Saxon Shore Way - St.Margaret's at Clife über Botany Bay bis Reculver

    • Offizieller Beitrag


    Dies ist die Fortsetzung des Saxon Shore Way, der von Hastings einmal um die Küste von Kent bis Gravesend verläuft und dabei den Küstenverlauf Kents in römischer Zeit folgt, der Sachsenküste, wie sie von den Römer genannt wurde.



    Wir folgen den Weg allerdings mit dem Rad.


    Startpunkt ist der Parkplatz am öffentlichen Hallenbad der Ferienanlage des St. Margaret's Bay Holiday Park. Man folgt den National Cycle Way No.1 die Straße runter nach St. Margaret's. Nach einem Kilometer biegen wir rechts ab zur Küste, denn wir wollen über die Klippen fahren. Am Dover Patrol Monument endet die Straße und der Saxon Shire Way beginnt wieder. Es steht hier kein "Radeln Verboten" Zeichen am Eingang, das Gegenteil hätte uns aber auch nicht abgehalten. :nw:





    Das Dover Patrol Monument ehrt und erinnert an die gefallenen Soldaten, die während des 1. Weltkriegs die Einfahrt des Ärmelkanals gegen deutsche U-Boote verteidigten und Angriffe auf die von Deutschen besetzten belgischen Häfen durchführten, die alle fehlschlugen, die meisten schon zu Beginn wegen schlechten Wetter.


    Das Wetter heute ist dagegen grandios, windstill und der Blick geht über den Kanal bis zur französischen Küste.


    Wenden wir uns den angenehmeren Dingen des Lebens zu, den Downhill über die White Cliffs runter nach Walmer und Deal.





    Am Ende der Cliffs schlängelt sich der Trail zwischen Golfplatz und Abgrund. Am Fuße des Abgrunds die Reste der Kingsdown Rifle Range. Inzwischen ist man traurig, das man das alles abgerissen hat.



    Am Ende müssen wir über Treppenstufen schieben. Alternativ hätten wir auch umdrehen können. 100 Meter vor den Stufen hätten wir über eine Straße ausweichen können, aber wir drehen selten um. :nw:


    Unten am Ende der Treppe stoßen wir wieder wir wieder auf National Cycle Way No.1, der nach 1200 Meter zu einem reinen Radweg wird, der entlang der Strände von Kingsdown, Walmer und Deal führt. Vorbei am Walmer und Deal Castle, die wir wieder ohne Besuch links liegen lassen, fahren wir in Deal zum Sainsburys.





    Vom Supermarkt fahren wir wieder zurück zur Strandpromenade, wo wir erst einmal frühstücken. So gestärkt fahren wir weiter und erreichen das Ende der Promenade, dort wo einst Sandown Castle lag, das Gegenstück zu Deal Castle. 1785 durchbrach das Meer die äußeren Wälle. Was von den Steine übrig blieb wurde in den Küstendeich intrigiert, über den wir gefahren sind. Eine Infotafel erinnert an Sandown Castle.



    Über einen der zahlreichen Trampelpfade schlagen wir uns am Rand eines Golfplatzes durch zur Golf Road. Die Mautpflichtige Straße ist für Cycles kostenlos. Alternativ zur Straße kann man weiter über den Golfplatz fahren, also den Teil des Platzes, der direkt an der Küste verläuft. Nach 20km erreichen wir Sandwich. Schwer vorstellbar, das der Namensgeber des Sandwich einst zu den Cinque Ports gehörte, dem Zusammenschluss der bedeutendsten Hafenstädte des englischen Königreichs.










    Wir überqueren den River Stour über die Drehbrücke ohne ein Sandwich in Sandwich gegessen zu haben.
    Der Weg führt weiter durch ein Gewerbegebiet, dann an der A256 entlang. Endlich können wir uns nach 3 km wieder abseits in die Büsche schlagen, als der Radweg in die Stoneless Natural Preserve abzweigt.



    Wir sind seit der Brücke über den River Stour der Isle of Thanet. Der Gezeitenkanal, der Wantsum-Kanal, der einst den Schiffen die sichere Einfahrt in die Themse ermöglichte, verlandete ab dem 15. Jh. Nur durch die kleinen Flüsse Stour und Wantsum ist die Insel noch heute vom "Festland" getrennt. Ab hier heißt unser Radweg nun Viking Coast Trail, der einmal um die Insel Thanet führt.






    Diese idyllische Sandwich & Pegwell Bay NNR war in jüngster Vergangenheit Heimat des Ramsgate Hoverport und in grauer Vorzeit ein ungewöhnliches Gräberfeld in dem von 2200 v. Chr. bis ins 7 Jh. nach Christi Geburt Bestattung stattfanden. Die Begräbnisrituale und die Herkunft der Toten sind rätselhaft. Die rätselhafteste Grube ist Nr. 3666. Hier fand sich eine Frau, auf tote Lämmer gebettet, die zum Zeitpunkt der Beerdigung der Frau schon ein Jahr tot waren. Im Schoß der Frau lagen zwei weitere Lämmer, zwei Kinder und ein Mann, der zuvor einige Zeit gefesselt in einem Sack verschnürt gewesen war, bevor er hier bestattet wurde. Die Teenager ruhten auf einem Kuhkopf und bedeckt war die Grube mit den Knochen älterer Toten. Dieser Ritus ist für einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahrhunderte nachweisbar.


    Oberhalb des alten Hoverport Geländes liegt die Hugin.



    Die Hugin ist ein dänischer Nachbau eines norwegischen Wikinger Schiffes. 1949 fuhren damit 53 Dänen von Jütland nach England um an den 1500-Jahr-Feierlichkeiten zur Landung der Angelsachsen Hengest und Horsa in England im Jahre 449 teilzunehmen. Am 1.August 1949 traf die Hugin in London ein. Die Daily Mail kaufte die Hugin um sie den Städten Ramsgate und Broadstairs zu schenken. Ein Jahr später übergab sie hier der Prinz von Dänemark den Bürgermeistern der genannten Orte.


    Für uns geht es weiter nach Ramsgate. Hinter dem Yachthafen führt uns der Weg zu den Füßen von den White Cliffs of Ramsgate, diejenigen, die noch nicht unter dem hässlichen Betonmantel der Küstenbefestigung verschwunden ist. ;,cOOlMan;: Wir haben heute Flut, das Meer kommt bis an die Klippen.











    Der Weg hier unten ist allerdings eine Sackgasse, durch das Meer fahren wir dann doch nicht weiter ;,cOOlMan;: und auf die Ebbe können wir nicht warten. Also kehren wir um, fahren eine Rampe hinauf auf die Klippen und folgen oben dem Trail weiter nach Broadstairs. Hier ging die Hugin 1949 zuerst an Land. Seitdem heißt der Beach Viking Bay.




    Wir entkommen dem Trubel von Broadstair und bei der Joss Bay, unterhalb des North Foreland Lighthouse erreichen wir über einen Trampelpfad Kingsgate Castle.



    Unterhalb von Kingsgate Castle die Kingsgate Bay mit dem Sea Arch.




    Oberhalb des Sea Arch schlängelt sich der Trail wieder zwischen Golfplatz und Klippen hindurch. Ein Blick zurück zeigt noch einmal Kingsgate Castle.



    Und damit haben wir Ziel und Wendepunkt der Tour erreicht, die Mündung eines Nebenflusses des Rheins in die Nordsee an der Botany Bay - die Themse. :gg:



    Man kann nun trefflich streiten ob nun bei Southend-on-Sea oder auf der Line Ispwich - Margate die Grenze des Mündungstrichters der Themse verläuft. Bis zur Elster Kaltzeit mündete die Themse jedenfalls in Ipswich in die Nordsee, bis das Eis ihr diesen Weg versperrte. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit mündete die Themse in den Rhein.





    Nach 42 Kilometern treten wir auf dem gleichen Weg des Rückweg an. Fast. In Kingsdown steigen wir natürlich nicht über die Treppen auf, sondern folgen dem Cycle Way No.1 hoch nach St. Margaret's at Cliffe. Der Aufstieg ist recht moderat und mit dem letzten Elektron im Akku erreichen wir nach 80 km wieder unser Hotel.


    Im nächsten Post folgt die Fortsetzung.


    • Offizieller Beitrag

    Botany Bay - Reculver



    42 km - Rundkurs

    Höhendifferenz
    26 Meter (Höhe von 1 Meter bis 27 Meter)
    Gesamtanstieg 335 Meter
    Gesamtabstieg 336 Meter

    • Offizieller Beitrag


    Wetter: Sonnig, teilweise bewölkt gegen Mittag 20°, windig

    Wir starten an der Joss Bay vis à vis des North Forland Lighthouse. Wer zeitig hier ist, kann kostenlos an der Straße Elmwood Avenue parken, andernfalls gibt es am Ende der Elmwood einen Pay&Display Parkplatz.





    Diesmal sind wir früher an der Kingsgate Bay und das Licht passt, die späte Morgensonne bringt die Klippen und den Sea Arch zum Strahlen.



    Am Golfplatz vorbei mit seinem Castle Foley, Neptune's Tower, oberhalb des Sea Archs, fahren wir oberhalb und unterhalb der Klippen Richtung Westen, der Wind bläst mächtig den Mündungstrichter der Themse entlang, wehe der schläft ein auf dem Rückweg. ;:ba:; Für mich ist das bis hier der Mündungstrichter der Themse, auch wenn der offiziell schon früher endet.




    Wir erreichen Margate und noch haben wir Wasser, also Flut. Immer wieder hübsch anzuschauen, die bunten Strandhütten, die die Küsten Englands mit ihren Farbtupfern aufhübschen, besonders wenn der gelbe Stern vom Himmel lacht. Den frischen Wind nützt ein Kitesurfer und wir schauen ihm zu, wie er gekonnt seine Runde dreht, ohne ins Wasser zu fallen.









    Am Ende der Ortschaft Birchington erreichen wir die Minnis Bay, die letzten 7 Kilometer verlaufen über einen Seedeich bis Reculver.








    Die Kirchenruine der Marienkirche ist eher unter dem Namen Reculver Towers bekannt und wird von English Heritage verwaltet, kostet aber keinen Eintritt. Sie ist, neben dem Pub, den wir gleich noch unsere Aufwartung machen, das einzige was vom ursprünglichen Ort Reculver übriggeblieben ist, den Rest hat sich das Meer einverleibt, durch die fortschreitende Küstenerosion.


    Das die Kirchenruine noch steht ist der englischen Leuchtfeuerverwaltung zu verdanken. Mit kurzem Namen Trinity House genannt, wurde die Behörde von Henry VIII 1514 durch eine Königliche Satzung (Royal Charter) unter der Bezeichnung „The Master, Wardens, and Assistants of the Guild, Fraternity, or Brotherhood of the most glorious and undivided Trinity, and of St. Clement in the Parish of Deptford-Strond in the County of Kent“ (Die Meister, Aufseher und Gesellen der Gilde, Orden und Bruderschaft der höchst ruhmreichen und unteilbaren Dreifaltigkeit und von St. Clemens in der Gemeinde von Deptford-Strond in der Grafschaft Kent) gegründet.
    Trinity House wird von 31 Altbrüdern (Elder Brethern) geführt an deren Spitze der Master steht. (zur Zeit the Prinzess Royal Ann) Die Altbrüder werden von 300 Jungbrüdern gewählt. Letztere wiederum von Laien mit seemännischen Hintergrund. Ein bekannter Altbruder war Winston Churchill, der vor und nach dem 1. Weltkrieg Erster Lord der Admiralität war. Bei offiziellen Anlässen im 2. Weltkrieg, die die Marine betrafen, trug Churchill Uniform und Mütze des Trinity House.




    Trinity House bekam zu spät Wind davon, das die Kirche abgebrochen wird, und stoppte den Abriss nach dem sie davon erfuhr, stellen doch besonders die Türme ein weit sichtbares Seezeichen dar. Und so steht noch heute die Kirchenruine, die auf eine angelsächsische Gründung von 669 zurück geht, als der König von Kent Ecgberht of Kent das Land zwecks Gründung eines Klosters stiftete.


    Es gibt Historiker, die die Auffassung vertreten, das der König von Kent Æthelberht of Kent seinen Hof 597 von Canterbury hier her verlegte, nur gibt es dafür keine Beweise. Wie auch, vermutlich liegen sie längst im Meer. :nw:


    Das Kloster entwickelte sich zu einem wohlhabenden Anwesen, bis es zu Beginn des 9. Jh. von den Erzbischöfen von Canterbury vereinnahmt wurde. 838 gingen alle Klöster durch eine Vereinbarung mit dem Erzbischof in den Besitz des Königs von Wessex über, der sie vor Wikingerüberfällen schützen sollte. Bis 949 waren sie königlicher Besitz, dann gab sie König Eadred von England an den Erzbischof zurück.


    Der im Mittelalter blühende Ort Reculver lebte gut vom Handel durch den Wantsum Channel, besonders als man Mitglied des Cinque Port of Sandwich wurde. Und dann war alles vorbei, der Wantsum Channel versandete, und das Meer holte sich Haus für Haus die Ortschaft.
    1808 war als letzte Pub der Hoy and Anchor Inn verbleiben. Im Januar des Jahres 1808 wurde er abgetragen, nachdem er vom Meer unterspült wurde. 1809 wurde ein neuer Hoy and Anchor Inn erbaut der 1838 in King Ethelbert Inn umbenannt wurde und so heißt er noch heute.


    Ort und Kirche der Sachsen waren nicht die ersten, die sich hier niederließen, denn vor ihnen errichteten die Römer ein Fort am Ende des Wantsum Channells, das bis zum Abzug der Römer von der Insel im 4. Jh. bestand hatte. In diesem Fort wurde dann später von den Sachsen das Kloster erbaut. Ein Teil der alten römischen Mauern existiert noch heute, den anderen Teil hat sich das Meer geholt, die Hälfte ist inzwischen untergegangen.


    Im 2. Weltkrieg fand Reculver noch einmal Eingang in den Geschichtsbüchern. Östlich von Reculver wurden die Rollbomben getestet, mit den 1943 die Staumauern der Eder- und Möhnetalsperren zerstört wurden. Die Gegend wurde wegen ihrer Abgeschiedenheit und der Landmarke der Kirchentürme von Reculver gewählt. Aus dem seichten Wasser konnte man zudem die Prototypen leicht bergen.


    So genug Geschichte, die Kinder mit ihrem Fahrrädern in der Ruine haben sich inzwischen auch verzogen, können wir endlich Fotos machen. Anschließend fahren wir hinunter zum alten Pub im Windschatten der Ruine. Dadurch kann man geschützt draußen sitzen. Wir bestellen beide Fisch als spätes Mittagessen.











    Wir machen uns nun wieder auf den Rückweg. Der Viking Coast Trail endet hier jedoch nicht, er folgt nun Landeinwärts der alten Küstenlinie der Isle of Thanet nzurück nach Ramsgate.


    Inzwischen hat der frische Wind die Wolken auf die Nordsee hinaus vertrieben, so rasen wir mit Rückenwind mit ordentlich 30km/h zurück zum Auto. Zudem ist es mit Rückenwind deutlich wärmer, man spürt nun die 20° , welche man in der Sonne noch wärmer empfindet :SCHAU: .







    Fortsetzung folgt

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