Tag 6: Montag, 02. Januar 2017
A Dream comes true - Ein wirklich traumhafter Wintertag - Teil 2
Nur wenige Meilen weiter erreiche ich Sissinghurst, das zum National Trust gehört. Berühmt ist das Anwesen eigentlich für seine Gärten, doch die sind im Winter geschlossen. Offen ist aber, neben dem Tower, erstmalig das Cottage des Anwesens, das noch immer von der Familie genutzt wird. Nur eine Handvoll Touren mit begrenzter Teilnehmerzahl gibt es pro Tag, doch ich habe Glück, bei der nächsten Führung gibt es noch genau ein Ticket.
So gehe ich also gleich zum South Cottage. Die Gärten sind ja sowieso geschlossen, da sie sich im Winter von den Besuchern erholen sollen. Das South Cottage war der Rückzugsort der letzten Besitzer des Anwesens, Vita Sackville-West und Harold Nicolson. Im Winter 16/17 war das Haus zum ersten Mal geöffnet, vorher nutzte es ausschließlich die Familie. Auch heute noch ist es deshalb jeden Juni geschlossen. Aus diesem Grund darf im Inneren auch nicht fotografiert werden.
Der Name Sissinghurst stammt aus dem Altenglischen und bedeutet so viel wie "Lichtung in den Wäldern". Seit 1480 ist an dieser Stelle ein Landgut gewesen. Es wurde von der Familie Baker errichtet, die durch Hochzeit mit den Sackvilles von Knole verwandt waren. 1756 wurde das Anwesen der Regierung überlassen und im Krieg als Gefängnis genutzt. Danach waren weite Teile zerstört. Das blieb so bis 1928, als das Gelände zum Verkauf stand. Vita Sackville-West und ihr Ehemann kauften es schließlich, denn Vita liebte die Gegend, doch ihr Elternhaus Knole konnte sie als Frau nicht erben. Die zwei renovierten die verbliebenen Gebäude und schufen die weltberühmten Gärten.
Der Doppelturm ist eines der ältesten Gebäude von Sissinghurst. Eine Wendeltreppe führt auf die oberen Etagen, in die sich Vita Sackville-West zum Lesen und Arbeiten zurückzuziehen pflegte. Von der Aussichtsplattform auf dem Turm habe ich einen Blick auf das gesamte Anwesen und darüber hinaus.
Ich fahre weiter nach Hever Castle. Hier war ich zwar schon einmal im Mai, doch die Weihnachtsdekorationen habe ich noch nicht gesehen. Mit dem HHA Pass habe ich wieder freien Eintritt.
Schon der Eingang und die schönen Figuren sind weihnachtlich geschmückt.
Hever Castle wurde bereits im 13. Jahrhundert als Landsitz errichtet und 1462 von Geoffrey Boleyn, der damals Lord Mayor of London war, zum Herrenhaus umgebaut. So verbrachte auch die berühmte Anne Boleyn, Ehefrau von Heinrich VIII. einen Teil ihrer Kindheit hier, bevor sie 1536 wegen Hochverrats hingerichtet wurde. Drei Jahre später verstarb auch ihr Vater Thomas und das Haus fiel in die Hände des Königs. Danach wechselte Hever immer wieder die Besitzer, bevor es 1903 der britisch-amerikanische Millionär William Waldorf Astor kaufte. Er restaurierte das Anwesen aufwendig und renovierte auch das kleine Dörfchen, das außerhalb des Burggrabens liegt.
Auf dem Vorplatz der Burg befindet sich derzeit ein nostalgischer Jahrmarkt. Heute sind hier einige Familien mit Kindern unterwegs. Ich finde es immer wieder schön, diese alten Attraktionen, wie das Karussell oder Spiegelkabinett, zu sehen.
Auch in Hever Castle hat die Dekoration mit Märchen zu tun. So entdecke ich während meines Rundgangs nicht nur Rapunzels Zopf, sondern auch den bösen Wolf, die Betten der sieben Zwerge oder Dornröschen in ihrem Bett. Und noch eine Überraschung hält dieser zweite Besuch bereit, ich darf diesmal im Gebäude fotografieren. Das war im Mai 2016 noch verboten.
Wieder draußen, drehe ich noch eine kurze Runde im Garten. Der blüht zwar jetzt nicht so schön wie im Mai, ist aber immer noch schön anzusehen.
Dann entdecke ich in einem der Nebengebäude noch ein Museum mit Miniaturhäusern. Irgendwie habe ich die beim letzten Besuch verpasst, denn der Eingang liegt im hinteren Teil des Shops. Die Häuser sind alle in einer Größe von 1/12 gebaut und zeigen jeweils eine Epoche der englischen Geschichte von der Tudor bis zur viktorianischen Zeit.
Das mittelalterliche Haus ist nach der großen Halle von Penhurst Place gebaut. Es hat handgefertigte Fliesen, Buntglasfenster und zeigt das Leben in einem herrschaftlichen Haus zu dieser Zeit.
Das Stuart House ist Burton Hall in Yorkshire nachempfunden. Zum Haus gehört nicht nur eine perfekte Inneneinrichtung, die das Leben zu jener Zeit wiederspiegelt, sondern sogar einen perfekt angelegten Garten.
Das georgianische Haus ist Sledgemore in Yorkshire nachgebaut. Die Türen sind aus Mahagoniholz und auch der Marmor ist echt und kommt aus Devon. Das Porzellan im Esszimmer ist so Detailgetreu hergestellt, dass es sogar das Monogramm des Besitzers aufgemalt hat.
Schließlich fahre ich zurück nach London. Hier bin ich zum Abendessen mit Markus und seiner Familie im Spaghetti House in der Westfield Shopping Centre verabredet. So fahre ich nun schon zum zweiten Mal in die Londoner Innenstadt. Diesmal parke ich direkt im riesigen Parkhaus der Mall. Das Einkaufszentrum ist so riesig, dass hier zur Winterzeit sogar eine Eislaufbahn aufgebaut ist.
Als ich das Restaurant erreiche, warten die vier schon auf mich. Ich wusste ja, dass es besonders Markus gesundheitlich total erwischt hat, aber das war schon richtig schlimm. Eigentlich hätte er nur ins Bett gehört, ich habe keine Ahnung, wie er sich überhaupt auf der Sitzbank gehalten hat. Irgendwie hat er das Essen aber durchgestanden.
Ich persönlich war auch vom Restaurant etwas enttäuscht. Ich war schon in einigen Lokalen dieser Londoner Restaurantkette, doch dieses hier hat mich überhaupt nicht überzeugt.
Lange kann ich mich aber sowieso nicht aufhalten, denn ich habe noch etwas vor. Jedes Jahr zu Weihnachten gibt es Christmas at Kew in den Kew Royal Botanic Gardens. Dafür muss man vorher Tickets erwerben, denn die Veranstaltung ist oft Wochen im Vorhinein ausgebucht. Man bekommt dann einen Slot, zu dem man ankommen muss, damit es nie zu voll wird. Da ich mit dem Auto unterwegs bin, habe ich das Ticket inklusive Parken gekauft.
Ich habe zwar eine Anfahrtsskizze, doch als ich die dunkle Gasse sehe, in die ich einbiegen soll, bin ich schon etwas unsicher. Doch der Weg ist richtig. Hinter einer Kurve erscheint ein Herr mit Taschenlampe und Warnweste, der mein Parkticket kontrolliert. Dann darf ich bis zum Parkplatz vorfahren.
Wer mit dem Auto anreist, betritt Kew Gardens nicht durch den mir bekannten Haupteingang, sondern läuft quasi von der Rückseite auf das Gelände.
Über eine Million Lichter werden jedes Jahr zwischen Ende November und Neujahr installiert, die den Botanischen Garten in ein Winterwunderland verzaubern. Unterwegs gibt es Buden, die allerhand Leckereien verkaufen. Richtig lecker sind die Marshmallows in verschiedenen Geschmackssorten, die man über dem offenen Feuer rösten kann.
Die absolute Hauptattraktion aber ist die Light und Sound Show am großen Palmenhaus. Sie ist einfach fantastisch gemacht und ich kann mich kaum losreißen und weitergehen.
Zwei kleine Videos von der Show habe ich gemacht, auch wenn das nicht einfach war. Auf der Haupttribüne konnte man kein Stativ aufstellen, weil das Konstrukt zu sehr gewackelt hat und auch sonst war es gar nicht so einfach, eine geeignete Position zu finden.
Es gab mehrere verschiedene Shows, die alle mit anderen Weihnachtsliedern untermalt waren. Jede dauerte 3-4 Minuten. Die Videos sind also nur ein ganz kleiner Ausschnitt.
Irgendwann muss ich mich aber trennen, denn die Zeiger der Uhr wandern unaufhaltsam weiter und bis 22 Uhr muss ich zurück am Auto sein. Zuvor liegt aber noch ein Stück Weg vor mir. Die zwei Tannenbäume sind der eigentliche Beginn des Trails durch den Garten, denn hier in der Nähe liegt der Haupteingang. Ich bin ja durch den Nebeneingang hereingekommen und habe deshalb sozusagen in der Mitte begonnen.
Richtig toll fand ich auch diese Lichtinstallationen, die mit echten Flammen umgeben waren. Da sah nicht nur super aus, sondern spendete, in dieser kalten Nacht, auch noch Wärme.
Zum Schluss bin ich noch durch diesen Lichtertunnel gekommen, bevor ich wieder den Parkplatz erreiche. Das ist natürlich nur ein kleiner Auszug von alldem, das ich hier erlebt und gesehen habe.
Christmas at Kew hat mir unheimlich gut gefallen und ich könnte mir durchaus vorstellen, dieses Event nochmals zu besuchen. Dann aber mit ein bisschen mehr Zeit. Ich hätte nie gedacht, dass die zwei Stunden so schnell vergehen können.
Wieder am Parkplatz angekommen, bin ich eines der letzten Autos, das abfährt. Noch einmal geht es durch die dunkle Gasse und dann bin ich zurück auf der Hauptstraße, die mich schließlich nach Croydon führt. Das war ein langer Tag und ich bin ziemlich geschafft, sodass ich recht bald das Licht ausschalte.
Meilen: 151
Wetter: sonnig, 0 - 5 Grad
Hotel: Hilton Croydon
;arr: ;arr: ;arr: Tag 7: The second Time around - Doppelt hält besser