Auf Befehl von Silke möchte ich euch gerne mal ein Event der etwas anderen Art vorstellen: den Carnaval de Québec.
In Québec tobt jedes Jahr im Februar für zwei Wochen lang der größte Winterkarneval der Welt. Natürlich unterscheidet er sich wesentlich von dem Karneval, wie wir ihn z.B. von Rio oder auch hierzulande kennen, allein schon wegen der Temperaturen. Fast alle Aktivitäten finden draußen statt. Und es verkleidet sich keiner so wie bei uns – das machen die ja zu Halloween.
Hier gibt’s die offizielle Website mit allen Infos, Programm, Hotelempfehlungen usw.
Die Veranstaltungen während des Carnaval finden an verschiedenen Orten im oberen Teil der Altstadt von Quebec statt. Hier gibt es eine Karte... oder sollte es eine geben. Die ist wohl noch nicht fertig.
Ganz wichtig: es gibt keine einzelnen Eintrittskarten oder ähnliches, sondern man kauft sich einen offiziellen Anhänger (effigie) aus Plastik, befestigt den an der Jacke oder sonstwo, und kann damit alle Veranstaltungen besuchen. Manches kostet allerdings extra, wie z.B. die Schlittenfahrten oder die Abfahrten mit den "Schlauchbooten" (siehe weiter unten).
Die meisten Veranstaltungen finden an den drei Wochenenden statt. Hier schon mal ein Vorgeschmack. Einige dieser Veranstaltungen haben schon lange Tradition und werden jedes Jahr durchgeführt, z.B. das Kanurennen über den St. Lorenz oder die Hundeschlittenrennen. Aber meistens lassen sich die Organisatoren auch was Neues einfallen.
Auch wichtig: da der Carnaval immer populärer wird (jedes Jahr mehr als 1 Million Besucher!), empfiehlt es sich, rechtzeitig ein Hotel oder B&B zu reservieren. Es gibt zwar in der Altstadt jede Menge netter B&Bs (z.B. in der rue Ste-Ursule, da ist quasi eins neben dem anderen), aber aufgrund des Besucheransturms sollte man sich zeitig darum kümmern, um nicht irgendwo weit außerhalb zu logieren. Hat man ein Zimmer in der Altstadt ergattert, kann man getrost das Auto stehenlassen und alles zu Fuß erkunden. Das ist leicht, denn alles befindet sich relativ nah beisammen – und empfehlenswert ist es außerdem, denn einige Straßen sind komplett oder zu bestimmten Zeiten gesperrt, wenn dort Veranstaltungen stattfinden.
Eines der Highlights ist ohne Zweifel das Eisschloß (Palais de Glace), das jedes Jahr neu konstruiert wird. Man kann sogar hindurchlaufen, und abends wird es in verschiedenen Farben illuminiert.
Unbedingt ansehen sollte man sich auch die Schneeskulpturenwettbewerbe. Es gibt zwei, einen für Amateure (da machen dann eher Schulklassen und ähnliches mit)…
…gleich gegenüber vom Parlement de Québec.
Und den für „Profis“, an dem Teams aus aller Herren Länder teilnehmen. Schon beeindruckend, was hier aus großen Schneeblöcken geschaffen wird. Auch diese Kunstwerke werden abends angestrahlt.
Der Carnaval hat sogar ein eigenes Maskottchen, Bonhomme Carnaval genannt. Wann immer der auftaucht, gibt’s einen Ansturm, als wäre er ein Rockstar.
Ansonsten gibt’s noch die verschiedenen Events wie z.B. Hundeschlittenrennen (leider sind meine Bilder davon aus prä-digitaler Zeit)…
…Kanurennen über den halb zugefrorenen St. Lorenz – davon hab’ ich leider keine Bilder, aber hier gibt’s ein Beispiel... das berühmte Bad im Schnee, wo sich eine Horde Bekloppter in Badekleidung in den Schnee stürzt – davon hab’ ich leider auch kein Bild (ich hab’ beim bloßen Zusehen schon so gefroren, daß ich komplett vergessen habe, auf den Auslöser zu drücken ), aber hier gibt’s eins... sowie einige Paraden und Parties. Auf dem Gelände der Plaines d’Abraham ist auch unter der Woche einiges geboten, z.B. ein kleiner Eisturm mit Rutsche für die Kleineren…
…und das entsprechende Pendant für die Großen…
…gemütliche Schlittenfahrten…
…und – nur zum Zusehen – die etwas schwungvollere Variante…
…sowie Aktivitäten, bei denen einem garantiert warm wird. Nein, nicht was ihr schon wieder denkt, sondern eher sowas:
2002 gab’s auch Gehege mit kleinen Huskies, von denen ich am liebsten einen mit nach Hause genommen hätte…
Überall in der Stadt verteilt findet man wunderschöne Eisskulpturen.
Und da das Ganze nur gut einen Monat nach Weihnachten stattfindet, ist natürlich überall noch alles weihnachtlich dekoriert, wie ihr an den Bildern in diesem Post erkennen könnt.
Nun zum leiblichen Wohl. Ganz berühmt ist der Caribou, eine nicht zu unterschätzende Mischung aus Rotwein, einem harten Getränk wie Whisky sowie einem Schuß Ahornsirup. Das Ganze wird kalt oder warm getrunken und haut vor allem in der warmen Variante ganz schön 'rein.
Bekannt sind auch die tires d’érable, vor Ort hergestellte Lutscher aus Ahornsirup, der erhitzt und dann auf ein „Bett“ aus Schnee gegossen wird. Ein absoluter Plombenzieher, aber sehr lecker.
Auf den Plaines d’Abraham gibt es auch immer ein großes Zelt, in dem man Verpflegung kaufen und sich ein wenig aufwärmen kann. Auch Toiletten gibt’s da – dafür sollte man angesichts der doch meist voluminöseren Kleidung etwas Zeit mitbringen.
Mein Fazit: ich war bisher dreimal beim Carnaval de Quebec und hatte jedesmal richtig viel Spaß. Allerdings waren von Jahr zu Jahr mehr Leute dort, und vor allem an den Wochenenden wird man teilweise nur noch in der Masse durch die Gegend geschoben. Unter der Woche ist es aber meistens deutlich ruhiger, und man kann z.B. die Schneeskulpturen in Ruhe bewundern. Insgesamt ist es eine tolle Veranstaltung, die man wirklich mal erlebt haben sollte. Halt mal was anderes.
Es gibt übrigens auch Veranstaltungen in Ottawa/Gatineau und Montreal, aber in kleinerem Stil. Wenn ihr Interesse habt, kann ich dazu gerne auch ein bißchen was einstellen.