The third Time is a Charm - England im Herbst

  • Tag 7: Donnerstag, 12. Oktober 2017
    Steam Engine - Cheltenham nach Lingfield


    "If you understand physics of how a locomotive works, that knowledge is irreplaceable." - Jamie S. Miller


    Heute sieht das Wetter endlich wieder besser aus. Schon der morgendliche Blick aus dem Fenster ist toll anzusehen. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, doch wenn die Wolkenfärbung hält, was sie verspricht, dann dauert es nicht mehr lange.



    Ich gehe inzwischen zum Frühstück, dass mich auch nicht sonderlich begeistert. Es macht satt, mehr aber auch nicht. So packe ich recht bald meine Sachen und mache mich wieder auf den Weg. Unterwegs hole ich leider irgendwie die Wolken wieder ein. Jedenfalls zieht sich der Himmel komplett zu. Und dann sehe ich plötzlich große Flugzeuge bekannter Airlines auf einem Flugfeld gleich neben der Straße. Ich suche nach einer Möglichkeit zum halten, denn das will ich mir genauer ansehen.



    Was ich hier vor mir habe, ist der Kemble-Cotswold Airport. Viele Jahre wurde er von der Royal Air Force sowie der US Air Force genutzt und war sogar Heimat der Kunstflugstaffel Red Arrows. Bereits 1993 zogen die Militärs aus und das Flugfeld fristete viele Jahre ein Schattendasein. Doch seit rund 15 Jahren ist Air Salvage International hier ansässig. Die Firma zerlegt alte Flugzeuge und führt die Bestandteile der Wiederverwertung zu.




    Seit 2010 hat der Betrieb richtig Fahrt aufgenommen und rund 130 Flugzeuge traten ihre letzte Reise zu diesem Flughafen an. Teile von ihnen sind es, die ich nun hier vor mir sehe.



    Besonders Fluggesellschaften aus Südostasien scheinen das Angebot von ASI derzeit zu nutzen. So haben auch diese zwei Maschinen von Thai Airways ihre Reise hier beendet.



    Das wertvollste eines alten Flugzeuges sind die Triebwerke. Sie werden meistens als erste demontiert und weiterverkauft. So auch bei dieser Boeing 747, die ansonsten noch recht intakt scheint.



    Ohne Triebwerke steht auch diese Air France Maschine da. Oft werden auch die Sitze weiterverkauft, wenn sie noch in einem guten Zustand sind. Am wenigstens gebraucht werden die Rümpfe, obwohl einige auch als Trainingsflugzeug genutzt werden.



    Nachdem ich so gut wie es geht alles fotografiert habe, fahre ich weiter. Mein eigentliches Ziel heute Morgen ist das kleine Dörfchen Lacock. Und hier kommt dann tatsächlich auch die Sonne heraus. So sieht alles gleich viel schöner aus.




    Lacock gehört heute fast vollständig dem National Trust und wird als typisch englisches Dorf erhalten. Trotzdem ist der Ort aber kein Museum, denn die Häuser sind vermietet und es gibt auch kleine Geschäfte, einen Pub und sogar ein Hotel.




    Der Name Lacock leitet sich vom angelsächsischen Lacuc ab, was soviel wie kleiner Strom heißt. Damit ist der kleine Bach Bide gemeint, der sich durch das Dorf schlängelt, dessen Wurzeln bereits im 10. Jahrhundert liegen.





    Die Häuser in Lacock wurden über viele Jahrhunderte errichtet. Alle Gebäude stammen aus dem 13.-18. Jahrhundert. Darunter auch diese Scheune aus dem 14. Jahrhundert, die früher einmal zum Kloster gehörte. Sie wurde über die Jahrhunderte nur wenig verändert und kann heute besichtigt werden.





    Herzstück der Besichtigung von Lacock ist Lacock Abbey, ein ehemaliges Kloster, das 1232 von der Countess Ela of Salisbury zum Gedenken an ihren Mann William Longespee, 3rd Earl of Salisbury, einem unehelichen Sohn von Heinrich II., gegründet wurde.



    Berühmtheit erlangte das Anwesen aber erst viel Jahrhunderte später, als William Henry Fox Talbot hier die Negativfotografie erfand. Und darum dreht sich auch ein kleines Museum am Eingang zur Lacock Abbey. Bereits 1835 machte Talbot die erste erhaltene Fotografie und damit begann eine unaufhaltsame Geschichte.






    Hinter dem Museum beginnt der Park von Lacock Abbey. Unter Heinrich dem VIII. wurde auch dieses Kloster aufgelöst und das Anwesen an Sir William Sharrington verkauft. Er ließ die Kirche abreißen und die Abtei zu einem Wohnhaus mit umgebendem Park umbauen.



    Zuerst erreiche ich die Stallungen. Wo einst Pferde und Kutschen untergebracht wurden, gibt es heute ein paar kleine Ausstellungen zu sehen.





    Um 1750 gelangte Lacock Abbey schließlich in den Besitz von John Ivory Talbot. Die Familie nahm weitreichende Umbauten am Gebäude vor und gab ihm sein heutiges Aussehen. Zwar ist das Anwesen seit 1944 im Besitz des National Trust, doch wohnen noch heute Mitglieder der Familie Talbot in Teilen des Gebäudes.




    Im Innenhof des Gebäudes ist aber noch deutlich zu sehen, dass Lacock einst ein Kloster war. So ist der Kreuzgang noch fast vollständig erhalten.








    Ein Teil des Herrenhauses steht dann auch zur Besichtigung offen und zeigt die Räume, wie sie zu Lebzeiten von William Henry Fox Talbot eingerichtet waren. Ausgestellt ist hier übrigens auch sein berühmtes erste Foto, das er von einem Fenster des Herrenhauses machte.






    Gegen Mittag wird es für mich Zeit weiterzufahren. Ich habe heute noch ein ganzes Stück Weg vor mir und im Herbst sind die Tage ja bekanntlich kürzer, sodass es doch recht zeitig dunkel wird. Mein nächster Stopp ist aber noch nicht so weit entfernt, denn ich halte in Swindon. Hier war ich schön öfter und habe verschiedene Orte besichtigt. Dieses Mal steht das Steam Museum auf meinem Plan.



    Das Museum ist am historischen Ort untergebracht, denn von 1843 bis 1986 befand sich auf diesem Gelände das Swindon Works of the Great Western Railway, einem Lokomotiven- und Eisenbahnwerk, das zu den größten der Welt gehörte. Bis zu drei Lokomotiven in der Woche konnten hier produziert werden.




    Der erste Teil der Ausstellung erzählt die Geschichte des Eisenbahnwerkes. Dazu gehörte nicht nur der Bau der Lokomotiven selbst, das Werk war eine kleine Stadt, die sich auch um ihre Arbeiter kümmerte.




    Nachgestellte Szenen erzählen von der Arbeit im Eisenbahnwerk. Alles ist sehr liebevoll und informativ gemacht. Es macht Spaß durch die Ausstellung zu gehen.






    Schließlich erreiche ich die ersten von fünf Lokomotiven, die im Museum ausgestellt sind. Die Dampflokomotiven der Castle Class wurden in Swindon zwischen 1923 und 1950 gebaut und hauptsächlich an Passagierzügen eingesetzt. Insgesamt wurden 171 dieser Lokomotiven in diesem Werk gebaut.



    Die hier ausgestellte Lokomotive trägt den Namen Caerphilly Castle nach der gleichnamigen Burg in Wales. Sie wurde nur sehr kurz im Liniendienst eingesetzt und recht schnell als Modell Lokomotive auf Ausstellungen genutzt. Schon seit 1960 ist sie in Museen zu sehen und kam zur Eröffnung des neuen Museums zurück in das Werk, in dem sie einst gebaut wurde.



    Richtig toll ist, dass ich die rund 80 Tonnen schwere Lok auch von unten anschauen kann. Das ist sehr interessant und nur selten in einem Museum möglich.





    Auf dem weiteren Weg durch das Museum sehr ich viele kleinere Loks und Wagons sowie unzählige Ausstellungsstücke der Bahn, wie Signale oder Schilder.



    Auch der Schienenbau wird thematisiert, der lange Zeit ein sehr Arbeitsintensives und Schweißtreibendes Unterfangen war.




    Interessant ist auch der Nachbau eines Stellwerkes, das von außen und innen angeschaut werden kann. Mit langen Hebeln, die von Hand bewegt wurden, wurden die Züge auf das richtige Gleis geleitet.




    Neben dem Personentransport werden Züge vor allem zum Transportieren von Waren genutzt. Das war auch schon vor 100 Jahren so. Das Museum zeigt sehr anschaulich, wie sich dieser Zweig des Zugverkehrs entwickelt hat.






    Schließlich komme ich zum Highlight der Ausstellung, einem nachgebauten Bahnsteig, an eine Lok mit Wagen steht. Der Bristolian verband vor dem Zweiten Weltkrieg sowie für eine kurze Zeit in den 50ziger Jahren London mit Bristol. Die Lokomotive ist eine George V. und diese Lok hat eine ganz besondere Geschichte. Sie reiste nämlich sogar in die USA und wurde dort 1927 anlässlich des 100. Geburtstages der Baltimore und Ohio Railroad ausgestellt. Es ist kaum vorstellbar wie man es schaffte, diese riesige Lok nach Übersee und auch wieder zurück zu bringen.



    Doch nicht nur der Zug, auch der Bahnhof an sich ist sehenswert. Das Bahnhofsgebäude zeigt, wie es früher auf dem Bahnsteig zuging. Alles ist liebevoll und bis ins kleinste Detail ausgestattet.




    Im Bahnhof gibt es dann noch eine Ausstellung zu langen Reise der George V. Lok in die USA.






    Nicht nur von außen anzuschauen sind die Wagons, die am Bahnsteig stehen. Kleine Ausstellungen erzählen mehr aus einer Zeit, in der Bahnfahren durchaus luxuriös sein konnte.






    Ich verbringe viel länger als gedacht im Museum, denn die Ausstellung ist einfach toll und auch riesig groß. Man kann hier locker den ganzen Tag drin verbringen, vor allem wenn es mal wieder regnet. Gegenüber des Museums befindet sich übrigens auch noch eine Outlet Mall. Ich aber muss mich dann doch verabschieden, denn ich habe noch ein Stück Weg vor mir.



    Unaufhaltsam bringt mich die M4 nach diesem Besuch London näher. Doch in die Stadt will ich heute gar nicht, nur auf den Ring, die M25. Der bringt mich dann nach Chenies, einem kleinen Dorf am River Chess. Hier befindet sich das Chenies Manor, ein Herrenhaus, das noch heute in Privatbesitz ist und deshalb nur an wenigen Tagen für Besucher öffnet. Heute jedoch ist solch ein Tag, an dem dieses uralte Haus besichtigt werden kann.




    Das heutige Herrenhaus stammt aus der Tudorzeit und ist von einem wunderschönen Garten umgeben. Ein erstes Gebäude wurde hier allerdings bereits 1180 von der Cheyne Familie errichtet. Durch Heirat gelangte Chenies 1526 in den Besitz der Familie Russell. Sir John Russell wurde schließlich zum 1st Earl of Bedford ernannt und machte Chenies zu seinem Stammsitz.



    Für vier Generationen bewohnten die Russels dieses Haus, das damals noch viel größer war. Berühmte Besucher waren Heinrich VIII. und Königin Elizabteh I. Der 4. Earl of Bedford entschied jedoch, den Familiensitz nach Woburn Abbey zu verlegen und somit verlor dieses Haus immer mehr an Bedeutung. Teile wurden abgerissen und es zogen verschiedene Mieter ein und wieder aus. Das ging bis 1956 so, als Teile des Besitzes nach dem Tod des 12. Duke of Bedford verkauft werden mussten. Dazu zählte auch Chenies Manor, das von Colonel und Mrs Macleod Matthews erworben wurde, deren Nachfahren noch heute hier leben.



    Auf einer Führung werden mir viele tolle Räume des Hauses gezeigt, doch da es ein Privathaus ist, ist Fotografieren leider mal wieder nicht erlaubt. Eine kleine Geschichte möchte ich aber doch noch erzählen. Während das Haus auf drei Seiten zahlreiche Fenster besitzt, ist die vierte Seite komplett Fensterlos. Diese Seite des Hauses Zeigt Richtung London. Der Grund, als das Haus gebaut wurde, wütete in Englands Hauptstadt die Pest. Und da man damals glaubte, dass die Krankheit über die Luft übertragen wird, verzichtete man hier auf Fenster, um zu verhindern, dass Pesterreger so in das Haus kommen.



    Neben dem Herrenhaus steht die St. Michaels Church, deren Grundmauern bereits aus dem 12. Jahrhundert stammen. Die heutige Kirche wurde aber größtenteils im 15. und 16. Jahrhundert erbaut.




    Die Kirche beherbergt auch heute noch Grabstellen sowie eine private Kapelle der Dukes of Bedford. Dieser Teil der Kirche wird deshalb von Woburn Abbey verwaltet und gepflegt.




    Am frühen Abend fahre ich über die M25 wieder nach Süden. Fast einen Halbkreis fahre ich um London, bevor ich die Autobahn verlasse und die wenigen Meilen nach Lingfield weiterfahre. Hier befindet sich eine berühmte Pferderennbahn, der ein Marriott Hotel angeschlossen ist, in dem ich heute übernachten will.





    Den Abend verbringe ich im Hotel, nachdem ich mir aus einem nahen Tesco Express noch einige Lebensmittel geholt habe. Da ich dieses Mal ein Upgrade auf ein Zimmer mit Balkon bekommen habe, kann ich sogar schön die Rennbahn sehen. Nur zum draußen sitzen es es etwas zu kalt, denn inzwischen hat es sich leider auch wieder zugezogen.


    Meilen: 205
    Wetter: heiter 8-18 Grad
    Hotel: Lingfield Marriott Hotel & Country Club


    ;arr: ;arr: ;arr: Tag 8: Change of Mind - Lingfield nach Southampton

    • Offizieller Beitrag

    So sieht alles gleich viel schöner aus.




    ;;NiCKi;: Krass, so etwas habe ich noch nie gesehen. :EEK:

    Richtig toll ist, dass ich die rund 80 Tonnen schwere Lok auch von unten anschauen kann.

    :EEK: Wirklich selten.

    an eine Lok mit Wagen steht.

    an dem eine Lok mit Wagen steht.

    ist die vierte Seite komplett Fensterlos

    Und ich dachte, dort war der abgerissene Teil.

  • Du weißt, dass ich es nicht so mit Museen habe, aber die Lokomotiven hätte ich mir vielleicht schon angeschaut.

    Und dann sehe ich plötzlich große Flugzeuge bekannter Airlines auf einem Flugfeld gleich neben der Straße. Ich suche nach einer Möglichkeit zum halten, denn das will ich mir genauer ansehen.

    Und dafür hätte ich auch gebremst :!! .

    Die Firma zerlegt alte Flugzeuge und führt die Bestandteile der Wiederverwertung zu.

    Das ist wie in Tucson, nur kleiner und nicht so trocken.

    und die wenigen Meilen nach Lingfield weiterfahre. Hier befindet sich eine berühmte Pferderennbahn

    Sagt mir nichts, aber ich habe auch kein Rennpferd und wette nicht. Ich kenne nur Ascot.

  • Krass, so etwas habe ich noch nie gesehen.

    Meinst du das Haus?

    Wirklich selten.

    ;;NiCKi;: Das ist total toll gemacht dort.

    Und ich dachte, dort war der abgerissene Teil.

    Dachte ich auch erst, aber nein, sie haben das so gebaut. Sachen gibt es.

    Du weißt, dass ich es nicht so mit Museen habe, aber die Lokomotiven hätte ich mir vielleicht schon angeschaut.

    :D Du hättest nebenan sonst shoppen gehen können. Das ist gleich beim Outlet Center. :D

    Das ist wie in Tucson, nur kleiner und nicht so trocken.

    ;;NiCKi;: Deshalb ist dort wohl auch nur Verwertung. Fürs Parken wäre es wohl ungeeignet.

    aber ich habe auch kein Rennpferd und wette nicht.

    :D Ich auch nicht, aber das Hotel ist nett. ;;NiCKi;:

  • Besonders Fluggesellschaften aus Südostasien scheinen das Angebot von ASI derzeit zu nutzen. So haben auch diese zwei Maschinen von Thai Airways ihre Reise hier beendet

    sehr interessant

    Mein eigentliches Ziel heute Morgen ist das kleine Dörfchen Lacock.

    Super, solche Orte will ich in England sehen :!!

    Ausgestellt ist hier übrigens auch sein berühmtes erste Foto, das er von einem Fenster des Herrenhauses machte.

    Ja, wo isses denn ?

    Dieses Mal steht das Steam Museum auf meinem Plan.

    Whansinn, da könnte ich mich lang aufhalten :clab:

    Es ist kaum vorstellbar wie man es schaffte, diese riesige Lok nach Übersee und auch wieder zurück zu bringen.

    finde ich auch unglaublich

    Auf einer Führung werden mir viele tolle Räume des Hauses gezeigt,

    gefällt mir von aussen sehr gut

  • Super, solche Orte will ich in England sehen

    Na da gibt es schon einige. Und dieser wäre ganz in der Nähe des Center Parcs. ;):D

    Ja, wo isses denn ?

    An der Wand im Rahmen. ;)

    Whansinn, da könnte ich mich lang aufhalten

    Das war echt toll gemacht. Die können in England anscheinend auch Museum. ;;NiCKi;::MG:

    Na dann gefällt mir das Loko-Museum doch gleich viel besser ;):gg: .

    ;haha_

  • habe mal geschaut, viel zu teuer

    Ok, davon habe ich keine Ahnung.

    Habe paar nette Ferienhäuser in Kent gefunden . In Deal oder in der Nähe von Margate. Da hat es uns auch gut gefallen

    Klingt auch gut, aber da ist natürlich eine ganz andere Ecke.

  • € 2000.- ne Woche ohne Verpflegung

    :EEK: Pro Nase? Pro Familie?


    Ich sag ja, gegenüber so manchem Angebot in Europa ist USA geradezu ein Schnäppchen. :D

    wenn wir nur eine Woche haben, ist uns die Anfahrt nach Cornwall z.B. zu weit.

    Das kann ich verstehen. ;;NiCKi;:

  • Tag 8: Freitag, 13. Oktober 2017
    Change of Mind - Lingfield nach Southampton


    "Words are, of course, the most powerful drug used by mankind." - Rudyard Kipling


    Heute möchte ein zuerst ein Haus besuchen, in dem ich schon einmal gewesen bin. Das war auf meiner Silvestertour vor einem dreiviertel Jahr. Zu jener Zeit konnte ich jedoch nur das Erdgeschoss besichtigen und so fahre ich nun hin, um alle Räume in Ruhe anschauen zu können. Das Haus, um das es geht, ist Bateman's, der Wohnsitz von Rudyard Kipling.



    Bateman’s wurde berühmt als das Haus von Rudyard Kipling, dem Autor des Dschungelbuchs. Doch das Gebäude selbst ist viel älter. Es wurde bereits 1634 für einen wohlhabenden Schmied erbaut und über die Jahrhunderte mehrmals verkauft. 1902 erwarb es Kipling, der zuvor mit seiner Frau aus den USA zurück nach England gezogen war.




    Das Haus ist noch komplett so eingerichtet wie zu Kiplings Zeiten, denn bereits kurz nach seinem Tod schenkte seine Ehefrau das Anwesen dem National Trust. Und der öffnet es seitdem für Besucher. Die obere Etage, in der sich das Arbeitszimmer des berühmten Autors befindet, ist allerdings nur von Frühling bis Herbst zugänglich. Jetzt, im Oktober, kann ich mich hier aber in Ruhe umsehen.




    Nebenan befindet sich das Schlafzimmer, in dem noch heute viele der persönlichen Sachen von Rudyard Kipling stehen.



    Ganz zum Schluss komme ich noch in das Esszimmer, das sich wieder im Erdgeschoss befindet.



    Den Rest des Grundstücks schaue ich mir nicht noch einmal an, denn ich bin ja erst vor einem dreiviertel Jahr hier gewesen. So fahre ich recht zügig weiter und besichtige noch ein weiteres Literatendomizil. Monk's House gehörte der Autorin Virginia Woolf und wird heute ebenfalls vom National Trust verwaltet.



    Im Jahr 1919 kauften die Autorin und ihr Ehemann das Grundstück mit einer kleinen Hütte. Über die nächsten Jahre bauten sie das Haus immer mehr aus und nutzten es als Zweitwohnsitz neben ihrer Wohnung in London.



    Nach dem Tod von Leonard Woolf erbte eine Freundin das Haus, die es zuerst der University of Sussex verkaufte. Diese wiederum schenkte es 1980 dem National Trust, der es seitdem für Besucher öffnet.




    Ich schaue mich zuerst im Garten um. Der ist recht groß, denn das Ehepaar Woolf kaufte Land hinzu, damit es einen freien Blick genießen konnte. In einer Ecke des Grundstücks steht diese kleine Hütte, in der Virginia Woolf ihre meisten Werke verfasste. Hier hatte sie Ruhe zum Schreiben.




    Den unverbauten Blick, den sich die Woolfs durch Landkäufe schafften, kann man noch heute erleben.



    Nach meiner Runde durch den Garten gehe ich zum Haus zurück, das inzwischen auch geöffnet hat. Wie es oft beim National Trust der Fall ist, ist der Garten bereits einige Zeit früher geöffnet. Die Tour durch das Haus kann ich in Eigenregie machen.







    Die Küche ist einer der Räume, die erst später angebaut wurden. Auch fließendes Wasser wurde erst vom Ehepaar Woolf in das Haus gebracht.



    Interessant ist auch dieses Schlafzimmer, das vom Rest des Hauses nicht zu erreichen ist. Ich muss zuerst zurück in den Garten, um hierher zu gelangen.






    Nach rund einer Stunde gehe ich zum Auto zurück und fahre weiter nach Petworth, das ich zwar schon einmal besucht habe, das aber trotzdem heute noch einmal mein Ziel sein soll. Das Anwesen, das dem National Trust gehört, habe ich ebenfalls in der Weihnachtszeit gesehen, wo nur einige Räume geöffnet und weihnachtlich dekoriert waren. Heute will ich mir nun das Haus als Ganzes anschauen. Zuerst einmal laufe ich dazu wieder durch den weitläufigen Park.




    Es ist ein schöner Herbstspaziergang durch die Parkanlage. Zwar scheint leider wieder einmal keine Sonne, jedoch ist es zumindest trocken und auch nicht neblig, wie bei meinem letzten Besuch. Obwohl das auch seinen ganz eigenen Reiz hatte.





    Petworth House wurde zwischen 1688 und 1696 erbaut, doch die Anfänge des Anwesens gehen viel weiter zurück. Bereits im 12. Jahrhundert schenkte Adelheid von Löwen, die Witwe von Heinrich I., Petworth ihrem Halbbruder Jocelin de Louvain. 1309 wird das Anwesen schon als befestigter Herrensitz der Percys, Dukes of Northumberland, genannt.



    Doch im 17. Jahrhundert gelangte Petworth durch Vererbung in die Hände des Earl of Egremont. Und ein Earl of Egremont wohnt noch heute im Haus, allerdings war die Familie auf Grund hoher Erbschaftssteuern gezwungen, das Haus an den National Trust zu übergeben. Die Familie selbst besitzt nun lediglich ein Wohnrecht in Teilen des Hauses.




    Diesmal also sind alle öffentlichen Räume für mich zugänglich und so schaue ich mich nach Herzenslust um. Petworth ist übrigens auch für die große Kunstsammlung bekannt, die hier zusehen ist.









    Nicht nur das Haupthaus ist für Besucher geöffnet. Einige der Nebengebäude können ebenfalls angeschaut werden.






    Als Hotel habe ich heute das Meon Valley Marriott Hotel gebucht, das inzwischen nicht mehr zu Marriott gehört. Es ist schon etwas älter, aber sehr schön gelegen und ich fühle mich sofort wohl hier. Eine Renovierung hier und da könnte das Hotel allerdings schon vertragen, denn das Mobiliar ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Es ist aber alles sauber und ordentlich.



    Ich bekomme als Upgrade eine nette kleine Suite mit Wohn- und Schlafzimmer, die mir trotz der etwas älteren Möbel gut gefällt. Das Bett ist auf jeden Fall bequem und das ist die Hauptsache.





    Ganz so viel schöne Tage wie erhofft, hatte ich bisher leider nicht auf dieser Reise, doch ab dem Wochenende soll sich das Wetter laut Wetterbericht bessern. Blöd nur, dass ich bereits für Sonntagnachmittag den Rückflug gebucht habe. Doch halt, diesmal ist es eine Meilenbuchung und die soll doch auch stornierbar und umbuchbar sein! Also überprüfe ich kurz, ob es zwei Tage später noch Plätze gibt, gibt es. So rufe ich bei British Airways an und es kommt erst einmal zu einer lustigen Szene:


    Dame am Telefon: "British Airways Customer Service, wie kann ich Ihnen helfen?"


    Ich: "Ich möchte gerne meinen Flug umbuchen. (Ich nenne ich die neuen Flugdaten und Zeiten sowie meinen Buchungscode.)"
    Dame am Telefon: "Warum rufen sie denn die Hotline in UK an? Wir haben doch auch eine Hotline bei Ihnen in den USA."


    Ja, mein amerikanisches Englisch werde ich wohl nicht mehr los. :D Der Rest der Unterhaltung ist dann schnell erzählt, für eine Gebühr von 35 Pfund kann mein Flug umgebucht werden.


    Nun habe ich aber noch ein Problem, denn den Mietwagen sollte ich natürlich auch am Sonntag abgeben. Doch auch das ist schnell telefonisch gelöst und für ganze 25 Pfund kann ich das Auto noch bis Dienstag behalten. Ein absolutes Schnäppchen.
    So geht dann mein Abend mit der Erkenntnis zu Ende, dass ich zwei tage länger hierbleiben darf und gleichzeitig habe ich meinen ersten Aviosprämienflug umgebucht.


    Meilen: 139
    Wetter: bedeckt, 16-18 Grad
    Hotel: Meon Valley Marriott Hotel & Country Club


    ;arr: ;arr: ;arr: Tag 9: Rising from the Ashes - Southampton nach Bracknell

    • Offizieller Beitrag

    Nach dem Tod von Leonard Woolf erbte eine Freunding das Haus


    Interessant ist auch dieses Schlafzimmer, das vom Rest des Hauses nicht zu erreichen ist. Ich muss zuerst zurück in den Garten, um hierher zu gelangen.

    Wer baut denn so etwas? :ohje:

    Petworth ist übrigens auch für die große Kunstsammlung bekannt, die hier zusehen ist.

    Da hängt als das bekannte Portrait von Henry VIII.
    Ok, diese Hütte kann man nicht mehr vererben, soviel Geld kann eine Generation nicht erwirtschaften.

  • Wer baut denn so etwas?


    Ok, diese Hütte kann man nicht mehr vererben, soviel Geld kann eine Generation nicht erwirtschaften.

    Ja, leider. Außer man ist ein gewisser Duke Buccleuch and Queensberry, dann schon. Dann kann man das sogar für mehrere Häuser. Aber im Ernst, einige schaffen es ja doch irgendwie.

    • Offizieller Beitrag

    einige schaffen es ja doch irgendwie.

    Vermutlich haben sie noch soviel Grund, das es noch eine Weile geht durch Verkauf von Grundbesitz.

  • Vermutlich haben sie noch soviel Grund, das es noch eine Weile geht durch Verkauf von Grundbesitz.

    Und andere Investments. Immobilien in ganz Europa sind da z.B. ganz nützlich.

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