäre bei mir eher relaxen angesagt gewesen. Aber die White Pocket lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.