Hallo !
Nach
einiger frustrationsbedingter Forenabstinenz - meine Frau hat sich strikt geweigert, in den Südwesten zu fliegen, sie ist genervt von langen Flügen, Verspätungen, Cancellations, Reroutings, technischen Defekten („Sorry, aber ein Rauchmelder im Crewcompartement zeigt Rauchentwicklung an. Wir warten auf den Techniker, er sollte in etwa einer Stunde da sein ….“) und all den anderen netten Dingen, die sich die Airlines immer so einfallen lassen – gibt es dieses Jahr also keine Reise in die Four Corners.
Aber wir hoffen auf 2015....
Also kann ich ja schon mal schauen, was wir alles so machen könnten, und dabei bin ich auf diesen (ur)alten Thread gestossen, und dachte, ich könnte etwas dazu schreiben.
Sicher ist ein R2R oder gar R2R2R für die meisten hier nicht das Ziel ihrer Wünsche, aber vielleicht inspiriert es ja den oder die einen oder andere.
Nach unserer Grenzerfahrung aus 2011 wollten wir diesmal alles viel besser machen.
Also planten wir für einen Hike Rim-to-Rim-to-Rim: Start am North Rim, eine Übernachtung am South Rim, am nächsten Tag wieder zurück.
Aber wie so oft entwickeln sich Pläne ja während des Reisens anders. Nachdem wir unsere Cabin bezogen hatten und, Claudia erst einmal 2 Stunden auf dem Porch gesessen hatte, beschloss sie spontan, dass wir diese schöne Unterkunft auf jeden Fall möglichst intensiv nutzen müssen.
Also wurde flugs neu geplant: Statt des R2R2R nun also ein Rim-to-Rim. Dazu musste ein Shuttle organisiert werden.
TransCanyon Shuttle fährt jeden Tag um halb Zwei nachmittags vom South Rim zum North Rim. Also schnell mal dort angerufen, um zu klären wie ist denn aussieht: Um mitgenommen zu werden muss man sich spätestens um 1:00 Uhr mittags in der Lobby der Bright Angel Lodge einfinden. OK, das machen wir !
Kurz durchgerechnet: die Gehstrecke sind knapp 40 km. Bei einem geschätzten Tempo von 5 km/h und einer gewissen Sicherheitsreserve ergeben sich rund 9 Stunden Gehzeit. Sicherheitshalber macht man dann lieber 10 Stunden raus. Also: Aufbruch um um 3:00 Uhr in der Früh !
Weil es uns auf Schnelligkeit ankam, waren wir nur mit leichtem Gepäck unterwegs: 2 l Wasser pro Kopf, 4000 Kcal Energieriegel für 9 Stunden Wanderung, ein kleines Erste-Hilfe-Set, den SPOT-Messenger und ein paar Kleinigkeiten. Insgesamt nicht mehr als drei Kilo Gepäck pro Kopf. Wasser würden wir nach unseren guten Erfahrungen vom
vorvergangene Jahr aus dem Bright Angel Creek nehmen und dann an der Phantom Ranch und den Wasserstellen auf dem Bright Angel Trail nachfassen.
Nachdem wir am Abend unserer Ausrüstung vorbereitet hatten, sind wir zeitig im Bett. Aber wie so oft vor einer aufregenden Unternehmung findet man dann doch keinen rechten Schlaf.
So sind wir dann um halb Zwei schon wieder auf. Nach kurzer Fahrt von der Lodge zum North Kaibab Trailhead sind wir um 2:15 Uhr auf den North Kaibab Trail in Richtung South Rim unterwegs.
Drei Stunden bis zum Sonnenaufgang, wir hiken die ersten Kilometer bis fast zu Ribbon Falls im Schein der Stirnlampen. Es geht gut voran, man muss ein wenig trittsicher sein im Dunkeln. Die Switchbacks durch den Roaring Springs Canyon sind in der Nacht ein fast surreales Erlebnis: Der allgegenwärtige feine Staub vom Trail vernebelt die Sicht, die Stirnlampe reicht dann nur ein paar Meter weit. Es ist ganz still, und niemand ist um diese Zeit hier unterwegs. Ein fantastisches Erlebnis !
Unterwegs liegen auf halber Höhe an den Switchbacks zur Pumphouse Residence am Wegesrand zwei schlafende Wanderer in ihrem Bivaksäcken. Offensichtlich hatte sie die Müdigkeit beim Aufstieg am North Kaibab Trail übermannt. Wenn ein Ranger die beiden findet, wird’s wahrscheinlich teuer...
Pumphouse Residence ist schnell erreicht, und der weitere Weg durch den Bright Angel Canyon ist jetzt sehr einfach: flach, leicht abschüssig, schnell zu gehen.
Cottonwood Campground fliegt vorbei, hier schlafen alle noch.
Hinter dem Cottonwood, am Abzweig zu Ribbon Falls, gibt es zum Sonnenaufgang eine kleine Pause.
Phantom Ranch und Bright Angel Campground sind schnell erreicht.
Nach gut 4 1/2 Stunden sind wir an der Silver Bridge, die Stimmung ist gut, wir sind beide sehr fit. Eine Wahnsinnszeit, 23 Kilometer sind vorbei wie nichts !
Nach der Silver Bridge beginnt der Aufstieg auf dem Bright Angel Trail, etwa 12 Kilometer und 1300 Höhenmeter.
Zunächst geht der Aufstieg schnell von statten, der Seitencanyon entlang des Garden Creek ist sehr hübsch, es geht stetig bergan.
Nach Erreichen des Tonto Plateaus geht es zügig bis zum Indian Garden Campground.
Hier wird es erstmalig ein wenig bevölkerter, ab dem Campground aufwärts treffen wir regelmäßig andere Wanderer, später auch Mule Trains.
Oberhalb des Tonto Plateau wird es schnell steiler, und der weitere Weg wird langsam beschwerlich. Bis zum Three-Mile-Resthouse brauchen wir lange, und bis zum 1.5-Mile-Resthouse eine gefühlte Ewigkeit.
Zum Schluß sind sehr froh, endlich oben zu sein. Ein bisschen müde und glücklich: 8 Stunden und 18 Minuten für 39 km, 1481 m Abstieg und
1359 m Aufstieg !
AmSouth Rim setzen wir uns einen Moment in die Lobby der Bright Angel Lodge, dann auf die Terrasse mit Blick zum Rim.
Leider ist es hier oben doch eher windig und kühl, und die Massen an Besuchern, die wir vom North Rim so nicht kennen, sind doch etwas gewöhnungsbedürftig. Wir besorgen uns etwas zu essen und zu trinken, dann bleibt uns noch gut eine Stunde bis zur Abfahrt des Transcanyon Shuttles.
Das Shuttle ist gut organisiert. Die Fahrt dauert trotzdem elende 4 1/2 Stunden, wir fahren über Cameron, Marble Canyon, Cliff Dwellers, Jacob Lake zum South Rim.
Wir sind beide sehr müde, schlafen immer wieder ein wenig, obwohl die Sitze doch sehr unbequem sind. Wir sind heilfroh, als wir endlich am North Kaibab Trailhead abgesetzt werden und mit Bronci, unserem treuen Tahoe, die letzten Meter bis in die Lodge fahren können. Noch ein Stück Pizza aus dem Deli und um halb neun im Bett !
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Sicher ist ein solcher Hike nicht für jeden, aber wir haben Spass an der Bewegung und strengen uns gerne an. Das Erlebnis aus 2011 nagte einfach immer in uns, wir wollten auf jeden Fall noch mal in den Canyon, und unbedingt ein Rim-to-Rim machen.
Für uns war es eine tolle Erfahrung: Wir sind noch nie so weit gegangen, und das Erlebnis im Canyon ist einfach unbeschreiblich. Dieser Ort hat viel Energie und seinen ganz eigenen Zauber. Es ist unheimlich schön, den North Kaibab Trail nachts herunter zu gehen, die Fledermäuse um sich herum und den Sternenhimmel des Südwestens über sich. Ich würde morgen wieder gehen, aber dann sicher einen R2R2R Nonstop....als Trailrun...das wärs !
Hannes