29. Tag 21. September 2019
Endlich San Francisco. Darauf hatte Mutter lange gewartet. Auf diese Stadt hatte sie sich seit dem letzten Besuch eingeschossen. In den 2 Tagen 2016 hatte ich ein tolles und volles Programm zusammengestellt und dieses ging zu 99% auf. Dieses mal hatte es der Reiseleiter aber voll verkackt. Ich sage nur San Francisco zum Samstag und Sonntag.
Hätte ich bei der Planung der Reise gewusst, dass uns unser Chef nach meiner Rückkehr so ins offene Messer laufen lassen würde, ich hätte ohne es ihm zu sagen und ohne weiteren Urlaub zu haben glatt 3 oder gar 4 Tage länger gebucht. Falsch gezahlter Lohn für September mit der Begründung eines Formfehlers und ich solle mich nicht so haben. Keine Lohnzahlung für Oktober, dafür die Vertröstung wenn die angeblichen Außenstände eingehen, bekommt jeder sein Geld. Keinen Lohn für November mit der Begründung kurz vor der Insolvenz zu stehen aber jeder bekommen sein Geld wenn alle die Kräfte bündeln und die Aufträge abarbeiten. Plötzlich hieß es er habe keine Lust mehr auf die Firma, dann lag es auf einmal an uns weil er meinte das keiner mehr Bock auf arbeiten hätte, dann wieder weil Zahlungen ausblieben und plötzlich war ein angeblicher Insolvensantrag gestellt. Einige Tage später hieß es Insolvenz ist nicht und wenn wir die nächsten Aufträge gut abarbeiten geht es mit der Firma weiter und alle bekommen ihren Lohn. Im Grunde änderten sich die Aussagen täglich mit 50% Anschuldigungen gegen uns. Es gab noch ein paar Spezialarbeiten zum Ende des Jahres und dann plötzlich am 3. Dezember für alle die Kündigung zum 31.Dezember. Dem Arbeitsamt interessierte davon rein gar nix. Aber wir wurden von deren Seite belehrt, wir müssen die Arbeiten trotz der ausgefallenen Löhne noch bis 31. Dezember erledigen.
Sollten wir Kasse machen und unser Chef dies als Absicht melden würden wir kein Arbeitslosengeld sondern erst einmal eine Sperre bekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte unser spezial Blechklempner eine Blechbaustelle in Berlin voll in den Sand gesetzt und nach mehreren Tobsuchtsanfällen die Krankmeldung gebracht. Nicht das erste mal wenn er nicht weiter wusste oder weiter machen wollte.
Also fuhren wir zu dritt nach Berlin und bauten alles fertig. Zu Weihnachten waren alle Arbeiten erledigt und die Firma Geschichte.
Nun kam der Kampf wohl eher Krampf um die ausstehenden Löhne. Völlige Inkompetenz vom Arbeitsamt dem Insolvenzamt und der Insolvenzbeauftragten.
Unzählige Gespräche, Emails, Briefe und Telefonate wurden geführt. Nicht nur das wir uns wie Dreck behandelt fühlten, ständig wurden Schriftstücke eingefordert oder Auskünfte eingeholt die schon vor Wochen und teils 3-5 mal gegeben wurden. Ständig wurde von den Ämtern etwas verschlampt. Unbeschreiblich. Nicht nur das wir bis zum Juni 2020 auf die Auszahlung der Löhne warten mussten, nein es stellte sich heraus, dass unser Chef schon zu Beginn des Jahres 2019 mit dem Gedanken spielte die Firma in die Insolvenz laufen zu lassen. Während wir uns abrackerten und seine Fehler in der Kalkulation und Fehlbestellungen ausbügelten, schaute er sich nach einer Firma um in der er als Angestellter anfangen könnte, eine Firma die einen Meistertitel benötigte.
Während wir versuchten die Firma zu retten, zwei ältere Kollegen sogar 6000 € für Material für einen lohnenden Auftrag besteuern wollten, hatte er diese Firma gefunden und uns weiter in dem Glauben gelassen wir könnten das Ruder herum reißen.
Wir waren am 01. Januar 2020 arbeitslos und er wurde in der anderen Firma angestellt. Grund des Ganzen, er wollte aus den privaten Versicherungen heraus und in die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung. Zudem holte er den spezial Blechklempner in diese Firma, der noch zum Ende des Jahres die Berlin Baustelle versemmelt hatte und damit dem Chef eine hohe Vertragsstrafe drohte, welche wir abwegen konnten.
Ich könnte hier und jetzt beim Schreiben in die Tastatur beißen, dass ich es nicht eher bemerkt und diesbezüglich aus Trotz ein paar Tage länger gebucht hatte. Damit wären die San Francisco Tage besser gelungen und Mutter hätte eine schönere Erinnerung an ihre Lieblingsstadt.
Am Abend hatte ich noch im Internet nach dem Fahrplan des Cable Car geschaut. Neben der Golden Gate Bridge war Cable Car fahren Mutters Highlight in der Stadt und sie freute sich schon sehr darauf. Mein Plan war wieder mit dem Auto zur Hyde Street zu fahren und den Tag mit einer Fahrt von dort zu starten. Ich war mir aber nicht mehr sicher wann die erste Fahrt startete. Beim Blick auf die Webseite entglitten mir die Gesichtszüge. Alle Routen waren in Revision und die Bahnen würde erst einen Tag nach unserem Abflug wieder fahren. Mutters Endtäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Mein Tobsuchtsanfall stand mir noch Stunden später ins Gesicht geschrieben.
Diesmal wurde erst 06.45 Uhr aufgestanden. Mein neuer Plan für den Tag stand und dieser begann mit einem leckeren Frückstück. Neben Obst- und Gemüsebuffet gab es im Grunde alles was die Amerikaner am Morgen so essen. 2 Köche bereiteten am offenen Ofen Rührei, Speck, Bratkartoffeln, Waffeln usw zu. Die Speisen musste man sich selber holen, diverse Kellner brachten alle möglichen Getränke und räumten die leeren Teller und Schalen ab.
Mutter fand das Ambiente gut, ich fand genügend Platz im Bauch um auch einen 2. und 3. Nachschlag unter zu bringen. Ein schöner Tageseinstieg.
Ein weiterer Wunsch von Mutter war die Fahrt über die Bay Bridge weil sie von den 2 übereinander führenden Fahrbahnen fasziniert war und die Fahrt über die Golden Gate Bridge. Zumindest dieses sollte zu erfüllen sein. Da wir von San Mateo aus starteten nahm ich auch noch die San Mateo - Hayward Bridge mit ins Programm.
Diese und dann gleich im Anschluss die Bay Bridge lagen im Zeitplan und boten gute Aussichten.
Dafür das ich an einem Samstag Morgen als nächstes die Fahrt auf den Twin Peaks geplant hatte, sollte ich geschlagen werden. Ich hatte das Gefühl als Fußgänger wäre man schneller oben gewesen. Die Kriecherei war ja nicht das Schlimmste sondern die ganze Zeit die Gedanken einen Parkplatz zu finden. Zum Glück habe ich kein Problem damit auch in der Stadt in allen Lagen und von links unten nach rechts oben zu parken. Somit gab es nach 2 Ehrenrunden einen passenden Platz. Menschen ohne Ende aber dennoch ein großes Lächeln von Mutter beim Blick auf die Stadt. Na bitte, es geht doch.
Da die Cable Cars nicht fuhren und somit Haltepunkte ausfielen wollte ich diese Zeit mit dem Besuch des Japanischen Garten und einem leckeren Eis in Sausalito mit Blick über die Bay füllen. Also auf zum Garten. So ziemlich die Hälfte der Einwohner und Touristen hatten wohl das selbe Ziel und somit zog sich die Blechlawine im Schneckentempo durch die City. Oh man. Glücklicher Weise war im Parkhaus schnell ein Platz gefunden. Ein ziemliches Gewusel in dieser Gegend aber dann unerwartet wenige Leute im Japanischen Garten.
Keine Ahnung was ich mir genau davon erhofft oder vorgestellte hatte, dass Gesehene war ganz nett aber für mich nicht unter den ersten 20 Punkten eines San Francisco Besuches. Mutter hatte Blümchen, Büsche und Bäume zu schauen und schien ganz zufrieden.
Nachdem ich das halbe Parkhaus gekauft hatte fuhren wir wie gewünscht über die Golden Gate Bridge. Geplant war zu erst die Fahrt hoch in die Marin Headlandes, für mich ein wenig Bunkeranlangen schauen und für Mutter der tolle Blick über die Brücke und Bay auf die Stadt.
Da sich der Verkehr von der Zufahrt bis zur Brücke zurück staute wich ich aus um erst in Sausalito gemütlich Eis zu lecken. Ja so sollte es sein. In der Realität standen wir ein paar Meter weiter auch dort im Stau. Zähflüssig ging es dann weiter. In der Stadt waren die Fußwege vor lauter Leute kaum zu sehen. Kein Blick auf die Schaufenster. Ab und an eine höher hängende Fahne mit dem Logo des Ladens. So wie z.B. Eis. Das Ende der anstehenden Menschenmasse konnte man nur erahnen. Einen freien Parkplatz hatte ich mir eh schon lange aus dem Kopf geschlagen. Problematisch war es schon eine passende Stelle oder Seitenstraße zu finden um zu wenden ohne jemanden dabei über den Haufen zu fahren. Eine reine Katastrophe.
Also fuhren wir zurück zur Zufahrt Marin Headlands. Zäh ging es voran aber dann doch schneller als gedacht.
Wo wir nun schon mal dort waren, wurde auch etwas länger verweilt. Mutter genoss die Aussicht und ich überlegte was wir als Nächstes machen könnten denn ab Mittag würde es in der Stadt noch voller werden. Der nächste Stopp war am vorderen Aussichtspunkt bei Battery Spencer.
Diverse Mitbringsel aus San Francisco hatte Mutter ja schon aber ihr fehlte noch ein Golden Gate Bridge Modell. Dieses wollten wir ursprünglich bei einem der Stopps mit dem Cable Car kaufen. Da der Verkehr weiter zäh blieb und die Menschenmassen logischer Weise zu den Hauptspots strömten entschied ich mich zum Fort Point zu fahren. Dort hatte ich bisher immer zu jeder Tag- und Nachtzeit einen Parkplatz gefunden. Das Wetter war topp und mit 28 Grad nicht zu warm, also hieß es San Francisco zu Fuß. Vom Fort Point bis Pier 39 und zurück.
Ein langer aber schöner Spaziergang. Kein Stress etwas zu verpassen oder nicht zu erreichen. Viel Interessantes zu sehen und Leute zu beobachten.
Neben Postkarten und Magnetbilder bekam Mutter ihr gewünschtes Brücken Modell. Gegen 17 Uhr machten wir ein verspätetes Mittagessen beim Italiener. Gar nicht so teuer dafür sehr lecker.
Da wir es eh nicht mehr im Hellen zurück zum Auto schaffen würden, statteten wir noch einmal dem Palace of Fine Arts einen Besuch ab. Dieses mal beleuchtet.
Ein wenig auf der Bank sitzen und die Tour Revue passieren lassen. Mutter fragte nach dem nächsten Tag. Was würden wir wohl machen wenn auch der Sonntag so überfüllt wäre. Ich wiegelte etwas ab und meinte am Sonntag machen viele zu Hause einen Ruhigen und die meisten Touristen sind abgeflogen oder fliegen ab.
Sollte es doch voll sein, könnten wir aber über die Golden Gate Bridge zum Red Wood Park fahren. Geplant hatte ich aber schon etwas anders, etwas das sie sehr gern sehen wollte ich aber mit Absicht zu hause als Ziel ausschlug. Nur so kann man Spannung aufbauen. Zurück am Fort Point stand Silby ganz allein an der Bay.
Da der Blick von unten zur Brücke schon so schön war, beschloss ich das wir noch einmal über die Brücke und zum Aussichtspunkt in den Hügeln fahren. Interessanter Weise gab es recht wenig Verkehr. Auch am Tunnel oder bei den Parkplätzen staute sich nix. Somit bekam Mutter in der Nacht noch einmal ein Ahhhhh Ohhhhh Uhhhh.
Über die 3 Brücken ging es dann zurück zum Hotel.
Trotz geschlossenem Gable Car und Mega Staus war es ein schöner Tag.
Schnatter frei zum 30. Tag - Colma die Stadt der Toten - San Francisco