Nach dem verlängerten Wochenende geht´s jetzt in den Endspurt.
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12. Tag: 25.10.2018
Nachts war es ein bisschen kühl in der Cabin, ich habe mir allen Decken geschnappt, die es im Zimmer gab, um nicht zu frieren. Toll, dass ich nur einen kurzen Schlafanzug mitgenommen habe, aber das Thema mit der völlig verplanten Kleidung hatten wir ja schon...
Nach einer heißen Dusche ist das morgendliche Denver Omelett genau so klasse wie das Abendessen gestern. Auch die Bedienung ist klasse. Ein Tisch weiter sitzt Danny, ein kauziger Typ mit einer herrlichen Stimme. "You serve me so good!", flötet er. Und sie nennt ihn "honey" und weiß mit ihm umzugehen. Mich nennt sie natürlich auch "honey" - so was passiert einem in Amerika öfters. Und ihre Kollegin nennt sie "sunshine". Irgendwie charmant.
Also ehrlich, das Restaurant vom Flaming Gorge Restaurant kann ich empfehlen.
Draußen ist es natürlich frisch, aber mit 42° F nicht so kalt, wie ich befürchtet habe. Kurz nachdem der Schulbus ein paar Kinder beim Resort abgeholt hat, bin auch ich wieder auf der Piste.
Erst mal wieder zum Red Fleet SP - meine Sonnenbrille wartet. Den Weg hätte ich sowieso genommen, insofern also kein Umweg.
Dann die Ernüchterung: Ich laufe den gesamten Trail zurück (und zwar im Joggingtempo), um festzustellen, dass irgendein Ar... das Teil weggenommen hat. Ok, der hat nicht damit gerechnet, dass sie irgendjemand vermisst bzw. holen will, trotzdem: Ich bin stinksauer. Möge ihn der Blitz beim ...
Wenigstens komme ich so noch mal in den Genuss eines schönen morgendlichen Anblicks des Red Fleet Reservoirs.
Nicht zu ändern, ich fahre zurück nach Vernal, wo ich für 2,99 USD volltanke. Und noch ein kurzer Abstecher zu Mc Donald´s - aber nur auf den Parkplatz, um den Wetterbericht zu checken. Sieht eher übel aus, aber noch ist es in Vernal sonnig.
Für mich geht die Reise weiter nach Westen, ein längerer Fahrtag steht an.
Umso blöder, dass Sirius XN (Alt Nation) noch immer nicht geht. Jedes Mal kommt Werbung, wenn ich einschalte - da scheint wohl das Abo abgelaufen zu sein. Schade, gute Mucke und Maaaaaadison als Moderatorin, die immer mal ein paar Zeilen singt, fand ich cool. Na ja, dann höre ich eben meine Spotify-Musik. Twentyone Pilots sind gerade angesagt.
Es geht immer die UT 191 entlang, die in Duchesne in die UT 40 übergeht. Als ich den winzigen Wegweiser entdecke zu den Strawberry Pinnacles, biege ich kurz entschlossen links ab. Keine Ahnung, was mich erwartet, aber ich erinnere mich an einen Bericht von Gerd im DA-Forum. Wie weit es bis dorthin ist, weiß ich auch nicht, auch nichts über die Straßenverhältnisse. Wird schon passen.
Die Strawberry River Road führt am gleichnamigen River entlang - welch ein blumiger Name. Es geht über Asphalt und durch Farmland, bis hinter einer Kurve die letzte Ansiedlung steht und der Asphalt in gegradeten gravel übergeht. Fahrtechnisch überhaupt kein Problem. Das schafft jeder Straßen-PKW.
(Hier sieht man die Straße auf dem Rückweg - während des Hinwegs liegt der Strawberry River rechter Hand.)
Wenig später, wo Strawberry River und Red Creek zusammenfließen, befinden sich die Pinnacles.
Hmm, eher eine Enttäuschung, finde ich. Nicht nur wegen des Wetters.
Ich fahre rasch zurück und verkneife mir weitere Abstecher. Obwohl - das riesige Strawberry Reservoir sieht schon ganz reizvoll aus, als ich daran vorbeifahre. Aber das Wetter wird immer schlechter. Es nieselt und die Wolken hängen auf 8000 ft. so tief, dass man sie greifen kann. Außerdem ist es mit 40° F saukalt.
Eigentlich möchte ich zum Wasatch Mountains State Park, aber ob man von den Wasatch Mountains überhaupt etwas sieht?
Tut man, wie ich feststelle, als ich mich den trubeligen Heber City nähere, wo es sämtliche Ketten dieser Welt zu geben scheint. Ich fahre auch zum State Park, der direkt hinter einem Golfplatz beginnt, aber was will ich hier eigentlich? Richtig Lust habe ich nicht, etwas zu unternehmen und aus dem Auto sieht man nicht viel. Und die Sicht ist zwar vorhanden, aber trotzdem mäßig. Das bringt nichts, acht USD Eintritt an der self pay station wären für die Katz. Also weiter.
Ich fahre durch das hübsche, wohlhabend erscheinende Midway, und weiter die UT 189 nach Süden, immer am Deer Creek Reservoir entlang mit der schneebedeckten Wasatch Range im Hintergrund.
Dann geht es rechts ab auf die UT 92 - das ist die Alpine Loop, ebenfalls ein Scenic Backway.
Die durchgehend asphaltierte UT 92 führt durch den Uinta-Wasatch-Cache National Forest und folgt von Osten kommend eine Weile dem Canyon des North Fork Provo Rivers in die Berge.
Es geht am Sundance Resort vorbei, einem Luxushotel, das keinem Geringeren als dem großen Schauspieler Robert Redford gehört. Entgegen der Ratschläge seiner Berater baute dieser keinen protzigen Hotelklotz, sondern ein behutsam in die Landschaft integriertes lodgeähnliches Anwesen.
Ich fahre zwar auf den Parkplatz, beschließe aber, nicht ins Hauptgebäude zu gehen, um mich umzusehen, sondern fahre weiter.
Der östliche Teil der sich anschließenden Bergstrecke wird von dem wuchtigen Massiv des 3582 Meter hohen Mount Timpanogos dominiert.
Später windet sich die schmaler werdende Straße durch herrliche Espenwälder bis zu ihrem höchsten Punkt. Es kommen mir nur wenige Autos entgegen, aber trotzdem muss ich sehr auf der Hut sein, denn die Kurven sind scharf und die Straße schmal.
An den Bäumen sieht man, dass hier auch schon Saisonende ist - eigentlich bin ich zwei Wochen zu spät dran, dann wäre das Herbstlaub noch beeindruckender.
Anschließend geht es hinunter in den American Fork Canyon, in dem auch das Timpanagos Cave National Monument liegt.
Die Timpanagos Cave, mit deren Besuch ich geliebäugelt habe, ist auch schon closed due to season. Während ich von Osten kommend nichts zahlen musste, ist am Westeingang ein Kassenhäuschen - sogar noch besetzt - wo ankommende Fahrzeuge den drei Tage gültigen Recreation Pass für sechs USD kaufen müssen.
Ohne die geringste Vorstellung, wie weit ich denn noch fahren werde bzw. möchte, entere ich bei American Fork die Interstate 15, die im Prinzip schon den Rückweg nach Las Vegas einleitet. In Spanish Fork stellt sich die Frage, ob ich ab Payson die Nebo Loop fahre oder nicht. Hmm, mal sehen. Ich "vertage" die Entscheidung, indem ich von der Interstate runterfahre und kurz bei Mc Donald´s für ein Big Mac Menü einchecke.
Anschließend lasse ich die Nebenstrecke durch die Wasatch Mountains im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Dort hängen die Wolken auf Kniehöhe, was fototechnisch eher nach einer Katastrophe riecht. Andererseits ist im Süden, also genau vor mir, blauer Himmel. Sowieso scheint es allmählich aufzuklaren.
Trotzdem: Ich bleibe auf der Interstate und verschiebe die Nebo Loop auf ein anderes Mal.
Ich fahre so weit, ich einigermaßen Lust habe, nehme ich mir vor. Vielleicht bis Cedar City, mal sehen.
Und so fahre und fahre ich. Immer weiter.
Der Minersville State Park ist ausgeschildert. Geht einige Meilen nach Westen - das Licht ist perfekt. Dennoch verkneife ich mir einen Abstecher, da ich a) keine Ahnung habe, was man dort auf die Schnelle machen kann und ob sich das überhaupt lohnt und b) mittlerweile der Entschluss gereift ist, wirklich bis Cedar City zu fahren. Hat den Vorteil, dass ich morgen bis Las Vegas nur noch einen relativ kurzen Weg habe und wertvolle Zeit spare.
Erst in Parowan verlasse ich die I15, um zur an der Interstate ausgeschilderten Tourist Info zu fahren - ich hätte gerne ein Roomsaver Coupon-Heft für heute Abend. Ich fahre einmal durch den hübschen, sehr gepflegten Ort, wo vor jedem zweiten Haus zum Teil aufwändige Halloween-Figuren stehen - das scheint Pflicht zu sein, wenn man dort wohnt - und sehe alles, nur keine Tourist Info.
Ok, dann nicht, fahre ich einfach auf gut Glück nach Cedar City - irgendwas Bezahlbares wird schon aufzutreiben sein.
Bevor ich wieder auf die I15 fahre, noch ein paar Fotos nach Norden hin, wo mittlerweile bestes Wetter ist.
In Cedar City nehme ich einen nördlichen exit und checke wenig später im Quality Inn ein, wo der junge Angestellte stolz berichtet, dass er schon mal in Deutschland war oder jemanden dort kennt oder jemanden kennt, der schon mal da war oder so ähnlich. Ich weiß es nicht mehr genau. Der schlichte, aber gepflegte Laden ist mit 77,- USD + tax, wovon noch 10% AAA-Discount abgehen, preislich ok. Außerdem ist direkt nebenan Denny´s - perfekt für´s Frühstück am nächsten Morgen.
Ein paar Koordinaten checken, den nächsten Tag gut durchplanen, wo ich zeitlich sehr eng getaktet sein muss, dann geht es in die Heia.
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Übernachtung: Quality Inn, Cedar City