Fazit
Eigentlich bin ich ja nicht so der Fazit-Schreiber. Aber da unsere Reise diesmal in eine etwas ungewöhnlichere und seltener besuchte Region geführt hat, will ich mich doch mal daran versuchen:
Planung
Für uns war von Anfang an klar, dass wir wie üblich eine Selbstfahrerreise machen wollten, denn Gruppenreisen sind so überhaupt nicht unser Ding und wir wussten aus diversen Reiseberichten, dass selbst fahren in dieser Region prinzipiell kein Problem ist. Und planen und basteln tu ich ja sowieso am liebsten selber.
Ich habe ein reichliches Jahr im Voraus mit der Planung begonnen. Für die grobe Route hatte ich mir initial ein paar vorgefertigte Standardtouren diverser Anbieter angeschaut und dabei eine 3-wöchige Tour gefunden, die uns von der Strecke her ganz gut gefallen hat. Bei dieser hab ich überall noch etwas Puffer und mehr Zeit dazu gegeben und eine 30-tägige Tour draus gemacht, die wir uns gut vorstellen konnten. Mit dieser Grundlage habe ich mir dann zum Feintuning noch etwas Feedback aus zwei Reiseforen geholt und insbesondere im Chile-Forum noch gut Input bekommen.
Als die Route dann relativ stabil war, haben wir auf der CMT in Stuttgart bei zwei Reiseanbietern vorbeigeschaut und gefragt, ob sie uns so eine Tour anbieten können. Das konnten sie, aber als wir später von beiden ein Angebot erhalten haben, haben wir angesichts des Preises kurz Atemnot bekommen. Wie schon bei der Namibia-Planung im letzten Jahr habe ich durch kurzes Rechnen und Recherchieren festgestellt, dass ich das selbst um ein paar tausend Euro günstiger machen kann. Und genauso habe ich das dann auch gemacht.
Hotels
Zuerst habe ich die beiden Hotels im Torres del Paine Park gebucht - und zwar schon ein knappes Jahr im Voraus. Das wurde mir von allen Seiten dringend empfohlen, da die Hotels im Park bereits sehr früh ausgebucht sind. Diese Buchung war gar nicht so einfach, denn in diversen Buchungsportalen wie Booking etc. waren die Hotels anscheinend noch nicht freigeschalten und über Reiseanbieter waren sie angeblich schon ausgebucht. Ich habe dann mit den Hotels direkt telefoniert und das letzte freie Zimmer mit B&B bekommen. Viele Hotels im Nationalpark bieten nur All-Inklusive an, was unbezahlbar ist.
Alle anderen Hotels habe ich dann so nach und nach gebucht - fast ausschließlich über Booking. Zwei Unterkünfte habe ich später nochmal ausgetauscht und wir haben uns erstmalig an AirBnB versucht. Insgesamt hat das alles erstaunlich gut funktioniert und bis auf eine Hotelstornierung seitens Booking gab es keinerlei Probleme. Und auch diese eine Stornierung war letztlich kein wirkliches Problem, da wir von Booking sofort eine super Alternative angeboten bekamen.
Flug
Die Flüge habe ich über Opodo gebucht - was ich zukünftig definitiv nicht wieder machen werde. Der Hinflug ging von Stuttgart über Madrid und Santiago nach Puerto Montt ohne Zwischenübernachtung und der Rückflug von Punta Arenas über Santiago und Madrid nach Stuttgart mit einer Zwischenübernachtung in Santiago. Gebucht hatte ich bei Opodo einen LATAM Flug und bin aus allen Wolken gefallen, als ich dann in der Buchungsbestätigung beim Rückflug lesen musste "Operated by Iberia". Das hatte bei der Flugbuchung auf der Opodo-Seite nirgendwo so gestanden. Ich hatte sofort bei Opodo angerufen und wollte den Flug wieder stornieren, da wir auf keinen Fall die Langstrecke mit Iberia fliegen wollten. Aber die Opodo-Mitarbeiter stellten sich stur. Von daher gibt es flugtechnisch in Zukunft für uns zwei NoGo's: Opodo und Iberia.
Der Flug selbst war natürlich elendig lang. Wir waren auf dem Hinflug inklusive Umsteigezeiten knapp 24 Stunden unterwegs und der Rückflug war aufgrund diverser Stornierungen noch länger. Die Anreise ist also in etwa mit Hawaii vergleichbar. Trotzdem würden wir auch hier beim nächsten Mal wieder "durchfliegen" und keinen Tag zwischendurch "opfern". Für uns heißt es da einfach "Augen zu und durch". Es gibt auf der Strecke aber auch nicht so wahnsinnig viele attraktive Möglichkeiten für Zwischenstopps. Einige nutzen Buenos Aires als Zwischenstation, aber das hat uns jetzt nicht so interessiert. Und wir wollten uns auch ausschließlich auf Patagonien konzentrieren.
Mietwagen
Der Mietwagen hatte mir anfangs ein paar Kopfzerbrechen bereitet, da die Preise bei den "üblichen Verdächtigen" - insbesondere die Einwegmiete - jenseits von Gut und Böse waren. Dann haben wir aber einen lokalen Anbieter gefunden, der uns im Chile Forum empfohlen wurde und der auch halbwegs vernünftige Preise hatte und so haben wir unseren Mietwagen direkt bei Seelmann gebucht. Dort sind sogar einige deutschsprachige Mitarbeiter angestellt, so dass die Kommunikation reibungslos funktioniert hat. Wir wollten auf jeden Fall ein geländegängiges Auto haben und letztlich wurde es ein Suzuki Grand Vitara 4x4, für den wir für 4 Wochen einschließlich Einwegmiete, Übergabe am Flughafen und Argentinienpapieren ca. 1800 Euro zahlen mussten.
Unsere "Susi" bekamen wir dann leider schon ein bisschen demoliert. Sie hatte deutliche Gebrauchsspuren, etliche heftige Kratzer und vor allem einen unübersehbaren Riss in der Frontscheibe. Nach einer reichlichen Woche fing der Riss an, größer zu werden und wir waren teilweise schon ziemlich nervös und haben gebangt, dass die Scheibe hält. Vor allem als wir dann in Argentinien unterwegs waren, da uns der Autovermieter gesagt hatte, dass ein Austausch der Scheibe nur in Chile möglich sei. Zum Glück hat die Scheibe aber tapfer durchgehalten und auch sonst hatten wir keine größeren Probleme mit dem Auto. Einmal hatten wir einen Platten und mussten den Reifen flicken lassen und einmal ist der Auspuff aus der Halterung gesprungen und hat einen Höllenlärm verursacht. Beides war aber jeweils schnell wieder gerichtet. Insgesamt sind wir in dem Urlaub 3328 Kilometer mit dem Auto gefahren.
Tanken
Tankstellen sind sowohl in Chile als auch in Argentinien dünn gesät und es ist nicht unbedingt selbstverständlich , dass man an jeder Tankstelle auch Benzin bekommt. Das sollte man bei der Planung der Tagesetappen beachten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit volltanken. Wir waren darauf eingestellt und hatten keine Not. Ein einziges Mal haben wir an einer Tankstelle nur eine limitierte Menge Sprit bekommen. Insbesondere im Nationalpark Torres del Paine ist ein bisschen Logistik erforderlich, wenn man mehrere Tage dort verbringen will, denn der Park ist nicht ganz klein und es gibt im gesamten Park nicht eine einzige Tankstelle.
Es ist in Chile außerdem verboten, in geschlossenen Fahrzeugen einen (gefüllten) Reservekanister mitzuführen. Bekannte von uns haben deshalb extra einen Hillux gemietet, damit sie zwei Kanister mitführen konnten. Das war uns aber am Ende zu teuer und wir sind ja auch so ganz gut hingekommen. Wir mussten halt nur im Torres unsere Fahrstrecken etwas optimieren.
Geld
In Chile konnten wir überall auch die allerkleinsten Beträge mit Kreditkarte zahlen. Egal ob im Restaurant, im Hotel, an der Tankstelle oder im Tante-Emma-Laden. Bargeld haben wir in Chile so gut wie keines benötigt. Einzig vielleicht mal an einem Trailhead, wenn wir über ein Privatgrundstück mussten. In Argentinien war das anders. Dort haben wir fast ausschließlich mit Bargeld zahlen müssen. An einem Automaten waren wir aber nie - wir haben tageweise vor Ort unsere mitgebrachten USD Bestände getauscht. USD werden dort eigentlich überall gerne getauscht und auch zu einem guten Kurs. Nur zum Bezahlen wollen die meisten dann tatsächlich keine USD haben sondern ARS. An den Tankstellen ist uns das öfters negativ aufgefallen - dort haben wir immer einen absolut schlechten Kurs angeboten bekommen.
Auf was man auch unbedingt achten sollte: Als Ausländer muss man in Chile keine IVA (MWSt) zahlen. Die Hotelpreise bei Booking etc. enthalten aber immer die IVA. Die kann man sich dann beim Zahlen von der Rechnung abziehen lassen. Man muss aber selbst darauf achten und das auch aktiv ansprechen - freiwillig hat das bei uns nie jemand abgezogen. Es lohnt sich aber auf jeden Fall darauf zu achten, es sind immerhin 19 Prozent.
Sprache
Ein Thema, was sicher die meisten bewegt, wenn sie sich mit diesem Reiseziel befassen. Kommt man ohne Spanischkenntnisse dort alleine zurecht? Prinzipiell würde ich schon sagen: JA! In größeren Hotels, in vielen Restaurants und an den typischen Touristen Hotspots findet man fast immer jemanden, der halbwegs Englisch spricht. Aber wir waren auch öfters in Situationen wo ein bisschen Spanisch hilfreich war.
Ich war ja im Herbst zuvor für zwei Wochen auf einem Intensiv-Sprach-Urlaub in Spanien und hab hinterher dann noch ein bisschen in einem VHS Kurs weitergemacht. Ich bin also weit entfernt davon, fließend Spanisch zu sprechen, aber meine Anfänger-Kenntnisse haben locker ausgereicht, um sich grob zu verständigen und ab und zu mal etwas mit den Locals zu plaudern. Das ist für uns immer ein recht wichtiger Aspekt bei so einer Reise, mit den Einheimischen in's Gespräch zu kommen. Darum würde ich persönlich wohl eher nicht in eine Region fahren, wo ich die Sprache überhaupt nicht verstehe. Aber das ist wie gesagt unser persönlicher Anspruch und wem so etwas nicht wichtig ist, der kommt sicher auch nur mit Englisch halbwegs zurecht.
Kosten
Ja, so richtig billig war die Reise natürlich nicht. Aber auch nicht so teuer, wie man vielleicht vermuten würde. Insgesamt haben wir für die 32-tägige Reise inklusive aller Kosten knapp 12.000 EUR gezahlt. Dabei sind allerdings nicht die Kosten für unseren Ersatzflug enthalten, da wir ja immer noch hoffen, diese irgendwann wieder zu bekommen.
Die großen Posten dabei waren
- 2200 EUR für den Flug inklusive Exitplätze
- 3680 EUR für Unterkünfte
- 1800 EUR für den Mietwagen
- 1600 EUR für diverse Ausflüge und Eintritte
Der Rest war für Tanken, Lebensmittel, Essen gehen und Mitbringsel.
Man könnte an der ein oder anderen Stelle sicher auch noch sparen. Wir haben uns z.B. die beiden teuren Hotels im Torres del Paine Park gegönnt. Die 5 Tage dort haben alleine schon 1670 EUR gekostet. Wenn man außerhalb des Parks übernachtet, wird es deutlich günstiger. Wir haben das halt gegen die Fahrerei abgewogen und für uns entschieden, dass es unser Budget gerade noch erlaubt. Alle anderen Hotels waren eher günstig und dabei haben wir nicht unbedingt nur die allereinfachsten gewählt. Wenn man sehr kostenbewusst unterwegs ist, findet man durchaus auch Hosterias für 30-40 EUR pro Nacht.
Essen
Was uns in diesem Urlaub am meisten positiv überrascht hat, war das Essen. Wir hatten im Vorfeld wohl völlig falsche Vorstellungen von der südamerikanischen Küche. Ich hatte irgendwie ein bisschen die Erwartung, dass es ähnlich wie in Namibia werden würde: Fleisch, Fleisch, Fleisch und zum Nachtisch dann Fleisch.
Aber wir wurden tatsächlich eines Besseren belehrt und haben teilweise Kulinarik vom Feinsten erlebt. Kreative Speisen, qualitativ hochwertige Produkte und liebevoll dekorierte Teller - wir waren absolut begeistert.
Wetter
Nicht minder positiv überrascht hat uns das Wetter. Wobei wir hier im Vorfeld zumindest die vage Hoffnung hatten, dass uns ein bisschen Sonne beschieden sein möge. Aber dass wir dann tatsächlich zu solchen Glücksschweinen wurden und es Petrus dermaßen gut mit uns meinte, hätten wir nie für möglich gehalten. Wir hatten ja in Vorbereitung etliche Reiseberichte verschlungen und in keinem einzigen war das Wetter so lange so stabil und gut wie bei uns. Wir hatten in dieser Beziehung also einfach ein Mega Glück, was in Patagonien nicht unbedingt selbstverständlich ist. Insbesondere in El Chalten, was für uns das Paradies schlechthin war, hatten wir oft strahlend blauen Himmel und konnten unser Glück nicht fassen.
Im Torres del Paine Park lernten wir dann auch den patagonischen Wind kennen, der mit unbändiger Kraft von den Bergen blies. Dieser hatte es echt in sich - wir haben uns nicht nur einmal auf allen vieren kriechend fortbewegt, weil wir sonst davon geblasen worden wären. Aber dieser Wind gehört dort einfach dazu. Ohne ihn wäre Patagonien nicht Patagonien - wir haben ihn geliebt.
Highlights
Eigentlich war der gesamte Urlaub für uns ein einziges Highlight. Es fällt schwer, da einzelne Stationen hervorzuheben. Uns haben immer wieder die abwechslungsreichen rauen Landschaften fasziniert, die türkisfarbenen Gletscherseen, die weißen Vulkangipfel, die urwüchsigen dichten Regenwälder, die imposanten Granitfelsen. Besonders beeindruckt haben uns der Torres del Paine Park, der Eisgigant Perito Moreno, die Mamorhöhlen im Lago General Carrera und natürlich das Outdoor-Mekka El Chalten am Fuße des Fitz Roy.
Fazit
Es war ein wunderbarer, fantastisch schöner Urlaub. Und obwohl wir in den letzten Jahren immer wieder tolle Urlaube hatten und mittlerweile auch schon so viele wunderschöne Orte auf der Welt kennengelernt haben, war es dieses Jahr für uns tatsächlicher einer der schönsten überhaupt. Jeder einzelne Tag war toll und wir möchten keinen einzigen davon missen.
Und zu guter Letzt haben wir natürlich mit diesem Urlaub auch noch ein megamäßig gutes Timing hingelegt. Gerade noch rechtzeitg, bevor diese ganze Corona-Sch.. losging, konnten wir unseren Urlaub entspannt genießen - just in time...
Wann es das nächste Mal wieder möglich sein wird, so entspannt in ferne Länder zu reisen - wer weiß? Wir hoffen ja auf Herbst 2021, wenn es denn das verflixte kleine Virus zulässt... Auf jeden Fall soll uns unsere nächste Reise wieder nach Südamerika führen - geplant ist eine Kombination aus Atacama, Altiplano und Puna im Dreiländereck Chile-Bolivien-Argentinien.
Ich danke Euch allen noch einmal herzlich, dass Ihr so treu dabei geblieben und mit uns ein bisschen in unseren Erinnerungen geschwelgt seid. Es war schön, Eure netten Kommentare zu lesen - mit denen macht ein Reisebericht doch immer nochmal so viel Spaß.
Bis zum nächsten Mal!