Miss Chaco und der Schwankende Holländer

Zitat von WeiZen

Ein Tag zum Abhängen also und Verringerung des Untergewichts.

Zitat von WeiZen

Aber es liest sich ähnlich wie bei den englischen Segelclubs, wo wir waren, nur das die auch kurze Hose durchgehen ließen.

Naja, vermutlich würden die dich zumindest auf einem Mittelklasseschiff dennoch nicht abweisen. Auf der Sojourn könnte ich mir vorstellen, dass sie dir freundlich nahelegen würden, am Buffet oder in der Kabine zu essen, wenn du unbedingt kurze Hosen tragen willst.

Zitat von betty80

ich möchte jetzt doch mal sehen, was du zu deiner Hochzeit getragen hast.

Zitat von Skuromis

Basecap... obviously

Ich glaube, das Augenmerk liegt eher auf untenrum.

Zitat von elwi

Ist das Schiff nicht zwischen dem kanadischen Festland und Vancouver Island gefahren?

Nee, die Route ging außenrum.

Zitat von elwi

Solange es nicht mehrere Seetage hintereinander sind, ist es völlig ok die Seele zwischendurch baumeln zu lassen, People Watching zu machen, zu lesen und immer wieder zu essen .

Ja, sehe ich genauso. Zwischendurch mal ein Seetag ist super, auch um die vielen Eindrücke zu verarbeiten, aber mehrere hintereinander bräuchte ich auch nicht.

5. Juni 2019 - Ketchikan

Habe wieder sehr gut geschlafen - an dieses leichte Schaukeln in der Nacht könnte ich mich glatt gewöhnen!

Um halb sechs ist die Nacht aber auch schon zu Ende, denn ein schneller Blick aus dem Fenster zeigt mir, daß es schon richtig Landschaft zu sehen gibt. Deshalb ziehe ich mich schnell an und arbeite mich fotografierend zum Lido Market vor, denn so langsam kriege ich ein bißchen Hunger. Blöderweise gibt‘s dort am Buffet erstmal nur kalte Sachen, obwohl es hieß, die öffnen um halb sechs. Die Auswahl ist aber trotzdem schon mal nicht übel.

Naja, esse ich halt erstmal etwas Brot und Käse und ein paar Stückchen Melone und gehe zwischendurch auch immer mal wieder raus zum Fotografieren. Zwar hat‘s viele Wolken, aber der blaue Himmel kommt an einigen Stellen durch. Paßt doch.

Ein bißchen frisch ist es noch. Deshalb tragen sogar die Berge ein Mützchen.

Endlich machen auch die anderen Stationen im Buffetrestaurant auf, und ich lasse mir ein leckeres Omelett mit Lachs und Shrimps machen.

Auf der Suche nach einem Platz treffe ich Mexican Drug Lord mit Frau wieder, und so geht auch das Frühstück recht kurzweilig rum.

Bald kommen am Ufer die ersten Häuser ins Blickfeld. Am „Strand“ entdecke ich auch zwei Rehe, und das Empfangskomitee in Form von zwei Bald Eagles schaut auch vorbei, leider zu weit weg, um erfolgreich fotografiert zu werden.

Überpünktlich erreichen wir kurz darauf Ketchikan, und ich beobachte erstmal die Anlegeaktivitäten...

...ehe ich meine Siebensachen zusammenpacke und das Schiff verlasse. Geht total schnell; es gibt keine Schlangen, und beim Rausgehen wird auch nur die Bordkarte gescannt, damit die später wissen, ob noch jemand fehlt.

Kurz darauf betrete ich dann also zum ersten Mal im Leben alaskanischen Boden. Der erste Eindruck von Ketchikan ist nicht sooo grandios; das scheint momentan eine einzige Baustelle zu sein... Obwohl vor uns schon die fette Norwegian Jewel angelegt hat, ist erstaunlich wenig los, so daß ich fast ungestört ein bißchen im Hafen und an der Creek Street & Umgebung herumbummeln kann.

Dann muß ich auch schon bald zurück zum Pier, denn ich hatte ja vor der Cruise schon einen Rundflug mit dem Wasserflugzeug gebucht, und netterweise ist da der Shuttle-Transport zum Abflugort schon mit drin.

Exkurs: Ausflüge vorbuchen und wenn ja, über die Cruise Line oder unabhängig?

Die Cruise Line bietet ja für jeden Hafen, in dem angelegt wird, verschiedene Ausflüge an. Das reicht von Stadtführungen über kulinarische Erlebnisse und Tierbeobachtungstouren bis hin zu Rundflügen mit Hubschrauber oder (Wasser-) Flugzeug. Diese Touren werden meist vor Ort auch von den lokalen Unternehmen angeboten und sind dort üblicherweise auch etwas günstiger als bei Buchung über die Cruise Line. Warum bzw. wann also sollte man trotzdem über die Cruise Line buchen? Ganz einfach: wenn man über die Cruise Line bucht, ist sichergestellt, daß das Schiff wartet, wenn etwas schiefgeht und man zu spät kommt, bzw. daß die Cruise Line sich um den Weitertransport zum nächsten Hafen kümmert, wenn das Schiff nicht warten kann. Das lohnt sich m.E. aber nur dann, wenn die Zeit knapp ist, d.h. wenn man z.B. 8 Stunden im Hafen ist und die Tour 7 Stunden dauert. Wenn man da nicht über die Cruise Line bucht und zu spät kommt, kann man u.U. dem Schiff nur noch hinterherwinken. Wenn man hingegen wie z.B. ich in Ketchikan 10 Stunden vor Ort ist und der Ausflug nur 2 oder 3 Stunden dauert und lange vor der vorgesehenen Abfahrtszeit endet, kann man ruhig ein bißchen Geld sparen und unabhängig von der Cruise Line buchen.

Vorbuchen lohnt sich immer dann, wenn es sich um beliebte Touren handelt bzw. wenn es nicht allzu viele lokale Anbieter gibt (läßt sich übers Internet leicht herausfinden) oder man sich auf einen bestimmten „eingeschossen“ hat. In meinem Fall war‘s so, daß ich mich hauptsächlich deshalb für Island Wings entschieden habe, weil die sehr kundenfreundliche Bedingungen hatten - so wird dort ein Rundflug auch mal abgesagt, wenn zwar die Wetterbedingungen so sind, daß es erlaubt wäre, zu fliegen, aber dann doch so schlecht, daß der Kunde nichts davon hätte. Wenn‘s also relativ nebelig ist, aber nicht so schlimm, daß man nicht fliegen dürfte, kann es sein, daß der Flug trotzdem abgesagt wird, wohingegen die meisten anderen Anbieter dann wohl trotzdem fliegen. Allein das hat mir Island Wings schon sympathisch gemacht, und weil ich unbedingt mit denen fliegen wollte, habe ich das auch schon lange vorher gebucht.

Bei Bootstouren und ähnlichem, wo ich mich nicht auf einen bestimmten Anbieter festgelegt habe, würde ich allerdings eher spontan vor Ort buchen, vor allem weil man ja nie weiß, wie das Wetter ist. Möglicherweise hat man ja gar keine Lust, bei strömendem Regen eine Bootstour zu machen, auch wenn sie bei jedem Wetter stattfindet.

Nach kurzem Warten am vereinbarten Treffpunkt kommt jedenfalls auch schon der Van von Island Wings, und ein netter junger Mann fährt mich und fünf andere Passagiere zum „Büro“ (vorher können wir im Restaurant oberhalb nochmal kurz aufs Töpfchen), wo erstmal der Restbetrag fällig ist (Anzahlung war 50%) und wir unsere Rucksäcke, Taschen usw. lassen können - für die ist nämlich im Flugzeug kein Platz.

Gerade als wir zum Dock geführt werden, fliegen schon wieder drei Bald Eagles vorbei... Leider auch zu schnell zum Fotografieren, deshalb beschränke ich mich darauf, unser Transportmittel für die nächsten zwei Stunden zu knipsen, eine nicht mehr ganz junge, aber gut in Schuß gehaltene DeHavilland Beaver, die von einer Dame namens Michelle geflogen wird, die schon seit ca. 25 Jahren solche Rundflüge anbietet. Ihren Pilotenschein hatte sie übrigens vor dem Führerschein...

Das Fliegerle ist relativ handlich, und leider hat man auch kein komplett freies Blickfeld, aber das wußte ich vorher schon. Und es geht ja nicht nur ums Fotografieren, sondern um das Erlebnis an sich.

Was ich vielleicht noch dazu sagen sollte, ist, daß es in den Wochen vor meiner Reise in dieser Gegend zwei schlimme Unfälle mit solchen Rundflügen gab. Beim ersten stießen zwei kleine Flugzeuge in der Luft zusammen, beim zweiten überschlug sich eines bei der Landung im Wasser. Leider gab es dabei auch einige Todesopfer. Meinen Eltern habe ich sicherheitshalber gar nichts von diesen Unfällen erzählt... Bei Michelle habe ich allerdings überhaupt kein mulmiges Gefühl, im Gegenteil, der Flug macht von Anfang an großen Spaß.

Die Landschaft in der Umgebung von Ketchikan und im Misty Fjords NM ist grandios, da macht es auch nichts, daß das NM seinem Namen alle Ehre macht und die Sonne sich kaum blicken läßt.

Auch den New Eddystone Rock überfliegen wir. Ich ahne allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht, daß ich den im selben Jahr nochmal aus einer anderen Perspektive sehen werde...

Auch diese Bucht wird mir in diesem Jahr nochmal begegnen:

Zwischendurch landen wir auf dem Punchbowl Lake und dürfen auf einem Mini-Inselchen auch an Land gehen (ein weiterer Pluspunkt von Island Wings, denn die meisten anderen Anbieter lassen einen nur auf die Kufen raus, aber nicht an Land). Hier werden wir erstmal eine Weile von einer ziemlich entrüsteten Möwe umflogen, die vermutlich hier irgendwo ihr Nest hat, aber auch die beruhigt sich irgendwann, und so können wir in Ruhe Bilder machen und die Szenerie genießen.

Auch beim Rückflug bieten sich atemberaubende Blicke.

Nach ziemlich genau zwei Stunden sind wir zurück in Ketchikan und können die Amsterdam beim Landeanflug mal aus einer anderen Perspektive sehen.

Nach einer sanften Landung hat Michelle noch eine Karte vom NM und eine CD von Island Wings für uns. Mit dem Shuttle werden wir zurück zum Pier gefahren. Hier laufe ich nochmal in die andere Richtung los, wo es hauptsächlich Souvenirläden und Juweliere mit überteuerten Klunkern gibt. Ich schaue nur in erstere rein und kaufe gleich mal ein paar Mitbringsel.

Dann geht’s nochmal zur Creek Street, wo jetzt deutlich mehr Wasser im Creek ist. Auch die Anzahl der im Bild rumstehenden Touristen hat zugenommen, nachdem inzwischen noch ein weiteres Schiff (diesmal von Celebrity Cruises) angekommen ist.

Nach einer Weile habe ich genug gesehen und schleppe mich und meine Einkäufe zurück aufs Schiff. Geht genauso schnell; es gibt nur eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen (meine zwei Ulus möchte ich bitte eingepackt in der Kabine lassen, bekomme ich gesagt - ach was. Ich wollte die jetzt mit zum nächsten Galadinner nehmen ).

Bis wir ablegen, hätte ich noch etwas Zeit, aber eigentlich habe ich alles gesehen, was ich sehen wollte, vielleicht bis auf den Totem Bight SP, aber dafür bräuchte man etwas mehr Zeit. Naja, auch nicht schlimm. Mit der Szenerie auf dem Rundflug kann eh nichts mithalten.

Der Lido Market hat leider größtenteils schon alles hochgeklappt, aber ich finde noch etwas (leider schon ziemlich verdorrte) Pizza.

Auf der Suche nach einem Platz am Fenster stoße ich wieder auf Judy Dench und Mann und unterhalte mich ein Weilchen mit ihnen. Was ich hier übrigens sehr nett finde, ist, daß an jedem Tisch eine (echte!) Orchidee steht.

Nach einem Schwätzchen mit dem netten indonesischen Kellner hole ich mir noch zwei Kügelchen Eis (Schoko und Cookie Dough - der Eisherausgeber ist einer der wenigen, die nicht gerade übermäßig freundlich sind, als ob er den Leuten das Eis nicht gönnen würde ) und suche mir dann einen Platz in der Sonne. Die ist nämlich mittlerweile auch rausgekommen, und das nicht zu knapp. Von wegen Liquid Sunshine!

Das Dock von Island Wings...

Das Ablegen beobachte ich wieder vom Lido Deck. Es geht auf dem selben Weg wieder aus dem Channel, auf dem wir gekommen sind.

Etwas später schaue ich mal zum Dining Room und inspiziere das Menü, das mich aber heute nicht so sehr reizt. Deshalb beschließe ich, heute im Lido Market zu essen. Es gibt zwei Stückchen Lachs nach Südwest-Art (was auch immer das ist - anscheinend ein Stück trocken, ein Stück saftig ), Karotten und Cheese Tortellini mit puddingartiger Soße.

Als ich die esse, setzt sich eine aufgebrezelte alte Schachtel zu mir, die ursprünglich aus Berlin kommt und jetzt in San Diego lebt. Die erzählt mir ungebeten gleich ihre halbe Lebensgeschichte, nerv! Als ich aufgegessen habe, kann ich mich aber loseisen und flüchte mit einem Eis als Nachspeise nach draußen. Allerdings ist bald nur noch Wasser zu sehen, deshalb verziehe ich mich erstmal in die Kabine und mache ein Päuschen. Habe etwas Nackenschmerzen, vermutlich vom Rundflug. Eineinhalb Stunden nach rechts gucken ist halt doch keine so gute Idee...

Das erste Handtuchtier wartet auch schon auf mich.

Nachdem ich gegen neun kurz die Show inspiziert habe (da wird heute gesungen und getanzt)...

...beobachte ich den Sonnenuntergang, der heute an Steuerbord stattfindet, weil wir momentan eher in Richtung West-Südwest fahren. Durchaus brauchbar.

Morgen kann ich evtl. ein bißchen länger schlafen, denn in den Tracy Arm Fjord geht‘s erst ab halb elf.

Zitat von betty80

Ist das deine Seabourn gewesen, die da im Hafen lag?

Nee, das war definitiv nicht die Sojourn. Ist auch deutlich kleiner, das Ding hat ja nur 5 oder 6 Decks.

Zitat von betty80

Ansonsten ist so ein Rundflug schon toll. Alaska ist einfach großartig. Ich war ja ein paar Wochen vor dir da.

Ich weiß.