Grand Canyon - Hike zum Plateau Point

  • Der Plateau Point liegt am äußersten Ende des Tonto Plateau und ist eine schöne Alternative zur Wanderung bis zum Colorado River hinunter. Auf jeden Fall ist diese 12 Meilen lange Wanderung innerhalb eines Tages machbar, während man bis zur Phantom Ranch ganz unten im Canyon auf jeden Fall eine Übernachtung einplanen sollte.


    Je nach Jahreszeit und der dann vorherrschenden Temperaturen im Inner Canyon, die auch mal weit über 40 Grad werden können, empfiehlt es sich, so früh wie möglich mit der Wanderung zu beginnen, um der größten Mittagshitze zu entgehen.Außerdem sollte man auch genügend Zeit für diese Wanderung einplanen.


    Ich selbst habe den Hike Ende Mai gemacht und werde hier nun eine Bechreibung des Trails zur Verfügung stellen.


    Den Startpunkt für den Hike hatte ich in die frühen Morgenstunden gelegt, um dadurch nicht so ausgeprägt der späteren Mittagshitze ausgesetzt zu sein.Diese kann den Canyon nämlich wahrlich wie einen Backofen aufheizen und jeden Schritt zur Qual werden lassen. Das musste ja nun wirklich nicht sein. Außerdem war ein Sonnenaufgang im Canyon auch sehr schön anzusehen und so startete ich zu meiner Tour gegen fünf Uhr am Morgen. Da es Ende Mai schon so hell um diese Zeit war, brauchte ich auch kein Headlight mehr.


    Ich freute mich auf jeden Fall darauf, den Weg in den Canyon hinunter zu gehen und diesen mit jeder sich ändernden Felsschicht auf mich einwirken zu lassen. Es war echt gigantisch, was der Colorado da im Laufe der Zeit geschaffen hatte. Das war im wahrsten Sinne eine Wanderung durch die Erdgeschichte und es war klasse, diese durch die einzelnen Gesteinsschichten wie auf einer Karte entrollt zu sehen.
    Beim Kolb Studio ging es dann auf den Bright Angel Trail. Im Osten ging gerade die Sonne richtig auf und belohnte mich mit einem zarten rosaroten Himmel. Schon jetzt legte ich immer wieder kurze Stops ein, um das alles zu genießen und auf mich einwirken zu lassen.


    Und auch der Griff zum Fotoapparat blieb nicht aus. Ich passierte den ersten und kurz darauf den zweiten Tunnel. Dort ging man auch an der Bright Angel Fault vorbei, die den Canyon hier kreuzte und sich noch einige Meilen auf der anderen Seite des Grand Canyon ausdehnte. Das waren schon wahnsinnige Größenverhältnisse, die man sich manchmal gar nicht so vorstellen konnte.


    Der Weg hinunter bis zum 1,5 Meilen Rasthaus war ganz schön steil und immer wieder mit Holzbohlen durchzogen. Das würde später ein ganz schön haariges Stück werden, denn auf dem Rückweg musste ich ja hier auch wieder hoch gehen. Bergauf zu gehen alleine ging ja noch, aber die Holzbohlen machten das Ganze bestimmt noch etwas anstrengender. Für Leute mit Knieproblemen war das sicherlich nicht so prickelnd.


    Beim 1,5 Meilen Rasthaus machte ich noch keinen Stop und ging zügig weiter. Ungefähr bei der zweiten Meile kam ich an Bereich vorbei, wo die ganzen Felsen plötzlich grünlich schimmerten. Das lag daran, das diese Felsen hier mit bestimmten Flechten bewachsen waren. Ich genoss den Canyon in vollen Zügen, immer wieder hielt ich an und schaute mich um. Neugierige Hörnchen kreuzten meinen Weg, bunte Kolibris flogen nahezu stillstehend an ein und demselben Fleck.
    Die Strecke bis zum 3 Meilen Rasthaus ließ sich gut laufen und irgendwie hatte ich zum Schluß das Gefühl, das es nicht mehr so steil war. Oder täuschte das nur? Vielleicht hatte ich mich ja schon daran gewöhnt. Na ja, ich würde es ja auf dem Rückweg sehen.
    Hier jedenfalls begegnete ich seit Beginn meiner Tour den ersten Wanderern. Diese hatten im Canyon übernachtet und waren jetzt auf dem Rückweg. Trotz der frühen Stunde sahen die schon total fertig aus. Hier am Rasthaus legte ich den ersten kurzen Stop ein, da mein knurrender Magen mich dazu zwang. Wieso mußte ich denn bloß immer nur so einen Kohldampf haben. Wasser hatte ich noch genug und brauchte noch nichts aufzufüllen. Gut gestärkt ging es dann weiter. Es war inzwischen merklich wärmer geworden und so wanderte der Pullover in den Rucksack. Irgendwie wurde der momentan immer schwerer statt leichter...


    So langsam aber sicher veränderte sich nun auch die Vegetation. Agaven und Kakteen waren nun immer häufiger anzutreffen.
    Nun kam ich zu einem Bereich, der als Jacobs Ladder bekannt war. Unzählige Serpentinen führten nach unten und ich dachte schon jetzt daran, dass diese Stelle auf dem Rückweg sicherlich sehr anstrengend würde. Aber noch war ich absolut fit und verdrängte das erst einmal. Nachher konnte ich mich noch genug damit auseinandersetzen.
    Nachdem ich dieses Stück mit den Serpentinen hinter mir gelassen hatte, ging es erst einmal fast ganz eben weiter, in Richtung Indian Garden.
    Die Landschaft wurde nun immer wüstenhafter. Es war schon interessant zu beobachten, dass man nicht nur durch verschiedene geologische Zeitzonen, sondern auch durch unterschiedliche Klimazonen wanderte.
    Dann konnte ich vor mir schon Indian Garden sehen. An dieser grünen Oase am Garden Creek mit unzähligen Kakteen, Bäumen und Büschen machte ich erst einmal eine kleine Pause. Neben einer Rangerstation gab es auch einen winzigen Campingplatz. Außerdem konnte man hier auch seine Wasserflaschen wieder auffüllen.

    Der Weg teilte sich nun. Entweder man ging den Bright Angel Trail weiter bis zum Colorado, oder aber man nahm den Abzweig zum 1,5 Meilen entferntem Plateau Point. Ich brauchte mir die Frage nach dem „Wohin weitergehen“ nicht zu stellen, für mich war klar, dass meine heutiges Ziel einzig und alleine der Plateau Point war.


    Der Weg führte nun schön geradeaus und eben auf dem Tonto Plateau weiter, aber hier gab es nun auch keinen Schatten mehr. Aber da es momentan relativ bewölkt war, konnte man es sehr gut aushalten. Außerdem war es noch immer sehr früh am Morgen. In der Mittagshitze würde das schon wieder ganz anders aussehen.


    Das letzte Stück dieses Tonto Plateau war mit unzähligen Kakteen in allen Formen und Farben bestückt, und war eines der trockensten Punkte im Inner Canyon. Die durchschnittliche jährliche Regenmenge in dieser ariden Gegend betrug nur etwa 4 Inch. Auch die Temperaturen kletterten hier nicht selten über 43 Grad. In dieser lebensfeindlichen Halbwüste konnten nur Lebensformen existieren,die diese Extreme gewöhnt waren. Dazu zählten unter anderen die Utah Agave, der Blackbrush, diverse Kakteen und die Banana Yucca. Und auch die hier anzutreffenden Tiere gehören eher zu den Wüstenbewohnern.


    Genau dieses Wegstück bis zum Plateau Point hatte ich gestern ja auch vom Rim aus gesehen, und nun ging ich genau hier entlang. Das war irgendwie schon richtig spannend.
    Und dann hatte wirklich ich mein Ziel erreicht und stand am Plateau Point. Wow!! Ich war mal wieder total begeistert. Unter mir war der Colorado schon fast zum Greifen nah, es war ein fantastischer Anblick. War der Blick vom Rim schon grandios, das hier aber konnte man damit nicht vergleichen.

    Ich machte natürlich erst einmal jede Menge Fotos und hier kam dann auch mein Stativ das erste Mal so richtig zum Einsatz. Da ich die Einzige hier am Plateau Point war, machte ich auch einige Bilder von mir selbst mit dem Stativ und Selbstauslöser. Gut, dass es so etwas gab.
    Jetzt folgte auch erst einmal eine ausgiebige Pause von einer Dreiviertelstunde, die mit essen, ausruhen und Landschaft genießen verbracht wurde. Eine Krähe gesellte sich noch zu mir, ansonsten war ich hier absolut alleine.


    Wanderten denn alle nur bis direkt zum Colorado hinunter und niemals bis hier zum Plateau Point? Ich fand, dieser Viewpoint brauchte sich absolut nicht zu verstecken und bot absolut einmalige Blicke auf den Colorado, der sich hier 400m weiter unten seinen Weg in den Canyon gegraben hatte.
    Gegen halb neun machte ich mich nun so langsam auf dem Rückweg. Es war auch wärmer geworden und die Sonne hatte die Anfangs doch recht dichten Wolken vollends verdrängt. Im Laufe des Rückweges würde es auf jeden Fall ganz schön warm werden.


    Die 1,5 Meilen zurück bis Indian Garden ließen sich sehr zügig laufen, denn noch waren keine nennenswerten Steigungen zu überwinden. Die richtig anstrengenden Passagen würden mich ja erst noch erwarten. Ab Indian Garden war jetzt wesentlich mehr los. Es gab noch immer etliche Hiker, die erst jetzt von ihren Overnight Stay im Canyon auf dem Rückweg waren. Wundern tat ich mich eigentlich nur über diejenigen, die ohne Sonnenschutz und einem winzigen Wasserfläschchen vom Rim bis hierher gelaufen waren. Die würden auf jeden Fall noch ihre Überraschung erleben. Und dann noch teilweise die Schuhe, mit denen einige hier unten waren. Sandalen war da manchmal noch das harmloseste von all dem, was man geboten bekam. Man, wie kann man denn mit so einem Schuhwerk eine Canyonwanderung unternehmen?


    Ich war noch fit genug und verfügte über ausreichende Wasserreserven, also machte ich hier keinen Stop und ging zügig weiter.
    Wie erwartet gestaltete sich der Rückweg um einiges anstrengender. Die Wasserflasche musste ich nun immer häufiger ansetzen, denn irgendwie hatte ich immer einen total trockenen Mund. Aber das lag wohl auch an der extrem trockenen Luft hier, denn soviel wie heute hatte ich noch nie meine Lippen eincremen müssen.
    Was mir auf dem Rückweg auf jeden Fall fehlte, war ein Trekking Stock. Extrem steile Passagen mochte ich ja noch nie besonders gerne, zumal es ja auch immer ganz schön auf die Knie ging. Das verstärkte sich hier durch diese blöden Holzbohlen natürlich noch. Ein Trekking Stock wäre hier wirklich nicht schlecht gewesen.
    Nun musste man auch immer wieder den Mulis weichen, die alle Nase lang auftauchten und eine Touristengruppe in den Canyon brachten. Bei der Wärme war das natürlich eine duftige Angelegenheit. 8o


    Nachdem ich dann die Serpentinen am 3 Meilen Rasthaus erklommen hatte, legte ich erst einmal die langersehnte Rast ein. Jetzt war ich an einem Punkt angelangt, den Canyon zu hassen. Immer wenn ich dachte, gleich wäre ich endlich diesen Haarnadelkurven entkommen, da ging es hinter der nächsten Kurve auch schon genauso weiter. Abwechslung brachten da nur die Gespräche mit den Mitwanderern, von denen einige schon jetzt total am Ende waren. Ach, da ging es mir ja noch richtig gut.
    Als ich dann zum 1,5 Meilen Rasthaus kam, merkte auch ich, das jetzt eine längere Auszeit sein musste und verbrachte erst einmal eine Weile im Schatten. Ich füllte meine Wasserflaschen auf und machte mich noch einmal richtig schön nass. Das kühlte immer sehr gut.
    Dann konnte ich ja die letzten 1,5 Meilen in Angriff nehmen. Aber das letzte Stück zog sich dann echt wie Kaugummi. Die Abstände zwischen den Verschnaufpausen wurden immer kürzer und der Griff zur Wasserflasche immer häufiger.


    Aber dann war ich doch wieder oben am Rim und total zufrieden schaute ich nach unten in den Canyon, den ich nun selbst hautnah erlebt hatte. Und es war wirklich ein Erlebnis gewesen. Höhen und Tiefen hatten sich auf dieser Wanderung abgewechselt, ich blieb manchmal einfach nur stehen und staunte und fotografierte. Und irgendwie sah ich den Canyon nun mit völlig anderen Augen, nachdem ich diesen nun wirklich erlaufen hatte und die unwahrscheinlichen Ausmaße so richtig hautnah mitbekommen hatte.


    Schwierigkeitsgrad: Anstrengend
    Höhenmeter: ca.900 m
    Länge des Trails: 18 km
    Wasserstellen: 1,5 Mile Resthouse, 3 Mile Resthouse, Indian Garden
    Beste Tageszeit: möglichst früh starten, um der Hitze im Inner Canyon auszuweichen
    Dauer:Ca. 7-9 Stunden, bei extrem heißer Witterung entsprechend länger



    Wichtig: Unbedingt genügend Wasser mitnehmen, auch wenn man auf der Wanderung die Möglichkeit hat, die Flaschen wieder aufzufüllen. Viele unterschätzen das einfach. Man sollte auf sich selbst und seinen Körper hören. Lieber einmal umkehren als das man anschließend arge Probleme bekommt, die mit der Hitze und den extremen Höhenunterschied zusammenhängen.


    Die ausdrücklichen Warnungen der Ranger, nicht an einem Tag bis zum Colorado hinunter und wieder hoch zu wandern, sollten auf jeden Fall ernst genommen werden. Ich rate auch eindringlich von solch einer Tour ab,bei solch einer Gewalttour setzt man seine Gesundheit und im schlimmsten Fall sein Leben aufs Spiel!!!


    Außerdem unbedingt an einen Sonnenschutz sowie Sonnencreme denken, die Einstrahlung im Inner Canyon ist sehr intensiv.
    Alleine die Tour bis zum Plateau Point ist schon wunderschön und man bekommt einen ganz anderen Eindruck vom Canyon.Von daher würde ich immer erst nur zu einer Tour bis dahin raten, um einfach mal ein Gefühl für diese Länge des Hikes und dessen Schwierigkeitsgrade zu bekommen. Und selbst auf diesem Hike wird man mit absolut grandiosen Blicken auf den Colorado belohnt. :gg:


    Weitere Infos: Bright Angel Trail
    Hiking im Sommer


    Greetz,


    Yvonne

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