30. September 2013
Wo die Route 66 endet, fangen wir an
Wie schön, dass es den Jetlag gibt. Santa Monica am sehr frühen Morgen. Das ist doch was. Kaum was los um diese Zeit, aber prima Wetter und schönes Morgenlicht. Da sieht selbst das Days Inn noch gut aus. Scheinbar sind wir nicht die einzigen Germanen vor Ort. Die Harley mit deutschen Insignien steht vor der Tür. Auf was für eine Tour sie sich wohl begeben wird? Wir raten nur einmal. Oder ist sie (die Tour) schon beendet? Fragen über Fragen.
Egal, wir checken aus, packen unsere Siebensachen ins Auto und zuckeln zum Pier. Only her for the pier - oder so ähnlich. Der Endpunkt - ja, ja, der richtige Endpunkt liegt ein paar Ecken weiter - also der „Endpunkt“ der Route 66 liegt recht idyllisch im frühen Morgenlicht. Selbst ein Parkplatz direkt an der Straße ist leicht zu haben.
Auch sonst nicht viel los. Kein Vergleich zu den Tourimassen, die sich in wenigen Stunden hier tummeln werden. Auch die Lifeguards sind noch nicht on duty.
Über den Strand geht‘s zum Pier. Den Haupteingang nehmen wir als Ausgang - schließlich rollen wir das ja alles von hinten auf. Recht kesse Murals gibt‘s hier auch.
Und oben auf der Bank sitzen zwei. Immerhin. Sie können die Ruhe vor dem Sturm genießen. Macht sich auch in schwarz-weiß ganz gut.
Der Rummel liegt natürlich auch noch still, also begnügen wir uns mit Window Shopping. Schicke Sonnenbrillen für die Kiddies.
Einer hat seinen Koffer vergessen - und seine Nikes. Sein Name ist Gump - Forrest Gump. Der sieht seltsam aus, heute Morgen.
Beim Route 66 Kiosk ist schwer was los. Der zieht immer Knipser an. Und das End of Trail Schild natürlich. Und - hurra - es steht keiner drunter!!! Das muss verewigt werden.
Jetzt könnten wir eigentlich mal losfahren. Machen wir auch. Natürlich wursteln wir uns durch‘s morgendliche Los Angeles. Die Freeways können uns mal. Macht doch mehr Spaß von Ampel zu Ampel zu hüpfen, mit dem Route 66 Führer bewaffnet, den Weg zu finden. „Da hinten hätten wir abbiegen müssen!“ Okay, also um den Block rum und zurück. Alles easy. Solange es nicht zu oft vorkommt.
Das Cafe 50‘s am Santa Monica Boulevard haben wir links liegen lassen. Diesmal. Aber geht ruhig rein, wenn ihr vorbeikommt. Ist urig da drin. Essen ist auch gut. Es ist 10 vor 9 - Time to Eat.
Kailey‘s Restaurante hat geschlossen. Gut so, wir sind gerade in einer etwas weniger Vertrauen erweckenden Gegend. Frühstück fällt aus heute morgen. Man passiert recht bekannte und auch weniger bekannte Leute - die manchmal in seltsamen Gefährten unterwegs sind. Für‘s Kino in Hollywood bleibt auch keine Zeit, trotz Popcorn-Angebot.
Das Aztec Hotel in Monrovia samt Barbershop erinnert an seine Namensgeber. Und die alte Route 66 Tankstelle im selben Ort hat man schön renoviert. Ist aber nicht leicht zu finden.
Nach ner Weile vorne rechts schon wieder ein Dennys. Diesmal im klassischen 1950er Jahre Stil.
Den verkneifen wir uns und suchen lieber das nächstgelegene Hometown Buffet heim. Das finden wir in Rancho Cucamango. Langsam macht sich der Hunger bemerkbar. Ist ja auch schon später Vormittag. All you can eat. Das kommt gerade recht. Über den Foothill Boulevard geht‘s weiter nach San Bernardino. Das Wigwam Motel ist einen Fotostopp wert. Bono's Restaurant auch. Mehr dazu steht im 66 Thread.
Wir erreichen die Interstate, die uns über den Cajon Pass führen wird. Oben halten wir natürlich am Summit Inn. Ein echter Route 66 Diner. Elvis war auch mal hier. Das soll dokumentiert sein. Sein Platz ist markiert. Oder besser: WAR markiert, denn leider ist der Diner im vorigen Jahr (2016) Opfer eines Wildfires geworden. Abgebrannt bis auf die Grundmauern. Die Besitzer hatten es gerade erst übernommen, wollen es aber wieder aufbauen. Hoffentlich klappt das.
Unser heutiges Tagesziel ist Barstow und da wir es nicht eilig haben, ist die 66 die interessanteste Strecke dorthin. Die Interstate lassen wir ab hier also mal weg.
Wir passieren Victorville und Oro Grande. Hübsch hässlich, das Örtchen, die alte Tanke hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Inzwischen ist das Dach eingestürzt. Das hier ist also eine historisch bedeutende Aufnahme...
Elmer ist mal wieder nicht zu Hause. Wir haben immer Pech. Also müssen wir seine Flaschensammlung ohne ihn genießen. Sehenswert ist das Teil allemal. Hält ja auch jeder an, der hier unterwegs ist.
Irgendwo in der Nähe von Helendale steht Hook. Der mit den Augen. Aus dem Pixar-Disney Film „Cars“. Zumindest ist es ein naher Verwandter. Es gibt so manche „echte“ Hooks an der Route 66. Wer auch immer den echten hat. Who knows? Gleich nebendran steht „the real thing“. Hallo? Nix drin in der Box. Und Motoröl brauchen wir auch nicht.
Gelegentlich kreuzen wir die Schienen. Mal mit, mal ohne Schranken. Das hier ist in Daggett. Schon mal gehört? Grins. Ihr müsst halt die 66 entlang fahren.
Wir kommen in Barstow an. Ist gerade mal Nachmittag. Tatsächlich haben wir diese Nacht vorgebucht. Im Best Western, wo wir mal schnell einchecken. Wir können ein paar Punkte gut gebrauchen. Standesgemäß wäre ja das Route 66 Motel gewesen. Beim nächsten Mal werden wir dort nächtigen. Und jetzt?
Wir haben noch Zeit, also auf nach Newberry Springs zum Bagdad Cafe. Das wird unser erster Besuch an diesem 66 Klassiker und wahrhaftig nicht der letzte.
Wer den Film„Out of Rosenheim“ kennt, der kennt auch das Bagdad Cafe. Denn dort wurde er gedreht. Dort haben die Sägebrechts, Pounders, Palances und Co. ihre Show abgezogen. Der Film ist ein echter Knaller. Ein sehens- und- hörenswertes Road Movie. In 2013 steht das Motel noch, inzwischen wurde es abgerissen. Das Schild ist erhalten. Macht sich gut im Licht des späten Nachmittags. Wir haben es auch im Morgengrauen fotografiert, bei Dunkelheit und und... aber das war später. Im Cafe ist tote Hose. Nobody around. Immerhin steht einer hinterm Tresen. Zwei Bier. Bud Light (ja,ja.... aber man kann es trinken, wie Wasser).
Nebenan kann man sich die Reste einer alten Tankstelle anschauen. Komplett mit antiken Zapfsäulen. Wie blöd, dass ein Zaun davor ist. Wenn man den beim Knipsen vermeiden will, muss man auf‘s Autodach. Ellen macht so was. Und eigentlich ist der Zaun gar nicht so schlecht. Der hindert nämlich die zwei Burschen hier, ihre Zähne anzuwenden.
Zurück also nach Barstow, der Tag war lang genug. Der Himmel wird langsam dunkelgelb bis orange. Wir knipsen Sonnenuntergang mit Schwerverkehr.
Und das Neon vom Route 66 Motel natürlich. Morgen früh sind wir wieder da und fotografieren die Oldtimer im Hof im Morgenlicht. Bis dahin.
Best Western Desert Villa Inn, Barstow